Predigt zu Titus 2, 11-14 für die Christvesper 2015 in Lützschena - Helge Voigt Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und von dem Herrn Jesus Christus. Amen. Lasst uns in der Stille darum beten, dass wir Gottes Willen verstehen. Stille Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und ein Wort für unser Herz. Amen. Liebe Gemeinde, Die Verhältnisse sind kompliziert. Heute und damals auch. Sie sind anstrengend. Wie wenig hat unsere weihnachtliche schöne Stimmung mit den Verhältnissen damals zu tun. Da ist Maria. Ein Mädchen. Eine Jugendliche. Sie war wohl kaum älter als 14 Jahre. Sie war einem Mann versprochen worden, dem Josef. Das war damals so. Heute wäre das für uns zurecht ein Skandal. Da ist Maria. Ein Mädchen. Eine Jugendliche. Sie war wohl kaum älter als 14 Jahre. Sie war einem Mann versprochen worden, dem Josef. Das war damals so. Maria wurde schwanger. Was nun? Der Engel, der Maria erschienen war, sagt, dass alles mit Gottes Willen zu tun hat. Die Pläne Gottes sind heftig für Maria. Es wird Probleme geben. Dass eine Jungfrau ein Kind bekam klingt wie ein Betrug. Es ist Aufsehen erregend. Dass wir Christen aber daran festhalten, ist vernünftig. Es kommt darauf an, was es bedeutet. Denn diese Botschaft steht ganz bewusst entgegen unserer Erfahrung und Vernunft. Und die besagt, dass es die männliche Potenz braucht, um ein Kind zu zeugen. Gott aber macht einen zärtlichen Neuanfang ohne männliches Potenzgehabe. Das Prinzip der Stärke wird zärtlich aufgelöst. Damals stehen Frauen wie Maria dafür. Heute sind es auch Frauen, die die Machtfragen stellen. Es ist keine Frage des Geschlechts mehr, wer regiert, wer sich durchsetzt und wer Truppen schicken kann. Gott setzt in Bethlehem ein Zeichen gegen die Macht der Starken. Es gilt die Kraft des Zerbrechlichen. Die der Zuwendung bedürfen kommen zu ihrem Recht. Dass eine junge Frau ein Kind bekommt wird für uns ZUR ALLES ENTSCHEIDENDEN BOTSCHAFT. Und die Verhältnisse sind kompliziert. Sie bleiben es in jeder Generation bis heute. Wir haben in dieser Christvesper kein klassisches Krippenspiel gesehen. Unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden haben zusammen mit Herrn Jahn und Pfarrer Wee das Spiel entwickelt. Sie haben nachgedacht, diskutiert und geprobt. Hergekommen ist ein Spiegel unserer Lebensumstände. Wir hörten Interviews. Schwangere unserer Zeit. Paare, die heute anzutreffen sind. Eine hatte zu zeitig Sex. Kaum zu glauben, dass sie mit dem Erzeuger des Kindes zusammen bleiben wird. Ein anderes Paar hat sich auf alles vorbereitet und überlegt nun, wie sie ihr Kind optimal fördern können. Ein weiteres Paar ist gleichgeschlechtlich. Sie leben unter uns, ganz unaufgeregt. Und ein Ehepaar ist aus Syrien. Deren Heimat ist ganz nah dran an der ursprünglichen Weihnachtsstätte, dem Stall von Bethlehem. Ja, die Verhältnisse sind und sie waren kompliziert. Maria musste sich anhören, dass für sie kein da Platz ist. Das Lukasevangelium sagt es so (Lk 2, 7): „…Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ Doch die Gefährdeten, Maria und Josef, blieben zusammen. Besser als schutzlos der Kälte ausgesetzt zu sein, ist, zusammen zu bleiben. Und der Stall für die Tiere reicht als Zuflucht. Die Geburt ihres Kindes lässt alles andere unwichtig erscheinen. Unfreundliche Leute - vergessen. Herzlose Einheimische dort in Bethlehem - unbedeutend. Der Staub der Straße, die Mühsal der Berge und der Schmutz im Stall - das spielt jetzt keine Rolle. Denn das Seufzen und Glucksen eines Neugeborenen erfüllt den Stall. Die Bibel sagt, es hat sich damit alles für uns geändert. So schreibt Paulus später an Titus (2, 11): „Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen…“ Liebe Gemeinde, Heilsames passiert zu Weihnachten. Heilung ist möglich in komplizierten Verhältnissen. Diese Heilung geht von Gott aus. Sie speist sich durch die Weisheit, die uns Menschen von ihm gegeben ist und sie kommt durch Menschen in die Welt. Alles das liegt im Symbol der Geburt des Christkindes. Und, nicht zu vergessen, tiefreichende Liebe! Es ist die heilsame Botschaft des zärtlichen Neubeginns. Keine heile Welt. Aber Frieden und tiefgehende Freude in den jetzigen Gegebenheiten. Was meine ich damit? Hier ein Beispiel. Als ich vor einigen Tagen jemanden in Lützschena grüßte, da sagte mir dieser Mann: „Sie lachen immer und mir geht es schlecht.“ Ich holte Luft, dann konnte nicht anders und sagte wie aus dem Bauch heraus: „Und ich habe Krebs. Ich hatte zwei Tumore.“ Er merkte auf. Wir unterhielten uns. Ich bin dankbar für jeden Tag. Ihm fällt das schwer, denn er lebt allein. Es gibt so viel Schwieriges, was uns entgegen kommt, was uns prägt. Das alles sind die komplizierten Verhältnisse. In denen müssen wir leben. Und manchmal nimmt uns Gott heraus und zeigt uns mehr. Gerade auch mit diesem schönen Fest, mit Weihnachten. Jeden Tag, kann ich mein Herz dafür offen halten. Das ist nicht schwer, wenn ich begreife, dass Gott alles Machtgehabe und die Eitelkeit ablegt. Gott zeigt uns, dass im Kinderlachen und in der Bedürftigkeit eines Säuglings mehr Weisheit liegt als wir uns träumen lassen. Die Krippe ist gutes Symbol dafür. Liebe Gemeinde, nach Gottes Willen soll uns das prägen, was damals in Bethlehem geschehen ist. Paulus sagt es etwas altertümlich, dass uns diese Botschaft in Zucht nimmt, also erzieht. Die einen hören so etwas ohne sich zu stören. Wer sich aber an dem Gedanken stört, dass uns etwas disziplinieren soll, dem sei in Erinnerung gerufen, was das ist: „zärtliche Gnade, tiefer Frieden, heilsame Liebe“. Alles das kommt von Gott in unsere schwierigen Verhältnisse. Ich bin froh, dass Sie und Ihr heute wieder in die Christvesper gekommen sind. Man kann es nicht oft genug sagen, dass Weihnachten etwas mit wohltuender Freude zu tun hat. Und wenn sie heute noch vom Vorbereitungsstress überdeckt ist, dann zaubert uns Karl Valentin, der berühmte Komiker, ein Lächeln auf die Lippen, wenn er sagt: „Wenn die stille Zeit vorbei ist, dann wird es auch wieder ruhiger!“ Amen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen. Gebet für die Christvesper 2015 (VELKD) Ewiger Gott, wunderbares Kind im Stall von Bethlehem. Sieh auf die Kinder, die in diesen Tagen geboren werden, jedes ein Wunder, verletzlich und zart. Ewiger Gott, du kleines Kind ohne Zuhause. Sieh auf die Kinder, die in diesen Tagen auf der Flucht sind, jedes ein Zeichen der Hoffnung, schutzlos und preisgegeben. Ewiger Gott, von den Gesetzen der Kaiser und Statthalter verfolgt. Sieh auf die Mächtigen dieser Tage, der Weisheit bedürftig und angewiesen auf deinen Rat. Ewiger Gott, von Maria geboren. Sieh auf alle Mütter und Väter, die ihre Kräfte für ihre Kinder hergeben, mit Liebe und Sorge, erschöpft und begeistert. Ewiger Gott, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Sieh auf alle Bedürftigen und Schwachen, angewiesen auf Hilfe, auf Gerechtigkeit hoffend. Ewiger Gott, gewärmt vom Atem eines Ochsen und eines Esels. Sieh auf deine Schöpfung, voller Schönheit, verwundet und gefährdet. Ewiger Gott, mitten in der Nacht von den Hirten gefunden. Sieh auf alle, die in diesen Festtagen arbeiten, für uns und für andere. Ewiger Gott, von den Engeln gerühmt. Sieh auf deine weltweite Kirche, in tausend Sprachen dich besingend und voller Hoffnung. Wir bitten dich: erhöre uns und alle, die in diesen Festtagen zu dir beten. Vater unser… Amen.