Okuli Möckern, Gemeindesaal mit Chorprojekt am Samstag, dem 22.3.2014 um 17:00 Uhr und Wahren, Gnadenkirche am Sonntag, dem 23.3.2014 um 10:30 Uhr mit Abendmahl zuerst Fürbitte für Helga Brunner, geb. Ziegler nach Frieden und Gerechtigkeit. Schicke ihn zu allen, die über Krieg und Frieden entscheiden in Russland, Europa und Amerika. Schick ihn an alle Orte, an denen sich Gewalt und Hass ausbreiten. Wir rufen dich an: Hab Erbarmen und hilf! Fürbitten für den 3. Sonntag der Passionszeit: Okuli Schon immer warst du barmherzig, Gott, schon immer waren die Deinen dir nah. Hab Erbarmen, denn du bist barmherzig. Schicke deinen Engel aus, Gott, und hilf. Schicke ihn zu denen, die in Angst und Schrecken sind. Wir sind fern, doch dein Engel kennt den Weg zu den Kindern in Syrien, zu den Menschen im Süd-Sudan, in Nigeria und in Somalia, zu den Missbrauchten und Verschleppten. Wir rufen dich an: Hab Erbarmen und hilf! Schicke deinen Engel zu denen, die sterbensmüde und hungrig sind. Dein Engel kennt die, die am Leben verzweifeln, die an der Ungerechtigkeit irre werden, die am Ende ihrer Kräfte sind. Wir rufen dich an: Hab Erbarmen und hilf! Schicke deinen Friedensengel zu den Mächtigen mit ihren Plänen und ihren Interessen. Dein Engel kennt die Sehnsucht der Menschen Schicke deinen Engel zu denen, die sich um ihre Nächsten sorgen, die um das Leben ihrer Angehörigen fürchten, die krank sind. Dein Engel kennt das Schicksal der verschwundenen Flugpassagiere. Dein Engel tröstet in Ungewissheit und Trauer. Wir rufen dich an: Hab Erbarmen und hilf! Schicke deinen Engel zu deiner Gemeinde, zu allen, die dich in dieser Passionszeit suchen. Lass nicht zu, dass Streit deine Kirche entzweit. Dein Engel kennt die Fragen und Hoffnungen deiner weltweiten Kirche. Er rührt uns an und schickt uns auf den Weg, damit wir dir begegnen. Wir rufen dich an: Hab Erbarmen und hilf! Auf Christus schauen wir. Er ist unser Friede. Er versöhnt die Welt. Ihm vertrauen wir uns und deine Welt an. Wir tun das gemeinsam mit den Worten, die Jesus seine Jünger zu beten gelehrt hat: Vater unser … Predigt von Pfarrer Helge Voigt zu 1. Kön. 19, 1-13a Liebe Gemeinde, angesichts eines solchen sehr eindrücklichen Bibeltextes an den barmherzigen Gott zu glauben, fällt mir nicht leicht. Der Bibeltext aus dem ersten Buch der Könige scheint denen Recht zu geben, die Angst vor Gottes Strafe und Gericht haben und die deshalb alle Feinde vernichtet sehen wollen. Denn Elia, der Prophet Israels, hat vor reichlich 2800 Jahren die Priester einer konkurrierenden Religion mit dem Schwert hingerichtet. Ein wahres schreckliches Blutbad. Die Bibel berichtet von 450 Baalspriestern, die Elia am Bach Kischon ermordete. Deshalb, weil ihr Opfer von ihrem Gott nicht angenommen worden war. JHWH aber, hatte das Opfer Elias angenommen. Nun kann man sich beim Hören unseres Abschnitt dahin retten, dass man sagt: Gott kam dann aber sehr sanft zu Elia im „stillen sanften Sausen“ (1. Könige 19, 12 f.). Und ich bekenne, dass mir eine solche Auslegung sehr gefallen würde. Man kann sich dann überlegen, dass Elia vielleicht ein falsches Verständnis von Gott gehabt habe. Und man kann als Beweis diese Symbolik der Theophanie, der Gotteserscheinung, nehmen. Gott war nicht im Wind und nicht im Erdbeben. Er war nicht im Feuer. In den mächtigen Urgewalten der Erde war Gott nicht. Aber dann kam er im stillen sanften Sausen. Ein schönes Bild. Sehr sympathisch. Wenn man sich aber das Umfeld unseres Predigttextes ansieht, dann kann man diese Deutung vergessen. Liest man nur wenige Verse weiter, dann erfährt man, dass Gott in dieser sanften Stimme Brutales ansagt. Er sagt Elia, dass er den aramäischen König Hasael mit einer Militärmacht von außen gegen Israel schicken wird. Und von innen werden Jehu und Elisa mit dem Schwert ein Blutbad am Volk anrichten. Und zwar an denen, besonders aus der Oberschicht, die den JHWH-Kult verlassen haben oder versucht haben beides zu verbinden, den Glauben an den einen Gott und den an Baal. Ich zitiere Vers 18: „Gott spricht: Und ich will übriglassen siebentausend in Israel, alle Knie, die sich nicht gebeugt haben vor Baal, und jeden Mund, der ihn nicht geküsst hat.“ Was ist das für ein Gott? So frage ich mich. Und ich möchte gern mit Euch in die Geschichte zurück gehen, um zu verstehen, was hier berichtet wird. Gerhard von Rad, ein ausgewiesener Experte für das Alte Testament, hat geschrieben: „Die damalige Kriegsführung ging .. grundsätzlich auf die totale Vernichtung der Völker aus, oft genug aber gelang die völlige Ausrottung eines Gegners doch nicht; dann blieb eben ein Rest. So rühmen sich die altorientalischen Großkönige, sonderlich die der Assyrer, oft genug, daß ihre Vernichtungsstrategie bei dem jeweils bekriegten Volk keinen Rest gelassen habe … Das Schicksal dieses Restes war allermeist elend genug; er war zur völligen politischen Bedeutungslosigkeit verurteilt, wo er sich nicht zerstreute, fliehen musste oder verhungerte.“1 Auch Israel lebt im Zeitgeist dieser Epoche. Der Gott, den Elia hört, redet im Sinne eines solchen altorientalischen Königs. Die Härte ist damit völlig klar. Die Barmherzigkeit Gottes kommt leise herein. Was war geschehen? Die Zeit, in der Elia als Prophet wirksam wurde, war gezeichnet davon, dass der Glaube an den einen Gott Israels schwächer wurde. Da politische Bündnisse mit den Nachbarvölkern geschmiedet wurden, akzeptierte man auch deren Religionen. Das wiederrum führte dazu, dass wohl eher das Landvolk noch JHWH dienten. Viele vereinten 1 Gerhard von Rad: Theologie des Alten Testaments, Band II, München 1961, S. 35 einfach mehrere Kulte. Das belegen archäologische Funde. Es war für viele kein Problem neben JHWH auch anderen Göttern zu dienen. genug, die Bibel kritisch zu lesen und nicht so zu tun, als könne man alle Bibelzitate gleichwertig verwenden. Damals stand die Frage nicht, ob es die anderen Götter überhaupt gäbe, sondern eben nur die Frage, wem man diene und welche Gottheit mächtiger sei. Es ist eine gute evangelische Tradition in Jesus Christus den Schlüssel zum Verständnis der Bibel zu sehen. Mir ist bei Jesus immer wieder eindrücklich wie ernsthaft und ehrfurchtsvoll er mit dem Glauben an den einen Gott umgeht und wie freundlich er den Menschen ist. Hart wird er gegen sie, wenn sie selbst zu anderen hart sind oder wenn sie Gott verehren wollen, die Rechte anderer aber mit Füßen treten. Und hier ist die Botschaft Gottes durch Elia eindeutig und gnadenlos. Man kann nur JHWH dienen und nicht gleichzeitig anderen Göttern. Ein Abfall vom Glauben wird mit dem Tod bestraft. Ich zitiere wieder Gerhard von Rad: „Die Tötung der Baalspriester war keineswegs der Akt einer Rache oder eines Fanatismus, zu dem sich Elias Leidenschaft hatte hinreißen lassen. Es ist mit Recht darauf hingewiesen worden, daß Elia nur ein uraltes, inzwischen freilich weithin vergessenes amphiktyonisches Recht praktiziert hat, demzufolge auf jede Form des Abfalls von Jahwe die Todesstrafe stand: `Wer anderen Göttern opfert, der soll vom Leben zum Tode gebracht werden´ /Ex. 22 19). Noch das Deuteronomium hält, 200 Jahre nach Elia, an dieser Rechtsordnung fest (Dt. 13 7-12); es rechnet sogar mit der Möglichkeit, daß ganze Städte geschlossen dem Jahwekult absagen, und setzt für diesen Fall die äußerste Strafe aus, nämlich die der `Bannung´, die völlige Ausrottung alles Lebenden (Dt. 13 13 ff.).“2 Liebe Gemeinde, wer heute vor der Radikalität des Islam erschrickt, der muss das auch wissen. In der Geschichte des Judentums und somit auch in unserer eigenen Glaubenstradition steckt ein solcher Zündstoff. Für mich Grund 2 Ebda S. 31f. Liebe Gemeinde, wir hören mit dem heutigen Predigttext ein Gottesverständnis aus einer Zeit, in der Gottes Volk sich in einer brutalen Welt behaupten musste. Innere Feinde und äußere Feinde mussten bekämpft werden. Eine blutige Logik. Sie führt uns die Ernsthaftigkeit vor, wenn wir glauben wollen. Die Botschaft ist: Gott lässt sich nicht zusammen mit anderen Gottheiten verehren. Und er lässt sich nicht spotten. Wie auch immer die anderen Götter heißen mögen, die Dinge also, die mich von Gott ablenken. Wir werden aufgerufen ihnen nicht den ersten Rang im Leben einzuräumen. Mir geht es aber so, liebe Gemeinde, dass ich das weniger aufgrund einer Strafdrohung kann, sondern aufgrund von Vertrauen. Die Barmherzigkeit, die wir heute so gern verkünden, auf die wir auch selbst bauen, ist ein wertvolles Geschenk. Keine billige Gnade, sondern für mich sehr kostbar. Christus ist dafür bis in den Tod gegangen. Und so vertraue ich auf Gottes Barmherzigkeit und bitte ihn um Ernsthaftigkeit für unseren Glauben. Dass wir Dinge lassen, die uns von IHM wegführen und das miteinander tun, womit wir Ihm die Ehre geben können. Was kann das sein? Führt uns hier unser Predigttext doch weiter? Einige Beobachtungen dazu: Ein Engel rührt Elia an, als er ganz am Boden ist. Er versorgt ihn mit Essen und spricht ihn an. Dann kommt der Engel wieder und bleibt an ihm dran. Er weist Elia den Weg, nachdem er geschlafen hat. Das ist die stille Kraft Gottes, die Menschen in Trauer und Depression aufrichten kann. Am Ende spricht mich diese stille Kraft des einen Gottes doch sehr an. Wenn wir sie vernehmen, dann soll sie uns dazu dienen, dass wir Gott lieben und andere genauso, wie uns selbst. Darin, so sagt Jesus, werden die Gesetze und die Propheten erfüllt (Mt 22, 34-40). Amen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen.