Forum September 2016 Privatisierung von Kantonsspital und Psychiatrie? Die Zürcher Regierung will das Winterthurer Kantonsspital und auch die Psychiatrie IPW in Aktiengesellschaften umwandeln und damit beide verstärkt der betriebswirtschaftlichen und renditeorientierten Logik unterstellen. Zunächst wird der Kanton zwar Alleinaktionär bleiben, doch soll die Regierung befugt werden, bis zu 49% der Aktien in eigener Kompetenz an Private zu verkaufen. Dies wird erst dann möglich sein, wenn der Betrieb guten Gewinn erwirtschaftet und Dividenden bezahlen kann. Bei einer Aktiengesellschaft wird deshalb die Rentabilität der Dienstleistungen sofort im Zentrum stehen. Volkswirtschaftliche Überlegungen oder öffentliche Interessen an Diensten, die weniger rentabel sind, treten in den Hintergrund, so zum Beispiel an der Geriatrie oder den ambulanten und teilstationären Angeboten der Psychiatrie. Schon heute, in der Form der selbständigen öffentlich-rechtlichen Anstalt, wirtschaftet das Kantonsspital sehr erfolgreich und liefert Überschüsse an den Kanton ab. Mehr unternehmerische Freiheiten, etwa für zusätzliche Kooperationen, Neubauten oder grosse Anschaffungen, sind wünschenswert. Sie könnten wohl auch mit der jetzigen Struktur erweitert werden. Die öffentliche Aufsicht und die politische Kontrolle sollten jedoch beim Kanton bleiben, denn der stationäre Bereich wird zu einem wesentlichen Teil über Steuergelder finanziert. Zu unserem hervorragend ausgebauten Gesundheitswesen haben heute alle Zugang. Ob nach einer Privatisierung der medizinischen Grundversorgung das breite Angebot so bleibt, ist eine wichtige Frage bei der Neuregelung von Entscheidungs- und Steuerungsbefugnissen. Wollen wir wirklich die Tendenz verstärken, dass in der Medizin nur noch das gemacht wird, was rentiert und nicht das, was wirklich nötig ist? Wollen wir, dass uns die Pflegenden mit der Stoppuhr versorgen, oder dass sie auch noch Zeit für ein Gespräch haben? Kritik wurde laut, weil gewisse Operationen und Behandlungen zu oft und zum Teil mit fragwürdiger Begründung durchgeführt werden. Die kantonsrätliche Kommission hat sich mit einer Mehrheit für die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft ausgesprochen, der Kantonsrat wird demnächst darüber debattieren. Die Grünen stellen sich klar gegen die Privatisierung. Sie möchten die Oberaufsicht des Parlamentes im Bereich der medizinischen Grundversorgung stärken. Kommen sie damit nicht durch, ist ein Referendum angekündigt. Tragen wir Sorge zu unserem Gesundheitswesen! Alfred Weidmann, Weinländer Grüne Partei Document1 13.09.16