Fabian Otto, Politikwissenschaften LK BAK 6 Österreichs politisches System und die EU 3.Semester 25.11.2014 Wineroither, David M.; Kitschelt, Herbert (2012): "Die Entwicklung des Parteienwettbewerbs in Österreich im internationalen Vergleich" [193-196] Einleitung Der politische Wettbewerb lässt einen Markt mit Angebot und Nachfrage entstehen dessen zentraler kollektiver Akteur die politische Partei ist. Seit den 1970er Jahren hat sich der Wettbewerb der Parteien um die Wählerstimmen sowohl in Bezug auf Wahlpräferenzen als auch inhaltliche Programmatiken drastisch verändert. In Österreich fand ein Übergang von einem sehr stabilen Parteiensystem mit sozialdemokratischer Hegemonie, hin zu einem fragmentierten Vielparteiensystem in den letzten Nationalratswahlen statt. Die österreichische Konkordanzdemokratie der Nachkriegszeit zeichnete sich durch eine kompromissorientierte Elitenpolitik mit vergleichsweise wenigen gesellschaftlichen Konfliktlinien aus. Österreich zeichnet sich durch eine hohe parteienstaatliche Prägung, klientelistische Netzwerke und eine quasi-institutionalisierte große Koalition. All diese Faktoren schlagen sich durch eine hohe Anzahl von Parteimitgliedern und einer relativ großen Identifikation mit den politischen Fraktionen nieder. Die klientelistischen Bemühungen der österreichischen Parteien sind im internationalen Vergleich überdurchschnittlich effizient. [196-204] Klientelistische Bindungen Die parteiliche Postenbesetzung im Staatssektor erfolgt in Österreich nach dem Proporzsystem das dem wesentlichen Misstrauen und auch der Dominanz der beiden Großparteien entsprang. Die gesamtökonomischen Kosten des Klientelismus wurden anhand der massiven Krise des verstaatlichten Sektors Mitte der 1980er Jahre deutlich und führten Österreich auf ein ähnliches Mittelmaß des Klientelismus zurück, wie es auch in einigen anderen Ländern wie Belgien, Irland Spanien, Portugal oder den USA vorherrschte zurück während Experten in Italien, Griechenland oder Japan eine unveränderte Situation statuiert sehen wollen.Die in den 1980er Jahren vorbereitet und unter der schwarz-blauen Regierung intensivierte umfassende Privatisierung vormals staatlicher Unternehmen dürfte in Österreich wohl mitverantwortlich für dieses Phänomen sein. [202-204] Mitgliederzahlen und Organisationsgrad der Parteien, ist in Österreich mit mehr als einer Million Parteimitglieder (17,27 % der Wahlberechtigten; Stand 2008) extrem hoch. Während FPÖ und Grüne in der Erhöhung ihrer Mitgliederzahlen kein explizites Ziel sehen, trachten SPÖ und ÖVP nach einer breiten Verankerung in der Gesellschaft. [204-210] Programmatische Bindung und die Herausbildung von Wählerpräferenzen Die berufliche Einbettung beeinflusst die Herausbildung von Parteipräferenzen. In Österreich fand in der Nachkriegszeit eine Ablöse der Industrie durch den Dienstleistungssektor als primäres Tätigkeitsfeld statt und erzeugte so einen Anstieg der semi- bis hochprofessionalisierten Berufe. Dies Ausdifferenzierung der Präferenzen verbreitet die Parteienvielfalt und erweitert den Programmwettbewerb um eine sozioökonomische und soziokulturelle Dimension. Die Herausbildung des Wohlfahrtsstaates lässt sich wie in Deutschland, Japan und Frankreich durch die Zusammenarbeit sozialdemokratischer und christlich-sozialer Parteien und der Abwesenheit relevanter liberaler Kräfte erklären. [210-215] Wahlverhalten unter soziodemographischen und kulturellen Gesichtspunkten Alles in allem ist eine nachdrückliche Entfremdung der ehemaligen Kernwählerschichten der beiden Großparteien zu beobachten. Ein beträchtlicher Teil der Arbeiter kehret der SPÖ den Rücken zu während die ÖVP bei Selbständigen und Gewerbetreibenden an Boden verlor. Die zunehmende Fabian Otto, Politikwissenschaften LK BAK 6 Österreichs politisches System und die EU 3.Semester 25.11.2014 Wineroither, David M.; Kitschelt, Herbert (2012): "Die Entwicklung des Parteienwettbewerbs in Österreich im internationalen Vergleich" Zentralisierung der großen Parteien ist unter anderem verantwortlich für den Stimmenzuwachs für links und rechts im Parteienspektrum. Speziell die stark vertreten populistische Rechte ist eine Spezifikum der österreichischen Parteienlandschaft. [216] Merkmale des österreichischen Parteienwettbewerbes im internationalen Vergleich Das Profil der Bindung von Wählern an Parteien weicht nur in wenigen Bereichen deutlich von den restlichen westlichen Wohlstandsdemokratien ab. Der Stimmenanteil der catch all Parteien hat sich in den letzten 30 Jahren halbiert. Veränderte Präferenzen und ein adaptiertes programmatisches Parteiangebot haben neue, nachhaltige Allianzen entstehen lassen. Die Abkehr der sozialdemokratischen Kernwählerschaft und deren Hinwendung zur FPÖ kann mithilfe der politischen Ökonomie erklärt werden: Die Dynamik des Parteienwettbewerbes führt zu einer hohe Bedeutung sozikultureller und sozioökonomischer Konflikte bei denen der FPÖ das überdurchschnittlichste Lösungspotential zugeschrieben wird.