Das Weindorf feiert sich Die Schaffhauser Gastgemeinde Wilchingen gestaltete die Bundesfeier im Gossauer Fürstenlandsaal mit. (Bild: Urs Jaudas) Die Gäste kommen aus dem «Chläggi», sprechen den Laut «ei» nur selten aus und sind stolz auf ihr Dorf. An der Bundesfeier in Gossau war die Gemeinde Wilchingen zu Gast. Mit ihr kamen Musik und Poesie in den Fürstenlandsaal. DOMINIK BÄRLOCHER GOSSAU. In der Mitte hängt das Schweizer Kreuz, rechts davon der Gossauer Lindwurm. Und auf der linken Seite des Flaggen-Arrangements im Gossauer Fürstenlandsaal sehen Gäste an der Bundesfeier ein Wappen, das eine Pflugschar mit Tatzenkreuz zeigt. Es ist das Wappen der Gastgemeinde Wilchingen. Und am Abend des 31. Juli lässt sich das 1700-Seelen-Dorf in Gossau hochleben. Die Fürstenländer bekommen an der Bundesfeier Poesie, Musik, Folklore und eine Gespenstergeschichte aus dem schaffhausischen Klettgau zu hören. Dubai, London, Kuwait, Gossau Die Gäste wollen nichts dem Zufall überlassen. Zwei Stunden bevor der Abend beginnt, stehen die Musikerinnen und Musiker der Bürgermusik Trasadingen auf der Bühne und stimmen ihre Instrumente. Neben den Musikern steht eine junge Frau in Sommerkleid und mit Handtasche: Lisa Stoll. Die 17jährige Alphorn-Solistin hat sich international einen Namen gemacht, sie spielt ihr Instrument wie keine zweite. Im Normalfall trägt sie aber Tracht. In diesem Outfit hat Lisa Stoll bereits Konzertbesucher in der Schweiz, in Kuwait, in England und in Dubai beeindruckt. Während der Probe aber läuft noch nicht alles koordiniert ab. Da und dort klingt ein Instrument zu laut und als der Dirigent das Lied ausklingen lässt, bläst Lisa Stoll noch schnell einige Töne auf dem Instrument, das wesentlich grösser ist als sie selber. Derweil nehmen die ersten Gäste ihre Plätze vor der Bühne ein. Der Reiz der ländlichen Idylle Ein Klavier erklingt. Der Pianist spielt Lieder aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, darunter Rosemary Clooney's «Sway». Dazu sehen die Gossauerinnen und Gossauer im Saal Bilder aus der Heimat der Gäste. Wilchingen präsentiert sich als ländliche Idylle. Viele Bilder zeigen grüne Wiesen. Ein kleiner Wasserfall wird spektakulär in Szene gesetzt. Das Dorfleben wird später in einem kurzen Dokumentarfilm zweier Wilchinger Schülerinnen unterstrichen. In kurzen Interviews mit Bewohnern des Dorfes zeigen sie die Vorzüge ihrer Heimat auf: Sonntagsmärkte, die Zusammengehörigkeit im Dorf, der Wein. «Zwaa Dörfer, aa Gmaand» Einen Einblick in die Sprache des Klettgau – von seinen Bewohnern «Chläggi» genannt – verschafft der Autor und Dichter Hans Ritzmann. Nicht nur stellt er Dichter und Schreiber aus der Geschichte der Gemeinde vor, sondern erzählt auch eine der Geschichte im Dialekt. Auffallend dabei ist, dass im Schaffhauser Dialekt der Laut «ei» nicht zu existieren scheint. Das Motto der beiden Gemeinden Wilchingen und Osterfingen lautet denn auch «Zwaa Dörfer, aa Gmaand». Das «ei» wird in den meisten Fällen durch das Doppel-A ersetzt. Dafür setzt sich Ritzmann als Präsident des Mundartvereins Schaffhausen ein. Und er unterhält die Gossauer. Alphorn mit Feuerwerk Um etwa 21.45 Uhr betritt Lisa Stoll erneut die Bühne. Diesmal in Tracht. Doch kaum beginnt sie mir ihrem Alphornspiel, knallt und blitzt es vor dem Fenster des Saales. Die ersten Feuerwerke werden gezündet. Vor dem Saal tummeln sich Kinder und Junggebliebene. Der Duft von Schiesspulver liegt in der Luft, Vulkane sprühen Funken, Kinder wedeln bengalische Zündhölzer und Raketen knallen am Himmel; die Gossauerinnen und Gossauer feiern ihre Heimat.