32 Lydia Steinmassl Young Science: Neue Wege für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule ›Bildung beginnt mit Neugierde.‹ Peter Bieri, Philosoph © Martin Gössinger, Goethe-Gymnasium Arbeitstreffen im Projekt ›Rohstoffe und ihre Endlichkeit‹ Neu ist die Themenplattform für vorwissenschaftliche Arbeiten und Diplomarbeiten. Auf www.young science.at/themenplattform finden Jugendliche Themenanregungen für die vorwissenschaftliche Arbeit oder Diplomarbeit. Hierfür präsentieren Wissenschaftler/innen und Unternehmen Themen, ausgehend von einem aktuellen Forschungsprojekt, die in einer Arbeit aufgegriffen werden können. Damit Jugendlichen der thematische Einstieg leichter fällt, geben die Forscher/innen auch Literatur-Tipps und weiterführende Links zum Beispielprojekt an. Durch regelmäßig von Young Science organisierte Netzwertreffen können darüber hinaus neue Kontakte geknüpft und Ideen für die Zusammenarbeit weiterentwickelt werden. Die nächste Möglichkeit zur Vernetzung bietet sich beim Sparkling Science-Kongress, der am 17. November 2014 unter dem Motto ›Wissenschaft mit der Gesellschaft – Perspektiven für die gemeinsame Forschung mit Jugendlichen‹ in der Akademie der Wissenschaften in Wien stattfinden wird. © BG/BRG Gmünd Seit 2011 ist Young Science, das vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) initiierte und finanzierte Zentrum für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule, bei der OeAD-GmbH angesiedelt. Die Netzwerk- und Serviceplattform informiert über zahlreiche Initiativen an dieser Schnittstelle. Darüber hinaus führt Young Science zusehends auch eigene Projekte durch, wie etwa die Initiative ›Gemeinsam für nachhaltige Entwicklung – The Future We Want‹, die Schüler/innen und Wissenschaftler/innen ermöglichte, gemeinsam zum Thema Nachhaltigkeit zu forschen. Schüler/innen des BG/BRG Gmünd bei der Einführung in die Thermografie. The Future We Want – Young ScienceProjekte zum Thema Nachhaltigkeit cenverknappung und Klimaforschung in Österreich im Schulhalbjahr 2013/14. Über 700 Schülerinnen und Schüler haben sich 2013 und 2014 innerhalb der Initiative ›Gemeinsam für nachhaltige Entwicklung – The Future We Want‹ aktiv mit aktueller Nachhaltigkeitsforschung in Österreich auseinandergesetzt. Durch die vom BMWFW geförderten Projekte gelang es, auf beeindruckende Weise die Vielfalt der derzeit in Österreich stattfindenden Forschung auf dem Gebiet sichtbar zu machen. Die Gesamtinitiative, die von Young Science abgewickelt wurde, setzte sich aus drei Modulen zusammen: Eine Praktika-Initiative wurde 2013 umgesetzt, zwei Projekte mit den Schwerpunkten Rohstoff- bzw. Ressour- Bereits im Sommer 2013 wurden 100 vierwöchige Praktika gefördert, in denen Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren in verschiedensten wissenschaftlichen Einrichtungen, die im Bereich Nachhaltigkeit forschen, eng mit Wissenschaftler/innen zusammen arbeiteten. Am Ende des Praktikums verfassten alle Jugendlichen einen Bericht, in welchem sie, ausgehend von den Forschungen der Einrichtung, auch eigene Anregungen und Wünsche an die Zukunft formulier- © Martin Gössinger, Goethe-Gymnasium 33 Abschlussveranstaltung des Projekts ›Rohstoffe und ihre Endlichkeit – The Future We Want‹ am 19. Mai 2014 im Naturhistorischen Museum ten. Eine Jury wählte hiervon die 25 besten Praktikumsberichte, welche in einer eigenen Publikation mit dem Titel ›Gemeinsam für nachhaltige Entwicklung – Zukunftsvisionen von Schüler/innen und Wissenschaftler/innen‹, herausgegeben von Hubert Dürrstein, Geschäftsführer der OeAD-GmbH, und Petra Siegele, Leiterin des Bereichs Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule, veröffentlicht wurden. Präsentiert wurde diese im Rahmen der feierlichen Abschlussveranstaltung der Initiative am 13. Januar 2014 im Kuppelsaal der TU Wien. Was verbindet ein Autowrack mit Stadtbergbau? Von September 2013 bis Mai 2014 nahmen Schüler/innen der 7. und 8. Klasse des Wiener Goethe-Gymnasiums in ihrem Projekt mit dem Titel ›Rohstoffe und ihre Endlichkeit‹ 15 Rohstoffe – von Erdöl/Erdgas über den Boden als endliche Ressource bis hin zu den sogenannten Seltenen Erden – genauer unter die Lupe. Sie gingen dabei unter anderem folgenden Fragen nach: Wie knapp sind diese Rohstoffe? Wie lange können sie noch wirtschaftlich tragbar abgebaut werden? Welche Alternativen gibt es und welche sozialen und umweltrelevanten Probleme gehen mit der Nutzung dieser Rohstoffe einher? Unterstützung erfuhren die Schüler/innen sowohl von der Allianz nachhaltiger Universitäten in Österreich als auch von Wissenschaftler/innen und Mitar- beiter/innen des Naturhistorischen Museums Wien (NHM). Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere Wissenschaftler/innen verschiedener Universitäten und Forschungseinrichtungen, die zu jeweils einem oder mehreren Rohstoffen arbeiten, interviewt. Als eines der Ziele des Projekts wurde im Naturhistorischen Museum ein Forschungspfad konzipiert, der anhand der ausgewählten Exponate eine Brücke von den Objekten der ausgestellten Rohstoffe hin zur aktuellen Nachhaltigkeitsforschung schlägt. Damit sich Jugendliche und/oder Schulklassen auch weiterhin näher mit dem Thema befassen können, wurden darüber hinaus Lehrmaterialien entwickelt. Diese enthalten zusätzliche Lernobjekte, in Form von Links zu InfoVideos, Kreuzworträtseln u. a., die von Schüler/innen für Schüler/innen der Sekundarstufe 2 erarbeitet wurden. Gleichzeitig wurde eine Broschüre erstellt, die auch als kostenfreies PDF zum Download auf den Webseiten der beteiligten Projektpartner bereit steht. Noch bis Ende des Jahres bietet das NHM Führungen durch den Forschungspfad an. Von Honigbienen, Bikesharing & Co: Klimaforschung in Österreich Ebenfalls im Schulhalbjahr 2013/14 forschten sechs Schulen, die 2012 mit dem Young Science-Gütesiegel ausgezeichnet wurden, in klassen- und fächerübergreifenden Projekten zu Fragen des Klimawandels, seinen Auswirkungen sowie möglichen Strategien der Anpassung und Minderung der Folgen. Die Schulprojekte waren eng mit aktuellen Forschungen des Climate Change Center Austria verknüpft und leisteten so einen Beitrag zur österreichischen Klimaforschung. Die Forschungsbeiträge waren sehr vielfältig: Sie reichten von Expert/innen-Interviews im Projekt ›Mensch im Wandel‹ (Höhere land- und forstwirt- schaftliche Schule in Ursprung, kurz HLFS Ursprung) über Felduntersuchungen auf ausgewählten Wiesenstandorten im Wienerwald zu Veränderungen in der Artenzusammensetzung von Tiergesellschaften (PG/ PRG Sacré Coeur Pressbaum) bis hin zur begleitenden Forschung bei der Schulbausanierung der BRG Gmünd hinsichtlich klimarelevanter Parameter. Dass die Jugendlichen dabei durchaus relevante Forschungsbeiträge leisteten, zeigte u. a. das Projekt des Akademischen Gymnasiums in Graz. Dort untersuchten elf Jugendliche mittels selbst entworfener Fragebögen neue, klimafreundlichere Mobilitätskonzepte für die Stadt Graz und deren Akzeptanz in der Grazer Bevölkerung. Als Beispiel diente hierfür ein bestehendes Bikesharing-Angebot. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Akzeptanz bei den Befragten nicht sehr hoch war. Vergleichend wurde ein gut funktionierendes Bikesharing-Angebot der Stadt Nizza (Frankreich) analysiert, um Verbesserungen bzw. Anpassungsmaßnahmen für das stadteigene Konzept vorschlagen zu können. Ein weiteres Forschungsprojekt – mit überraschendem Ergebnis – wurde von Schüler/innen der Sir Karl Popper Schule in Wien durchgeführt. Im Ergebnis des Projekts ›Temperaturtoleranzbereich von Honigbienen‹ zeigte sich, dass entgegen der ursprünglichen Hypothese die Stoffwechselrate der untersuchten Honigbienen bei steigenden Temperaturen nicht zunahm, sondern – im Gegenteil – nahezu linear abnahm. Es ist daher zu befürchten, dass eine globale Erwärmung für die Honigbienen einen zusätzlichen Stressfaktor bedeuten würde, was angesichts der bereits vielfältigen vorhandenen Belastungen möglicherweise nicht abschätzbare Risiken bedeuten könnte. Die erhobenen Daten und Projektergebnisse aller Projekte wurden in abschließenden Berichten zusammengefasst und den jeweiligen Wissenschaftler/innen am Ende des Schuljahres von den Jugendlichen, meist 34 in Form einer CD-Rom, zur Verfügung gestellt. Höhepunkt des Projekts war eine gemeinsame Abschlussveranstaltung am 12. Juni 2014 in der Wirtschaftsuniversität Wien. Nach einer einführenden Keynote von Sigrid Stagl, WU Wien, präsentierten alle sechs beteiligten Schulen ihre Ergebnisse. Die Jugendlichen des PG/PRG Sacré Coeur Pressbaum hielten für ‚ihren‘ Wissenschaftler noch eine besondere Überraschung bereit: Sie hatten eine riesige Wespenspinne und eine Gottesanbeterin aus Pappmaché gebastelt. Eine schöne und bleibende Erinnerung an die Untersuchungsobjekte des Projekts. Sparkling Science-Kongress 2014 Unter dem Titel ›Wissenschaft mit der Gesellschaft – Perspektiven für die gemeinsame Forschung mit Jugendlichen‹ lädt das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) herzlich zum Sparkling Science-Kongress 2014. Ausgehend von aktuellen Forschungsprojekten bietet der Kongress Raum, um über interessante und innovative Aspekte der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Bildung, aber auch über Wissenschaftskommu- NEU! www.youngscience.at/themenplattform nikation unter Einbindung der Gesellschaft und Responsible Science, zu reflektieren. Im Zentrum des Kongresses steht die Keynote des bekannten Genetikers Markus Hengstschläger, der ausgehend von diesem Themenkomplex die Herausforderungen und Chancen für die Zukunft beleuchtet. Ebenso spannend verspricht das daran anschließende Finale des 1. Sparkling Science-Slam zu werden, der Jugendlichen ermöglicht, über die Inhalte ihrer Sparkling Science-Projekte auf der Bühne zu performen. Der Nachmittag bietet Raum zum Austausch von neu geförderten, laufenden und abgeschlossenen Projekten. Als Höhepunkt und Abschluss des Kongresses verleiht das BMWFW bereits zum zweiten Mal das Young ScienceGütesiegel für Forschungspartnerschulen. Damit werden jene Schulen, die nachhaltig etablierte, wissenschaftlich anspruchsvolle Forschungsarbeiten vorweisen können, vor den Vorhang geholt und für ihre Pionierleistungen ausgezeichnet. Sparkling Science Kongress: 17. November 2014, ab 10:00 Uhr, Akademie der Wissenschaften, Doktor-Ignaz-Seipel-Platz 2, 1010 Wien Weitere Informationen und das Anmeldeformular finden Sie in Kürze online unter: www.youngscience.at/veranstaltungen Themenplattform für vorwissenschaftliche Arbeiten und Diplomarbeiten www.youngscience.at/themenplattform Young Science Zentrum für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule 1010 Wien | Ebendorferstraße 7 | www.youngscience.at infopoint Ein Projekt des www.youngscience.at