WIE ÜBERLEBEN PRINTMEDIEN HEUTE? EINLEITUNG Seit langer Zeit sind Printmedien Bestandteil des menschlichen Lebens. Sie haben sich jahrhundertelang verändert, die Hauptaufgabe ist aber gleich geblieben: Menschen zu informieren. Seit der Einführung des Internets erscheinen neue Formen von Medien, die sich an die Stelle traditioneller Medien drängen. Infolgedessen stellt sich die Frage, wie die Zeitungen heute überleben. MERKMALE HEUTIGER PRINTMEDIEN ➢ Leserbindung Heutzutage wird öfter als früher die Frage gestellt, ob der Leser sich für die gedruckte Zeitung bzw. die Zeitschrift entscheidet, denn früher gab es keinen so starken Wettbewerb in diesem Bereich. Menschen lasen und glaubten, was in der Zeitung stand. Die Zeitungen waren die wichtigsten Informationsquellen für die Gesellschaft. Früher war der Leser von den Zeitungen abhängig, heute ist die Zeitung vom Leser abhängig. Herr Bublies, Chefredakteur des Augsburg Journal und der Neuen Sonntagspresse unterstrich, dass die Leser nicht so berechenbar seien. In diesem Zusammenhang ist es heute wichtiger als früher zu verstehen, was der Leser möchte, was er interessant findet und wie er bequemer Informationen erhalten kann. Diese Kernaspekte entscheiden heute über das Überleben der Zeitungen. Zu diesem Zweck versuchen Zeitungsverlage, verschiedene Umfragen und Studien durchzuführen. Manche kaufen die Daten bei externen Quellen, wie es bei der Augsburger Allgemeinen passiert. Laut Frau Krogull, Journalistin der Augsburger Allgemeinen, kostet es aber viel Geld, ca. 300.000 Euro pro Jahr. Manche sammeln die Informationen selbst, so zum Beispiel das Augsburg Journal oder Presstige. Das Wichtigste ist, dass die Zeitungen heutzutage versuchen, Informationen über die Leser und deren Präferenzen herauszufinden, um sich besser auf sie einstellen zu können. Diese Veränderungen der Präferenzen werden in der Zeitung reflektiert. Alle Zeitungen sind bereit, den Inhalt so weit wie möglich zu verändern, um dem Lesergeschmack zu entsprechen. Sie probieren, inhaltliche Neuerungen einzuführen, und nicht immer sind sie erfolgreich. Herr Bublies teilte mit, dass Sudoku im Augsburg Journal ein erfolgreiches Novum gewesen sei. Aber auf zwei andere Rubriken habe man verzichtet, weil sie unbeliebt gewesen seien. In diesem Zusammenhang kann man über die Themenveränderungen sprechen. Im Großen und Ganzen bleiben die allgemeinen Themen ähnlich: Politik, Lokalnachrichten, Sport und Kultur. Gleichzeitig wird die Tendenz sichtbar, dass sich Leser jetzt meistens für Dinge wie z.B. Wohnung, Hausgestaltung, Gesundheit und Freizeit interessieren, also für Themen, die die Leser unmittelbar betreffen. Laut Frau Krogull hat dagegen das Interesse an globalen und abstrakten Themen wie beispielsweise Politik abgenommen. Nicht nur Inhalte, sondern auch die Optik sollen auf die Leserschaft eingestellt werden. Qualitativer Inhalt soll mit angemessener Optik ergänzt werden. Um die Informationen besser mitzuteilen, benutzen die modernen Zeitungen optischpsychologische Regeln wie zum Beispiel mehr farbenfrohe und informative Bilder, weil die gedruckte Zeitung heute nicht nur Informationen mit sich bringen soll, sondern auch ein Mittel des Genusses im Alltag ist. Um den Leser außerdem nicht in die Irre zu führen, werden Positionsmerkmale für PR-Texte und bezahlte Anzeigen benutzt, beispielsweise Rahmen. Eine neue Herausforderung für die Zeitungen und Zeitschriften ist, das junge Publikum zu erreichen. In der Zeit der neuen Medien verringert sich die Popularität der gedruckten Ausgaben beim jungen Publikum. Zu diesem Zweck entwickeln Verlage spezielle Produkte, zum Beispiel A-You, ein Ableger des Augsburg Journal. Die Augsburger Allgemeine hat ebenfalls zwei spezielle Projekte. ➢ Leben mit dem Internet In der Zeit der neuen Medien wird es immer schwieriger für die Zeitungen und Zeitschriften, noch gedruckt zu erscheinen. Es gibt so viel Wettbewerb im Internet, was den Hauptgrund darstellt, weshalb es für sie heute so kompliziert ist, zu überleben. Gedruckte Ausgaben seien Tradition, meinte Herr Bublies. Sie seien immer noch sehr wichtig für die älteren Leute, aber in 10 oder 15 Jahren würden die Zeitungen nur noch online existieren. Solche Schlussfolgerungen hat die Mehrheit der Interviewpartner gemacht. Das klingt im Übrigen ziemlich logisch, denn das Internet bietet eine interaktive Kommunikationsplattform, auf der man nicht nur die Artikel lesen kann, sondern sie gleichzeitig auch besprechen und eine Meinungen äußern kann. Printmedien hatten nie solche Möglichkeiten. Andererseits kann man gedruckte Ausgaben nicht mehr verändern und nichts mehr herausnehmen. Das funktioniert aber mit Online-Versionen, das ist laut Herrn Kapfer der prinzipielle Unterschied. Man darf auch nicht vergessen, dass das Internet wesentlich schneller ist. Daher werden die wichtigen Artikel erst online gestellt und dann ins gedruckte Heft genommen. Wenn etwas kurz vor Redaktionsschluss passiert, versuchen die Zeitungen, schnell zu reagieren, aber nicht immer gelingt ihnen das. So gibt es zunächst nur die Chance, diese Nachrichten online zu veröffentlichen. Soziale Netzwerke spielen auch eine wichtige Rolle für die Zeitungen. Die Leserschaft im Internet unterscheidet sich sehr von der Leserschaft, die die gedruckten Ausgaben wählt. Wie Herr Müller betonte, würden sich Online-Leser mehr für den Inhalt interessieren als die Leser der gedruckten Ausgabe. Herr Müller sagte außerdem, dass die Online-Leser genau wüssten, was sie finden wollen. Außerdem müsse sich die Online-Version mehr auf visuelle Wahrnehmung einstellen, zum Beispiel durch Fotogalerien. Zeitungen, die nur E-Paper veröffentlichen, verlieren aber an Interaktion mit den Lesern. Es gibt keine eindeutige Antwort, ob das Leben in den Redaktionen seit der Einführung des Internets einfacher oder schwieriger geworden ist. Herr Bublies ist der Meinung, heutzutage sei das Internet ein Muss, ohne gehe gar nichts mehr. Einerseits gibt das Internet einen unmittelbaren Zugang zu allen Informationen, man kann schnell herausfinden, welche Ereignisse in der Welt passieren. Außerdem erleichtert sich dadurch die alltägliche Arbeit. Man kann schnell herausfinden, wie man ein Wort richtig schreibt, mit anderen Journalisten in Kontakt treten oder sofort einen Expertenkommentar bekommen. Andererseits verbreiten sich Informationen schneller, das heißt, dass jeder etwas veröffentlichen kann. So wird es komplizierter, in diesem Informationsstrom der Erste zu sein, der etwas veröffentlicht. Gleichzeitig ergeben sich viele zusätzliche Aufgaben und Anforderungen für die Zeitungen: Zum Beispiel müssen die Informationsquellen überprüft werden, außerdem muss man sich um Social Media, Marketing und Monitoring kümmern. In diesem Zusammenhang unterscheidet sich die moderne Redaktionsarbeit von der früheren. Heute ist es wichtig, ein universaler Journalist zu sein, das heißt alle Aufgaben von der Recherche und den Interviewterminen bis hin zu Layouts und Korrektur selbst zu erledigen. Für die Redaktion macht es im Übrigen keinen Unterschied, ob der Artikel online oder auf Papier gelesen wird. Das Hauptziel ist nur, die Leser zu erreichen. Daher ist eine der neuen Anforderungen, immer flexibel zu sein. Im Laufe der Zeit könnten die Zeitungen so völlig ins Online-Format umgewandelt werden. ➢ Werbung Die Werbung ist heute Bestandteil aller Zeitungen und Zeitschriften. Es gibt keine gedruckte Ausgabe, die keine Werbung beinhaltet, weil sie die Hauptquelle der Finanzierung aller Printmedien ist. Außerdem erhalten die kostenpflichtigen Zeitungen und Zeitschriften auch Geld durch den Verkauf, wie es beim Augsburg Journal und der Augsburger Allgemeinen der Fall ist. Es existiert auch die Möglichkeit, Abos abzuschließen, aber das spielt keine so wichtige Rolle. Ansonsten haben Zeitungen keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten. Die Zeitungen in Augsburg haben keine besonderen Kriterien für die Werbungsauswahl, aber natürlich darf nichts Beleidigendes und Extremistisches gedruckt werden. Was den Platz für die Werbung betrifft, so kann der Kunde ihn selbst wählen. Aber jede Zeitung versucht, möglichst unabhängig von den Werbepartnern zu bleiben. Was die Herausgeber angeht, so üben diese im Prinzip keinen Einfluss auf Zeitungen und Zeitschriften in Augsburg aus. Was sagen unsere Gesprächspartner dazu? Herr Kapfer sagte, die Neue Szene habe wenige Abonnenten. Die Leute würden Abos abschließen, um nicht nach der Zeitschrift suchen zu müssen, sondern sie in ihren Briefkasten geliefert zu bekommen. Herr Kapfer gab zu, seine Zeitschrift sei sehr abhängig von Werbung. Das Augsburg Journal und die Neue Sonntagspresse finanzieren sich auch durch den Verkauf des Journals. Es gebe auch Abos für die gedruckte und die OnlineVersion, auch würden andere Finanzierungsmöglichkeiten existieren, so zum Beispiel der Verkauf des Weihnachtsbuchs und Extra-Blätter. Sie sind frei von Werbung. Laut Herrn Müller, dem Chefredakteur von Presstige, hat sein Magazin weniger Werbung im Vergleich zu den anderen Printmedien. Ja, sie sei hilfreich, aber die Zeitschrift könne durch zu viel Werbung an Glaubwürdigkeit verlieren. Viel Werbung störe die Zielgruppe, die aus Studenten bestehe. Frau Pfeilstetter merkte an, die Stadtzeitung Augsburg sei eine kostenlose Wochenzeitung, weil die Leute nicht dafür bezahlen würden. Sie böten kein Abo für die gedruckte Ausgabe an, jedoch gebe es Seiten auf der Webseite, die kostenpflichtig sind. Frau Krogull sagte, dass die Augsburger Allgemeine kostenpflichtig sei und sich durch den Verkauf der Zeitung und der Abos finanziere. ENTWICKLUNGSRICHTUNGEN Wie haben sich populäre Printmedien in Augsburg verändert? Was für eine Entwicklungsrichtung haben sie? Das Hauptziel der Zeitungen ist, weiterhin gedruckt und gelesen zu werden. Laut Herrn Bublies hat sich beim Augsburg Journal und bei der Neuen Sonntagspresse viel verändert: Nicht nur die Schrift und der Titel, sondern auch einige Themen, so z.B. Wohnen oder Fitness. Ansonsten spielen die neuen Medien jetzt eine sehr wichtige Rolle. Herr Müller meinte, dass das Hochschulmagazin Presstige vor allem auf die neuen Medien setze und das auch seine Gründe habe. Webseiten seien billiger und hätten mehr junge Leser, deswegen müssten sie als eigenes Produkt und nicht als Beiwerk dienen. Was den Inhalt betrifft, habe Presstige vor, kritischer zu werden. Die weiteren Pläne bestünden darin, die Artikel kürzer zu machen, mehr Links, Videos und Bilder zu verwenden sowie zur Not auf gedruckte Ausgaben zu verzichten. Herrn Kapfer zu Folge hat die Neue Szene seit der Gründung vor 25 Jahren viele Veränderungen erlebt. Die Zeitschrift sei professioneller geworden, genauso wie die Journalisten. Außerdem hätten sich die Themen verändert. In der Zukunft möchten sie vor allem überleben und Teil des Medienmarkts bleiben. Die gedruckte Version sei wichtig, weil es immer noch viele Leser gebe, die Papiermagazine anfassen möchten. Zusätzlich müsse sich die Onlineversion aber auch entwickeln, da diese heutzutage immer wesentlicher werde. Allgemein zweifle er, ob die gedruckte Zeitung in der näheren Zukunft schon verschwinden wird. Frau Krogull sieht das Hauptziel der Augsburger Allgemeinen darin, auch in Zukunft gelesen und gedruckt zu werden. In einer Zeit, in der die Leute eine Tasse Espresso einer Zeitung vorziehen, sei es noch schwieriger geworden, als gedruckte Zeitung zu überleben. Die Leute, die die Papierseiten berühren und den Duft der frisch gedruckten Zeitung mögen, existierten noch. Es gebe noch solche Menschen, die Gedrucktes dem Internet vorzögen, obwohl das unfassbar klinge. Frau Pfeilstetter zufolge hat die Stadtzeitung Augsburg ein ähnliches Vorhaben: Man wolle die Internetseite ausbauen und auf dem Printmarkt bleiben, obwohl es schwieriger werde. Jedoch liege die Stärke der Stadtzeitung Augsburg in den Leserreportern, die viel nützliches Material anböten. Jeder, der gute Artikel schreibe und gute Fotos mache, könne Leserreporter werden. Freie Mitarbeiter seien ein untrennbarer Teil jeder Zeitung, deswegen beabsichtige die Stadtzeitung Augsburg, ihr Leserreporternetz zu verstärken und zu erweitern. SCHLUSSFOLGERUNG Die aktuelle Situation auf dem Medienmarkt in Augsburg sieht folgendermaßen aus: Der Medienmarkt ist unter den großen Verlagen aufgeteilt. Um stärker zu werden, versuchen sie ihre Tätigkeiten zu diversifizieren und etwas Neues einzuführen. Trotzdem sind diese Projekte nicht immer erfolgreich. Das Lokale ist für die Augsburger sehr wichtig. Jede Zeitschrift und Zeitung macht diesen Aspekt zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit. Den Meinungen unserer Interviewpartner zu Folge macht sie das besonders für die Leser. Frau Pfeilstetter, Stellvertreterin des Redaktionsleiters der Stadtzeitung Augsburg, bemerkte, dass das Potenzial ihrer Zeitschrift in den lokalen Themen liege. Laut Frau Krogull von der Augsburger Allgemeinen kaufen viele Leute ihre Zeitung wegen des Lokalteils. Die Marketingabteilung hat heute bei den Verlagen eine zunehmende Bedeutung. Sie übernimmt teilweise die Aufgaben der Redaktion, indem sie gewerbliche PR-Texte schreibt oder das Layout mit Werbeanzeigen gestaltet. Beispielsweise erzählte Frau Krogull, bei der Augsburger Allgemeinen mache man zuerst die Seiten mit der Werbung fertig, dann würden die Journalisten am Rest der Zeitung arbeiten. Zeitungen verbessern das Leben der Augsburger auch praktisch. Es gibt einige Beispiele dafür, wie ein veröffentlichter Artikel in der Tat etwas verändern konnte. Herr Kapfer, Redaktionsleiter der Neuen Szene Augsburg, erwähnte einen Artikel in seiner Zeitschrift, der von einer alleinerziehenden Frau handelte, die kein Familienticket für die Tram bekommen konnte, weil sie keinen Ehemann hatte. Nach der Veröffentlichung sei eine Korrektur im Gesetz durchgeführt worden. Frau Krogull erzählte von einer ähnlichen Situation in der Augsburger Allgemeinen. Eine Frau habe keine Arbeit gefunden und sei aus der Not heraus Schornsteinfegerin geworden. Wegen des Artikels habe sie dann eine andere Arbeit finden können. Außerdem sind heutzutage die freien Mitarbeiter ein sehr wichtiger Teil jeder Zeitung. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Erstens sind sie günstig für die Redaktion, weil sie kein fixes Gehalt bekommen. Ihr Honorar wird normalerweise pro Zeile oder manchmal pro Artikel berechnet. Frau Krogull merkte an, Arbeitskräfte seien heute teuer, und deswegen versuche man, Personal zu sparen. Zweitens kann eine Zeitung mit Hilfe von freien Journalisten gleichzeitig an mehreren Orten sein und über mehrere Ereignisse berichten. Fast alles, was die Augsburger Printmedien in den gedruckten Ausgaben veröffentlichen, wird auch online gestellt. Außerdem wird versucht, im Internet mehr Bilder zu verwenden und die Inhalte so attraktiver zu machen. Die Augsburger Allgemeine produziert zudem auch eigene Inhalte für die Webseite, die nicht gedruckt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Printmedien schrittweise ins Internet übergehen, ohne das sie schon jetzt nicht existieren können. Sie akzeptieren diese Tatsache und integrieren sich in den Bereich der neuen Medien, indem sie digitale Versionen anbieten. Außerdem versuchen sie durch spezielle, gezielte Projekte neue Zielgruppen zu erreichen. Autorinnen: Aida Dosmagambetova Anna Wilhelmi Oksana Herheliinyk Teodora Vasilovici