Unternehmen 9 4. November 2016 Influencer-Werbung: schmaler Grat Video Con Vienna bringt YouTube-Stars nach Wien Sie sind die neue Meinungselite im Netz. Damit Content der Influencer auf sozialen Netzwerken aber nicht als Schleichwerbung deklariert wird, gilt es klar geregelte gesetzliche Bestimmungen einzuhalten. Das Youtuber-Event findet im Rahmen der Vienna Comic Con statt. der? Klare Rechtslage Mit dem Aufkommen von sozialen Netzwerken sind völlig neue Kanäle entstanden, auf denen – wie über klassische Medien auch – Werbebotschaften verbreitet werden können. Soweit, so unproblematisch. Während aber für klassische Medien strenge Gesetze hinsichtlich der Kennzeichnungspflicht von Werbung gelten, werden Verstöße durch Influencer auf sozialen Netzwerken diesbezüglich nicht so rigoros geahndet. Das sei „wettbewerbsverzerrend“, sagt der Anwalt und Medienrechtsexperte Gerald Ganzger, denn „klassische Medien unterliegen einer strikten Aufsicht, der Influencer auf sozialen Netzwerken nicht unterliegen“. Nicht immer kennzeichnen Influencer bezahlte Inhalte auf sozialen Netzwerken. Und das, obwohl gesetzlich genau geregelt ist, was erlaubt ist und was nicht. Rechtlich gesehen sind bezahlte Inhalte, die von Influencern in welcher Form auch immer distribuiert und nicht als solche gekennzeichnet werden, Schleichwerbung und damit verboten. „Viele Influencer agieren in der Arbeit für Marken zu naiv“, so Bannert, „sie kennen teilweise den Unterschied zwischen Redaktion und Werbung nicht.“ Dabei sei die Differenzierung zwischen Redaktion und Werbung 92 % zunehmend auf sozialen Netzwerken getroffen werden“, sagt Kulakova. Eine Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen belegt: 92 Prozent der Menschen vertrauen auf Kaufempfehlungen aus dem direkten Umfeld – auch Influencer seien Teil dieses Umfeldes. Und das, obwohl Influencer heute gebucht werden können, wie ein 30-Sekünder im TV. Ob diese Kommerzialisierung nicht an der Glaubwürdigkeit kratzt? Schließlich ist Glaubwürdigkeit das Kapital, von dem Influencer letztlich leben. „Die Frage der Glaubwürdigkeit stellt sich täglich für jeden Influencer. Wer unbalanciert berichtet und nur Sponsored Posts macht, wird Follower verlieren. Das ist der Grund, warum sie keine Inhalte in ihrem Stream stellen können, die nicht ihrem Stil und ihrer Sprache entsprechen“, sagt Kulakova. Und auch Klinger sagt: „Ja, Influencer können gebucht werden. Allerdings werden diese nur für Produkte werben, die sie glaubwürdig auf ihrem Kanal vertreten können.“ Der Tenor der Experten am Kongress „Content Marketing 2016“ lautete: Eine Überhitzung des Marktes gebe es noch nicht. Für Robert ­Levenhagen, CEO des Bewertungsportals InfluencerDB, kommt der ganz große Boom erst noch, weil Influencer Marketing für eine komplett neue Mediennutzung stehe: „Und die werden die Leute, die heute 25 sind und kein Fernsehen mehr gucken, auch später nicht mehr ablegen.“ • Insgesamt werden rund 20.000 Gäste am 19. und 20. November in der Messe Wien erwartet, die mit ihren Webstars Zeit verbringen können, Autogramme holen, Selfies machen, sie persönlich kennenlernen und in einer Bühnenshow sehen. Warum das Phänomen Youtuber seit Jahren konstant Thema ist, online wie offline, versucht Sandra Thier, Gründerin des YouTube-Netzwerks „diego5“, zu erklären: „Die Influencer schaffen, was klassischen Medien oft nicht gelingt. Sie holen die begehrte junge Zielgruppe in ihrer Lebenswelt ab – und zwar auf Augenhöhe.“ Vor Ort werden das unter anderem die Youtuber Joanna Zhou von „Cute Life Hacks“, Venicraft, ‚Youtuber holen die begehrte junge Zielgruppe in ihrer Lebenswelt ab.‘ Sandra Thier, Gründerin diego5studios © Lisa Maria Trauer Celina Blogsta, Daniel von DATV sowie Dzeni vom YouTube-Kanal „Inspired by Dzeni“. Aus Deutschland reisen OG von Y-Titty, Chris Tezz und Ella TheBee an. Neben der Video Con Vienna sind Besucher ebenso Teil der Vienna Comic Con. Veranstaltet wird die Video Con Vienna von diego5 und der Reed Messe Wien. jhb ig, o I nfluencer Marketing hat Konjunktur. Kaum ein Medienkongress kommt heute ohne ein Podium aus, bei dem über dieses Thema gesprochen wird. Der Bedarf an Influencer Marketing generiert sich durch die Probleme, mit denen andere Formen der Onlinewerbung zunehmend zu kämpfen haben: Die Zunahme von Adblockern, die strikten SEORichtlinien Googles und die eingeschränkten Reichweiten in sozialen Netzwerken. Doch wo Lösungen, da auch neue Probleme. Die InfluencerSzene diskutiert aktuell verstärkt die geltende Rechtslage. „Die Branche wird ein Problem bekommen, weil man das Thema zu lax angeht“, sagte Matthias Bannert, CEO und Gründer der Influencer-Agentur bOOst.me, am vom deutschen Horizont im Oktober veranstalteten Kongress „Content Marketing 2016“. Doch an welche gesetzlichen Bestimmungen haben sich Influencer eigentlich zu halten? ganz einfach, erklärt Ganzger: „Kauft bekommt.“ Damit wolle man sowohl sich eine Bloggerin eine Handtasche den Influencern als auch den Werbeund schreibt darüber, ist das keine treibenden Rechtssicherheit geben. Werbung, sondern Meinungsäuße- „Ja, das machen sie“, antwortet auch rungsfreiheit. Lassen Werbetreibende Kristina Kulakova, Influencer Consuldieser Bloggerin aber eine geldwerte tant bei Virtual Identity Wien, auf die Leistung zukommen, damit sie über Frage, ob Influencer, mit denen die eine bestimmte Handtasche schreibt, Digitalagentur kooperiert, ihre Inhalist das Werbung.“ Werben Influen- te als Werbung kennzeichnen. cer für Produkte, „müssen sie diese Zunehmende mit Werbung, entgeltliche Kommerzialisierung Einschaltung oder An„Influencer Markezeige kennzeichnen“. ting verbreitet sich Diese gesetzliche Beim wahrsten Sinne stimmung tritt ausder Menschen vertrauen des Wortes so viral, schließlich dann in auf Kaufempfehlungen aus dass es einer InfluKraft, sobald ein Indem direkten Umfeld – auch enza gleichkommt“, fluencer für seine InInfluencer sind Teil dieses schrieb Jochen ­Kalka, halte eine „geldwerte Umfeldes. Chefredakteur des Leistung“ bekommt deutschen Branchenma– das kann Bargeld, das gazins W&V, vor wenigen können aber auch GutscheiWochen in seinem Leitartikel. Der ne oder Sachspenden sein. Grund dafür: Für Werbetreibende sind Influencer der Inbegriff von Die Vermittlerrolle Seitdem klar ist, welches enorme Po- Nähe und Glaubwürdigkeit. Sie getenzial Influencer für Werbetreiben- hören derselben Generation wie die de haben, schalten sich auch zuneh- Zielgruppe an, sprechen deren Spramend Agenturen und Multi-Channel- che und präsentieren Produkte in Networks als Vermittler ein. Neben authentischem Rahmen. Die große zahlreichen Agenturen – die Wiener Chance von Influencer Marketing sei Digitalagentur Virtual Identity ist eine es, „eine Zielgruppe zu erreichen, die davon – wurden im vergangenen Jahr man auf anderen Kanälen nicht erauch zwei Multi-Channel-Networks reicht hätte. Influencer sind die Popgegründet, die diesen Begriff beset- stars der heutigen Zeit und haben unzen. Im Frühjahr gründete Werber glaublichen Einfluss auf das VerhalRudi Kobza mit der ehemaligen RTL- ten der heutigen Jugend“, sagt Klinger. II-Nachrichtenfrau Sandra Thier die Hinzu kommt, dass Influencer ihre diego5 studios, mit Studio71 Vienna Zielgruppe fast ohne Streuverluste hat die ProSiebenSat.1-PULS 4-Grup- erreichen und „Kaufentscheidungen pe vergangenen Herbst das größte Multi-Channel-Network gegründet. Dass Agenturen und Multi-ChannelNetworks sich dazwischenschalten, ergibt auch aus rechtlichen Gründen Sinn, schließlich haben Influencer meist keine Businesserfahrung und Werbetreibende, die ihre Produkte abseits klassischer Kanäle bewerben wollen, wissen oft auch nicht über gesetzliche Bestimmungen Bescheid. Bei Studio71 Vienna ist man laut Projektleiterin Caroline Klinger in Bezug auf die Rechtslage sehr restriktiv: „Wir achten darauf, dass alle im Network unter Vertrag stehenden Influencer sich an alle rechtlichen Vorgaben halten. Das ist auch ein weiterer Vorteil für einen Influencer, in ein Network innerhalb einer großen Sendergruppe integriert zu sein, weil er dort rechtliche Betreuung in allen Belangen zur Verfügung gestellt Witz Bericht von Sandra Schieder MaSSnahmen Welche dieser Maßnahmen setzen Sie ein, um auf die eigenen Inhalte aufmerksam zu machen? Social-Media-Werbung 45 % Influencer Marketing 20 % PR/Media Relations 42 % Content Syndication, Republishing 18 % Suchmaschinenwerbung 41 % Content Ads, gesponserte Content Recommendations 17 % Klassische Onlinewerbung 35 % Native Ads in sozialen Medien, gesponserte Posts 22 % Online-Advertorials, gesponserte Artikel 21 % Naja, zugegeben: Etwas billig ist das schon, aber hingeschaut haben Sie. Und das könnte sich durchaus auszahlen. Wir sind ein verlässlicher, kompetenter und ideenreicher Partner, wenn es um Grafik, Text, Bild und Multimedia geht. Andere Maßnahmen 9% Keine [email protected] 01 595 24 74 15 % Quelle: Content Marketing Forum/Statista Unser Engagement geht weit – und weiter. Testen Sie uns!