Predigt über Matthäus 17, 1 - 9 vom 5. Februar 2017 gehalten von Pfarrer Martin Keller Lesung aus Matthäus 17, 1-9 Die Verklärung Jesu „Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus, den Jakobus und dessen Bruder Johannes mit und führt sie abseits auf einen hohen Berg. Da wurde er vor ihren Augen verwandelt, und sein Angesicht strahlte wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiss wie das Licht. Und siehe da: Es erschienen ihnen Mose und Elija, und sie redeten mit ihm. Da ergriff Petrus das Wort und sagte zu Jesus: Herr, es ist schön, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Während er noch redete, da warf eine lichte Wolke ihren Schatten auf sie, und eine Stimme sprach aus der Wolke: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Auf ihn sollt ihr hören! Als die Jünger das hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Da trat Jesus zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Als sie wieder aufblickten, sahen sie niemanden mehr ausser Jesus. Während sie vom Berg hinunterstiegen, gebot ihnen Jesus: Sagt niemandem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt worden ist. “ Predigt “(V)erklärung“ Liebe Gemeinde 1 diesen Text habe ich meines Wissens noch nie gepredigt. Mit biblischen Texten ist es wie mit Menschen, die einen mag man, anderen geht man lieber aus den Weg. Warum mache ich das jetzt trotzdem, wenn es mir doch Mühe macht? Zum einen kann man sehr schön zeigen, wie sehr das Neue Testament „antike“ Literatur ist - also aus einer ähnlichen Distanz gelesen werden muss, wie wir seinerzeit unseren Platon, Caesar oder Ovid gelesen haben. Das ist mir immer wichtig gewesen, dass der Zugang zu diesen Geschichten und Erzählungen über eine grosse Distanz erfolgt. Wir treten in eine uns fremde Welt ein. Zweitens weil die biblischen Texte über die Jahrtausende über eine lange Kette lebendiger und umstrittener Interpretation Vergangenes mit dem Gegenwärtigen verbinden und sich damals wie heute als Türöffner für eine visionäre Zukunft verstehen, sind sie lebendige Zeugen einer Wahrheit, die trotz ihrer Zeitbedingtheit über die Zeiten hinweg gültig bleiben wollen. Das hat mich an diesen Texten immer fasziniert: diese unmittelbare Lebendigkeit, auch wenn sie einem fremden Gewand daherkommen. Drittens befiehlt mir das Kirchenjahr, welches ich mehr oder weniger beachte, darauf Rücksicht zu nehmen, dass am heutigen Sonntag der letzte Sonntag der Weihnachtszeit ist, die nun zu Ende geht und in die Osterzeit hinüberführt. An sich ist das Fest der „Verklärung des Herrn“ auf den 6. August angesetzt, aber am letzten Sonntag des Weihnachtskreises soll ebenfalls daran erinnert werden. Es ist wie wenn das Kirchenjahr das weihnächtliche Lichtwunder noch einmal aufleuchten lassen möchte, bevor der Trubel der Narrenzeit uns in das ernste Dunkel der Fasten- und Busszeit schaufelt. Letztlich ist diese Erinnerung an die Verklärung Jesu wie ein letzter Brückenpfeiler, der das Weihnachtsfest mit seinem Kerzenschein mit dem Osterfest mit seinem lebendigen Licht verbindet. Das ist sinnvoll. Matthäus ist ein antiker Autor und er bedient sich der Erzähltechniken seiner Zeit wie die anderen Schriftsteller im römischen Reich auch. Er hat einen jüdischen Hintergrund und ist auch in der jüdischen Erzähltechnik bewandert. Die Rabbiner haben schon lange begriffen, dass man nicht immer nur erklären oder analysieren muss, sondern auch erzählen, damit man den Zuhörer oder Leser mitnimmt und zum Verstehen führt. Jesus hat es auch so gemacht: anstatt zu diskutieren und zu streiten, erzählte er lieber eine Geschichte. So wie man Kindern etwas besser nahebringen kann, wenn man es in eine Erzählung verpacken kann, was sie sonst nicht verstehen. Matthäus bedient sich nun beider Erzähltraditionen - der normalen antiken und der besonderen der Rabbiner. 2 „Und nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus, den Jakobus und dessen Bruder Johannes mit und führt sie abseits auf einen hohen Berg. „Nach sechs Tagen“ also wohl am siebten Tag erinnert unwillkürlich an die Schöpfungsgeschichte. In sechs Tagen hat Gott die Welt geschaffen, am siebten Tag brach Gottes Sabbat an - eine Chiffre für unsere Welt, in der Gott abwesend ist. Er ruht. Darum geht auf dieser Welt so zu, wie es zugeht. Gott wird erst eingreifen, wenn der Sabbat zu Ende und der achte, der neue Schöpfungstag angebrochen sein wird. Jesus, in dessen Menschlichkeit Gott irdische Gestalt angenommen hat, ist der Anbruch dieses achten Tages. In Jesus hat das Neue bereits begonnen. Darum führt er einige seiner Jünger quasi an das Ende der alten Welt, um sie im Wunder seiner Verklärung den Anbruch und denn Beginn einer neuen Schöpfung sehen zu lassen. Jesus nimmt nicht alle zwölf Jünger, sondern nur jene, die das Wunder auch ertragen können. Alle wären davon überfordert gewesen. Es sind jene Jünger, die nach Jesu Tod und Auferstehung den innersten Kern der jungen Kirche bilden werden. Da legt sich eine Erinnerung an die Mosegeschichten nahe. Als Mose die Zehn Gebote empfing, durfte er nur Josua mitnehmen, alle anderen mussten zurückbleiben. Zudem muss nicht alles an die Oeffentlichkeit. Gewisse Dinge, gerade besonders wichtige, verlieren ihren Wert, wenn sie ausgebreitet werden. Meistens wird es ja nicht oder dann falsch verstanden, verdreht und zerredet und dann können sie ihre Wirkung nicht entfalten. Ein Sicherheitskonzept etwa verliert seine Wirkung, wenn alle Welt weiss, wie es funktioniert. Jesus führt sie abseits - er unterstreicht damit noch einmal, dass jetzt etwas kommt, das nicht für alle bestimmt ist. So wie man in jungen Jahren mit seinem Schatz auch abseits gegangen ist, auf den Lindenhof in der Dunkelheit, um sich näher zu kommen, ohne dass es die ganze Welt sieht. Der „hohe Berg“ ist ebenfalls eine typische Chiffre, die nicht nur in der Bibel vorkommt sondern auch in der übrigen antiken Literatur. Der Berg ist ein Signal dafür, dass jetzt Wichtiges verkündigt wird. So steigt Mose auf den Berg Sinai, um von Gott die Zehn Gebote zu erhalten. Der Prophet Elia steigt später ebenfalls auf den gleichen Berg, um sich in einer Höhle vor dem bösen König Ahab zu verstecken, der ihm nach dem Leben trachtet, wo er dann seine Gotteserscheinung erlebt. Jesus steigt auf den Berg, um seine berühmte Bergpredigt zu halten - kurz in der Bibel ist der Berg Symbol dafür, wo ein Lehrer oder Prophet auftritt, der etwas verkündet. „Da wurde er vor ihren Augen verwandelt, und sein Angesicht strahlte wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiss wie das Licht.“ 3 Wieder ein solches Signal, ein „topos“ wie man das nennt, ein „Gemeinplatz“, der in die Erzählung wie ein Versatzstück eingesetzt wird, welches selber spricht, ohne dass man es erklären muss. Ein Lichtwunder zeigt immer die Nähe von etwas Göttlichem an. Das muss nicht näher erklärt werden. Als Mose nach dem Goldenen Kalb zum zweiten Mal auf den Berg steigen musste, um die Steintafeln zu erneuern, welche er im Zorn zertrümmert hatte, ereignete sich ebenfalls ein Lichtwunder: „Als Mose vom Berg Sinai herabstieg - und Mose hatte die beiden Tafeln des Zeugnisses in der Hand, als er vom Berg herabstieg -, da wusste Mose nicht, dass die Haut seines Gesichts strahlend geworden war, während er mit ihm redete. Aaron aber und alle Israeliten erblickten Mose, und sieh, die Haut seines Gesichts strahlte. Da fürchteten sie sich davor, ihm nahe zu kommen.“ 2. Mose 34, 29-30 Die Parallele liegt auf der Hand. Man sieht, wie Matthäus gearbeitet hat, nämlich wie ein Rabbiner, der seine Erzählung, den Midrasch, mit Anspielungen aus der Thora spickt, um quasi auf einer höheren Ebene mitzuteilen, dass wir in Jesus einem zweiten Mose begegnen, dem Bringer des neuen Gesetzes der Liebe und den Stifter des neuen Bundes mit Gott. Das Gleiche stellt man auch bei der Weihnachtserzählung fest, wo Matthäus ganz stark mit solchen Elementen arbeitet. Da gibt es ebenfalls ein Lichtwunder mit dem Stern von Bethlehem oder dem Lichterglanz über dem Stall in der Version des Lukas. Ausserhalb der biblischen Welt kommen solche Lichterscheinungen vor etwa bei Vergil, der die Geburt des Kaisers Augustus mit einem Lichtwunder schmückt. Es kommt auch in späteren Erzählungen vor, etwa bei der Gründung des Klosters Kappel am Albis, wo die Mönche ein Licht sahen, wo noch nichts war, und es als Fingerzeig Gottes deuteten, hier ihr Kloster aufzubauen. Oder beim Fraumünster, wo es ein Hirsch mit einem leuchtenden Geweih war, der den beiden Königstöchtern den Weg zeigte an den Ort, wo heute das Fraumünster steht. Man muss nicht darüber streiten, ob das möglich war oder nicht, sondern man weiss jetzt, dass das Lichtwunder lediglich ein Stilmittel war, welches häufig verwendet wurde. Ja, auch die heutige Unterhaltungsindustrie spielt mit solchen Lichteffekten: der Saal liegt im Dunkeln und das helle Licht strahlt erst dann auf, wenn der grosse Star da ist. Da denkt auch niemand an möglich oder unmöglich, 4 sondern versteht von selber, was die Regie einem mitteilen möchte: Hier ist sie, deine grosse Lichtgestalt! „Da ergriff Petrus das Wort und sagte zu Jesus: Herr, es ist schön, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“ Wieder ist es Petrus, der eifrigste der Jünger, der sich in seinem Drang zu handeln, immer wieder verrennt und nicht versteht, worum es geht, weshalb er der am meisten gescholtene Jünger Jesu war. So begreift er jetzt auch nicht, wo ihm die Begegnung mit dem absolut Unverfügbaren zuteil wird, dass er diesen Augenblick nicht festhalten kann. Er will diesen göttlichen Zwischenruf, wenn man dem so sagen kann, sozusagen „einhausen". So wie Doktor Faust bei Goethe, der mit dem Ausruf: „O Augenblick verweile, du bist so schön.“, endgültig dem Teufel in die Krallen fällt. Das ist ja das Wesentliche an der Begegnung mit Gott in dieser gottfernen Welt, dass es allein Gott ist, der über seine Nähe oder seine Abwesenheit bestimmt und dass der Moment seiner Nähe immer unverfügbar bleiben wird. Es ist wie mit der Liebe. Die kann man nicht erzwingen, dass sie kommt, und nicht aufhalten, wenn sie geht. Oder die wirklich wichtigen Momente im Leben. Die sind auch nicht planbar und es kommt erst im Nachhinein aus, dass jene flüchtige Begegnung mit der jungen Dame am Turnfest oder dem smarten Freund des Bruders, die entscheidende Begegnung mit der grossen Liebe war. Oder wenn ein junger Mensch für seinen Wunschberuf keine Lehrstelle findet und sich dann für die zweit- oder drittbeste Lösung entscheiden muss. Dann ist er im ersten Moment schon traurig und enttäuscht und merkt vielleicht erst viel später, dass diese Enttäuschung ein Glücksfall war, weil er dadurch auf den richtigen Weg gebracht wurde und er eine gute Berufswahl getroffen hat. Auch das ist unverfügbar und stellt sich erst nachher heraus. Gegenüber Gott ist das noch viel extremer: Was ist denn der Mensch, dass er sich einbildet, Gott zu „behausen“ - und damit zu kontrollieren und verfügbar zu machen?! Nein, Petrus irrt sich und wird gleich von höchster Stelle wieder an seinen Ort zurückgestellt: in die irdische Wirklichkeit. Gott selber greift ein. Die beiden Gestalten des Mose und Elias, gewissermassen die Kronzeugen für die Göttlichkeit Jesu, verschwinden unter Gottes Einspruch. Sie dienten ja nur dazu, als biblische Gewährsleute für die Echtheit des Wunders der Verklärung zu bürgen. Sobald das göttliche Licht aus Jesus selber leuchtet, sind sie überflüssig geworden und sie verschwinden, wie sie erschienen sind. 5 „Während er noch redete, da warf eine lichte Wolke ihren Schatten auf sie, und eine Stimme sprach aus der Wolke: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Auf ihn sollt ihr hören!“ Es braucht schon eine göttliche Erklärung für das Geschehen. Die ganze Erscheinung dient dazu, Jesus als Gottes Sohn einzusetzen. Jesus steht in besonderer Nähe zu Gott, er spricht und handelt in Gottes Autorität und Macht und bewirkt unter den irdischen Bedingungen, was im Himmel sein wird: Liebe, Freiheit und Leben in ewigem Licht in Gottes Gemeinschaft. Von uns aus kann man das aus eigener Einsicht oder Erfahrung weder behaupten noch sagen. Darum bestätigt Gott selber, was die Jünger erleben. Und wieder kommt eine Chiffre, diesmal eine „lichte Wolke“, die sich über den Schauplatz legt und aus der die Stimme kommt. Und wieder kommen deutliche Anspielungen auf die Moseerzählungen. Auch zu Mose spricht Gott aus einer Wolke. Das Volk am Fuss des Sinaiberges sieht diese Wolke, aber sie ist dunkel und aus ihr donnert und blitzt es. Gott hat hier etwas furchterregendes und er wird hier seine Gesetze erlassen und er wird strafen, wenn das Volk diese Gebote missachtet. Hier ist es eine lichte Wolke, eher ein heller Nebel, denn auch der offenbare Gott will ein verborgener Gott bleiben. Im Unterschied zum Alten Testament ist es bei Matthäus keine drohende Wolke, sondern hell und freundlich. Aber Gott will ein Geheimnis bleiben, auch wenn er zu uns spricht. Die Jünger erschrecken zu Tode und fallen auf die Erde. Sie werden von einem „Gottesschrecken erfasst. Auch hier greift Matthäus auf das Mittel des Zitats zurück, diesmal nicht rückgreifend sondern vorgreifend. Hier wird zum ersten Mal der Bezug zu den Passions- und Osterereignissen hergestellt. Matthäus berichtet über das leere Grab folgendes: „Nach dem Sabbat aber, beim Anbruch des ersten Wochentages, kamen Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe da: Es gab ein starkes Erdbeben, denn ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, kam und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie ein Blitz und sein Gewand weiss wie Schnee. Die Wächter zitterten vor Angst und erstarrten.Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Denn ich weiss, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier, denn er ist auferweckt worden, wie er gesagt hat. Kommt, seht die Stelle, wo er gelegen hat.“ 6 Matthäus 28, 1-6 Da ist wieder der erste oder der achte Tag, der siebte ist vergangen, die beiden Marien kommen ans Grab und wieder ist es ein Naturereignis, diesmal ein Erdbeben, welches die unheimlichen Vorgänge eröffnet und wieder ist es eine Lichterscheinung, die diesmal die Wächter in Furcht und Schrecken versetzt - und sie erstarren vor Entsetzen, und wieder kommt das erlösende „Fürchtet euch nicht.“ Diese Topoi, Chiffren, durchziehen das ganze Evangelium und teilen quasi eine Hintergrundinformation mit, die sich aus der oberflächlichen Lektüre so nicht ergibt. Das Motiv „Fürchtet euch nicht!“ wird in unserem Text sofort aufgenommen: Da trat Jesus zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Jesus nimmt diesen Schrecken weg. Es geht nicht darum, vor Gott Angst zu haben, sondern sich ihm anzuvertrauen. Gott ist Liebe und diese Liebe ist in Jesus verkörpert und gegenwärtig. Da haben Furcht und Schrecken keinen Platz. „Als sie wieder aufblickten, sahen sie niemanden mehr ausser Jesus. Während sie vom Berg hinunterstiegen, gebot ihnen Jesus: Sagt niemandem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt worden ist. “ Ist der Schrecken einmal vorbei, ist die Welt wieder wie vorher. Mose und Elija sind verschwunden, nur Jesus ist da und hilft den Dreien auf die Beine. Es braucht jetzt keine Erscheinungen mehr. Die Wirklichkeit genügt vollständig und da sollen die Jünger jetzt wieder hin, hinunter ins Tal des echten Lebens mit seinen Nöten, Aengsten, Kämpfen und Leiden, aber auch mit seinen Freuden und Möglichkeiten. Deshalb sollen sie von der Erscheinung auch nichts erzählen. Ein intimer Moment bleibt immer ein intimer Moment, auch wenn er vorbei ist. Sie sollen schweigend ihren Weg gehen und Jesus nachfolgen, bis er - und hier kommt jetzt der Bezug auf Karfreitag und Ostern, jenen Weg gehen wird, den er allein gehen muss: den Weg ans Kreuz. Da werden die Jünger zurückbleiben und versagen. Es ist jedoch nicht nur ein Hinweis auf das Leiden Jesu angesprochen, sondern auf die Auferstehung. Wenn euch der Auferstandene einmal erschienen ist, dann sollt ihr sagen, was ihr hier erlebt und gesehen habt. Dann ist es Zeit das Wunder von Ostern zu verkünden und dem Leben das Wort zu reden gegen den Tod und seine Tödlichkeit. Der Tod wird zwar weiter wüten, aber seine 7 Macht ist gebrochen. „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!“ Das sollt ihr dann sagen, aber erst dann. Und so schliesst unser Text den gewaltigen Bogen vom weihnächtlichen Licht hinüber über die Fastenzeit und Passion zum österlichen Licht. Was heisst das für uns? Die Verklärung ohne Erklärung ist keine Option. Sie führt nur in die Esoterik und der damit verbundenen geistlichen Ueberheblichkeit. Auch wenn wir uns ausserhalb der Welt wähnen, wir bleiben bis in den Tod und darüber hinaus in dieser Welt. Darum ist der Tod der Tod und ein Grab ein Grab. Und das bleibt so. Aber die Verklärung ist ein Anstoss, der uns in Bewegung setzen will in die Nachfolge Christi und uns Mut gibt, seinem Weg zu folgen, auch wenn uns dieser Weg ins Leiden führt. Gott führt uns nicht am Leiden vorbei, aber er begleitet uns. Nicht wir begleiten Jesus ans Kreuz, sondern Jesus begleitet uns auf unseren Wegen an unsere Kreuze. Deshalb sollen wir uns an Jesus halten und ihn den Menschen nahebringen, dass auch die ihm vertrauen, die sonst nichts mehr glauben, nicht einmal mehr an sich selber oder an das Leben. Wir sollen uns durchaus fürchten - das hält uns von mancher Dummheit ab, von Rücksichtslosigkeit oder Schlimmerem. Aber wir sollen nicht im Schrecken verharren, sondern aufstehen und weitergehen. Wer durch den Schrecken hindurchgeht und den Schmerz aushält, für den verliert er seine Macht. Genauso wie der Tod. Mag er weiter seine dunkle Arbeit tun - er ist in Christus überwunden. Er ist „Schlafes Bruder“ geworden. Und wir sollen uns dem Leben und den Lebendigen zuwenden, getragen von der Hoffnung, dass das göttliche Licht, welches uns in Jesus Christus erschienen ist, bleibt und uns in der Finsternis den Weg erleuchtet, wenn wir dereinst ganz ins Dunkel versinken. Letztlich will uns das Evangelium stärken, dass wir dieses Leben in Liebe, Glaube und Hoffnung aushalten und es für uns und andere erträglich machen, bis wir es in Gottes Hand zurückgeben. Das soll unser tägliches Brot sein in der Not in unserer Zeit. Amen. 8 9