tt08-Speckmann Bibel oder Bravo - Albrecht-Bengel-Haus

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Bibel oder Bravo? Wie Jugendarbeit lebensnah bleibt
JAN SPECKMANN
TURMTREFF 2008
Bibel oder Bravo?
Wie Jugendarbeit lebensnah bleibt
– Seminar mit Jan Speckmann –
1. Bibel oder Bravo - Zwei Konzepte für die Jugendarbeit?
• Die beiden Begriffe im Titel des Seminars (Bibel/Bravo) stehen für zwei Extreme in der
Jugendarbeit
Konzept A: „Allein die Schrift“ – Jugendarbeit mit biblischem Schwerpunkt
Jugendarbeit, die von der Bibel ausgeht + durch die Bibel die Wirklichkeit der
Jugendlichen hinterfragt und Orientierung geben möchte
•
Konzept B: Nur wer weiß „was g’rade geht“, ist wirklich immer„up to date“
Jugendarbeit, die sich primär an der Wirklichkeit der Jugendlichen orientiert (+ Bibel
jugendnah erschließen will)
Fragen:
1) Durch welches Konzepte bleibt Jugendarbeit lebensnah?
2) Handelt es sich bei diesen Konzepten überhaupt um eine Alternative?
2. Konzept A: „Allein die Schrift“, weil’s mich betrifft
These:
‚Biblische’ Jugendarbeit ist niemals out. Solange ‚biblisch’ wirklich ‚biblisch’ ist.
2.1 Die Bibel sagt „was wirklich geht“
• Die Bibel ist Gottes Wort (Hebr 1,1; 2 Tim 3,16; Röm 1,2 usw.) und vermittelt als solches
ein einzigartiges Bild vom Menschen
allein die Bibel sagt über den Menschen aus, dass
a) er Gottes Geschöpf und Ebenbild ist (Gen 1,26-31; Ps 8,5-10; )
b) er Sünder und darum unfrei ist (Röm 3,9; 5,12-21; Gen 4,7; )
c) er in Christus gerechtfertigt (Röm 8,2; ), eine neue Kreatur und wieder frei ist ()
d) er in der Verantwortung steht gegenüber seinem Nächsten () + der Umwelt ()
e) ihn Gottes Weisung in dieser Verantwortung leiten und ihm bei der
Verwirklichung hilft
dieses umfassende Menschenbild lässt sich nicht aus meiner Erfahrungen (empirisch/
wissenschaftlich) ableiten + es lässt sich nicht beweisen oder widerlegen
nur die Bibel sagt über Jugendliche (wie alle Menschen) aus, „was wirklich geht“
sie ist „autoritativ“ in ihrer Aussage über den Mensch ist und zwar z.T. im
Widerspruch zur Gesellschaftsmeinung, Wissenschaft und Bravo ☺
• Auf die Einsichten der Bibel kann die Jugendarbeit nicht verzichten
DENN Gottes Wort stellt mir (als Jugendmitarbeiter) vor Augen, dass ...
a) die Jugendlichen eine einzigartige Würde besitzen, die ihnen unabhängig von
ihrer Leistung, Biographie und Beliebtheit (von Gott her) gilt
b) die (Lebens-)Probleme der Jugendlichen letztlich nicht von der umfassenden
Lebensbedingung des Sünderseins gelöst werden können
c) die Beziehung zu Jesus Christus Jugendliche tiefgreifend verändert + ihnen
wirkliche Lebensperspektive bietet
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Bibel oder Bravo? Wie Jugendarbeit lebensnah bleibt
•
JAN SPECKMANN
d) eine soziale und persönliche Verantwortung im Leben und Glauben notwendig ist
e) man bei Gott eine verlässliche Lebensperspektive + neuen Mut zum Handeln
bekommt
Die Bibel besitzt eine „autoritative Funktion“ in der Jugendarbeit
sie gibt Inhalt, Rahmen + Ziel der Jugendarbeit vor und ist hierin unersetzbar
2.2 Die Bibel - Gottes Wort ist „up to date“
• Die Bibel ist Gottes lebendiges Wort (Lk 10,16; 1 Petr 4,11; 1 Petr 1,23-25) und daher
immer „up to date“
sie ist „up to date“, weil sie Jugendliche in jedem Moment ganz neu ansprechen kann
DENN Gottes Wort ist
a) ein schöpferisches und vollmächtiges Wort (Joh 1,1f; Gen 1,3, Hebr 11,3 usw.)
b) konkretes Gerichtswort über meine Sünde
c) ein Trostwort (1 Kor 1,18; Jo 5,24 usw.)
d) aktuelles Gebot und Ermahnung (1 Joh 2,7ff; 1 Ti 6,14; Heb 13,22 usw.)
e) aktuelle Wegweisung (Ps 119,105 usw.)
sie ist „up to date“, weil sie jetzt an mich persönlich gerichtet ist
vgl. z.B. das Gerichtswort in Röm 2,1
• Die Bibel ist nicht nur lebendiges Wort, sie soll auch immer „up to date“ in der
Jugendarbeit verwendet werden
Die Bibel soll gepredigt – nicht nur gelesen – werden
a) „Wenn jemand predigt, daß er's rede als Gottes Wort.“ (1 Petr. 4,11)
b) „Der Glaube kommt aus der Predigt [wörtl. dem Gehörten]“ (Röm 10,17)
c) „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16)
• Die Bibel besitzt eine „aktualisierende Funktion“ in der Jugendarbeit
sie sagt mir, was gerade jetzt in meiner Lebenssituation + in der Lebenssituation der
Jugendlichen wichtig ist
2.3 Die Bibel - „Was geht“ wenn nichts mehr geht
• Jugendarbeit ist heute sehr erfahrungsorientiert und besitzt einen starken Eventcharakter
hierzu zählen
a) aufwendige + (musikalisch) ansprechende JuGos
b) ein attraktives Rahmenprogramm in Jugendkreisen (alters-/geschlechterspezifisch)
c) persönliche Glaubenszeugnisse
d) charismatische Glaubenserfahrungen
e) Gemeinschaftserlebnisse (auf Freizeiten, Wochenenden, Konfilagern etc.)
[f) eine bewusst gelebte Beziehung zu Jesus Christus + eine bewusste Bekehrung]
• Die Bibel bietet das notwendige Korrektiv hierzu
DENN: Was ist „wenn nichts mehr geht?“, wenn Erfahrungen ausbleiben oder sogar
negativ sind
DANN kann mir nur die Bibel Trost sein, weil ...
a) ich mich auf sie berufen kann: „Es steht geschrieben...“ (Mt 4)
b) ich mir durch sie Gottes Wort neu zusprechen lassen kann
c) sie meine Wirklichkeit (sogar über den Tod hinaus) durchbricht und trägt
Gottes Wort geht der „persönlichen Beziehung zu Jesus“ voraus + ermöglicht sie
Weil ich als Christ immer auch Sünder bleibe, brauche ich Gottes Wort immer wieder
neu + kann ich mich auf meine Erfahrung nicht verlassen und stützen
•
Die Bibel besitzt eine „korrektive“ und in der Not „befreiende Funktion“
sie gibt mir Halt in der Not, ist ein verlässliches Zeugnis + weckt in mir den Glauben
(immer wieder neu)
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JAN SPECKMANN
2.4 Die Bibel – „Was ist für die Teens dran?“
• In der Vorbereitung stellen sich Mitarbeiter oft die Frage „Was ist für die Teens dran?“
Die Bibel ist eine sehr gute Orientierung!
Die Bibel zeigt, ob ein Mitarbeiterteam wichtige Glaubensthemen übersieht + auslässt
die Bücher, Geschichten und Themen der Bibel zeigen die Vielfältigkeit an
Glaubensthemen auf
> z.B. Klagepsalme, Sühne, Wunder/Heilung, Israel, Endzeit, Zorn Gottes usw.
• Die Bibel besitzt eine „normative Funktion“
sie gibt eine Vielfalt an Lebensthemen vor, die ich selber oft übersehe oder die ich
in ihrer Komplexität oft nicht sehe
• Die Bibel besitzt eine kommunikative Funktion
sie ist kommunikativ, weil sie (im Jugendkreis) eine akzeptierte Plattform der
Verständigung darstellt
2.5 Die Bibel - Unerschöpfliche Quelle
• Biblische Texte sind oft sperrig, kommen aus einer anderen Zeit und sind sogar teils
widersprüchlich – Welch ein Glück!
Die Bibel hat mehr zu sagen als „Jesus hat Dich lieb!“ oder „Jesus ist Dein Freund!“
es gilt die Schätze der Bibel auszugraben und den Teens nicht vorzuenthalten
• Die Bibel besitzt eine kreative Funktion
ihre sperrigen Texte lassen keine einfache Botschaft zu + fordern mich als Prediger/
Mitarbeiter/Jugendlicher immer wieder heraus
die Botschaft bleibt abwechslungsreich
es ist gut, wenn man in der Vorbereitung auch mal am Text verzweifelt + das
aushält
2.6 Die Bibel – das Label aller Jugendarbeit
• Ein christlicher Jugendkreis ohne Bibel ist nicht christlich + verliert seine Bedeutung
Andacht soll sich von gewöhnlicher Rede unterscheiden
Anpassung an moderne Kommunikation ist nicht nötig
die Bibel ist kein Sprungbrett zum „Smalltalk“ oder für „coole Statements“
Jugendliche, die in die Kirche zum Teenkreis kommen, erwarten (immer noch) eine
Andacht/Bibelauslegung
• Die Bibel besitzt eine „identitätstiftende Funktion“
sie macht den Jugendkreis nach außen und innen zur christlichen Gemeinschaft
2.7 Die Bibel - Unter Jugendlichen zur Sprache bringen
• Die Bibel ist ein Schatz, mit dem ich achtsam umgehen sollte:
denn sie besitzt eine
1) autoritative Funktion
4) kommunikative Funktion
2) aktualisierende Funktion
5) kreative Funktion
3) normative Funktion
6) identitätsstiftende Funktion
für mich als Mitarbeiter bedeutet das, dass ich ....
1) mein Selbstbild aus der Bibel gewinne 4) die Bibel als Verständigungshilfe nutze
2) Mut haben darf (die Bibel) zu predigen 5) mich von der Bibel inspirieren lasse
3) eine Vielfalt an Themen entdecken darf 6) die Bibel im Teenkreis immer benutze
Die Bibel kann im Jugendkreis auf vielfältige Weise verwendet werden:
ich verwende sie ...
1) als Orientierungshilfe (auch für mich) 4) um konkrete Glaubensfragen zu klären
2) als Ausgangspunkt meiner Andachten 5) um mich zu hinterfragen + korrigieren
3) um ein neues Thema zu finden
6) als festen Bestandteil im Teenkreis
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3. Nur wer weiß „was g’rade geht“, ist wirklich immer„up to date“ (10min)
3.1 Die Bravo - Gestern „in“ heut’ schon „out“
• Wer wirklich immer „up to date“ sein will, hat es schwer + muss viel Zeit investieren
die Bravo ist heute schon längst out (große Absatzschwierigkeiten)
Medium der Zeitschrift ist nicht mehr zeitgemäß
> heute gibt es: Bravo TV, Bravo Sport TV, Bravo.de, Bravo Girl, Bravo Sport
auch andere Medien + Trends sind schnell vergangen (vgl. DSDS)
• Ich muss als Mitarbeiter in der Welt der Jugendlichen leben, statt mich nur zu informieren
So wie Paulus von sich sagen kann (1 Kor 9,20-22):
Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz
sind, bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden - obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin -,
damit ich die, die unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne
Gesetz geworden - obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi -,
damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich
die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.
Jugendliche als Mitarbeiter sind hierbei eine große Hilfe
3.2 Die Bravo? – Na schön, aber was sind die wirklichen Trends?
• Wer das Leben der Teens verstehen will, darf sich nicht mit Momentaufnahmen begnügen
(Bravo, Modetrends, Popstars usw.)
Trends bzw. Umwälzungen
als Mitarbeiter brauche ich die „prophetische Gabe“ Umwälzungen + langfristige
Trends rechtzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren
keine langfristigen Trends sind m.E. Entmoralisierung, Sexualisierung und Enttabuisierung (hier zeigt sich bereits ein Gegentrend)
3.2.1 Wandel des Schulwesens
• Die Ganztagsschule wird Realität: Der württembergische Ministerrat hat im Februar 2006
über den Ausbau dieser Schulform entschieden
Jugendarbeit kann diesen bildungsstrukturellen Wandel nicht umgehen
es ist für Mitarbeiter notwendig ...
1) Jugendarbeit in der Schule aufzubauen (vgl. YoungLife in USA)
2) auf die geringere Aufnahmefähigkeit einzugehen
3) die noch stärkere Konkurrenz zu anderen Freizeitangeboten (Sportclub usw.) ernst
zu nehmen
3.2.2 Wandel der Familie
• Immer weniger Jugendliche kommen aus „intakten Familien“ + kennen langfristige
Vertrauensbeziehungen
Inwiefern kann der Jugendkreis „Familie“, „Heimat“ und „Auffangbecken“ sein?
es ist für Mitarbeiter notwendig...
1) Vertrauen zu schaffen (z.B. durch Gebetsgemeinschaft)
2) Kontinuität zu gewährleisten (als fester Ansprechpartner)
3) sich der Vorbildfunktion bewusst zu sein
ABER: Jugendkreis soll nicht einfach Ausgleich sein
SONDERN Hilfe anbieten (unter dem Zustand der Sünde) mit zerbrochenen
Beziehungen umzugehen
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Bibel oder Bravo? Wie Jugendarbeit lebensnah bleibt
JAN SPECKMANN
3.2.3 Wandel des „Wahrheitsbegriffs“
• Pluralität der Meinungen stellt für die Jugendarbeit Chance und Gefahr zugleich dar
Chance: Motivation und Identifikation der Jugendlichen wird immer größer
Jugendliche kommen heute nicht mehr aus Pflichtgefühl in den Jugendkreis,
SONDERN weil es ihnen ein Anliegen ist
große Möglichkeit unter Jugendlichen Mitarbeiter zu gewinnen
Gefahr: Autoritativer Anspruch der Bibel steht in Konkurrenz zur gewollten
Beliebigkeit in Schule/Universität + Öffentlichkeit
bei Mitarbeitern und Teilnehmern zeigt sich oft ein Desinteresse an verbindlichen
Aussagen („Hauptsache alle haben Spaß“)
• Diese u.a. gesellschaftliche Umwälzungen lassen sich nicht aufhalten
Aber: Wie begegnen wir ihnen kritisch + konstruktiv zugleich
3.3 Liest Du noch die Bravo? – Lies doch mal deinen Jugendkreis!
3.3.1 Das Alltagsgespräch
• Als Mitarbeiter bin ich weder Freund noch Unbekannter
Der Kontakt zu Jugendlichen ergibt sich im Alltag von allein
ich will Jugendliche wahr nehmen, ernst nehmen + mit ihnen ins Gespräch
kommen
Mitarbeiter sollten die „Geistesgabe“ der Kontakfähigkeit besitzen
Ist es mir ein inneres Anliegen mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen?
3.3.2 Der Jugendliche als ‚zweiter Text’
• In der Vorbereitung von Jugendkreis und v.a. Andacht setzt meine Erfahrung mit
Jugendlichen kreative Kräfte frei
in der Andachtsvorbereitung stelle ich mir einen Jugendlichen vor Augen und frage
mich:
1) Wie sieht er sich gerade?
4) Worauf lebt er hin?
2) Welche Gedanken macht er sich?
5) Was hat dieses Wort ihm zu sagen?
3) In welchen Konflikte steht er?
6) Wie sieht ihn Gott?
4. Bibel oder Bravo?
• Die Jugendarbeit bleibt lebensnah, wenn sie nicht auf die Bibel verzichtet
Jugendarbeit ist zuallererst Bibelarbeit
nicht die Bibel ist „out“, sondern höchstens der Umgang mit ihr
Bravo + kurzfristige Trendprognosen sind für die Jugendarbeit unwichtig
ein wirkliches Interesse und Menschenkenntnis sind wichtiger
Bibel oder Bravo ist eine echte Alternative!
• Die Jugendarbeit bleibt lebensnah, wenn Gottes Wort mich zu einem aufmerksamen
Beobachter macht
Es ist von Vorteil langfristige Trends zu berücksichtigen + Kontakt zu Jugendlichen
zu fördern
die Trends lassen sich nicht aufhalten, aber korrigieren und integrieren
aus Bibellesern werden Jugendkreisleser + wachsame ‚Propheten’ (Glaube gibt dazu
Motivation) Dies geschieht durch die „Geistesgabe“ der Kontaktfähigkeit
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