Technische Universität München Zentrum Mathematik Mathematik für Physiker 1 Wintersemester 11/12 Michael Kaplan — Jan Wehrheim — Christian Mendl Übungsblatt 14 Tutorübung - Lösungen T1: Lineare Regression Gegeben sind die folgenden Messpunkte xi ∈ R mit dazugehörigen Messwerten yi ∈ R: 1 x2 x0 2 0 x1 √ , = = , = y2 y0 0 0 y1 3 a) Zeichnen Sie diese Punkte in ein Koordinatensystem und überlegen Sie, welche Gerade diese Messungen am besten approximiert. b) Berechnen Sie nun Koeffizienten a0 , a1 ∈ R, so dass die Gerade p(x) = a0 + a1 x die Summe |p(x0 ) − y0 |2 + |p(x1 ) − y1 |2 + |p(x2 ) − y2 |2 der quadratischen Abweichungen minimiert. Lösung zu T1: a) Die Datenpunkte liegen auf den Ecken eines gleichseitigen Dreiecks. Man könnte vermuten, dass die Gerade parallel zur x-Achse auf halber Höhe des Dreiecks eine gute Approximation ist. Vielleicht sollte man diese Gerade aber etwas nach unten schieben, da ja unterhalb der Geraden zwei Datenpunkte liegen, darüber aber nur einer...? Aufgrund der Symmetrie der Datenpunkte könnte man auch die Existenz verschiedener gleich guter Approximationen vermuten: Dreht man die Gerade um 60◦ um den Mittelpunkt des gleichseitigen Dreiecks, so bleiben die Abstände von den Datenpunkten zu der Geraden im Prinzip gleich. b) Wir suchen Parameter a0 , a1 , welche die Gleichungen a0 + a1 xi = yi für i = 0, 1, , 2 ’möglichst gut’ lösen. Eine exakte Lösung gibt es nicht, da das LGS 1 x0 y0 a 0 1 x1 · = y1 a1 1 x2 y2 nicht lösbar ist (wie man durch Einsetzen der gegebenen Werte erkennt). Wir suchen also die beste Lösung ’im quadratischen Mittel’ und müssen dazu die Normalengleichung lösen. Wir berechnen 1 x0 1 1 1 3 x0 + x1 + x2 3 3 t A·A= · 1 x1 = = x0 x1 x2 x0 + x1 + x2 x20 + x21 + x22 3 5 1 x2 mit t A·A −1 1 5 = · −3 6 −3 3 y0 1 t und A · y1 = x0 y2 Es folgt 1 a0 5 = · a1 −3 6 1 x1 1 x2 √ y0 3 · y1 = √ . 3 y2 √ √ −3 3 1/ 3 = · √ 3 0 3 und damit ist die Gerade mit der Gleichung y = √13 + 0 · x = √13 die (im quadratischen Mittel) beste Approximation unserer Messung. Die Lösung ist also die leicht nach unten verschobene Gerade parallel zur x-Achse. Die ’gedrehten’ Geraden aus obiger Symmetrieüberlegung sind keine korrekte Lösung: Sie minimieren zwar die Abstände zwischen Datenpunkten und Geraden, nicht aber die Summe der Differenzen |p(xi ) − yi |2 . Dies macht man sich am besten anhand einer Zeichnung klar. T2: Legendre-Polynome Sei R[x]2 der Vektorraum der reellen Polynomfunktionen vom Grad ≤ 2. a) Zeigen Sie, dass durch Z 1 hp|qi := p(x)q(x) dx −1 ein Skalarprodukt auf R[z]2 definiert ist. b) Berechnen Sie ausgehend von der Standardbasis (1, x, x2 ) mit dem Gram-Schmidtschen Orthogonalisierungsverfahren eine Orthonormalbasis von (R[z]2 , h | i). Lösung zu T2: a) Aufgrund der Linearität gilt hp + q|ri = = = des Integrals ist h | i eine Bilinearform: Für p, q, r ∈ R[x]2 und α ∈ R R1 R1 (p(x) + q(x)) r(x) dx = −1 (p(x)r(x) + q(x)r(x)) dx R R−1 1 1 p(x)r(x) dx + −1 q(x)r(x) dx −1 hp|ri + hq|ri , und Z 1 hαp|qi = Z 1 p(x)q(x) dx = α hp|qi . αp(x)q(x) dx = α −1 −1 Die Multiplikation von Funktionen ist kommutativ, also ist h | i symmetrisch: Z 1 hp|qi = Z 1 q(x)p(x) dx = hq|pi . p(x)q(x) dx = −1 −1 Schließlich ist für p 6= 0 Z 1 p(x)2 dx > 0. hp|pi = −1 Damit ist h | i ein Skalarprodukt auf R[x]2 . b) Ausgehend von der Standardbasis B := (p1 (x) = 1, p2 (x) = x, p3 (x) = x2 ) setzen wir zunächst q1 (x) := p1 (x) = 1 und normieren dann: b1 (x) := 1 q1 (x) =√ . ||q1 (x)|| 2 Im zweiten Schritt setzen wir q2 (x) := p2 (x) − hb1 (x)|p2 (x)i · b1 (x) = x − und berechnen 1 2 Z 1 x dx = x −1 √ q2 (x) 3 b2 (x) := = √ · x. ||q2 (x)|| 2 Im dritten Schritt setzen wir q3 (x) := p3 (x) − hb1 (x)|p3 (x)i · b1 (x) − hb2 (x)|p3 (x)i · b2 (x) = . . . = x2 − und normieren: b3 := 1 3 √ q3 (x) 3 5 1 = √ · (x2 − ). ||q3 (x)|| 3 2 2 Damit ist (b1 (x), b2 (x), b3 (x)) eine Orthonormalbasis des R[x]2 bezüglich des vorgegebenen R1 Skalarprodukts hp(x)|q(x)i = −1 p(x)q(x) dx. T3: Orthogonale Eigenräume Beweisen Sie den folgenden Satz aus der Vorlesung: Satz 16.3.4. Es sei f ein selbstadjungierter Endomorphismus eines n-dimensionalen Euklidischen Vektorraumes (V, h | i). Dann gilt: Die Eigenräume von f sind paarweise orthogonal zueinander. Lösung zu T3: Es seien λ, µ ∈ R zwei verschiedene Eigenwerte von f und v ∈ Ef (λ), w ∈ Ef (µ) zwei Vektoren. Es ist zu zeigen, dass v und w orthogonal sind. Wir berechnen λ hv|wi = hλv|wi = hf (v)|wi = hv|f (w)i = hv|µwi = µ hv|wi . Dabei haben wir in der Mitte ausgenutzt, dass f selbstadjungiert ist. Es folgt (λ − µ) · hv|wi = 0 und wegen λ 6= µ ergibt sich die Behauptung hv|wi = 0. T4: Drehungen Wir betrachten den Vektor d = t 1 1 1 ∈ R3 und wollen die Drehung Dd (α) um die von d aufgespannte Drehachse mit einem Drehwinkel α durch eine Matrixmultiplikation beschreiben. cos(α) − sin(α) a) Zeigen Sie, dass die Matrix A = eine Drehung des R2 darstellt. sin(α) cos(α) b) Bestimmen Sie eine Orthonormalbasis (v, w) von Lin{d}⊥ . c) Stellen Sie Dd (α) bezüglich der Basis (d, v, w) dar. d) Berechnen Sie die darstellende Matrix von Dd (α) bezüglich der Standardbasis. Lösung zu T4: a) Betrachten wir die Abbildung R2 → R2 ; x 7→ Ax, welche durch diese Matrix beschrieben wird, so steht in der ersten Spalte von A das Bild des ersten Einheitsvektores e1 und in der zweiten Spalte das Bild von e2 . Eine kleine Zeichnung macht klar, dass es sich um die behauptete Drehung handelt. b) Man könnte (v, w) hier relativ einfach erraten - wir gehen aber den ausführlichen Rechenweg: Zunächst ist Lin{d}⊥ zu bestimmen. Wir suchen also alle Vektoren, die senkrecht auf d stehen. Das ist aber genau der Lösungsraum des LGS x1 1 1 1 · x2 = 0. x3 Die Koeffizientenmatrix ist bereits auf Zeilenstufenform, wir haben also zwei freie Parameter µ = x2 und ν = x3 und erhalten x1 = −µ − ν. Damit ist −1 −1 Lin{d}⊥ = µ · 1 + ν · 0 µ, ν ∈ R . 0 1 Damit ist (v 0 , w0 ) mit −1 v0 = 1 0 −1 und w0 = 0 1 eine Basis von Lin{d}⊥ , aus der wir nun eine ONB konstruieren: √ −1/√ 2 −1/2 v0 v := 0 = 1/ 2 , w00 := w0 −hv|w0 i·v = . . . = −1/2 ||v || 1 0 , √ −1/√6 w00 w := = √ −1/√6 ||w00 || 2/ 3 c) Unter Dd (α) wird der Vektor d auf sich selbst abgebildet, denn Punkte auf der Drehachse bleiben fix. Die Bilder der Vektoren v und w, welche das orthogonale Komplement der Drehachse aufspannen, sind entsprechend Aufgabenteil a) v 7→ cos(α) · v + sin(α) · w und w 7→ − sin(α) · v + cos(α) · w. Daraus ergibt sich die darstellende Matrix bezüglich der Basis B = (d, v, w) 1 0 0 0 cos(α) − sin(α) . B [Dd (α)]B = 0 sin(α) cos(α) d) Wir haben die Transformationsmatrix 1 T = E [id]B = 1 1 √ −1/√ 2 1/ 2 0 √ −1/√6 −1/√6 √ 2/ 3 und berechnen das Inverse T −1 1/3 √ = B [id]E = −1/√2 −1/ 6 1/3 √ 1/ √2 −1/ 6 1/3 . √ 0√ 2/ 3 Dies kann man entweder mit dem Standardverfahren zum Invertieren einer Matrix machen oder man kann ausnutzen, dass die Spalten von T ja schon orthogonal zueinander sind. Wir erhalten also die transformierte Darstellungsmatrix E [Dd (α)]E = T · B [Dd (α)]B · T −1 , die man nicht mehr im Kopf ausrechnen möchte... es ergibt sich √ √ (1 + 2 cos(α))/3 (1 − 3 sin(α) − cos(α))/3 (1 + √3 sin(α) − cos(α))/3 √ (1 + 3 sin(α) − cos(α))/3 (1 + 2 cos(α))/3 (1 − 3 sin(α) − cos(α))/3 E [Dd (α)]E = √ √ (1 − 3 sin(α) − cos(α))/3 (1 + 3 sin(α) − cos(α))/3 (1 + 2 cos(α))/3 T5: Minkowski-Metrik Wir betrachten den R2 mit der Minkowski-Metrik 2 c hx|yi := t x · 0 0 · y. −1 a) Ist diese Bilinearform h | i symmetrisch (definit, ausgeartet, ein Skalarprodukt)? b) Wir betrachten die Lorentz-Transformationen aus Aufgabe Z3 auf Blatt 9 1 1 v/c2 , Λv := γ · mit γ = p v 1 1 − v 2 /c2 welche in der speziellen Relativitätstheorie den Koordinatenwechsel zwischen Systemen mit konstanter relativer Geschwindigkeit v beschreiben. Zeigen Sie, dass Λv die Minkowski-Metrik erhält: Es gilt hΛv x|Λv yi = hx|yi für alle x, y ∈ R2 . Lösung zu T5: a) Die Minkowski-Metrik ist symmetrisch, nicht ausgeartet (wegen c 6= 0 hat die darstellende Matrix vollen Rang) und indefinit (wegen c2 > 0 lautet die Signatur (1, 1, 0)) - also kein Skalarprodukt in unserem Sinne, man kann aber trotzdem sinnvolle Geometrie damit betreiben... b) Wir berechnen t Λv · 2 c 0 2 0 c · Λv = . . . = −1 0 und daraus ergibt sich die Behauptung. 0 −1