Holle Architekten das well Nest entspannen im denkmalgeschützten Gehöft Auf den ersten Blick fällt es nicht auf, aber tatsächlich ist dieser ehemalige Gutshof in Essen, das Ergebnis einer hochkomplexen architektonischen Planung. Sie vereint vielfältige Aspekte: Als Bau- und Bodendenkmal bewahrt das Anwesen auf einem rund 27.000 m2 großen Gelände typische Merkmale eines Gutshofes aus dem Jahre 1806; er ist nun auch ein „Haus im Haus“, an dem mit hoher Sensibilität für den Ort ein Neubau mit Wohn-, Pool-, und Wellnessbereich angebaut wurde. Zudem integriert er eine regenerative Energieversorgung mit Erdwärme sowie eine zentrale Steuerung der Haus- und Medientechnik. Dies trägt entscheidend zu Komfort und Lebensstil bei. 6 | 7 · Foto: Dirk Matull | Text: Frank D. Geschke Der Neubau beherbergt im Kellergeschoss Sauna, WC und Fitnessraum mit Trainingsgeräten und ist unter anderem von der Terrassse über eine Treppe erreichbar. Diese ist mit einem Vollglasgeländer eingefasst, um Tageslicht in die deckenhohe Fensterfront des Kellergeschosses zu bringen. Erhaltenswerte ehemalige Bodenplatten des Gutshofes fanden ein neues Leben in der Weggestaltung auf dem Rasen. Die Identität des Ortes aufspüren Der Westfälische Hellweg geht als bedeutende Handelsverbindng und Heerestraße bis auf die vorrömisch-germanische Zeit zurück. Auch Essen gehörte zu seinen wichtigsten Stationen. Hier wurde im Stadtteil Werden der Gutshof 1806 errichtet. Es wird vermutet, dass er zeitweise als Zollamt diente, auch soll hier Gericht abgehalten worden sein. Belegt ist das jedoch nicht. Erkennbar war hingegen seine Vergangenheit unter anderem als Schweinestall und Bauernstube. Als der Bauherr das Gehöft mit Grundstück 2011 erwarb, ließ sich noch nichts von seinen Reizen ahnen, in denen es heute erstrahlt. Auch die Herausforderungen, die sich auf dem Weg dahin stellten, waren nicht absehbar. „Grundidee war es, das Gebäude unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes in die Zukunft zu führen und hochwertigen Wohnraum zu schaffen“, erklärt der Essener Architekt Armin Holle, der mit seinem 14 köpfigen Büro mit der Planung und Durchführung beauftragt war. Das Anwesen sollte der Lebensmittelpunkt einer Familie mit drei Kindern werden, wobei beide Eltern jeweils für sich noch Büroräume für ihre berufliche Tätigkeit benötigten. Individuelle Aspekte der Lebensführung, denen der Architekt in ausführlichen Gesprächen mit den Bauherren stets auf den Grund geht, um auf dieser Basis zu planen. Der Umbau eines Bestandsbaus unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes ist zwar immer eine anspruchsvolle Aufgabe, wie komplex sie aber hier ausfallen sollte, war dann für alle Beteiligten doch überraschend. Denn nicht nur Teile der Bausubstanz wie zu Beispiel Balken der Fachwerkwände mussten aufwändig wiederhergestellt oder originalgetreu nachgebaut werden, weil sie von Schwamm und Pilz befallen waren. Der Baugrund steht als Bodendenkmal ebenfalls unter Schutz. Ausschachtungsarbeiten durften ab einer bestimmten Tiefe nur unter Aufsicht von archäologisch geschulten „Grabungsleuten“ durchgeführt werden. Kein unüberwindbares Hindernis, aber ein Faktor, der, so Architekt Holle, wohl die meisten Bauherren dazu gebracht hätte aufzugeben. Denn über lange Zeit war zunächst kein Fortschritt auf der Baustelle erkennbar. Und so war der Architekt froh, hier einen Auftraggeber gefunden zu haben, der Geduld und Nerven aufbrachte das Projekt in allen Konsequenzen zu Ende zu führen. Auch die Forschung profitierte davon: Archäologische Sensationen wurden zwar nicht entdeckt, wohl aber Artefakte, die ähnlich auch schon an anderen Ausgrabungsorten in der Nähe gefunden worden waren. Beispielsweise Steinböden mit Ornamenten, die sich im Laufe in mehreren Lagen aus unterschiedlichen Zeitaltern übereinanderschichteten. Im Fels verankert Anlass für Ausgrabungen gab der Plan, den Bestandsbau halb zu unterkellern, um einen modernen, zweigeschossigen Anbau sowie ein Hallenschwimmbad zu errichten. Die ungünstig verlaufende Laufrichtung des felsigen Untergrundes erforderte, das Gebäude zusätzlich zu verankern. Der Neubau erstreckt sich souterrainartig über eine Hälfte des Hauses bis hinaus in den Außenbereich. Hier grenzt sein Obergeschoss an die Terrasse mit Pool an. Dieser wurde in kurzfristiger Änderung ursprünglicher Pläne nach Wunsch des Bauherren nicht als Hallenbad, sondern als offener Pool ausgeführt. Weil nicht mehr die gesamte Tiefe der dafür 7,5 m ausgehobenen Ausschachtung benötigt wurde, stellte das Architekturbüro das Der ehemalige Haupteingang des historischen Gebäudes führt in den Wohnbereich des Neubaus, der sich unmittelbar an der Außenmauer anschließt. Anbau und Dachgauben mit Eckverglasung heben sich klar von der historischen Fassade ab. Die deutliche Identifizierbarkeit neu gebauter Elemente hilft dabei, die originale, historische Bauweise hervortreten zu lassen. 10 | 9 Das ist mit Überhängen über die Glasfront hinaus gezogen Dach fungiert als Sonnenschutz. Geschosshohe, rundum verlaufende Glasfronten verleihen dem Kubus des angebauten Wohnbereiches Transparenz und Leichtigkeit. Die restaurierte Bruchsteinmauer fungiert im Wohnbereich als Innenwand und setzt sich über den Anbau hinaus als Außenwand des Bestandsbaus fort. Um Probleme der Dämmung und Kondenswasserbildung zu verhindern, konstruierte das Architekturbüro eine so genannte Glasfuge mit bauphysikalischer Funktion, um den Anbau an die Fassade anzubinden. Stahlbecken auf Stützen. In dem so gewonnenen Zwischenraum ist nun die Pooltechnik untergebracht. Zuvor hatte sich das Architekturbüro vergewissert, dass sich das Becken in technischer Hinsicht auch für den Einsatz im Außenbereich eignet, denn der Hersteller hat es nicht für diesen Zweck konzipiert. Lediglich für die Überlaufrinne des Pools musste eine Baulösung gefunden werden, die von sonst üblichen Konstruktionen bei Betonbecken abweicht. Das brachte auch einen ästhetischen Vorteil: Anstatt mit einem Kunststoffgitter, konnte die Ablaufrinne mit Steinplatten in Abstimmung mit der Terrassenbelegung wesentlich eleganter abgedeckt werden. Eleganz, angebunden mit Glasfuge Der Neubau beherbergt im Kellergeschoss Sauna, WC und Fitnessraum mit Trainingsgeräten. Dieser Wellnessbereich ist über zwei Zugänge erreichbar: Von der Terrasse führt eine Treppe hinab. Diese ist mit einem Vollglasgeländer eingefasst, um Tageslicht in die deckenhohe Fensterfront des Kellergeschosses zu bringen. Von der Eingangshalle im Haupthaus gelangt man auf Erdgeschossebene ebenfalls zum Wellnessbereich. Der angebaute Wohnbereich ist rundum mit geschosshohen Fensterfronten verglast, die zum Teil in statischer Funktion das aufgesetzte Flachdach aus Beton tragen. Dessen Hauptlast ruht jedoch auf filigranen Stahlsäulen im Wohnbereich sowie auf einem Wandelement aus Beton. Es schließt die Raumfront visuell zur Terrasse ab und integriert einen – von Holle entworfenen – Kamin sowie Bildschirm und Audioanlage. Das Design des Elements korrespondiert in seiner geometrischen Linienführung und weißer Verputzung mit der Architektur des Daches. Das ist mit Überhängen über die Glasfront hinaus gezogen, um als Sonnenschutz zu fungieren. Einen solchen Wohnbereich ungewöhnlicherweise in eine Außenanlage mit Pool und Terrasse zu integrieren, gehört zu den stilistischen Markenzeichen des Architekturbüros Holle. Von der Terrasse aus betrachtet, hebt sich der Glaskörper mit seinem schwebend anmutenden Dach zwar deutlich als moderner Baustil von der historischen Fassade ab, harmoniert aber dennoch im Gesamtbild. Ähnlich verhält es sich mir den streng geometrisch gezeichneten Dachgauben mit Eckverglasung. Auch sie setzen einen modernen Akzent. Den Laien mag es erstaunen, aber ein solches Konzept begeistert auch die Denkmalschutzbehörde. Holle kommentiert: „Die deutliche Identifizierbarkeit neu gebauter Elemente hilft dabei, die originale, historische Bauweise hervortreten zu lassen. Historisierende Anbauten hingegen führen zu einer Verwaschung, die dem Zweck entgegensteht, das Alte zu bewahren“. Komfortables Raumklima mit grünem Gewissen Auch in technologischer Hinsicht bewältigen sowohl Anbau als auch der ursprüngliche Baukörper verschiedene Herausforderungen. Der rundum verglaste Wohnbereich stellt besonders hohe Anforderungen an Heizung, Kühlung und Klimatisierung. Diese normalerweise in getrennten Anlagensystemen separat geregelten Funktionen, vereint der ClimaLevel Multiboden HKL in einem Komplettsystem. Je nach Bedarf kühlt oder erwärmt das multifunktionale System den Raum. Gleichzeitig leistet der ClimaLevel-Boden den Luftaustausch, ohne dass dazu Fenster geöffnet werden müssen. Nicht nur ein großer Gewinn im Wohnkomfort, den der ClimaLevelMultiboden auch in sämtlichen Räumen im Wellenessbereich und im historischen Gebäudeteil garantiert. Das System ist kombiniert mit der Gewinnung von Kühl- und Heizenergie mittels 100 m tief eingebrachten Erdsonden – eine regenerative Energiequelle also. „Nachhaltig unter ökologischen Gesichtspunkten zu bauen, ist ein wesentlicher Teil der Philosophie unseres Architekturbüros. Wir errichten viele Villen. Dabei zeigt sich, dass sich auch im luxuriösen High-End-Bereich wirtschaftlich und nachhaltig bauen lässt“, so Holle. Die Hauptlast des Betondaches ruht auf filigranen Stahlsäulen sowie einem Wandelement aus Beton. Es schließt die Raumfront visuell zur Terrasse ab und integriert einen – von Holle entworfenen – Kamin in Stahlbauweise. 11 | 11 01 | 2016 · Architektur. Interieur. Design. Der ehemalige Haupteingang des historischen Gebäudes führt in den Wohnbereich des Neubaus, der sich unmittelbar an der Außenmauer anschließt. Die restaurierte Bruchsteinmauer fungiert im Wohnbereich als Innenwand und setzt sich über den Anbau hinaus als Außenwand des Bestandsbaus fort. Um Probleme der Dämmung und Kondenswasserbildung zu verhindern, konstruierte das Architekturbüro eine so genannte Glasfuge. Im Prinzip eine schmale Glasdeckenkonstruktion mit bauphysikalischer Funktion. Holle Architekten sehen sich in der Tradition der alten Baumeister: Die gesamte Innenarchitektur und Möbeleinbauten sind vom Büro entworfen. Darunter die Küche im englischen Landhausstil, die Treppe mit umlaufender Empore der repräsentativen Eingangshalle. Ihr Charakter wird geprägt von der originalgetreu wiederhergestellten Fachwerkwand. Der Kronleuchter ist ein Unikat aus der Feder des Architekten. „Haus im Haus“ Wesentliche Grundlage für die erfolgreiche Modernisierung des Hauses war zunächst eine Bearbeitung der Bruchsteinwände, um die Grundmauern in bauphysikalischer Hinsicht heutigen Erfordernissen anzupassen. Im Prinzip wurde dazu ein Haus ins Haus gebaut: Innen wurde das Gebäude vollständig entkernt, zumal originale Holzbalken verrottet waren. Die ursprünglichen Tür- und Fensteröffnungen der Bruchsteinmauer blieben erhalte. Jedoch musste das Mauerwerk abgedichtet werden, und zwar so, dass die Bruchsteinmauer weiter „atmen“ kann. Die Kapillarwirkung ist nötig, damit der Mörtel nicht austrocknet. Von der Innenseite wurde die Wand mit einer langlebigen Dämmung aus „dampffähigem“ Formglas ausgestattet. Zusätzlich wurde gebäudehoch eine weitere Mauer gezogen und verputzt. Mit der Entkernung wurde auch der Weg für eine Anpassung der Geschoßhöhe frei. Denn der kleineren Körpergröße früherer Generationen entsprechend, hatte das Gebäude ursprünglich drei Geschosse mit lediglich 2 m Deckenhöhe. Das „Haus im Haus“ bietet nun zwei Geschosse plus Spitzdach mit weiteren, dank Dachgaube, großzügigen Räumen. – Anzeige – Eine denkmalgeschützte Fachwerkwand wurde erhalten, indem sie in ihre Einzelteile zerlegt, schadhafte Teile originalgetreu ersetzt und wieder neu aufgebaut wurde. Diese Fachwerkwand prägt jetzt die Empore im Treppenhaus der zwei Geschosse hohen Eingangshalle. Im Obergeschoss liegt an der Rückseite der Fachwerkwand ein Badezimmer, in dem das Fachwerk ebenfalls zu sehen ist. Im Zuge der Entkernung wurde hinter einer Wandverputzung ein Relieff eines Düsseldorfer Malers entdeckt, der in den 1820er Jahren seine Jugend im Gehöft verbracht hatte. Mit Unterstützung der Ehefrau von Armin Holle, die als Restauratorin tätig ist, wurde das Relieff „Mutter Maria mit Kind“ restauriert sowie mit einem Rahmen ausgestattet. Jetzt erinnert es als eines der zahlreichen Details im Gebäude an dessen Historie. Holle Architekten sehen sich in der Tradition der alten Baumeister. Das bedeutet, dass die gesamte Innenarchitektur und Möbeleinbauten aus einer Hand vom Büro entworfen wurden. Beispielsweise die Treppe mit umlaufender Empore der repräsentativen Eingangshalle. Das Treppengeländer ist eine Kombination aus handgearbeitetem Schmiedeeisen mit Handlauf und gedrechseltem Knauf aus Palisander. 13 | 13 03 | 2015 · Architektur. Interieur. Design. Historische Details wiederbelebt – Anzeige – – Anzeige – Der für Holle Architekten markante Stil der Reduzierung auf das Wesentliche setzt sich bei der Innenarchitektur fort und drückt sich hier zum Beispiel in der Badgestaltung aus. »Die Bauherren sind überglücklich. Sie fühlen sich, als wären sie im Urlaub.« Armin Holle Mal so, mal so. Innentemperatur: Immer perfekt. AuSSentemperatur: Ihr Geländer ist eine Kombination aus handgearbeitetem Schmiedeeisen mit Handlauf und gedrechseltem Knauf aus Palisander. Der Kronleuchter aus geblasenem Hohlglas ist mit Kerzen in LED-Technologie bestückt und stammt als Unikat aus der Zeichenfeder des Architekten. Der für Holle Architekten markante Stil der Reduzierung auf das Wesentliche setzt sich bei der Innenarchitektur fort und drückt sich zum Beispiel in der Badgestaltung aus. Die Gestaltungsleistung von Holle schließt den Außenbereich ein. Hier fanden zum Beispiel erhaltenswerte ehemalige Bodenplatten des Gutshofes ein neues Leben in der Weggestaltung auf dem Rasen. Die Wirkung des Lichtes hat das Büro Holle ebenfalls im Innen- wie im Außenbereich sorgfältig im Hinblick auf die Betonung architektonischer Details und emotionaler Stimmungen bedacht. Die Steuerung des Lichtes sowie der Haus- und Medientechnik erfolgt über ein zentrales Bus-System. Damit lassen sich im Inneren wie im Außenbereich verschiedene Lichtszenen abrufen oder z. B. Musik in jeden Raum bringen. Lautsprecher sind, wie zum Beispiel in der Eingangshalle, unsichtbar unter Putz verborgen. Bleibt am Ende die Frage: Wie kommt das Haus bei seinen Bewohnern an? „Die sind überglücklich. Sie fühlen sich, als wären sie im Urlaub“, berichtet Armin Holle Holle Architekten Armin Holle Gut Hackenberg Meisenburgstr. 169 – 173 45133 Essen Tel.: 0201 / 95 97 65 – 10 E-Mail: [email protected] www.holle-architekten.de Clima Level Energiesysteme Architektur sollte sich natürlich nicht nach dem Wetter richten. Raumklima-Technik schon: Der ClimaLevel® Multiboden zum Heizen, Kühlen und Lüften sorgt für ein gesundes und komfortables Raumklima an 365 Tagen im Jahr. Das energieeffiziente Bodensystem ist zudem allergikergeeignet und extrem geräuscharm. Mehr Infos über unsere Bauprojekte mit „Wohlfühl-Klima“: www.climalevel.com ClimaLevel Energiesysteme GmbH | Kölner Straße 60 | 50859 Köln-Lövenich | www.climalevel.com