Mitten im Leben aufbrechen: offen – barmherzig – tolerant

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Painadath SJ, Dr. Sebastian
Donnerstag, 12:00:00 Uhr
Pressezentrum
Sperrfrist:
17.05.2012; 12:00 Uhr
Bereich:
Biblisch-Geistliches Zentrum
Veranstaltung:
Vortrag: Mitten im Leben aufbrechen: offen – barmherzig – tolerant
Referent/in:
P. Dr. Sebastian Painadath SJ, Sameeksha-Ashram - Zentrum für
Indische Spiritualität, Kalady/Indien
Ort:
Ursulinen-Gymnasium, A4 4
Programm Seite:
90
Dokument: 98468
Dynamik der Meditation
Das Wort Meditation stammt vom lateinischen Verbum meditari; es bedeutet „zur Mitte
gehen, zur Mitte getragen werden“. Meditation ist der geistige Vorgang der Hinwendung zur
göttlichen Mitte des Lebens, zum Sinn gebenden sakralen Zentrum der Wirklichkeit.
Wie empfindet man diese göttliche Mitte? Ist sie der ruhende Punkt der kreisenden Welt? Ist
Gott der motor immobilis (der unbewegliche Beweger) im Zentrum der Schöpfung? Der
menschliche Verstand würde ein solch starres Gottesbild postulieren. Aber, wenn wir die
Tiefenerfahrungen der Weltreligionen in ihrer Mystik betrachten, stellen wir mit Staunen fest,
dass alle großen Religionen eigentlich von einer dynamischen Gegenwart des Göttlichen
reden. Die Erkenntnisse der heutigen Physik bestätigen diese Intuition. Wenn der gesamte
Kosmos eine ungeheurere Schwingung ist, kann das Göttliche nur als dynamische Quelle
der Schwingung geahnt werden. Das Göttliche ist die lebendige, Leben spendende
Urwirklichkeit, woraus das Leben hervorsprudelt. Das Göttliche ist nicht eine statische
Selbst-Identität, sondern eine ständige Selbst-Ergießung, nicht ein in sich ruhender
Seinsgrund, sondern die aus sich hervorsprudelnde Seinsquelle: das SeinSelbst (Esse ipsum).,
Im Hinduismus wird das Göttliche als Atma bezeichnet. Das Sanskrit- Wort Atma bedeutet
Hauch, Atem, Bewegung. Das Göttliche ist Param-atma: der höchste Geist, die tiefste
Urquelle der Lebensenergie. Die darin vorhandene Dynamik wird in der ewigen Schwingung
des Mantras OM ausgedrückt, oder in der Mobilität des tanzenden Shiva dargestellt.
Meditation ist das Erwachen zu dieser Dynamik, ist Versenkung in diese
Energiequelle. Durch den Versenkungsvorgang erfährt man, wie die göttliche Lebensenergie
den ganzen Kosmos durchfließt. Versenkung heißt Verbundenbleiben mit allen Wesen.
Im Buddhismus wird die letzte Wirklichkeit als Sunya bezeichnet. Dieses Wort wird oft
als das absolute Nichts übersetzt. Dies ist falsch. Das Wort Sunya kommt aus der SanskritSprachwurzel Swi; sie heißt expandieren, sich ausdehnen, in Bewegung sein. Sunya heißt
also enorme Bewegung, absolute Dynamik. Nichts steht; alles ist im Fließen, alles ist in
Bewegung. Die gesamte Wirklichkeit ist eine ungeheurere Schwingung. Das letzte Anliegen
Text wie von Autor/in bereitgestellt. Es gilt das gesprochene Wort.
Veröffentlichung nur mit Genehmigung der Verfasserin/des Verfassers.
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aller buddhistischen Meditationspraktiken ist die Übereinstimmung des Einzelnen mit der
Dynamik des Universellen.
Im Judentum wird das Göttliche als Yahweh erfahren. Es ist eigentlich kein Name Gottes,
sondern eine Bezeichnung, wie Gott im auserwählten Volk gegenwärtig ist. Ich bin der ich
bin unter euch, für euch. Hier wird Gott als der, der mit den Menschen geht, dargestellt. Die
Geschichte Israels wird als die Geschichte Gottes-mit-dem-Volk verstanden. Yahweh ist
Gottes dynamische Heilsgegenwart unter den Menschen. Das Beten öffnet das Herz zu
dieser heilenden Gegenwart Gottes.
Im Islam wird das Göttliche als absolute Transzendenz (Allah) angesehen, aber auch als die
tiefe Immanenz (Rahim) erfahren. Rahim heißt, Gott der Barmherzige. Gottes Barmherzigkeit
ist die liebende Gegenwärtigkeit Gottes in unserem Leben. Das arabische Wort Islam
bedeutet die ganzheitliche Hinwendung zu diesem dynamischen, liebenden Gott.
Im christlichen Glauben wird das Göttliche als Dreieinheit aufgefasst. Es gibt eine innere
Polarität zwischen Dreiheit und Einheit. Das Eine entfaltet sich als das Drei-eine, als Vater,
Sohn und Geist. Jeder ist völlig in jedem anderen, jeder lebt durch den anderen. Augustinus
betrachtet es so: „Jeder in jedem, jeder in allem, alle in jedem, alle in allem, alle in Einem“
(De Trin. 7.6.11). Das Göttliche als Dreifaltigkeit heißt, das Göttliche ist ein totales Durcheinander-sein. Die inner-trinitarische Beziehung haben die alten Kirchenväter als
Zusammentanzen (Perichorese) bezeichnet. Dies bedeutet, dass das Göttliche keine
statische Selbst-Identät ist, sondern eine dynamische Bezogenheit. Göttliche Existenz ist KoExistenz. Gottes Sein ist ein Mitsein. In diesem Sinne ist Gott Liebe: ein ständiges Austreten
aus sich selbst. Aus diesem innergöttlichen Selbstergießungungsprozess entsteht die
Schöpfung. Unser Leben entfaltet sich nicht vor einem abgerundeten Gott, sondern im
göttlichen Vorgang, in der Dreifaltigkeit. Christliche Meditation ist das Erwachen zur innertrinitarischen Liebesdynamik. Dazu hat uns Jesus eingeladen: Wie ich im Vater bin, und der
Vater in mir ist, so sollt ihr alle in uns eins sein; Wie der Vater und ich eins sind, so sollt ihr in
uns eins sein, und zur vollendeten Einheit kommen. (Joh. 14,20; 17, 21-23).
In der mystischen Tiefe treffen sich alle Religionen: und zwar in der Grunderfahrung, dass
die letzte Wirklichkeit Sein-Selbst ist, dass das Göttliche Seinsdynamik ist: Gottes Sein ist im
Werden.
Eine Bezeichnung für diese dynamische Gegenwart Gottes in der christlichen Tradition ist
die Aussage: Gott ist Geist. In den klassischen biblischen Sprachen heißt es Hauch,
Lebensodem, Lebensatem. Geist ist also keine statische Wirklichkeit, sondern die
dynamische Gegenwart des Göttlichen. Die Wirkung des Geistes ist, wie der Wind, der weht;
wir wissen nicht woher er kommt oder wohin er geht. (Joh.3,8) Oder sie ist wie eine
sprudelnde Quelle, woraus das lebendige Wasser hervorsprudelt. (Joh. 7,37-39) Oder sie ist
wie der Baumsaft, der den ganzen Baum durchfließt und die Zweige frisch hält. (Joh. 15, 45). Solche Bilder weisen darauf hin, dass Jesus nicht von einem statischen Gott redet,
sondern von der dynamischen Gegenwart des Göttlichen. In der Volksreligiösität neigt man
dazu, einen statischen Gott in den Gotteshäusern festzuhalten und starre Riten zu
entwickeln. Aber Jesus sagte: Die Zeit ist gekommen, wenn man Gott nicht in den von
Menschen gestalteten Stätten anbetet, sondern im von Gott geschaffenen Herzen: „Gott ist
Geist, und wer Gott anbeten will, soll im Geiste und in der Wahrheit Gott anbeten“(Joh. 4,2124). In der achtsamen Aufmerksamkeit (Wahrheit) auf die dynamische Gegenwart Gottes
(Geist) in uns und um uns geschieht der Meditationsvorgang.
Wo erkennen wir diese dynamische Gegenwart Gottes, wo spüren wir die verwandelnde
Gegenwart des Geistes? Mitten im Leben! Dies ist die Heilsbotschaft der Fleischwerdung
Text wie von Autor/in bereitgestellt. Es gilt das gesprochene Wort.
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des Wortes in Jesus Christus. Im Fleisch, d.h. mitten in der Zerbrechlichkeit der
menschlichen Existenz, öffnet sich die Gegenwart des göttlichen Geistes.
In allen Religionen gibt es die Neigung, das Göttliche als Gegenstand zu betrachten. So
entstehen unvermeidlich personifizierte Gottes-Bilder und anthropomorphe Gottesgestalten.
Das Göttliche wird oft zu einem oben thronenden Allmächtigen oder zu einem uns
entgegenkommenden Herrn gemacht. Solche Bilder erhalten auch menschliche
Gesichtszüge und Farben. Häufig werden sie vermännlichte Gestalten mit
Dominanzansprüchen. Dagegen begegnen wir in der Kenosis Gottes in Jesus Christus dem
Emmanuel, dem Gott-mit-uns, dem Gott-in-uns. Diesen Gott zu erkennen schauen wir nicht
nach oben in die Himmelshöhen, sondern nach unten zu dem kleinen schwachen Kind von
Bethlehem. Diesem Gott begegnen wir nicht primär in von Menschen gebauten Tempeln
sondern in von Gott geschaffenen Menschen. Der Mensch ist der eigentliche Tempel Gottes.
Die in uns verborgene Gegenwart Gottes hat sich im Kind von Bethlehem verleiblicht. So
dürfen wir Gott mitten im Leben erfahren, mitten in den Freuden und Schmerzen des Alltags,
mitten in den Kämpfen und Sorgen des Lebens, mitten in unseren schöpferischen
Tätigkeiten und sozialen Einsätzen. Das Lebensumfeld ist der Raum, in dem wir Gott
begegnen. In dem Maße, in dem wir Gott in unserem Lebensumfeld erkennen, wird es zu
einem sakralen Raum. Die Welt ist das umfassende Sakrament. Der Kosmos ist der Leib
Gottes. Die Materie bildet das milieu divin.
Die Sakralität der Welt zu erkennen, die dynamische Gegenwart des göttlichen Geistes in
der Welt zu erfahren – darum geht es eigentlich in der Meditation. Die Versenkung geschieht
nicht an der Welt vorbei, sondern sie führt in die göttliche Mitte der Welt. Im Herzstück des
Lebensumfeldes erkennen wir die verwandelnde Gegenwart des göttlichen Geistes. Dann
können wir nie an dem Gegebenen festhalten oder im Gewordenen stecken bleiben. Wir sind
von innen her getrieben, in einer Aufbruchsstimmung zu leben. Mitten im Leben aufbrechen
– dies ist der Sinn des geistlichen Lebens. „Seid immer wachsam“ forderte Jesus die Jünger
auf (Mt. 25,13).
Das Aufbrechen heißt immer, für den göttlichen Geist offen zu bleiben. Dann fragt man sich
ständig: Wohin bewegt mich der Geist Gottes? Was sagt mir der Geist im Bezug auf diese
oder jene Situation? Die klassischen christlichen Meister sprechen hier von der
Unterscheidung der Geister. Es geht dabei um die Fähigkeit, nach innen zu horchen, auf die
innere göttliche Stimme zu achten, achtsam zu leben, wach zu bleiben. Eine disziplinierte
Übung der Meditation lässt diese Fähigkeit in uns wachsen. In diesem Sinne ist Meditation
ein rezeptiver Vorgang, ein empfangender Prozess: man empfängt die Gnade und erkennt
den Auftrag der Gegenwart. Es ist wie eine innere Pilgerfahrt.
Auf diesem inneren Weg geht man durch die verschiedenen Schichten des Bewusstseins.
Man könnte von drei Schichten sprechen: Das Wachbewusstsein, das Unterbewusstsein und
das Tiefenbewusstsein.
Im Wachzustand entfaltet sich unser ganzer Umgang mit Menschen und Dingen im Alltag.
Der Verstand ist das dirigierende Prinzip. Der Verstand vergegenständlicht alles als Objekt.
Daher prägt das Dualitätsprinzip unseren ganzen Umgang mit Menschen und Dingen. Alles
wird zum Es oder zum Du. Darum gibt es eine deutliche Ich-du-Struktur im Beten. Das
Unterbewusstsein ist die innere dunkle Kammer, worin viele Erinnerungen, Gefühle,
Wünsche und Visionen gespeichert sind. Wenn in der Versenkung das Mentale zur Ruhe
gebracht wird, melden sich viele unterbewusste Faktoren der Psyche. Man erlebt sie oft als
innere Blockaden und Zerstreuungen im Meditationsprozess.
Wenn es uns gelingt noch tiefer einzudringen, erreichen wir in begnadeten Augenblicken den
dritten Bereich des Tiefenbewusstseins. In den meisten heiligen Schriften wird er als das
Text wie von Autor/in bereitgestellt. Es gilt das gesprochene Wort.
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Herz bezeichnet. Der Zugang dazu wird durch die intuitive Wahrnehmungsfähigkeit
ermöglicht, die man im Abendland nous nennt und im Morgenland als Buddhi bezeichnet. Es
ist wie das innere Auge, mit dem man in die Tiefe schaut, oder wie das innere Licht, worin
man nach innen blickt, oder wie die innere Tür, wodurch man in den inneren sakralen Raum
eintritt. Mystiker aller Religionen sprechen von diesem Erkenntnisorgan.
Wenn wir mit diesem Auge der Innenschau nach innen blicken, schauen wir in den tiefsten
Grund des Bewusstseins. Im Kernbereich jeder Person gibt es einen sakralen Raum, in dem
man mit sich selbst wahrhaftig ist. Dort ist die Seele allein mit Gott! Im inneren Garten der
Erkenntnis tanzt die Seele mit Gott, sagen die islamischen Sufis. In der Seelenburg vereinigt
sich die Seele mit dem göttlichen Bräutigam, bekennt Theresa von Avila. In der Höhle des
Herzens erkennt man das göttliche Selbst im eigenen Selbst, und das eigene Selbst im
göttlichen Selbst, erzählen die Hindu-Mystiker der Upanishaden. Im Herzensraum erfährt
man die Seinseinheit mit dem Göttlichen. Jesus erfuhr seine tiefe Einheit mit dem Vater in
diesem inneren sakralen Raum. Zu dieser Einheitserfahrung lädt uns Jesus ein: „Wie ich aus
dem Vater lebe, werdet ihr durch mich leben. Wie der Vater und ich eins sind, so sollt auch
ihr in uns eins sein.“ (Joh.6,57;17,21-23). Aber wie kommen wir zu dieser Einheit? Jesus
würde antworten: „Geh in deine innere Kammer und bete dort in Stille zum Vater“ (Mt. 6, 19).
Dies ist die Einladung zu einer kontemplativen Wahrnehmung der Gegenwart Gottes in uns.
Meditation macht uns zu barmherzigen Menschen. Wer Gott in sich selbst erfährt, erkennt
Gottes Gegenwart in jedem Menschen, besonders in den Armen und Leidenden. Meditation
als Versenkungsweg nach innen ist gleichzeitig ein Weg nach außen. Meditation macht uns
liebesfähiger und leidensfähiger. Wenn nicht, ist man nach innen verfeinert, aber nach außen
versteinert! Wenn wir in der Versenkung die Gegenwart Gottes als eine Dynamik erfahren,
als eine verwandelnde Bewegung, werden wir von dieser göttlichen Dynamik nach außen
getrieben: zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, für Solidarität und Bewahrung der
Natur. Kontemplation verwandelt sich in Aktion.
In der christlichen Tradition gibt es so viele Methoden der Versenkung. In den letzten
Jahrzehnten üben viele Christen aber auch mit den Methoden der buddhistischen oder
hinduistischen Meditation. Darin sollen wir ein erfreuliches Zeichen der Wirkung des heiligen
Geistes erkennen. Der Geist Gottes reißt die Mauern nieder, die wir Menschen auf Grund
der Kultur oder Religion aufstellen, und bringt die ganze Menschheit zu einer geistigen
Familie zusammen. Durch die Begegnung mit den anderen Religionen kommen wir zu einem
tieferen Christusbewusstsein.
Ich möchte hier eine einfache aber wirksame Methode der Meditation kurz aufzeigen. Es ist
das Jesus-Gebet, das in der andächtigen Wiederholung des Namens Jesu besteht. Seit der
Zeit der Wüstenväter des 3. Jahrhunderts gibt es diese Form des mystischen Betens in der
Kirche. In der griechisch-orthodoxen Kirche ist diese Praxis weit verbreitet und wird
theologisch durch reflektiert. Mit der Wiederholung des Namens Jesu geht es nicht um die
Verehrung einer geschichtlichen Person, die vor 2000 Jahren lebte, sondern um das innere
Erwachen zur Gegenwärtigkeit Christi im Jetzt. Christus ist Gottes Gegenwart in uns, um
uns. Unser Sein entfaltet sich in Christo, sagt Paulus wiederholt. Unser Leben wird durch
Christus mit Gott vereinigt, verdeutlicht das Johannesevangelium. Tief in uns geschieht ein
Verwandlungsprozess: der Geist Christi verwandelt unser Sein in das neue Sein in Christus,
unser Bewusstsein wird vertieft in das Christusbewusstsein, unser Leben entfaltet sich in
Christus – dies ist die Erkenntnis, die durch das Jesus-Gebet in uns wächst. So können wir
das Jesus-Gebet als Pulsschlag des christlichen Glaubenslebens auffassen, als „Atem der
Seele“, wie es die ostkirchlichen Väter bezeichnen.
Wenn wir den Namen Jesu mit klassischen Mantras und Melodien summen, werden die im
Namen verborgenen göttlichen Schwingungen aktiviert. Der Übende kommt in Einklang mit
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der inneren Gegenwärtigkeit Christi. Von allen Mantras ist OM der Urmantra. OM besteht
aus drei Silben, A, U und M, Anfang, Mitte und Ende. OM ist also das Lautsymbol der
Allgegenwart Gottes. Wenn wir den Namen Jesu mit dem sakralen Laut OM summen,
kommt unser Herz in Einklang mit der Gegenwart Christi in uns und um uns. Wenn wir eine
Zeitlang diese Gebetsform regelmäßig üben, werden wir mit Staunen feststellen, wie das
Jesus-Gebet zu einer unterschwelligen Dauermelodie unseres Alltags wird. Wir brauchen es
nicht wiederholen, es wiederholt sich spontan.
Wir summen einige Minuten Jesu...OM...Jesu...
Zusammenfassung:
1. Das Göttliche ist die dynamische Urquelle der Wirklichkeit. Es ist nicht der motor
immobilis, nicht der in sich-ruhende Seinsgrund, sondern die aus sich hervorsprudelnde
Seinsquelle. So erlebt man die Dynamik der göttlichen Gegenwart im Hinduismus als Atma
(Lebenshauch), im Buddhismus als Sunya (Urschwingung), im Judentum als Yahweh (das
Mitgehen), im Islam als Rahim (der Barmherzige).
2. Im christlichen Glauben erfahren wir die Seinsdynamik des Göttlichen als Dreieinheit:
Vater, Sohn und Geist sind in-einander, durch-einander. „Jeder in jedem, jeder in allem, alle
in jedem, alle in allem, alle in Einem“ (Augustinus). Gottes Sein ist im Werden. Der Kosmos
entfaltet sich in diesem göttlichen Seinsvorgang (Perichorese).
3. Die dynamische Gegenwart Gottes in uns und überall um uns wird als Geist bezeichnet.
Geist bedeutet Lebensatem. Die Wirkung des göttlichen Geistes ist wie der Wind, der weht;
wir wissen nicht woher er kommt oder wohin er geht. (Joh. 3,8), Sie ist wie eine sprudelnde
Quelle, woraus das lebendige Wasser hervorfließt (Joh. 7,37-39). Mit solchen Bildern spricht
Jesus nicht von einer oben thronenden, statischen, anthropomorphen, vermännlichten
Gottesgestalt, sondern von Gott als Liebe, die in unseren Herzen aufquillt und unser Leben
verwandelt.
4. So gesehen dürfen wir unser Lebensumfeld als sakralen Raum wahrnehmen. In jedem
Augenblick sind wir vom göttlichen Leben gespeist, wie der Lebenssaft des Weinstocks die
Reben erfrischt Joh. 15,5). Christus ist Gottes heilende Gegenwart in uns und um uns. Unser
Leben entfaltet sich in Christo, wie Paulus wiederholt (144mal) sagt.
5. Meditation ist der Versenkungsweg zu dieser Erkenntnis. In der Meditation sinkt das
Bewusstsein vom Mentalen durch das Psychische in die intuitive Wahrnehmung. Durch die
Meditation geht man von Dualitätsdenken hinunter zur Einheitswahrnehmung. Kraft der
Meditation erkennt man Gott nicht vor sich oder über sich, sondern in sich, sich im
Göttlichen. Es geht hier um eine mystische Wahrnehmung der dynamischen Gegenwärtigkeit
Christi in unserem Herzen.
6. Meditation entfaltet sich nicht dem Leben vorbei, sondern mitten im Leben. Die innere
Stimme achten, dem Geist Gottes hinhorchen, wach bleiben – darum geht es in der
Meditation. So verleiht die Meditation dem Alltag eine neue Qualität. Man wird viel achtsamer
zur Gegenwart und barmherziger zu Menschen und Natur. Eine traditionelle, einfache, aber
sehr wirksame Form der Meditation ist das Jesus-Gebet. Durch die andächtige
Wiederholung des Namens Jesu erwachen wir zur Gegenwärtigkeit Christi in uns. Wenn wir
den Name Jesu mit dem Mantra OM summen können, werden wir die im Namen
verborgenen geistigen Schwingungen intensiv spüren.
Text wie von Autor/in bereitgestellt. Es gilt das gesprochene Wort.
Veröffentlichung nur mit Genehmigung der Verfasserin/des Verfassers.
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