Gemeinde- und Sakramentenpastoral -

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Gemeinde- und Sakramentenpastoral Materialien zur Vorlesung
2. Sakramentenpastoral im Wandel - zur Situation sakramentalen
Handelns
2.1
Nach den gängigsten Handlungsmuster in der Sakramentenpastoral sind Sakramente:
Geschehen in der Gemeinde, sie verdichten ihren Glauben, feiern und erneuern ihn
Begegnung mit Gott
heilige Handlungen an Knotenpunkten des Lebens
Ausdruck der Geistleiblichkeit des Menschen
(Sicher lassen sich noch viele andere solcher Muster verstehen - z.B. ein „trotziges“
[„Jetzt erst recht!“], ein diakonisch-pädagogisches [Sakramente als Katalysatoren der
Kinder- und Jugendpastoral] oder ein liturgisches [Sakramente als Feiern, die für sich
selbst sprechen]. Auch werden viele Muster in der Praxis nicht als Dealtypen auftreten,
sondern untereinander vermischt. Aber nur die ersten vier können den Anspruch
erheben, ein organisches Ganzes der Sakramentenpastoral zu beschreiben.)
Denkanstoß: Versuchen Sie, solche Handlungsmuster „in vivo“ wiederzufinden: In Predigten
und Kirchenzeitungen, in Arbeitshilfen und katechetischen Materialien, in Lernzielen des
Religionsunterrichtes, in typischen Argumentationen im Pfarrgemeinderat und in
Alltagsgesprächen.
Ausdruck der Geistleiblichkeit:
So ist wohl das derzeit gängigste Verständnis der Sakramente eines vom Leben zum Feiern:
Menschen machen im Leben bestimmte Grunderfahrungen (Geburt, Loslösung vom
Elternhaus und Suche nach dem Sinn des Lebens, Liebe und Jawort, Schuld und
Vergebung, Krankheit und Krise, ...),
sie suchen darin nach dem Sinn des Ganzen,
sie finden ihn im Glauben
sie drücken ihn in der Feier aus.
Danach sind Sakramente elementare Handlungen, die elementare Erfahrungen verleiblichen.
Erfahrungen sind dabei nach Dieter Emeis:
C
Mehr als Erlebtes: bewußt durchgearbeitet und gereift, so daß es prägen kann;
C
Grunderfahrungen verbinden über Kulturgrenzen hinweg (d.i. nicht nur
Grenzerfahrungen), sondern Erfahrungen mit dem, was z.B: hoffen oder verzweifeln
läßt, traurig und froh macht, Abschied und Aufbruch, Gefangenschaft und Befreiung.
C
In Grunderfahrungen Ambivalenz von Leben und Tod, Licht und Dunkel...
C
Darin Erfahrung des göttlichen Heils.
C
Glaubenserfahrung einer Geschichte mit Gott, die heute weitergeht.
C
(Franz Niehl:) Korrelation ist die Interpretation der Erfahrung einer Evidenz: “Weil eine
Auslegung betroffen macht und zu authentischem Leben anstößt, ist sie überzeugend.”
2.2.1
„Sakramentenpastoral im Wandel“ der Pastoral-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz
(1993) zu den „Übergangssituationen“:
Volkskirche im Wandel von christentümlicher Gesellschaft hin zu auf persönlicher Glaubensentscheidung basierender Zugehörigkeit.
•
Pfarrei und Gemeindebildung verändern sich, ohne dass man das Territorialprinzip
überhaupt verabschieden und eine reine ‚Gemeinde der Entschiedenen‘ fordern könnte.
•
Individualismus und Nachfolge in Gemeinschaft verschieben sich so, dass letzteres oft
wenig in den Blick kommt.
•
Zwischen Glaube und Unglaube erscheint trotz aller neuen Religiosität doch „der
Säkularismus immer noch das dominierende Lebensgefühl“1.
•
Zwischen Auswahlmentalität und Rigorismus suchen sich Menschen aus dem
volkskirchlichen Erbe aus, was ihnen gut und brauchbar erscheint, und setzen es neu
zusammen. Darauf reagieren manche Verantwortlichen mit einem Rigorismus, der alles
Volkskirchliche zugunsten einer „engen und unbefragten Verknüpfung von Glaube,
Glaubensgemeinschaft und Sakramentenspendung“ ablehnt.2
•
Gesellschaftlichen Veränderungen kann man sich kirchlich nicht verweigern, ohne sich
doch daran anpassen zu müssen.
•
Ein verständnisvoll-kritischer Umgang mit dem volkskirchlichen Erbe erkennt die
biographischen und familiären Anlässe als Chance zum Austausch mit Menschen in
ihrer Unterschiedlichkeit. Dadurch können Gemeinden vielgestaltig werden. „Neue
Formen gemeindlicher Kirchlichkeit werden sich weithin entwickeln aus dem
volkskirchlichen Erbe und dessen verständnisvoll-kritischer Pflege.“3
•
Erneuerung im Glauben wird als Ziel aller Pastoral gesehen. Sie könnte auch die
Sakramentenpastoral prägen.
Aus unseren bisherigen Beobachtungen und aus dieser Situationsbeschreibung durch die
deutschen Bischöfe lässt sich nun bereits eine Arbeitshypothese formulieren:
Sakramentenpastoral verdichtet die derzeitige Spannung aller Pastoral zwischen dem
Heilsgeschehen in Christus und dem kirchlichen Glauben einerseits und den subjektiven
Suchbewegungen von Individuen und Kulturen andererseits nach Gestalten gelungenen
Lebens. Eine gute Sakramentenpastoral wird diese Pole aufeinander beziehen und sie
nicht gegeneinander ausspielen.
•
2.2.2
Doch welche Folgerungen lassen sich aus der Einsicht ziehen, dass es sich in der
Sakramentenpastoral um Handeln in überkomplexen Situationen handelt?
•
Provisorium: Zunächst ist sicher zu sagen: „Unsere Übergangszeit verlangt
Übergangslösungen.“4 Solche Zeiten vertragen kein Alles-oder-Nichts, sondern
1
Sakramentenpastoral 12.
2
Sakramentenpastoral 13. Allerdings ist die „Sorge berechtigt, daß die Kirche eine Offenheit
praktiziert, die auf Kosten ihrer Identität geht“ (Emeis, Sakramentenkatechese 20).
3
Sakramentenpastoral 14. „Je differenzierter die pastoralen Situationen und je individueller die
Lebensläufe der Menschen werden, um so vorsichtiger muß eine Katechetik der Sakramente den
Eindruck vermeiden, sie können handlungsanweisende Konzepte für die vielfältigen katechetischen
Begegnungen mit Menschen geben“ (Emeis, Sakramentenkatechese 16).
4
Dieter Emeis, Zwischen Ausverkauf und Rigorismus. Zur Krise der Sakramentenpastoral,
Freiburg 31991, 99. Vgl. Andreas Wollbold, „Unsere Übergangszeit erfordert Übergangslösungen“ - Für
benötigen die Umsicht, das jetzt Mögliche zu erkennen und zu tun.5 Vieles soll versucht
werden, unterschiedliche Ansätze ermutigt, verantwortete Experimente durchgeführt und
Realitätssinn und Vision miteinander verbunden werden. Man kann auch das Problem
zur Lösung machen. D. h. Seelsorger wissen um die Spannung zwischen Offenbarung
und Leutereligion, nehmen sie aber zum Ausgangs- und Bezugspunkt ihrer Gespräche
oder gottesdienstlichen Gestaltung.
•
Beschränkung: Ebenso wichtig ist die gleichzeitige Sicherung eines Kerncurriculums
an Zielen und Inhalten, die in einem Bistum in einem verbindlichen Katecheseplan
festgehalten sind. Dadurch wird Verlässlichkeit gesichert und der Beliebigkeit gewehrt.
•
Prozess: Von all diesen Versuchen gilt aber, dass sie Zeit und Intensität der Begegnung
brauchen, um kein bloßer Tropfen auf den heißen Stein zu bleiben. Ganz zu Recht weist
„Sakramentenpastoral im Wandel“ deshalb darauf hin, dass längere katechumenale
Wege zunehmend zum Normalfall werden könnten.6
So sieht sich jede Sakramentenpastoral heute mit Spannungen konfrontiert, die nicht einseitig
aufzulösen, sondern pastoral zu gestalten sind. Sie ist in die Pole eingespannt:
C
zwischen natürlicher Religiosität (Segen, „heiliger Schild“, Kontingenzbewältigung an
Lebenswenden) und christlichem Bekenntnis,
C
zwischen dem einmaligen Ereignis und einer langfristigen Bindung,
C
zwischen Brauchtum im Dienst einer Familienreligion und einer gemeindlichen
Einbettung,
C
theologisch zwischen Natur und Gnade bzw. Schöpfung (die sakramentalen Zeichen
erschließen durch Brotbacken, Wassermeditation usw.) und Erlösung (die sakramentale
Gnade bezeugen durch Bibelarbeit und Auseinandersetzung mit liturgischen und
lehrhaften Worten und Gesten).
2.3.1
„Kommunikatives Handeln“ unterscheidet sich von „instrumentellem Handeln“
dadurch, dass dadurch ein in sich sinnvolles Tun begründet wird. Es zeichnet sich
dadurch aus, dass in ihm Menschen einander in ihrem Menschsein frei begegnen lassen.
eine provisorische Pastoral, in: ThGl 89 (1999) 406-424.
5
Sakramentenpastoral 25.
6
Sakramentenpastoral 31-33.
3. Die Sakramente der Initiation
3.1 Kindertaufe als „Mutter aller Übel“ oder als Sakrament des Anfangs?
3.1.1 “Taufe von Kleinkindern als Schlüssel zum Erhalt der Volkskirche”: Die
Wiedertäufer und ihre Herausforderung der Großkirchen
Wiedertäufer bzw. Mennoniten:
Conrad Grebel (1524), Gründer der Anabaptisten in Zürich, schreibt:
„Alle Kinder, die noch nicht den Unterschied zwischen Gut und Böse erkannt und
noch nicht vom Baum der Erkenntnis gegessen haben, werden sicher durch das
Leiden Christi, des neuen Adam, gerettet werden. Er erneuerte ihr Leben. Wenn
Christus nicht gelitten hätte und gestorben wäre, würden sie sicher Tod und
Verdammnis erleiden. Die Kinder, die zur Verderbnis noch nicht alt genug sind,
zeigen uns, daß Christus für sie nicht leiden mußte. Wir schließen daher die Kinder
von der Notwendigkeit des Glaubens als Grundlage der Rettung aus. Wir glauben,
daß sie ohne den Glauben gerettet werden. Und von den erwähnten Bibelversen und
der Beschreibung der Taufe und anderen Erzählungen (nach denen Kinder nicht
getauft wurden), ebenso wie von anderen Schriften, die sich nicht auf Kinder
beziehen, schließen wir, daß die Kindertaufe eine sinnlose, blasphemische
Verkehrung der Schrift ist.“ - John A. Hosteller (Hg.). Amish Roots. A Treasure of
History, Wisdom, and Love. Baltimore (MA): Jhn Hopkins University Press 1989,
19.
Wiedertäufer haben grundsätzlich viele Positionen des reformierten Protestantismus
übernommen, dabei jedoch einige Punkte betont:
C
Notwendigkeit der Bekehrung (vs. Genügen der Kindertaufe). Heiligkeit des Herzens
und innere Taufe des Geistes. Kirchengliedschaft und Sakramentenempfang allein
genügen nicht.
C
Wirkliche Jüngerschaft (u.a. ein Sinn der Taufe: Schriftgehorsam, z.B. Eid verweigern).
Deshalb Kirchendisziplin betont.
C
Zwei Reiche im Streit bis zuletzt.
C
Kirche als Bruderschaft: gg. soziale Schichtung in Kirche. (Fußwaschung als Vorbild).
C
Gewaltloser Widerstand: lieber selber leiden als Leid zufügen. Christus erfüllte Gesetz
des Alten Bundes und brachte uns auf ein höheres Niveau.
C
Missionarischer Leib Christi: Überall das Evangelium verkünden (vs.: „Cuius regio,
eius religio“).
C
NT betont das Leiden für den Glauben. De facto erlitten Wiedertäufer häufig das
Martyrium.
3.2 Offene Arme oder enge Pforte - die Zulassung zu den Sakramenten
Bei der Zulassung zur Taufe darf von einem Erwachsenen verlangt werden, einen Weg des
Katechumenates mitzugehen (can 865 § 1). Doch auch bei der Kindertaufe sind drei
Erfordernisse notwendig, Glaube, Bitte und Versprechen:
C
Der Taufglaube erkennt (neben allen anderen Motiven, die vielleicht noch im Spiel sind)
Gottes Heilswirken in der Taufe am Werk. Wenn Eltern zusammen mit den Paten um
die Taufe eines Kindes bitten, ist ihr eigener Glaube manchmal wenig geklärt. Kann man
da eine Taufe überhaupt verantworten? Der notwendige Kern des Taufglaubens besteht
darin, in der Taufe Gottes Wirken zum Heil des Kindes zu bejahen. „Tun wollen, was
die Kirche tut,“ bejaht das Heilszeichen und überlässt sich dem kirchlichen Glauben
daran, auch wo die Eltern all dies nicht ausdrücklich erkennen und nachvollziehen.
C
Die freie Taufbitte setzt einen im Kern persönlichen, unvertretbaren Willen voraus,
dieses Sakrament zu empfangen. Ein solcher Wille schließt andere Motivationen wie die
Rücksicht auf Familienangehörige nicht aus - „die Taufe ist das Sakrament der Oma“,
sagt man mancherorts noch. Aber ohne ein eigenes Ja, das z. B. mehr ist als eine
Niederlage im Kampf mit der Schwiegermutter, geht es nicht. Bei der Kindertaufe gilt
dies von den Eltern und Paten in ihrer Erziehungsaufgabe und schließt hier den Einsatz
aller Beteiligten dafür ein, dass das Kind den Glauben kennenlernt und aus eigener
Erfahrung einmal eine Entscheidung für diesen Glauben treffen kann.
C
Das Taufversprechen bzw. Taufgelübde ist als Aufgabe zu einem christlich gelebten
Leben begreifen. Es schließt nicht nur die Bereitschaft ein, ohne allzu großen
Widerspruch eine halbe Stunde in der Kirche zu verbringen, sondern es erklärt sich auch
dazu bereit, ein Leben lang einen Glaubensweg mit der Kirche zu gehen. Das schließt
nicht notwendig das Versprechen ein, von nun an jeden Sonntag zur Kirche zu kommen,
so wünschenswert das auch wäre. Als Minimum dürfte man aber die Bereitschaft zu
einem katechumenalen Weg angeben, also einer Begegnung mit dem Glauben, die die
Chance hat, nachhaltig einen persönlichen Glauben auszulösen. Bei der Taufe älterer
Kinder wird man sowohl altersgemäß ihre eigene Bereitschaft zu einem Leben mit der
Kirche als auch die Begleitung durch Eltern und Paten in Betracht ziehen.
4. Taufe
4.1 Taufgespräch
Zur notwendigen Vorbereitung auf die Taufe hat die Deutsche Bischofskonferenz 1970 ein
Taufgespräch mit Eltern (und möglichst auch Paten) festgelegt.7 Es hat zum Ziel,
•
die Taufbereitschaft mit Glaube, Bitte und Versprechen zu klären und die
Taufanmeldung vorzunehmen oder u. U. zu einem Taufaufschub zu kommen,
•
Evangelisierung und Katechese im Gespräch mit den Beteiligten zu entwickeln und
•
in die Feier der Taufe selbst einzuführen und konkrete Fragen abzusprechen (Taufkleid
und -kerze, Beteiligung an der Gestaltung, Foto und Film, ...).
Das eigentliche Gespräch aus Anlass der Kindertaufe wäre darin eher wie der Ausgangspunkt
zu einem katechumenalen Weg. Diese Begegnung - nicht selten eine Erstbegegnung! - könnte
folgende Gesprächziele haben:
•
Kennenlernen und Aufbau von Vertrauen,
•
die Situation (meist noch in der Nähe der Geburt) wahrnehmen,
•
den eigenen religiösen Glauben und seine Praxis ins Wort bringen,
•
den Beitrag religiöser Vollzüge zur Familienkultur klären und Schritte zur Umsetzung
ins Auge fassen,
•
aufzeigen der Bedeutung der Taufe selbst und
•
motivieren für weitere Schritte auf dem katechumenalen Weg im Sinn des
Taufversprechens.
Welche Faktoren bestimmen in der Regel diesen Umbruch und können im Taufgespräch
angesprochen werden?
•
Zunächst liegt es nahe, das Ereignis der Geburt selbst zur Sprache zu bringen. Wie
haben es alle erlebt, Mutter, Vater, auch die, die nicht unmittelbar zugegen waren?
Welche Gefühle hat sie ausgelöst? Angst und Dankbarkeit, Spannung und Erleichterung
liegen oft dicht beieinander. Selten wird das Leben so sehr als Geschenk erfahren - auch
in seiner Bedrohung.
•
Das Gespräch kann biographisch den Glaubensweg von Eltern und Paten zu erhellen.
Denn die Geburt eines Kindes stellt eine der größten Wenden im Lebenslauf dar. Die
Verantwortung für ein Kind stellt auch neu die Frage nach dem, was trägt und verbindet.
Der eigene Platz in der Familie (Mutter, Vater, Geschwister, Verwandte und Paten) ist
neu zu finden und gegenüber der Herkunftsfamilie in Nähe und Distanz zu bestimmen.
Schließlich bestimmen Kinder den beruflichen, finanziellen, häuslichen und
Beziehungs-Status nachhaltig.
7
Pastoralanweisung der Deutschen Bischofskonferenz über die Einführung eines Taufgesprächs
mit den Eltern vor der Spendung der Taufe, in: Kirchliches Amtsblatt Trier 286 (1970), 187f.,
abgedruckt in: Johannes Joachim Degenhardt, Taufpastoral. Handreichung zur Vorbereitung und
Spendung der Taufe, Paderborn 1972, 21-24. - Auf der Synode wurde das bis dahin nur angeratene
Taufgespräch wenigstens beim ersten Kind verpflichtend gemacht (GSyn I, 270). CIC can. 851 fordert
eine Unterweisung der Eltern und Paten über die Bedeutung des Sakramentes und die damit
verbundenen Pflichten, vgl. Beatrix Laukemper, Die Heilsnotwendigkeit der Taufe und das kanonische
Taufrecht, Wingen 1992, 197.
•
Elternschaft und Familie ist für die meisten Menschen nach wie vor einer der
wichtigsten Orte von Lebenssinn, Selbstverwirklichung und gelebten Werten.8 Dass
dieser Ort ein guter Ort ist, dafür sind sie bereit, viel einzusetzen. „Urwünsche“ nach
Namen, Macht, Heimat und Leben können hier wie kaum anderswo ihre Erfüllung
finden.9 Auf sie hin lässt sich die Botschaft des Evangeliums ins Gespräch bringen.
8
Paul M. Zulehner, Leibhaftig glauben. Lebenskultur nach dem Evangelium. Unter Mitarbeit
von Josef Brandner und Josef Fischer, Freiburg 1983, 19, weist auf Umfragen hin, nach denen
Menschen zum Lieben und Geliebt-Werden und der Wunsch, als Mensch allein wertvoll sein,
persönlich gemeint und nicht austauschbar zu sein und von anderen nicht ausgenützt werden, für 7288% der Befragten etwas „heiliges“ darstelle.
9
Zulehner, Leibhaftig 15-30.
4.3 M odelle der Taufpastoral
Instruktionsmod
ell
“Hauskirche”
Gemeindekatech
ese
Katechumenale
Wege
M
Grundprinzip
Eltern zu vertieftem
theologischen Verständnis hinführen
(oft im Gegensatz zu
gesellschaftlicher
Motivation)
Oft reduziert:
Erklärung des Ritus
Christliches
Familienleben (kraft
des Ehesakramentes)
fördern
W eg von der
priesterzentrierten
W eitergabe des Glaubens: Aufgabe einer
lebendig den Glauben
lebenden und
bezeugenden Gemeinde
(Anregung durch
Erwachsenenkatechu
menat) Nicht punktuell arbeiten
(Taufgespräch,
Taufe), sondern
Lebenswege als
Glaubenswege
begleiten; Reifen im
Kontakt mit
christlicher
Gemeinschaft
(Fass
bloch
von E
tiefer
entde
Denn
Integ
Geme
wenig
desha
persö
Anna
mehr
teskin
Der K
zuvor
Heil G
Anforderungen
an Beteiligte
Eltern und Paten:
bewußter, entschiedener
kirchlicher Taufglaube;
Teilnahme am
Taufgespräche und
ggf. Elternseminaren
* persönlichen
Familienstil
entwickeln
* Kirchenjahr und
Tagesablauf christlich mit Gebet, Bräuchen, Gottesdienst
und Verantwortung in
der Gemeinde
gestalten
* Pfarrei: Einfühlung
in heutigen
Familienalltag, Hausbesuche,
Familienkreise usw.
* Versprechen der
Eltern zu einem
gemeindebezogenen
Glauben
* Taufe in der Regel
in sonntäglicher
Eucharistie
(Konflikte?!)
* Pfarrei: vielfältige
Angebote der
Sakramentenkateches
e und Familienpastoral
* sich einlassen auf
längeren Prozeß
(wenigstens einige
Gespräche oder
Veranstaltungen)
* ggf. eröffnet durch
eine Segensfeier (vgl.
neues
Kindertaufritual)
* differenziertes
katechetischliturgisches Gefüge
der Pfarrei
* Sen
spräc
Seels
* Zur
Erwa
Eltern
auf V
Gesp
eher w
Wertung
+: Entspricht
realistischer Praxis;
gut bei gegebener
Grund- kirchlichkeit
-: Spannung zwischen
kirchlicher und
kultureller sowie
individueller
Religiosität kognitiv
schwer zu überbrücken
+: ganzheitliche, der
Lebenswelt nahe Verbindung von Glauben
und Familienleben;
entspricht
Erwartungen an
Familienleben
-: Geht von der
Norm-/Idealfamilie
aus (immer seltener)
+: mitsorgende
Gemeinde als
“kommunikatives
Lebensmilieu” (M .
Kehl) des Glaubens
entscheidend
-: Spannung zum
gemeindeunabhängig
en Stil einer
Familien- und
Passagereligiosität L
W ie durchsetzen?
+: Prozeßcharakter
des Glaubens;
jahrelange
Entfernung nicht in
einem Augenblick
überwinden können
Verbindung von
liturgischen und
pastoralen Formen
-: Realismus? (Von
Abständigeren mehr
als von anderen
verlangen)
+: en
wenig
Über
Trenn
W eltl
lich
-: Ge
Schö
Erlös
Paten - Aufgaben im Rahmen der drei Religiositäten:
•
Als Elternersatz und -ergänzung sind Paten Ausdruck der sozialen Religiosität,
•
•
Als Bezugspersonen für dieses eine Kind - anders als etwa für seine Geschwister können sie idealerweise auch die individuelle Religiosität durch Gespräch, Geschenke,
gemeinsame Unternehmungen, Begleitung in kritischen Lebensphasen, Stütze durch
einen Erwachsenen auch gegenüber den Eltern, Vorbild und Anregung für ein religiöses
Leben fördern.
Zugleich können sie im Familienverband aber auch eine Erinnerung an die
Eingliederung des Kindes in die Kirche und damit Repräsentanten der kirchlichen
Religiosität sein. Das II. Vatikanum (und im Anschluss daran das erneuerte
Kindertaufrituale ebenso wie die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche) hat
vor allem diese kirchliche Dimension aufgegriffen: „Um diese christliche Initiation
sollen sich aber nicht bloß Katechisten oder Priester kümmern, sondern die ganze
Gemeinde der Gläubigen, besonders aber die Taufpaten, so daß den Katechumenen von
Anfang zu Bewußtsein kommt, daß sie zum Gottesvolk gehören“ (Ad gentes 14).
6. Firmung - der feierliche Abschied von der Kirche?
Argumente der Würzburger Synode zum unterschiedlichen Firmalter:
„Die Firmung etwa im 7. Lebensjahr würde es ermöglichen, die Reihenfolge der
Sakramente wie bei der Eingliederung des Erwachsenen (Taufe - Firmung - Eucharistie)
einzuhalten. Beim ersten Eintritt in den Bereich des öffentlichen Lebens hätte das Kind
die Hilfe dieser Sakramente. Andererseits ist aber eine solche Häufung religiöser
Schwerpunkte im Kindesalter nicht wünschenswert. Auch die oben genannten Gründe
aus den Vorbemerkungen zum Firmritus legen ein späteres Firmalter nahe. Gute Gründe
gibt es für die Firmung etwa im 12. Lebensjahr. In diesem Alter kann das Kind bereits
manches von der Bedeutung der Firmung erkennen und verwirklichen und deshalb
sinnvoll um dieses Sakrament bitten. (...) Andererseits gibt es aber auch wichtige
Aspekte der Firmung, die erst der junge Erwachsene verwirklichen kann. In einem Alter,
in dem er sich aus der kindlichen Welt herausgelöst und zu sich selbst gefunden hat,
kann er seine eigene Verantwortung erkennen und bejahen. Die Bitte um die Firmung
käme dann einem eigenständigen Bekenntnis zum christlichen Glauben gleich. Das
Sakrament bildet einen dem natürlichen Wachstumsprozeß angemessenen Abschluß der
Eingliederung in die Kirche. (...) Aus all diesen Überlegungen ergibt sich, daß es
weitgehend eine Ermessensfrage ist, wann die Firmung am sinnvollsten gespendet wird“
(GSyn I 255f.).
Vier Optionen zum Firmalter:
1. (Michael Kunzler): Bei der Feier der Kindertaufe - Vorrang des eingliedernden,
heilschaffenden Handelns Gottes, enge Beziehung zur Taufe; kein „Sakrament der
Entscheidung“, Gefahr, dadurch eine Sekte zu werden (vgl. Gerhard Schmied).
2. (Hans Küng:) Vor der Erstkommunion - „Firmung als Entfaltung, Bestätigung, Vollendung
der Taufe“, deshalb Weiterführung möglichst vieler Taufen: Volkskirche, umfassende,
flächendeckende Erfassung aller; Vertrauen auf die sakramentale Gnade; Ja zu durchmischten
Kirchenverhältnissen; Firmalter niedrig.
3. (Norbert Greinacher:) Mit 12-14 Jahren - Eigenständige Beziehung auf den Glauben der
Erwachsenengemeinde, deshalb Auseinandersetzung mit dem Glauben und Grundentscheidung
dafür = Mündige Übernahme der christlichen Berufung und Sendung: eigenverantwortliche
Übernahme der Taufversprechen; Firmalter an Schwelle des eigenverantwortlichen Lebens, da
über eigenen Lebensentwurf zu entscheiden.
4. (Josef Annen und viele Pastoralpraktiker; Thomas von Aquin [der Sache nach]): Firmung mit
17/18 Jahren - „perfectio roboris spiritualis (S.c.g. IV, c. 60), „homo fidem Christi confiteri
audeat coram quibuscumque, nec inde retrahatur propter confusionem aliquam vel terrorem“,
Gabe der Stärke, um den Glauben Christi zu verbreien. - Feier gefundener
Glaubensgemeinschaft: Glaubenlernen als sozialer Vorgang, braucht Gemeinde.
Mögliche Ziele der Firmkatechese (nach Emeis, Sakramentenpastoral 99-101):
1. Erfahrungen verbinden mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist
·
Kraft und Sinn als allgemeine Geisterfahrungen
·
Christliche Geisterfahrung: Zeugnis von Christus, Beziehung zu ihm, Stärkung
und Orientierung in ihm
·
Gemeinschaftserfahrung, Austausch, Teilen von Lebenserfahrung, Einheit
verwirklichen
·
Etwas können und sollen: Teilnahme an der Sendung der Kirche
·
Anfangs- und Verheißungserfahrung: Sehnsucht inmitten des Gebrochenen,
Aufbrechen falscher Zufriedenheiten, Träumen
2. Symbolik der Firmhandlung wahrnehmen und sich in ihr ausdrücken
• Christlichen Gottesdienst mit anderen Versammlungen vergleichen und das
angemessene eigene Verhalten einüben
• Im Firmspender das Zeichen der umfassenden Kirche erkennen
• In der Firmung ein leibhaftiges Glaubensbekenntnis vollziehen
• Die Handauflegung erkunden
• In Christus, dem Gesalbten, die eigene Sendung entdecken
• Im „Amen“ die eigene Zustimmung ausdrücken
• Sich über die Räume der Stille im Gottesdienst austauschen
3. In der Feier der Eucharistie bleibend und wachsend die Gabe Gottes, den Heiligen
Geist, suchen und empfangen
= Weiterführende Eucharistiekatechese, insbesondere bzgl. des Herabrufens des Geistes
über die Gaben (Epiklese) und die Kommunionbitte im Hochgebet
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