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UZH News - Wenn Parteien twittern
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UZH News
14.02.2012
Politik und Soziale Medien
Wenn Parteien twittern
Schweizer Parteien wollen den Zug nicht verpassen und springen auf Social-MediaPlattformen wie Facebook oder Twitter auf. Allerdings ist die Resonanz bescheiden, wie UZHPublizistikwissenschaftlerin Ulrike Klinger auf einer Tagung über intermediäre Akteure im
Wandel berichtete.
Marita Fuchs
Soziale Netzwerke als Herausforderung für die Politik: Noch ist es den Schweizer Parteien
nicht gelungen, das Potential von Facebook, Twitter & Co. für sich zu nutzen. (Bild:
iStockphoto)
Es gibt kaum noch eine Schweizer Partei, die heute ohne ein Facebook-Profil oder einen Twitter-Kanal daherkommt.
Ulrike Klinger, Publizistikwissenschaftlerin an der Universität Zürich, hat untersucht, wie die Schweizer Parteien die
Möglichkeiten der so genannten Social Media nutzen.
Dazu hat sie im Rahmen einer Studie vom Januar bis November 2011 die Kommunikation Schweizer Parteien auf
Facebook, Twitter und andern Kanälen verfolgt und analysiert. Klinger wollte insbesondere herausfinden, wie die
Parteien das Potenzial der neuen sozialen Medien nutzen und wie sie ihre Klientel ansprechen.
Ausserdem interessierte Ulrike Klinger, ob kleinere Parteien per Facebook, Twitter und Co. effizienter als bisher
Mitglieder rekrutieren oder neue Anhänger gewinnen können. Oder ob es sich eher umgekehrt verhält: dass die
sozialen Medien ohnehin schon dominante politische Akteure stärken und damit bestehende Unterschiede zwischen
den Parteien in Bezug auf Wählerstärke, Ressourcen und öffentlicher Präsenz zementieren.
http://www.uzh.ch/news/articles/2012/wenn-parteien-twittern.print.html
20.02.2012
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Geringer Nutzen
Ulrike Klingers Untersuchungen zeigen, dass die Parteien bei ihren Bemühungen, Social Web für sich zu nutzen,
bisher nur bescheidene Ergebnisse vorzeigen können. Selbst die SP, die besonders emsig Inhalte auf Facebook
topaktuell hält, hatte im Oktober 2011 nicht einmal 5‘000 Freunde. Die FDP hat im Vergleich dazu etwa 2500
Freunde, die SVP etwa 2300.
Die Erhebung der Follower auf Twitter zeigt ein ähnliches Bild. Im Oktober 2011 hat die SP mit etwa 1600 Followers
die Nase vorn, gefolgt von GLP, SVP, FDP mit je etwa 1000 und Grünen mit etwa 650. Die Grünen konnten im Laufe
des Jahres ihre Followerzahl allerdings verneunfachen. «Insgesamt ziehen die kleineren Parteien aus den Social
Media aber kaum einen Nutzen», sagt Klinger.
«Schweizer Parteien gehen kaum auf die Logik von Social Media ein.» Ulrike Klinger,
Publizistikwissenschaftlerin. (Bild: zVg)
Wenig Möglichkeiten zur Interaktion
Auch inhaltlich hat die Publizistikwissenschaftlerin die 1274 Facebook-Einträge der Parteien unter die Lupe
genommen. Dabei hat sie unterschiedliche Kriterien angelegt: Handelt es sich bei den so genannten Postings um
Informationen, wie sie auch an Zeitungen oder Radio- oder Fernsehstationen weitergegeben werden, oder handelt es
sich um eine Aufforderung zum Mitmachen wie etwa Einladungen zu Events oder Unterschriftensammlungen. Dabei
zeigte sich, dass nur 18 Prozent der Postings zur aktiven Partizipation aufriefen. Erstaunlich wenig, denn gerade
soziale Medien leben ja vom aktiven Mitmachen.
Inhaltlich, so fand Klinger heraus, dominiert die reine Informationsvermittlung von der Partei an die Adressaten. 59
Prozent der Einträge hatten reinen Informationscharakter. Sprich: die Einweg-Kommunikation zwischen Absender
und Adressat herrscht vor. «Diesem Muster folgen alle Schweizer Parteien, es gibt keine grossen Unterschiede»,
sagt Klinger.
Unterschiedliche Medienlogiken verstehen
Haben darum die Parteien so wenig Erfolg mit ihren Social Media Angeboten? Klingers These: «Letztlich gehen die
Parteien nicht auf die Medienlogik von Twitter, Facebook und Co. ein. Schweizer Parteien nutzen kaum die
interaktiven und partizipativen Potenziale von Social Media.»
Die Parteien haben für ihre Social-Media-Kommunikation die massenmediale Medienlogik übernommen. Die greife im
Bereich von Social Media aber nur sehr begrenzt, meint Klinger. Anstatt eine reine Push-Strategie zu verfolgen,
müsse auch eine Pull-Strategie eingesetzt werden, und statt allgemeine Informationen zu verbreiten, könne eine auf
Interaktivität ausgerichtete Kommunikation unter Umständen zu einer regeren Debatte im Netz führen.
http://www.uzh.ch/news/articles/2012/wenn-parteien-twittern.print.html
20.02.2012
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Wie reagieren Politik, Verbände und Interessengruppen auf den Medienwandel? Dieser Frage
war eine Tagung gewidmet, die kürzlich an der UZH stattfand. (Bild: ZvG)
Noch gelingt es den Schweizer Parteien nicht, grössere Bevölkerungsteile über Social Media zu erreichen. «Wollen
die Parteien mit Social Media die Menschen ansprechen, müssen sie ihre Kommunikationsweise korrigieren»,
bilanziert Klinger.
Anders verhält es sich mit den Social-Media-Aktivitäten einzelner Parteimitglieder. Je nach Prominenz ist hier das
Interesse gross und der Austausch rege. Wie genau diese Art der nicht-organisierten politischen Kommunikation
funktioniert, sollen zukünftige Studien zeigen.
Intermediäre Akteure im Wandel.
Ulrike Klinger ist Oberassistentin am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich
(IPMZ). Sie stellte ihre Forschungsarbeit im Rahmen einer
Tagung an der UZH vor, die am vergangen
Wochenende am IPMZ stattfand. Die Tagung trug den Titel: «Intermediäre Akteure im Wandel. Parteien, Verbände,
Interessengruppen und soziale Bewegungen vor einer neuen kommunikativen Herausforderung.»
Marita Fuchs ist Redaktorin von UZH News.
Kontakt
Ulrike Klinger, IPMZ
Institut für Pubilizistikwissenschaft und Medienforschung (IPMZ)
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© Universität Zürich | 14.02.2012
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