Unsere Universelle Verantwortung S.H. der Dalai Lama Rede auf der UNO - Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, Juni 1992 Während sich das zwanzigste Jahrhundert dem Ende zuneigt, empfinden wir, dass die Welt kleiner geworden ist. Die Menschen der Erde sind fast zu einer Gesellschaft zusammengewachsen. Politische und militärische Allianzen bilden große multinationale Gruppen, Industrie und Handel haben eine globale Wirtschaft entstehen lassen. Weltweite Kommunikationssysteme lassen die alten Schranken von Entfernung, Sprache oder Hautfarbe verschwinden. Auch die großen Probleme, vor denen wir stehen, lassen die Welt kleiner werden: Überbevölkerung, schwindende Naturressourcen und eine Umweltkrise. Sie bedroht unsere Luft, Wasser, Bäume und eine Vielzahl wunderschöner Formen des Lebens, die genau die Grundlagen der Existenzen auf diesem kleinen Planeten bilden, den wir teilen. Um den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden, müssen wir Menschen ein tieferes Empfinden von universeller Verantwortlichkeit entwickeln. Jeder von uns muss lernen, nicht nur für sich selbst, die Familie oder das Land zu arbeiten, sondern für das Wohlergehen der gesamten Menschheit. Universelle Verantwortlichkeit ist der eigentliche Schlüssel für ein Überleben des Menschen. Sie ist die sicherste Grundlage für den Weltfrieden, den ausgleichenden Umgang mit natürlichen Ressourcen durch die Vorsorge für zukünftige Generationen und für ein angemessenes eigenes Umweltverhalten. Ob wir das nun mögen oder nicht: Wir sind auf dieser Erde geboren als Teil einer großen Familie. Reich oder arm, gebildet oder ungebildet, der einen oder anderen Nation, Religion oder Ideologie angehörend - letztlich ist jeder von uns genau so ein menschliches Lebewesen wie andere auch. Wir wünschen uns Glück und wollen Leiden vermeiden. Ebenso hat jeder von uns das Recht, dieses Glück zu suchen und Leiden zu vermeiden. Wenn Du erkennst, daß alle Lebewesen diesbezüglich gleich sind, wirst Du von selbst Verständnis und Nähe finden. Daraus entsteht rückwirkend ein tiefes Empfinden von universeller Verantwortlichkeit: dem Wunsch, anderen aktiv zu helfen, um die Probleme zu bewältigen. Sicherlich ist ein solches Mitgefühl naturgemäß friedlich und sanft, aber es ist auch sehr mächtig. Es ist ein reales Zeichen innerer Stärke. Dafür brauchen wir nicht religiös zu werden oder einer Ideologie anzugehören. Jeder von uns braucht nur seine eigenen guten menschlichen Qualitäten zu entwickeln. Die Notwendigkeit des Gefühls einer universellen Verantwortung läßt sich in jedem Bereich des menschlichen Lebens erkennen. Bewegende Ereignisse in einem Teil der Welt können heute den gesamten Planeten beeinflussen. Darum 1 müssen wir jedes größere lokale Problem weltweit in Beziehung setzen und uns von Anfang an darum kümmern. Wir können nicht länger rassische oder ideologische Barrieren, die uns trennen, vorschieben, ohne zerstörerische Rückschläge zu erleiden. Im Kontext unserer neuen Abhängigkeit erkennen wir, daß die Einbeziehung der Interessen anderer sicherlich die beste Art ist, sich selbst zu nutzen. Abhängigkeit allerdings ist ein fundamentales Gesetz der Natur. Nicht nur Myriaden Formen der Natur, sondern auch die subtilsten Bereiche der Materie sind von dieser Abhängigkeit untereinander bestimmt. Alle Phänomene, vom Planeten, auf dem wir wohnen, zu den Ozeanen, Wolken, Wäldern und Blumen, die uns umgeben, entstehen aus feinsten Mustern von Energie. Ohne ihre rechte Interaktion lösen sie sich auf und vergehen. Wir müssen diese Fakten der Natur viel wichtiger nehmen als wir das in der Vergangenheit getan haben. Unsere Unbewusstheit darüber ist direkt verantwortlich für viele der Probleme, denen wir gegenüberstehen. Es ist zum Beispiel verheerend, die begrenzten Ressourcen der Erde anzuzapfen - besonders in den Entwicklungsländern - nur um einen Konsumismus zu füttern. Wenn das unkontrolliert weitergeht, werden wir alle leiden müssen. Wir müssen das empfindliche Gefüge der Natur respektieren und ihm Gelegenheit zur Erneuerung geben. Ich hörte, dass das Programm der Vereinten Nationen warnt, dass wir jetzt vor der größten Welle der Ausrottung natürlicher Vielfalt seit 65 Millionen Jahren stehen. Diese Tatsache ist durchdringend erschreckend. Sie muss unseren Geist öffnen für die ungeheuren Ausmaße der Krise, die auf uns zukommt. Die Unbewusstheit der untereinander bestehenden Abhängigkeiten hat aber nicht nur unserer natürlichen Umwelt geschadet, sondern auch der menschlichen Gesellschaft. Anstatt daß wir uns umeinander kümmern, legen wir all unsere Anstrengungen auf der Suche nach Glück in das Anhäufen materiellen Konsums. Durch diese Bemühungen sind wir so sehr verarmt, daß wir, ohne es zu bemerken, die grundlegendsten Bedürfnisse des Menschen nach Liebe, Freundlichkeit und Zusammenarbeit vergessen haben. Das ist sehr traurig. Wir sollten bedenken, wer wir Menschen wirklich sind. Keine Objekte, die von Maschinen hergestellt werden. Wären wir mechanische Einheiten, könnten Maschinen auch all unser Leiden beenden und unsere Wünsche erfüllen. Da wir allerdings nicht rein materielle Kreaturen sind, wäre es ein Fehler, Erfüllung nur in der äußeren Entwicklung zu suchen. Grundsätzlich mögen wir alle das Wachstum. Wenn zum Beispiel der Frühling kommt, die Tage länger werden, dann kommt die Sonne wieder heraus, das Gras und die Bäume leben auf, und alles wird neu. Die Menschen sind glücklich. Im Herbst, ein Blatt fällt, dann noch eins, dann sterben all die wunderschönen Blumen, bis wir von kahlen Pflanzen umgeben sind. Wir sind nicht so fröhlich. Warum? Weil wir immer im Herzen uns konstruktives, fruchtbares Wachstum wünschen und es nicht mögen, wenn die Dinge vergehen, sterben oder zerstört werden. Jeder zerstörerische Vorgang geht gegen unsere grundlegende Natur; konstruktiver Aufbau ist der Weg des Menschen. 2 Um das Wachstum verantwortlich anzugehen, müssen wir unsere Verpflichtung gegenüber den menschlichen Werten in vielen Gebieten erneuern. Die Politik benötigt eine ethische Grundlage, aber auch Wissenschaft und Religion. Ohne sie können Wissenschaftler nicht unterscheiden zwischen sinnvollen Technologien oder solchen, die entbehrlich sind. Der Schaden an der Umwelt um uns herum ist die selbstverständliche Folge dieser Verwirrung. Für die Religionen ist eine Rückbesinnung auf diese Verantwortung besonders wichtig. Der Sinn der Religion ist nicht, schöne Kirchen oder Tempel zu bauen, sondern positive menschliche Qualitäten zu entwickeln wie Toleranz, Großzügigkeit und Liebe. Jede Weltreligion, ganz gleich ihrer philosophischen Sichtweise, wurde zunächst und hauptsächlich unter der Prämisse gegründet, den Eigennutz zu reduzieren und anderen zu dienen. Unglücklicherweise verursachen die Menschen im Namen der Religion mehr Streitigkeiten als sie lösen. Ausübende verschiedener Glaubensrichtungen sollten erkennen, dass jede der religiösen Traditionen einen immanenten Wert hat im Hinblick auf geistiges und spirituelles Wohlergehen. Es gibt einen wunderbaren Vers in der Bibel über die Verwandlung von Schwertern in Pflugscharen. Ein sehr schönes Bild, eine Waffe umgewandelt in ein Werkzeug zum Nutzen des Menschen, symbolisch für eine Haltung innerer und äußerer Entwaffnung. Im Geiste dieser alten Botschaft sollten wir die Notwendigkeit einer lange überfälligen Politik betonen: die Entmilitarisierung des ganzen Planeten. Entwaffnung wird große menschliche Kräfte für den Schutz der Natur freisetzen, Linderung der Armut und dauerhafte Entwicklung der Menschheit. Ich hoffe sehr, dass die Vereinten Nationen bald dazu beitragen können, daß dies eine Realität wird. Ich habe immer die Zukunft meines eigenen Landes Tibet auf dieser Basis begründet gesehen. Eine neutrale, entmilitarisierte Zone, wo Waffen verboten sind und die Menschen im Einklang mit der Natur leben. Ich nannte sie die Zone von Ahimsa oder Gewaltlosigkeit. Dies ist nicht nur ein Traum, es ist präzise der Weg, den die Tibeter versucht haben zu leben, Tausende von Jahren, bevor unser Land auf tragische Weise besetzt wurde. In Tibet hatte das Wild den Schutz der Gesetze der buddhistischen Grundlagen. Im 17. Jahrhundert wurden Dekrete herausgegeben, diese Umwelt zu schützen, und so mögen wir eine der ersten Nationen gewesen sein, die Umweltgesetze erlassen hat. Auf jeden Fall wurde die Umwelt hauptsächlich durch unseren Glauben geschützt, den wir in der Kindheit kennenlernten. Auch hatten wir die letzten 300 Jahre keine Armee. Tibet gab schon im 6. und 7. Jahrhundert das Kriegsführen als ein Instrument der nationalen Politik auf. Ich möchte abschließen mit der Gewissheit, daß ich optimistisch in die Zukunft sehe. Die schnellen Veränderungen in unserer Einstellung zur Erde sind auch ein Grund für meine Hoffnung. Erst kürzlich, vor einem Jahrzehnt, sind wir noch mit den Ressourcen der Welt umgegangen, als würden sie niemals enden... Oft habe ich gescherzt, dass der Mond und die Sterne so schön aussehen, aber auf ihnen zu leben, könnte trostlos sein. Unser blauer Planet ist ein wunderbarer 3 Gastgeber. Sein Leben ist unser Leben. Seine Zukunft ist unsere Zukunft. Tatsächlich ist die Erde wie eine Mutter zu allen Lebewesen. Wie Kinder sind wir abhängig von ihr. Angesichts globaler Probleme wie dem Treibhauseffekt oder der Abnahme der Ozonschicht sind einzelne Organisationen und Staaten hilflos. Wenn nicht alle zusammenarbeiten, kann keine Lösung gefunden werden. Mutter Erde gibt uns Unterricht in universeller Verantwortlichkeit. Es gibt Leute, die sagen, das nächste Jahrhundert wird freundlicher, harmonischer, weil wir diese Lektion gelernt haben. Mitgefühl, die Saat des Friedens wird blühen. Ich hoffe das sehr. Zugleich denke ich, daß jeder individuelle Mensch Verantwortung hat, die globale Familie in die richtige Richtung zu führen. Gute Wünsche allein werden nicht helfen. Wir müssen Verantwortung übernehmen. Große Menschheitsbewegungen entstammen den Initiativen individueller Menschen. Übersetzt und erstmals veröffentlicht durch: Pfauenhof, Zentrum für tibetischen Buddhismus und Ökologie, Pauendyk 1, D47665 Sonsbeck Copyright © 2004 by Netzwerk engagierter Buddhisten 4 Buddha wäre ein Umweltaktivist gewesen Vortrag - gehalten am Weltumwelttag 5.6. 2013 in Wien, von Mag. Andrea Husnik (Buddhistin und Umweltberaterin) nicht überarbeitete Vortragsunterlage Allein Buddhas Lehre über die Vier Edlen Wahrheiten und die Qualitäten von Achtsamem Handeln, Gewaltlosigkeit und Mitgefühl geben ausreichend Begründungen für ein umweltbewusstes Alltagsverhalten. Die Frage ist, wie können wir als BuddhistInnen oder NichtbuddhistInnen dazu beitragen, unseren Planeten zu schützen und für die Umwelt Sorge zu tragen? Warum dieses Thema? Buddhistisch leben heißt ökologisch bewusst leben, aus Respekt und Mitgefühl für uns selbst und unsere Um- und Mitwelt. Wunderbar formuliert in einer Ankündigung in Graz für einen der eher seltenen buddhistischen Vorträge zum Thema Ökologie/Nachhaltigkeit: „Der Buddhismus hat zu den komplexen Umweltfragen Entscheidendes zu sagen, da er über die grundlegenden menschlichen Haltungen spricht, die im Zentrum der Probleme unseres Planeten liegen.“ Im Internet kann man einiges an Information zu Buddhismus und Ökologie - vor allem im Zusammenhang mit engagiertem Buddhismus - finden. Es gibt auch einiges an Literatur (oft Anthologien: Beiträge vor allem von HHDL, Thich Nath Hanh, Joanna Macy) Besonders Thich Nhat Hanh ist sehr aktiv auf diesem Gebiet – siehe Buch: „Die Welt ins Herz schließen“. In dem Kapitel „Friedensvertrag mit der Erde“ listet er einfache Vorschläge auf, exemplarisch: kein standby bei elektronischen Geräten, Wasser nicht unnötig laufen lassen (zum Beispiel während des Zähneputzens u.a.m.). Aber auch HHDL + Karmapa + Ösel Rinpoche erheben immer wieder ihre Stimme zu diesem Thema. Nun zu den Lehren des Buddha über die Vier Edlen Wahrheiten - (Dies ist nun kein Vortrag über die einzelnen Inhalte der Lehren Buddhas. Sie werden hier nur kurz angerissen, um dann mittels Beispielen die Zusammenhänge aufzuzeigen und wo es diese Verbindung gibt zwischen Buddhismus und Ökologie. Kurzform: über die Lehren der Vier Edlen Wahrheiten (EW): Zustand der Welt ( 1e EW: alles ist Leid (dhukkha)) 2e EW: Ursache des Leidens, Gier, Hass und Unwissenheit es gibt eine 3e EW: Beendigung des Leidens: d.h. von Karma und Verblendung und Unwissenheit, diese werden beendet durch Weisheit, die die Wirklichkeit/Realität erkennt, wie sie tatsächlich ist. D.h. alles ist abhängig von Ursachen und Bedingungen, nichts ist aus sich heraus selbst existierend – nichts ist unabhängig, beständig mit einem inhärenten Selbst ausgestattet, alles steht miteinander in einer Wechselwirkung - d.h. alles ist mit allem verbunden; daraus folgt ganz logisch Solidarität mit der Mit-/Umwelt. 4e EW: der Weg dorthin - die Methoden/die Praxis Einige weitere Aspekte buddhistischer Lehren: 8 fache Pfad: zusammengefasst in 3 Aspekte Weisheit: Rechte Erkenntnis/Beseitigung der Unwissenheit, Rechte Gesinnung (andere nicht schädigen,… uäm) Ethik: Rechte Rede, Rechtes Handeln, Rechter Lebenswandel ( siehe ökolog. Ethik) 1 Konzentration: Rechtes Streben/Anstrengung, Rechte Achtsamkeit, Rechte Sammlung 5 Richtlinien/Gelübde in die Kategorie der Ethik um schädigendes Verhalten mir und meiner Mitwelt = Umwelt gegenüber aufzugeben. Traditionell: nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, nicht andere durch die Sexualität verletzen, keine Rauschmittel zu sich nehmen. Thich Nath Hanh: “die 5 Pfeiler der Weisheit“: formuliert das positiv umgewandelt, folgendermaßen: Achtung vor dem Leben Großzügigkeit aufmerksames Zuhören und einfühlsames Reden (meine Ergänzung: dann passiert kein land crabbing/Vertreibung indigener Völker, um Staudämme zu bauen oder um Erze und Metalle abzubauen) sexuelle Verantwortung achtsamer Umgang mit Konsumgütern 4 Unermessliche Geisteshaltungen: Geshe Thubten Ngawang hat schon früh diese Geisteshaltungen mit den Elementen in Verbindung gesetzt und daraus eine Meditation entwickelt. Er setzte Gleichmut mit BODEN (ERDE) in Verbindung, liebende Güte/Universelle Liebe mit WASSER, Mitgefühl mit WÄRME (FEUER) und Mitfreude mit WIND = gute Wirkungskräfte. Vor allem die Meditationen darüber ermöglichen eine tiefere und emotionalere Beziehung zur Natur. Er sprach davon, wie notwendig es ist, Dankbarkeit für all die große Hilfe, die wir durch die Umwelt erfahren, zu entwickeln. „Daraus versteht es sich dann ganz von selbst, dass wir die gemeinsamen Güter der Erde nicht nur für unseren persönlichen und kurzfristigen Vorteil ausbeuten und zerstören und auf diese Weise den Mitwesen in Gegenwart und Zukunft die Lebensgrundlage rauben dürfen.“ (nachzulesen in Tibet und Buddhismus, Heft 61, 2002) Ich werde nun in weiterer Folge auf zwei wichtige Aspekte der buddhistischen Lehre eingehen Buddhismus ist nicht homogen, es gibt unterschiedliche philosophische Traditionen, aber allen gemeinsam ist u.a. die Lehre des AE. Ich möchte daher dies nun ansprechen: 1) Verstehen des Abhängigen Entstehens: Unbeständigkeit/Vergänglichkeit – alles ist im Fluss „Wenn dieses ist, ist jenes. Das Entstehen von diesem, führt zu dem Entstehen von jenem. Wenn dies nicht ist, ist jenes nicht. Das Ende von diesem führt zu dem Ende von jenem.“ Samyutta Nikaya (Nidana Vagga)12.61 „Wie ein Stern, eine Luftspiegelung, eine Butterlampe, wie Illusion, Tautropfen, Luftblasen im Wasser, wie einen Traum, einen Blitz, eine Wolke - so sieh zusammengesetzte Dinge an.“ Diamantsutra/Vajracutter- ein Mahayana Sutra der Edlen Vollkommenheit der Weisheit 2 „.. die Wahrnehmungen von Sehen und Hören werden (hier) nicht verneint. Was widerlegt wird, ist die Ursache des Leidens: (nämlich) die Vorstellung, dass (Phänomene) wirklich existieren.“ (Shantideva, Bodhicaryavatara Kapitel Weisheit, Vers 25) D.h. die Hauptaufgabe auf dem buddhistischen Weg ist, großes Mitgefühl und eine gültige Erkenntnis über die Wirklichkeit zu entwickeln. Das bedeutet, die täuschenden und inkorrekten Wahrnehmungen im Prozess der Wahrheitsfindung durch gültige Erkenntnisse zu ersetzen. Großes Mitgefühl - im Zuge dessen wird der Erleuchtungsgeist im Mahayana-Buddhismus auf dem Bodhisattvapfad entwickelt. Das ist der spontane und stets gegenwärtige Wunsch, Erleuchtung/Buddhaschaft zu erlangen, um alle Wesen in diesen Zustand zu führen. Dieser Wunsch basiert auf der Erkenntnis der Nicht-Selbstexistenz aller Lebewesen und ihrer Verbundenheit in gegenseitiger Abhängigkeit. „Solange wie der Raum besteht, und so lange wie Lebewesen existieren, möge es auch mich geben, um die Leiden der Wesen zu beenden.“ (Shantideva, Bodhicaryavatara Kapitel Widmung, Vers 55). Übertragen in den Bereich der Ökologie: Wenn Abhängiges Entstehen nicht verstanden wird und Mitgefühl und Liebende Zuneigung nicht praktiziert werden, verstärken sich Ungleichheit und Umweltzerstörung, die noch immer als die Hauptgefahr für den menschlichen Fortschritt angesehen werden. Das war ein sehr verkürzter Überblick über Buddhas Lehre - ich möchte nun diese Lehren in einen weiteren Kontext zur Ökologie setzen (ohne erhobenen Zeigefinger!) Dabei versuche ich, bloß aufzuzeigen/anzureißen/zum Nachdenken zu bringen und Informationen zu geben, die zum Handeln führen können. Denn nur allzu oft höre ich in meinem Beruf: „Was kann ich schon tun, auf mich kommt es nicht an.“ Wenn Buddha das gesagt hätte und den Weg nicht aufgezeigt hätte, würde es keine Freiheit, keine Beendigung von Schwierigkeiten und Problemen, keine Befreiung aus dem Kreislauf von Samsara geben. Oder wenn nicht Gandhi als Einzelner begonnen hätte und dann viele für seinen Salzmarsch ans Meer um sich geschart hätte, wäre die englische Kolonialherrschaft wohl nie beendet worden. Einige Beispiele, wie man durch Einkaufsverhalten mit anderen in Verbindung tritt: Beim Einkaufen der Birne aus Argentinien im Winter trete ich in Verbindung mit den Bauern dort; Beim Einkauf des Organgensaftes (so er nicht fair gehandelt ist) mit Kindern, die die Orangen z.B. in S-Amerika pflückten. Fleischkonsum bedeutete einen weiteren Beitrag zum Klimawandel. Und was hat das Autofahren mit der Überflutung in Bangladesh zu tun? und was mein Energieverhalten mit dem Verschwinden einiger Inseln auf den Malediven? („Klimaerwärmung“) Wichtig ist ein Erkennen: ICH trage eine universelle Verantwortung, denn wir treffen täglich Entscheidungen, die andere betreffen: vom Konsumieren bis zum Heizen, von der Mobilität bis zum Reisen, und tätigen eventuell sogar ethisch – ökologische Geldanlagen/Investments oder auch nicht. Wer fragt sich schon, was mit den Sparbucheinlagen passiert, wer wie mit diesem Geld „arbeitet“? www.oikokredit.at ist nur ein Beispiel einer anderen Art der Geldanlage. 3 Wir können uns so oder so entscheiden… Und wenn wir uns öffnen, spüren wir, dass wir in der Einhaltung unserer Richtlinien/Gelübde (so wir Buddhisten sind) gefordert werden, täglich im Sinne der 5 Silas (Gelübde) unsere Lebensweise/Gewohnheiten zu überdenken und uns zu entscheiden. Zum Bespiel: Achtung vor dem Leben: esse ich Fleisch/Fisch oder nicht? Und wenn ja, wie oft? Großzügigkeit: was hat mein Konsum mit sozialer Ungerechtigkeit. Unterdrückung, Diebstahl zu tun (landgrabbing: laut Wkipedia: geschäftliche Transaktionen, bei denen Regierungen oder Unternehmen auf fremden Staatsgebieten – v. a. in Entwicklungs- oder Schwellenländern – große Ländereien erwerben, um ihre eigene Bevölkerung (zB China) zu ernähren oder um Biokraftstoffe anzubauen. Da geht es um gewaltige Profite und einen neuen Kolonialismus, ein sich Bereichern auf Kosten anderer … ein Stehlen…es gibt etliche Beispiele dafür, nachzulesen in: Bedrohte Völker 1/2013 www.gfbv.at. Da geht es auch ums Töten, 2012 wurde in Brasilien im Zuge von Landkonflikten jeden 11. Tag ein Mensch umgebracht (Südwindmagazin 4/2013). Es geht um das Teilen meiner Zeit, meiner Energie und auch von Materiellem (Geräte, die selten genutzt werden, oder vielleicht sogar das Wochenendhaus mit FreundInnen). „Tausche/Teile/Verleihe“. Es geht um achtsamen Umgang mit Konsumgütern und die Überlegung: Was brauche ich wirklich? Was tut meinem Körper, meinem Geist gut? Und wie Thich Nhat Hanh sagt: “ …. ich bin mir bewusst, dass eine maßvolle Lebensführung für die Veränderung meiner selbst ebenso entscheidend ist wie für die Veränderung der Gesellschaft“. Wenn man zulässt, diese gegenseitige Abhängigkeit zu erspüren, bedeutet dies oft Schmerz, und das führt oftmals zu Verdrängung. Es ist daher eine Gratwanderung zwischen paranoid werden und handlungsfähig bleiben. Das ist nur möglich mit Achtsamkeit und wenn man sich der Handlungen und möglicher Folgen (wofür Informationsbeschaffung notwendig ist) bewusst wird. Der Film „Die Akte Klima“, der zurzeit in den Kinos läuft, zeigt deutlich auf, dass Profitgier der Konzerne, gepaart mit oftmals Unkenntnis über mögliche Folgen von z.B. Großwasserkraftwerken katastrophale Auswirkungen hat. Was können wir nun tun? Keine Aludosen mehr kaufen - ja! Aber auch aktiv werden, Petitionen unterschreiben wie z.B. gegen den Bau des Bel Monte Staudammes, oder Organisationen unterstützen, die sich dafür stark machen. Vielen hilft die Erkenntnis der ersten Edlen Wahrheit dabei: „Leben ist Leiden, bedeutet Schwierigkeiten zu erfahren“. Es ist ein gewisses Akzeptieren dessen, was ich nicht beeinflussen kann und ein Untersuchen und Wissen davon, was ich sehr wohl beeinflussen kann. Die zweite Edle Wahrheit gibt Auskunft über die Ursachen des Leidens: Gier und das Bestreben: „Hauptsache meine Bedürfnisse werden nun gestillt - egal welche Auswirkungen es auf die Umwelt oder andere Lebewesen hat“ und Abwehr, wenn es nicht so läuft wie man es gerne möchte. 4 Die Edle Wahrheit des Pfades kann gut meditativ/kontemplativ im Alltag angewendet werden, sei es durch die Praxis der Achtsamkeit und das Bestreben, sich zu informieren, um dadurch ein „Bewusstwerden“ der Auswirkungen der (Konsum)handlungen zu erzeugen. Intelligenz kann genutzt werden („rechte Erkenntnis“) für ein Abwägen der Für und Wider. Wenn man präsent im Augenblick ist und sich seiner Motivation des Handelns bewusst ist, („rechte Gesinnung“), fällt es leichter, nicht nur die eigene momentane Befriedigung im Auge zu haben, sondern eine konstruktive/heilsame Entscheidung für die Zukunft zu treffen - für dieses und für weitere Leben. Denn Handlungen, die ich im Augenblick setze, führen zu Auswirkungen in der Zukunft. BuddhistInnen könnten sich fragen: in welche Welt will ich wiedergeboren werden – und wie sollte ich sie dann zurücklassen? Ein einfacher, pragmatischer Zugang ist, sich zu überlegen, was hilfreich für einen selbst (die eigene Zukunft) und andere ist, und was es nicht ist. Denn jemand, der/die auf dem Pfad eines Bodhisattva ist, zieht das Wohl anderer Lebewesen in die Entscheidungsfindung mit ein. S.H der Dalai Lama: Rede auf der UNO - Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, Juni 1992 „Im Kontext unserer neuen Abhängigkeit erkennen wir, dass die Einbeziehung der Interessen anderer sicherlich die beste Art ist, sich selbst zu nutzen …. Abhängigkeit ist ein fundamentales Gesetz der Natur. ….. auch die subtilsten Bereiche der Materie sind von dieser Abhängigkeit untereinander bestimmt. … Die Unbewusstheit der untereinander bestehenden Abhängigkeiten hat aber nicht nur unserer natürlichen Umwelt geschadet, sondern auch der menschlichen Gesellschaft…. Um Wachstum verantwortlich anzugehen, müssen wir unsere Verpflichtung gegenüber den menschlichen Werten in vielen Gebieten erneuern. Die Politik benötigt eine ethische Grundlage, aber auch Wissenschaft und Religion. Ohne sie können Wissenschaftler nicht unterscheiden zwischen sinnvollen Technologien oder solchen, die entbehrlich sind. Der Schaden an der Umwelt um uns herum ist die selbstverständliche Folge dieser Verwirrung. Für die Religionen ist eine Rückbesinnung auf diese Verantwortung besonders wichtig. Wir haben eine universelle Verantwortung, wir sind mit allen Lebewesen (Stichwort Globalisierung) verbunden. Um den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden, müssen wir Menschen ein tieferes Empfinden von universeller Verantwortlichkeit entwickeln. Jeder von uns muss lernen, nicht nur für sich selbst, die Familie oder das Land zu arbeiten, sondern für das Wohlergehen der gesamten Menschheit. Universelle Verantwortlichkeit ist der eigentliche Schlüssel für ein Überleben des Menschen. Sie ist die sicherste Grundlage für den Weltfrieden, den ausgleichenden Umgang mit natürlichen Ressourcen durch die Vorsorge für zukünftige Generationen und für ein angemessenes eigenes Umweltverhalten. Wir wünschen uns Glück und wollen Leiden vermeiden. Ebenso hat jeder von uns das Recht, dieses Glück zu suchen und Leiden zu vermeiden. Wenn Du erkennst, dass alle Lebewesen diesbezüglich gleich sind, wirst Du von selbst Verständnis und Nähe finden. Daraus entsteht rückwirkend ein tiefes Empfinden von universeller Verantwortlichkeit: der Wunsch, anderen aktiv zu helfen, um die Probleme zu bewältigen. Sicherlich ist ein solches Mitgefühl naturgemäß friedlich und sanft, aber es ist auch sehr mächtig. Es ist ein reales Zeichen innerer Stärke. Dafür brauchen wir nicht religiös zu 5 werden oder einer Ideologie anzugehören. Jeder von uns braucht nur seine eigenen guten menschlichen Qualitäten zu entwickeln.“ H.H. 17th Karmapa Ogyen Trinley Dorje: “Buddhist philosophy which supports environmental protection needs to be translated into action. The ideal which underpins Mahayana Buddhism is the aspiration to help and benefit as many sentient beings as possible, and for anyone who believes in that ideal, environmental protection is immediately relevant because the environment is the basis for the survival and well-being of all the sentient beings for whose welfare we are working. By protecting the environment we are indirectly serving the needs and welfare of all these other sentient beings who depend upon the health of the environment in which they live.” (Mind and Life Conference Oct. 20, 2011 Dharamsala). Die große Frage ist nun: warum leben nicht alle BuddhistInnen ein ökologisch bewusstes Leben - im Sinne der Nachhaltigkeit? Warum sehen auch buddhistische Länder die Natur als Ausbeutungsobjekt? - denn auch dort hat die Mentalität der modernen westlichen Zivilisation Einzug gefunden! Profitmaximierung, Bequemlichkeit, Wachstumsökonomie, sind nun überall die neuen Werte. Ich bin mit dem Nachhaltigkeitsforscher und Volkswirtschaftler Niko Paech einer Meinung: unser Wohlstand wäre nur durch weiteres wirtschaftliches Wachstum haltbar und dies würde eine weitere ökologische Plünderung von noch dazu begrenzten Ressourcen bedeuten. Seine Antwort darauf: „Souverän ist nicht wer viel hat, sondern wenig braucht.“ Sehr empfehlenswertes Buch: „Befreiung vom Überfluss, auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“ (Oekomverlag 2012). Ebenso tragen folgende Umstände zu einer laissez-faire Haltung bei: Unwissenheit, Verwirrung und ein Nicht-mehr-Verstehen-können der komplexen Zusammenhänge zwischen individuellen Handlungen und den globalen Auswirkungen. Deswegen möchte ich nun einige Informationen und Anregungen zu einem umweltbewussten und buddhistischen Verhalten geben. Zum Bespiel bei Lebensmitteln: „think/eat/save“ (Vereinte Nationen Motto 2013) und „Saisonal, regional, biologisch und fair gehandelt“ (Motto von „die umweltberatung “). Biobauern sind Klimaschützer: 180.000 Tonnen CO2 werden durch die biologische Bewirtschaftung in Österreich eingespart. Der Biolandbau verzichtet konsequent auf den Einsatz von energieaufwändigen synthetischen Mineraldüngern und setzt stattdessen auf organische Dünger wie Kompost oder Tiermist. Bei der Anlieferung von z.B. Obst und Gemüse aus Spanien wird im Vergleich zum Transport aus der Region eine bis zu 28-fache Menge an CO2 ausgestoßen. Optimal sind regionale Lebensmittel jedoch nur, wenn sie im Freiland und am besten biologisch produziert werden. Bei Ware aus dem beheizten Glashaus verschlechtert sich die gesamte CO2-Bilanz durch den Energieverbrauch für die Beheizung. Weitere Infos dazu: der Saisonkalender: www.umweltberatung.at . Klimabelastung: 1kg Weintraube heimisch; 9gr/kg Produkt CO2 Äquivalente – aus Chile: 7411; Apfel heimisch saisonal: 23 – Südafrika: 263. Vermeiden: Autofahrt zum Supermarkt oder Hofladen wegen ein paar Zwiebel oder Äpfel. Denn dies kann die schönste Umweltbilanz zunichtemachen. Alternativen dazu wären: zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren, öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder sich mit anderen 6 zusammentun, die mit dem Auto unbedingt hinfahren wollen/müssen. Eine andere Möglichkeit wäre, regionale Verteilerstrukturen zu suchen - oft gibt es die Möglichkeit zu Kooperativen, Biokistlbestellungen oder anderem. Eine Liste der Biokistl-Lieferanten downloadbar unter www.umweltberatung.at . Der größte Landnutzer der Erde ist die Viehzucht, fast 30 % der Landoberfläche und 70 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche entfallen auf ihr Konto. In Österreich werden heute pro Kopf/Jahr knappe 67 kg Fleisch (Schwein, Huhn, Rind) konsumiert. In Staaten wie Brasilien, Argentinien oder Mexiko stellt die Landnutzung für die Fleischproduktion eine besondere Problematik dar, ökologisch sensible Regionen und CO2 -speichernde Regenwälder werden in Agrarland für die Tierhaltung und Futtermittelproduktion umgewandelt. Anders gesagt: um die gleiche Anzahl Kilokalorien für die Ernährung der Menschen herzustellen, ist das energetische Verhältnis 11:2 (Fleisch:pflanzliche Ernährung). Die Tierhaltung braucht 80 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Für die Produktion von 1.000 kcal aus Rindfleisch werden rund 31,2 m² Fläche gebraucht, für die Erzeugung der gleichen Energiemenge aus Gemüse nur 1,7 m². Die Herstellung von 1 Kilo Rindfleisch erzeugt 6.450 g CO2, die Herstellung von 1 Kilo Gemüse nur 150 g. Für die Herstellung von 1 Kalorie Fleisch werden durchschnittlich 7 Kalorien Pflanzen benötigt = „Veredelungsverluste“. Wenn schon Fleisch dann nach dem Motto: weniger ist mehr! d.h. gemäßigter Verbrauch von Fleisch, Fisch und Milchprodukten, und wenn schon, dann Bio. Ernährungswissenschaftliche Empfehlungen dazu: maximal drei Portionen Fleisch oder Wurst pro Woche. Doch neun Portionen sind Realität. Und wenn schon Fisch, warum das Leerfischen der Meere unterstützen, statt heimischen Bio-Fisch (Wels, Saibling, Karpfen, Forelle…) auf den Tisch? (Adressen dazu auf www.umweltberatung.at) Alternative: mehr Leinöl, Rapsöl, Walnüsse, Soja, Kohl, Spinat und Kohlsprossen essen. Damit erhält der Körper die wichtigsten Omega-3-Fettsäuren, ohne dass die Meere leergefischt werden. Shrimps am besten gleich weglassen, denn sie sind ein Antibiotika-Cocktail. Lebensmittelabfall: Österreich: 157 000 t/Jahr (Studie BOKU 2012), jährlich weltweit: 1,3 Milliarden Tonnen - rein rechnerisch würde diese Menge den Hunger auf der Welt stillen – daher: nur das kaufen, was man realistischer Weise auch aufbrauchen wird. Nicht auf Aktionen von Großpackungen oder 3 für 2-Aktion hereinfallen. Denn meistens wird dann die Hälfte weggeworfen. Ein Tipp: teilen/herschenken statt wegwerfen. http://at.myfoodsharing.org Die Restlküche ist ein weiterer Beitrag zur Müllreduktion und zum Klimaschutz. Rezepte auf www. umweltberatung.at Abfallreduktion: Mehrweg- statt Einwegflaschen, reparieren statt wegwerfen. Leitungswasser, vor allem in Wien, ist ökologisch und finanziell unschlagbar: Keine Herstellung und Entsorgung von Getränkeverpackungen. Kein Transport der Flaschen Kostengünstig und Lieferung aus dem Wasserhahn „frei Haus“. Daher auf Leitungswasser umsteigen und Kohlendioxid sparen. 7 Würde ganz Österreich von verpacktem Wasser auf Leitungswasser umsteigen, würde das jährlich knapp 70.000 Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Zum Vergleich: Das entspricht der Menge an Treibhausgasen von zehntausend Erdumrundungen mit dem Auto! Anderes Beispiel: vermeiden von Aluminiumdosen etc. Das Mineral wird in einem energieaufwändigen elektrolytischen Verfahren aus dem Aluminiumerz Bauxit gewonnen. Der Energie- und Chemikalieneinsatz bei der Produktion ist enorm und der anfallende Rotschlamm erzeugt viele Umweltprobleme. Die ungebremste Nachfrage am Weltmarkt führt dazu, dass rohstoffreiche Gebiete wie die Urwaldgebiete im Amazonas ausgebeutet werden, der Abbau erfolgt meist unter äußerst fragwürdigen sozialen Bedingungen. (Film: Akte Aluminium - dort Infos auch zu Aluminium in Deos) Vermeiden Sie unnötige und aufwändige Verpackungen, Stofftaschen sind eine gute Alternative zum Plastiksackerl. Eine Verweigerung ist kein Verzicht, sondern eine Befreiung! Plastikmüll landet in Delphin-, Wal- und Vogelmägen und als Verdichtungen/Plastikteppiche im Meer. Fünf solcher riesiger Great Pacific Garbage Patch (dt. Großer Pazifikmüllfleck) gibt es derzeit weltweit. Reinigung: verwendete Mittel gelangen meist in das Abwasser, dadurch werden Lebewesen (Wasserorganismen wie Fische, Einzeller, Mikroorganismen…) (zer)stört. Mikrofasertuch verwenden statt Vielzahl von Reinigungsmitteln. Weitere Tipps finden Sie unter www.umweltberatung.at und eine Reinigungsmittel-Datenbank unter www.umweltberatung.at/oekorein. Schädlingsbekämpfungsmittel: Mitgefühl für alle Wesen versus Auswirkung von Insektiziden/Pestiziden auf alle Wesen (siehe Bienensterben). Bei Textilien: halten Sie nach glaubwürdigen Labels Ausschau. Eine Liste ist unter www.umweltberatung.at downloadbar. Kosmetik: verlässliche Labels wie NaTrue, BDIH, ecocert, Austrianaturkosmetik verwenden – oder Kosmetik mit Schätzen aus der Vorratskammer selbst herstellen weitere Infos dazu siehe Infoblatt Naturkosmetik downloadbar unter www.umweltberatung.at Garten: auch auf der Fensterbank, dem Balkon: Kräuter, Tomaten … Eierkartons, Joghurtbecher oder aufgeschnittene Tetra Paks - dieser „Abfall“ kann als Anzuchtgefäß für Ihr Gemüse oder Ihre Blumen verwendet werden. Weiterer Tipp: Selbstgarteln so gut es geht, auch in Form von Balkongärtnern und Selbsternteparzellen (www.selbsternte.at). Bauen/Wohnen: ein gutes Beispiel im buddhistischen Kontext, das ich persönlich kenne: Nalanda, ein Klöster von FPMT in Frankreich (das Wiener Zentrum gehört auch dazu), baut so, dass möglichst viel natürliches Licht klug genutzt werden kann und benutzt Holz und Lehm als Baustoff. Mit Solarenergie wird das Wasser gewärmt und geheizt. Tipps für die tägliche Praxis: Achtsames Tun: z. B beim Waschen, Duschen statt Vollbad, Geschirrspülmaschine statt Handwäsche; Thich Nath Hanh: „Wasser fließt über diese Hände, möge ich sie in geschickter Weise nutzen um unseren wertvollen Planeten zu erhalten“, oder beim Einkaufen: auf „saisonal, regional biologisch, fair gehandelt“ achten; 8 Sich die ehrliche Frage stellen: brauche ich das Konsumgut wirklich und was erhoffe ich mir dadurch??? Muss ich das Auto nehmen oder kann ich mich von Gewohnheiten trennen? Ist car sharing möglich? Oder Fahrgemeinschaften, Fahrradfahren… Nochmals S. H. der Dalai Lama: „Unser blauer Planet ist ein wunderbarer Gastgeber. Sein Leben ist unser Leben. Seine Zukunft ist unsere Zukunft.“ Für mich persönlich ist es wichtig, hoffnungsfroh in die Zukunft zu schauen und die gegenwärtigen Krisen als Chance zu sehen, auf dass eine Änderung in unserem persönlichen und kollektiven Bewusstsein geschieht – ganz in dem Sinn wie Buddha vor über 2500 Jahre die 4 Edlen Wahrheiten lehrte. Viel Information zu Environment (Umwelt) auf HH Dalai Lama´s homepage unter http://dalailama.com/messages/environment Sie wollen selber aktiv werden? Siehe www.nachhaltig.at, www.global2000.at, Infos zu Produkten http://marktcheck.greenpeace.at sind nur einige Beispiele. Umfangreiche Informationen zu einkaufen, wohnen, essen, arbeiten und Mobilität. www.umweltberatung.at Buddha wäre, aus meiner Sicht, ein Umweltaktivist gewesen, denn er hat 100% das gelebt, was er lehrte. Ich ende mit Thich Nhat Hanh´s Appell: „Unser Leben muss eine Botschaft sein – und ergänze und Vorbildwirkung haben.“ Mögen alle Wesen auf Erden glücklich sein! Inhalt © A. Husnik Kurzmeditation am Ende des Vortrages: Visualisieren Sie im Raum vor sich ein Bild von vollkommener Reinheit, Güte, universeller Liebe und Mitgefühl – das könnte Shakyamuni Buddha sein oder eine Gestalt einer anderen religiösen Tradition, die diese Eigenschaften verkörpert – oder ein leuchtend weißes oder goldenes Licht. Es geht darum, eine Darstellung von Mitgefühl und Liebe zu denken, mit der Sie sich wohlfühlen - und es zu spüren. Wichtig auch, dass auch die Darstellung aus Licht ist und nicht etwas Massives wie unser Körper. Stellen Sie sich vor wie das Licht in Sie hinein fließt wie Wasser in eine Vase und jede Zelle unsere Körpers ist damit ausgefüllt. Dieses Licht reinigt alle körperlichen und geistigen Schmerzen, negative destruktive Gedanken - sie verschwinden so wie die Dunkelheit aus dem Raum, wenn man das Licht andreht. Stellen Sie sich vor wie der Körper von Licht durchflutet ist und der Geist ruhig und klar und erfüllt von den Gefühlen der Liebenden Güte und des Mitgefühls. 9 Stellen Sie sich vor Sie sind eins mit der Gestalt oder dem Licht vor Ihnen visualisiert – verweilen Sie einen Augenblick darin Erzeugen Sie nun den Wunsch diese liebevolle, friedliche Energie mit anderen zu teilen, damit sie frei von Leid sind und erfüllt von positiver Energie Stellen Sie sich vor wie diese Energie von ihrem Herzen wie Sonnenstrahlen in alle Richtungen geht, zuerst zu Menschen in dem Raum, stellen Sie sich vor wie sie erfüllt sind von der Energie der liebenden Güte. Dann weiter zu den Menschen in Wien, Österreich, Europa, Welt - dann zu den Lebewesen im Himmel, den Vögeln, Insekten, dann zu den Fischen, Meeresbewohnern, den Wesen in der Erde lebend - alle von der Energie der liebenden Güte erfüllt; Stellen Sie sich vor, der Geist aller Wesen ist frei von negativen destruktiven Gedanken und erfüllt von Liebender Güte und Mitgefühl - verweilen Sie eine Zeitlang darin. Am Ende: Widmen Sie die Energie, die Sie nun geschaffen haben allen Lebewesen, dass diese Energie den Lebewesen Frieden bringe möge – und mögen Sie frei von den Gedanken von Intoleranz, Hass, Zorn sein - möge ihr Geist stattdessen erfüllt sein von Geduld, Respekt, liebender Güte und dem Wunsch, sich für das Wohl der anderen einzusetzen. 10 Literaturliste Badiner. A.H: Dharma Gaia A Harvest of Essays in Buddhism and Ecology, Parallax Press, 1990 Badiner. A.H: Mindfulness in the marketplace, Parallax Press 2002 Batchelor Martine + Brown Kerry: Buddhism and Ecology, Cassell Press 1992 Dalai Lama: Der Friede beginnt in Dir, Wie innere Haltung nach außen wirkt Herder‐Verlag, 1996 Dalai Lama: Die Lehre des Buddha vom Abhängigen Entstehen Dharma Edition, 1996 Dalai Lama/ Carrier: Die Kraft des Buddhismus und der Zustand der Welt, Herder Spektrum, 1998 Geshe Thubten Ngawang: Genügsamkeit und Nichtverletzten Herder vlg, 1995 Gottwald F.‐T./Klepsch A. Tiefenökologie, Diedrichs Vlg 1995 Kaza Stephanie: Mindfully Green Shambala vlg, 2008 Kotler, A. (Hg.) Engaged Buddhist Reader, Parallax Press 1996 Lama Thubten Yeshe: Wenn die Schokolade alle ist – Wege aus der Gier, Diamantverlag 2012 Macy, Jonna Die Wiederentdeckung der sinnlichen Erde, Theseus‐Verlag, 1994 Paech, Niko: Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, Oekom 2012 Shabkar: Nektar der Unsterblichkeit (buddh. Unterweisung weshalb wir Tiere nicht essen sollten) Edition Mandarava 2012 Shantideva: Anleitung auf dem Weg zur Glückseeligkeit (Bodhicaryavatara) O. W. Barth Vlg 2005 Stanley J., D. R. Loy, Gyurme Dorje, A Buddhist Response to the Climate Emergency, Wisdom Publication, 2009 Thich Naht Hanh: Die fünf Pfeiler der Weisheit: O.B. BarthVlg, 1995 Thich Naht Hanh: Vierzehn Tore der Achtsamkeit, Theseus‐Verlag 1998 Thich Naht Hanh: Die Welt ins Herz schließen Aurum vlg, 2009, Queen, Ch. S. / S. B.KING Engaged Buddhism, State University of New York, 1996 Video: über Zusammenhänge „Idee haben, dem „wir“ und „Aktion“ www.storyofstuff.com gibt es auch auf deutsch unter UTOPIA AG oder www.52wege.de/buddhismus‐und Ökologie Vajracutter Sutra (Diamant‐sutra) und weitere Sutren kostenlos downloadbar in der Mediathek: unter www.gelugwien.at ebenso dort unter Programm und buddh. Praxis im Alltag /Tiere: „message of the Buddha“ und andere Sutren was Buddha zu Fleischkonsum sagte www.umweltberatung.at kostenlos downloadbare Infoblätter zu allen Alltagsthemen inkl. Bauen Energie www.ecobuddhism.org dort auch Unterzeichnen können für: Buddhist Declaration on Climate Change und www.buddhanetz.org