Autor: Markus Regez Bewerbung = Werbung? Im Wort Bewerbung steckt der Begriff Werbung. Wo liegen die Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede? Ist eine Bewerbung nichts anderes als Werbung für sich selbst? Werbung in eigener Sache? Werbung will Aufmerksamkeit um jeden Preis Jeder kennt die Werbung im Fernsehen, im Radio, auf Plakaten oder im Internet. Sie ist ein wichtiger Eckpfeiler bei der Vermarktung eines Produkts. Das Wesen und das Ziel der Werbung ist es, mit allen Mitteln Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Deshalb ist sie oft reisserisch, übertrieben, schrill und witzig. Manchmal nervt sie sogar. Auf den ersten Blick ganz anders bei der Bewerbung: wenig Übertreibungen, nichts Witziges und hoffentlich nichts das nervt. Und trotzdem spiegelt sich vieles in der Bewerbung wider, was in der Welt der Werbung dazugehört. „Werbung ist eine absichtliche und zwangsfreie Form der Beeinflussung, welche Menschen zur Erfüllung der Werbeziele veranlassen soll.“ Karl Christian Behrens „Werbung ist ein kommunikativer Beeinflussungsprozess mit Hilfe von (Massen-) Kommunikationsmitteln in verschiedenen Medien, der das Ziel hat, beim Adressaten marktrelevante Einstellungen und Verhaltensweisen im Sinne der Unternehmensziele zu verändern.“ Scheibert/Schrattenecker Die Besonderheiten der Werbesprache Gute Werbung arbeitet gekonnt mit Bildern und mit wenig Text. Zentrales Element ist dabei der Werbeslogan, der durch die Bildsprache unterstützt im Idealfall positive Emotionen auslöst, die der Betrachter mit dem Produkt verknüpft. Der Werbeslogan zielt auf die grundsätzlichen Wünsche des Menschen. Er verspricht z.B. Glück, Erfolg, Gesundheit, gutes Aussehen, erhöhte Lebensfreude oder einfach ein Produkt, auf das Verlass ist. Die Werbesprache geizt dabei nicht mit Superlativen: Das Neueste, das Beste, das Schönste. Oder: „ein Produkt, das sofort wirkt“; „mit 24-Stunden-Glanz“; „für das Beste im Mann“… Jeder treffende Slogan enthält ein verkürztes Argument. Dieses enthält den logischen Grund oder das Motiv, weshalb der potentielle Kunde das Produkt kaufen soll. Die Werbung stellt dabei stets die positiven Eigenschaften eines Produkts in den Vordergrund. Negative Eigenschaften verschweigt sie. Die Qualität eines Produkts ist langfristig die beste Werbung Aber Werbung nach aussen wirkt nur kurzfristig. Denn ein Auto, das trotz berauschendem Werbeclip schon im ersten Jahr nach dem Kauf fünf Reparaturen benötigt, verliert das kurzfristig aufgebaute Image sehr schnell wieder. Auf den Punkt gebracht: Werbung ist notwendig, um ein Produkt bekannt zu machen und Interesse zu wecken. Um es aber langfristig optimal im Markt zu positionieren, ist die Qualität des Produkts entscheidend. Schneidet es auch in dieser Hinsicht gut ab, dann wirbt es für sich selbst. Damit ist das Produkt auf dem besten Wege zum Markenprodukt. Die Werbeüberflutung - ein Alltagsphänomen Heute leben wir in einer Zeit der Werbeüberflutung. Wer einen ganzen Tag vor dem Fernseher verbringt, nimmt durchschnittlich rund 3‘000 Werbebotschaften auf. Sportveranstaltungen wie der Superbowl werden immer wieder durch Werbeeinblendungen unterbrochen. Und jeder Amerikaner sieht in seinem Leben durchschnittlich 3 Jahre lang Werbung im Fernsehen – eine traurige Bilanz. Täglich überflutet uns eine riesige Menge von Werbebotschaften. Seite 1 Der Wahrnehmungsfilter als logische Konsequenz Bei dieser gigantischen Menge an Werbebotschaften filtert der Betrachter das Uninteressante automatisch aus. Nur interessante Werbung erreicht es, die zentrale Botschaften „lerne mich näher kennen“ oder „Kauf mich“ an die Empfänger und an die Zielgruppe zu übermitteln. Für ein Werbekonzept ist es deshalb sehr wichtig, zu erforschen, was die Menschen interessiert, wofür sie sich begeistern können und welche Bedürfnisse ein Produkt oder eine Dienstleistung abdeckt und befriedigt. Bei Ihrer Bewerbung sind Sie das „Produkt“ Wenn Sie sich bewerben, sind Sie in gewisser Weise das „Produkt“, das Sie dem Bewerbungsempfänger „verkaufen“. Die Bewerbung ist das Mittel dazu und dabei stehen Ihnen mit Text und Bild dieselben Werkzeuge zur Verfügung wie bei der Werbung. Es lohnt sich deshalb doppelt, den Text des Anschreibens, des Lebenslaufs und der dritten Seite sorgfältig zu formulieren und treffende Worte zu finden. Keine Werbesprache sondern Sachlichkeit Im Gegensatz zur Werbung sollten Sie dabei jedoch nicht übertreiben. Benutzen Sie keine Werbesprache! Vermeiden Sie Superlative und bleiben Sie sachlich! Stellen Sie aber auf alle Fälle Ihre Stärken und positiven Eigenschaften in den Vordergrund. Versuchen Sie den Bewerbungsempfänger mit guten Argumenten für sich zu gewinnen. Nicht zu vernachlässigen ist dabei auch die bildliche oder gestalterische Ebene einer Bewerbung. Für das Bewerbungsfoto lohnt sich der Gang zum Fotografen auf jeden Fall. Und mit einem ansprechenden Layout und gut gewählten Hintergrundbildern können Sie ihrer Bewerbung zudem das gewisse Etwas verleihen. Die Qualität macht den Unterschied. Nehmen Sie sich für die Planung Ihrer Bewerbung viel Zeit und bringen Sie Farbe ins Spiel! Qualität auch bei der Bewerbung das Wichtigste Auch bei der Bewerbung ist die Qualität besonders entscheidend – sowohl die Qualitäten des Bewerbers als auch die Qualität der Bewerbung. Im Vordergrund stehen ganz sicher Ihre berufliche Erfahrung, Ihre Bildung, Ihr Fachwissen und Ihre individuellen Fähigkeiten. Erfüllen Sie alle Soll-Kriterien für eine Stelle, wecken Sie beim Bewerbungsempfänger in der Regel schon mal ein gewisses Interesse. Ohne sorgfältig zusammengestellte Bewerbungsunterlagen haben Sie aber trotzdem eher wenig Chancen für die nächste Runde, obwohl Sie alle fachlichen Vorgaben erfüllen. Die Mühe lohnt sich! Mit vollständigen und sorgfältig zusammengestellten Bewerbungsunterlagen präsentieren Sie dem Arbeitnehmer wichtige Eigenschaften, die im Arbeitsprozess geschätzt werden: Ordentlichkeit, Sorgfalt und Zuverlässigkeit. Mit einer sehr schön gestalteten Bewerbung kommen weitere Fähigkeiten hinzu: Kreativität, gestalterische Fähigkeiten und den Willen, mehr zu leisten, als der Durchschnitt. Mit einer Online-Bewerbung stellen Sie zudem Ihre EDV-Kenntnisse unter Beweis. Vermeiden Sie „Leere Versprechungen“! Ein Bewerber sollte sich in seinen Bewerbungsunterlagen von seiner besten Seite zeigen und vorwiegend seine positiven Eigenschaften in den Vordergrund stellen. Vor Übertreibungen und dem Vortäuschen falscher Tatsachen muss dabei aber dringend abgeraten werden. Das ist sehr heikel und kann in gewissen Fällen gar ein juristisches Nachspiel haben. Wie bei der Werbung lohnt es sich nicht, Qualitäten vorzutäuschen, die Sie gar nicht besitzen. Frühestens im Bewerbungsgespräch und spätestens in der Probezeit fliegen diese auf und können sich negativ auf Ihre berufliche Karriere auswirken. Phänomen der Überflutung auch bei der Bewerbung In einigen Branchen bewerben sich über 200 Personen für eine Stelle. Auch hier herrscht das Phänomen der Überflutung. Ein HR-Manager oder ein Personaler nimmt sich in der Regel für die erste Durchsicht zwischen einer und sieben Minuten Zeit pro Bewerbung. Dies führt zu den gleichen Konsequenzen wie beim Fernsehzuschauer: er filtert das Uninteressante aus und entscheidet sich für das Interessante. Denn er ist auf der Suche nach dem qualifiziertesten und besten „Produkt“ bzw. nach dem besten Arbeitnehmer. Seite 2 In grösseren Unternehmen steht ein Personaler unter Zeitdruck: ihm bleiben nur eine bis sieben Minuten Zeit für die Durchsicht einer Bewerbung. Fazit Werbung und Bewerbung haben viele Gemeinsamkeiten und einige ganz wichtige Unterschiede. Der grösste Unterschied liegt in der äusseren Form und der Sprache. Werbung kommt übertrieben und oft reisserisch daher, eine Bewerbung sollte hingegen sachlich bleiben. Weder in der Werbung noch bei einer Bewerbung lohnt es sich, falsche Tatsachen vorzutäuschen. Denn letztlich zählen nur die wirklichen Qualitäten eines Produkts oder eines Arbeitnehmers. In beiden Welten treffen wir auf das Phänomen der Überflutung. Sowohl der Empfänger von Werbebotschaften als auch der Bewerbungsempfänger filtern dabei das Interessante vom Uninteressanten aus. Deshalb ist es sowohl für ein Werbekonzept als auch für einen Bewerber ganz wichtig, Interesse zu wecken. Tipps für den Bewerber Nehmen Sie sich für Ihre Bewerbung genügend Zeit! Der Bewerbungsprozess beginnt mit dem Lesen des Stelleninserats. Passen Sie Ihre Bewerbung möglichst gut auf die ausgeschriebene Stelle an und legen Sie im Anschreiben Ihre Gründe für die Bewerbung klar dar. Je überzeugender Ihre Argumente sind, desto besser sind Ihre Chancen. Informieren Sie sich über die Firma und das Arbeitsumfeld, das Sie erwartet. Nutzen Sie das Internet! Signalisieren Sie Ihre Motivation und verknüpfen Sie dabei wenn möglich Ihre persönlichen Berufsziele mit den Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des beruflichen Umfeldes der Stelle, für die Sie sich bewerben. Zeigen Sie dem Bewerbungsempfänger auf, weshalb Sie für das Unternehmen oder die Firma besonders wertvoll sein könnten. Vermeiden Sie dabei unbedingt Schema-F-Sätze, die oft in Massenbewerbungen anzutreffen sind. • Vergessen Sie nie: Das Wichtigste ist, Interesse zu wecken! • Werbung ist reisserisch und übertrieben, Bewerbung bleibt sachlich! Beide stellen aber immer das Positive in den Vordergrund. • Interesse wirkt interessant. Wer im Anschreiben echtes Interesse und Motivation signalisiert, weckt beim Bewerbungsempfänger ein Gegeninteresse. • Mehr ist mehr! Jede zusätzliche Minute, die Sie in Ihre Bewerbung stecken, lohnt sich! Feilen Sie an Ihrer Sprache und der Argumentation. • Legen Sie Wert auf ein ansprechendes Layout. Eine Bewerbung darf durchaus auch einen optischen Reiz auslösen. Das Wichtigste in der Werbung und der Bewerbung: Interesse wecken! Seite 3