Ausgangsproblem Optimierung Wozu Mathematik? Fakultät Grundlagen Oktober 2006 Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? Ausgangsproblem Optimierung Übersicht 1 Ausgangsproblem Fragestellung Modellierung 2 Optimierung Interpretation Verbesserung Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Ausgangssituation Reisebüro: Für mehrere Wochenenden sind jeweils 400 Plätze in Sonderzügen reserviert Kosten pro Wochenende: 2500 EURO Bilanz der ersten Wochen: Wochenende 1 2 3 Preis einer Fahrkarte 20 EUR 30 EUR 60 EUR Teilnehmer 125 50 6 Fragestellung: Welcher Preis soll verlangt werden? Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? Gewinn 0 EUR -1000 EUR -2140 EUR Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Mathematische Analyse des Problems Schritt 1: Mathematische Formulierung ( Modellbildung“) ” Funktion suchen, die den Zusammenhang Ausgangspunkt: zwischen zwei (oder mehr) Größen angibt. p = 20, x = 125 p = Preis Gegeben: 3 Punkte: p = 30, x = 50 x = Anzahl der Teilnehmer p = 60, x = 6 Funktion x(p), deren Graph möglichst gut“ durch ” Gesucht: die drei Punkte läuft ( Preis-Absatz-Funktion“) ” Diese Funktion gibt die Teilnehmerzahl x in Abhängigkeit vom Preis p an, d. h. sie beschreibt den Zusammenhang zwischen p und x. Hieraus ergibt sich dann die Gewinnfunktion: G (p) = x(p) · p − 2500 |{z} | {z } Kosten Umsatz Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Graphische Darstellung der Daten x Preis p, Teilnehmerzahl x 300 Daten der drei ersten Wochenenden 200 100 10 20 30 Fakultät Grundlagen 40 50 Wozu Mathematik? 60 70 p Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Parabelansatz Schritt 1: Modell finden Erster Versuch: Ansatz Parabel : x(p) = a · p 2 + b · p + c Bestimmung der Parameter durch Einsetzen“ ” 125 = a · 400 p = 20, x = 125 50 = a · 900 p = 30, x = 50 =⇒ 6 = a · 3600 p = 60, x = 6 der Daten + b · 20 + c + b · 30 + c + b · 60 + c Wie löst man ein solches Gleichungssystem ? Kapitel Lineare Gleichungs- und ” Ungleichungssysteme“ =⇒ a= 181 1200 ≈ 0.1508; b = − 361 24 ≈ −15.0417; c = Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? 731 2 = 365.5 Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Parabelmodell x 300 x(p) : Preis − Absatz − Funktion Bei höheren Preisen Daten der drei ersten Wochenenden wachsende Teilnehmerzahlen?? Negative Teilnehmerzahlen?? 200 100 10 20 30 Fakultät Grundlagen 40 50 Wozu Mathematik? 60 70 p Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Exponentialansatz Schritt 1: Modell finden Neuer Versuch: Andere Art von Kurve durch die Punkte legen Welche Arten von Funktionen sind möglich? Kapitel Funktionen“ ” Ansatz Exponentialfunktion : x(p) = a · eb·p Es gibt keine Exponentialkurve, die durch alle drei Punkte geht. Wann liegt die Kurve besonders gut“ zu den drei Punkten? ” Vorlesung Statistik“ ” =⇒ wenn a und b so gewählt werden, dass der Ausdruck D(a, b) = (125 − a · eb·20 )2 + (50 − a · eb·30 )2 + (6 − a · eb·60 )2 minimal wird. Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Exponentialansatz(Fortsetzung) Für welche Werte von a und b wird der Term D(a, b) minimal? D(a, b) = (125 − a · eb·20 )2 + (50 − a · eb·30 )2 + (6 − a · eb·60 )2 Kapitel Funktionen mit mehreren ” unabhängigen Variablen“ D(a, b) nach a und nach b ableiten ! =⇒ Grundidee: Ableitungen = Null setzen Gleichungssystem lösen Überprüfen, ob Minimum vorliegt a ≈ 756.00; b ≈ −0.09007; =⇒ Ergebnis: optimale Exponentialkurve: x(p) ≈ 756.00 · e−0.09007·p Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Exponentialmodell x 600 Preis-Absatzfunktion x(p) 400 Tendenziell stimmiges Modell! Daten der drei ersten Wochenenden 200 10 20 30 Fakultät Grundlagen 40 50 Wozu Mathematik? 60 70 p Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Gewinnfunktion Damit haben wir einen plausiblen Zusammenhang zwischen Preis p, Teilnehmerzahl x und Gewinn G gefunden: Preis-Absatzfunktion x(p) ≈ 756.00 · e−0.09007·p Die Gewinnfunktion ergibt sich dann indem man die Preis-Absatzfunktion x(p) mit dem aktuellen Preis p multipliziert und die Kosten K (hier sind es nur Fixkosten!) abzieht. Gewinnfunktion allgemein: G (p) = x(p) · p − |{z} K | {z } Kosten Umsatz Gewinnfunktion hier: G (p) ≈ 756.00 · e−0.09007·p · p − 2500 Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Gewinnfunktion 200 50 10 Datenpunkte der drei ersten Wochenenden −2000 Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? Ausgangsproblem Optimierung Fragestellung Modellierung Modellierung Ergebnis von Schritt 1: Modell ⇐⇒ mathematische Formulierung des Problems G (p) ≈ 756.00 · e−0.09007·p · p − 2500 Für welchen Preis p ist der Gewinn maximal? Schritt 2: Lösung des mathematisch formulierten Problems Wie findet man den optimalen Preis? Kapitel Differenzialrechnung“ ” Ableitung der Gewinnfunktion G (p) nach p =⇒ ! Ableitungen = Null setzen; Gleichung lösen Überprüfen, ob Minimum vorliegt =⇒ Ergebnis: Preis p ∗ ≈ 11.10 EUR. Gewinn G (p ∗ ) ≈ 588 EUR Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? Ausgangsproblem Optimierung Interpretation Verbesserung Interpretation Lösung des mathematisch formulierten Problems interpretieren und umsetzen. Am 4. Wochenende verlangte das Reisebüro nur 10 EUR für die Fahrt. Es kamen 400 Teilnnehmer. Der Gewinn betrug 1500 EUR. Schritt 3: Aussage des Modells (Preis niedriger!) war tendenziell richtig. Der optimale Preis konnte näherungweise bestimmt werden, aber der Gewinn wurde nicht richtig vorhergesagt (sondern unterschätzt) Grund: zu wenige Daten – 3 Datenpunkte sind i. A. zu wenig! Schritt 4: Wiederholung und Verbesserung von Schrittt 1 Weiterer Datenpunkt: p = 10; x = 400 geht ins Modell ein. Welche Kurve x(p) = a · eb·p passt möglichst gut zu 4 Punkten? =⇒ Ergebnis: a ≈ 1225.83; b ≈ −0.112194; Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? Ausgangsproblem Optimierung Interpretation Verbesserung Verbessertes Exponentialmodell x 600 Preis-Absatzfunktion x(p) 400 Modell passt gut zu den Daten der vier vier Datensätzen! Wochenenden 200 10 20 30 Fakultät Grundlagen 40 50 Wozu Mathematik? 60 70 p Ausgangsproblem Optimierung Interpretation Verbesserung Vergleich der Gewinnfunktionen der drei Modelle Parabel; 3 Datensätze Datenpunkte G Exponentialfunktion; 3 Datensätze Exponentialfunktion; 4 Datensätze 1000 50 10 −1000 Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik? p Ausgangsproblem Optimierung Interpretation Verbesserung Vorgehensweise bei einer mathematischen Analyse Problem in der Realität @ I @ Schritt 1 @ @ Mathematische Formulierung des Problems (Modell) Schritt 3 @ - Schritt 2 Lösung des mathematisch formulierten Problems Nach Schritt 1, 2 und 3 schließt sich eventuell ein weiterer Schritt = Wiederholung und Verbesserung von Schritt 1 an (eventuell mit neuen Daten und Erkenntnissen) usw. Fakultät Grundlagen Wozu Mathematik?