NDR Das Thema Integration in den Medien von Jasmin Klofta Man muss nur ein Wort sagen, schon steht das Bild im Kopf. Das Wort: Migrant. Das Bild dazu: Kopftuch oder Bart. Plastiktüten und Grillen im Park. Gemüsehändler oder Bombenleger. Schön, dass wir Migranten so klar einsortiert haben. Schön einfach und damit auch schön unvollständig. Nicht ganz unschuldig an diesem Bild sind leider wir Medien. Die Migranten gibt es nicht, nicht als Einheit. Dennoch werden sie in den Medien oft so behandelt, als Gruppe, alles eins. Die Vielfalt bleibt verborgen. Der Leiter des Politik-Ressort der Zeit, Bernd Ulrich glaubt, "dass zu wenig interessant über Migranten und Migrantinnen berichtet wird über deren Millieus, weil man vielleicht nicht genug über deren Leben weiß". Und Marjan Parvand von den "Neuen deutschen Medienmacher" würde "nicht sagen, dass zu wenig über Migranten in den Mainstream-Medien berichtet wird, manchmal ist die Berichterstattung einfach zu einseitig". Migranten sind entweder gut und integriert oder eben schlecht und verschlossen. Es gibt wenig Facetten, der Medienmigrant hat nur zwei Gesichter: der erfolgreiche Aufsteiger, Unternehmer oder der Isolierte aus der Ghettoparallelwelt. Extreme Typen, Klischees, das ist es, was in den Medien funktioniert. "Was immer wieder in den Medien ist, ist entweder, je nachdem wenn die Leute positiv eingestellt sind, sind dann die fast schon idyllischen und kitschigen Aufstiegsgeschichten, und wenn Negativphase ist, dann kommt man mit Kopftüchern, Ehrenmorden, Zwangsehen und so weiter. Alles Teile der Realität, aber die Realität ist reicher als das. Und dieser Reichtum wird fast nicht dargestellt", so Bernd Ulrich. Medien berichten häufiger negativ als positiv über Migranten. So der aktuelle Integrationsbericht der Bundesregierung. Prominente Themen sind zum Beispiel der sogenannte Ehrenmord, kriminelle Migranten und religiöse Isolation. Birand Bingül, Redaktionsleiter von "Cosmo TV", meint "wir Journalisten stürzen uns auf das Negative und es ist auch sehr, sehr schwierig Positives zu setzen. Die große Schwierigkeit ist, wie kann man über Erfolgsgeschichten in der Integration berichten ohne weichzuspülen und ohne das es langweilig ist". Das Gegenteil von Langeweile ist die Provokation Sie spült ein Thema überall ganz nach oben, mischt die Medienlandschaft auf, beherrscht Zeitungsschlagzeilen und Talksendungen. Die Aufmerksamkeit gipfelt in hitzigen Debatten und Schaukämpfen. "Das Thema Migranten ist ja nicht nur ein Berichtsfeld, es ist auch eine politische Kampfzone und das nicht erst in den letzten vier Wochen, sondern immer mal wieder. Und deswegen sind die Berichte oft überformt von politischen Absichten.", erklärt Bernd Ulrich. Und Bingül meint: "Sarrazin ist das jüngste Beispiel dazu, so eine Art Durchlauferhitzer. Ein Durchlauferhitzer, wenn was reinkommt, dann verstärken wir das und machen es groß und jede Talkshow kann sich dem Thema nicht entziehen und es ist überall für einen kurzen Zeitraum." Dann verschwindet das Thema. Hintergründige Dokumentationen über Migration wie "Deutschland Süßsauer" haben es schwer. Der "Kampf im Klassenzimmer" lief um 0.15 Uhr. Reportagen wie "Die Gangster Rapper" sind hochgelobt, aber gut versteckt in der Fernsehlandschaft. "Es gibt ja reihenweise Features, Dokumentationen, Reportagen, die Missstände völlig ungeschminkt zeigen, die auch positive Entwicklungen aufgreifen. Das ist alles vorhanden, das findet halt zu bestimmten Uhrzeiten statt, wo der Normalsterbliche eher im Bett liegt. Und wenn dann die große Hysterie kommt, die findet dann um 20:15 Uhr in der Primetime statt, in den großen Talkshows statt", meint Bingül. Integration im Focus Anders bei Cosmo TV. Hier ist Integration jede Woche Thema, am Sonntagnachmittag im WDR. Immer neue Geschichten über Migranten, das fordert mehr als Klischees. Umso kritischer sehen die Macher manch anderen Bericht. Birand Bingül: "Die Redakteure haben sich meinem Empfinden nach, wenn ich so bestimmte Filme sehe, am grünen Tisch ausgedacht, wie der Film aussehen soll und die Reporter gehen raus mit Scheuklappen und sagen, 'okay, das ist die These, die ich beleben will, die wir uns vorher überlegt haben und ich suche nur noch danach'." Denn wer in den Redaktionen zusammen sitzt, Themen aussucht und bewertet, hat großen Einfluss. Die Perspektive der Journalisten bestimmt die Inhalte. Und das sind in deutschen Medien kaum Migranten. Nur rund zwei Prozent aller Publizisten haben einen Migrationshintergrund. Marjan Parvand erklärt: "Das Thema Integration ist komplex, schwierig und wenn Leute sich da auskennen ist es vollkommen egal, welchen Hintergrund man mitbringt. Es gibt aber qua Herkunft sozusagen und qua Geschichte eine gewisse Sensibilität, die man mitbringt, wenn man selbst eine Migrationsgeschichte hinter sich hat." Und Bernd Ulrich stellt fest, "wenn man sich in den deutschen Redaktionsstuben umguckt (...) so was langweilig homogenes. Fast nur noch MittelschichtsSprösslinge, rein deutscher Natur, tummeln sich da zu 95, 96, 97 oder 99 Prozent. Und ja da kriegt man natürlich Mittelschichts-Sichtweisen, Mittelschichts-Biografien, Mittelschichts-Lebensgefühle". Viele Redaktionen reagieren, suchen Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Eine Garantie für eine bessere Berichterstattung ist das nicht. Mehr Nähe, mehr Interesse, mehr Neugier, das ist die Herausforderung. Bernd Ulrich: "Die Aufgabe der Medien ist es aufzuklären, über das, was ist. Die Aufgabe der Medien ist es, wirklich unterhaltsam und lebendig für die Leser und die Zuschauer zu sein. Und wenn man das, dieser Aufgabe wirklich ernstlich nachgehen würde, dann würde man ganz automatisch zu mehr Geschichten aus dem kulturellen, den etwas anderen Milieus finden." Aber bisher sind die Medien beim Thema Integration kaum weiter als die Gesellschaft oder die Politik in Deutschland. Quelle: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/medien_politik_wirtschaft/integration125.html Zusammenfassung: Das Bild von Migranten ist oft negativ und dabei werden sie oft als „alle gleich“ bezeichnet. Oft berichte man nicht über Migranten, weil nicht genug über deren Leben bekannt sei meint Bernd Ulrich und auch Marja Parvand meint, dass oft zu einseitig berichtet würde. Die Medien zeigen Migranten entweder als „erfolgreicher Aufsteiger, Unternehmer oder Isolierte aus er Ghettoparallelwelt“ (Absatz 3). Oft würden die Medien subjektiv aufgestellt werden und das dann meist negativ laut Bernd Ullrich. Berichte mit positiven Inhalten über Migranten werden oft zu „unnormalen Zeiten“ oder auf unbekannten Sendeplätzen ausgestrahlt. Oft sind Medienmacher auch keine Migranten. Die Medien sollen unterhalten und interessant sein, werden somit mit attraktiven Stoff vollgepackt und wirken provozierend.