Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele und verschiedene Strategien

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Geld- und Währungspolitik
Euro und EZB
Samir Kadiric
Schumpeter School of
Business and Economics
Bergische Universität Wuppertal
Gaußstraße 20
42097 Wuppertal
Entwicklungsstufen der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion
Samir Kadiric
Schumpeter School of
Business and Economics
Bergische Universität Wuppertal
Gaußstraße 20
42097 Wuppertal
Entwicklungsstufen der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion
• Wichtige Meilensteine in der Entwicklung der EU
• 1949: Europarat (Straßburg)
• 1952: EGKS
• 1957: EWG, Euratom
• 1965: EG = EGKS+EWG+Euratom
• 1970: Werner-Plan, EWWU in drei Stufen, wurde bald wieder verworfen
• 1972: Europ. Währungsverbund
• 1987: EEA
• 1990: Die EWWU beginnt (erste von drei Stufen)
• 1992: Europäische Binnenmarkt, Schengener Abkommen
• 1999: Start der EWWU
• 2004: Osterweiterung der EU
• 2007: Südosterweiterung der EU
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• Die Erweiterung der EWG
• 1957: Belgien, Niederlande, Luxemburg, Frankreich, Italien und Deutschland
• 1973: Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich
• 1981: Griechenland
• 1986: Spanien und Portugal
• 1995: Österreich, Finnland und Schweden
• 2004: Zypern, die Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen,
Malta, Polen, die Slowakei und Slowenien
• 2007: Rumänien, Bulgarien
• 2012: Kroatien
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1950er Jahre
• Mehr realwirtschaftliche als monetäre Integration
• Die Verträge der EG von 1951 und 1957 sahen als primäres
Integrationsziel die Schaffung eines Gemeinsamen Marktes vor. Die
allgemeine Wirtschafts- und Währungspolitik wurde lediglich als
„Angelegenheit von gemeinsamem Interesse“ betrachtet, die unter
anderem durch „Empfehlungen an die Mitgliedstaaten“ zu koordinieren
sei. Der „Beratende Währungsausschuss“ wurde mit der
Aufgabeeingerichtet, die Währungs- und Finanzlage der Mitgliedstaaten
zu beobachten.
• Eine Übertragung nationaler Zuständigkeiten für die Geld- und
Währungspolitik und damit zentraler politischer Befugnisse auf eine
supranationale Institution erschien damals noch nicht möglich.
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• Das ist Bretton Woods
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• Bretton Woods (1)
• Die Finanz- und Währungskonferenz der Vereinten Nationen fand 1944 im
amerikanischen Bretton Woods statt; dort wurden die Gründung der
Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (Keimzelle der
Weltbankgruppe) und des Internationalen Währungsfonds beschlossen. Das auf
der Konferenz gleichfalls vereinbarte System fester Wechselkurse wurde 1973
aufgegeben, nachdem die USA die Goldeinlösungspflicht für den Dollar
widerrufen hatten.
• Zwischen 1958 und 1973 galt das Bretton-Woods-System fester Wechselkurse,
bei dem die westeuropäischen Währungen mit einer festen, grundsätzlich
anpassbaren, Parität an den US-Dollar gebunden waren. Dieser stand seinerseits
in einer festen Relation zum Gold (die Gold-Parität des Dollars wurde aber bereits
1971 von Präsident Nixon aufgehoben). Die Partnerländer der USA waren
gehalten, über Interventionen auf dem Devisenmarkt den Dollar gegebenenfalls
zu stützen. D.h. wenn der Dollar unter die Paritätslinie fiel bzw. wenn eine DollarAbwertung drohte, musste z.B. die Deutsche Bundesbank intervenieren, also
Dollar ankaufen. Dadurch stiegen die Währungsreserven an, zugleich kam es zu
einer, meist unerwünschten, Erhöhung der inländischen Geldmenge. Für die auf
Preisniveaustabilität ausgerichtete Bundesrepublik Deutschland waren hohen
Stützungskäufe zugunsten des Dollars in den späten 60er und frühen 70er Jahren
ein erhebliches stabilitätspolitisches Problem.
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Wirtschafts- und Währungsunion
• Bretton Woods (2)
• Internationales Währungssystem nach dem zweiten Weltkrieg bis Anfang der 70er Jahre.
Benannt nach einem am 27. 7. 1944 in der Stadt Bretton Woods im US Bundesstaat New
Hampshire unterzeichneten internationalen Abkommen, welches eine umfassende
Neuordnung der Weltwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg anstrebte. Das B-W-System ist
als Reaktion auf die durch Abwertungswettläufe und Protektionismus gekennzeichnete
Periode zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg zu verstehen.
• Ziel war eine reibungslose und von Handelsbarrieren befreite Abwicklung des Welthandels
unter engen Schwankungsbändern der Wechselkurse (Zielzonen-System). Konzipiert nach
dem Gold-Devisen Standard mit dem US Dollar als Leitwährung.
• Kernbestandteile des in Bretton Woods vereinbarten Währungssystems waren:
–
–
–
–
Festlegung einer Parität von 35 US Dollar pro Unze Gold und
Verpflichtung der USA zum An- und Verkauf von Dollar zu diesem Preis,
Festlegung der Wechselkurse (Paritäten) der übrigen Währungen gegenüber dem US Dollar,
Verpflichtungen der Notenbanken dieser übrigen Währungen, die Wechselkurse innerhalb einer
Bandbreite von 1 Prozent um diese Paritäten zu stabilisieren,
– die Möglichkeit der Veränderung der Paritäten im Falle von fundamentalen
Zahlungsbilanzproblemen einzelner Länder (Realignments) und schließlich
– die Errichtung des internationalen Währungsfonds (IWF) zur internationalen Kreditgewährung
bei vorübergehenden Zahlungsbilanzproblemen.
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Wirtschafts- und Währungsunion
• Bretton Woods (3)
• Das Bretton Woods Währungssystem brach in den 70er Jahren zusammen.
• Erstens aufgrund des Sachverhaltes, dass eine nationale Währung (US-Dollar)
zugleich als letztes internationales Zahlungsmittel fungierte. Das Leitwährungsland,
die USA, war bei der Wahl seiner nationalen Geld- und Finanzpolitik von
außenwirtschaftlichen Zwängen befreit. Seine Politik hat aber gravierende
Rückwirkungen auf alle anderen Länder, es bestimmt dadurch nämlich die
Entwicklung der Inflationsraten aller anderen Länder. Sollte die internationale
Liquiditätsversorgung nicht zu knapp werden, so war das Leitwährungsland geradezu
zu einer defizitären Leistungsbilanz gezwungen. Wollten andere Länder über eine
längere Periode hinweg mehr Leistungen importieren, als exportieren, so mussten
sich diese Länder die hierzu erforderlichen Devisenreserven erst einmal verdient
haben. In sofern spaltete das Bretton Woods System die Staaten in zwei Gruppen: die
USA und den Rest der am System beteiligten Welt.
• Ein zu hohes Defizit des Leitwährungslandes führt andererseits zu Weltinflation. Die
USA verfolgten gegen Ende der 60er Jahre – u. a. bedingt durch den Vietnam Krieg –
eine inflationäre Politik (Grund: öffentliche Haushaltsdefizite, expansive Geldpolitik),
und waren nur sehr beschränkt zur Goldkonvertibilität des US-Dollar bereit. Die
anderen Länder aber waren umgekehrt nicht mehr bereit, die so entstandene
Inflationsrate der USA zu akzeptieren, wozu das Festkurssystem sie gezwungen hätte
bzw. die Leistungsbilanzdefizite der USA durch eigene Leistungsbilanzüberschüsse zu
finanzieren. Folge war der Zusammenbruch des Systems.
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• Bretton Woods (4)
• Das zweite Problem war die zögerliche Anpassung der Paritäten,
auf Veränderungen fundamentaler wirtschaftlicher Einflussfaktoren
in den einzelnen Ländern (u. a. Goldunter- bzw.
Dollarüberdeckung), die dem System keine Glaubwürdigkeit
verleihen konnten. Als Resultat entstanden destabilisierende
Spekulationen, und nach einigen Versuchen, das System mit
Veränderungen der Paritäten (Realignment) und/oder erweiterten
Bandbreiten zu retten, kam Anfang der 70er Jahre der
Zusammenbruch des B.-W.-S.
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Wirtschafts- und Währungsunion
• 1960er Jahre
• Im Jahr 1962 machte die Europäische Kommission im Rahmen ihres
Aktionsprogramms für die zweite Stufe der Zollunion erstmals Vorschläge zur
Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion. Das Festkurssystem von
Bretton Woods und die vorteilhaften Wirkungen der Wechselkursstabilität für das
Funktionieren des Gemeinsamen Marktes waren aber damals noch intakt. Aus
diesem wie auch aus politischen Gründen waren die Mitgliedstaaten damals nicht
bereit, diese Vorschläge der Europäischen Kommission aufzugreifen. 1964 kam
es jedoch zur Gründung des „Ausschusses der Präsidenten der Zentralbanken
der Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“
(„Gouverneursausschuss“), dem bei der Koordinierung der Geld- und
Währungspolitik in der Gemeinschaft eine wichtige Rolle zufallen sollte.
• Im Verlauf der zunehmenden Spannungen im Weltwährungssystem, die auch die
Gemeinschaft in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre erfassten und mit
erheblichen Eingriffen in den freien Waren- und Kapitalverkehr einhergingen,
erschien eine engere wirtschafts- und währungspolitische Zusammenarbeit in
Europa immer dringlicher.
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• 1970er Jahre (1)
• Anknüpfend an ein neues Memorandum der Europäischen Kommission vom
Februar 1969 („Barre-Plan“) entwickelte deshalb eine Arbeitsgruppe unter Leitung
des damaligen Iuxemburgischen Ministerpräsidenten Werner einen Plan zur
Gründung einer WWU („Werner-Plan“). Auf der Grundlage dieses Plans
verabschiedete der Rat im März 1971 eine Grundsatzentscheidung über die
stufenweise Verwirklichung der WWU bis zum Jahr 1980. Diese Entscheidung
konzentrierte sich auf die Maßnahmen für die erste Stufe und ließ damit
wesentliche Teile des von der Werner-Gruppe vorgeschlagenen Konzepts – so
insbesondere auch die konkrete Ausgestaltung der Zwischen- und Endstufe –
offen.
• Offiziell ist der Plan am 22. März 1971 in Kraft getreten und sah folgende Stufen
vor:
– Beschränkungsfreies Personen-, Güter-, Dienstleistungen- und Kapitalverkehr zwischen
Mitgliedsländern
– Schaffung einer Wechselkursunion mit absolut festen Wechselkursen ohne Bandbreiten
– Wichtige wirtschaftspolitische Befugnisse sollten von der nationalen auf die
Gemeinschaftsebene übertragen werden.
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• 1970 Jahre (2)
• Die Zentralbanken der EG-Mitgliedstaaten wurden ersucht, die
Wechselkursschwankungen zwischen ihren Währungen schon ab 1. Januar 1971
(Beginn der ersten Stufe der WWU nach dem Werner-Plan) versuchsweise in einer
maximalen Bandbreite von ± 1,2 % zu halten. Diese Bandbreite sollte durch
aufeinander abgestimmte Dollar-Interventionen verteidigt werden.
• Die Dollarkrise von 1971 verhinderte jedoch die Umsetzung dieser Entschließung
des EG-Ministerrats. Einige Länder, unter ihnen die Bundesrepublik, gaben die
feste Bindung an den Dollar vorübergehend auf und ließen ihre Währungen frei
schwanken. Mit dem Washingtoner Währungsabkommen vom Dezember 1971
(„Smithsonian Agreement“) wurde auf internationaler Ebene der Versuch einer
Wiederherstellung stabiler Wechselkursbeziehungen unternommen. Für die EG
hatte dieses Übereinkommen jedoch den Nachteil, dass – durch die allgemeine
Erweiterung der Bandbreiten auf ± 2,25 % gegenüber dem Dollar – der Spielraum
für Wechselkursschwankungen zwischen den EG-Währungen auf ± 4,5 %,
beziehungsweise auf 9 %, wenn man vom Extremfall einer völligen Umkehr der
Positionen im Zeitverlauf ausgeht, gestiegen war. Diese Ausdehnung der Margen
und ihre Konsequenzen etwa für die EG-Agrarpolitik gaben Bestrebungen neuen
Auftrieb, im EG-Raum eine Sonderregelung mit engeren Bandbreiten zu schaffen.
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• 1970er Jahre (3)
• Am 21. März 1972 verabschiedete der EG-Ministerrat eine Entschließung,
mit der unter anderem die Errichtung des Europäischen
Wechselkursverbunds und des Europäischen Fonds für
währungspolitische Zusammenarbeit (EFWZ) beschlossen wurde. Im
Wechselkursverbund sollten sich die EG-Mitgliedstaaten dazu
verpflichten, ihre Währungen untereinander nur innerhalb einer
Bandbreite von ± 2,25 % schwanken zu lassen. Gegenüber
Drittwährungen – vor allem dem 1973 freigegebenen Dollar – konnten
sich die verbundenen europäischen Währungen frei bewegen. Die
Entschließung des Ministerrats wurde durch das Basler Abkommen
zwischen den EG-Notenbanken vom 10. April 1972 konkretisiert und am
24. April 1972 in Kraft gesetzt.
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• 1970er Jahre (4)
• Die ersten Erfahrungen mit der Stabilisierung der innergemeinschaftlichen
Wechselkurse zeigten, dass ein System fester Wechselkurse auf Dauer nur
zwischen Ländern mit einer ausreichend konvergenten Wirtschaftsentwicklung und
wirtschaftspolitischen Grundorientierung funktionieren kann. In ihrer „Bilanz der
ersten Stufe“ vom April 1973 kam die Europäische Kommission daher zu dem
Ergebnis, dass die geplanten Integrationsfortschritte nur teilweise verwirklicht
worden waren. Sie hielt es insbesondere für erforderlich, echte wirtschaftspolitische
Befugnisse auf die Gemeinschaftsorgane zu übertragen. Da aber die
Mitgliedstaaten dazu nicht bereit waren, konnte eine Entscheidung über den Eintritt
in die zweite Stufe der WWU nach dem Werner-Plan nicht getroffen werden.
• Letztlich scheiterte das damalige WWU-Projekt jedoch an grundlegenden
Meinungsunterschieden über die mit der WWU zu verfolgenden Ziele. Hinzu
kamen unterschiedliche wirtschaftspolitische Reaktionen der Länder auf die erste
Ölkrise und die fehlende Bereitschaft, sich einem gemeinsamen Stabilitätsziel zu
unterwerfen.
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Wirtschafts- und Währungsunion
• 1970er Jahre (5)
• Durch Austritte aus dem Wechselkursverbund war die Gemeinschaft
Ende 1978 wechselkurspolitisch in zwei Gruppen gespalten: einen
Hartwährungsblock um die D-Mark mit den Benelux-Währungen und
der dänischen Krone, dem die übrigen vier frei schwankenden
Währungen gegenüberstanden, wobei das irische Pfund mit einer
festen Parität an das Pfund Sterling gebunden war. Um der Gefahr
einer Desintegration zu begegnen, wurde die konjunkturelle
Stabilisierung in der EG in den Jahren 1977 und 1978 zum Anlass
genommen, ein auf die gesamte Gemeinschaft anwendbares Konzept
der währungs- und insbesondere wechselkurspolitischen
Zusammenarbeit zu entwickeln.
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1970er Jahre (6)
• Diese Bemühungen führten im Frühjahr 1979 zur Schaffung des
Europäischen Währungssystems. Das Europäische Währungssystem
(EWS) stellt eine Weiterentwicklung des Europäischen
Wechselkursverbundes dar, da die Bandbreitenregelung, die
Interventionsverpflichtungen und andere wesentliche Elemente des
Wechselkursverbundes übernommen wurden. Die Konzeption des
Wechselkursmechanismus des EWS (oder WKM I) besteht aus folgenden
wesentlichen Elementen:
− aus einem bilateralen Paritätengitter und maximalen Schwankungsmargen von ±
2,25% um die Leitkurse der teilnehmenden Währungen.
− Relativ feste Wechselkurse mit Interventions-/Wechselkursmechanismus
− Die Europäische Währungseinheit ECU (Währungskorb der 11 EU-Währungen mit
periodischer Festlegung der Anteile einzelner Währungen)
− Das Europäische Währungsinstitut (EWI), 1994-1999, ersetzte den EFWZ und den
EG-Notenbankgouverneursausschuss
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Entwicklungsstufen der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion
• 1980er Jahre
• Dieser Erfolg des EWS hat dazu beigetragen, dass der Gedanke der WWU ab
Mitte der achtziger Jahre eine Renaissance erlebte. Die Kommission stellte im Juni
1985 in einem „Weißbuch“ erstmals die zur Vollendung des Binnenmarktes
erforderlichen Maßnahmen zusammen. Diese Bemühungen führten zur
„Einheitlichen Europäischen Akte“ (EEA), die am 17. beziehungsweise 28. Februar
1986 in Luxemburg unterzeichnet wurde. Sie trat nach der Ratifizierung durch die
Mitgliedstaaten am 1. Juli 1987 in Kraft und stellte die erste grundlegende Reform
des Vertrags zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWGVertrag) dar. Von besonderer Bedeutung dabei war die Verpflichtung der
Mitgliedstaaten, den Binnenmarkt bis Ende 1992 zu vollenden. Ferner wurde mit
der EEA erstmals die Europäische Union als Endziel der europäischen Integration
konkret ins Auge gefasst. Auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Währungspolitik
verpflichtete die EEA die Mitgliedstaaten außerdem zu einer verstärkten
Zusammenarbeit, um die für die Weiterentwicklung der Gemeinschaft erforderliche
Konvergenz zu erreichen.
• Im Juni 1988 beauftragte der Europäische Rat eine Arbeitsgruppe mit der Prüfung
der konkreten Etappen zur Verwirklichung der Europäischen Union. Als Ergebnis
legte die Arbeitsgruppe, der unter Vorsitz von Kommissionspräsident Delors die
EG-Notenbankpräsidenten und drei unabhängige Experten angehörten, im April
1989 einen Bericht vor („Delors-Bericht“), in dem die Realisierung der WWU in drei
Stufen vorgeschlagen wurde.
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Entwicklungsstufen der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion
• Drei Stufen zu EWWU – Stufe 1
• Die Erste Stufe oder die Vorbereitungsphase begann am 1. Juli 1990 und
dauerte bis zum 31. Dezember 1993. Die Ziele dieser Phase waren die
Vollendung des Europäischen Binnenmarktes sowie die Liberalisierung des
Kapitalverkehrs. Außerdem war vorgesehen, dass die Währungen aller
Europäischen Mitgliedstaaten an dem Wechselkursmechanismus (WKM I) des
Europäischen Währungssystems (EWS) teilnehmen sollten. Darüber hinaus
wurde eine bessere Abstimmung und Koordinierung der Geldpolitiken angestrebt.
• Die Barrieren zum freien Kapitalverkehr der EU-12-Länder werden abgebaut. Der
Rat empfiehlt die Preisstabilität als oberstes Ziel anzuerkennen und stets darauf
hin zu arbeiten.
• Der Vertrag von Maastricht wird im Februar 1992 unterzeichnet und tritt im
November 1993 in Kraft.
• Protokolle zum Europäischen System der Zentralbanken (ESZB) und zur
Europäischen Zentralbank (EZB) und zum Europäischen Währungsinstitut (EWI)
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Entwicklungsstufen der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion
• Drei Stufen zu EWWU – Stufe 2
• Die Zweite Stufe, die Konvergenzphase, begann dementsprechend am 1.
Januar 1994 und dauerte bis zum 31. Dezember 1998. Das vorrangige Ziel dieser
Phase war es die wirtschaftliche und die monetäre Konvergenz zwischen den EUMitgliedsländern zu fördern. Die Erfüllung verschiedener Kriterien und
Voraussetzungen war vorgesehen. Entscheidend dafür waren die so genannten
Maastrichter Konvergenzkriterien!
• Das EWI wird gegründet. Die Hauptaufgaben sind:
− Stärkung der Zusammenarbeit der nationalen Zentralbanken und in der Geldpolitik
− Vorbereitung zur Gründung des ESZB
− Entwicklung einer gemeinsamen Geldpolitik
− Vorbereitung zur Erstellung einer gemeinsamen Währung
− Erarbeitung eines neuen Wechselkursmechanismus (EWS II)
• Der Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) wird verabschiedet.
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Entwicklungsstufen der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion
• Drei Stufen zu EWWU – Stufe 3
• Die dritte Stufe, die Währungsunion, begann zum 1. Januar 1999. Von
den 15 Mitgliedsländern kamen elf in die dritte Stufe, Griechenland konnte
schließlich am 1. Januar 2001 beitreten. Es folgte eine unwiderrufliche
Festlegung der Wechselkurse und die Einführung des Euro als
Recheneinheit (1 EURO musste gleich 1 ECU sein). Euro wurde parallel
zu nationalen Währungen eingeführt ist aber seit 1. Juli 2002 als alleiniges
gesetzliches Zahlungsmittel im Verkehr. Die nationale Geldpolitik wurde
auf das Gemeinschaftsniveau, bzw. auf das Eurosystem angehoben.
Nach ihrer Gründung im Juli 1999 übernahm die Europäische Zentralbank
volle geldpolitische Verantwortung, somit wurde zwischen den beteiligten
Ländern unwiderruflich eine Währungsunion etabliert. Mit dem Beginn der
dritten Stufe wurde das EWS I beendet und vom Europäischen
Währungssystem II (EWS II) abgelöst.
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Entwicklungsstufen der Europäischen
Wirtschafts- und Währungsunion
Maastrichter Konvergenzkriterien
• K1(K2): Inflationsrate (Zins) höchstens 1,5 (2) Prozentpunkte
über den drei Ländern mit niedrigster Inflation
• K3: Defizitquote [staatliche Neuverschuldung relativ zu
Bruttoinlandsprodukt]<3%
• K4: Schuldenquote [Staatsschuld/BIP]<60%
• K5: Wechselkurs 2 Jahre ohne Abwertung
• K6: Nationale Notenbank politisch unabhängig
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Das ESZB und das Eurosystem
Samir Kadiric
Schumpeter School of
Business and Economics
Bergische Universität Wuppertal
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42097 Wuppertal
Das ESZB und das Eurosystem
• ESZB = EZB plus nationale Zentralbanken
• „Eurosystem“ = EZB plus nationale
Zentralbanken der EU-Länder, die an Eurozone
teilnehmen
• EZB geleitet von EZB-Rat = Direktorium (EZBPräsident + Vizepräsident + 4 Personen)
• EZB-Ziel = Priorität ist die Sicherung der
Preisniveaustabilität, zudem soll die allgemeine
Wirtschaftspolitik der EU unterstützt werden
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Das ESZB und das Eurosystem
• Ziele des ESZB (1)
• Art. 105 (1) EGV: Das vorrangige Ziel des ESZB ist es, die
Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung
des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die
allgemeine Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft, um zur
Verwirklichung der in Artikel 2 festgelegten Ziele der Gemeinschaft
beizutragen. Das ESZB handelt im Einklang mit dem Grundsatz einer
offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb, wodurch ein
effizienter Einsatz der Ressourcen gefördert wird, und hält sich dabei
an die in Artikel 4 genannten Grundsätze.
• Preisstabilität ist definiert als eine maximale Preissteigerungsrate von
2% gemessen am HVPI pro Jahr.
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Das ESZB und das Eurosystem
• Ziele des ESZB (2)
• Art. 2 EGV: Aufgabe der Gemeinschaft ist es, durch die Errichtung eines
Gemeinsamen Marktes und einer Wirtschafts- und Währungsunion sowie
durch die Durchführung der in den Artikeln 3 und 4 genannten
gemeinsamen Politiken und Maßnahmen in der ganzen Gemeinschaft
eine harmonische, ausgewogene und nachhaltige Entwicklung des
Wirtschaftslebens, ein hohes Beschäftigungsniveau und ein hohes Maß
an sozialem Schutz, die Gleichstellung von Männern und Frauen, ein
beständiges, nichtinflationäres Wachstum, einen hohen Grad von
Wettbewerbsfähigkeit und Konvergenz der Wirtschaftsleistungen, ein
hohes Maß an Umweltschutz und Verbesserung der Umweltqualität, die
Hebung der Lebenshaltung und der Lebensqualität, den wirtschaftlichen
und sozialen Zusammenhalt und die Solidarität zwischen den
Mitgliedstaaten zu fördern.
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Das ESZB und das Eurosystem
• Die EZB
• hat das ausschließliche Recht, die Ausgabe von Banknoten innerhalb
des Euroraums zu genehmigen.
• legt die Geldpolitik des Euro-Währungsgebiets fest.
• Zusammen mit den nationalen Zentralbanken ist sie befugt, sich an
internationalen Währungseinrichtungen zu beteiligen. Die EZB
entscheidet, wie das Eurosystem im Bereich der internationalen
Zusammenarbeit vertreten wird.
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Das ESZB und das Eurosystem
• Das Eurosystem
• Laut EG-Vertrag (Artikel 105 Absatz 2) hat das Eurosystems folgende
Aufgaben:
• die Geldpolitik des Euro-Währungsgebiets festzulegen und
auszuführen,
• Devisengeschäfte durchzuführen,
• die offiziellen Währungsreserven der Mitgliedstaaten zu halten und
zu verwalten und
• das reibungslose Funktionieren der Zahlungssysteme zu fördern.
• Entsprechende Behörden sollen Kreditinstitute beaufsichtigen und die
Stabilität des Finanzsystems gewährleisten.
• Ist ‚vierfach‘ unabhängig: Institutionelle, personelle, finanzielle und
funktionelle Unabhängigkeit
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Das ESZB und das Eurosystem
• Unabhängigkeit des Eurosystems (1)
• Institutionelle Unabhängigkeit
− Freiheit der nationalen Zentralbanken, der EZB und deren Organe
− Kein Weisungsrecht, ‚Beeinflussung‘ / Zensur von Entscheidungen
• Personelle Unabhängigkeit
− Festgelegte Amtszeiten
− Also keine kürzeren Amtszeiten, bzw. jederzeitige
Abberufungsmöglichkeiten
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Das ESZB und das Eurosystem
• Unabhängigkeit des Eurosystems (2)
• Finanzielle Unabhängigkeit
− Zentralbanken sollten mit eigenen finanziellen Mitteln haushalten und
auskommen müssen
• Funktionelle Unabhängigkeit
− Preisniveaustabilität oberste Priorität, andere Ziele nur bei
Zielkonformität umzusetzen
− Verbot von Kreditgewährung an den Staat
− Vollständige Kontrolle sämtlicher geldpolitischer Verfahren und
Instrumente durch das Eurosystem
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Das ESZB und das Eurosystem
Quelle: EZB (2011): Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank; Frankfurt am Main, S.19.
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Geldpolitik: Definition, Instrumente,
Ziele und verschiedene Strategien
Samir Kadiric
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Definitionen (1)
• Auf Grund der einer Zentralbank (ZB) zur Verfügung stehenden Mitteln, wie
beispielweise das Recht Banknoten in Umlauf zu bringen und Geschäfte mit den
Geschäftsbanken abzuschließen, hat sie die Macht die Wirtschaft eines Landes
nachhaltig zu beeinflussen.
• „Die praktische Geldpolitik umfasst die Gesamtheit der erfolgten und
beabsichtigten Maßnahmen zur Regelung und Steuerung der Geldmenge, der
Zinssätze und der Liquidität einer Volkswirtschaft“ .
• Auf Grund dieser Machtposition ist die sorgfältige Auswahl der zu verfolgenden
Strategie von essentieller Bedeutung. Demnach sind zwei Grundtypen zu
unterscheiden.
o diskretionäre Geldpolitik
o regelgebundene Geldpolitik
Quelle: PETO, Rudolf (2002): Geldtheorie und Geldpolitik; 2. Auflage, Oldenburg Verlag: München.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Definitionen (2)
• Eine diskretionäre Geldpolitik liegt dann vor, wenn die Zentralbank die
geldpolitischen Maßnahmen von Fall zu Fall, also je nach konjunktureller
Lage, nach eigener Entscheidung ergreifen kann. Die Geldpolitik ist somit
situationsabhängig und dient in der Regel dem Ziel konjunkturelle
Schwankungen zu dämpfen.
• Der wesentliche Vorteil der diskretionären Geldpolitik liegt
dementsprechend in ihrer hohen Flexibilität, auf unterschiedliche
Probleme mit unterschiedlichen geldpolitischen Maßnahmen zu
reagieren.
• Der größte Nachteil dieser Geldpolitik ist allerdings auch, dass sie auf
Grund ihrer Flexibilität aus Sicht der Marktakteure unberechenbar ist.
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Definitionen (3)
• Im Rahmen einer regelgebundenen Geldpolitik verpflichtet eine
Zentralbank sich ex-ante auf die Einhaltung bestimmter Handlungsregeln.
Sie kündigt im Voraus an, wie auf die verschiedenen wirtschaftlichen
Situationen reagiert wird und ist gleichzeitig verpflichtet ihre Ankündigung
auch einzuhalten.
• Der Vorteil einer regelgebundenen Geldpolitik ist eine absolute
Erwartungssicherheit seitens der Marktakteure. Sie wissen von
vornherein wie die Zentralbank agieren wird und können dies
dementsprechend in ihren Plänen berücksichtigen.
• Auf Grund der Regelbindung kann die Zentralbank jedoch auf die
unterschiedlichen Probleme nicht differenziert reagieren.
• Eine regelgebundene Geldpolitik ist konsistent und kann eher zu einer
dauerhaften Stabilisierung der Wirtschaft beitragen.
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Definitionen (4)
• Die Diskussion um „diskretionäre vs regelgebundene“ Geldpolitik wird
noch durch das Problem der Zeitinkonsistenz geldpolitischer
Entscheidungen verschärft. Mit der Zeitinkonsistenz der Geldpolitik
bezeichnet man die zeitliche Verzögerung (time lag), die zwischen einem
Eintritt der Störung und ihrer Beseitigung durch die geldpolitischen
Maßnahmen auftritt. In der Geldpolitik muss deshalb der Faktor Zeit
berücksichtigt werden.
• Die bisherigen Untersuchungen zeigen eine große Schwankungsbreite in
Bezug auf die Frage, wie lange die zeitlichen Verzögerungen monetärer
Maßnahmen in Realität sind. Es wird von einer zeitlichen Verzögerung
von durchschnittlich eins bis drei Jahren ausgegangen. Das Problem der
Zeitinkonsistenz spricht eher für eine regelgebundene Geldpolitik.
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Instrumente der Geldpolitik (1)
• Mindestreserve
• Offenmarktgeschäfte
• Ständige Fazilitäten
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Instrumente der Geldpolitik - Mindestreserve
• Die EZB verlangt von Kreditinstituten, auf Girokonten bei den NZBen
Pflichteinlagen zu unterhalten: Diese werden als „Mindestreserven“
oder „Mindestreserve-Soll“ bezeichnet. Die Höhe der von jedem
Institut zu unterhaltenden Mindestreserven richtet sich nach seiner
Mindestreservebasis. Diese ist in Relation zu bestimmten
Bilanzposten definiert.
• Das Mindestreserve-Soll eines Instituts wird ermittelt, indem die
Mindestreservebasis mit einem Mindestreservesatz multipliziert wird.
Die EZB wendet einen einheitlichen positiven Reservesatz auf den
überwiegenden Teil der in der Mindestreservebasis enthaltenen
Bilanzposten an.
• Mit Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion auf
2 % festgesetzt. Im Dezember 2011 senkte die EZB den
Mindestreservesatz der EZB von 2,00 % auf 1,00 %.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Instrumente der Geldpolitik – Offenmarktgeschäfte (1)
• Mit „Geldmarkt“ wird der Markt bezeichnet, bei dem die Laufzeit der
Geschäfte im Allgemeinen kürzer als ein Jahr ist.
Offenmarktgeschäfte spielen eine wichtige Rolle bei der
Zinssatzsteuerung, der Signalisierung des geldpolitischen Kurses und
der Liquiditätssteuerung am Geldmarkt.
• Die Kreditgewährung über Offenmarktgeschäfte erfolgt
normalerweise in Form von befristeten Transaktionen. Befristete
Transaktionen sind Geschäfte, bei denen die Zentralbank Aktiva im
Rahmen einer Rückkaufsvereinbarung kauft oder einen Kredit gegen
Vermögenswerte gewährt, die als Sicherheiten übergeben werden.
Sie stellen also temporäre Offenmarktgeschäfte dar, bei denen Mittel
nur für eine begrenzte, im Voraus festgelegte Zeit zur Verfügung
gestellt werden.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Instrumente der Geldpolitik – Offenmarktgeschäfte (2)
• Offenmarktgeschäfte umfassen nicht nur An- und Verkäufe von
Wertpapieren, sondern alle Geschäfte des Eurosystems, die
entsprechend ihrem Ziel, ihrer Regelmäßigkeit und den angewandten
Verfahren variieren können und in folgende vier Kategorien unterteilt
werden: Hauptrefinanzierungsgeschäfte, längerfristige
Refinanzierungsgeschäfte, Feinsteuerungsoperationen und
strukturelle Operationen.
• Aktueller Bericht, EZB-Monatsbericht 09/2007, S. 33-37 „Die
zusätzlichen Offenmarktgeschäfte der EZB im Zeitraum vom 8.
August bis zum 5. September 2007“
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Instrumente der Geldpolitik – Hauptrefinanzierungsgeschäfte
• Ihnen kommt bei der Steuerung der Zinssätze und der Liquidität am Markt
sowie der Signalisierung des geldpolitischen Kurses (über den vom EZB-Rat
festgesetzten Hauptrefinanzierungssatz) eine Schlüsselrolle zu. Über sie
wird dem Bankensystem auch der Großteil der Liquidität bereitgestellt.
Hauptrefinanzierungsgeschäfte werden dezentral von den NZBen
durchgeführt.
• Hauptrefinanzierungsgeschäfte sind liquiditätszuführende Geschäfte. Sie
werden wöchentlich durchgeführt. Im Jahr 2003 beschloss der EZB-Rat, ihre
Laufzeit ab März 2004 von zwei Wochen auf eine Woche zu verkürzen.
• Hauptrefinanzierungsgeschäfte werden über Standardtender abgewickelt.
Innerhalb des Handlungsrahmens des Eurosystems sind „Standardtender“
Geschäfte, die nach einem im Voraus angekündigten Zeitplan und innerhalb
von 24 Stunden von der Tenderankündigung bis zur Bestätigung des
Zuteilungsergebnisses durchgeführt werden. Alle Geschäftspartner, die die
allgemeinen Zulassungskriterien erfüllen, können an diesen Geschäften
teilnehmen. Im Prinzip sind alle im Euroraum ansässigen Kreditinstitute
potenziell zugelassene Geschäftspartner des Eurosystems.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Instrumente der Geldpolitik - Mengen- und Zinstender
• Das Eurosystem kann zwischen Festsatztendern (Mengentendern) und Tendern
mit variablem Zinssatz (Zinstendern) wählen. Bei beiden Tenderverfahren
entscheidet die EZB über die Höhe der bereitgestellten Liquidität.
• Bei einem Mengentender gibt der EZB-Rat den Zinssatz vor, und die
Geschäftspartner geben Gebote über den Betrag ab, den sie zu diesem Festsatz
zu kaufen bzw. zu verkaufen bereit sind. Dies bedeutet im Allgemeinen eine Prorata-Zuteilung der individuellen Bankgebote, die vom Verhältnis zwischen dem
Gesamtbietungsaufkommen und dem gesamten Zuteilungsbetrag abhängt.
• Bei einem Zinstender geben die Geschäftspartner Gebote über den Betrag und
den Zinssatz ab, zu dem sie Geschäfte mit den NZBen abschließen wollen. Der
EZB-Rat kann bei Zinstendern einen Mindestbietungssatz festsetzen, um ein
Signal hinsichtlich des geldpolitischen Kurses zu geben. Die Gebote werden mit
den höchsten Zinssätzen zuerst zugeteilt, gefolgt von den Geboten mit den
sukzessive niedrigeren Zinssätzen, bis der gesamte Zuteilungsbetrag
ausgeschöpft ist. Beim niedrigsten akzeptierten Zinssatz, dem „marginalen
Zuteilungssatz“, werden die Gebote anteilig entsprechend dem von der EZB
beschlossenen gesamten Zuteilungsbetrag zugeteilt. Der Zuteilungssatz ist gleich
dem bei der jeweiligen individuellen Bietung angebotenen Zinssatz.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Instrumente der Geldpolitik – Fazilitäten
• Unter „Fazilität“ bzw. „ständiger Fazilität“ (standing facility) versteht die
Möglichkeiten der EZB, den Geldmarkt durch Senkung oder Erhöhung
der so genannten Leitzinsen zu steuern.
• Neben der „Einlagefazilität“ verfügt die EZB als zweites direktes
Steuerungsinstrument über die so genannte
„Spitzenrefinanzierungsfazilität“. Damit legt die EZB den Zinssatz für
Kredite an Geschäftsbanken (Refinanzierungsgelder) fest.
• Einlagenfazilität: Kreditinstitut können jederzeit Guthaben bis zum
nächsten Geschäftstag beim Eurosystem zu einem vorher festgelegten
Zinssatz anlegen.
• Spitzenrefinanzierungsfazilität: Kreditinstitut können über Nacht Liquidität
zu einem vorher festgelegten Zinssatz beschaffen.
• (Stichworte: Diskontsatz, Lombardsatz, Leitzinssatz)
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Instrumente der Geldpolitik - Ständige Fazilitäten
• Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität ist in der Regel
deutlich höher als der entsprechende Marktzinssatz, und der Zinssatz für
die Einlagefazilität in der Regel deutlich niedriger als der Marktzinssatz.
Infolgedessen nutzen Kreditinstitute die ständigen Fazilitäten
normalerweise nur, wenn es keine Alternativen gibt. Da der Zugang zu
diesen Fazilitäten – abgesehen von den geforderten Sicherheiten bei der
Spitzenrefinanzierungsfazilität – keinen Beschränkungen unterliegt, bilden
ihre Zinssätze im Allgemeinen eine Ober- und Untergrenze des
Tagesgeldsatzes am Geldmarkt. Durch die Festsetzung der Zinssätze für
die ständigen Fazilitäten bestimmt der EZB-Rat den Korridor, innerhalb
dessen der Tagesgeldsatz am Geldmarkt schwanken kann.
• Ober- und Untergrenze des Tagesgeldsatzes EONIA (Euro Overnight
Index Average)
• Nicht zu verwechseln mit dem EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate):
Geldmarkt-Referenzzinssatz für Banken in der Eurozone (Laufzeit: 1
Woche, Ermittlung aufgrund des Durchschnitts der von repräsentativen
Banken verlangten Zinssätze)
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Ziele der Geldpolitik (1)
• Die Geldpolitik kann unterschiedliche Ziele verfolgen. Einige der Ziele sind z.B. das
Wachstums- und das Beschäftigungsziel. Auf Grund der Geldeigenschaften sind
diese wirtschaftspolitischen Ziele jedoch mit dem Einsatz der Geldpolitik schwer zu
verfolgen.
• Ein weiteres weit verbreitetes der Geldpolitik aufgesetztes Ziel, ist die
Preisniveaustabilität. In den sechziger und siebziger Jahren konnte ein Anstieg der
Inflation in westlichen Wirtschaften beobachtet werden. Hohe Inflationsraten führten
zu Unsicherheiten in Bezug auf die relativen Preise sowie die zukünftige
Preisentwicklung. Dies erschwerte die Entscheidung der Wirtschaftssubjekte und
senkte die Effektivität einer Volkswirtschaft. Die wirtschaftlichen Kosten der Inflation
wurden erkannt und in zahlreichen empirischen Untersuchungen bestätigt.
• Die Geldwertstabilität wurde als primäres Ziel der Europäischen Geldpolitik
definiert.
• Die Zeitinkonsistenz wird dabei berücksichtigt, so dass das Hauptziel der
Geldpolitik folglich definiert wird: mittelfristig für einen hohen Grad an Preisstabilität
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zu sorgen.
Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Ziele der Geldpolitik (2)
• Seit Anfang der achtziger Jahre setzte sich, in fast allen fortgeschrittenen
Volkswirtschaften, eine stärker auf die Inflationsbekämpfung ausgerichtete
Geldpolitik. Eine feste Verankerung der Inflationserwartungen führt dazu,
dass die Inflationsvolatilität und somit auch die makroökonomische
Unsicherheit verringert werden. Dies wiederum erhöht die
Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaften und verbessert die
Wirtschaftsleistung insgesamt.
• Die empirische Evidenz zeigt, dass eine auf Preisstabilität ausgerichtete
Geldpolitik zu einem stabilen gesamtwirtschaftlichen Umfeld beiträgt . Das
Ziel die Preisstabilität zu erreichen, bedeutet allerdings nicht, dass eine
Inflationsrate von 0% angestrebt wird. In den entwickelten Ländern wird
unter Preisstabilität in der Regel eine Preisänderungsrate von 1% bis 2%
im Jahr verstanden.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Ziele der Geldpolitik (3)
• Die stabilitätsorientierte Geldpolitik ist eine auf die stabile
gesamtwirtschaftliche Entwicklung ausgerichtete Politik, die versucht die
Fähigkeit des marktwirtschaftlichen Systems zu erhalten oder zu
verbessern, so dass die gesamtwirtschaftlichen Störungen schneller und
mit geringeren Nebeneffekten absorbiert werden können.
• Wie einige Studien zeigen, ist jedoch die finanzielle Instabilität auch unter
preisstabilitätsorientierten Wirtschaftspolitiken möglich. Diese kündigen
sich vor allem durch ein rasantes Wachstum des Kreditvolumens
kombiniert mit einem starken Anstieg der Vermögenspreise an. Dies wurde
durch die jetzige Finanz- und Wirtschaftskrise bestätigt.
• BORIO, Claudio; LOWE, Philip (2002): Asset Prices, financial and monetary stability - exploring the nexus; Bank for
International Settlements, Monetary and Economic Department, BIS Working Paper, No. 114, Basel; July 2002.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (1)
• Das Wissen der Zentralbanken über den genauen
Transmissionsprozess ist in der Praxis nicht vollständig. Aus diesem
Grund empfiehlt es sich eine angemessene geldpolitische Strategie, die
das Ziel und die Instrumente zum Erreichen des Ziels vorgibt, zu
verfolgen. Dabei wird bei den geldpolitischen Entscheidungen versucht,
alle relevanten Informationen sowie modeltheoretische Unsicherheiten,
zu berücksichtigen.
• Eine geldpolitische Strategie sollte darüber hinaus grundsätzlich so
gestaltet sein, dass sie auch in einem wandelnden ökonomischen
Umfeld stand halten kann. Die ständigen Anpassungen auf Grund der
nur geringfügig veränderten Umweltbedingungen müssen vermieden
werden.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (2)
• Die Hauptaufgabe der Zentralbank ist es das Endziel zu verwirklichen. Ein
Grundproblem für die Zentralbank besteht darin, dass sie nur verzögert und indirekt auf
das Endziel einwirken kann. Auf Grund der langen zeitlichen Wirkungsverzögerung
eigener geldpolitischer Instrumente sowie der Vielzahl exogener Faktoren, die ebenfalls
auf das Endziel einwirken können, empfiehlt es sich bei der praktischen Durchführung
ihrer Geldpolitik sich an verschiedenen Indikatoren und Zwischenzielen zu orientieren.
• Die Zwischenziele und Indikatoren sind somit eine Orientierungshilfe bei der Erreichung
des Endziels. Um ihre Funktion erfüllen zu können, müssen diese Variablen bestimmte
Eigenschaften besitzen.
• Die Indikatoren müssen, nach Möglichkeit, nur auf Maßnahmen der Zentralbank
reagieren, in einem engen Zusammenhang mit dem Endziel stehen und jederzeit
einfach und genau messbar sein. Die geldpolitischen Zwischenziele sind in der Regel
monetäre Variablen, die der Zentralbank als Leitlinie für ihre laufenden geldpolitischen
Aktionen dienen.
• In der Praxis existiert kein “richtiges“ monetäres Zwischenziel, sondern eine Vielzahl
verschiedener Variablen, die in Betracht kommen, wie z.B. Wechselkurs, Geldmenge,
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nominales BIP und der Zinssatz.
Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (3)
Der Transmissionsprozess monetärer Impulse
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (4) - Wechselkursziel
• Die Steuerung des Wechselkurses hat als geldpolitische Strategie eine
lange Geschichte. Die Zentralbank richtet ihre Geldpolitik dabei so aus,
dass der Wechselkurs zwischen eigener und einer anderen, fremden
Währung stabil gehalten wird. Die Inlandswährung wird somit an eine
externe, wertstabile, robuste und anerkannte Währung gekoppelt.
• Die Wahl des Wechselkurses als Zwischenzielgröße bietet eine Reihe von
Vorteilen. Die Zentralbank richtet ihre geldpolitischen Maßnahmen alleine
an der festen Wechselkursparität aus. Bei einer Abwertungstendenz der
eigenen Währung beschließt die Zentralbank eine Zinserhöhung,
demzufolge auch den Kurs einer restriktiven Geldpolitik einzuschlagen.
Die zinssenkende Maßnahmen, also eine expansive Geldpolitik, sind bei
einem Aufwertungsdruck zu ergreifen. Die fixe Wechselkursparität kann
somit erhalten bleiben.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (5) - Wechselkursziel
• Ein weiterer Vorteil dieser Zwischenzielstrategie liegt darin, dass die
Einhaltung des Wechselkurses ohne große Zeitverzögerung ermittelt
werden kann. Die Risiken einer zeitinkonsistenten geldpolitischen
Entscheidung werden hierdurch minimiert. Die Wechselkurssteuerung hat
also den Vorteil, dass es sich um eine einfache und klare Regel handelt.
• Die Idee einer Kopplung der eigenen Währung an eine andere Währung,
an eine sogenannte Ankerwährung, beruht darin, dass die Preisstabilität
des Ankerwährungslandes somit importiert werden kann. Die Zentralbank
orientiert ihre Geldpolitik an der Geldpolitik des Ankerwährungslandes,
praktisch verzichtet sie auf ihre eigene Geldpolitik. Mit einem
Wechselkursziel ist immer auch ein Verlust an geldpolitischer Autonomie
verbunden. Wenn die Ankerwährung eine glaubwürdige und stabile
Währung ist, kommt es zu einem Glaubwürdigkeits- und Stabilitätsimport
aus dem Ankerwährungsland
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (6) - Wechselkursziel
• Das Wechselkursziel hat sich in der Tat als ein effektives Mittel zur
Bekämpfung der Inflation herausgestellt. Allerdings dürfen bei einer
Fixierung des nominalen Wechselkurses auch bestimmte Risiken nicht
außer Acht gelassen werden. Es werden zwar die Glaubwürdigkeit und die
Stabilität des Ankerwährungslandes importiert, jedoch werden auch die
Schocks und die Instabilität ebenfalls weitergeleitet.
• Eine Aufwertung der Ankerwährung zieht die an sich gebundene
Inlandswährung mit. Eine Aufwertung der eigenen Währung verschlechtert
die Wettbewerbsfähigkeit des Landes.
• Darüber hinaus tritt in den fixen Wechselkurssystemen der BalassaSamuelson-Effekt (BS-Effekt) auf, der eine nicht zu vernachlässigende
Preissteigerung zur Folge haben kann.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (7) - Wechselkursziel
• Die Verwendung des Wechselkurses als Zwischenziel ist speziell für
die kleinen Länder mit großem Offenheitsgrad vorteilhaft. Für eine
große Region, wie z.B. den Euro-Währungsraum, ist eine solche
Wechselkursbindung nicht zweckmäßig.
• Die kleinen EU-Länder (Estland, Litauen) haben mit Currency BoardSystemen (CBS), einer speziellen Form der Wechselkursfixierung, in
der Vergangenheit durchaus positive Erfahrungen gemacht.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
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und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (9) – Geldmengenziel
• Der Erfolg einer geldmengenorientierten Politik hängt im Wesentlichen
von einer starken und zuverlässigen Beziehung zwischen der
Endzielgröße (Preisstabilität) und des Geldmengenaggregats. Eine stabile
Geldnachfrage beziehungsweise Umlaufgeschwindigkeit bedeutet, dass
sich die Geldmengenentwicklung durch einige wenige Faktoren erklären
lässt und das die Zusammenhänge im Zeitablauf stabil bleiben.
• Wenn diese Zusammenhänge schwach sind, dann muss ein Erreichen
des Geldmengenziels nicht zwangsläufig zur erwünschten Preisstabilität
führen. In diesem Fall ist eine geldmengenorientierte Strategie ineffektiv.
Die Gründe für einen schwächeren Zusammenhang sind die
Deregulierungen der Finanzmärkte sowie die Finanzmarktinnovationen.
Unter dem letzteren versteht man die Entstehung neuer Finanzprodukte,
neuer Geschäftsfelder von Banken (z.B. Verbriefung) sowie das Auftreten
neuer Finanzinstitute (z.B. Hedgefonds).
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (10) – Geldmengenziel
• Die Verwendung der Geldmenge als Zwischenziel ist mit mehreren Vorteilen
verknüpft:
Die Inflation wird aus mittel- und langfristiger Sicht durch die
Geldmengenentwicklung bestimmt. Mit der Verwendung der Geldmenge als
Zwischenziel erhält die Zentralbank rechtzeitig Informationen über die zukünftige
Preisentwicklung.
Die Steuerung der Geldmenge verfolgt klare und relativ einfache Regeln. Wenn die
aktuelle Wachstumsrate der Geldmenge über der erwünschten liegt, dann kann die
Zentralbank die Liquiditätsversorgung knapp halten und eine Zinserhöhung
einleiten. Im umgekehrten Fall kann die Zentralbank eine Zinssenkung durchführen
und die Liquiditätsversorgung erhöhen.
Auf Grund eines einzigen Indikators, an dem sich die Zentralbank orientiert, können
die Marktteilnehmer den geldpolitischen Kurs frühzeitig erkennen. Dies verringert die
Gefahr einer Überraschungsinflation und erhöht somit die Glaubwürdigkeit der
Geldpolitik.
• Frage nach der Wahl des Geldmengenaggregats (M1, M2 oder M3)?!
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und verschiedene Strategien
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (12) – Nominales BIP
• Als ein Vorteil des Konzepts wird die enge Verbindung mit den
gesamtwirtschaftlichen Zielgrößen angesehen. Des Weiteren wird dem Konzept
der Vorteil zugeschrieben, dass mit dem potenziellen nominellen
Bruttoinlandsprodukt für die Zielperiode gearbeitet wird, im Unterschied hierzu nutzt
eine geldmengenorientierte Strategie einen langfristigen Trend als Basis. Dies
ermöglicht der Strategie des nominellen BIP-Ziels die exogenen Schocks besser zu
absorbieren.
• Als Nachteile einer nominellen BIP-Regel werden in der Literatur mehrere Aspekte
genannt. Das nominelle BIP ist als Zwischenziel zwar nah am Endziel, aber umso
weiter entfernt von der Zentralbank. Dies lässt Zweifel an der Effektivität der
geldpolitischen Maßnahmen aufkommen. Ein weiterer gravierender Nachteil des
nominellen BIP-Zwischenziels ist die Datenverfügbarkeit. Die Daten für das reale
BIP sind mit einer erheblichen Zeitverzögerung verfügbar und unterliegen starken
Revisionen, die im Nachhinein oft durchgeführt werden.
• Offiziell wurde die Strategie des nominellen BIP bislang von keiner Zentralbank
verfolgt.
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und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (13) – Zinsziel
• Die Zentralbank übt ihre Geldpolitik über die veränderten Zinsen aus, die
eine Auswirkung auf das gesamtwirtschaftliche Umfeld haben. Deshalb
wird der Zins als ein weiteres Instrument für ein Zwischenziel angesehen.
Die expansiven geldpolitischen Maßnahmen senken das Zinsniveau und
schaffen Anreize für eine stärkere Investitionsnachfrage, die wiederum zu
einem Konjunkturaufschwung beitragen kann. Wenn die Wirtschaft
überhitzt ist, kann die Zentralbank mittels einer restriktiven Geldpolitik das
Zinsniveau anheben und somit die Güternachfrage abschwächen. Ein
hervorzuhebender Vorteil einer Zinsgröße als Zwischenzielvariable ist
zum Einen, dass die Informationen über die Zinsentwicklung täglich
verfügbar sind und zum Anderen diese Informationen keinen statistischen
Revisionen unterliegen.
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und verschiedene Strategien
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und verschiedene Strategien
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und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (16) – Zinsziel
• Die dahinter stehende Überlegung lässt sich folgendermaßen erklären. Der
langfristige reale Gleichgewichtszins ist der Zins, bei dem eine Volkswirtschaft voll
ausgelastet ist und das Inflationsziel eingehalten wird. Liegt die Inflationsrate unter
dem Inflationsziel und ist die Produktionskapazität nicht voll ausgelastet, dann soll
der Taylor-Zins unter dem nominalen Gleichgewichtszins fixiert werden und
umkehrt.
• Problematisch sind folgende Punkte:
– der gleichgewichtige Realzinssatz, der einen wichtigen Bestandteil der Taylor-Regel darstellt,
kann empirisch nicht exakt oder nur schwer ermittelt werden
– es bestehen unterschiedliche Möglichkeiten die Produktionslücke zu schätzen
– die Festlegung der Gewichte von der Produktions- und Inflationslücke führt zu Schwierigkeiten
– der Entscheidungsfindungsprozess kann durch verschiedene Schockarten im Rahmen der
Taylor-Regel in Konflikt geraten. Bei einem Nachfrageschock ist die Entwicklung von der
Inflations- und Produktionslücke gleichgerichtet. Im Falle eines Angebotsschocks, wie z.B. bei
einem Anstieg der Rohstoffpreise, würden die Inflations- und Produktionslücke sich auseinander
entwickeln
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (17) – Inflationssteuerung
(Inflation Targeting)
• Inflation Targeting stellt ein relativ neues Konzept unter den geldpolitischen
Strategien dar.
• Dieses Konzept beinhaltet folgende charakteristische Elemente:
a) die Wahl der zu steuernden Preisgröße sowie die öffentliche Ankündigung eines
mittelfristigen numerischen Zielwerts für dieselbe
•
in der Regel wird die Inflationsrate am Verbraucherpreisindex gemessen
•
Das Inflationsziel wird dabei entweder in Form von einem exakten Zielwert wie z.B. 2,5%,
einer Obergrenze wie z.B. <3% oder als angestrebte Bandbreite wie z.B. 1%-3%
angekündigt
b) Herausarbeitung eines Konzepts mit einer modellgestützten Inflationsprognose in die
eine Vielzahl von Indikatoren eingehen
•
Die Inflationsprognose wird auf der Basis mehrerer Makromodelle mit unterschiedlichen
theoretischen Grundannahmen durchgeführt. Alle für die Inflationsentwicklung relevanten
Informationen werden berücksichtigt. Die Inflationsprognose der Zentralbank wird mit dem
Inflationsziel verglichen. Wenn die prognostizierte Inflationsrate über dem Zielwert liegt,
werden die restriktiven geldpolitischen Maßnahmen, und umgekehrt.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (18) – Inflationssteuerung
(Inflation Targeting)
• Die Strategie der Inflationssteuerung ähnelt der Geldmengenstrategie, da beide
Konzepte sich an einer numerischen Zielgröße orientieren. Im Gegensatz zur
Geldmengenstrategie weist die Inflationssteuerung eine Reihe von Vorteilen auf:
– So ist im Rahmen des I-T ein stabiler Zusammenhang zwischen der Geldmenge und
der Inflation nicht mehr notwendig.
– Außerdem konzentriert sich die Inflationssteuerung nicht nur auf eine Variable, die
Geldmenge, sondern berücksichtigt bei ihren modellgestützten Inflationsprognosen
eine Vielzahl von anderen Variablen.
– Die Inflationssteuerung stellt im Hinblick auf die Informationsnutzung demnach einen
allgemeineren Ansatz als die Geldmengensteuerung dar. Darüber hinaus ist die
Inflationssteuerung für die Öffentlichkeit leichter zu verstehen und die Zentralbank
kann, auf Grund eines klar definierten numerischen Inflationsziels, bei einer
Zielverfehlung unmittelbar zur Rechenschaft gezogen werden.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Geldpolitische Strategien (19) – Inflationssteuerung (Inflation Targeting)
• Das Konzept der Inflationssteuerung unterliegt auch Kritikpunkten:
– eine zu starre Regel; führt zu Sozialproduktschwankungen; Gefahr einer Deflation
• Auf die folgenden Kritikpunkte muss, vor allem im Falle von Schwellenländern, besonders
geachtet werden
– Die Inflation kann mit Hilfe von gp Maßnahmen nur schwer und auf mittel- bzw. langfristige Sicht
kontrolliert werden. Die Länder mit einer hohen Inflationsrate sind durch eine geringe Stabilität und
einem unvorhersehbaren Transmissionsprozess charakterisiert. Unter diesen Umständen ist es
sehr wahrscheinlich, dass die Inflationssteuerung ihr Inflationsziel oft verfehlen würde. Dies würde
der Kredibilität und der Glaubwürdigkeit der Zentralbank enorm schaden. Aus diesem Grund
empfiehlt es sich, die Inflationssteuerung erst nachdem ein gewisser Grad an Stabilität erreicht
wurde, einzuführen
– Die Inflationssteuerung setzt die Fiskaldisziplin und einen soliden Finanzmarkt voraus, welche vor
allem in den Schwellenländern weitestgehend nicht entwickelt sind
– Letztendlich basiert die Inflationssteuerungsstrategie auf den flexiblen Wechselkursen. Starke
Schwankungen oder Abwertungen des nominalen Wechselkurses sollten demnach vermieden
werden. Eine starke Abwertung des Wechselkurses könnte in Schwellenländern zum Anstieg der
Auslandsverschuldung führen und somit eine Finanzkrise und eine Instabilität der Wirtschaft
begünstigen. Die Zentralbanken in Schwellenländern müssen demnach den Wechselkurs ständig
berücksichtigen, allerdings muss dieser der Preisstabilität, als primäres Ziel, untergeordnet
bleiben
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Die geldpolitische Strategie der EZB (1)
• Mit dem Beginn der dritten Stufe am 1. Januar 1999 übernahm die EZB die alleinige
Verantwortung für die Gestaltung und Durchführung der Geldpolitik in der EWWU.
Dabei fand sich die EZB in einer beispiellosen Lage. Vor allem in der Anfangsphase
war es für die EZB besonders wichtig Vertrauenskapital aufzubauen.
• Im Oktober 1998 gab der EZB-Rat die stabilitätsorientierte geldpolitische Strategie
des Eurosystems bekannt. Diese Strategie besteht aus folgenden drei
Hauptelementen:
– einer quantitativen Festlegung der Preisstabilität und
– den „beiden Säulen“ der Strategie, nämlich
• einer breit fundierten Beurteilung der künftigen Preisperspektiven
(wirtschaftliche oder kurzfristige Säule)
• einer herausragenden Rolle der Geldmenge mit dem Referenzwert für M3
(monetäre oder langfristige Säule)
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und verschiedene Strategien
Die geldpolitische Strategie der EZB (2)
• Die Preisstabilität
• Den Kernpunkt der geldpolitischen Strategie des Eurosystems stellt die quantitative
Definition der Preisstabilität dar. Der EZB-Rat hat beschlossen, die Preisstabilität als
quantitative Größe zu definieren und diese zu veröffentlichen.
• Folgende Definition wurde beschlossen: „Preisstabilität wird definiert als Anstieg des
Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für das Euro-Währungsgebiet von
unter 2% gegenüber dem Vorjahr“. Nach einer Überprüfung der geldpolitischen
Strategie im Mai 2003 bestätigte der EZB-Rat diese Definition. Er stellte jedoch
dabei klar, dass die EZB darauf abzielt, die Preissteigerungsrate mittelfristig unter,
jedoch nahe 2% zu halten.
• Die Definition “von unter, jedoch nahe“ bedeutet, dass die Preissteigerungen sowohl
über als auch deutlich unter 2% des HVPI mit der Preisstabilität nicht vereinbar sind.
• Die Definition der Preisstabilität bezieht sich auf den gesamten EuroWährungsraum.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Die geldpolitische Strategie der EZB (3)
• Die Zwei-Säulen Strategie
Vorrangiges Ziel: Preisstabilität
EZB-Rat beurteilt gesammelte Informationen
und trifft geldpolitische Entscheidungen
Analyse der
gesamtwirtschaftlichen
und finanziellen
Indikatoren,
Überprüfung
„wirtschatliche Analyse“
Volkswirtschaftliche
Analyse der monetären
Indikatoren,
„monetäre Analyse“
Daten
Quelle: vgl. EZB (2011): Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank; Frankfurt am Main, S.90.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Die geldpolitische Strategie der EZB (4)
• Die Zwei-Säulen Strategie
• Die erste Säule wird als wirtschaftliche Analyse bezeichnet. Hierbei werden vor allem die
aktuellen wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen und die hieraus resultierenden
kurzfristigen Inflationsrisiken analysiert. Im Mittelpunkt dieser Analyse stehen vor allem
die kurzfristigen Konjunkturindikatoren, wie z.B. die Produktionslücke, generell das
Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage, eine Reihe von Kostenindikatoren an den
Güter-, Dienstleistungs- und Arbeitsmärkten, die Wechselkursentwicklung sowie die
Entwicklung der Rohstoffpreise und der Außenbeitrag. Darüber hinaus wird auch eine
Reihe von Finanzmarktindikatoren untersucht, wie z.B. Zinsstrukturkurven, Renditen von
Staatsanleihen, Aktienkursindices und Derivatenmärkte. Neben den Konjunktur- und
Finanzmarktindikatoren werden seitens der EZB regelmäßige Branchen- und
Verbraucherumfragen durchgeführt. Diese dienen einer besseren Darstellung der
Preiserwartungen. Im Rahmen der wirtschaftlichen Säule werden von den Experten der
EZB mehrmals im Jahr die sogenannten gesamtwirtschaftlichen Projektionen erstellt.
Diese basieren auf einer Reihe von Annahmen und stellen somit bedingte Projektionen
dar. Auf diese Weise versucht die EZB ihre geldpolitischen Entscheidungen der
Öffentlichkeit noch transparenter wiederzugeben.
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Die geldpolitische Strategie der EZB (5)
• Die Zwei-Säulen Strategie
• Die zweite Säule, die als monetäre Analyse bezeichnet wird, konzentriert sich auf
die Beurteilung der langfristigen Inflationsrisiken. Sie basiert auf der weithin
akzeptierten Erkenntnis, dass die Inflation langfristig ein monetäres Phänomen ist.
• In der zweiten Säule spielt die Entwicklung der Geldmenge M3 eine überragende
Funktion. Die EZB hat sich für dieses breite monetäre Geldmengenaggregat
entschieden, da es in einem langfristig stabilen Zusammenhang zur
Preisentwicklung steht. Den Referenzwert für das M3-Wachstum hat die EZB bei
4,5% festgelegt.
• Neben des Geldmengenaggregats M3 werden im Rahmen der monetären Analyse
auch die einzelnen Komponenten von M3, sowie die engeren
Geldmengenaggregate M1 und M2 untersucht. Das eng gefasste
Geldmengenaggregat M1 kann beispielsweise verlässliche Informationen zur
aktuellen Konjunkturentwicklung liefern. Des Weiteren könnte ein rasantes Geldund Kreditwachstum wichtige Frühwarninformationen über das Entstehen von
finanziellen Instabilitäten oder sogar Vermögensblasen liefern
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Geldpolitik: Definition, Instrumente, Ziele
und verschiedene Strategien
Die geldpolitische Strategie der EZB (6)
• Bei ihrer Beurteilung der Inflationsrisiken versucht die EZB sämtliche Informationen,
die für die Durchführung geldpolitscher Maßnahmen von Bedeutung sein könnten,
heranzuziehen. Dies beruht darauf, dass bei der preisorientierten Geldpolitik sowohl
die kurzfristigen als auch die langfristigen Inflationsrisiken berücksichtigt werden
sollten. Die unterschiedlichen Zeithorizonte bei der Analyse der Preisentwicklung
bilden somit den zentralen Ausgangspunkt der Zwei-Säulen Strategie der EZB.
• Mit ihrer diversifizierten Zwei-Säulen Analyse versucht die EZB eine robuste
Strategie zu entwickeln, um somit dem unsicheren Umfeld Rechnung tragen zu
können. Die Betrachtung monetärer und nicht-monetärer Informationen soll die
Wahrscheinlichkeit geldpolitischer Fehlentscheidungen verringern. Allerdings
könnten bei diesem Ansatz vor allem dann Probleme entstehen, wenn von beiden
Säulen unterschiedliche Signale bezüglich der zukünftigen Preisentwicklung
ausgehen.
| WS 2013/14 | Samir Kadiric
Wechselkurssysteme im Überblick
Samir Kadiric
Schumpeter School of
Business and Economics
Bergische Universität Wuppertal
Gaußstraße 20
42097 Wuppertal
Wechselkurssysteme im Überblick
• Ein Wechselkurs stellt das Austauschverhältnis zwischen
zwei Währungen dar. Das Wechselkurssystem legt
dementsprechend die Regeln fest, nach denen sich ein
Wechselkurs bildet. Man könnte zwischen zwei Extrema
unterscheiden, zwischen einem System flexibler
Wechselkurse und einem System absolut fester
Wechselkurse.
• In der währungspolitischen Realität befindet sich aber
zwischen den beiden eine Bandbreite von verschiedenen
Wechselkurssystemen. Im Folgenden sollen diese nach ihrer
Bindungsintensität dargestellt werden
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Wechselkurssysteme im Überblick
• System flexibler Wechselkurse (free floating) ist das System mit der
geringsten Wechselkursbindung. Der Wechselkurs bildet sich ohne
Devisenmarkt-interventionen der Zentralbank und wird als Marktergebnis
akzeptiert.
• Kernpunkte des Systems sind:
– Frei gebildeter Kurs durch Angebot und Nachfrage
– Geldpolitik orientiert sich am bspw. Geldmengenwachstum
– Wird bevorzugt, wenn kein stabiles Wechselkurssystem prognostiziert
werden kann
– Unzureichende Währungsreserven
– Schwierig zu gestaltende Makrostabilität
– Wechselkursflexibilität sorgt für Zahlungsausgleich, dadurch werden
Anpassungen ‚weicher‘ aufgefangen
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Wechselkurssysteme im Überblick
• Bei einem kontrollierten Schwanken (managed floating) existieren
keine Wechselkursparitäten, Bandbreiten und andere währungspolitische
Regelelemente. Jedoch akzeptiert die Zentralbank nicht bedingungslos
den Wechselkurs als Marktergebnis. Sie greift nur fallweise ein, mit dem
Ziel Wechselkursschwankungen kurzfristig zu minimieren. Mittelfristig
interveniert sie, wenn eine Unterbewertung der eigenen Währung
vorliegt.
• Die Stufenflexibilität (adjustable peg) sieht einen festen Wechselkurs,
mit oder ohne Bandbreiten, vor. Allerdings kann unter bestimmten
Bedingungen die Änderung der Leitkurse oder der Bandbreiten
vorgenommen werden. Beispiele für einen adjustable peg zeigen sich im
Bretton-Woods-System bis 1973, dem Wechselkursmechanismus I und
dem Wechselkursmechanismus II im Europäischen Währungssystem
(EWS).
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Wechselkurssysteme im Überblick
• Die Gleitende Parität (crawling peg) sieht ebenfalls klare Regeln für die
Abwertung der Parität vor. Allerdings ist der Abwertungsspielraum hier
deutlich geringer. Die Zentralbank kann nur durch relativ geringe Paritätsbzw. Leitkursänderungen intervenieren. Die Interventionspunkte werden
regelmäßig, beispielsweise einmal im Monat, festgelegt.
• Kompromiss zwischen den Vorteilen des Wechselkursankers beim Abbau
der Inflationsraten und der Wechselkursflexibilität bei der Sicherung der
internationalen Wettbewerbsfähigkeit
• Wechselkursänderungsrate wird angekündigt und festgelegt
– π > π*
– Abwertungsrate > erwartetes Inflationsgefälle vom Inland zum Ausland, d.h.
reale Aufwertung der Inlandswährung
– Abwertungsrate gleicht Inflationsrate aus
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Wechselkurssysteme im Überblick
• Im System absolut fester Wechselkurse (fixed peg) wird der Wechselkurs
einmalig und unwiderruflich festgelegt und bleibt zudem im Zeitablauf konstant. Dies
geschieht meistens vertraglich zwischen zwei oder mehreren Währungsräumen. Die
Zentralbank muss jeder Veränderung des nominalen Wechselkurses
entgegenwirken und für diesen garantieren.
• Kernpunkte des Systems sind:
– Stabile, jedoch anpassungsfähige Paritäten
– Reale Aufwertung durch hohe Exporte
– (Hyper-)Inflationsgefahr langfristig gebannt, durch Anlehnung an die Anti-Inflationspolitik anderer
Länder (Konvergenzkriterium)
– „Import“ der Glaubwürdigkeit des geldpolitischen Kurses
• Bedingung:
– Ausreichend Währungsreserven
– Makroökonomische Stabilisierungspolitik
• Verzicht auf eigene Geldpolitik!
• Was passiert beim Scheitern der Politik?
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Wechselkurssysteme im Überblick
Currency Board-System
• Eine strenge Variante des Fixkurssystems
• Monetäre Basis einer Volkswirtschaft ändert sich nur dadurch, dass das Currency Board die
eigene Währung im Austausch gegen eine bestimmte ausländische Währung (Ankerwährung)
zu einem fixen Wechselkurs kauft oder verkauft.
• Die monetäre Basis ist in voller Höhe durch Devisen in der Ankerwährung gedeckt.
• Konvertibilität der inländischen Währung gegenüber der Reservewährung, d.h. eine Einlösung
in andere konvertible Währungen ist durch Umtausch der Reservewährung in diese Währung
möglich.
• Die Entwicklung der Währungsreserven und damit die Zahlungsbilanzsituation verändert die
monetäre Basis und bestimmt die Geldmengenentwicklung.
• Zentralbank kann nicht zur Finanzierung von Budgetdefiziten herangezogen werden
• Zentralbank hat keine Möglichkeit zur Devisenmarktintervention
• Das geringe Wechselkursrisiko impliziert niedrigere Zinssätze für Auslandskredite und
erleichtert Direktinvestitionen.
• Nachteile sind:
–
Keine eigenständige Geldpolitik
–
Verzicht auf den Wechselkurs als Gegensteuerungsmöglichkeit zu Störungen (Schocks) auf dem Gütermarkt
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Ausgewählte Literatur
• BERNANKE, Ben S.; MISHKIN, Frederic S. (1997): Inflation Targeting: A New Framework for Monetary
Policy?; National Bureau of Economic Research, Working Paper 5893, NBER, January 1997:
Cambridge.
• DEUTSCHE BUNDESBANK (1999): Taylor-Zins und Monetary Conditions Index; Monatsbericht April
1999; S. 47-63.
• DUWENDAG, Dieter ET AL (1999): Geldtheorie und Geldpolitik in Europa – Eine problemorientierte
Einführung mit einem Kompendium monetärer Fachbegriffe; 5. Auflage, Springer-Verlag: Berlin
Heidelberg.
• EZB (1999): Die stabilitätsorientierte geldpolitische Strategie des Eurosystems; Monatsbericht Januar
1999, Frankfurt am Main; S. 43-56.
• EZB (2001): Fragen im Zusammenhang mit geldpolitischen Regeln; Monatsbericht Oktober 2001,
Frankfurt am Main; S. 43-58.
• EZB (2002): Die zwei Säulen der geldpolitischen Strategie der EZB; Monatsbericht November 2002,
Frankfurt am Main; S. 41-53.
• EZB (2003): Ergebnisse der von der EZB durchgeführten Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie;
Monatsbericht Juni 2003, Frankfurt am Main; S. 87-102.
• EZB (2006): Europäische Zentralbank – Geschichte, Rolle und Aufgaben; zweite überarbeitete Auflage
2006, Frankfurt am Main.
• EZB (2007a): Die Geschichte des Euro: Ein Überblick über die Entstehung des Euro-Banknoten und –
Münzen; Frankfurt am Main.
• EZB (2007b): Financial Integration in Europe; Frankfurt am Main.
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Ausgewählte Literatur
• EZB (2009a): Zentralbankkommunikation in Zeiten erhöhter Unsicherheiten; Monatsbericht November 2009,
Frankfurt am Main; S. 77-86.
• EZB (2009b): Geldpolitische Systeme und gesamtwirtschaftliche Stabilität; Monatsbericht Dezember 2009,
Frankfurt am Main; S. 19-22.
• EZB (2011a): Die Europäische Zentralbank, das Eurosystem, das Europäische System der Zentralbanken;
Frankfurt am Main.
• EZB (2011b): Preisstabilität: Warum ist sie für dich wichtig?; Frankfurt am Main.
• EZB (2011c): Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank; Frankfurt am Main.
• EZB (2012): Durchführung der Geldpolitik Im Euro-Währungsgebiet: Allgemeine Regelungen für die
Geldpolitischen Instrumente und Verfahren des Eurosystems; Frankfurt am Main.
• EZB (2013): The International Role Of The Euro; ; Frankfurt am Main.
• GERDESMEIER, Dieter (2006): Geldtheorie und Geldpolitik - Eine praxisorientierte Einführung; 2. Auflage,
Bankakademie-Verlag: Frankfurt am Main.
• GÖRGENS, Egon; RUCKRIEGEL, Karlheinz; SEITZ, Franz (2008): Europäische Geldpolitik – Theorie, Empirie,
Praxis; 5. Auflage, Lucius & Lucius: Stuttgart.
• JANSSEN, Ole Johann (2002): Currency Board-Systeme – Theoretische Aspekte und Erfahrungen; Duncker &
Humblot: Berlin.
• JARCHOW, Hans-Joachim (2003): Theorie und Politik des Geldes; 11. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht:
Göttingen.
• MARIA-DOLORES, Ramon (2005): Monetary Policy Rules in Accession Countries to EU: Is the Taylor-Rule a
pattern?; Economics Bulletin, Vol. 5, No. 5, September 2005; S. 1-16.
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Ausgewählte Literatur
• MISHKIN, Frederic S. (2002): Inflation Targeting; in: SNOWDON, Brian; VANE, Howard R. (Hrsg.) (2002): An
Encyclopedia of Macroeconomics; Edward Elgar Publishing: Northampton; S. 361-367.
• MISHKIN, Frederic S. (2004): The Economics of Money, Banking and Financial Markets; 7. Auflage, Pearson
Addison-Wesley: Boston.
• MISHKIN, Frederic S. (2007): Who Did We Get Here?; in: MISHKIN, S. Frederic (Hrsg.) (2007): Monetary
Policy Strategy; Cambridge: London; S. 1-28.
• MORITZ, Karl-Heinz (2001): Geldtheorie und Geldpolitik; Kompaktstudium Wirtschaftswissenschaften, Band
13, 2. Auflage, Franz Vahlen: München.
• PETO, Rudolf (2002): Geldtheorie und Geldpolitik; 2. Auflage, Oldenbourg Verlag: München.
• SCHWEICKERT, Rainer (1993): Geld- und Wechselkurspolitik in Entwicklungsländern – Eine Analyse
alternativer Stabilisierungs- und Anpassungsstrategien; Institut
• SPAHN, Heinz-Peter (2006): Geldpolitik – Finanzmärkte, neue Makroökonomie und zinspolitische Strategien;
Verlag Vahlen: München.
• SVENSSON, Lars E.O. (1999): Inflation targeting as a monetary policy rule; Journal of Monetary Economics,
Vol. 43, No. 3, June 1999; S. 607-654.
• SVENSSON, Lars E.O. (2007): Inflation Targeting; Centre for European Policy Studies, CEPS Working
Paper, No. 144, May 2007.
• VOLLMER, Uwe (2005): Geld- und Währungspolitik; Verlag Vahlen: München.
• WEBER, A. Axel (2008): Perspektiven der europäischen Geldpolitik; Nordrhein-Westfälische Akademie der
Wissenschaften, Ferdinand Schöningh: Paderborn.
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