WAS IST KOMMUNIKATION? Vorstellungen über die Sprache

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WAS IST KOMMUNIKATION?
Vorstellungen über die Sprache
Verständigung gelingt- manchmal…
Dr. Mario Fox, 2016
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Grundsätzliches
Menschliche Kommunikation dient dem Austausch von Information
und entspringt einer kommunikativen Absicht: Die eine Person will die
andere Person auf etwas hinweisen in der Vorstellung, dass auch diese
andere Person einen „Geist“ hat (theory of minds), der auf diese
Information reagieren kann und auch, dass der Empfänger erkennen
kann, dass auch der Sender einen Geist hat.
Das wäre die Basis für intendierte Kooperation- ein wesentliches
Unterscheidungskriterium zwischen Mensch und Tier
Dr. Mario Fox, 2016
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Kommunikation
Das subkortikal Gespeicherte hat keinen SprachCode, sondern einen Code der neuronalen
Erregungsmuster, insofern ist das Nichtbewusste auch
nicht als Original über Sprache transportierbar, sondern
Sprache ist immer nur eine Dekompression
nichtbewusster Motivationen mit Informationsverlust.
Mittels der Sprache verhandeln wir also nur über
Interpretationen, Deutungen, Wirklichkeitsannäherungen,
nie über sogenannte „Wahrheiten“
Dr. Mario Fox, 2016
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Sprache als das menschliche Kommunikationsmittel
Das Gesagte ist nicht automatisch das Gemeinte, das Zeichen, also
hier der (Sprach-) Code, das Wort, ist nicht automatisch das
Bezeichnete. Die Sprache ist nicht dasselbe wie die neuronalen
Impulse, die zum Sprechen veranlassen. Sprache ist immer abstrakt,
immer eine Ebene höher („Emergenzphänomen“) als das, was
subkortikal zum Sprechen anregt.
Sprache neigt also per se dazu, das je Individuelle und das je Konkrete
zu Gunsten des übriggebliebenen Gemeinsamen, der erschlossenen
Kategorie, zu nivellieren.
Dadurch schafft Sprache eigene Wirklichkeiten, die eigentlich, also
ohne Sprache, in der Welt gar nicht vorkommen, denn in der Welt
kommen nur konkrete individuelle Exemplare verallgemeinernder
Kategorien vor
Sprache ist also per se ein endloser Verständigungsprozess, ein
unaufhörlicher, wenngleich vergeblicher Versuch, das Gemeinte, das
Wahrgenommene zu präzisieren. Sprache ist also an sich immer nur
eine vorläufige Konstruktion von Wirklichkeitsverständnis….
Dr. Mario Fox, 2016
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Sprache als das menschliche Kommunikationsmittel
• das Erleben von Raum und Zeit ist teilweise auch abhängig von den
Vorgaben der Sprache (links-rechts oder Himmelsrichtungen,
Grammatik)
• Sprache, Kognition, Bewusstsein und Selbstbewusstheit haben sich
parallel, in wechselseitiger Abhängigkeit entwickelt
• Dadurch ist das wesentliche Merkmal des Menschen, nämlich seine
Selbst-Bewusstheit, vor allem von Sprache abhängig
• wir können denken, wofür wir eine Sprache haben, aber nicht für alles
haben wir eine Sprache
• Kunst: ein anderes, weil analoges, durch die Form (!) bestimmtes
Ausdrucksmittel
• Mathematik: Kommunikation von Symbolen von Symbolen schafft
höhere Ordnungen als die anschaulichen Wirklichkeiten
• Sprache ist die Basis aller anderen Medien, also eine Art Metamedium
Dr. Mario Fox, 2016
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Sprache als das menschliche Kommunikationsmittel
•
Sprache ist eigentlich die geistige Vorstellung von Handlungsketten und bereitet
diese auch vor; auch Handlungen unterliegen einer gewissen Grammatik
(Reihenfolge) und bilden die Grundlage der sprachlichen Grammatik; (Hand)Motorik und Sprache bilden neuronale Zusammenhänge; Gestik ist die
ursprünglichere Kommunikation
•
die (Mutter-) Sprache, also Wortschatz und Struktur der Sprache, bedingt die
Struktur des Denkens
•
Sprache dient der Begriffsbildung (nicht nur der Etikettierung)
•
Sprache als Kombination von Symbolen bildet stets abstrakte Begriffe, die
analoge Bereiche wie z. B. das Erleben, die Emotionen, Gesichter, etc. nicht
hinreichend gültig erfassen kann
•
die erlebte Wirklichkeit wird über Sprache rekonstruiert; Sprache ist eben nicht
eine passive Widerspieglung der „Welt“, sondern schafft aktiv Wirklichkeiten
höherer Ordnung
•
Dadurch ist aber eben auch die erlebte Wirklichkeit weniger das tatsächlich
Erlebte, sondern eher die durch Sprache geschaffene, komprimierte Erfassung
des erinnerbar Erlebten; das Erleben ist also stets ein Narrativ
Dr. Mario Fox, 2016
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Sprache als das menschliche Kommunikationsmittel
Es gibt zirka 6000- 7000 Sprachen in dieser Welt, die ersten haben sich
vor zirka spätestens 40 000 Jahren entwickelt; es gibt auch
Schätzungen, dass die ersten Sprachen vor zirka 200 000 Jahren
entstanden
Sprache drückt vornehmlich vorgestellte Bewegungen aus; daher sind
in fast allen Sprachen die Verben vorrangig; in manchen Sprachen, z.
B. der deutschen, finden sich die Verben oft erst am Satzende, in
anderen (z. B. englischen) schon eher am Satzanfang. Das bedingt
auch ein unterschiedliches Erfassen der Welt: Während der
Deutschsprechende lange abwarten und nachdenken muss, bevor es zum Verb kommt,
haben die Englischsprechenden pragmatisch die Handlung schon vorweggenommen!
Sprache ist gestaltetes Denken; Sprache drückt aus, wie wir die Welt
wahrnehmen
Sprache verändert, gestaltet die Welt, weil sie das Denken über die
Welt in die Welt bringt und sie dadurch Wirklichkeiten schafft
Weil Sprache Wirklichkeiten schafft, die es ohne sie nicht geben würde,
hat Sprache stets auch eine ethische Dimension; die Art der eigenen
Sprache zeigt auch den Grad der übernommenen eigenen
Verantwortlichkeit für die Welt an
Dr. Mario Fox, 2016
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Sprache als das menschliche Kommunikationsmittel
Sprache schafft Wirklichkeiten zweiter Ordnung.
Durch mentale Repräsentanzen der sogenannten Wirklichkeit
erster Ordnung wird die Welt so konstruiert, wie wir sie dann erleben.
Über Sprache werden vorrangig Bedeutungen, Rekonstruktionen
der erlebbaren Welt verhandelt.
Da alle Kommunizierenden sich wechselseitig und permanent
beeinflussen, sind alle mentalen Konstruktionen stets nur vorläufiger
Art.
Allerdings wirken die Folgen dieser mentalen
Konstruktionen dann auch wieder zurück auf
Ebenen der Wirklichkeit erster Ordnung.
Dr. Mario Fox, 2016
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Sprache als das menschliche Kommunikationsmittel
Kommunikation als ein emergentes Phänomen schafft dann wieder
eine Änderung von Wirklichkeiten, aus denen sie hervorgegangen
ist; so gibt es ein wechselseitiges, dependentes Erschaffen von
Wirklichkeiten verschiedener Ordnungsstufen
Oder: Natur und Kultur bedingen sich beim Menschen wechselseitig:
Die menschliche Natur ist seine Kultur!
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Dr. Mario Fox, 2016
Sprachliche Kommunikation
Kommunikation ist eben nicht - wie oft angenommen - ein direkter
Austausch von Information, also eine deckungsgleiche Übertragung der
Information vom Sender zum Empfänger, sondern immer nur eine
wechselseitige Anregung zur Konstruktion von Bedeutungen,
Bedeutungen des Kommunizierten, wobei diese Bedeutungen/
Deutungen/ Bewertungen immer aus der jeweiligen individuellen
Biografie (emotionale Konditionierungen) generiert werden und einem
permanenten, nie vollendeten Annäherungsprozess entspringen.
Dr. Mario Fox, 2016
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Sprache
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Sprachliche Kommunikation bezieht sich nur anscheinend auf die
sogenannte Wirklichkeit der Welt:
Sprache schafft Abstraktionen, die eigentlich nicht von dieser Welt sind:
So gäbe es ja eigentlich nicht wirklich Menschen, sondern immer nur
konkrete Menschen, ebenso nicht Frauen oder Männer, nicht Tiere oder
Pflanzen, sondern immer nur bestimmte Individuen innerhalb dieser
durch Sprache geschaffenen Abstraktionen
Eigentlich bezieht sich Sprache immer nur auf ihre eigene Deutungen
dieser Welt, also letztlich auf sich selbst. (vgl. N. Luhmann‘s
Autopoiesisbegriff bzw. den der Selbstorganisation lebender Systeme
nach Maturana). Sie schafft immer nur Operationen, die an den
vorausgegangenen Operationen anschlussfähig sind.
Kommunikation ist wie der Mensch selbst immer nur selbstreferenziell.
Lebende Systeme sind immer selbstorganisierende Systeme, das heißt,
sie sind als das stets vorläufige Resultat des funktionalen
Zusammenwirkens ihrer Bestandteile genau das System, das diese
Bestandteile produziert und von diesen Bestandteilen dann wieder zu
einem System zusammengestellt werden; oder: Es gibt hier keine
Trennung zwischen Erzeuger und Erzeugnis.
Dr. Mario Fox, 2016
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Bildnachweise
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•
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•
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Su5S.jpg
•
http://www.beziehungskiste.ch/img/the/kommunikation.gif
•
http://www.connektar.de/blog/objekte/Kommunikation-rubysohoFotoliaid381069301.jpg
•
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Dr. Mario Fox, 2016
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