Digitaldruck Large Format Printing Publisher 1 · 2016 Interview Soft Signage: Textilien legen in Marketing und Werbung massiv zu Wir haben Mike Horsten von Mimaki nach neuen Geschäftschancen im Large Format Printing befragt. Soft Signage ist dabei sein Favorit – nicht zuletzt, weil Textilen in vielen Bereichen mehr können als Papier. � PUBLISHER: Herr Horsten, Sie bewe- gen sich seit vielen Jahren im LargeFormat-Printing-Markt und kennen diese schnelllebige Branche aus dem Effeff. Wo eröffnen sich für Dienstleister heute am ehesten Chancen auf Wachstum und Gewinn? Mike Horsten: Es ist im LFP-Markt allgemein nicht mehr so einfach wie früher, mit guten Margen zu arbeiten oder gar zu wachsen; der Preisdruck nimmt ständig zu. Ein sehr vielversprechendes Gebiet ist meiner Meinung nach der Soft-Signage-Markt. Hier sehen wir im Moment eine jährliche Verdoppelung des Volumens. Dieser Trend dürfe noch einige Zeit anhalten. Was genau muss man sich unter Soft Signage vorstellen? Man versteht darunter den Textildruck im Bereich Marketing und Werbung. Beispiele sind Fahnen und Banner sowohl im Aussen- wie im Innenbereich. Speziell im Bereich POS (Point of Sale) ergeben sich vielfältige Anwendungen, für die sich immer mehr Kunden begeistern lassen. Wieso ist hier Textil als Medium so interessant – gerade im POS-Bereich könnte man ja auch Papier verwen- Mike Horsten Mike Horsten ist General Manager Marketing EMEA bei der Mimaki Europe BV. Er blickt auf über 30 Jahre Erfahrung in der Branche und im Marketing zurück und hatte selbst eine Firma im Bereich Textildruck gegründet und geführt. Sein Ziel ist es, Mimaki zur führenden Marke nicht nur im Webetechnikmarkt, sondern auch im Bereich des industriellen Drucks zu machen. den, also mit Plakaten oder Postern arbeiten. Stoff ist im ganzen Handling viel weniger empfindlich als Papier, das leicht knittert und viel schwieriger anzubringen ist. Ein Plakat muss von einem Spezialisten aufgezogen werden, ein Banner ist mit der entsprechend vorbereiteten Befestigung leicht montiert bzw. ausgewechselt. Man kann es also dem Kunden per Post zustellen und er bringt es selber an. Wenn man jedes Mal einen Monteur «mitschicken» muss, sieht das von den Kosten her ganz anders aus. Was braucht es, um in diesen Markt einzusteigen? Man kann mit einem Sublimations-Textildrucker und einer Presse schon mit einer Investition von rund CHF 50 000 starten. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass man nie den bedruckten Stoff alleine verkauft, sondern immer ein fertig konfektioniertes Produkt. Das heisst, das Nähen ist ein ganz zentraler Punkt, und da scheitern viele. Man muss, wie überall, auch hier den ganzen Workflow von A bis Z im Griff haben, um erfolgreich zu sein! Und wie bekommt man den in den Griff – speziell als Einsteiger? Wichtig ist ein Händler als Partner, der einem den nötigen Support geben kann. Dann sollte man auf zuverlässige und bewährte Systeme setzten und nicht auf das Billigste. Und schliesslich sollte man sich Zeit lassen, um Erfahrungen zu sammeln. Und ganz wichtig: nicht gleich alles anbieten wollen, sondern sich auf drei bis vier Medien konzentrieren. Dann kann man Schritt für Schritt weitergehen. Und man sollte sich zudem nicht scheuen, zu komplizierte Aufträge in einem Partnernetzwerk auswärts zu vergeben. Wie könnte das mit einem solchen Partnernetzwerk funktionieren? Der Textildruck ist sehr vielfältig bezüglich Materialien und Tinten und der Markt verzeiht keine Fehler. Man kann nicht wie im Akzidenzdruck einfach Broschüren nochmals drucken und liefern, wenn der Kund einen Fehler reklamiert. Man hat vielleicht schon alles montiert, wenn der Fehler erkannt Der Textildruck bietet gemäss Mike Horsten nicht nur eine Chance für angestammte Werbetechnik-Betriebe, sondern auch für Offset-Akzidenzdrucker. wird. Um sich die Zukunft nicht zu verbauen, sollte man dort, wo man mit dem eigenen Know-how ansteht, einen Partner beiziehen, der Erfahrung hat. Dafür bringt der mir wieder einen Auftrag, wo ich weiter bin. In Holland funktioniert das mit solchen Partnerschaften unter Werbetechnikbetrieben sehr gut und ich denke, in der Schweiz ist das Potenzial dafür auch da. Bei den Werbetechnikbetrieben hat der Textildruck schon langsam Fuss gefasst. Ist das auch eine Chance für einen Offset-Akzidenzdrucker, der schon konventionelles Large Format Printing betreibt? Auf jeden Fall! Der Druckdienstleister hat Beziehungen zum Kunden ins Marketing. Wenn er da seinen Job gut gemacht hat, wird ihm der Kunde gerne auch in einem neuen Segment vertrauen. Aber da ist auch ein Umdenken nötig – dieser Markt funktioniert anders als das altbewährte Offsetdruckgeschäft! Wie meinen Sie das? Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber viele Akzidenzdrucker funktionieren leider immer noch so, dass sie warten, bis das Telefon klingelt und ein Auftrag kommt. Im Soft Signage sollte man als Dienstleister den Markt viel aktiver angehen. Es entstehen ja auch ständig neue Anwendungen, die der Kunde noch gar nicht kennt. Wer da die Chance als Erster packt, hat gute Perspektiven. Zum Beispiel? Heimtextilien sind ein neuer Markt. Das können im privaten Umfeld individuelle Gardinen mit Ferienmotiven sein oder im Business-Umfeld solche mit dem CI der Firma. Wie weit das gehen kann, haben wir bei unserem letzten Messeauftritt gezeigt, indem wir zwei Flugzeugsitze mit Stoff im Mimaki-Design überzogen haben. Der Kreativität sind da kaum Grenzen gesetzt – man muss die Chancen nur packen! Interview: Martin Spaar � 49