ETH Zürich Institut für Geschichte und Theorie der Architektur Qualitätsvolles Weiterbauen am Baudenkmal anhand von vier aktuellen Beispielen Schlotterbeck-Areal, Zentrum Witikon und «Quai Zurich» Stadt Zürich Bergtrotte Osterfingen Kanton Schaffhausen MAS-Thesis im Rahmen des MAS Programms in Geschichte und Theorie der Architektur vorgelegt von Barbara Truog im Juli 2016 Gutachterinnen: Dr. Sylvia Claus Dr. Ita Heinze-Greenberg ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 „Schläft ein Lied in allen Dingen, Die da träumen fort und fort, Und die Welt hebt an zu singen, Triffst du nur das Zauberwort“ Joseph Freiherr von Eichendorff Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 2 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Zur Themenwahl und Fragestellung Forschungsstand Aufbau der Arbeit Vorgehen und die wichtigen Quellen Grenzen der Recherche und der Themenbearbeitung Dank 2. Der theoretische denkmalpflegerische Diskurs zum Weiterbauen am Baudenkmal Weiterbauen als historische Konstante Forderungen an die Qualität des Entwurfs Verschiedene Haltungen zum Weiterbauen am Baudenkmal Der Bezug zur Vergangenheit 3. Das Schlotterbeck-Areal – Der Stellenwert des Alten 3.1. Der Planungsprozess Städtebauliche Situation und Architektur Denkmalpflegerische Aspekte Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit 3.2. Das Siegerprojekt von giuliani.hönger.architekten 3.3. Das Schutzobjekt Die Lage Die Baugeschichte Das Schutzobjekt – der Bau 3.4. Die Würdigung des Projekts von giuliani.hönger.architekten Die Haltung der Architekten zum Bauen im Bestand Städtebauliche Einordnung des Projekts Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt Architektonische Gestaltungsqualitäten des Neubaus Die neue Nutzung 3.5. Merkmale qualitätvollen Weiterbauens am Baudenkmal 3.6. Eine Leitidee aus der Baugeschichte für den Entwurf 4. Das Zentrum Witikon – Wieviel Neues erträgt das Alte? 4.1. Der Planungsprozess 4.2. Die Überbauung, ihre Baugeschichte und die Erweiterung Die Lage Die Baugeschichte Die bestehenden Bauten Die bauliche Erweiterung 4.3. Die Würdigung der Erweiterung Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt Adäquates Reagieren auf den Bestand und die Gestaltungsqualität des Neuen Eine Leitidee aus der Baugeschichte Ein neues Ganzes Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 5 5 6 7 8 8 9 11 11 13 15 16 19 20 20 21 21 22 25 25 26 32 35 35 37 38 38 40 41 43 45 46 47 47 49 51 53 55 55 55 56 57 3 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 5. Das Projekt «Quai Zurich» – Vermählung von Alt und Neu 5.1. Das Ensemble an repräsentativer Lage Die Bauten und ihre Entstehungsgeschichte Die Lage 5.2 Der Planungsprozess Die ersten Schritte Das Wettbewerbsverfahren Der Einbezug von Stakeholdern 5.3 Das Siegerprojekt von Architekt Krischanitz ZT GmbH Die Beurteilungskriterien im Wettbewerbsverfahren Das Projekt von Architekt Krischanitz ZT GmbH 5.4. Die Würdigung des Siegerprojekts Die Haltung des Architekten Rücksichtnahme auf die Schutzobjekte Adäquates Reagieren auf den Bestand und die Gestaltungsqualität des Neuen Ein neues Ganzes 5.5. Die Rolle der Baugeschichte 6. Die Bergtrotte Osterfingen – Die Kunst der Zurückhaltung 6.1. Der Planungsprozess Hintergrund der Erweiterungsplanung Das Wettbewerbsverfahren 6.2. Das Schutzobjekt Die Lage und die Baugeschichte Das Schutzobjekt Der Schutzumfang und mögliche Veränderungen 6.3. Das Siegerprojekt von Spühler Partner Architekten Die Bauten Die Wettbewerbsvorgaben 6.4. Die Würdigung des Siegerprojekts Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt Adäquates Reagieren auf den Bestand Gestaltungsqualitäten des Neuen und ein neues Ganzes Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Mehrwert 6.5. Die Rolle der Baugeschichte 7. Schlussbetrachtungen Qualitätsmerkmale des Planungsprozesses Die Rolle der Baugeschichte Qualitätsmerkmale der Erweiterung Fazit 8. Fussnoten 9. Quellen und Literatur 10. Anhang Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 58 59 59 64 64 64 65 66 66 66 67 69 69 69 70 72 73 74 75 75 75 76 76 77 77 79 79 81 81 81 82 83 85 85 87 87 89 90 93 95 99 104 4 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 1. Einleitung Zur Themenwahl und Fragestellung In meiner Arbeit für den Heimatschutz sehe ich unzählige Bauprojekte, die geschützte oder inventarisierte Objekte betreffen. Das Thema «Weiterbauen am Baudenkmal» ist allgegenwärtig. Denn unbebautes Bauland ist rar geworden; Bauen im Bestand und Weiterbauen von bestehenden Gebäuden wird deshalb zur Regel. Weiterbauen ist zudem so alt wie die Architektur selbst. Die Menschen haben seit jeher die von ihnen erstellten Gebäude an erweiterte oder geänderte Nutzungsbedürfnisse angepasst. Nott Caviezel, Professor in Wien für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege und seit 2009 Präsident der eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege, zählt Weiterbauen praktisch zu den Grundbedürfnissen der Menschen. «Weiterbauen entspricht einem Urbedürfnis im Wechsel der Generationen. [...] ‘Alt und Neu’ ist im Grunde nur ein zeitlicher Ordnungsbegriff. Altes und Neues bestehen neben- und miteinander, obwohl wir geneigt sind, im Alten und Neuen einen Gegensatz zu sehen.»1 Wurden vor Jahrzehnten in erster Linie herausragende Einzelgebäude, Solitäre und Prunkbauten wie Rathäuser, Palais, Kirchen und Schlösser als Denkmäler betrachtet und deren Unterschutzstellung angestrebt, so haben sich in den letzten Jahren die Schutzbestrebungen auf unspektakuläre Bauten, Industrie- und Gewerbebauten sowie Ensembles ausgedehnt, welche Zeugnis von wirtschaftlichen Entwicklungen ablegen. Diese Ausdehnung auf das «Fussvolk», wie es Nott Caviezel2 nennt, entsprechen auch einer geänderten Fokussierung der Geschichtsforschung, die sich von der dominanten Ereignisgeschichte mehr und mehr der Erforschung des Alltags und einer Geschichtsschreibung «von unten» zugewendet hat.3 Folgerichtig betreffen immer mehr Bauprojekte geschützte oder potenzielle Denkmäler, mit welchen sich der Stadtzürcher Heimatschutz – wie auch der kantonale – als private, keinen wirtschaftlichen Interessengruppen verpflichtete Organisation anwaltlich annimmt. Viele Projekte sehen kleine oder wenig ins Auge fallende Veränderungen vor. Einige – oft an exponierter Lage im Stadt- oder Quartierbild – beinhalten spektakuläre Erweiterungen durch Neubauteile oder neue Baukörper. Nur wenige fallen durch eine überzeugende Gestaltung auf. So stellt sich immer wieder die Frage, weshalb ein Weiterbauprojekt überzeugt. Drei grössere Projekte mit wesentlichen Auswirkungen auf das Stadt- resp. Quartierbild wurden dem Stadtzürcher Heimatschutz teilweise frühzeitig präsentiert: das Schlotterbeck-Areal in Albisrieden von giuliani.hönger architekten, das Projekt ‘Quai Zurich’ am See in der Enge von Architekt Krischanitz ZT GmbH und das Zentrum Witikon von Stücheli Architekten. Alle Projekte überzeugen durch einen respektvollen, aber sehr unterschiedlichen Umgang mit der bestehenden historischen Bausubstanz. Anlässlich der Präsentation der Pläne zum Schlotterbeck-Areal und dem Einkaufszentrum Witikon durch die Architekten fielen Bemerkungen, die darauf schliessen liessen, dass sie die Baugeschichte recherchiert und darin eine Leitidee für die Entwurfsarbeit gefunden hatten. Beim Schlotterbeck-Areal ergab das Studium der Baugeschichte, dass das Weiterbauen von Anfang an geplant war: Es wurde 1947 zuerst ein «Vollprojekt» eingereicht, das aber zu jenem Zeitpunkt nicht realisiert werden sollte und auch Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 5 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 nicht gebaut wurde. Nur ein eingeschossiger Bau wurde 1950 errichtet, der später aufgestockt wurde. Die innere Organisation wurde geändert sowie geringfügig ergänzt. Die Entwurfsarbeit für den massiven Ausbau orientierte sich an dieser aus der Baugeschichte resultierenden Leitidee des Weiterbauens. Beim Einkaufszentrum Witikon wurde die Erweiterung zuerst ohne Bezug zur Baugeschichte geplant. Aufgrund des Widerstands der Bewilligungsbehörde, welche das Zentrum für schutzwürdig befand, wurde im Lauf der Planungsarbeit die Baugeschichte recherchiert. Es stellte sich heraus, dass der Architekt Eberhard Eidenbenz mit einem strengen Raster gearbeitet hatte, der nun in der Entwurfsarbeit verwendet wurde und das Weiterbauen erleichtert. Es soll deshalb der Frage nachgegangen werden, welche Rolle die Baugeschichte im Entwurfsprozess beim Weiterbauen am Baudenkmal spielt und welche Strategien für das Entwerfen darin gefunden werden können. Ferner interessieren die Fragen, weshalb diese Projekte überzeugen und ob aus ihnen Qualitätskriterien nicht nur für die Entwurfsarbeit, sondern auch für den Planungsprozess gewonnen werden können. Die persönliche, intuitiv getroffene Einschätzung soll nun aus architekturtheoretischer Sicht und nach den die moderne Denkmalpflege leitenden Grundsätzen beleuchtet und kritisch hinterfragt werden. Welche Betrachtungskriterien können zur Beurteilung des Gelingens von Weiterentwicklung oder «Verheiratung» von Alt und Neu tauglich sein und welche grundsätzlichen architekturtheoretischen Ansätze scheinen dahinter auf? Forschungsstand Angesichts der Aktualität des Themas erstaunt es wenig, dass es unzählige Publikationen gibt in Buchform, als Artikel in Textsammlungen oder Beiträgen in Fachzeitschriften von bekannten Persönlichkeiten und Hochschuldozenten wie Miroslav Šik, Otto Spital-Frenking, Hans-Rudolf Meier und Ingrid Scheurmann – um nur einige wenige zu nennen. Der generelle denkmalpflegerische Diskurs zum Thema «Weiterbauen» oszilliert zwischen den Haltungen «mimetisierende Ergänzung», «anlehnende oder inspirierte Ergänzung» bis zu klarem gestalterischem Absetzen von Neubauten oder neuen Bauteilen. Zwei der interessantesten, architekturgeschichtliche und -theoretische Zusammenhänge präsentierenden Artikel von Nott Caviezel und Thomas Will, Architekt und Denkmalpfleger, bis 2011 Direktor des Instituts für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege an der TU Dresden, sind im Heft 6 der Zeitschrift Werk, Bauen + Wohnen aus dem Jahr 2003 veröffentlicht worden. Das Heft ist dem Thema «Weiterbauen» gewidmet. Das Thema wird auch in Veranstaltungsreihen wie derjenigen des Bundes Deutscher Architekten und dem Landesdenkmalamt Berlin breit diskutiert. Der zweite Weltkrieg, der vor allem in Deutschland und im Osten immense Schäden am baukulturellen Erbe verursachte, beförderte die akademische Debatte zum Weiterbauen wesentlich. Nahm und nimmt die Diskussion um Sinn und Unsinn von Rekonstruktionen in Deutschland nach wie vor breiten Raum ein – obwohl der zweite Weltkrieg nun schon mehr als ein halbes Jahrhundert Geschichte ist – präsentiert sich die Situation in der Schweiz wesentlich anders. Hier waren und sind keine durch den zweiten Weltkrieg bedingte Schäden und Lücken aufzufülBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 6 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 len. Der Druck auf die gewachsenen Strukturen und die Bauten stammt vom reichlich vorhandenen Geld und den damit verbundenen Möglichkeiten, Bestehendes in grossem Stil zu erneuern und zu erweitern. Der Bevölkerungszuwachs und die damit verbundene Forderung nach Verdichtung des Baubestands sowie das Bemühen um haushälterischen Umgang mit den energetischen Ressourcen tun das Ihre und führen vermehrt zu baulichen Eingriffen an der bestehenden Substanz. Es erstaunt deshalb nicht, dass die Debatte um das Weiterbauen in diversen Medien und Fachpublikationen geführt wird. Die Schwierigkeit besteht also nicht darin, Literatur zur Forschung im Bereich «Weiterbauen» oder «Bauen im Bestand» zu finden, sondern sich im Publikationsdschungel zurecht zu finden und diejenigen Beiträge auszumachen, die Antwortmöglichkeiten auf die skizzierten Fragestellungen enthalten. Aufbau der Arbeit Erste theoretische Überlegungen zum denkmalpflegerischen Diskurs zum Thema «Weiterbauen am Baudenkmal» sowie zur möglichen Bedeutung der Baugeschichte leiten die Arbeit ein. Von der ersten Fragestellung ausgehend «Weshalb überzeugt ein Projekt?» werden anhand des Schlotterbeck-Areal Projekts von giluiani.hönger architekten eine These entwickelt und erste Qualitätskriterien für das Weiterbauen ermittelt. Dieses wurde in einer vorhergehenden Hausarbeit im Rahmen des MAS Studiums am gta ETH eingehend analysiert und bildet die Grundlage der vorliegenden Untersuchungen. Dieses Projekt nimmt deshalb mehr Raum ein als die anderen Projekte, deren Besprechung die These belegen, erweitern oder allenfalls in Teilen widerlegen. Die Bedeutung der Baugeschichte wird anhand des 1970 eingeweihten Einkaufszentrums Witikon und dem Erweiterungsprojekt von Stücheli Architekten weiter entwickelt. Die Aussagen werden anhand des Projekts «Quai Zurich» und der Bergtrotte Osterfingen SH mit kurzen Hinweisen auf andere Objekte wie den Jazzcampus in Kleinbasel von Buol & Zünd, dem Ulmer Stadthaus von Richard Meier, der Löwenscheune in Wettingen und der Erweiterung des Stadtmuseums Rapperswil von :mlzd ergänzt. Das Projekt «Quai Zurich», das einen Ersatzbau anstelle nicht geschützter Bauten und die fachgerechte Renovation der Schutzobjekte des Ensembles am Hauptsitz der Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG, nachfolgend dem Wunsch der Versicherung entsprechend als «Zurich» bezeichnet, vorsieht, wird in die Arbeit einbezogen, obwohl die Baugeschichte vom Architekten nicht explizit als Inspiration für die Entwurfsarbeit bezeichnet wurde. Adolf Krischanitz war jedoch der einzige Wettbewerbsteilnehmer, der sich für die Baugeschichte interessierte. Bei der Erweiterung der Bergtrotte Osterfingen aus dem Jahr 1584 spielte laut Aussagen der Architekten Spühler Partner die Baugeschichte für die Entwurfsarbeit keine wesentliche Rolle. Vielmehr waren es die ausgewogenen Proportionen der alten Trotte und ihre Lage, welche die Entwurfsstrategie beeinflussten. Die Arbeit wird abgerundet durch eine kritische Gesamtwürdigung mit Blick auf Fragestellung und These. Kurz: Vom Theoretischen zur Beschreibung und Analyse von konkreten Beispielen und wiederum zurück zu theoretischer Einordnung. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 7 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Vorgehen und die wichtigsten Quellen An erster Stelle stand die Einholung der Zustimmung zum Vorhaben bei Eigentümern und Architekten. Bereits aus der Tätigkeit für den Heimatschutz waren Informationen zu historischem Text- und Bildmaterial sowie Pläne und Visualisierungen zu den Projekten vorhanden. Von der «Zurich» wurde Einblick in ihr eigenes Archivmaterial gewährt, Architekten und Bauherren überliessen weitere aufschlussreiche Dokumente oder gaben mündliche Auskünfte, welche Einblick in die Planungsarbeiten gaben und wichtige Details klärten. Im baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich, dem Archiv des Amtes für Baubewilligungen, wo Baueingabepläne und Bauentscheide aufbewahrt werden, in Publikationen zu den Objekten in Bauzeitschriften und in den vorhandenen denkmalpflegerischen Gutachten, welche von der Stadt Zürich und den Architekten abgegeben wurden, wurden weitere Informationen gefunden – Bilder, Pläne und Texte wie auch Quellenhinweise. Im Zusammenhang mit dem Schlotterbeck-Areal gab ein von PARK Architekten zuhanden des neuen Eigentümers erstellter Grundlagenordner Einblick in die Zusammenarbeit mit den Behörden. Sehr wichtig und aufschlussreich waren die Gespräche mit den Architekten zu ihrem Vorgehen und ein Gespräch mit der für das Einkaufszentrum Witikon zuständigen städtischen Denkmalpflegerin. Die Besichtigung – so weit möglich - aller Objekte rundeten das aus dem gedruckt vorhandenen Quellenmaterial und den mündlichen Informationen gewonnene Bild ab. Grenzen der Recherche und der Themenbearbeitung Nicht alle möglichen Quellen zu allen Objekten wurden ausgeschöpft, denn der Schwerpunkt der Arbeit liegt nicht auf der möglichst tiefgehenden Darstellung aller Aspekte der Baugeschichte sowie bei einer Abhandlung zu einem Objekt üblichen Gesichtspunkte, sondern vielmehr auf der kritischen Beurteilung der Projekte im Hinblick auf die formulierte Fragestellung. Die Baugeschichte wird nur so weit beschrieben, wie sie Hinweise auf die Bedeutung der Baugeschichte für die Entwurfsarbeit gibt. Auch die übrigen Quellen werden nur so weit ausgeschöpft, wie sie Hinweise zur Formulierung von Qualitätsmerkmalen für die Beurteilung des Projekts und des Planungsprozesses liefern. Auf eine vertiefte Recherche zu Firmengründer, zu Firmengeschichte und zu den Architekten der bestehenden Bauten sowie der Eigentümergeschichte wird bewusst verzichtet, da die Fragestellungen weniger historischer Natur sind, sondern viel mehr einen theoretischen Fokus haben. Nicht diskutiert werden die Schutzwürdigkeit der Bauten und die Überlegungen, die zur Unterschutzstellung geführt haben. Sie werden erwähnt und als Tatsache akzeptiert; sie gehören zu den Rahmenbedingungen, die das zu besprechende und zu würdigende Bauvorhaben beeinflussen. Denn es geht nicht um die kritische Würdigung des Entscheids zum Erhalt der Baudenkmäler, sondern um deren Einbettung in Erweiterungsbauten und teilweise um die Hinführung zu einer neuen Nutzung. Oftmals ist eine Nutzungsänderung oder -erweiterung, die zu Umbauten und Erweiterungen führen, die einzige Möglichkeit, ein Objekt vor dem Abriss zu schützen und es als Baudenkmal erhalten zu können. Thomas Will, Professor für Denkmalpflege und EntwerBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 8 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 fen an der TU Dresden, macht im Zusammenhang mit der Nutzungsproblematik einen interessanten Vergleich: «Die gesteigerte Veraltungsgeschwindigkeit gesellschaftlicher Funktions- und Produktionsweisen entlässt nicht nur Menschen in die Arbeitslosigkeit, sondern auch Baudenkmale in die Funktionslosigkeit.»5 Auch das immer häufiger diskutierte Thema des ökonomischen Werts von bestehender Bausubstanz und des nachhaltigen Umgang mit Baumaterialien wird nur erwähnt und nicht vertieft bearbeitet. Mit Ausnahme der Bergtrotte Osterfingen sind die Projekte nicht gebaut oder erst im Bau. Eine abschliessende Würdigung der architektonischen Qualitäten der Projekte kann deshalb nicht vorgenommen werden. Ob die auf den Plänen und in den Visualisierungen aufscheinenden Qualitäten sich dann nach Fertigstellung auch als solche erweisen, muss deshalb weitgehend offen bleiben. Es lässt sich aber durchaus rechtfertigen, ein Projekt in diesem Stadium zu besprechen und kritisch zu würdigen, denn dies ist die gelebte Realität des Stadtzürcher und Zürcher Heimatschutzes, der aufgrund von Plänen und Visualisierungen entscheiden muss, ob er gegen ein Projekt vorgehen will oder nicht. Dank Die Arbeit wurde nur dank der freundlichen Unterstützung von folgenden Personen möglich: • Zum Schlotterbeck-Areal überliess der Berater der Bauherrschaft, Wilhelm Gasche von gaschentwork ag in Baar, wichtiges Quellenmaterial zum Planungsprozess und giuliani.hönger architekten ag überliessen die Baueingabepläne und einen Auszug aus dem Gutachten der Stadt Zürich zur Schutzabklärung, Verantwortliche der Schlotterbeck-Areal AG die Wettbewerbsunterlagen. • Informationen und Pläne zum Einkaufszentrum Witikon wurden vom Projektleiter der Migros, Claudio Fetz und von Henry Rochat, Stücheli Architekten Zürich geliefert. Dieser wie auch Anna Joss von der städtischen Denkmalpflege nahmen sich Zeit zu einem Gespräch. Alle drei genannten Personen waren zudem so freundlich, den Text zum Projekt gegenzulesen und korrigierende Bemerkungen anzufügen. • Dass das Projekt «Quai Zurich» überhaupt bearbeitet werden durfte, ist dem Head Quai Zurich Project Hans-Peter Bissegger zu verdanken. Ihm sei hiermit für seine grosse Unterstützung gedankt. Er öffnete die Türen zum Archiv der «Zurich» und nahm sich Zeit, den Text zum Projekt gegenzulesen und noch fehlende Informationen zu beschaffen. Architekt Adolf Krischanitz beantwortete die schriftlich gestellten Fragen per Mail. • Beat Graf von Spühler Partner Architekten war der Ansprechpartner zum Projekt Bergtrotte Osterfingen. Er nahm sich Zeit für ein Gespräch und stellte sämtliche Quellen sowie Fotos zur Verfügung. Der Projektverantwortliche bei Spühler Partner Architekten Peter Trachsler beantwortete schriftlich noch weitere Fragen. • Marco Zünd von Buol & Zünd Architekten, Basel, gab Auskunft zu ihrer Haltung bezüglich der Rolle der Baugeschichte in ihrem Schaffen. • Die Mitarbeitenden bei der Planauflage des Amtes für Baubewilligungen unBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 9 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 terstützten die Arbeit, indem sie mehrmals umfangreiches Archivmaterial zu den Projekten bereit stellten und ein Zimmer für das Aktenstudium überliessen. • Bruno Müller-Hiestand war so freundlich, die fertige Arbeit gegenzulesen. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 10 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 2. DER THEORETISCHE DENKMALPFLEGERISCHE DISKURS ZUM WEITERBAUEN AM BAUDENKMAL Mit dem gewählten Titel für die vorliegende Arbeit werden zwei Bereiche im Bereich der Architektur angesprochen, die auf den ersten Blick wenig gemein haben ausser der Tatsache, dass es um Bauten geht. Auf der einen Seite steht «Weiterbauen» für das Schöpfen von Neuem, Kreativität pur – im Rahmen von Bauvorschriften. Auf der anderen Seite ist das Baudenkmal Sinnbild für das «Bewahren» von Überliefertem, vom Einfrieren eines gebauten Zustandes. So wird der bestehende Bau oft als Einschränkung der Kreativität von Bauherr und Architekt und als Hindernis beim Erreichen moderner Wohn-, Arbeits- und Lebensformen angesehen. Johannes Cramer, Professor für Bau- und Stadtbaugeschichte an der TU Berlin, und sein Mitarbeiter Stefan Breitling weisen mit ungewohnter Deutlichkeit darauf hin, dass diese Einschränkung in erster Linie auf Vorurteilen beruht. «Und natürlich ist die Unterstellung falsch, der Entwurf im Bestand lasse für eine anspruchsvolle Planung keinen Spielraum. Eine Handvoll berühmt gewordener Architekten hat schon in den sechziger Jahren das Gegenteil überzeugend bewiesen. Carlo Scarpa, Karljosef Schattner, Aurelio Galfetti oder Massimo Carmassi haben gezeigt, dass die qualitätvolle Weiterentwicklung von qualitätvoller Architektur auch für einen ambitionierten Entwerfer eine spannende Aufgabe ist. Das sorgfältig verzeichnete Werk des Büros Herzog & de Meuron weist fast ein Drittel aller Projekte im Bestand nach. [...] Es ist nur schwer nachzuvollziehen, warum diesen auf Systematik und Kreativität zugleich gegründeten Weg nicht auch andere Architekten gehen können sollen.» Und weiter: «Wer nur das jeweils Neue wertschätzt, der wird sich mit ererbten Werten schwer tun. Wer dagegen ökonomisch denkt, wer sich um die Nutzung und Wiederbelebung von Werten bemüht, der kann durch die kluge Verwertung des Vorgefundenen nur gewinnen.»6 Cramer/Breitling weisen hier auf einen vielfach ignorierten ökonomischen und ökologischen Aspekt hin. In den verwendeten Baumaterialien – die immer knapper werden – und im Bau selbst stecken grosse Mengen an Energie. Und zumindest in den vor der Industrialisierung entstandenen Bauten wurden natürliche, ökologisch und gesundheitlich unbedenkliche Stoffe verwendet, die ihre Eignung bewiesen haben. Dass Abriss und Entsorgung ebenfalls Kosten verursachen, wird ebenso vergessen wie auch der Umstand, dass das nicht wieder verwertbare Abbruchmaterial die Umwelt belastet. Auch wenn diese Arbeit auf andere Aspekte des Umgangs mit bestehenden Gebäuden und Schutzobjekten zielt, so ist angesichts der vielen Projekte, welche die Zerstörung alter Gebäude und Siedlungen vorsehen, weil die Gärten zu gross sind oder der bestehende Bau die mögliche Ausnützung nach Bau- und Zonenordnung nicht voll ausreizt, ein Hinweis auf ökonomische und ökologische Aspekte von Abriss und Ersatzbau mehr als gerechtfertigt. Weiterbauen als historische Konstante Dass ein Altbau nicht nur Hindernis sein muss, es folglich nicht nur ein «Entweder – oder» gibt, sondern ein «Sowohl – als auch», zeigen viele Beispiele und insbesondere die in dieser Arbeit näher untersuchten Projekte. Eine sowohl Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 11 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Baugeschichte wie auch Gestaltung berücksichtigende Analyse soll den Ausweg aus dem skizzierten Dilemma aufzeigen. Erhalt von alten Bauten und Rücksichtnahme auf Baudenkmäler muss keine lästige Pflicht sein, die möglichst mit geringem Aufwand erfüllt oder gerne auch ganz umgangen wird. Im Gegenteil. Das Verbinden von Alt und Neu könnte zur neuen Kür in der Königsdisziplin der Architektur – in der Entwurfsarbeit – werden, denn die Schwierigkeiten sowohl gestalterischer wie auch technischer Art vom Zusammenfügen von Bauten aus unterschiedlichen Zeiten sind wesentlich höher als beim Bauen auf dem freien Grundstück. Cramer/Breitling bestätigen dies: «Der Entwurf muss demzufolge komplexere Sachverhalte berücksichtigen, als dies im Neubauentwurf der Fall ist.»7 Auch eine Bemerkung von Georg Mörsch, emeritierter Professor für Denkmalpflege und Bauforschung an der ETHZ, weist auf den Anspruch hin, den eine solche Aufgabe beinhaltet: «Denkmalpflege will die Position des Bewahrens mit der Position des qualitativen Erneuerns versöhnen.»8 Er spricht hier nicht nur von Erneuern an sich, sondern von qualitativem Erneuern. Das Weiterbauen, Verändern und Ergänzen von Baudenkmälern wird im aktuellen Diskurs nicht mehr in Frage gestellt. Oftmals können Baudenkmäler auch nur gerettet werden, wenn sie einer neuen Nutzung zugeführt und folglich mit dadurch notwendigen Veränderungen angepasst werden können, wie das Beispiel der Schlotterbeck Grossgarage zeigt. Oskar Spital-Frenking, Professor für Baudenkmalpflege an der Hochschule Trier, wie auch andere vertreten die Meinung, dass ein Denkmal das Recht auf Veränderung habe, auf eine kritische Beteiligung an den aktuellen Fragen9, vorab derjenigen der Schaffung von mehr Wohnraum und mithin der Verdichtung. Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen gehen aber weit über die Frage der Verdichtung hinaus und berühren direkt oder indirekt auch denkmalpflegerische Fragestellungen. Hans Rudolf Meier, Professor für Denkmalpflege und Baugeschichte an der Bauhaus-Universität Weimar, und Ingrid Scheurmann, Honorarprofessorin Denkmalpflege an der TU Dortmund, erwähnen die vielfältigen Faktoren, welche die Haltung gegenüber Baudenkmälern beeinflussen: Ganze Heerscharen von Menschen sind unterwegs in für sie fremde Länder und Kulturen, Klimawandel und die Forderung nach nachhaltigem Umgang mit Ressourcen machen es notwendig, bisher gültige Positionen zu überdenken und ergebnisoffen an einschlägigen Debatten teilzunehmen. In früheren Zeiten verbindliche und als solche taugliche Orientierungshilfen wie Religion, Nation, Tradition, Kultur – welche Kultur? – oder die gemeinsame Geschichte wurden abgelöst durch eine Vielfalt von möglichen Orientierungen. Folglich sind weder die Nation (Dehio) noch der moderne Mensch an sich (Riegl) Begriffe und Werte, «über die sich die Denkmalpflege als öffentliche Aufgabe legitimiert. [...] Die Transformation der Gesellschaft bedingt, wie Bernhard Furrer ausführt, auch die Transformation der Denkmale. Sein Ansatz kommt damit dem der angelsächsischen Denkmalpflegediskussion nahe, die Konservieren als Management of Chance diskutiert, Interventionen werden grundsätzlich als Weiterbauen verstanden, das dem Denkmal dadurch akkumulativ Bedeutungs- und Zeugnisschichten hinzufügt [...]».10 Der im Zitat genannte Architekt Bernhard Furrer, ehemaliger Präsident der eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege, Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 12 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 emeritierter Professor an der Accademia di architettura Mendrisio und aktuell im Landesdenkmalrat Berlin, sieht Veränderungen an bestehenden Gebäuden als Normalfall, nicht als Ausnahmeerscheinung. «Sie beschränken sich keineswegs auf das Fertigbauen oder das Fortführen eines Baugedankens über lange Zeiträume. Immer waren auch grössere Eingriffe in längst vollendete Bauwerke üblich.»11 Sie sind oftmals die Voraussetzung dafür, dass der Bau seine Stellung im täglichen Leben der Gesellschaft beibehalten kann. Kritisch zum Weiterbauen eines Denkmals äussert sich der Kunsthistoriker Adrian von Buttlar, emeritierter Professor der TU Berlin, aktuell wissenschaftlicher Beirat der Wüstenrot Stiftung in Ludwigsburg: «Die gestaltende Ergänzung, Neuinterpretation und moderne Weiterentwicklung des Baudenkmals kann gerade im zeitnahen Bereich der jüngeren Moderne nur einen Ausnahmefall darstellen. [...] Voraussetzung für das Gelingen ist ein sehr reflektierter Umgang mit den älteren Denkmalschichten, der diese in ihrem historischen Zeugniswert lesbar erhält.»12 Er ergänzt die zitierte Forderung Mörsch‘s nach qualitativer Erneuerung mit der Forderung eines reflektierten Umgangs und dem Erhalt der Lesbarkeit der verschiedenen historischen Schichten. Aus den bisher erwähnten Stellungnahmen geht hervor, dass ein Weiterbauen – also dem Brückenschlag zwischen Alt und Neu oder dem Hinüberführen alter Bauten in die neue Zeit, ins Jetzt – grundsätzlich nichts entgegensteht. Weiterbauen ist vielmehr eine historische Konstante – wie z.B. die Flarzbauten im ländlichen Gebiet oder die Aufstockungen in den Altstädten belegen – und schafft einen Mehrwert ideeller Art, wie Cramer und Breitling treffend formulieren: «Wo Traditionen aufgegriffen und auf intelligente Weise weiterentwickelt werden, entsteht ein bauliches Lebensumfeld von hoher identitätsstiftender Kraft.»13 Forderungen an die Qualität des Entwurfs Scheint ein Konsens vorhanden zu sein, dass ein Weiterbauen am Baudenkmal ein natürlicher und wünschenswerter Vorgang angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen ist, so drehen sich die Diskussionen um den adäquaten Umgang mit dem Schutzobjekt, um Nutzungsänderungen oder -erweiterung, um Gestaltungsfragen. Die Meinungen gehen auseinander, wie dieses Weiterbauen stattfinden soll, wann ein solches zu einem nicht nur befriedigenden, sondern guten und bereichernden Resultat führt. Dies liegt in der grossen Vielfalt und der Verschiedenartigkeit der Denkmalobjekte, aber laut Cramer/Breitling auch am Fehlen einer zusammenhängenden Entwurfslehre für die Architektur im Bestand. Sie weisen darauf hin, dass Graeme Brooker/Sally Stone zwar eine auf das Ästhetische gegründete Darstellung vorgelegt haben und Achim Linhardt Teilaspekte zum Umgang mit Wohnhäusern bearbeitet habe, im übrigen aber nur meist umfangreiche Beispielsammlungen – hin und wieder mit längeren Einführungsessays versehen wie z.B. von Oskar Spital-Frenking – publiziert wurden.14 Bauen im Bestand wird, soweit die Recherchen ergeben haben, in die Lehrtätigkeit zum Entwurf eingebettet. Grundhaltung vieler Autoren und Autorinnen ist: Es gibt kein Arbeiten nach Rezept, da die Objekte und Aufgabenstellungen zu vielfältig, zu verschieden sind. Vergleichbar mit der in der Jurisprudenz bekannten, z.B. im Versicherungsrecht anzutreffenden Kategorie des «case law», des Fallrechts15, Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 13 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 lassen sich aber doch theoretisch unterlegte Grundhaltungen finden, wie der Aufgabe zu begegnen ist. § 238 Absatz 2 des Planungs- und Baugesetzes des Kantons Zürich PBG, der in den Erwägungen der Baubewilligungsbehörde der Stadt Zürich immer wieder zitiert wird, gibt einen ersten Hinweis. Hier wird von einer «befriedigenden Gesamtwirkung» und der «besonderen Rücksichtnahme auf Objekte des Natur- und Heimatschutzes» gesprochen, in guter gesetzgeberischer Manier einen immensen Interpretationsspielraum offen lassend. Nach Hans-Rudolf Meier16 sind Schönheit, Wohlproportioniertheit und Harmonie, eine wohlgefällige Übereinstimmung der Teile eines zusammengefügten Ganzen Kriterien für die Beurteilung des gelungenen Weiterbauens. Harmonie könne aber auch dabei gerade durch Differenzierung, Absetzen vom Alltäglichen erreicht werden. «Ist eine auf Homogenität beruhende Harmonie tendenziell abgeschlossen und abschliessend, so ermöglicht Differenz immer wieder neue und unterschiedliche Möglichkeiten der vorläufigen Kohärenz.»17 Etwas konkreter wird Bernhard Furrer. Er weist darauf hin, dass es sich beim Weiterbauen am Baudenkmal um einen architektonischen Entwurfsprozess handelt, der nach den Regeln dieser Kunst ausgeführt werden soll und muss, und dass die Latte nicht hoch genug gelegt werden könne. «Es darf nicht vorkommen, dass wichtige Bauwerke von zweitklassigen Architekten und Architektinnen ergänzt werden, bloss weil diese über persönliche, gesellschaftliche, politische oder wie immer geartete Beziehungen verfügen. Oder weil sie sich vom Denkmalpfleger willig leiten lassen.»18 Er fordert, dass ein neues Ganzes entsteht, das die bestehenden Teile bereichert und zudem in der Gesamtsicht einen Mehrwert schafft. «Es kann nur entstehen, wenn das Neue adäquat auf den Bestand reagiert in Fragen von Volumen und Raum, von baulicher, gestalterischer und funktionaler Struktur, von der Qualität von Relief und Öffnungen, von Material und Farbe. Dabei lassen sich die Fragen, die sich für den neuen Entwurf stellen, meistens aus der Analyse des Altbaus und der Regeln, die seinen Entwurf bestimmten, beantworten.»19 Cramer/Breitling verdeutlichen in den folgenden Zitaten aus ihrer Publikation «Architektur im Bestand» – die zugleich theoretische Grundlagen zum Weiterbauen am Baudenkmal liefert wie auch Leitfaden für Praktiker und Praktikerinnen ist – was sie vom Entwurf im Bestand erwarten. Ein durchgehendes Gesamtkonzept für die Grundrissorganisation sowie eine zusammenhängende Vorstellung von Materialwahl und Gestaltung müssen vorhanden sein, «ein roter Faden mit einer konsequenten Haltung vom Großen bis zum Detail...» Die Qualitäten des alten Baus dürfen dadurch aber nicht verloren gehen, das Konzept darf nicht zum verstümmelnden Korsett werden. Immer muss es darum gehen, einen respektvollen Ausgleich zwischen dem qualitätvollen Alten und den neuen Teilen zu finden. «Ein guter Entwurf wird die Werte und Möglichkeiten der vorhandenen Bausubstanz nutzen, einen eigenen Beitrag zur zeitgenössischen Architekturdiskussion liefern und weit über die Gewährleistungsfristen hinaus nachhaltig sein.»20 Detlef Karg, Gartenarchitekt, Gartenhistoriker und Denkmalpfleger sowie Honorarprofessor der Fachhochschule Potsdam und der Brandenburgischen TU Cottbus, fordert ganz einfach, dass das Neue der Gestaltungsqualität des Vorhandenen ebenbürtig sein muss. Zudem soll das Denkmal die bestimmende Grösse sein Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 14 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 und nicht kurzlebigen Zeiterscheinungen und Richtungen erliegen.21 Eine mehr als herausfordernde Aufgabe und sehr allgemein gehaltene Forderungen an die Entwerfenden. Eine klare Forderung lässt sich aus diesen Aussagen wie auch aus hier nicht zitierten Texten herauslesen: Bezugspunkt für die Entwurfsarbeit soll die vorhandene Bausubstanz sein. Cramer/Breitling sprechen von einem Entwerfen mit der Geschichte, meinen damit aber in erster Linie das Wiederaufbauen oder Ergänzen von historischen Bauten. Sie weisen darauf hin, dass die Architekten der Wiederaufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg überzeugende Lösungen fanden wie z.B. die Alte Pinakothek in München durch Hans Döllgast oder die Wiederaufbauarbeit von Rudolf Schwarz in Köln. Sie vermissen aber eine daraus entwickelte Entwurfstheorie, welche nachfolgenden Generationen von Architekten die damals gemachten Überlegungen und Erfahrungen vermittelt hätte.22 Verschiedene Haltungen zum Weiterbauen am Baudenkmal Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich verschiedene Haltungen im Hinzufügen von Neuem zum Alten. Eine nahe liegende Lösung liegt darin, dass der Altbau weitestgehend imitiert wird. Es liegt auf der Hand, dass solch mimetisierendes Weiterbauen am mühelosesten ein neues Ganzes entstehen lässt, das ein harmonisches Zusammenspiel von alten und neuen Bauteilen oder historischen und neu hinzugefügten Bauten ergibt. Georg Mörsch spricht von der Neubauangst des Denkmalpflegers, der in einem sehr oberflächlichen Harmoniebegriff «alles vermeiden will, was im historischen Kontext neu erscheint und auffällt.»23 Dieses Vorgehen verwischt aber die Grenze zwischen Alt und Neu derart, dass die Ablesbarkeit der Zeitschichten verloren geht und der Betrachter buchstäblich betrogen wird; Geschichtsklitterung am Bau. Der Erhalt der Ablesbarkeit der Geschichte am Baudenkmal selbst, in Artikel 11 der Charta von Venedig postuliert, führt zur Forderung, dass Restaurierungsmassnahmen sichtbar sein sollen. Was für die Erhaltungsmassnahmen am Denkmal selbst gilt, muss grundsätzlich auch für das Weiterbauen gelten, denn es gibt keine plausiblen Gründe, das im Kleinen Geltende nicht auf das Grosse anzuwenden. Mimetisierendes Weiterbauen wird folglich im aktuellen Diskurs nur bei Anbauten akzeptiert, wenn es sich um untergeordnete Ergänzungen handelt. Am anderen Ende des Massnahmenspektrums stehen die kontrastierende Absetzung, welche überdeutlich zeigt, welche Bauteile neu und welche alt sind. Diese Haltung legt den Fokus auf den prinzipiellen Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen. Furrer zeigt auf, wo die Probleme dieser Haltung liegen können: «Dabei wird in der Regel die eigene Zutat in den Vordergrund gerückt, der Bestand gerät gedanklich und faktisch in den Hintergrund.»24 Er wird quasi zum Hintergrundbild, vor dem sich das neue Werk des Architekten inszeniert. Umgekehrt gibt es aber auch die Haltung, das historische Fragment zu inszenieren. Carlo Scarpa pflegte bereits in den 1960er und 1970er Jahren den Entwurfsansatz, ein historisches Detail herauszuarbeiten und im übrigen aber mit neuen Formen und Materialien weiterzubauen. Cramer/Breitling sprechen von einem «Fenster in die Vergangenheit», welches zur Wertsteigerung der Immobilie eingesetzt wird. «Durch geschickte Inszenierungen und in einen neuen Rahmen gesetzt werden Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 15 Mimetisierende Ergänzung Oetlingerstrasse 69a Basel Webseite Buol & Zünd Architekten Kontrastierende Ergänzung Kunsthaus Graz Foto Marion Schneider & Christoph Aisleitner aus Wikipedia Anlehnende Ergänzung Haus Truog «Gugalun» Versam von Peter Zumthor Foto Brandon Shigeta auf TUMBLR Inspirierte Ergänzung Casa alle Zattere in Venedig von Ignazio Gardella Foto Giorgio Casali 1958 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 tatsächlich unscheinbare Baubefunde auf einer rohen Ziegelwand oder Reste von Farbfassungen nobiliert.»25 Zwischen diesen Extrempositionen gibt es Entwurfshaltungen, die ein neues Ganzes schaffen, das als Antwort auf den unangetasteten Bestand als sensible Antithese auftritt oder aber eine Kontinuität im weiteren Sinn darstellt, ohne den Bestand einfach zu imitieren. Wie ein solches Resultat zustande kommt, zeigt Furrer im folgenden Zitat: «Der Entwurf stützt sich auf die Erfahrungen mit dem historischen Bau, wandelt sie um, setzt sie fort. Dieser Vorgang hat viel mit Intuition zu tun, setzt die Anforderungen der heutigen Zeit und heutige architektonische Ausdrucks- und Konstruktionsweisen in die Gedankenwelt des bestehenden Baus um, ohne seine Ausstrahlung und authentische Materialität zu stören.»26 Furrer weist einen Weg, jedoch ohne Landkarte als Hilfe zur konkreten Bewältigung der Aufgabe. Er verweist darauf, durch kritische Betrachtung von realisierten Beispielen Antworten zu finden. Der Bezug zur Vergangenheit Die Forderung nach Orientierung am Bestand wurde bereits wiederholt erwähnt. Cramer/Breitling zitieren Wilhelm von Humboldt «Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft» und werden nicht müde, immer wieder zu betonen, dass eine genaue Analyse des Baus unumgänglich ist. Sie richten ihren Fokus auf die Kenntnis der masslichen und strukturell-konstruktiven Verhältnisse. «Die sorgfältige Grundlagenermittlung hat für die Planung im Bestand eine überragende Bedeutung. Nur wer den vorgefundenen Bestand gründlich und in allen seinen Eigenarten kennt und die oft komplizierten Zusammenhänge versteht, kann kompetent planen und wird auf dieser Grundlage in der Baudurchführung die schlimmen Überraschungen vermeiden,...».27 Wer auch immer zu diesen Fragen publiziert, betont die Wichtigkeit, den genius loci zu erkunden: historische Zusammenhänge ergeben sich aus der Lage des Objekts, der Gebäudegeometrie, das architektonische Vokabular, aus Materialwahl und der Tragkonstruktion. Die Aufzählung ist nicht abschliessend. Anregung soll jedoch nicht nur vom sichtbaren Bau und seinen von Auge oder durch Analysen erkennbaren Eigenheiten kommen. Wichtige Informationen sind in den alten Bauakten enthalten. Alte Pläne, Bauentscheide, Korrespondenz über das Objekt bergen oft überraschende Erkenntnisse oder enthalten Anregung für die Gestaltung. So wurde ein in den Unterlagen des Eigentümers gefundener Plan der Umgebungsgestaltung der «Förrlibuckhäuser»28 aus der Erstellungszeit als Inspirationsquelle und Vorlage für die neue Umgebungsgestaltung genutzt, obwohl die Gärten nicht geschützt waren. Mörsch geht noch einen Schritt weiter und fordert genaue Kenntnis des historischen Kontexts. Zu viel Wissen führt nach ihm nicht zu Lähmung, wie das Werk fast aller bedeutenden Architekten belege.29 Wissen um den Bauherrn und seine persönliche und berufliche Geschichte, um das Curriculum der Architekten, die Hintergründe der Entstehung eines Baus zu kennen, Kenntnisse um seine Planungs- und Baugeschichte und die Geschichte des Orts, an welchem er steht, fördern das Verständnis für sein «So-Sein» und für die gewachsene Struktur. Daraus erwächst Respekt für das Vorhandene und das Wissen bietet Hilfestellung beim Entscheid, welche Strukturen unangetastet Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 16 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 bleiben sollen. Auch Detlef Karg weist auf die inspirierende Kraft des Wissens um historische Fakten. «Erst die Vertrautheit mit dem Ort und der Substanz setzt die schöpferischen Kräfte, Energien und Phantasien für das hinzuzufügende Neue frei.»30 Entwicklungslinien scheinen auf, die für die Entwurfsarbeit eingesetzt werden können. Marco Zünd von Buol & Zünd Architekten in Basel beispielsweise wies bei einer Führung der MAS Studierenden des gta durch den Jazzcampus in Kleinbasel am 8. Mai 2015 darauf hin, wie wichtig die Baugeschichte für die zündende Idee zum Entwurf gewesen war. Seine Recherchen hatten ergeben, dass das Grundstück seit dem Mittelalter ständig bebaut war. Der Fussabdruck blieb – von kleinen Abweichungen abgesehen – über die Jahrhunderte unverändert. Nur die Häuser wechselten. Die von ihm entworfenen Gebäude, in ihrer Summe das Volumen eines grossen Blocks repräsentierend, wurden wiederum auf dem gleichen Fussabdruck errichtet. Die Neubauten übernehmen so die im Quartier vorherrschende Kleinkörnigkeit der Bebauung. Unterstützt durch die Übernahme der Formensprache der umliegenden Altbauten fügen sie sich nun unauffällig in die Umgebung ein. Die Architekten liessen zudem die historischen Vorderhäuser zur Gasse hin stehen und renovierten sie sorgfältig. Nur eines der drei Häuser musste abgebrochen werden, um die dahinter liegende Grossbaustelle erschliessen zu können. Es wurde jedoch mit Originalmaterial wieder aufgebaut. Rekonstruktionen sind im denkmalpflegerischen Diskurs umstritten, da die so entstandenen Bauten im Grunde genommen nicht alt sind. Allerdings handelt es sich nicht um einen Wiederaufbau eines durch den Krieg oder späteren Abriss verlorengegangenen Gebäudes, das nun aus sentimentalen und identitätsstiftenden Gründen nach den noch vorhandenen Plänen und Fotografien möglichst originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Da jedoch die Legitimität von Rekonstruktionen nicht Gegenstand dieser Arbeit ist, wird nicht näher auf diese Fragestellung eingegangen. Marco Zünd beschreibt mit folgenden Worten, wie die Baugeschichte zusehends an Bedeutung für die Entwurfsarbeit gewann: «Der Aspekt der Bedeutung der Baugeschichte und insbesondere wie sie im Zusammenhang zum zeitgenössischen Schaffen steht, bewegt uns seit dem Umbau des Lohnhofs 1999. So gesehen ist der Jazzcampus nur die Folge einer jahrelangen Beschäftigung mit der Frage des Zusammenhangs von Altem und Neuem. Zunächst waren wir von der blossen, formalen Gegenüberstellung von Alt und Neu (so wie in der Charta gefordert) architektonisch unbefriedigt, weil sie als Haltung immer nur fragmentarisch funktioniert und schlussendlich auch selbst das Potenzial des Neuen als auch des Alten nicht ausschöpft. Deshalb haben wir beim Umbau des Untersuchungsgefängnisses Lohnhof zu einem Hotel dort das Neue als formales Mittel eingesetzt, wo eine Konnotationsverschiebung gesucht war. Der Weg führte dann über die Entdeckung einer konzeptionellen, methodischen Seite (Imhofhaus in Binningen) zum Umbau einer Fabrik zu einem Wohnaus, wo ganz direkt in «endogener» Weise das Gebäude weiterentwickelt wird. Das Musikerwohnhaus kann man als Weiterführung und Verfeinerung der Thesen sehen, wobei dort noch ein konstruktiver Gedanke in den Vordergrund tritt. Nun, etwas scherenschnittartig, aber es belegt, wie sehr uns dieses Thema seit nun mehr als 15 Jahren in diversen Bauten immer wieBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 17 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 der beschäftigt hat. Der Jazzcampus ist dann der Versuch oder vielleicht auch die Konklusion all dieser Betrachtungen und Projekte, welcher dazu führte, in ziemlich direkter Adhesion zum Bestand, oder eben auch der Geschichte, zu agieren. Was, wie ich denke, man in diesem Haus gut sehen kann.»31 In den folgenden Ausführungen werden nun diese theoretischen Betrachtungen an ausgesuchten Beispielen konkretisiert, ergänzt und kritisch gewürdigt. Der Fokus wird dabei auf die Bedeutung der Baugeschichte und der Erarbeitung von Qualitätsmerkmalen liegen. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 18 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 3. DAS SCHLOTTERBECK-AREAL – DER STELLENWERT DES ALTEN Daten zum Projekt Adresse Quartier Badenerstrasse 415 Zürich Aussersihl Historischer Bau Erstellungszeit Bauherrschaft Architekten Garage mit Werkhalle und Tankstelle 1950 und 1960, spätere kleinere Ergänzungen und Abänderungen C. Schlotterbeck Automobile Aktiengesellschaft Suter + Suter AG, Basel Aktueller Bau Erstellungszeit Bauherrschaft Architekten Wohnhaus und Gewerberäume Seit 2014 im Bau STAHLER.DEVELOPMENT AG Wollerau giuliani.hönger ag, Zürich Unterschutzstellung 2.5.2002, angestossen durch die Erweiterungsplanung BildVisualisierung giuliani.hönger architekten Sicht auf das Projekt von der Badenerstrasse Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 19 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 3.1. Der PLANUNGSPROZESS Die Durchführung eines Wettbewerbs war der Schlusspunkt einer langen, schwierigen Planungsgeschichte, die sich aus der besonderen Lage und dem Schutzstatus des zu erweiternden Gebäudes ergab. Die ehemalige Grossgarage wird seit 201132 nicht mehr als solche genutzt; Citroën (Suisse) SA Zürich ist heute in Schlieren. Ursprünglich war der Betrieb an einer Ausfallstrasse in einem Randquartier der Stadt, wo sich viele Gewerbebetriebe und andere Garagen befanden. Das Garagengelände liegt nun in der Nähe eines pulsierenden Quartierzentrums, mitten in Wohnüberbauungen. Die notwendige Suche nach einer Neunutzung sowie die Erfahrungen aus dem vorhergehenden Planungsprozess schlugen sich im Wettbewerbsprogramm und den darin formulierten Beurteilungsfeldern nieder. Im Beurteilungsgremium waren seitens der Behörden Vertreter des Baukollegiums, des Amtes für Städtebau, der Denkmalpflege, der Denkmalpflegekommission sowie die zuständige Kreisarchitektin, burkard meyer architekten und Walt & Galmarini Ingenieure sowie als Sachpreisrichter der Eigentümer Joachim Stahler von Zürich Appartements AG und der Bauherrenberater Wilhelm Gasche.33 Die vom Beurteilungsgremium formulierten Wettbewerbsvorgaben orientierten sich nicht nur an der Schutzwürdigkeit des Gebäudes, sondern stellten städtebauliche, architektonische und wirtschaftliche Forderungen an das zu entwickelnde Projekt. Die vier eingeladenen Architekturbüros giuliani.hönger architekten, PARK Architekten, Spiro + Gantenbein Architekten sowie Stücheli Architekten hatten generell die städtebauliche Situation zu klären und das Bauvolumen auf dem Schlotterbeck-Areal gut in die Umgebung einzupassen. Ferner mussten die denkmalpflegerischen Aspekte berücksichtigt werden. Städtebauliche Situation und Architektur Die Garage Schlotterbeck liegt in der Mitte einer praktisch undurchlässigen Randbebauung zwischen Albisriederplatz und Letzigrund, die keine Verbindungen zur dahinterliegenden öffentlichen Grünanlage der Wohnsiedlung Heiligfeld III aufweist. Die Wettbewerbsvorgaben beinhalteten folglich ein Gewährleisten Stadtmodell aufgenommen von PARK Architekten 2011 Garage im blauen Kreis oberhalb der Siedlung Heiligfeld Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 20 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 der Durchlässigkeit von der Badenerstrasse zum Heiligfeldpark und Rücksichtnahme auf die geschützte Überbauung Heiligenfeld und die dazugehörige Parkanlage. Sichtbeziehungen und Gestaltung der Aussenräume sollten auf diese Überbauung abgestimmt werden. «Die hohe Qualität der Parkanlage Heiligfeld ist aufzunehmen und mit dem Planungsgebiet zu verbinden (Benutzbarkeit, Besonnung, Aussicht, Intimität, Bezug zu einem möglichen Gastrobetrieb im Erdgeschoss entlang des Heiligfeldparks).»34 Ein Weiterbauen und Durchdringen des bestehenden Garagengebäudes wurde ausdrücklich als Möglichkeit erwähnt; auch ein Hinweis auf die Möglichkeit eines Hochhausbaus war enthalten, sofern der ganze Entwurf eine besonders gute Gestaltung aufweise. Generell wurden eine sorgfältige volumetrische Einpassung und architektonische Qualitäten gefordert. Denkmalpflegerische Aspekte Die Wettbewerbsvorgaben orientierten sich am bestehenden Schutzvertrag.35 Das Neubauvolumen hatte auf das bestehende und schützenswerte Gebäude der ehemaligen Citroën-Garage Rücksicht zu nehmen, und die im Schutzvertrag deklarierten Teile des bestehenden Gebäudekomplexes mussten erhalten bleiben. Der Schutz umfasst im Wesentlichen folgende Elemente: • Geschützt ist die Zweiteiligkeit des Gebäudes, das heisst die Gliederung in einen Hallenkörper und einen gerundeten Rampenturm. • Bei der Reparaturwerkstätte sind die Längsfassaden, insbesondere ihre Gliederung in horizontale Fenster- bzw. Brüstungsbänder und ihre Materialisierung (Sichtbeton) geschützt. Die Betonsprossen der Fenster sind geschützt, das Glas darf jedoch entfernt und zurückversetzt eingesetzt werden. Sollte eine Betonsanierung mit zu grossem Aufwand und unverhältnismässigen Kosten verbunden sein, ist eine Verkleidung der Gebäudehülle inklusive Isolation denkbar. Auch eine Aufstockung des Gebäudes in Form eines Attikageschosses ist möglich, sofern die neuen Architekturelemente dem industriellen Charakter der Garage Rechnung tragen. • Die Fassade des Rampenturms inklusive Oblichtband sowie das auskragende Dach. • Im Innern ist die konstruktive Gebäudestruktur zu erhalten (Stützensystem, Böden, Decken) und die Rampe, allerdings nicht die später eingezogenen Böden in der Rampe. Einbauten in der Reparaturwerkstätte sind möglich, allerdings sollte die Hallenwirkung spürbar bleiben. Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit Wirtschaftliche Überlegungen wie Ertragsverbesserung, wenn nicht sogar Ertragsoptimierung, standen mit Sicherheit hinter dem Bestreben, den nicht mehr als Garage genutzten Gebäudekomplex weiter zu bauen. Dass im Katalog der Beurteilungskriterien folglich auch Vorgaben zur Nutzung enthalten waren, erstaunt nicht, ebensowenig die Forderung nach Nachhaltigkeit. Die Berücksichtigung von ökologischen Forderungen gehört heute zum Standard, wie die anderen Wettbewerbsbeispiele zeigen. Das Wettbewerbsprogramm sah deshalb eine Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 21 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Ausnützung von 16‘000 bis 16‘500 m2 Nettonutzfläche als anzustrebendes Ziel vor, wobei die senkrechten Erschliessungskerne und die Aussenbereiche nicht miteingerechnet wurden. Ein guter Wohnungsmix und gute Wohnungsgrössen wie auch Optimierungsmassnahmen zum Energiesparen und Nachhaltigkeitsüberlegungen wurden in die Beurteilung miteinbezogen. 3.2 Das Siegerprojekt von giuliani.hönger ARCHITEKTEN Sicht vom Heiligfeldpark her Visualisierung giuliani.hönger Laut Jurybericht gelang es den Verfassern, «die Komplexität der Fragestellung in eine vielschichtige Lösung zu überführen.»36 Die einen städtebaulichen Akzent setzende Turmlösung sowie die klare Erkennbarkeit der ursprünglichen Baukörper überzeugten die Jury. Die unbefriedigende Gestaltung der Rückseite des bestehenden Gebäudes gegen den Heiligfeldpark hin werde durch den vorgesehenen Kopfbau in erfreulicher Weise verbessert. Begrüsst wurde auch die geplante Offenhaltung eines Teils der Werkhalle. Gelobt wurde die interessante Vielfalt an Wohnungsgrundrissen. Trotzdem wurden Kritikpunkte genannt. Die architektonische Ausprägung des Turms überzeugte noch nicht, eine filigranere Ausformung wurde gefordert. Bemängelt wurde auch die vorgesehene Entfernung des Showrooms und des Vordachs vor dem Rampenturm. Unverständlich war der Jury das Perforieren der Aussenhülle der Rampe mit Fensteröffnungen. Auch die vorgesehene Anbindung an den Heiligfeldpark liess noch zu wünschen übrig. Das überarbeitete Siegerprojekt trägt der Kritik nun Rechnung. Zwei klar erkennbare Baukörper mit unterschiedlichen geometrischen Grundformen prägen das Projekt: Einerseits erhebt sich zur Badenerstrasse hin ein von der Strassenflucht zurückgesetzter zylinderförmiger Turm über dem originalen runden Rampenbau. Der bestehende kubische Hallenbau der Reparaturwerkstätte wird um ein Geschoss erhöht, im hinteren Teil zum Heiligfeld erfährt er eine zusätzliche Aufstockung um einen dreigeschossigen kubischen Baukörper. Der Rampenbau mit der Doppelhelix wird von den späteren Einbauten in der Mitte befreit. Der so wieder gewonnene Hohlraum wird benützt, um eine Tragkonstruktion für den Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 22 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Turmaufbau einzusetzen, ohne dass die ursprüngliche Bausubstanz verändert werden muss. Die markanten pilzförmigen Stützen des Hallenbaus bleiben sichtbar erhalten und werden in die Maisonettewohnungen, die in einen Teil der Halle eingebaut werden, integriert. Praktisch alle Wohnungen verfügen über individuelle Aussenräume. Das den Bau prägende Vordach zur Badenerstrasse hin mit dem Ausstellungsraum bleibt nun erhalten. In erster Linie ist eine Wohnnutzung vorgesehen; die Wohnungen werden verkauft. Die dem Gewerbe reservierten Flächen im Erdgeschoss nehmen nur einen verschwindend kleinen Teil der gesamten Nutzfläche ein und sollen im Gegensatz zu den Wohnungen vermietet werden. Auffallend ist die grosse Zahl an kleineren Wohnungen mit 2.5 und 3.5 Zimmern. Nur 17 4.5-Zimmerwohnungen und drei 5.5- Zimmerwohnungen sind im über 110 Wohnungen umfassenden Wohnungsmix zu finden. Auch die Wohnflächen bewegen sich in einem Mittelmass; die durchschnittliche Wohnfläche einer 1.5-Zimmerwohnung beträgt 39.9 m2, eine Maisonettewohnung Suspension Gartenloft Porte Visualisierungen Webseite Schlotterbeck Areal AG 2.5-Zimmerwohnung weist 73 m und eine 3.5-Zimmerwohnung 87.3 m2 auf. Die 4.5- Zimmerwohnungen haben im Schnitt 115.8 m2, die 5.5-Zimmerwohnungen 141.3, 142 und 167 m2. Fünf verschiedene Wohnungstypen mit sehr unterschiedlichen Grundrissen wurden über den ganzen Gebäudekomplex verteilt. Die Namen der Wohnungstypen geben erste Informationen zu Eigenheiten des Wohnungstyps: Panorama, Porte, Suspension, Intérieur und Volant. Im Turm entstehen Wohnungen (Panorama) mit teilweise atemberaubender Fernsicht mit einem nicht alltäglichen Grundriss; fächerartig reihen sich Wohn- und Schlafräume aneinander, die näher zum Zentrum des Turms liegenden Flächen enthalten Küche und Nassräume. Die Wohnungen haben eine Loggia oder im obersten Geschoss einen innen liegenden Patio. Im Hallenbau entstehen verschiedene Wohnungstypen: Gartenlofts (Porte) im Erdgeschoss mit eigenem Gartensitzplatz, in welchen die geschützten Pilzstützen sichtbar sind, Maisonettewohnungen (Suspension) ohne privaten Aussenraum – trotzdem wurden alle problemlos verkauft – und mehrheitlich grosse Wohnungen im neuen obersten Geschoss der ehemaligen Werkhalle mit einem innen liegenden Patio (Intérieur). Im Kopfbau am hinteren Ende gibt es einen weiteren Wohnungstyp (Volant), einige mit einem L-förmigen Grundriss. Die meisten verfügen über eine Loggia. Das Erdgeschoss der Werkhalle sowie der ehemalige Ausstellungsraum im Rampengebäude werden gewerblich genutzt werden. In der hauseigenen Garage sind Autoabstellplätze und für Bewohner und Bewohnerinnen des Schlotterbeck Areals vor dem Gebäude zwei Mobility Fahrzeuge vorgesehen; auf den Rampen können Velos abgestellt werden. Die Aussenraumgestaltung beschränkt sich im Wesentlichen auf die Anordnung von Besucherparkplätzen und den beiden Abstellplätzen für die Mobility Fahrzeuge auf der Stirnseite des Gebäudekomplexes gegen die Badenerstrasse hin. An den Längsseiten und der hinteren Stirnseite gegen den Heiligfeldpark ist kaum Umschwung vorhanden. Während der Grün2 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 23 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 streifen vor der östlichen Längsseite der privaten Nutzung der Gartenloftwohnungen vorbehalten ist, gleicht sich die Gestaltung der übrigen Aussenflächen derjenigen des Heiligfeldparks an. Sie werden mit diesem mit einfachen, leicht geschwungenen Wegverbindungen verknüpft. Die Beschreibung der Materialisierung beschränkt sich auf die Teile des Baus, die in erster Linie von den Architekten bestimmt werden und ausschlaggebend für die Beurteilung des Projekts sind. Die Materialisierung des Baus trägt sowohl dem ehemals gewerblichen Charakter des Gebäudes wie auch den Anforderungen an Energie sparendes Bauen Rechnung. Bei den bestehenden Gebäudeteilen wird eine sorgfältige Betonsanierung vorgenommen und eine Innendämmung angebracht, indem eine Art Haus-in-Haus Konstruktion erstellt wird. An den Stirnseiten werden auf der Innenseite neue Wände hochgezogen. Die Gläser der ursprünglichen Fensterfronten an den Längsseiten werden herausgelöst und hinter der bestehenden Fassade wird eine zweite, die Fenstergläser enthaltende Wandschicht gebaut. Die Neubauteile werden aus hinterlüfteten Glasfaserbetonelementen erstellt. Die Fassade des Turms wird aus vorfabrizierten Betonelementen mit Innenwärmedämmung aufgebaut, die anschliessend mit Gips verkleidet wird. Nicht begehbare Flachdächer werden extensiv begrünt. Dachbleche, Einfassungen, Ablaufrohre uam. werden aus mattem Chromnickelstahl gefertigt. Die Innenwände sind Leichtbauwände, die Trennwände der Wohnungen im Turm und im Aufbau sowie das Treppenhaus aus Beton. Der Baustoff Beton bleibt überall sichtbar. Fenster und Flügeltüren sind aus wärmegedämmten, einbrennlackierten Metallprofilen, mit dreifacher Isolierverglasung. Auch die Haustüren sind als Metallkonstruktion gefertigt. Das Konzept der Innenausstattung nimmt ebenfalls Bezug auf die frühere gewerbliche Nutzung des Baus und dessen Wirtschaftsgeschichte. Denn nicht nur das Gebäude selbst ist ein Zeitzeuge. Im Inneren wurde eine Ikone der Automobilgeschichte verkauft und gewartet: das 1955 kreierte Citroën Modell DS, ausgesprochen «Déesse», die Göttin. Das stromlinienförmige, windschlüpfrige Modell, das beim Anfahren sichtbar der speziellen Federung wegen auf und ab schaukelte, wurde in zarten Pastellfarben angefertigt. Citroën-Modell «Déesse» Die Architekten erweisen der Göttin ihre Referenz, indem deren Farbpalette für Webseite Schlotterbeck-Areal die Innenausstattung in Bad und Küche wieder aufgenommen wird. Das als Stan- AG dard vorgesehene Material für die Böden, Anhydrit, stellt ebenfalls den Bezug zur gewerblichen Vergangenheit her. Allerdings kann als Option auch ein Parkettboden gewählt werden. Die Wände werden teilweise roh belassen oder mit einem Glasvlies versehen, die Decken werden teilweise lasiert oder gestrichen. Eigentümer und Eigentümerinnen von Stockwerkeigentum pflegen jedoch ihre eigenen Vorstellungen in ihren vier Wänden zu verwirklichen und verwischen oft die Absichten der Architekten bis zur Unkenntlichkeit wie beispielsweise im Zölly-Tower. Es muss deshalb offen bleiben, ob die zukünftigen Wohnungseigentümerinnen und –eigentümer des Schlotterbeckareals diesem industriellen Groove folgen werden. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 24 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 3.3. Das Schutzobjekt Die Lage Die Badenerstrasse ist eine sehr alte, in verschiedenen Etappen ausgebaute Wegverbindung zwischen Zürich und dem ehemaligen Dorf Altstetten. Sie war die alte Reiseroute auf dem Landweg nach Baden. Ein erster Ausbau fand bereits im 19. Jahrhundert statt, als die Limmatstrassenbahn um 1900 auf dem Trassee der Badenerstrasse gebaut wurde. Der Verkehr auf dieser Strassenverbindung nahm mit der Eingemeindung von Altstetten 1934 stark zu. Entlang der Strasse entstanden zahlreiche Unternehmen, die mit dem Automobil verknüpft waren. 1906 liessen sich die Automobilwerke Franz AG an der Badenerstrasse 313 nieder und erstellten dort ihre erste Autofabrik. Der 1923 von Hermann Weideli gebaute Pferdestall wurde 1931 in eine Autogarage umgewandelt (Badenerstrasse 330). In den 1930er Jahren entstanden diverse Tankstellen, darunter die in den 1970er Jahren abgebrochene «Titan»-Tankstelle von Karl Egender und Wilhelm Müller an der Badenerstrasse 527. Auch die an der Badenerstrasse 438 im Jahr 1952 errichtete Grossgarage HOLKA existiert nicht mehr. Die 1951 fertiggestellte Citroën-Garage der «C. Schlotterbeck Automobile Aktiengesellschaft» war nur eines der Unternehmen, welche die Badenerstrasse zur «automobile row» Zürichs machten. Mit der Zeit waren sämtliche grossen Automarken mit Filialen an der Badenerstrasse vertreten.37 Ein Blick auf den bis 1937 nachgeführten Übersichtsplan der Stadt Zürich zeigt, dass eine deutliche Bebauunglücke zwischen dem Albisriederplatz und dem Letzigrund stadtauswärts bestand. Das von der Badenerstrasse, dem noch nicht ausgebauten Letzigraben und der Albisriederstrasse gebildete Dreieck war bis auf ganz wenige Ausnahmen unbebaut. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Badenerstrasse auf ihrer ganzen Länge bis nach Schlieren auf eine Gesamtbreite von 21.4 m erweitert und die Strassenbahn auf Doppelspur ausgebaut. In der Neuen Zürcher Zeitung vom 2. Dezember 1948 wurde die ausgebaute Strasse als schönste Ausfallstrasse Zürichs gerühmt und vermeldet, dass zwischen Albisriederplatz und Letzigraben auch bereits mit dem Pflanzen von Bäumen begonnen wurde. An die bereits 1937 bestehende Überbauung im von der Badenerstrasse und der Albisriederstrasse gebildeten Spickel beim Albisriederplatz wurde 1942 eine erste Häuserzeile entlang der Badenerstrasse gebaut, welche die Hausnummern 359 bis 367 erhielt. 1947 wurde eine neue Bau- und Zonenordnung erlassen, die offenbar günstige Bedingungen für die Entwicklung dieses Dreiecks schuf. Im gleichen Jahr wurde mit der Adresse Badenerstrasse 409 und 411 von der Badenerstrasse zurückversetzt das Säuglings- und Mütterheim Pilgerbrunnen fertiggestellt. Die Stadt plante im Dreieck Badenerstrasse, Letzigraben und Brahmsstrasse – Heiligfeld genannt – eine grosse Wohnsiedlung in mehreren Etappen. Die erste Etappe Heiligfeld I wurde 1948 mit Bauten von den Architekten Josef Schütz und Alfred Mürset an der Brahmsstrasse 60 bis 92 realisiert. Die zweite Etappe, Heiligfeld II sollte entlang der Badenerstrasse in konventionellem Zeilenbau entstehen. Das Projekt stammt von den Architekten A. Gradmann und Alfred Mürset. Diese Wohnungen waren 1950 bezugsbereit.38 Die Parzelle, auf der die Garage Schlotterbeck ab 1947 geplant wurde, schliesst Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 25 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 unmittelbar an diese Häuserzeile mit den Adressen Badenerstrasse 387 bis 401 an. Der Übersichtsplan von 1951 zeigt die nun gerade erst fertig gestellte Garage mit Werkhalle als Teil einer fast bis zum Letzigraben geschlossenen Bebauung. Der quer zur Strasse gestellte Längsbau hebt sich allerdings mit seinen Dimensionen und dem prominenten Rundbau, welcher nicht auf der Fluchtlinie der übrigen Gebäude steht, sondern leicht zurückversetzt ist, deutlich von den anderen Gebäuden ab. Die Strassenfront zum Letzigraben hin, wo bereits zwei Gewerbegebäude aus den Jahren 1905 und 1929 standen, wurde 1952 und 1953 mit weiteren niedrigen Übersichtsplan der Stadt Zürch 1937 Gewerbebauten geschlossen. Das Siedlungsprojekt Heiligfeld wurde mit einem von Albert H. Steiner konzipierten, vielfältigen Ensemble abgeschlossen: 1952 entstanden die auffallend gestalteten, BAZ einen zu einem Stern zusammengefügten dreiachsigen Fussabdruck aufweisenden, zwölfgeschossigen Turmhäuser mit der Adresse Letzigraben 5 und 11. Sie waren die ersten Hochhäuser Zürichs.1954 schliesslich wurde auf dem Gelände südlich der Garage die Wohnsiedlung Heiligfeld III erstellt. Der Freiraum zwischen den Wohnblöcken wurde als öffentlich zugänglicher Park und Spielplatz vom Hochbauamt der Stadt Zürich konzipiert. Die bekannten Landschaftsarchitekten Gustav und Peter Übersichtsplan der Stadt Zürch 1951 Amman steuerten das Bepflanzungskonzept bei, der Spielplatz und der Schlittelhügel stammen vom Architekten Alfred Trachsel. Dieser hat vermutlich auch die Führung der Wege, die Ruheplätze und die Geländemodellierung konzipiert. Die Bauarbeiten an der Wohnkolonie Heiligfeld waren 1955 abgeschlossen. Die Baugeschichte 1947 erfolgte die Eingabe von Plänen, und mit Datum vom 27.6.1947 wurde ein Vorentscheid gefällt, der der C. Schlotterbeck Automobile AG eine provisorische Bewilligung für den Neubau einer Garage erteilte. Diese Unterlagen sind im Archiv des Amtes für Baubewilligungen nicht mehr auffindbar. Dass ein Vorentscheid aufgrund von eingereichten Unterlagen erwirkt wurde, geht jedoch aus einem Brief des Architekturbüros Suter + Suter an die Baupolizei vom 24. Juli 1948 hervor.39 1948 wurden Pläne für ein Vorprojekt «Vollausbau», den Bau eines Grossgaragengebäudes mit Autoreparaturwerkstätten, Servicebetrieb, einer öffentlichen Tankstelle und einem offenen Velounterstand an der Badenerstrasse 415 und 417 eingereicht. Vorgesehen war eine dreigeschossige Reparaturwerkstatthalle mit einem gerundeten Rampenturm zur Badenerstrasse hin. In einem ersten Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 26 BAZ ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Originalplan «Vollausbau» von Suter + Suter 1948 Ansicht Nordwest Archiv Planauflage Schritt sollte jedoch nur ein eingeschossiger Bau realisiert werden. Das geplante Raum- und Einrichtungsprogramm sah Ähnliches wie bei der ersten Grossgarage vom Unternehmer Carl Schlotterbeck in Basel vor: «3 Einstellräume und 82 Einstellboxen für zusammen etwa 250 Automobile, 1 Autoreparaturwerkhalle mit mechanischer und elektrischer Werkstatt, Wagenwasch- und Schmierplatz, Meister- und Werkstattbureaux, 1 Lastkraftwagenwerkstatt und -garage, 1 Rampenturm mit 2 Ausstellungsräumen, Vordach, Verkäufer- und Tankwartbureau sowie 4 Benzintanksäulen, 5 Bureauräume, 1 Warteraum, 2 Magazine für Pneuund Bestandteillager, 1 Autoparkierungsterrasse mit teilweiser Ueberdachung, 1 Vierzimmerwohnung für den Abwart und 1 offener Velostand.»40 Das ganze Gebiet war Gegenstand eines Quartierplanverfahrens, da noch keine oder nicht ausreichend grosse Strassen vorhanden waren, um die ins Auge gefassten grösseren Überbauungen realisieren zu können. Undatierte Planskizzen, wo das Garagengebäude eingezeichnet ist, zeugen von den Schwierigkeiten, eine überzeugende städtebauliche Lösung für dieses grosse, noch unerschlossene Gebiet zu finden. Als Gründe wurden die Vielzahl von Grundeigentümern, schwer zu vereinigende Interessen, mangelnde gesetzliche Grundlagen und wenig Verständnis der Allgemeinheit für städtebauliche Fragen genannt. Das Grossgaragenprojekt kollidierte denn auch mit den für die Badener- und Aemtlerstrasse (heute Brahmsstrasse) im Quartierplan vorgesehenen Baulinien. Seine Dimensionen – es ging über drei Parzellen – verstiessen zudem gegen das Baugesetz, die Büros waren so platziert, dass sie nicht genügend belichtet wurden und die vorgesehenen Abgrabungen hätten zur Folge gehabt, dass das Vorgartengebiet und der Zugang zur Abwartwohnung bis zu 1.70 m unter der Niveaulinie der projektierten Aemtlerstrasse zu liegen gekommen wären. Die Bewilligung für das Projekt wurde deshalb nur teilweise erteilt. Es war zu diesem Zeitpunkt jedoch kein Vollausbau vorgesehen, sondern nur die Erstellung des Untergeschosses und des Erdgeschosses geplant. Zu Jahresbeginn 1949 wurden abgeänderte Pläne eingereicht. Der Quartierplan war immer noch in Bezug auf die neue Landeinteilung zwischen Badener- und Aemtlerstrasse pendent. Das Projekt sah immer noch eine durchgehende Überbauung zwischen der Badener- und Aemtlerstrasse vor, so dass die zulässige Bautiefe um etwa 50 m überschritten wurde. Die Baulinien Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 27 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Originalplan «Vollausbau» von Suter + Suter 1948 Ansicht Südost Archiv Planauflage wurden durch Mauerfundamente und zwei Notausgangstreppen überstellt, die Niveaulinie der projektierten Aemtlerstrasse lag 30 cm über dem Erdgeschossfussboden. Das Vordach ragte etwa 8 m über die Baulinie hinaus, und es wurde befürchtet, dass dies das unzulässige Aufstellen von tankenden Fahrzeugen auf dem Trottoirgebiet der Badenerstrasse begünstigen könnte. Zwei der vier geplanten Tanksäulen befanden sich zudem vor der Baulinie. Auch Abgrabungen zur Belichtung von im Untergeschoss geplanten Büros waren immer noch vorgesehen. Die Baute kam zudem Originalplan «Vollausbau» von Suter + Suter 1948 Ansicht von der Badenerstrasse nach Inkrafttreten der neuen Zonenordnung in eine Wohnzone Archiv Planauflage zu stehen. Um sie realisieren zu können, war eine von der kantonalen Baudirektion zu erteilende Ausnahmebewilligung notwendig. Ihre Erteilung wurde von den Stadtbehörden empfohlen, «da vom verkehrstechnischen Standpunkt aus die Erstellung einer Großgarage an dieser bedeutenden Ein- und Ausfallstraße als Entlastung des stadtinnern Verkehrs erwünscht ist und keine übermäßige Ausnützung des Baugrundstückes, auch für den Fall, daß das Gebäude später aufgestockt werden sollte, besteht.»41 Die Bauherrschaft wurde unter vielen anderen Auflagen dazu verpflichtet, die nicht überbauten Grundstücksteile als Grünanlagen zu bepflanzen und dauernd zu unterhalten. Sie durften zu keinen Zeiten überbaut werden.42 1959 wurde ein erster Anlauf genommen, um den 1948 geplanten Vollausbau zu realisieren. Die Stadt verweigerte die Baubewilligung, da das Gebäude auf vier statt drei Geschosse aufgestockt werden sollte, die zulässige Bautiefe überschritten wurde und das Projekt die Mindestgrenzabstände nicht einhielt. Zudem befriedigte die architektonische Fassadengestaltung nicht. Die abgeänderten Pläne, welche immer noch Verstösse gegen die Vorschriften enthielten, wurden am 12.2.1960 bewilligt. Mit einer Ausnahmebewilligung, da es sich um die Aufstockung eines bestehenden Gebäudes handelte und bereits vorgängig eine Ausnahmebewilligung erteilt worden war. Eine Bewilligung für einen Vollausbau im nun vorliegenden Umfang war bereits erteilt worden, das Projekt kam damals aber nicht im bewilligten Umfang zur Ausführung. Die diversen Verstösse gegen die Bauordnung würden weder hygienische Nachteile mit sich bringen Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 28 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Originalplan von Suter + Suter 1959 Ansicht Nordwest Archiv Planauflage Originalplan von Suter + Suter 1959 Ansicht Südost Archiv Planauflage noch Gefährdungen im Brandfall in sich bergen. Zudem verzichtete die Bauherrschaft auf die Ausnützung der gemäss der neuen Bauordnung erlaubten Geschosszahl. Es wurden Originalplan von Suter + Suter 1959 nur zwei weitere Geschosse aufgeAnsicht von der Badenerstrasse Archiv Planauflage setzt, so dass ein dreigeschossiges 43 Gebäude entstand. 1975 wurde der Hof im Südwesten gegen die Liegenschaft Badenerstrasse 425 überdacht. In diese Zeit fielen auch Einbauten in den durch die Doppelhelix gebildeten Hohlraum des Rampengebäudes. 1979 schliesslich wurde eine weitere Erweiterung der Garage geplant und auch bewilligt, aber nicht realisiert. An den Rampenturm sollte ein dreigeschossiger Anbau angefügt sowie das Tankstellenareal überdacht werden, um Ausstellungsräume und Ausstellungsplätze für Neuwagen zu gewinnen. Das Jahr 2002 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des ständig erweiterten, aber immer als Garage benutzten Gebäudes. Am 31. Januar 2002 wurde ein Baugesuch eingereicht, das einen Umbau sowie eine weitere Aufstockung des Gebäudes vorsah. Eine Nutzungsänderung war geplant: der massiv vergrösserte Gebäudekomplex sollte zukünftig Gewerbe- und Wohnräume entBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 29 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 halten. Miteinbezogen in das grosse Umbauvorhaben war auch das benachbarte Wohnhaus mit der Adresse Badenerstrasse 425. Dieser Baueingabe gingen unzählige Gespräche mit den Stadtbehörden voraus, vorab mit der Denkmalpflege und der architektonischen Beratung. Aus den Erwägungen eines Vorentscheids vom 3. September 2002 geht hervor, dass seit August 2000 Ausbaupläne bestanden und die Stadtbehörden darüber informiert waren. Die in das Genehmigungsverfahren involvierten Behörden übten heftige Kritik am Bauvorhaben und forderten eine Verbesserung der architektonischen Qualität. Am 10. Oktober 2000 teilte die Stadt der Bauherrschaft mit, dass amtsintern ein Begleitgremium gebildet worden war. Dieses vertrat die Auffassung, dass das runde Rampengebäude spürbar bleiben sollte. Im November und Dezember 2000 stellte das Büro Schällibaum & Partner AG 8 Projektvarianten vor, keine schien Gnade bei den Vertretern der Stadt zu finden. Diese stellten Forderungen, wollten sich aber nicht festlegen und das Resultat der Schutzabklärungen abwarten. Am 2. Mai 2002 führten die Verhandlungen zum Abschluss eines Schutzvertrages, der mit Beschluss vom Stadtrat vom 19. März 2003 sanktioniert wurde. Im Verlauf dieser langen Verhandlungszeit wurde eine der Varianten vom Modellfoto Projekt Schällibaum zur Baueingabe Januar 2002 Archiv Planauflage Modellfoto Variante Projekt Schällibaum Archiv Planauflage Direktor des Amtes für Städtebau dann doch als realisierbar eingeschätzt, immer noch jedoch unter dem Vorbehalt von Änderungen. Um Planungssicherheit zu erreichen, erwirkte die Bauherrschaft einen Vorentscheid. Die Projektverfasser betonten, dass sie keinen «Einheitsbrei» über das Schutzobjekt giessen wollten, sondern dass die einzelnen Elemente klar erkennbar gemacht würden. Geplant waren drei Gebäudeteile: ein Kopfbau an der Badenerstrasse, welcher den Rampenturm teilweise umfasste, sowie ein aufgestocktes Längsgebäude hinter der Rampenrotunde. Der Kopfbau war auf der Baulinie geplant und hätte die Häuserzeile an der Badenerstrasse geschlossen, was von den Projektverfassern als städtebaulich gutes Resultat betrachtet wurde. Das Wohnhaus Badenerstrasse 425 hätte abgerissen werden und an seiner Stelle ein Bürogebäude entstehen sollen. Der Vorentscheid fiel negativ aus; die Bauherrschaft rekurrierte gegen diesen Entscheid, sistierte ihn jedoch. Im Vorentscheid vom 3. September 2002 wurde festgehalten, dass das Gebäude Badenerstrasse 415 (Citroën-Garage ) ein kunst- und kulturhistorisches Schutzobjekt von kommunaler Bedeutung sei und das beabsichtigte Bauvorhaben einen massiven Eingriff in Substanz und Wirkung des Objekts mit sich bringe; mit den Worten der Bewilligungsbehörde: «Die Beurteilung des Gesuchs warf zahlreiche Fragen auf, insbesondere bezüglich Städtebau und Architektur, Gestaltung und Ästhetik sowie Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt (Platzierung der Aufstockung, Verhältnis zwischen Kopfbau und Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 30 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Werkstattgebäude, etc.) und Stand der Projektausarbeitung.»44 Weiter wurde festgehalten: «Die vorgesehenen Aufstockungen und Anbauten haben gemäss § 238 Abs. 2 PBG auf die bestehende, schützenswerte Substanz besonders Rücksicht zu nehmen. Das ursprüngliche Baugesuch [...] vermag in der eingegebenen Form den gestalterisch erhöhten Anforderungen gemäss § 238 Abs. 2 PBG nicht zu genügen. [...] Es gelingt dem Projekt nicht, die neuen und alten Volumen zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen. Die Aufstockung wirkt aufgesetzt, dem bestehenden Gebäude gleichsam aufgepfropft. Die Überbauung zerfällt in drei sich konkurrenzierende Einzelteile (Kopfbau, Rampenrotunde, rückwärtiges Längsvolumen).»45 Die Bewilligungsbehörde sah die Lösung der teilweisen Ummantelung des Rampenturms nicht als Resultat städtebaulicher und denkmalpflegerischer Überlegungen, sondern rein in der Möglichkeit einer erhöhten Ausnutzung des Streifens entlang der Badenerstrasse begründet. Sie forderte, dass der Kopfbau entweder völlig freigestellt oder dann aber vollständig in den Kopfbau integriert werde. Ähnliche Überlegungen wurden zur Aufstockung der Werkhalle gemacht. Es entstehe kein neues Ganzes und die Aufstockung lasse eine Bezugnahme auf das darunter liegende Längsvolumen vermissen. Die dichte und heterogene Dachterrassenmöblierung des Attikadaches wirke unruhig und überinstrumentiert. Auch die Umgebungsgestaltung, insbesondere der Zugang zu den Wohnungen fand keine Gnade, eine an der südlichen Stirnseite angebrachte, über die ganze Fassade verlaufende Treppe wurde ebenfalls kritisiert. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde der klare Wunsch nach einer Wegverbindung zum dahinter liegenden Heiligfeldpark geäussert. Immer wieder betonte die Bewilligungsbehörde in diesem Vorentscheid, dass die erhöhten gestalterischen Anforderungen gemäss § 238 Abs. 2 PBG erfüllt und eine überdurchschnittliche Qualität bezüglich Städtebau, Architektur, Wohnen etc. erreicht werden müssten. In der Sitzung vom 22. Oktober 2002 kam die gleiche Bausektion der Stadt Zürich dann überraschenderweise zu einem anderen Resultat: «Eine nochmalige Überprüfung der gestalterischen Qualitäten des ursprünglichen Projekts hat – entgegen dem Resultat des Vorentscheids – gezeigt, dass dem zur Beurteilung vorliegenden Bauvorhaben unter Bedingungen und Auflagen grundsätzlich zugestimmt werden kann.»46 Die in diesem Entscheid verlangten Änderungen wurden teilweise ausgeführt und mit Entscheid vom 23. März 2004 bewilligt, jedoch nicht alle. Um die Bereinigung der bestehenden Differenzen, die nicht mehr mit der ästhetischen Beurteilung des Projekts, sondern mit der Einhaltung von klaren Vorgaben der Bauordnung verbunden waren, wurde dann jahrelang vor Gericht gekämpft. Die Baubewilligung erwuchs erst 2010 in Rechtskraft.47 Mürbe geworden durch das lange Projektierungs- und Bewilligungsverfahren verkaufte die Bauherrin, Erika J. Suter aus Basel, direkte Nachfahrin von Carl Schlotterbeck, das Grundstück mitsamt dem nun bewilligten Projekt. Wilhelm Gasche, der Bauberater des neuen Eigentümers Joachim Stahler von Zürich Appartements AG, legte diesem nahe, auf die Realisierung des Projekts zu verzichten und nochmals neu zu planen. Erneut fanden intensive Gespräche mit Vertretern des Amtes für Städtebau statt. In diese Gespräche involviert war auch ein neues Architekturbüro, PARK Architekten aus Zürich. Diese suchten nach einer Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 31 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 ästhetisch befriedigenderen Lösung, wie Skizzen und Visualisierungen zeigen. Ihre dokumentierten Vorabklärungen und Studien belegen, dass sie nicht nur alte Pläne der Garage und deren Umgebung mit einbezogen, sondern dass sie auch Inspiration bei der abgerissenen Schlotterbeck-Garage in Basel suchten, bei bestehenden Garagen wie z.B. der Franz AG, aber auch bei abgerissenen Garagengebäuden an der Badenerstrasse. Auch andere prominente Beispiele von weitergebauten Schutzobjekten im In- und Ausland wie das Gebäude der ETH an der Sonneggstrasse 5, in welchem sich die erdwissenschaftlichen Sammlungen befinden, oder Zumthors Kolumba in Köln wurden in die Studien miteinbezogen. Eine städtebauliche Analyse der Bauten entlang der Badenerstrasse und in deren unmittelbarem Umfeld sollte Klarheit darüber schaffen, ob sich aus der Umgebungssituation Vorgaben bezüglich Volumen, Form und Stellung des Baus ergeben. PARK Architekten entwarfen sechs Varianten, von denen dann eine weiterverfolgt und denjenigen Vertretern und Vertreterinnen der Stadtbehörden vorgelegt wurde, welche das Projekt erneut begleiteten. Interessant ist, dass in den Entwürfen eine dem Siegerprojekt von Giuliani und Hönger sehr ähnliche, nicht weiter bearbeitete Lösung zu finden ist. Das eingereichte Projekt stiess auf ein positives Echo, allerdings gab es auch hier offenbar Kritikpunkte. Am 13. Mai 2011 wurde es dem Baukollegium der Stadt vorgelegt. Hier spielte sich wiederum das Gleiche ab wie zuvor: Das Baukollegium kritisierte fehlende städtebauliche Bezugspunkte, die Länge und Höhe sowie die mangelnde Attraktivität der rückseitigen Gestaltung zum Park hin. Das Vorlegen eines überarbeiteten Entwurfs wurde gefordert, es sei dies die letzte Chance. Dazu kam es nicht mehr. Ein Architekturwettbewerb wurde lanciert, in welchen die Vertreter der Stadtbehörden Projektskizze PARK Architekten von Anfang an eingebunden wurden, um ein weiteres Hin und weiter entwickelte Variante Her zu vermeiden. Hier unterlag dann ein völlig abgeändertes Projekt von PARK Architekten demjenigen von giuliani.hönger architekten. Das Schutzobjekt – der Bau Auch wenn die vorliegende Arbeit nicht zum Ziel hat, die Schutzwürdigkeit der beschriebenen Bauten zu belegen, so ist es doch opportun, an dieser Stelle die Qualitäten und Besonderheiten des bestehenden Baus zu beleuchten. Denn die Schutzwürdigkeit von Industrie- und Gewerbebauten, vor allem aus der Nachkriegszeit, liegt nicht ohne weiteres auf der Hand, und ihre Unterschutzstellung stösst oft auf wenig Verständnis. Die Garage fiel und fällt auf. Nicht auf der Flucht der anderen Häuserzeilen in der unmittelbaren Nachbarschaft und deutlich von der Strasse zurückversetzt, setzt der Bau bereits durch seine Lage einen Akzent. War die Rampe mit Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal Projektskizze PARK Architekten nicht weiter verfolgte Variante 32 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Originalpläne von Suter + Suter 1962, zur Verfügung gestellt von giuliani.hönger architekten giuliani.hönger ag +17.5 Zürich, Badenerstrasse 415, Schlotterbeckareal +15.0 Fassade Nordwest Bestandesaufnahmen +12.5 +10.0 +7.5 +5.0 +2.5 ±0.00 = 410.51 m ü.M. OK fertig Boden Eingang Nordwest ±0.00 -2.5 -5.0 Ansicht von Nordwest Hasler Müggler Quinter AG Digitale Architektur- und Gebäudevermessung 0 2.5 5m r ag +17.5 erstrasse 415, areal +15.0 dost nahmen +12.5 +10.0 +7.5 +5.0 +2.5 ±0.00 = 410.51 m ü.M. OK fertig Boden Eingang Nordwest ±0.00 -2.5 -5.0 Hasler Müggler Quinter AG Digitale Architektur- und Gebäudevermessung 0 Ansicht von Südost giuliani.hönger ag Gezeichnet Geprüft Geändert SRe 22.06.12 CVe 22.06.12 A 8706 Meilen Kirchgasse 60 Fon 044 925 50 00 Fax 044 925 50 01 +17.5 der Doppelhelix beim ersten Garagenbau des Unternehmens Schlotterbeck in Basel noch im Gebäude integriert und nicht zu sehen, so wurde sie hier als optischer Blickfang inszeniert. Obwohl der Rundbau in der ersten Bauetappe nicht notwendig war, wurde er prominent an die Strasse platziert, die spätere Entwicklung vorwegnehmend. Zusätzlich zu diesem optischen Reiz war auch das weit ausladende, die Tankstelle überspannende Vordach nicht nur als Schutz für Tanksäulen und Tankwart, Fahrzeuge und Fahrer beim Tanken gedacht, sondern es sollte wie der später erhöhte Rundbau Signalwirkung haben. Ursprünglich als verglaster, vertikal gegliederter Zylinder konzipiert, wurde der Rampenturm dann ähnlich wie die nicht weit davon an der Hardstrasse erbaute Kirche St. Felix und Regula als geschlossener Betonzylinder mit einem Oblichtband gebaut. Für die auffällige Gestaltung gab es durchaus Vorbilder. Die im Zusammenhang mit der Verbreitung des Automobils entstandenen Bedürfnisse auch in Bezug auf Zweckbauten liess eine besondere Architektur entstehen, die sich an der Stromlinienförmigkeit der Nachkriegsautomobile und anderer zu jener Zeit entworfenen Gebrauchsgegenstände orientierte, die unter dem Begriff «Streamline-Architektur» bekannt ist. Aus den ersten Schuppen entwickelte sich in den USA eine Typologie von Bauten, insbesondere von Tankstellen, die von der reinen Treibstoffversorgungsanlage zum kleinen oder grösseren Servicecenter wurde. Herbert Keck ging in seiner Dissertation an der TU Wien im Jahr 1991 den Bauaufgaben, die mit dem Auto verknüpft sind, nach und beschreibt die Tankstellenarchitektur der Anfänge wie folgt: «Ein grosses, mehr oder minder freistehendes Dach, die Zapfsäulen darunter und ein kleines Gebäude, das von den Toiletten und einem Büro bis zu einer Werkstätte, einer Bar und einem kleinen Laden so gut wie alles enthalten kann [...].»48 C D E Fassade Nordost +15.0 www.hmq.ch [email protected] F 61'649.000 Auftrags-Nr. 30 x 84 Format Bestandesaufnahmen 5m 7430 Thusis 7017 Flims 7000 Chur 7084 Brienz 7240 Küblis B Zürich, Badenerstrasse 415, Schlotterbeckareal 2.5 Massstab 1:100 Plan-Nr. 03.02 +12.5 hmqplanum Digitale Architekturund Gebäudevermessung 3D-Laserscanning Facility-Management Digitale Bestandesaufnahmen Legende: Der Papierplan wird aus Platzgründen im Massstab 1:100 ausgegeben. Die Detaillierung der Aufnahmen entspricht jedoch dem Detaillierungsgrad 1:50 (gem. SIA 400) +10.0 Elemente im Hintergrund Elemente im Vordergrund Konnte nicht gemessen werden Schacht ES, KS (Die Sichtbarkeit der einzelnen Elemente war zum Zeitpunkt der Aufnahme eingeschränkt bzw. nicht gegeben. Aus diesem Grund ist es möglich, dass einzelne Elemente im Grundriss fehlen.) +7.5 +5.0 ±0.00 = 410.51 m ü.M. OK fertig Boden Eingang Nordwest D ROH D FER B ROH B FER ST BR SW UK OK BO BOM PF SP ZA BAL TR UZ KNGW KMDH H ROL RAF = Decke UK rohe Konstruktion = Decke UK fertige Konstruktion = Boden OK rohe Konstruktion = Boden OK fertige Konstruktion = Sturz UK allgemein = Brüstung OK allgemein = Schwelle OK allgemein = Kote unterkant = Kote oberkant = Bogen Gewölbe / Sturzbögen = Bogen an höchstem Punkt = Pfetten (UK, OK) = Sparren (UK, OK) = Zangen (UK, OK) = Balken (UK, OK) = Träger = Unterzug = Konnte nicht gemessen werden = Könnte massliche Differenzen haben +2.5 = Heizkörper = Rollladen = Rafflamellenstoren ±0.00 = 410.51 m ü.M. OK fertig Boden Eingang ±0.00 Fassade Nordwest -2.5 Fassade Nordost Schnitt B-B Schnitt C-C Fassade Südwest ±0.00 Schnitt A-A Rotonde Ansicht von der Badenerstrasse -5.0 Fassade Südost Hasler Müggler Quinter AG Digitale Architektur- und Gebäudevermessung giuliani.hönger ag Gezeichnet Geprüft Geändert SRe 22.06.12 CVe 22.06.12 A C D E www.hmq.ch [email protected] F Auftrags-Nr. Format Bestandesaufnahmen 0 +17.5 7430 Thusis 7017 Flims 7000 Chur 7084 Brienz 7240 Küblis B Zürich, Badenerstrasse 415, Schlotterbeckareal Fassade Südwest 8706 Meilen Kirchgasse 60 Fon 044 925 50 00 Fax 044 925 50 01 +15.0 61'649.000 30 x 84 Massstab 1:100 Plan-Nr. 03.04 +12.5 hmqplanum Digitale Architekturund Gebäudevermessung 3D-Laserscanning Facility-Management Digitale Bestandesaufnahmen Legende: Der Papierplan wird aus Platzgründen im Massstab 1:100 ausgegeben. Die Detaillierung der Aufnahmen entspricht jedoch dem Detaillierungsgrad 1:50 (gem. SIA 400) Elemente im Hintergrund Elemente im Vordergrund Konnte nicht gemessen werden Schacht ES, KS (Die Sichtbarkeit der einzelnen Elemente war zum Zeitpunkt der Aufnahme eingeschränkt bzw. nicht gegeben. Aus diesem Grund ist es möglich, dass einzelne Elemente im Grundriss fehlen.) ±0.00 = 410.51 m ü.M. OK fertig Boden Eingang Nordwest D ROH D FER B ROH B FER ST BR SW UK OK BO BOM PF SP ZA BAL TR UZ KNGW KMDH H ROL RAF = Decke UK rohe Konstruktion = Decke UK fertige Konstruktion = Boden OK rohe Konstruktion = Boden OK fertige Konstruktion = Sturz UK allgemein = Brüstung OK allgemein = Schwelle OK allgemein = Kote unterkant = Kote oberkant = Bogen Gewölbe / Sturzbögen = Bogen an höchstem Punkt = Pfetten (UK, OK) = Sparren (UK, OK) = Zangen (UK, OK) = Balken (UK, OK) = Träger = Unterzug = Konnte nicht gemessen werden = Könnte massliche Differenzen haben = Heizkörper = Rollladen = Rafflamellenstoren Fassade Nordwest +10.0 +7.5 +5.0 +2.5 ±0.0 OK f ±0.00 -2.5 Fassade Nordost Schnitt B-B Schnitt C-C Fassade Südwest ±0.00 Schnitt A-A -5.0 Stirnseite Ansicht vom Heiligfeld-Park, Fassade Südost Hasler Müggler Quinter AG Digitale Architektur- und Gebäudevermessung Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal Gerd Lichtenhahn Tankstelle Hannover um 1950 Lothar Götz BP Tankstelle Fulda um 1950 Beide Bilder aus der Dissertation von H. Keck 33 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Tankstellen tendieren dazu, grösser zu sein, als es ihre Funktion erfordert. Der grosse Raum, der unter ihrem Dach entsteht und nachts gut beleuchtet ist, lässt eine besondere, durchaus attraktive Atmosphäre entstehen. Dies dürfte auch der Grund gewesen sein, dass bei sämtlichen Veränderungen an der Garage immer ein übergrosses Vordach, das über die Baulinie der Badenerstrasse hinausragte, geplant und ausgeführt wurde. Die dahinter liegende Werkhalle ist ein kubusförmiger Längsbau mit einem flachen Satteldach, welches sich mit dem Dach der Rotonde zu einer zusammenhängenden, aus der Vogelperspektive beeindruckenden und prägenden Dachform fügt. Wenngleich sich in der Schweiz die Situation grundlegend anders präsentierte als in der BRD nach 1945, wo der Wiederaufbau möglichst rasch erfolgen musste und deshalb keine Mittel in den gestalterischen Aufwand für Industriegebäude investiert wurden, scheint der im gleichen Zeitraum konzipierte Gewerbebau bei flüchtiger Betrachtung ebenfalls einem Architekturfunktionalismus geschuldet zu sein.49 Die Gestaltung lässt keine Rückschlüsse auf die Art des Gewerbes zu, das in der Werkhalle betrieben werden sollte. Trotzdem wurde keine völlig auf gestalterische Elemente verzichtende «Schachtel» gebaut. Vor allem die Längsfassaden zeigen Gestaltungswillen. Prägend sind die umlaufenden Fensterbänder, die im Erdgeschoss einen grossen Teil der Längsfassade ausmachen und bis unter das Dach reichen. Flache Betonsprossen gliedern die Fenster in der Horizontalen und Vertikalen: drei waagrecht liegende Oberlichter übernehmen die horizontale Betonung, 6 in drei übereinander stehenden Reihen angeordnete Fensterfelder betonen die Senkrechte und werden zusammen mit den Oberlichtern von einem auf einem Betonsims aufliegenden Betonrahmen gefasst. Dieses Fassadenelement wird über die ganze Länge wiederholt. Die Fensterbänder der später hinzugefügten Geschosse übernehmen dieses Grundprinzip der Gliederung, wobei im ersten Obergeschoss nur zwei Fensterfelder übereinander liegen, im zweiten Obergeschoss deren drei ohne horizontal liegende Oberlichter. Der Rampenturm ist fensterlos; unter der Dachkante ist ein ähnlich gegliedertes Oblichtband, das nur über ein Fensterfeld in der Höhe geht. Der Rampenturm wird durch eine vertikale, über die ganze Höhe des Baus laufende und ebenfalls gesprosste Fensterwand an den Hallenbau angebunden. Dass das Gebäude aufgestockt wurde, wird nicht an der Fenstereinteilung sicht- Werkhalle Nordwestfassade vor Aufstockung undatierte Aufnahme Barbara Truog BAZ Ausbaustand nach 1962 Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal Foto PARK Architekten 34 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 bar, sondern lässt sich an den anders ausgebildeten Betonsprossen der oberen beiden Stockwerke ablesen, wie sie bei anderen Industriebauten aus der Zeit der Aufstockung zu finden sind.50 Die Stirnseite zum Heiligfeldpark allerdings zeigt einen nüchternen, wenig ansprechenden Charakter, sie hat nur wenige Fensteröffnungen und erhält mit den metallenen Fluchttreppen Hinterhofcharakter. Die Mauerteile des Hallenbaus sind aus Betonsteinen, unverputzt – ein Zweckbau. Interessantes Konstruktionsdetail im Inneren sind die regelmässig angeordneten, viereckigen und sich beinahe kapitellartig erweiternden Stützen, welche von Anfang an so ausgelegt waren, dass eine Aufstockung mit drei weiteren Geschossen möglich sein sollte. 3.4. Die Würdigung des projekts von giuliani.hönger ARCHITEKTEN Die Haltung der Architekten zum Bauen im Bestand Die bereits zitierten Autoren und Autorinnen weisen alle explizit oder implizit auf die zentrale Bedeutung der Haltung gegenüber dem Baudenkmal hin. Giuliani und Hönger’s Werkkatalog weist einige Bauten auf, wo sie im gewachsenen Kontext neu gebaut oder Baudenkmäler umgebaut haben und aus denen auf die Art und Weise zu schliessen ist, wie sie mit dem Bestand umgehen. Das Fachhochschulzentrum St. Gallen (2003) hinter den Gleisen beim Bahnhof St. Gallen Fachhochschule St. Gallen Semesterbroschüre SS 2014 giuliani.hönger architekten Sihlhof Panaromabild Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal Ausstellungsbroschüre SCHNITTWERK 35 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Weichenbauhalle Bern Aussenansicht Innenansicht scheint sich auf den ersten Blick sowohl im Volumen, der Höhe wie auch der sich vom Boden bis zur Dachkante durchgezogenen Lochfassade deutlich von der Umgebung abzusetzen. Ein zweiter Blick und eine von Giuliani und Hönger im Semesterprogramm abgebildete Illustration51 zeigt jedoch auf, dass sich die Grobstruktur des Querrschnitt Weichenbauhalle Baus an den umliegenden Gebäuden orientiert. Auch das Motiv der stark durch Fenster perforierten Fassade ist in älteren grösseren Nachbarge- Bilder und Plan von bäuden zu finden. Die Fachhochschule Sihlhof in Zürich (1999) hingegen nimmt der Webseite giuliani. hönger architekten sehr deutlich Bezug zu den sie flankierenden Bauten, sowohl in der Materialisierung, der Farbgebung wie auch der Rhythmisierung der Fenster. In Bern haben Giuliani und Hönger schliesslich mit dem Umbau der unter Denkmalschutz stehenden Weichenbauhalle gezeigt, dass sie gewillt sind, subtil auf die vorhandene alte Bausubstanz einzugehen. Die Industriehalle ist sowohl von aussen wie auch im Inneren als solche erlebbar; sie wurde in ihrer Grundsubstanz nicht angetastet. Die neuen Bauteile wurden in die Halle gestellt. Die beiden Architekten erklären selbst: «Die Typologie beruht auf dem Prinzip Haus im Haus. Das Foyer mit Zwischenklima ist der Differenzraum zwischen der integral erhaltenen Hallenwand und den beiden wärmegedämmten, plastisch verformten Körpern.»52 Die verwendeten Materialien zollen ebenfalls der industriellen Vergangenheit des Bauwerks Respekt. In ihren eigenen Worten: «eine akustisch und wärmetechnisch hochwertig gedämmte Holzkonstruktion mit einer industriellen Plattenverkleidung in zementgebundenen Holzfaserplatten im Sinne der Kontinuität der Industriehalle.»53 Ihre Haltung gegenüber dem Baudenkmal spiegelt sich auch in den auf ihrer Webseite abrufbaren schriftlichen Semesterprogrammen an der EPLF Lausanne. Die Illustrationen zeigen, wie die Studierenden durch vergleichendes Betrachten von Altbauten und Baudenkmälern mit Bauten aus unserer Zeit sowie von Stadtplänen und Siedlungsmodellen an das Berücksichtigen von gewachsenen Strukturen in der Umgebung herangeführt werden. Im Frühjahrssemester 2015 nahmen Giuliani und Hönger unter dem Titel «Urban Constellation» ausdrücklich Bezug auf die Bedeutung des Ensembles und zitieren sowohl Fernand Pouillon wie auch Miroslav Šik «[...] ‘les ensembles sont plus importants que les chefs-d’oeuvre isolés’ (Fernand Pouillon) and ‘And now the Ensemble!!!’ (Miroslav Šik) are the two mottos of the spring terms.»54 Die Betrachtung der aufgeführten Werke zusammen mit den Aussagen der Architekten und Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 36 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 den Mottos in den Semesterprogrammen verdeutlicht, dass keine Architektur betrieben werden soll, die das Vorhandene ignoriert. Giuliani und Hönger sind überzeugt, dass eine stetige Auseinandersetzung mit den Beziehungen zwischen Gebäude und Umgebung, Raum und Raumprogramm, Konstruktion und Ausdruck sowie zwischen Auftraggeber und Architekt notwendige Voraussetzungen für das Entstehen einer stadtfähigen und identitätsstiftenden Architektur sind.55 Hier wird eine Haltung sichtbar, die vom Willen zeugt, sich mit den Problemen der Gesellschaft und den aktuellen Bedürfnissen wie auch dem Gewachsenen auseinander zu setzen, Abstand zu nehmen von Wildwüchsen und Übertreibungen, aber auch deutlich eigene Akzente zu setzen. Städtebauliche Einordnung des Projekts Das nach langen Auseinandersetzungen bewilligte Projekt Schällibaum sah einen Kopfbau auf dem der Rotonde vorgelagerten Landstreifen vor, der die Häuserzeile entlang der Badenerstrasse schloss. Das Projekt hätte zusammen mit dem ebenfalls geplanten Ersatz des Wohnhauses Badenerstrasse 425 eine „blickdichte« Häuserwand geschaffen. Die von der Stadt gewünschte Verbindung zum dahinter liegenden Heiligfeldpark war nicht vorgesehen. Die Baubewilligungsbehörde befürchtete auch, dass der geschützte Baumbestand im angrenzenden Teil des Parkes geschädigt werden könnte. Die Vielzahl von Formelementen sowie die Vor- und Rücksprünge der Baukörper sowie zahlreiche kleinere Aufbauten hätten das Sied- Visualisierung Projekt Schällibaum lungsbild empfindlich gestört. Dies wurde im ganzen Bewilligungsverfahren auch regelmässig kritisiert. Das Projekt von giuliani.hönger architekten hingegen, eine strikte Weiterentwicklung des bestehenden Baus, ändert nichts am historischen Fussabdruck. Der Rücksprung von der durch die benachbarten Häuserzeilen gebildeten Fluchtlinie und die Querstellung werden beibehalten. Diese Merkmale der Positionierung verliehen schon dem Altbau eine besondere Stellung im Häusergefüge der Badenerstrasse. Der runde Turm akzentuiert die besondere Stellung noch durch seine Höhe und die runde Form, er setzt einen neuen Akzent. Weder seine Höhe noch seine Masse konkurrenzieren die Hochhäuser der Heiligfeldsiedlung, hebt er sich doch deutlich mit seiner «Rundheit» ab von ihrer sternförmigen Form, gibt dieser besonderen Form durch sein Anderssein zusätzliches Gewicht. Auch die niedrigeren Bauten werden durch den Turm nicht bedrängt, denn er betont die Vertikale, wohingegen die ihn umgebenden Wohnhäuser die Horizontale betonen und wie ein grosser Sockel wirken. Die um einen Stock erhöhte Werkhalle erfährt keine so grosse Veränderung, dass sie das Häusergefüge stören könnte. Der im hinteren Teil geplante Kopfbau, eine dreigeschossige Aufstockung auf die um einen Stock erhöhte Werkhalle, ist nicht so hoch, dass er die Nachbarbauten von der Höhe her konkurrenzieren würde. Zudem ist er von der Strasse kaum sichtbar. Blickfang ist der Turm und der ihm vorgelagerte Schauraum mit Vordach der ursprünglichen Garage. Durch die Anbindung an den Park wird ein Mehrwert für das Quartier geschaffen, da bisher ein direkter Zugang von der Mitte des Abschnittes der Badenerstrasse zwischen Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 37 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Albisriederplatz und Letzigrund zum für das Quartier wichtigen Grünraum fehlte. Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt Das Projekt Schällibaum sah in Konformität zum Schutzvertrag den Erhalt des Altbaus vor. Von diesem wäre jedoch praktisch nichts mehr zu sehen gewesen. Der Kopfbau hätte die Rotonde zwar nicht vollständig umfasst. Da der quer liegende Kopfbau aber wesentlich breiter als die Rotonde geplant war, hätten diese seitlichen Einsichten nicht genügt, um etwas von der ursprünglich markanten Präsenz des Rundbaus erahnen zu lassen. Die Werkhalle wäre zum Sockelbau für die Aufstockung geworden. Einzig die hintere Stirnseite, welche nicht im Schutzumfang enthalten ist, hätte trotz der dominant gestalteten Nottreppe ihren ursprünglichen Charakter weitgehend behalten. Von der geschützten Tragkonstruktion der Bau des Dachs der Rotonde Pilzstützen wäre ebenfalls nichts mehr zu sehen gewesen; sie wären ummantelt 1950 worden. Das Projekt giuliani.hönger belässt das Schutzobjekt weitestgehend un- BAZ verändert. Einziger nicht schutzkonformer Eingriff ist die durch die Aufstockung des Rampenturms notwendige Entfernung des Rotondendaches. Es wurde bei den späteren Aufstockungen angehoben. In Fortsetzung dieses Vorgangs hätte es auch wiederum weiter angehoben werden können. Ein Anbringen auf dem Turm, wo das Dach nur noch aus der Vogelperspektive sichtbar gewesen wäre und als Blickfang nicht mehr getaugt hätte, fiel glücklicherweise zu Gunsten einer guten neuen Gesamterscheinung nicht in Betracht. Diese Massnahme mag Rohbau des eingeschossigen Baus 1950 BAZ bedauerlich sein, ist jedoch insofern nicht gravierend, da der gesamte Altbau mit sehr wenigen Veränderungen und in seinen wesentlichen Gestaltungselementen rundum gut sichtbar erhalten bleibt und im Hallenbereich nicht zum Sockel für massive Aufstockungen wird. Ein Bruch mit der herkömmlichen Gestalt ist die dreigeschossige Aufstockung im hinteren Teil der Werkhalle zum Park hin. Sie fügt ein neues Formelement ein und dürfte in der ökonomischen Optimierung der Ausnützung der Parzelle begründet sein. Hier zeigt sich, dass der wirtschaftliche Aspekt zu Lösungen führt, der das Durchziehen eines klaren Konzepts verhindert. Modell Projekt PARK Architekten, das dem Architektonische Gestaltungsqualitäten des Neubaus Baukollegium vor dem Wettbewerb präsentiert wurde Die Neubauteile sind wie der Altbau aus Beton. Dieser besteht aus einem runden, zylindrischen Rampenturm und einer kubischen Werkhalle und weist grosszügig eingesetzte Fensterbänder auf. Ein ausgesprochener Sinn für Rhythmisierung der Fassade spricht aus der Anordnung der Fenster sowohl beim Rampenturm wie bei der Werkhalle. Der Einsatz von Sichtbeton und Sichtbacksteinen zusammen mit den Fensterbändern strukturieren die Fassaden und führen das Auge. Der Neubau von giuliani.hönger architekten übernimmt nun ohne Wenn und Aber die Formen und orientiert sich an der Fenstergestaltung des bestehenden Gebäudes. Das Fensterband des vierten Geschosses der aufgestockten Werkhalle nimmt das Motiv der Fenstergestaltung des Oberlichtbandes vom Rampenturm auf – ein ungeteiltes, vielfach aneinandergereihtes Hochformat – und schafft so Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 38 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Projektpläne Januar 2013 giuliani.hönger architekten +35.83 +32.93 +30.03 +27.13 +24.23 +23.85 +21.33 +20.39 +18.43 +17.39 +15.53 +14.39 +12.63 +11.39 +7.67 +7.59 +4.50 +4.50 +0.00 = 410.79 +0.00= 410.79 -0.28 = 410.51 -0.28 = 410.51 -3.24 -3.24 Ansicht Nordwesten +39.72 +35.83 +32.93 +30.03 SCHLOTTERBECKAREAL ZÜRICH +27.13 BAUPROJEKT Ansicht Nordwest Plannummer +23.85 1:100 Planbezeichnung Massstab ± 0.00 = 410.79 m.ü.M. +20.39 +17.39 Grösse: A0 Datum: 02.11.2012 Gezeichnet: BAUHERRSCHAFT Schlotterbeck - Areal AG Tödistrasse 27, 8002 Zürich T F Mail: [email protected] ARCHITEKT giuliani.hönger architekten eth-bsa-sia Kanzleistrasse 57, 8004 Zürich T 043 243 41 00 F 043 243 41 01 Mail: [email protected] FACHPLANER ... ... ... ... FACHPLANER ... ... ... ... jl cm +24.23 +21.33 +18.43 +15.53 +14.39 +12.63 +11.39 +7.59 +7.67 +4.50 +4.50 ±0.00 = 410.79 +0.00 = 410.79 -0.28 = 410.51 -0.28 = 410.51 -3.24 -3.24 +2.02 Ansicht Südosten +39.72 +35.83 +32.93 +30.03 SCHLOTTERBECKAREAL ZÜRICH BAUPROJEKT +27.13 Ansicht Südost Plannummer +18.43 Massstab +23.85 ± 0.00 = 410.79 m.ü.M. +21.33 1:100 Planbezeichnung +24.23 Grösse: A0 Datum: 02.11.2012 Gezeichnet: BAUHERRSCHAFT Schlotterbeck - Areal AG Tödistrasse 27, 8002 Zürich T F Mail: [email protected] ARCHITEKT giuliani.hönger architekten eth-bsa-sia Kanzleistrasse 57, 8004 Zürich T 043 243 41 00 F 043 243 41 01 Mail: [email protected] FACHPLANER ... ... FACHPLANER ... ... +20.39 jl cm ... ... +17.39 ... ... +15.53 +14.39 +12.63 +11.39 +7.67 +7.59 +4.50 +4.50 links Ansicht Rundturm von der Badenerstrasse rechts Ansicht Kopfbau vom Park +2.02 +0.00 = 410.79 +0.00 = 410.79 -0.28 = 410.51 -0.28 = 410.51 -3.24 -3.24 eine organisch wirkende Verbindung nicht nur von Alt und Neu, sondern auch von Rotonde und Werkhalle. Dieses Fensterformat wird konsequent in den Neubauteilen verwendet. Eine anders geartete, aber deutliche Rhythmisierung der SCHLOTTERBECKAREAL ZÜRICH Fassade des Rundturms durch die von Loggien unterbrochenen Fensterbänder führt ähnlich wie beim Altbau zu einem belebten, aber nicht unruhigen Seherlebnis. Die Fenster des obersten Geschosses des Rundturmes nehmen Bezug auf das ursprünglich den Rampenturm abschliessende Oberlichtband. Die Fassaden der hinteren Aufstockung sind nach dem gleichen Prinzip gestaltet. Eine innen liegende Terrasse erlaubt den Bewohnern und Bewohnerinnen den Aufenthalt im Freien. Die gleiche Lösung wurde für die Aufstockung der Werkhalle gewählt. Nirgends sind auskragende Balkone oder Pergolen wie beim Projekt Schällibaum zu finden, denn es handelt sich um einen Weiterbau eines Industriegebäudes, das keine solchen Ausstülpungen aus der Fassade kannte. Die Fassaden sind rundum glatt ohne Vor- oder Rücksprünge, die Loggien sind wenig auffallende, nicht verglaste Öffnungen der Fassade oder aber im Inneren des Gebäudes liegende, nur aus der Vogelschau sichtbare Terrassen. Die sorgfältige Gestaltung BAUPROJEKT Anischt Nordost Südwest Plannummer Planbezeichnung ± 0.00 = 410.79 m.ü.M. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 1:100 Massstab Grösse: A0 Datum: 02.11.2012 Gezeichnet: BAUHERRSCHAFT Schlotterbeck - Areal AG Tödistrasse 27, 8002 Zürich T F Mail: [email protected] ARCHITEKT giuliani.hönger architekten eth-bsa-sia Kanzleistrasse 57, 8004 Zürich T 043 243 41 00 F 043 243 41 01 Mail: [email protected] FACHPLANER ... ... ... ... FACHPLANER ... ... ... ... 39 jl cm ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 der Fensterpartien kommt nicht von ungefähr. Belichtung und Lichtführung sind für Giuliani und Hönger ein wesentlicher Bestandteil ihrer raumgestalterischen Arbeit. Dies zeigt die Semesterbroschüre vom Frühjahr 2014, in der die Wirkung von Raumstrukturen im Zusammenspiel mit Strukturelementen, Befensterung und Licht entstehen. Deshalb haben sie trotz der Kritik des Beurteilungsgremiums am Einsetzen von Fensteröffnungen in der Wand des Rampenturms festgehalten. Diese wurden im Vergleich zum Wettbewerbsprojekt jedoch feiner und unauffälliger ausgestaltet. Die geschützten Pilzstützen werden als raumgestaltendes Element im Inneren inszeniert und als Verkaufsargument eingesetzt. Dass diese Stützen ein wichtiges gesltaterisches Element für Giuliani und Hönger sind, erstaunt in keiner Weise, denn das Titelbild ihrer Semesterbroschüre vom Herbst 2013 zieren die Betonstützen der Busstation Jaù von Jodo Vilanova Artigas aus dem Jahr 1975.56 Im Inneren der Broschüre sind weitere eindrucksvolle Abbildungen von Raum bildenden Betonstützen und stützenähnlichen Betonelementen. Der Sinn für Raumwirkung führt denn auch dazu, dass ein Teil der ehemaligen Werkhalle in ihrem ursprünglichen Zustand und ohne feste Einbauten belassen wird. Originalplan der Stützenkonstruktion von Suter + Suter Pilzstütze Foto PARK Architekten Die neue Nutzung Zur Wettbewerbsaufgabe gehörte auch – verbunden mit der architektonischen Gestaltung – der Entwurf eines neuen Nutzungskonzepts. Das Projekt Schällibaum ging von einem Weiterbetrieb der Citroën-Garage aus, sah aber eine stark erweiterte Nutzung vor, die zusätzliche Ladenlokale, ein Cafe, Büroräume und Wohnen umfasste. Diese Mischnutzung – vor allem die Kombination von Garagenbetrieb und Wohnen – hätte voraussehbare Konflikte im Aussenbereich generiert. Der Garagenbetrieb hätte eine Zulieferung von Neuwagen mit grossen Lastwagen und in der Natur der Sache liegende An- und Wegfahrten einer grösseren Zahl Autos über den Fussgängerbereich hinweg mit sich gebracht. Durch die Wohnnutzung wäre auch der Fussgängerverkehr angestiegen. Hier eine reibungsfreie Lösung zu finden, wäre trotz entsprechender Auflagen in der Baubewilligung wohl ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Giuliani und Hönger haben sich für eine mehrheitliche Wohnnutzung entschieden; nur ein verschwindend kleiner Anteil der Flächen ist für gewerbliche Nutzung vorgesehen. Der GaraBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 40 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 genbetrieb konnte ja nur dank Ausnahmebewilligungen in einem von Wohnbauten geprägten Quartier errichtet werden. Das neue Nutzungskonzept ist folglich quartiergerecht und kann auf der Positivseite des Projekts giuliani.hönger verbucht werden. Trotzdem. Ein leises Bedauern besteht darüber, dass ein weiterer traditionsreicher, die Strasse prägender und dem Automobil gewidmeter Betrieb definitiv verschwindet. Allerdings ist anzumerken, dass die Citröen-Garage schon vor dem Feststehen des Siegerprojektes nach Schlieren verlegt wurde. Die neue Nutzung setzt somit nur einen Schlusspunkt unter eine absehbare und kaum vermeidliche Nutzungsgeschichte, da der Standort – einst ideal für das Gewerbe an der Peripherie der Stadt gelegen – mittlerweilen für eine Garagennutzung durch die Entwicklung der Stadt eher ungeeignet ist. Grundsätzlich ist aber eine Weiterführung der ursprünglichen Nutzung immer einer Nutzungsänderung vorzuziehen, wenn dies möglich ist. 3.5. Merkmale qualitätvollen Weiterbauens am Baudenkmal Aus dem in Kapitel 2 dargestellten denkmalpflegerischen Diskurs und den Erörterungen zum Projekt Schlotterbeck Areal ergeben sich einige Forderungen an die Qualität des Weiterbauens. Gefordert wird, dass • auf das Schutzobjekt Rücksicht zu nehmen ist, • adäquat auf den Bestand zu reagieren ist, • die Gestaltungsqualität des Neuen derjenigen des Alten ebenbürtig sein muss, • ein neues Ganzes entstehen soll, • ein Mehrwert geschaffen wird, • Überlegungen zu Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit einfliessen müssen. Diese sehr allgemein gehaltenen Forderungen sind Zielsetzungen und Beurteilungskriterien zugleich. Um als Beurteilungskriterien tauglich zu sein, bedürfen sie jedoch einer Präzisierung. Die Forderungen sind im Grunde genommen Grobzielformulierungen und sagen nichts darüber aus, wie diese Ziele erreicht werden können und worauf zu achten ist. In den zitierten Texten, in denen diese Grobziele formuliert werden, lassen sich jedoch durchaus Hinweise beziehungsweise Kriterien für die Beurteilung finden. Die Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt äussert sich darin, dass der Bestand unangetastet bleibt und Zerstörungen vermieden werden. Allerdings sind sich alle Autoren und Autorinnen darin einig, dass ein Überführen des Bestands in die heutige Zeit Veränderungen notwendig macht. Diese sollen jedoch mit grösstmöglicher Zurückhaltung erfolgen. Ferner sollen die Zeitschichten ablesbar, und folglich das Neue als solches erkennbar sein. Nicht erwähnt wird, dass auch das Schutzobjekt sichtbar bleiben soll. Diese Forderung scheint eine Selbstverständlichkeit zu sein und wird möglicherweise deshalb nirgends formuliert. Dass dem nicht so ist, zeigt das glücklicherweise nicht ausgeführte Projekt Schällibaum, in welchem sowohl Rotonde wie auch Pilzstützen buchstäblich eingepackt worden wären. Auch die Werkhalle wäre unter den zusätzlich Gestaltungselementen bis zur Unkenntlichkeit verändert worden, und ihre Gestaltungsqualitäten wären nicht mehr sichtbar gewesen. In den vom Zürcher Heimatschutz begutachteten Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 41 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Projekten gibt es nicht wenige, bei denen genau diese Forderung nicht berücksichtigt wird. Geschützte Teile werden so umbaut, dass sie nicht mehr zu sehen sind. Gleichzeitig wird geltend gemacht, dass dem Denkmalschutz Genüge getan werde, da die geschützten Teile noch vorhanden seien. Eine weitere Forderung ist das adäquate Reagieren auf den Bestand. Erreicht werden kann dies, indem sich die neue Gestaltung an der Grobstruktur des bestehenden Baus und an derjenigen der umliegenden Gebäude orientiert. Šik, auf den sich Giuiani und Hönger in ihren Semesterprogrammen berufen, postuliert unter anderem, dass die Stilmittel der Umgebung zu beachten sind, dass die Funktion eines Gebäudes mit den spezifischen, erinnerbaren Bauformen eines Ortes verbunden werden sollen.57 In gleichem Sinn äusserte sich auch Marco Zünd (Seite 17). Das adäquate Reagieren auf den Bestand wird auch so umschrieben, dass die architektonische Ausdrucks- und Konstruktionsweise übernommen und umgesetzt werden soll. Solche Aussagen entspringen zweifellos einer Haltung, welche sich zwischen einem mimetisierenden und einem auf Kontrast zielenden Ergänzen bewegen. Das Resultat dürfte eine sich anlehnende oder am Bestehenden inspirierte Gestaltungslösung sein. Aus der Analyse der beim Projekt von Giuliani und Hönger eingesetzten Gestaltungsmittel wie Formen, die Fassaden strukturierende Elemente und die Materialisierung geht hervor, dass der bestehende Bau als Inspiration für die Ergänzungsbauten dient. Giuliani und Hönger nehmen die vorhandenen Elemente auf und setzen sie auf ihre eigene Art bei den Neubauteilen ein. Dass dies intendiert war, wird im Jurybericht, die Projektverfasser zitierend, bestätigt: «Akzentuierung, hybride Nutzungen, Erhalt der Struktur und Angleichung im Ausdruck» sind die Prämissen, von denen die Projektverfasser ausgingen.»58 Dass die Gestaltungsqualität des Neuen dem Alten ebenbürtig sein soll, müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Ist diese Forderung erfüllt, müsste sich die weitere, zentrale Forderung nach einem neuen Ganzen beinahe von selbst ergeben. Im theoretischen Diskurs wird von diversen Autoren ausgesagt, dass das Entstehen eines neuen Ganzen gefördert wird durch die wohlgefällige Übereinstimmung der Teile des zusammengefügten Ganzen, die Wohlproportioniertheit, die Bezugnahme zum Bestehenden. Genannt werden als Faktoren bauliche, funktionale und gestalterische Struktur, Raum, Volumen, Material, Farbe. Ob auch ein Gleichgewicht zwischen Alt und Neu wesentlich ist, wird nicht diskutiert. Als wesentliches und verbindendes Element im Projekt von Giuliani und Hönger lässt sich die Fenstergestaltung ausmachen, aber auch die Verwendung des beim Altbau eingesetzten Materials – Sichtbeton – und die Übernahme der Struktur des Gewerbebaus mit seinen glatten Fassaden; sie verzichten konsequent auf auskragende Balkone und andere vor- oder rückspringende Elemente. Der industrielle Charakter des Altbaus wird nicht nur im Äusseren gepflegt, sondern drückt sich auch im Inneren in der Wahl der verwendeten Materialien aus. Giuliani und Hönger gehen aber noch einen Schritt weiter. Mit der Übernahme der Pastellfarben der «Déesse», die im Altbau verkauft wurde, wird der Bezug zum Bestand nicht nur zum Bau, sondern auch zum wirtschaftlichen Geschehen hergestellt, zu dessen Zweck der Bau errichtet worden war. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 42 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 In den Wettbewerbsunterlagen zum Schlotterbeck Areal, aber auch im denkmalpflegerischen Diskurs wird die Schaffung eines Mehrwerts, eine Bereicherung gefordert. Mit Bereicherung wird allerdings in der Regel eine Bereicherung der bestehenden Teile gemeint, hin und wieder auch des Ortsbilds. Die Stadtbehörden nannten die Schaffung eines Mehrwerts im Zusammenhang mit Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit, welche die im denkmalpflegerischen Diskurs selten erwähnte wirtschaftliche Dimension des Weiterbauens am Baudenkmal einführt. Näher ausgeführt wurde in den zur Verfügung stehenden Unterlagen jedoch nicht, was genau damit gemeint ist. Der auf dem Schlotterbeck-Areal geschaffene Mehrwert,kann wie folgt beschrieben werden. Der Gewerbebau bleibt als Baudenkmal einer Zeit erhalten, die eine längst überholte kritiklose Positivhaltung gegenüber dem Automobil feierte und dazu Ausnahmebewilligungen für den Bau einer Grossgarage inmitten eines Wohnquartiers erteilte. Ausschlaggebend für die Stadt dürfte jedoch sein, dass neue Wohnungen auf dem Areal entstehen. Diese ist durch den neuen kantonalen Richtplan zur Verdichtung verpflichtet. Städtebaulich erfährt das Quartier durch die Akzentsetzung mit dem Turm und die Durchlässigkeit zum dahinter liegenden Park eine Aufwertung. Nachhaltig ist aus ökonomischer und ökologischer Sicht jedes Projekt, das vorhandene Bausubstanz nicht vernichtet. Denn in ihr stecken Energie und wertvolle, immer rarer werdende Rohmaterialien, die bei einem Abriss nicht ohne weiteres wiederverwendet werden können und bei ihrer Entsorgung die Umwelt belasten. Zweifel sind jedoch angebracht, ob die Stadtbehörden bei ihrer Forderung nach Nachhaltigkeit auf diesen Aspekt zielten. 3.6. Eine Leitidee aus der Baugeschichte für den Entwurf Die Turmlösung von giuliani.hönger architekten überrascht und erstaunt im ersten Anlauf. Ihr ist jedoch eine aus der Baugeschichte stammende innere Logik inhärent. Giuliani und Hönger orientierten sich nach eigenen Aussagen59 nicht in erster Linie am bestehenden Bau und seinen zu erhaltenden Teilen, noch an der Umgebung. Die Lösung ergab sich aus der Baugeschichte, die geprägt ist vom Weiterbauen des Objekts; das Weiterbauen war von Beginn an vorgesehen. Giuliani und Hönger haben folglich nichts weiter getan, als das, was von Anfang an intendiert war und im Bau angelegt ist: Weiterbauen, Aufstocken des vorhandenen Gebäudes. Die Fundamente der Werkhalle wurden bereits beim Erstellen des eingeschossigen ersten Baus so ausgelegt, dass ohne Verstärkung der tragenden Pilzstützen auf der ganzen Halle und dem Rampenturm noch drei weitere Geschosse errichtet werden konnten. Die zusätzliche Aufstockung im dem Park zugewendeten Teil der Werkhalle ist ohne Verstärkung der vorhandenen tragenden Strukturen möglich, weil die Last auf die Aussenmauern abgestützt werden kann. Für das Weiterbauen des Rampenturms musste jedoch eine andere Tragkonstruktion gefunden werden. Der innen liegende, im Laufe der Zeit zugebaute Hohlraum der Doppelhelix wird ausgeräumt und nimmt die Tragkonstruktion für den Rundturm über der Rotonde auf: ein Betonfuss mit einer runden Plattform, die anstelle des abgetragenen Rotondendachs auf den Rampenzylinder zu liegen kommt. Das Beispiel zeigt auf, wie wichtig nicht nur Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 43 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Virtuosität im gestalterischen Entwurf ist. Eine fundierte Auseinandersetzung mit der Baugeschichte und ein Eindringen über die materielle Substanz hinaus in das Wesen des Gebäudes geben wichtige Impulse für das Weiterbauen am Baudenkmal. Analog zu Hugo Häring60, der die Theorie vertrat, dass sich die Form und Gestalt eines Gebäudes von innen heraus aus dem Leistungsauftrag ergibt, den es zu erfüllen hat, könnte man sagen: Gelungenes Weiterbauen am Baudenkmal ergibt sich nicht aus der reinen Betrachtung der vorhandenen Substanz und der Umgebung des Bauwerks, sondern durch die Suche nach einer Leitidee, die im Gebäude enthalten ist. Diese Aussage dient denn auch als These für die Betrachtungen zu den nachfolgend besprochenen Projekten. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 44 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 4. DAS ZENTRUM WITIKON – WIEVIEL NEUES ERTRÄGT DAS ALTE? Daten zum Projekt Adresse Witikonerstrasse 279 - 197 8053 Zürich Quartier Witikon Historischer Bau Einkaufszentrum mit Läden, Bürogebäuden, Bank und Post Erstellungszeit 1968 - 1970, spätere, aber nicht grundlegende Veränderungen Bauherrschaft Karl Ochsner-Krämer‘s Erben Architekten Architektengemeinschaft Eberhard Eidenbenz, Robert Bosshard, Bruno Meyer, Zürich Aktueller Bau Erstellungszeit Bauherrschaft Architekten Gesamsanierung und Aufstockung Einkaufszentrum mit Läden, Bürogebäuden und Bank Baubewilligung erteilt 26.1.2016, Baubeginn Sommer 2016 Genossenschaft Migros Stücheli Architekten Zürich Unterschutzstellung 10.2.2016 BildVisualisierung Stücheli Architekten Sicht auf das Projekt von der Kreuzung Witikoner-/ Buchzelgstrasse Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 45 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 4.1. DER PLANUNGSPROZESS Einkaufszentrum Witikon 2014 von der Kreuzung Witikoner-/ Buchzelgstrasse aus aufgenommen Foto Mara Truog, Zürich Dass Veränderungen am Zentrum im «Dorf am Berg» geplant waren, war diversen Pressemitteilungen zu entnehmen. Die Gerüchteküche brodelte und alte wie auch neue Witiker hätten nur zu gerne gewusst, was mit «ihrem» Zentrum geschehen wird. Der Quartierverein und eine Arbeitsgruppe Zentrum wandten sich an die Genossenschaft Migros und unterbreiteten der neuen Mehrheitseigentümerin ihre Wünsche. Die offene Baustruktur, die das Dorfleben begünstigte, und die vorhandenen Läden sollten erhalten bleiben. Zusätzlich wünschte sich die Bevölkerung eine Sortimentserweiterung auch im Non-Food-Bereich im Angebot der Migros, eine Bäckerei/Konditorei mit einem Cafe, die auch am Sonntag geöffnet hat, öffentliche Toiletten, ein Kinderparadies, einen Coiffeur und ein Elektrofachgeschäft.61 Im Januar 2013 informierte die Genossenschaft Migros, dann erstmals über ihre Pläne und auch darüber, dass die Erweiterungsplanung auf die Interessen von vielen Stakeholdern Rücksicht nehmen müsse. Die Stadtbehörden hatten die Schutzwürdigkeit der Arealüberbauung erkannt und bekannt gegeben, dass sie das Zentrum ins Inventar der schützenswerten Bauten aufnehmen wolle.62 Die Migros, die im Jahr 2012 die Mehrheitsanteile am sanierungsbedürftigen Zentrum übernommen hatte, nahm Kontakt mit dem Amt für Städtebau auf um zu klären, welche Ausbaumöglichkeiten für das Zentrum bestehen. Bereits zu diesem Zeitpunkt signalisierte das Amt für Städtebau, dass es sich um einen wertvollen Bauzeugen handle. Die Migros beauftragte das für seine Erfahrung im Umgang mit moderner, schutzwürdiger Architektur bekannte Architekturbüro Stücheli Architekten mit der Erweiterungsplanung. Die ersten Planungsarbeiten mündeten in einer Machbarkeitsstudie, die im April 2013 abgeschlossen war. Ab Herbst 2013 wurde die Planung in intensiver Zusammenarbeit mit dem Amt für Städtebau, in erster Linie mit der Denkmalpflege und dem Baukollegium vorangetrieben, da es sich um eine Arealüberbauung handelt. Weil das Projekt auch Neubauten beinhaltete und es nicht nur um eine Sanierung des Bestands ging, war auch die architektonische Beratung in die Planungsarbeiten einbezogen. Die Gespräche mit den städtischen Behörden sowie intensive interne Diskussionen im Architektenteam und eine intensive Auseinandersetzung mit der Baugeschichte, welche die Entwurfsarbeit immer näher ans Original heranführBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 46 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 te, mündeten dann in einem Erweiterungsprojekt, das derart nah am Original ist, dass es vermutlich vom ungeübten Laien gar nicht als Erweiterung erkannt wird. In der im Januar 2016 erteilten Baubewilligung wird denn auch festgehalten: «Die geplante Erweiterung der Anlage zeugt von einer sorgfältigen Auseinandersetzung mit dem Bestand und der Architektur der 1960er- und 1970er-Jahre.»63 4.2. DIE ÜBERBAUUNG, IHRE BAUGESCHICHTE UND DIE ERWEITERUNG Bei diesem Projekt standen nicht so viele Detailunterlagen zur Verfügung wie beim Schlotterbeck-Areal. Henri Rochat von Stücheli Architekten und Anna Joss von der städtischen Denkmalpflege waren aber bereit, über das Projekt ausführlich Auskunft zu geben. Die Haltung der Architekten wird bei diesem Projekt nicht ausführlich dargestellt, da sie sich weitgehend am Bestand orientierten, wie nachfolgend gezeigt wird. Die Lage Witikon ist ein Quartier im Nordosten der Stadt, wo heute über 10‘000 Menschen leben und die ruhige Lage geniessen. Das Zentrum liegt an der Witikonerstrasse, einer Hauptausfallachse, gegenüber der neuen reformierten Kirche, etwa in der Mitte der vertikalen Ausdehnung des Quartiers. Das Quartier selbst liegt an der Peripherie der Stadt, am Berg an einem Passübergang ins Glatttal, von Wäldern und im Nordwesten und Süden von tiefen Tobeln abgetrennt von der Stadt. Das alte Dorf Witikon bestand im Wesentlichen aus dem alten Oberdorf östlich des auf dem Hügel erbauten und deshalb von weitem gut sichtbaren Kirchleins und dem nicht weit davon entfernten, am Passübergang entstandenen Unterdorf. Obwohl dies der kleinere Dorfteil war, wurden dort wegen der verkehrsgünstigen Lage die Metzgerei, die Schmiede, die Poststelle, zwei Wirtshäuser – die Waag und die Post – und am damaligen Dorfeingang 1877 das neue grössere Schulhaus gebaut.64 Das erste kleine Schulhaus war im Oberdorf am Fuss des Kirchenhügels an der Möcklistrasse 7. Vom Unterdorf aus dehnte sich die Besiedlung nur sehr langsam bergabwärts aus, wie Pläne aus dem Jahr 1932 zeigen. Viel weiter unten, auf halber Höhe zwischen der Burgwies und dem Dorf Witikon, liegt ein weiterer alter Siedlungskern – die Eierbrecht – wo sich eine urbane Entwicklung bereits früher als in Witikon anbahnte. Dieser Teil Witikons, im Gutachten zum Denkmalwert des Zentrum Witikon in Zürich von Corinna Meiner65 fälschlicherweise als Unterdorf bezeichnet, gehörte bis 1965 zu Hirslanden und nicht zu Witikon. Der Weiler, ursprünglich an der damaligen Barbara Truog Witikon 1932 (rot), rechts vom Kirchenhügel das Oberdorf, entlang der Strasse das Unterdorf BAZ Hirslanden 1932 (rot), rechts Eierbrecht Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 47 BAZ ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Witikon 1963, Überbauungsareal im blauen Kreis Foto ETH Bildarchiv Hauptverbindung von der Stadt nach Witikon gelegen (Waserstrasse), entwickelte sich aufgrund der geografischen Situation sehr eigenständig. Die Eierbrecht – peripherer Stadtteil nach der Eingemeindung von Hirslanden im Jahr 189366 – wurde in die Urbanisierungspläne der Stadt einbezogen. Drittplatzierte des Ideenwettbewerbs zu einem Bebauungsplan für die Eierbrecht in den 1910er Jahren waren ex aequo die Architekten Pfleghard & Häfeli, unterstützt von Ingenieur Carl Jegher, und die Architekten Gebrüder Pfister aus Zürich.67 Jedoch erst von 1930 bis 1932 entstand auf der Terrasse in der Eierbrecht die erste grosse Genossenschaftssiedlung an der Drusbergstrasse, der Beginn einer intensiveren Bebauung, welche sich den Hang hinauf entwickelte. Die beiden Siedlungskerne waren jedoch deutlich getrennt voneinander; dazwischen lagen grosse, zusammenhängende Freiflächen. Die Bevölkerungsentwicklung machte den Bau eines grösseren Schulhauses notwendig. 1934 wurde auf dem freien Feld zwischen den beiden Siedlungskernen das Schulhaus Langmatt gebaut. Durch den gewaltigen Bauboom, der Witikon in den 1950er und 1960er Jahren ergriff, breitete sich die Besiedlung auch vom Sattel her hangabwärts aus, wo rund um die Carl SpittelerStrasse neue Ladenlokale entstanden. Noch Mitte der 1960er Jahre waren aber zwischen dem ursprünglichen Dorf Witikon und der Eierbrecht grosse zusammenhängende Freiflächen vorhanden, zumindest auf der Seite der Witikonerstrasse, wo nun das Einkaufszentrum steht. Die beiden Siedlungskerne wuchsen zusammen und es fehlte nun ein neues Quartierzentrum. Die seit 1525 in Witikon ansässige Familie Ochsner68 bewirtschaftete den Bauernhof im Zelg an der Witikonerstrasse, der ziemlich genau in der Mitte der beiden alten Siedlungskerne lag. Das Bauernhaus an dieser exponierten Lage verkörperte wie kein anderes den bäuerlichen Charakter Witikons, wo noch in den 1960er Jahren jedermann wussten, wer die alteingesessenen Bauernfamilien waren – zum Beispiel die Ochsner, Graf, Boller, Lang.69 Diese Familien verkauften auch Land für den Bau der neuen reformierten Kirche, die 1957 eingeweiht wurde.70 Mit dem Bau des Einkaufszentrums wurde das Ende des Bauerndorfs wenn nicht eingeläutet, so doch praktisch besiegelt. Für diesen Verlust reichlich entschädigt erhielt das Quartier nun ein richtiges Zentrum, in welchem buchstäblich auch die Kirche – bislang im freiBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 48 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 en Feld stehend – wieder im Dorf war. Inzwischen ist Witikon zu einer Stadt am Berg angewachsen, die trotzdem immer noch Dorfcharakter bewahrt hat. Dass dem so ist, ist vielleicht hauptsächlich dem Einkaufszentrum zu verdanken. Dies kommt auch in der bereits erwähnten Eingabe des Quartiervereins an die Migros zum Ausdruck, wo das Zentrum als Begegnungsort und Forum bezeichnet wurde. Die Baugeschichte Bauernhof im Zelg Der in den 1960er Jahren einsetzende Bauboom in Witikon hatte zur Folge, Witikonerstrasse 289 dass die bestehenden Läden die Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerung nicht mehr decken konnten. Als Landbesitzer hatten die Bauern die Erschliessung von Bauland durch neue Strassen mitzufinanzieren. Karl Ochsner – im Volk «Kari» genannt – sah sich gezwungen, zu diesem Zweck Land zu verkaufen. Dieser Umstand gab den Anstoss, die Landwirtschaft aufzugeben und als Erster der Witiker Bauern selbst zu bauen. Anvisiertes Ziel war der Bau von Wohnungen. So entstand denn auch in der westlichen Ecke des Are- Foto BAZ als an der Buchzelgstrasse 8 bereits 1954 - 1956 ein zwei- bis dreigeschossi- Bauernhof im Zelg von Osten ges Laubenganghaus mit Wohnungen, projektiert von Eberhard Eidenbenz. Witikonerstrasse 289 Foto BAZ Die Idee zum Einkaufszentrum reifte über einen längeren Zeitraum.71 Zuerst sollte an der Ecke Witikoner-/Buchzelgstrasse eine Denner-Filiale enstehen. Zur gleichen Zeit plante die Stadt auf Anregung des Quartiervereins am Fuss des Kirchenhügels zwischen der Berghalden- und Loorenstrasse eine grosse Überbauung mit fünfgeschossigen Wohnblöcken, einem Einkaufszentrum und einer Absenkung der Witikonerstrasse. Der Plan konnte nicht realisiert werden, weil ein Vetter von Karl Ochsner der Stadt sein Land nicht verkaufen wollte und eine Trägerschaft zur Realisierung des Grossprojekts fehlte. Karl Ochsner griff die Idee auf und begann nun zusammen mit dem Architekten Eberhard Eidenbenz auf seinem eigenen, inzwischen zentral gelegenen Land ein Einkaufszentrum zu planen. Einkaufszentren gab es damals in der Schweiz mit einer Ausnahme in der Welschschweiz keine. Ochsner und Eidenbenz besichtigten deshalb Beispiele in anderen Ländern Europas. In einem Gespräch mit dem Redaktor des Quartier Anzeigers für Witikon und Umgebung aus dem Jahr 2006 gab Karl Ochsner Einblick in die Motive, die ihn zum Bau dieses Zentrums trieben, einem Bauwerk, das zu jener Zeit einzigartig war. Er wollte keine gedeckte Shopping Mall nach amerikanischer Art, wie sie etwa zur gleichen Zeit in Spreitenbach entstand. Ihm schwebte der Bau eines neuen Quartierzentrums, eines Dorfplatzes vor – ein «Landidörfli» unter freiem Himmel sollte es werden.72 Aus einer 1963 durch den Grundeigentümer in Auftrag gegebenen und vom Institut für Marktforschung und Raumplanung AG Zürich erstellten Standortanalyse ergaben sich Forderungen an das zu erstellende Zentrum. Es sollten mindestens 200 Kurzparkierplätze und zusätzliche Abstellplätze für Dauerparkierer geschaffen werden, genügend Flächen im Erdgeschoss für Ladengeschäfte und Dienstleistungsbetriebe – vor allem eine Postfiliale –, ein Restaurationsbetrieb, aber auch Flächen für Büronutzungen. Der Aussenraum sollte zur grosszügigen, verkehrsfreien Fussgängerzone werden. Dieses Programm wurde in einer ersten Projektskizze im November 1964 umgesetzt. Es meldeBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 49 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Einkaufszentrum 1970 Foto Comet aus: Werk Bd.57 (1970) Heft 9 ten sich zahlreiche Interessenten, die sich am Projekt beteiligen oder Flächen mieten wollten. Eine erste Überbauungsetappe über zwei Drittel des Areals wurde daraufhin im Juni 1966 ausgeschrieben. Im November 1966 wurde ein Einkaufszentrum mit Kleinwarenhaus, Ladenlokalen, Bürohaus, Restaurant, Post- und Bankfiliale, ein Wohnhaus mit 7 Wohnungen und Garage als Hofunterkellerung, offene Parkpätze in grösserer Zahl – auch vor der Post – bewilligt. Es waren Ausnahmebewilligungen notwendig, da die zulässige Bautiefe massiv überschritten wurde und andere Vorgaben der Bau- und Zonenordnung nicht eingehalten wurden. Die Ausnahmebewilligung wurde mit der guten Gestaltung gerechtfertigt, da trotz der Grossüberbauung dank der Konzentrierung der Baumassen vermehrt Freiflächen entstanden und die Nachbarbauten nicht beeinträchtigt wurden. Mit den bestehenden Freiflächen der Kirche auf der gegenüberliegenden Seite werde so ein attraktiver Strassenraum geschaffen.73 Ende 1966 entschloss sich die Migros-Genossenschaft Zürich, einen Supermarkt im neuen Einkaufszentrum einzurichten. Dies führte dazu, dass die Projektierung auf die ganze Grundstücksfläche ausgedehnt wurde. Die Pläne zur ergänzenden Etappe wurden im März 1967 eingereicht und am 21. Juli 1967 bewilligt.74 Die Realisierung der beiden Etappen erfolgte in einem Zug. Die Einweihung fand im Frühjahr 1970 statt. Bis in die Gegenwart hinein wurden laufend kleinere Umbauten vorgenommen, die das Erscheinungsbild des Zentrums zum Glück nicht wesentlich beeinträchtigen. Im mittleren Hochgebäude wurden die Verkaufsflächen der Läden vergrössert, indem die Arkaden geschlossen wurden. Beim Warenhaus wurde nach dem Auszug der ABM ein Teil abgetrennt und als eigenständiges Ladenlokal eingerichtet, was eine Öffnung der Fassade notwendig machte. Die Migros erweiterte ihren Baukörper in einer die Grundstruktur verändernden Weise, was jedoch nicht ins Auge fällt, da die ursprüngliche Materialisierung übernommen wurde. Sie überdachte zudem den Freiraum zwischen dem mittleren Turmbau und dem Supermarkt grossflächig. Einzelne Läden brachten unschöne Veränderungen an den Fenstern an; die UBS durchBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 50 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 brach auf der unteren Fussgängerebene die gegebene Ausrichtung der Schaufensterfronten mit einem schräg platzierten Eingangsvorbau, dessen Rahmen zudem noch leuchtend weiss ist. Die inneren Umbauten sind für das Erscheinungsbild nicht relevant und tangierten keine schützenswerte Substanz. Sie werden deshalb nicht weiter erwähnt. Die bestehenden Bauten Ein Merkmal der Überbauung – sie erhielt 1971 die Auszeichnung der Stadt Zürich für gute Bauten – ist ihre Lage am Hang, die eine Anlage auf zwei Ebenen mit 7m Niveauunterschied notwendig machte. Die beiden Hauptebenen wurden in Eisenbeton ausgeführt. Auf einer kleinen unteren Ebene, die als Geschoss 1 bezeichnet wird, ist der Zugang zu Post und Bank sowie die Zufahrt zur Unterniveaugarage. Vor der Post befinden sich Autoabstellplätze für Kurzzeitparkierer. Von dieser Ebene führt eine Treppe auf die als Fussgängerzone ausgestaltete Hauptebene (Geschoss 2), die sowohl Übersichtsplan aus: SBZ 1972 Heft 40 von der Witikonerstrasse als auch von der Buchzelgstrasse ohne Treppensteigen zugänglich ist und eine wichtige Fussgängerverbindung zwischen Buchholz-, Buchzelg- und Witikonerstrasse bildet. Auf der Decke des Geschosses 1 stehen die ein- und mehrgeschossigen Geschäftsbauten. Die Randzonen des Areals werden gesäumt von eingeschossigen Baukörpern, welche die Migros (Witikonerstrasse 293), das Restaurant Elefant (Witikonerstrasse 279), Läden (Witikonerstrasse 297 und 297a), und das ehemalige Warenhaus (heute Apotheke und Denner, Witikonerstrasse 299) aufnehmen und einen Sockelgeschoss bilden. Das Warenhaus ist seit Beginn auf einer Teilfläche zweigeschossig. Akzente setzen drei turmartige Hochbauten, deren Grundriss die Form von zwei an der Ecke ineinandergeschobenen Quadraten aufweist. Einer dieser Türme mit vier Geschossen steht an der Witikonerstrasse (Nr. 285 und 289). Am anderen Ende der von diesem Gebäude aus durch das Areal gedachten Diagonalen liegt der zweite Turm (Witikonerstrasse 297), hinter der Migros ein kleiner Anbau (Buchzelgstrasse 20). Der dritte Turm mit fünf Geschossen liegt in der Mitte der Diagonalen (Witikonerstrasse 296). Die Hochbauten wurden in Eisenbeton-Skelettbauweise mit einer Plattenverkleidung und begehbaren Flachdächern ausgeführt. Dahinter liegen die drei Geschosse der offenen und öffentlichen Parkebenen für die Zentrumsbesucher. Die Bauten Witikonerstrasse 279, 285/289 und 293 weisen genau genommen ein Geschoss mehr auf, da sie im Hang stehen und von der unteren Ebene her ebenfalls erschlossen sind. Das Areal ist zudem grossflächig unterkellert mit Lagerräumen und Mieterparkplätzen. Nicht nur die offene, Markt- und Dorfplatzatmosphäre schaffende Verteilung der Bauten und Freiflächen war einmalig für den Einkaufszentrumbau der damaligen Zeit – sie ist es weitestgehend auch heute noch. Die Hochbauten wurden mit einer auffallenden, aussergewöhnlichen Fassadengestaltung versehen, sowohl aus technischer wie auch ästhetischer Sicht. In einem möglicherweise von den ArchiBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 51 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 tekten selbst verfassten Artikel in der Schweizerischen Bauzeitung aus dem Jahr 1972 wird ausgeführt: «Im Einkaufszentrum Witikon haben die Architekten Eidenbenz, Bosshard, Meyer den die äussere Erscheinung der Bauten materiell und strukturell mitbestimmenden Problemen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Das Ergebins wird in der Oberflächenerscheinung der vorgefertigten Sichtbetonelemente und in der Anwendung von Kupferverkleidungen augenfällig. Beide Verfahren sind für die Witikoner Zentrumsgestaltung auch im Zusammenspiel ihrer Farb- und Helligkeitswerte charakteristisch, und sie bedeuten in ihrer Ausführung zur Zeit der Bauausführung Neuerungen, mit denen ein gewisses Wagnis verbunden war.»76 Die Fassaden bestehen aus vorgefertigten und vorgehängten Sichtbetonplatten, die die Struktur von gespaltenen Granitblöcken aufweisen. Dieses Material ergibt ein lebendiges Oberflächenbild, das an Naturstein erinnert und Gussfehler kaschiert. Die je sechsteiligen Fenstergruppen, direkt am Beton angeschlagen, sind mit Kupfer verkleidete Holzfenster. Kupfer wurde auch für Fensterbänke, Storenkasten, Dachanschlüsse und Dachaufbauten Verkehrsfreie Fussgängerebene oben Blick auf Witikonerstrasse 296 sowie andere Details verwendet. Das Material ist nicht billig, braucht unten Blick auf Witikonerstrasse 285, 289 aber keine Oberflächenbehandlung und erhält eine dunkelbraune Pa- Fotos Eidenbenz 1970 tina, die von den Architekten als Farbakzent bewusst eingeplant wur- aus: SBZ 1972 Heft 40 de. Im Unterschutzstellungsbeschluss des Stadtrats vom 10. Februar 2016 wird ausdrücklich auf die Besonderheit der Materialisierung hingewiesen: «Die besonderen Anwendungen von Sichtbeton und Kupferblech waren kreative Innovationen. In ihrem rohen und robusten Ausdruck und in der plastisch-körperhaften Ausbildung ist die Zentrumsüberbauung dem Brutalismus zuzurechnen.»77 Nicht ohne weiteres erkennbar ist ein nicht nur gestalterisches, sondern vor allem strukturgebendes Merkmal der Bauten. Die Architekten entwarfen aufgrund eines streng eingehaltenen Rasters sowohl in der horizontalen Ebene wie auch in der Vertikalen. Ist der horizontale quadratische Konstruktionsraster von 7.5 x 7.5m auf den Baueingabeplänen, dem Bodenbelag der Freiflächen Grundriss mit Raster Historischer Baueingabeplan Archiv Planauflage Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 52 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 und in der Platzierung der Stützen gut sichtbar, so entzieht sich der im Aufriss verwendete Raster und die Wiederholungen im Einsatz gestalterischer Mittel der leichten Erkennbarkeit. Dieses Zusammenwirken verschiedener Elemente und Faktoren wie der Setzung der Volumina, die offene Platzanlage mit den Erschliessungswegen, das Zusammenspiel von Hoch- und Flachbauten schafft einen besonderen architektonischen Ausdruck, der erhalten bleiben soll. Gliederung, Proportionen, Materialisierung, die Farbigkeit der Bauteile und der Konstruktionsraster von 7.5 x 7.5m gehören deshalb zum Schutzumfang.78 Nicht nur aus gestalterischer Sicht ist das Einkaufszentrum gelungen. Die von Karl Ochsner intendierte Dorfplatzfunktion erfüllt es wohl wie kaum ein anderes Einkaufszentrum der Stadt oder der Umgebung. Dies wird im bereits zitierten Unterschutzstellungsbeschluss festgehalten: «Die Anlage bildet ein wichtiges kommerzielles Zentrum mit öffentlichen Funktionen.»79 Folglich muss die bisherige Nutzung erhalten bleiben und die Veränderungen baulicher Art sollen dies nicht in Frage stellen, sondern garantieren. Im Unterschutzstellungsbeschluss wird denn auch betont, dass die Möglichkeit gegeben sein muss, die Anlage einer zeitgemässen Nutzung anzupassen. Nur so könne die sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Zeugenschaft gesichert werden. Die bauliche Erweiterung Auch auf den Laien wirkt das bestehende Ensemble von Flach- und Hochbauten mit den Freiflächen harmonisch, aus einem Guss. Wie ein solches Ganzes er- Pfingstweidstrasse 101 Bauerneuerung Zentrum Witikon 8005 Zürich Witikonerstrasse 279/ 285/ 289/ 293 STWEG Zentrum Witikon c/o Genossenschaft Migros Zürich Baueingabepläne Materialisierung Fassade Stücheli Architekten 2015 Parzellennummer WI3025 Fassaden Aufstockungen * Fassade aus vorgehängten Sichtbetonelementen (Oberflächenbehandlung wird bemustert) * Fenster als Fassadenelemente in Metall (Konstruktion und Materialien werden bemustert) Baueingabe Materalisierung Fassa * Sonnenschutz als Rollo mit Screenstoff (Material und Farbton werden bemustert) * Dach als extensive Begrünung +/- 0.00 = 585.15 m ü.M. Grundeigentümer Genossenschaft Migros Zürich Pfingstweidstr.101, 8005 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Post Immobilien AG Management und Services AG Bau Projektmanagement Region Ost Pfingstweidstrasse 60b, 8080 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Candrian Johann Greutmann Achmed Bauherrschaft Witikonerstrasse Süd Ansicht Genossenschaft Migros Zürich Pfingstweidstr.101, 8005 Zürich Candrian Johann Projektverfasser Stücheli Architekten AG Binzstrasse 18, 8045 Zürich BinzstrasseZentrum 18, 8045 Zürich STWEG Witikon www.stuecheli.ch c/o Genossenschaft Migros Zürich +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 Pfingstweidstrasse 101 Pfeiler Achse G Zürich, den 06. März 2015 Mosimann Andreas Stücheli Architekten Witikoner-Strasse Süd Ansicht Zürich, den 06. März 2015 [email protected] 8005 Zürich Projektnummer Bauerneuerung Planformat / Massstab Gezeichnet, Datum / Kontr. Zentrum Witikon Plannummer / Index Revidiert, Datum / Kontr. Witikonerstrasse 279/ 285/ 289/ 293 Parzellennummer WI3025 Baueingabe Materalisierung Fassa +/- 0.00 = 585.15 m ü.M. Grundeigentümer Genossenschaft Migros Zürich Pfingstweidstr.101, 8005 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Post Immobilien AG Management und Services AG Bau Projektmanagement Region Ost Pfingstweidstrasse 60b, 8080 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Candrian Johann Greutmann Achmed Bauherrschaft Genossenschaft Migros Zürich Pfingstweidstr.101, 8005 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Candrian Johann Projektverfasser Stücheli Architekten AG Binzstrasse 18, 8045 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Mosimann Andreas Stücheli Architekten Plannummer / Index www.stuecheli.ch Planformat / Massstab Apotheke West Ansicht +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 Apotheke West Ansicht Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal Achse G-H 53 Projektnummer Binzstrasse 18, 8045 Zürich [email protected] Gezeichnet, Datum / Kontr. Revidiert, Datum / Kontr. ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Pfingstweidstrasse 101 Bauerneuerung Zentrum Witikon 8005 Zürich Witikonerstrasse 279/ 285/ 289/ STWEG Zentrum Witikon c/o Genossenschaft Migros Zürich Parzellennummer WI3025 Baueingabe Materalisierung Fas +/- 0.00 = 585.15 m ü.M. Grundeigentümer Genossenschaft Migros Zürich Pfingstweidstr.101, 8005 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Post Immobilien AG Management und Services AG Bau Projektmanagement Region Ost Pfingstweidstrasse 60b, 8080 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Candrian Johann Greutmann Achmed Bauherrschaft Genossenschaft Migros Zürich Pfingstweidstr.101, 8005 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Candrian Johann Projektverfasser Stücheli Architekten AG Binzstrasse 18, 8045 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Mosimann Andreas Buchzelgstrasse Nord Ansicht Projektnummer Stücheli Architekten Plannummer / Index Binzstrasse 18, 8045 Zürich www.stuecheli.ch Planformat / Massstab +41 44 465 86 86 Gezeichnet, Datum / Kontr. +41 44 465 86 00 Buchzelgstrasse Nord Ansicht Achse X-Y [email protected] Revidiert, Datum / Kontr. Pfingstweidstrasse 101 Bauerneuerung Zentrum Witikon 8005 Zürich Witikonerstrasse 279/ 285/ 289/ 293/ 295/ 297/ 299 STWEG Zentrum Witikon c/o Genossenschaft Migros Zürich Parzellennummer WI3025 Baueingabe Materalisierung Fassade +/- 0.00 = 585.15 m ü.M. Grundeigentümer Genossenschaft Migros Zürich Pfingstweidstr.101, 8005 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Post Immobilien AG Management und Services AG Bau Projektmanagement Region Ost Pfingstweidstrasse 60b, 8080 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Candrian Johann Fetz Claudio Greutmann Achmed Löffel Lukas Candrian Johann Fetz Claudio Mosimann Andreas Rochat Henri Bauherrschaft Genossenschaft Migros Zürich Pfingstweidstr.101, 8005 Zürich Zürich, den 06. März 2015 Projektverfasser Stücheli Architekten AG Binzstrasse 18, 8045 Zürich Buchzelgstrasse West Ansicht Stücheli Architekten Binzstrasse 18, 8045 Zürich www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 E-F Achse [email protected] West Ansicht Buchzelgstrasse weitert werden könnte, darüber rätselten viele Bewohner und Bewohnerinnen des Quartiers. Nun werden die Flachbauten mit der Adresse Witikonerstrasse 279 (Restaurant Elefant) und 293 (Migros) um ein Geschoss erhöht. Zwischen diesen beiden Gebäuden wird ein eingeschossiger Bau für den Aussenverkauf der Migros und zur Erschliessung der Gebäude an der Buchzelgstrasse 8 erstellt. Dies führt laut Baubewilligung80 zu einer Klärung der heutigen Situation und der Schaffung eines neuen Hofraums für die Buchzelgstrasse 8. In diesem Bereich des Areals wird auch ein grosszügiger Kinderspielplatz erstellt, mit dem der Wunsch nach einem Kinderparadies teilweise erfüllt sein dürfte. Bei der Witikonerstrasse 299 wird das über eine Teilfläche laufende zweite Geschoss zurückgebaut und durch ein vollflächiges zweites Vollgeschoss ersetzt. Die Hochbauten bleiben unverändert. Bauzeitliche Vordächer werden sorgfältig erneuert, neue an das Erscheinungsbild der bauzeitlichen Vordächer angepasst. Praktisch alle Arkaden wurden bereits in der Vergangenheit ausgebaut und somit aufgehoben. Sie werden nicht wieder geöffnet, aber die Gestaltung wird vereinheitlicht. Alle Ebenen werden mit Liftanlagen erschlossen. Grosse Bedeutung haben die Fenster in der ganzen Anlage. Sie sind nach einem einheitlichen Raster konzipiert und sind ein wesentliches Element im Erscheinungsbild der Zentrumsbauten. Zusammen mit der einheitlichen Fassadengestaltung fügen sie die verschiedenen Bauten optisch zusammen. Eine Übernahme der 6er Einteilung der Turmbauten bei den Barbara Truog Zürich, den 06. März 2015 Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 54 Projektnummer Plannummer / Index Planformat / Massstab 2223 1347 / 30 84x30 / 1:10 Gezeichnet, Datum / Kontr. ust, 04.01.2015 / Revidiert, Datum / Kontr. ust, 06.03.2015 / ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Aufstockungen war jedoch nicht möglich. Dies hätte eine sinnvolle Setzung der Wände im Inneren verunmöglicht. Die Grösse der Fensteröffnungen orientiert sich nun am Betonrahmen und führt dazu, dass sie grösser sind. Die Fenstereinteilung lehnt sich an diejenige des Gebäudes Nr. 279 (Restaurant Elefant) an. Die bestehenden Fenster weisen über dem Storenkasten ein durchgehendes Oblichtband auf. Bei den neuen Fenstern ist der Storenkasten direkt unter dem Fenstersturz platziert. Sie sind wie die bauzeitlichen Fenster dreiteilig, weisen aber kein Oberlichtauf, sondern haben im unteren Bereich eine als Absturzsicherung dienende Festverglasung. Die Storen wie auch die Maerialisierung generell sind gleich wie die bauzeitliche. Eine Bemusterung – ein Fassaden-Mock-up – wurde im August 2015 auf dem Gebäude Nr. 279 aufgestellt und zeigt, dass sich die Aufstockung kaum vom Bestand unterscheiden wird. Die neuen Geschosse werden mit den gleichen, Naturstein vorgebenden Sichtbetonplatten verkleidet. 4.3 DIE WÜRDIGUNG DER ERWEITERUNG Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt Mit Ausnahme der Flachbauten werden die Bauten des Schutzobjekts von der Erweiterung nicht tangiert. Die bestehende Struktur des Ensembles bleibt erhalten. Die Migros saniert den Bestand sorgfältig; die notwendigen statischen Ertüchtigungsmassnahmen und die energetische Sanierung werden so ausgeführt, dass sie nicht sichtbar sind oder zumindest das Erscheinungsbild nicht verändern. Die Aufstockungen bringen nur kleine Eingriffe in die geschützte Bausubstanz. Die Forderung nach Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt sind deshalb erfüllt. Adäquates Reagieren auf den Bestand und die Gestaltungsqualität des Neuen Mit der Übernahme der Gestaltungselemente der bestehenden Bauten liegt die Erweiterung so nah am Original, dass abgesehen von den Fenstern die Gestaltung des Neuen sich nicht von derjenigen der Bestandesbauten unterscheidet. Die Gestaltungsqualitäten des Neuen sind folglich identisch mit denjenigen des Alten. Die Aufstockungen erfolgen ohne Vor- oder Rücksprünge; die bestehenden Fassaden werden einfach um ein Geschoss hochgezogen. Grundraster, Rhythmisierung der Fassadenelemente und Materialisierung werden mit Ausnahme des Fensterformats eins zu eins vom Bestand übernommen. Diese weitgehend mimetisierende Ergänzung, im denkmalpflegerischen Diskurs nur für kleinere Ergänzungen akzeptiert, ist das Resultat eines Prozesses, der die Haltung der Architekten veränderte: von einer klaren Absetzung des Neuen zu einem Verschmelzen mit dem Alten. Denn die ersten Entwürfe sahen eine wesentlich andere Gestaltung vor mit Rücksprüngen und grossen Fensterfronten bis hin zu langen Fensterbändern im ersten Entwurf. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 55 Fassaden Mock-up Foto Barbara Truog 2015 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Oben und Mitte Verworfene Varianten Unten Definitives Projekt Visualisierungen Stücheli Architekten Eine Leitidee aus der Baugeschichte Gefördert wurde dieses Umdenken mit dem Arbeiten am Originalmodell, das noch vorhanden ist, und einer intensiven Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der Baugeschichte. Henri Rochat durchsuchte das Archiv von Karl Ochsner und der Stadt Zürich nach alten Plänen und Dokumenten, welche die Aufnahme des Bestandes erleichtern sollten. Der Sohn von Eberhard Eidenbenz, Architekt Florian Eidenbenz, stellte ihm weitere Dokumente aus dem Nachlass des Vaters zur Verfügung. Die Analyse der gefundenen Pläne ergab, dass zum bereits erwähnten Grundraster auch bei der Gestaltung der Fassaden mit ihren Stützen und Feldern ein Raster verwendet wurde. Beide Raster wurden mit einer selten gesehenen Konsequenz angewendet. Die verwendeten Masse waren sinnvoll und ergaben ein Konzept, das erweiterbar war. Möglicherweise lag die Idee der Erweiterbarkeit der ursprünglichen Planung zugrunde. Henri RoBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 56 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 chat stiess bei seinen Recherchen auf ein Dokument, das belegt, dass Eidenbenz Ende der 1970er Jahre eine Erweiterung der Buchzelgstrasse 8 nach diesen Rastern ins Auge gefasst hatte. Die späteren Veränderungen – bis 1985 von Eidenbenz selbst geplant – hielten sich alle an diesen Raster und wurden mimetisierend ausgeführt. Neben der vorgegebenen Grundstruktur zeigte sich, dass Eidenbenz die Gestaltungsmittel sehr sparsam einsetzte, diese jedoch umso wirkungsvoller, indem sie rhythmisch wiederholt wurden. Die mimetisierende Ergänzung ist eine Folge der tiefgreifenden Analyse des Bestands und des Vorgehens der Architekten, die das Zentrum in den 1960er Jahren geplant hatten, und sie ist eine Verbeugung vor der gestalterischen Qualität des Bestands. Der Altbau ist nicht alt, sondern im Gegenteil modern und zeitlos. Ein neues Ganzes Laut Henri Rochat wurde 1970 ähnlich gebaut wie heute. Die Rasterbauweise wird heute immer noch angewendet, ebenso vorgehängte Fassaden. Auch die Formensprache und Gestaltungselemente der Fassaden sind aktuell. Wesentlich anders sind heute die Anforderungen an die Dämmung und die Erdbebensicherheit. Eine absetzende Ergänzung drängt sich deshalb im gestalterischen Bereich nicht auf, sie hätte den harmonischen Gesamteindruck gestört. Das Übernehmen der Gestaltungsmittel vom Bestand führt dazu, dass mühelos das Entstehen eines neuen Ganzen erreicht wird. Da dabei die Ablesbarkeit der Zeitschichten verloren geht, wird diese Form der Ergänzung in der Regel abgelehnt. Ein mimetisierendes Weiterbauen rechtfertigt sich hier jedoch aus der Modernität des Bestands, aber auch aus dem Grundkonzept, welches erweiterbar ist und mit grosser Wahrscheinlichkeit auch für ein Weiterbauen entwickelt wurde. Die etwas abweichende Fenstergestaltung bei den Neubauten, an sich technisch und funktional begründet, führt zudem dazu, dass die neuen Teile erkennbar sind und die Ablesbarkeit bei genauem Hinsehen gegeben ist. Ganz überzeugt die Lösung nicht, denn die Fenster sind höher und durch die weniger feine Gliederung wirken sie noch grösser. Dieses Geschoss scheint deshalb auf das untere zu drücken. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass durch das Aufstocken der Flachbauten ohne gleichzeitiges Aufstocken der Turmbauten die Proportionen innerhalb des Ensembles verändert werden. In der Tat sind die Höhenunterschiede nicht mehr so markant nach erfolgter Erweiterung. Der Unterschied beträgt aber immer noch ein bis zwei Geschosse und die Spannung zwischen den unterschiedlichen Traufhöhen wird nicht aufgehoben, nur gemindert. Eine Aufstockung der Turmbauten ist unter anderem wegen der Bauund Zonenordnung nicht möglich, denn bereits die aktuelle Höhe konnte nur dank Ausnahmebewilligungen erstellt werden, die nicht nur die Turmbauten an dieser Stelle, sondern auch eine nicht zonenkonforme Ausnützung ermöglichten. Gleichzeitig mit diesen Ausnahmebewilligungen wurde eine maximale Ausnützung festgelegt, innerhalb derer sich die aktuelle Erweiterung bewegt. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 57 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 5. DAS PROJEKT «QUAI ZURICH» – VERMÄHLUNG VON ALT UND NEU Daten zum Projekt Adresse Mythenquai 2 und 10, Breitingerstrasse 3 - 9, Marsstrasse 2 und 10, Alfred Escher-Strasse 45 und 57 8002 Zürich Quartier Enge Historische BautenVerwaltungsbauten Erstellungszeit 1899 -1901; 1923 - 1925; 1930 - 1932; 1951 -1954 spätere Umbauten und Veränderungen Bauherrschaft Zürich-Versicherungen, Vita-Versicherung Architekten Gottfried Julius Kunkler, (Hans) Otto Honegger Aktuelles ProjektNeugestaltung zu repräsentativem Verwaltungs- und Begegnungszentrum Erstellungszeit Gestaltungsplanverfahren März 2016 abgeschlossen Baueingabe im Oktober 2015 Bauherrschaft Zürich-Versicherungs-Gesellschaft AG, «Zurich» Architekten Architekt Krischanitz ZT GmbH, Wien und Zürich Unterschutzstellung kommunales Objekt 2014 kantonale Objekte März 2016 BildVisualisierung Architekt Krischanitz ZT GmbH Sicht auf das Projekt vom Mythenquai Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 58 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 5.1. DAS ENSEMBLE AN REPRÄSENTATIVER LAGE Blick aus der Vogelperspektive auf das Ensemble 2009 Das auf den folgenden Seiten präsentierte Projekt ist ein ganzes Ensemble von Bauten, die über Jahrzehnte zu einer Blockrandbebauung mit Hofbauten geschlossen wurden. Angesichts der langen Entstehungszeit und der Vielzahl von Bauten wird nun zuerst der Bestand gleichzeitig mit der Baugeschichte beschrieben. Die Bauten und ihre Entstehungsgeschichte 1896 entstand am damaligen Alfred Escher-Platz als erster Bau das Hotel Mythen, das heute die Adresse Breitingerstrasse 5 - 9 hat. Dieser mit üppig gestalteten Fassaden versehene, historistische Repräsentationsbau des Zürcher Architekten Johann Metzger (1855 - 1939)81 – ein Wohngebäude – hatte seinen Haupteingang an der Breitingerstrasse, denn er war auf den damaligen Alfred Escher-Platz beim ersten Bahnhof Enge ausgerichtet. Der Bahnhof wurde dann 1927 im Zuge der Tieferlegung der linksufrigen Seebahn an den heutigen Standort am Tessinerplatz verlegt.82 Das Hotel Mythen ging 1922 in den Besitz der Zürich Versicherungsgesellschaft über, wurde wiederholt im Inneren umgebaut, 1965 und 1968 purifiziert und 1995 zum Hof hin mit einem Anbau versehen.83 Diese Umbauten hatten zur Folge, dass dieser älteste Teil des Oben Postkarte Hotel Mythen undatiert Unten Alfred Escher-Platz mit Bahnhof Ensembles nicht als schutzwürdig betrachtet wird. Enge und Hotel Mythen undatiert Von 1899 bis 1901 wurde der Hauptsitz der VersicheBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 59 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 rungsgesellschaft – diese ging aus dem 1872 vom gleichen Personenkreis wie die Schweizerische Kreditanstalt gegründeten «Versicherungs-Verein» hervor – gebaut. Der aus der gleichen Epoche wie das Hotel Mythen stammende Bau ist dem Späthistorismus, genauer der Neurenaissance italienischer Ausprägung, zuzurechnen. Der palastartige Bau in der Form eines langgezogenen, viergeschossigen Baukubus mit Sockel und zwei die Eingangspartie betonenden viereckigen Türmchen sowie einer plastisch reich ausgestalteten, üppig geschmückten Prunkfassade zum See hin war das Siegerprojekt aus einem Wettbewerb, den der Architekt Gottfried Julius Kunkler (1845 -1923) aus St. Gallen für sich entschied. Mehrere der berühmtesten Zürcher Bauplastiker waren am Bau beteiligt. Die in Kupfer getriebene Figurengruppe «Unfallversicherung» über dem Haupteingang an der Ostfassade ist von Bildhauer Gustav Siber (1864 - 1927) aus GoldbachKüsnacht, die beiden Figuren über der Nordfassade sind von Arnold Hünerwadel (1877- 1945) aus Lenzburg. Die Bildhauerarbeiten stammen von Paul Abry (1865 - 1936) – teilweise nach Zeichnungen des Architekten J. Kunkler – , Adolf Meyer (1867 - 1940) und das Wappentier der «Zürich», der Löwenkopf, von Urs Eggenschwyler (1849 - 1923).84 Nicht unüblich für diese Zeit war eine gemischte Büro- und Wohnnutzung. Denn das Erstellen eines reinen Bürogebäudes hätte nicht zu palastähnlicher Grösse geführt. Die Grösse des Baus war jedoch von eminenter Bedeutung, denn er sollte die wirtschaftliche Stellung der Versicherungsgesellschaft unterstreichen – Demonstration von wirtschaftlicher Potenz und Macht durch und mit Architektur wie in der Hochblüte des Barock. Laut Aussage des Architekten in einem von ihm im Sommer 1899 selbst verfassten Artikel in der Schweizerischen Bauzeitung85 sollte der Bau mit Büroräumen für die Versicherung im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss, je drei Wohnungen mit 6 bis 8 Zimmern auf den Etagen 2 und 3 sowie Dienstboten- und Nebenräumen für die Wohnungen im Dachgeschoss den Charakter eines vornehmen Geschäftshauses und eines feinen Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal Oben Entwurfszeichnung Hauptbau Ostfassade um 1900 Mitte Hauptbau Nord- und Ostfassade Mythenquai 2 undatiert Unten Modell der Skulptur «Unfallversicherung» von Gustav Siber 60 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Wohnhauses zum Ausdruck bringen. Die unterschiedliche Nutzung kommt auch deutlich in der Fassadengestaltung zum Ausdruck, und im Innern wurden die Wohnungen mit separaten Treppenhäusern erschlossen, so dass die beiden Bereiche klar getrennt waren. Der Bau ist das Hauptwerk des Künstlerarchitekten Gottfried Julius Kunkler und gehört laut Gutachten zur Abklärung der Schutzwürdigkeit der Bauten der Zürich Versicherungsgesellschaft «zu den imposantesten Palästen, die im ausgehenden 19. Jahrhundert im Kanton Zürich entstanden. Der im Innern den damals modernsten Bedürfnissen angepasste Bau ist eines der ältesten Versicherungsgebäude im Kanton Zürich und folgt typologisch dem Wohn- und Geschäftshaus, wie es in den 1870er Jahren entwickelt und in der SKA am Paradeplatz zum ersten Mal in grossstädtischem Ausmass in Zürich verwirklicht wurde. Es widerspiegelt die für das ausgehende 19. Jahrhundert typische Mischung aus Monumentalität und (innerer) Funktionalität.»86 Deshalb wird dieser Bau als hochrangiges überkommunales Schutzobjekt erhalten. Die nächste Erweiterungsetappe erfolgte mit Planungen ab 1916, in welche der Architekt Otto Honegger (1876 - 1934) involviert war. Mit dessen Einverständnis wurden die Architekten Pfleghard & Haefeli, die Gebrüder Bräm und die Gebrüder Pfister eingeladen, Studien über eine weitere Bebauung des heutigen Gevierts einzureichen.87 Der Bebauungsperimeter umfasste auch das daneben liegende Grundstück. Das Programm sah nicht nur den Bau von Büroräumen vor, sondern auch die Erstellung von Mietshäusern an der Alfred Escher-Strasse. Otto Honegger, der den Zuschlag erhielt, projektierte eine L-förmige, nicht geschlossene Randbebauung an der Mars- und Alfred Escher-Strasse, die eine durchlässige Blockrandbebauung gebildet hätte, in welchem ein Hofgebäude vorgesehen war. Ergänzt wurde das Projekt, das nicht zur Ausführung kam, mit einer an einen Barockgarten erinnernden Hofgestaltung mit rundem, zentralem Wasserbecken. Realisiert wurde dann 1924 - 1925 ein im 90 Grad-Winkel auf die Mitte des bisherigen Hauptbaus ausgerichtetes und mit diesem verbundenes Bürogebäude, das die Adresse Breitingerstasse 3 erhielt, und heute im Hof des Ensembles steht. Auch dieser Bau ist ein langgestreckter, kubischer Baukörper mit drei Vollgeschossen, einem Sockel und einem zurückgesetzten Attikageschoss. 1948 wurde ein Garagen- und Magazingebäude vor die Südfassade gestellt. Das Schliessen des Gevierts und dieser Einbau in den Hof nahmen dem Bau seine Wirkung. Die nach der Jahrhundertwende einsetzende Diskussion um Form und Funktion und die damit verbundene Ablehnung von reich gestalteten Fassaden hat offensichtlich auf die Gestaltung des immer noch in neoklassizistischen Formen gestalten Baus eingewirkt; die Fassaden sind glatt mit spärlich eingesetzten Schmuckelementen. Die regelmässig angeordneten Fenster sind wie beim Hauptbau hochformatig, stehend. Auch die Breitingerstrasse 3 Sicht auf Haupteingang Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 61 undatiert ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Grobgliederung scheint sich auf den Hauptbau zu beziehen: sehr niedriges Sockelgeschoss mit Kellerfenstern, auskragendes Kranzgesims, das ein zurückversetztes Attikageschoss abtrennt. Die Dachform ist dieselbe wie beim Hauptbau; sie ist allerdings nur aus der Vogelperspektive sichtbar. Wie beim Hauptbau ist die Eingangspartie betont durch einen portikusähnlichen Vorbau, ein über zwei Geschosse gezogenes, dreiteiliges Fenster und einem über dem kräftigen Kranzgesims angebrachten Rundbogenfenster. Die Eingangspartie wird zudem noch durch eine ausladende, abgerundete Treppe betont und zeigt so deutlich die Umorientierung des Gebäudekomplexes auf, denn der neue Haupteingang befand sich nun hier. Im Inneren wurden die damals neuartigen Grossraumbüros zugebaut und das Gebäude im Inneren derart verändert, dass keine nennenswerte Originalsubstanz mehr vorhanden ist. Die äussere Gestaltung ist jedoch so qualitätvoll, dass der Bau als kantonales Schutzobjekt eingestuft wurde und erhalten bleibt. Mit dem nächsten Schritt in der Überbauung des Areals liess die «Zurich» 1930 -1932 einen Teil des bereits 1923 von Otto Honegger u-förmig konzipierten Baus an der Ecke Mythenquai 10/Marsstrasse 2 für die 1922 gegründete VITA Versicherung errichten. Hier ist der Einfluss des «Neuen Bauen» unverkennbar, das von Stadtbaumeister Herter (1919 1942) gefördert wurde.88 Im Vergleich mit dem Hauptbau wirkt dieses Gebäude nüchtern und schmucklos. Bei genauer Betrachtung sind jedoch Grobgliederungselemente des Hauptbaus wiederzufinden. Ein hier klar als Vollgeschoss ausgebildeter Sockel wird durch ein umlaufendes, mit Wappenschildern, Tafeln und Bändern in Flachrelief verziertes Gesims von den vier darauf gesetzten Geschossen optisch abgesetzt. Ein kräftig ausgebildetes, mit Rundbogen- und Blattmotiven sowie Rosetten geschmücktes Gesims über dem vierten Obergeschoss trennt wie beim Hofbau ein zurückversetztes Attikageschoss vom kubischen Baukörper ab. Ähnlich, aber reicher geschmückt ist der Haupteingang an der Ostfassade. Er wird flankiert von Bronzekandelabern, deren Schalen aus Milchglas mit Laternen ersetzt wurden. Die schräg ins Mauerwerk eingeschnittenen Gewände sind mit Reliefs geschmückt – verschlungene Bänder, Männergestalten mit Büchern und Frauen mit Kindern. Die Fenster sind auf ähnliche Weise wie beim Hofgebäude hochformatig in strenger Axialsymmetrie angeordnet. Auch VITA Gebäude Mythenquai 10/Marsstrasse 2 hier ist das gleiche Walmdach wie bei den Fotos Wolf-Bender 1932 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 62 BAZ ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 beiden Vorgängerbauten zu finden, das wie beim Hauptbau von der Strasse aus kaum zu sehen ist. 1951- 1954 wurde der Bau wie ursprünglich geplant erweitert und symmetrisch vervollständigt (Alfred Escher-Strasse 57). Die Erweiterung unterscheidet sich nur in kleinen Details vom zuerst ausgeführten Teil und hat eine einheitliche Wirkung. Bei allen Eingängen sind die originalen Türblätter und Verglasungen erhalten. Auch hier wurde das Innere massiv verändert. Im Originalzustand erhalten sind die Treppenhäuser, die Windfänge der ersten Bauetappe, die Hallen hinter der Ostfront im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss sowie Elemente in einem ehemaligen Direktionszimmer. 1970 wurde der ganze Bau um ein Geschoss von fünf auf sechs Geschosse aufgestockt und im Hof eine Raumschicht angefügt. Mit diesen Massnahmen einher ging eine Umgestaltung des über zwei Geschosse reichenden Dachs, so dass noch mehr Raum gewonnen wurde. Der wohlproportionierte Baukörper, die strengen, nur wenig geschmückten Fassaden und die noch vorhandenen originalen Ausstattungsteile im Inneren verleihen dem Bau Qualität. Er ist ein wichtiger Bestandteil der Zürcher Seefront, kommunal geschützt und wird deshalb erhalten bleiben.89 Vor der Vervollständigung des VITA Gebäudes wurde 1937-1938 ein Projekt von Architekt Hektor Immer, dem Nachfolger von Otto Honegger, realisiert. Das Bürogebäude mit der Adresse Alfred Escher-Strasse 45 ist ebenfalls ein viergeschossiger, langgestrecker Kubus mit einem zurückversetzten Attikageschoss und einem Schrägdach. Es ist etwas weniger hoch als die bestehenden Bauten, zeichnet sich durch Nüchternheit und Schmucklosigkeit aus und wurde an das Hotel Mythen angebaut sowie mit einem Verbindungstrakt an das Hofgebäude angeschlossen. Es weist keine architektonischen und baukünstlerischen Besonderheiten auf und wird deshalb im Gutachten gar nicht erwähnt. Die Lücke zwischen diesem Gebäude und dem VITA Trakt wurde 1980 mit einem Projekt vom Architekturbüro Stücheli & Huggenberger geschlossen, wiederum in einem zeittypischen Stil. Diverse weitere kleinere bauliche Massnahmen verunstalten den Hof: Er wurde unterkellert, eine Passerelle über der von viereckigen Milchglaskugeln tragenden Steinkandelabern gesäumten Zufahrt zum nördlichen Hof verbindet den Hauptbau mit dem Hotel Mythen; seit 2013 steht ein Kantinenprovisorium im südlichen Hof. Das Ensemble erzählt mit allen gelungenen und verunstaltenden Elementen die bauliche Geschichte der Versicherungsgesellschaft und zeugt von ihrem Erfolg und dem stetigen Wachstum. Es zeigt aber auch exemplarisch die typologische Entwicklung des Geschäftshausbaus in Zürich auf. Allerdings entstand so auch ein unübersichtliches, labyrinthisch anmutendes bauliches Konglomerat, das einen ganzheitlichen städ- Sicht auf die Strassenfront an der Alfred Escher-Strasse 2009 tebaulichen Entwurfsansatz vermissen lässt. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 63 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Planzeichnung Krischanitz Präsentation Heimatschutz 2013 Die Lage Das Ensemble befindet sich an einem städtebaulich äusserst bedeutenden und sensiblen Standort. Es ist Teil der linksufrigen Bebauung im unteren Seebecken, welche mit den Aufschüttungen und dem Bau der Quaianlagen möglich wurde. Erste Aufschüttungen erfolgten bereits ab 1837 im Bereich der Limmat und des Schanzengrabens mit Material aus den abgetragenen barocken Schanzenanlagen. Ab 1882 wurden die von Arnold Bürkli geplanten Quaianlagen gebaut und der Alfred Escher Platz erstellt. Der Mythenquai entstand und endete kurz nach dem Hafen Enge, wo das Seeufer stark zurücksprang, da die damalige selbstständige Gemeinde Wollishofen sich am Bau der Uferanlagen nicht beteiligte.90 Diese Seefront mit den Schloss- und Prunkbauten aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert sowie der später erstellten repräsentativen Geschäftssitze international agierender Unternehmen ist in hohem Mass prägend für das Stadtbild. Sie hat hohen Wiedererkennungswert und ist somit identitätsstiftend. Das Ensemble der «Zurich» liegt hinter dem Arboretum, dem grössten Park, der im Zuge der Ufergestaltung des 19. Jahrhunderts als Herzstück einer das ganze untere Seebecken umspannenden Reihe von Parkanlagen geplant war. Sie sollten der Erholung und Bildung der Bevölkerung dienen. Vom grossangelegten Projekt wurde nur der «Park in Enge» – das Arboretum – realisiert. Dass an dieser exklusiven und exponierten Lage qualitätvoll gebaut werden muss – sowohl damals wie heute – liegt auf der Hand. 5.2. DER PLANUNGSPROZESS Die ersten Schritte Erste Kontakte zu den für Bauten zuständigen Behörden, vorab der städtischen wie auch der kantonalen Denkmalpflege, wurden bereits 2010 geknüpft, nachdem der Entscheid zum repräsentativen Ausbau des Hauptsitzes am bisherigen Standort von den Entscheidungsträgern der Versicherung gefällt worden war. In den Gesprächen wurde ausgelotet, was an dieser exponierten Lage möglich ist. Die «Zurich» hätte gern – ganz dem aktuellen Trend im Geschäftshausbau folgend – einen repräsentativen Turmbau erstellt. Bereits 1969 spielte die Schweizerische Rückversicherungsgesellschaft mit dem Gedanken, am Mythenquai 60 ein Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 64 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Hochhaus zu errichten, verzichtete dann jedoch darauf.91 Ein Hochhaus an dieser Stelle fügt sich schlecht in das Erscheinungsbild der Stadt ein und würde die Horizontlinie des Zimmerbergs wie auch die Kirchen in Wollishofen und der Enge konkurrenzieren. Die «Zurich» war sich der Bedeutung des Standorts bewusst: «Der Standort und die Umgebung des Corporate Centers stellen hohe Anforderungen an die Einbindung in die Stadtstruktur und die Gestaltung der öffentlichen Räume. Als bedeutender und historischer Stadtbaustein soll das Corporate Center im Hinblick auf Volumetrie, Proportionen und Hülle des Gebäudekomplexes auf die Gestaltung der dazugehörigen Aussenräume als ein Teil der Stadt und des Stadtraums wahrgenommen werden sowie auf den übergeordneten urbanen Entwicklungsvorstellungen aufbauen und deren Umsetzung positiv unterstützen.»92 Der eigenen Tradition folgend und einem Projekt an dieser Lage sowie der geplanten Grösse angemessen wurde ein breit angelegtes Wettbewerbsverfahren durchgeführt, in welches die Behörden und ihre Vertreter und Vertreterinnen eingebunden wurden. Zur Vorbereitung des Projektwettbewerbs wurde ein Testplanungsverfahren durchgeführt mit unabhängigen Fachleuten und unter Einbezug der Kantons- und Stadtverwaltung. Laut dem nach Abschluss des Wettbewerbverfahrens publizierten Jurybericht konnten im Rahmen von drei Workshops und eines Schlusskolloquiums «verschiedene Erkenntnisse zu den Themenbereichen Städtebau, Denkmalschutz, Raumprogramm und den weiteren öffentlich-rechtlichen Planungsverfahren gewonnen werden.»93 Aus diesem Verfahren resultierten dann wichtige Vorgaben: eine anrechenbare Geschossfläche von max. 35‘000 m2 und eine maximale Traufhöhe von 25m. Das Wettbewerbsverfahren Der nach Abschluss des Verfahrens publizierte Jurybericht nennt folgende Zielsetzungen, die mit der Weiterentwicklung des Hauptsitzes zu erreichen sind: «neben der baulichen Erneuerung die Visibilität, Adresse, Erschliessung und interne Vernetzung der Anlage und des gesamten Quartiers zu verbessern, um für Mitarbeitende und Kunden ein Umfeld zu schaffen, in dem Zusammenarbeit und Kommunikation in einem anregenden und innovativen Kontext stattfinden kann.[...]; durch eine geeignete bauliche Erneuerung oder Neu- bzw. Ersatzbauten eine Lösung zu finden, in welcher alte und neue Gebäude ein überzeugendes Ganzes ergeben, die funktionalen und technischen Mängel des Gesamtkomplexes sowie der einzelnen Bauten beseitigt und vorhandene Qualitäten bewahrt resp. wieder sichtbar macht sowie neue hinzugefügt werden.»94 In den Zitaten aus dem Jurybericht lassen sich die bereits in den vorhergehenden Kapiteln herausgearbeiteten Qualitätsmerkmale und Beurteilungskriterien wiederfinden. Auf ein detailliertes Eingehen auf die Wettbewerbsvorgaben wird verzichtet, da nicht die Analyse der Wettbewerbsdurchführung im Fokus steht. Dennoch sollen die Eckpunkte dieses Verfahrens genannt werden, da auch Qualitätsmerkmale im Planungsprozess beleuchtet werden. Der Wettbewerb wurde auf Einladung in zwei Beurteilungsrunden durchgeführt. In der ersten sehr offenen Runde wurden rund 100 Architekturteams aus der ganzen Welt auf Empfehlungen und Referenzen hin eingeladen, zu fünf Fragen nach ArBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 65 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 beitsplatzumgebung, Kosten, Organisation und denkmalpflegerischen Kriterien Stellung zu nehmen. Unter den 77 Teilnehmenden wurden 15 Teams aufgrund der Antworten zur zweiten Runde eingeladen. Daraus resultierten drei Projekte, aus denen nach einer Bereinigungsrunde das Siegerprojekt ZUMY von Adolf Krischanitz, Architekt Krischanitz ZT GmbH, am 3. Oktober 2012 auserkoren wurde. Der Einbezug von Stakeholdern Zur sorgfältigen Vorbereitung des Grossprojekts gehörte auch ein rechtzeitiges Abwägen der Möglichkeiten, von welcher Seite Widerstände gegen das Projekt zu erwarten wären. Neben den unmittelbar benachbarten Grundeigentümern war das auch der Zürcher Heimatschutz, der sowohl mit Einwendungen beim Gestaltungsplanverfahren wie auch später nach der Baueingabe mit einem Rekurs die Realisierung wenn nicht verhindern, so doch empfindlich hätte behindern können. Der Zürcher Heimatschutz wurde deshalb im Sommer 2013 zu einer Projektpräsentation eingeladen, der weitere Gespräche folgten. In erster Linie stiessen sich die Vertreter und Vertreterinnen des Heimatschutzes an der Höhe der Bauten und befürchteten, dass das Projekt ein Höherbauen im ganzen Quartier auslösen könnte. Auch das nahe Aufschliessen des Schenkels an der Breitingerstrasse auf den Hauptbau wurde kritisiert. In den Gesprächen konnten erfreulicherweise Lösungen gefunden werden, die für beide Seiten befriedigend waren. Auch der Quartierverein Enge als Vertreter der Quartierbevölkerung wurde begrüsst und orientiert. 5.3. DAS SIEGERPROJEKT VON ARCHITEKT KRISCHANITZ ZT GMBH Vor der Beschreibung des Siegerprojekts ZUMY werden diejenigen Beurteilungskriterien aus den Wettbewerbsvorgaben aufgeführt und analysiert, die zur Beantwortung der Fragestellung beitragen, auf die die Arbeit fokussiert. Der Kriterienkatalog war wesentlich umfangreicher und enthielt Vorgaben bezüglich Raumprogramm, innere Organisation und anderes mehr, die hier nicht erwähnt werden.96 Beurteilungskriterien im Wettbewerbsverfahren Unter dem Titel «Architektur und Gestaltung» werden die städtebauliche Qualität der Gesamtlösung, Qualität der architektonischen und gestalterischen Lösung, die Qualität des denkmalpflegerischen Umgangs mit den Bestandsbauten genannt. An dieser Stelle ist die im Jurybericht gemachte und weiter oben zitierte Aussage, dass ein neues Ganzes entstehen soll, interessanterweise nicht wieder aufgeführt. Es stellt sich die Frage, ob dies als Selbstverständlichkeit betrachtet oder aber unter das Kriterium der qualitätvollen architektonischen und gestalterischen Lösung subsumiert wird. Unter dem Titel «Gemeinschaft und Erschliessung» sowie «Boden und Natur» wird Identitätsstiftung genannt und auch präzisiert, was darunter zu verstehen ist: Eigenständigkeit, lokale Verankerung, Symbolhaftigkeit. Trotz der Präzisierung bedürfen diese Begriffe einer Auslegung. Auch scheint die Forderung nach Identitätsstiftung weniger in Bezug auf den Stadtraum und die allgemeine Bevölkerung gestellt, sondern vielmehr auf die eiBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 66 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 genen Mitarbeitenden und die Kundschaft zu zielen. Trotzdem wird hier ein Beurteilungselement genannt, das durchaus auch bei anderen Projekten eine Rolle spielen könnte und auch sollte – sowohl nach innen wie nach aussen. Man kann sich fragen, ob denn nicht die Funktion der Identitätsstiftung ein Wesensmerkmal eines Objekts ist, das es zum Denkmal und Schutzobjekt macht. Die Forderung nach Erhalt der Gesamtwirkung beim Einkaufszentrum Witikon zielt wohl auf diesen Umstand ab und hat nicht nur gestalterischen Hintergrund. Nicht ausgesprochen wird, dass mit Sicherheit eine Positivwirkung angestrebt wird. Denn identitätsstiftend könnte auch ein auffallendes, aber negativ besetztes Gebäude sein, wenn man damit den unverwechselbaren Wiedererkennungseffekt als Element der Identitätsstiftung in die Betrachtung miteinbezieht. Als Beispiel ist das von vielen ungeliebte graue, praktisch fensterlose Swiss Mill Silo am Limmatufer in Zürich zu nennen, das von überall her mehr als deutlich zu sehen ist und die Stadtsilhouette wesentlich mitprägt; oder auch die Monumentalbauten aus der NS Zeit in Deutschland, deren Erhalt immer wieder zu Diskussionen Anlass gibt. Die im Kapitel zum Schlotterbeck-Areal genannten, aber nicht präzisierten Forderungen nach Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit werden hier deutlicher umrissen. Ein optimiertes Kosten-Nutzen-Verhältnis bezüglich Erstellungs- und Betriebskosten sowie ein nachhaltiger Werterhalt müssen erreicht werden. Auch hier wird noch genauer ausgeführt, was erwartet wird: Wert- und Qualitätsbeständigkeit über den ganzen Lebenszyklus, Flexibilität für sich verändernde Raum- und Nutzungsbedürfnisse, statisches Konzept und Funktionstüchtigkeit der Gebäudehülle. Unter dem Titel «Umwelt» wird der Umgang mit Ressourcen, dem Boden und der Natur sowie die Mobilität angesprochen. Im Jurybericht wird betont, dass sehr hohe Ansprüche an die Nachhaltigkeit bezüglich Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt gestellt werden. Der Bericht enthält dazu folgende Aussage: «Zurich strebt an, den bestehenden Gebäudekomplex zu einem ‘grünen’ Corporate Center zu entwickeln. Als globales Unternehmen mit starkem Umweltbewusstsein unterstützt Zurich damit auch die Bestrebungen der Stadt Zürich hinsichtlich der 2000-Watt-Gesellschaft. Dies bedeutet, dass der totale Ressourcen- und Energieverbrauch bezüglich Bau und Betrieb des Corporate Centers sowie der Mobilität der Mitarbeitenden auf ein vertretbares Minimum reduziert werden soll.»97 Aufgrund dieser Aussage ist anzunehmen, dass auch die Schutzobjekte Gegenstand von Massnahmen im Bereich der energetischen Ertüchtigung sein werden. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange das äussere Erscheinungsbild nicht beeinträchtigt wird und keine geschützten Ausstattungsteile im Inneren beschädigt oder zerstört werden. Das Projekt von Architekt Krischanitz ZT GmbH Das Siegerprojekt sieht den integralen Erhalt der drei Schutzobjekte – Hauptgebäude am Mythenquai 2, Hofgebäude mit Adresse Breitingerstrasse 3 und Modellfoto 2013 ehemaliger Sitz der VITA mit Adresse Mythenquai10/ An der mit einem Kreis bezeichneten Stelle wird Marsstrasse 2/ Alfred Escher-Strasse 57) – und de- das Attikageschoss umlaufend gestaltet Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 67 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Planzeichnungen Krischanitz Präsentation Heimatschutz 2013 links Ansicht Mythenquai rechts Ansicht Breitingerstrasse links Ansicht Alfred Escher-Strasse rechts Ansicht Marsstrasse ren sorgfältige Sanierung mit einer Rückführung in den ursprünglichen Zustand vor, so weit dies sinnvoll und möglich ist. Das Hotel Mythen und das Gebäude mit Adresse Alfred Escher-Strasse 45 werden abgebrochen, ebenso die Garagen und das Kantinenprovisorium im Hof sowie die nachträglich am VITA Gebäude angefügte hofseitige Schicht. Der Neubau ist ein U-förmiges Gebäude, das das Geviert anstelle des Hotel Mythen und des Trakts an der Alfred EscherStrasse schliesst und das Ensemble mit einem in den südlichen Hof ragenden Baukörper so ergänzt, dass die Stirnseite dieses Arms des U in zurückversetzter Lage die Lücke zwischen Mythenquai 2 und 10 optisch schliesst. Der Neubau ist ein Vollgeschoss und ein Attikageschoss höher als die Bestandesbauten und die Bauten in der Umgebung. Die Abweichung in der Höhe von der Bau- und Zonenordnung wurde möglich, da es sich um eine Arealüberbauung handelt und ein vom Stadtparlament genehmigter Gestaltungsplan diese Abweichung sanktioniert. Die beiden Schenkel oder Arme erhalten eine prismenartig strukturierte Glashülle und haben ein Attikageschoss, das beim in den Hof ragenden, schlank ausgebildeten Schenkel nicht umlaufend ist. Das Hauptgebäude – der Stammsitz – wird mit einem gläsernen Verbindungstrakt zum Hofgebäude und dieses wiederum mit dem Neubau an der Alfred Escher-Strasse verbunden, so dass eine durchgehende interne Erschliessungsachse entsteht. Die Haupterschliessung des ganzen Ensembles wird an die Alfred Escher-Strasse verlegt, wo der neue Bürotrakt als durchgehender glatter Baukörper ohne Vor- oder Rücksprünge von der Breitingerstrasse bis an den Teil des VITA Gebäudes, das die Ecke Mars-/Alfred Escher-Strasse bildet, konzipiert ist. Das Wettbewerbsprojekt sah eine schwarze, leicht reliefierte Steinfassade mit regelmässig angeordneten, quadratischen Fenstern und ein zurückversetztes Attikageschoss vor, das von der Strasse nicht zu sehen sein wird. Die Fassade wird jedoch nach Auskunft des Projektverantwortlichen der «Zurich» Hanspeter Bissegger, heller, an die umlieBarbara Truog Oben Ansicht Alfred Escher-Strasse Unten Interieur Visualisierungen Krischanitz Stand 2013 Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 68 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 genden Gebäude angelehnt, gestaltet werden. Die im Wettbewerbsprojekt gezeigte Innenausstattung – die in der Konkretisierung überarbeitet wird – sieht den Einsatz von edlen Materialien im halböffentlichen Bereich vor. 5.4. DIE WÜRDIGUNG DES SIEGERPROJEKTS Angesichts der exponierten Lage und der zu erhaltenden Schutzobjekte sowie der baurechtlichen Beschränkungen kombiniert mit der Forderung nach repräsentativem, identitätsstiftendem Erweiterungsbau kam die Aufgabe einer Quadratur des Zirkels gleich. Adolf Krischanitz, der an der UDK Berlin im Fach Entwerfen und Stadterneuerung unterrichtete, zeigt in diesem Projekt sein auf reicher Erfahrung und Reflexion basierendes Können. Zum Erfahrungsschatz gehören auch diverse Erweiterungen von Schutzobjekten wie zum Beispiel bei der Oesterreichischen Kontrollbank in der Innenstadt Wiens, dem Rietbergmuseum in Zürich und vor allem der Umbau und die Erweiterung der Kunstuniversität Linz. Hier musste Adolf Krischanitz die Forderungen einer sehr enge Grenzen setzenden Denkmalbehörde und derjenigen der Kunstuniversität unter einen Hut bringen, die sich eine architektonische Manifestation des Images einer Kunstuniversität wünschte.98 Die Haltung des Architekten Adolf Krischanitz macht es sich nicht leicht, im Gegenteil, er pflegt den Hang zum Es-sich-schwer-machen. Im 2015 erschienenen Bild- und Textband «Adolf Krischanitz» erklärt er seine grundsätzliche Haltung: «Nicht das Sich-Behaupten einer autonomen neuen Idee steht im Vordergrund, sondern die Konfrontation, der ganz pragmatische Infight mit dem oft banalen, aber gesellschaftlich wirkmächtigen Gordischen Knoten der Projektkontexte. Es geht darum, diesen dann aufzulösen in ein raum-zeitliches Gewebe, das optisch nicht gleich spektakulär erscheint, doch eine Nutzungs-Matrix erzeugt, die jenseits von optisch auffälligen architektonischen Gegenständen etwas anderes, Nachhaltigeres bietet: den architektonischen Zustand.»99 Direkt zum Projekt «Quai Zurich» nach seiner Haltung zum Weiterbauen gefragt, führt er aus: «Nach meiner Auffassung ist das Weiterbauen an einem Denkmal in einer bestimmten Art und Weise abhängig vom Bauplan des Denkmals bzw. von der Intensität des Eingriffes. Es kann der denkmalpflegerische Umgang in bestimmten Fällen eine mimetisierende Ergänzung, und in anderen Fällen ein kontrastierender Eingriff die richtige Antwort sein ebenso wie diverse Haltungen dazwischen. Diese in unterschiedlichen Tiefen operierenden Maßnahmen sind durchaus auch in einer gewissen Gleichzeitigkeit nebeneinander innerhalb einer denkmalpflegerischen Gesamtmaßnahme denkbar. In diesem Sinne ist die Form des Eingriffes von der städtebaulichen Charakteristik, dem Typus des Gebäudes, der Gestalt und der Materialität insgesamt und des jeweils betroffenen Bauteils abhängig, und ist niemals nur Rekonstruktion, sondern im weitesten Sinn immer auch Konstruktion.»100 Wie drückt sich nun diese Haltung konkret im Projekt «Quai Zurich» aus? Rücksichtnahme auf die Schutzobjekte Krischanitz bezieht alle drei geschützten Einzelbauten in sein Projekt ein, befreit Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 69 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 sie von später angefügten äusseren Anbauten und stellt so weit möglich und sinnvoll im Inneren die originale Raumeinteilung wieder her. Zur Rücksichtnahme auf die Schutzobjekte gehört aber nicht nur deren Erhalt möglichst ohne Zerstörungen, sondern auch Neubauten müssen auf Schutzobjekte Rücksicht nehmen und eine gute Gestaltung aufweisen.101 Beim Projekt «Quai Zurich» werden die nicht geschützten Teile durch einen massigen Neubau ersetzt, der teilweise in den Hofraum zwischen zwei Schutzobjekte hineinragt. Dies wurde von einigen Fachleuten des Zürcher Heimatschutzes auch bemängelt. Sie hätten sich gewünscht, dass der Hof von allen Einbauten befreit bliebe. Der zweite Schenkel des U-förmigen Neubaus kommt dem Hauptbau sehr nahe. Trotzdem ist die gebotene Rücksichtnahme durchaus vorhanden. Ähnlich wie beim Zusammenfügen von Alt und Neu durch eine Glasfuge schafft hier die Materialisierung der beiden Schenkel Luft und eine gewisse Leichtigkeit; ihre Transparenz und das in den Glasfassaden mögliche Lichtspiel nimmt diesen die Massigkeit. Zudem soll beim nah auf den Hauptbau aufrückenden Schenkel auf Anregung des Heimatschutzes das Attikageschoss umlaufend gestaltet werden, was die Stirnseite des Schenkels etwas weniger «trutzig» erscheinen lässt. Die Bestandesbauten bewahren ihre Eigenständigkeit aber auch durch die Abstände und die Zurücksetzung des Neubauteils von der Seefront. Die Lücke zwischen dem Hauptbau und dem VITA Gebäude sowie die im Hintergrund funkelnde Stirnseite des Neubauschenkels werten den Hauptbau auf und lassen ihn als Solitär erscheinen. Auch die städtebauliche Situation wird nicht verändert, denn der etwas höhere Neubau im Hintergrund ist vom Mythenquai her nicht sichtbar, da zum Gebäude nicht genügend Abstand eingenommen werden kann. Eine Visualisierung zeigt, dass er die Wipfel der Bäume im Arboretum nicht überragt und folglich auch von der gegenüberlieModellfoto Sicht von der gegenüberliegenden Seeseite genden Seeseite nicht sichtbar sein wird. Einzig der in den Hof ragende Schenkel ist deutlich sichtbar, was aber durchaus erwünscht ist, denn das Corporate Center will ja auch neue Akzente setzen und zum Markenzeichen der «Zurich» werden. Adäquates Reagieren auf den Bestand und die Gestaltungsqualität des Neuen Wie in den vorhergehenden Kapiteln ausgeführt, beinhaltet adäquates Reagieren auf den Bestand die Übernahme von Formen der Baukörper, von Gestaltungselementen oder auch der verwendeten Materialien. Auf den ersten Blick scheint es beim Projekt «Quai Zurich» keine solchen Bezüge zu geben, hängt das Auge doch zuerst an den gläsernen Diamantschliff-Fassaden der Schenkel und der Lochfassade des Baukörpers entlang der Alfred Escher-Strasse fest. Der Neubau setzt sich dadurch sehr klar von den Bestandesbauten ab und ist auf den ersten Blick durch die Fassadengestaltung als Neubau aus unserer Zeit erkennbar. Doch: Bei näherer Betrachtung lassen sich Gemeinsamkeiten bei «Diamantschliff» der Glasfassade Musterzeichnung allen Bauten entdecken. Eine erste Gemeinsamkeit ist in der Typologie zu fin- Krischanitz Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 70 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 den. Die bestehenden Bauten wie auch der Neubau sind Bürogebäude, auch wenn der Hauptbau ursprünglich für eine gemischte Nutzung erstellt wurde. Der Neubau fügt sich in die typologische Reihe von Bürobauten ein und schreibt die hier sichtbar werdende Geschichte des Bürogebäudes in Zürich fort. Er trägt keine neue Grundform in das Ensemble, sondern übernimmt den rechteckigen Grundriss und die Grundform der Schutzobjekte auf, die abgesehen vom Attikageschoss keine Vor- und Rücksprünge aufweisen. Auch dieses Element übernimmt der Neubau. Vom rechteckigen Grundriss weicht nur der Baukörper an der Alfred Escher-Strasse ab, denn die strassenseitige Fassadenfront folgt der schrägen Strassenlinie. Die so entstehende Trapezform ist aber nur aus dem Grundriss oder der Vogelperspektive ersichtlich und wird im gebauten Zustand nicht wahrnehmbar sein. Die U-Form des Neubaus gibt es bereits beim VITA Gebäude. Der Neubau steht wie die Bestandesbauten auf der Baulinie. Die Hofräume werden nicht überdacht, wie das einige der eingereichten Projekte vorsahen. Im übertragenen Sinn übernimmt der Neubau auch Materialisierung und Ausschmückung der Bestandesbauten. Die Schutzobjekte fallen durch die Wahl teurer, wertbeständiger und den Umwelteinflüssen trotzender Materialien sowie durch bildhauerische und plastische Schmuckelemente an den Fassaden und im Inneren auf. Der Hauptbau ist gemäss Gutachten eine mit Naturstein verkleidete Backsteinkonstruktion; für die Verkleidung wurden St. Triphon- und Lägernkalkstein, Giornico-Granit und Margrether- bzw. Bolligersandstein verwendet. Laut Auskunft der «Zurich» soll der Bau aber ganz aus Naturstein gefertigt sein. Die Innenausstattung – soweit noch vorhanden – zeugt ebenfalls von Eleganz und dem Willen, durch die Wahl von Materialien und Formen der Ausstattung und des Innenausbaus die wirtschaftliche Potenz zu repräsentieren: Geschliffener Marmor, farbige Kassetten- -und Stuckdecken, Glasmalereien, vergoldete Treppengeländer und anderes mehr. Der zweite Bau ist einfacher in der Ausführung: auf einem Betonsockel wurde ein Betonskelett errichtet, dessen Felder mit Zementsteinen ausgefüllt wurden. Sockel, Fenstergewände und Portal sind aus Kunststein, das Kranzgesims aus Beton. Die Fenstergewände sind geschossweise differenziert, der Bauschmuck diskret: ein kräftiges Hauptgesims mit Akanthus-Konsolen, Eckakroterien auf dem Attikageschoss, plastische Rosenmotive, ein Steinband mit Feston und Früchten. Im Inneren sind nur noch in den Treppenhäusern bauzeitliche Dekorelemente vorhanden: reich profilierte und mit Sgraffiti verzierte Gewände der Eingänge und Stuckdecken. Das VITA Gebäude ist mit Würenloser Muschelkalkstein, der Sockel mit Granit verkleidet und die Fugen rötlich eingefärbt. Auch hier Foto BAZ dezenter Bauschmuck: Gesimse mit Wappenschilden, Oben Mythenquai 2 1993 Unten Breitingerstrasse 3 Foto Gutachten Tafeln und Bänder im Flachrelief, ein Fries mit RundboBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 71 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 gen- und Blattmotiven, plastische Rosetten, die Gewände des Haupteingangs mit Reliefszenen geschmückt. Die Materialien der Innenausstattung – sofern noch vorhanden – zeugen vom gleichen Willen, mit wenigen, aber edlen Materialien zu beeindrucken; französischer Marmor, Messing, Nussbaum.102 Der Neubau übernimmt die Idee der Verwendung von edlen Materialien und von Schmuck an Fassaden und im Inneren. Die Fassade des langen Baukörpers an der Alfred Escher-Strasse war im Wettbewerbsprojekt in schwarzem, reliefiertem Stein vorgesehen. Schwarz ist eine klassische, Feierlichkeit ausstrahlende Farbe, die sich in der Farbwirkung vornehm zurückhält und andere Marsstrasse 2 Foto Gutachten Farben sowie Gegenstände in ihrer Wirkung unterstützt und hervorhebt. Die Fassade wird jedoch gemäss «Zurich» nicht in Schwarz ausgeführt werden. Die Schenkel des U werden nicht mit einfachen Glasscheiben verkleidet, sondern aus rautenförmigen, plastisch herausstehenden Glaselementen gebildet – die Glashülle erhält einen «Diamantschliff» (siehe Seite 70). Die Visualisierungen der dem Publikumsverkehr dienenden zugänglichen Innenräume zeigen, dass auch hier dem Repräsentationswunsch entsprochen werden soll (siehe Seite 68). Der Neubau reagiert also durchaus passend auf die durch die Schutzobjekte ausgedrückte Intention und überträgt sie in eine zeitgemässe Materialisierung. Dieses subtile Reagieren auf den Bestand in der Materialisierung und die ausgewogenen Proportionen des Neubaus in Bezug auf sich selbst, aber auch im Vergleich mit den Bestandesbauten zeugen von der Qualität der Gestaltung des Neubaus. Es gibt keine «übergewichtigen» Massen; nur die Ecke Breitinger-/Alfred Escher-Strasse weist eine breitere Bautiefe auf, was wiederum hauptsächlich im Grundriss und aus der Vogelperspektive sichtbar ist, jedoch aus der Strassenperspektive kaum wahrnehmbar sein wird. Die gestalterische Qualität des Neubaus steht derjenigen der Bestandesbauten in nichts nach. Ein neues Ganzes Laut Jury «überzeugt dieser Entwurf durch die stupende Integration der alten und neuen Gebäude zu einem einprägsamen Ganzen, in dem der Denkmalbestand nicht nur bewahrt, sondern neu inszeniert wird und so den Schutzumfang erst rechtfertigt, der ergangen ist, um ihren Erhalt zu gewährleisten.»103 Durch die Anordnung der Alt- und Neubauten entsteht eine an ein Puzzle erinnernde Struktur, die alt und neu eng miteinander verwebt (siehe Modellfoto Seite 67). Nicht nur das Verweben der alten und neuen Baukörper durch ihre Setzung bewirkt, dass ein neues Ganzes entsteht. Die Neugestaltung der bisherigen Rückseite des Ensembles trägt dazu wesentlich bei. Hier wurden im Bestand vier Bauten aus vier verschiedenen Epochen mit unterschiedlicher Fassadengestaltung und unterschiedlichen Traufhöhen zu einer Strassenfront zusammengefügt (siehe Foto Seite 63). Der fast komplette Ersatz dieser Front durch einen einfach und klar gegliederten Neubau führt zu einer Vereinheitlichung. Diesem neuen Teil des Ensembles wird durch die Verlegung des Haupteingangs an diese Stelle die «Hinterhofsituation» genommen; es entsteht Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 72 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Gleichwertigkeit mit den anderen Gebäuden auch von der Funktion her, ohne dem Stammgebäude auf der Seeseite den ersten Platz streitig zu machen. Auf die Kriterien Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Schaffung von Mehrwert wird hier nicht weiter eingegangen, denn sie wurden in den Wettbewerbsvorgaben explizit ausformuliert und müssen erfüllt sein, sonst wäre ZUMY von Alfred Krischanitz nicht als Siegerprojekt aus der Konkurrenz hervorgegangen. Die gemachten Ausführungen zeigen aber auf, dass ein Mehrwert nicht nur für die «Zurich» geschaffen wird, sondern durch das Zusammenfügen zu einem neuen Ganzen mit neuen Akzenten auch ein Gewinn für die Seefront entsteht. 5.5. DIE ROLLE DER BAUGESCHICHTE Die «Zurich» hatte nur das Wettbewerbsprogramm allen Teams zugestellt. Es bestand aber die Möglichkeit, einige weitere Unterlagen anzufordern, darunter auch Informationen zur Baugeschichte. Laut Auskunft der Mitarbeiter des Unternehmensarchivs interessierte sich nur Adolf Krischanitz für die Baugeschichte. Danach gefragt, welchen Einfluss die Baugeschichte auf den Entwurf hatte, antwortete er: «In der Regel ist es zielführend, die Baugeschichte am Anfang des Entwurfsprozesses zu analysieren. Es ist allerdings ratsam, während des gesamten Planungs- oder Bauprozesses so etwas wie ‘dynamische Aufmerksamkeit’ walten zu lassen, da sich viele ‘Wahrheiten’ und Authentizitäten erst im Laufe der weiteren Auseinandersetzung in der architektonischen Überarbeitung oder durch die praktische Tätigkeit selbst ergeben, die vorher kaum erkennbar sind. Das höchste Ziel kann also über die Zeit nicht nur die absolute Unveränderlichkeit eines Bauwerkes sein, vielmehr ist eine neue Lesbarkeit gefragt, die in eine zuwachsende Sinnfälligkeit mündet. Diese Sinnfälligkeit muss als architektonischer Gedanke immer einen Mehrwert gegenüber der reinen Erhaltung der Substanz ergeben.»104 Krischanitz hat sich ganz offensichtlich mit der Baugeschichte auseinandergesetzt, da dies zu seinem Vorgehensrepertoire bei Projekten gehört. Trotzdem scheint bei diesem Projekt die Auseinandersetzung mit der Baugeschichte nicht das gleiche Gewicht gehabt zu haben wie beim Schlotterbeck-Areal und dem Einkaufszentrum Witikon oder dem zu Beginn nur am Rande erwähnten Jazzcampus in Basel, wo teilweise starke Impulse für den Entwurf aus der Baugeschichte stammten. Die Auseinandersetzung fand beim Projekt «Quai Zurich» mehr mit den Bestandesbauten statt. Dies dürfte auch in der Grösse und Komplexität des Ensembles und der Aufgabe begründet sein. Auch wenn der Architekt hier nicht nach einer Konstanten in der Baugeschichte gesucht hat, so lässt sich eine solche feststellen, die nicht ohne weiteres an den Bauten selbst abzulesen ist. Die beiden Höfe wurden zu verschiedenen Zeiten als Baulandreserve betrachtet. Vorübergehende oder bleibende Ein- sowie Anbauten erfolgten hier in den Höfen. Dass dies nicht nur in jüngerer Zeit so war, zeigt ein nicht realisiertes Projekt von Otto Honegger, das zwischen 1916 und 1922 entstanden sein muss.105 Es sieht eine massive Hofüberbauung vor. Vor diesem Nicht ausgeführtes Projekt von Hintergrund ist das Hineinragen eines der Schenkel des Neubaus eine Fortset- Otto Honegger, Schweiz. Bauzeizung einer Idee, die aus der Baugeschichte erkennbar und nachvollziehbar wird. tung 1922 105 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 73 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 6. DIE BERGTROTTE OSTERFINGEN – DIE KUNST DER ZURÜCKHALTUNG Daten zum Projekt Adresse Historische Baute Erstellungszeit Bauherrschaft Handwerker Trottenweg 38 8218 Osterfingen SH Herrschaftliche Zwingtrotte 1584 Erweiterungen nach Westen 1676 und 1783; spätere kleinere Veränderungen Renovation 1965 Stadt Schaffhausen Maurermeister Marx Blank, Zimmermeister Kaspar Bruder Aktuelles Projekt Erstellungszeit Bauherrschaft Architekten Unterschutzstellung Bild Erweiterung zu ganzjähriger Nutzung Fest- und Begegnungsort mit Gastrobetrieb 2014 - 2015 Stiftung Bergtrotte Osterfingen Spühler Partner Architekten Zürich 2015 durch die Eidgenossenschaft Foto Peter Hebeisen, Zürich Sicht von Südosten Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 74 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 6.1. DER PLANUNGSPROZESS Hintergrund der Erweiterungsplanung Der Ausbau der Bergtrotte Osterfingen ist ein Baustein in einem regionalen Entwicklungsprojekt (PREWO), das von der Rebbaugenossenschaft Osterfingen im Jahr 2007 initiiert wurde. Ziele des Projekts sind laut Informationen auf der Webseite der Gemeinde Wilchingen Osterfingen vom September 2012106 die Verbesserung der wirtschaftlichen Wertschöpfung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Absatzförderung von Wein und anderen Produkten aus der «Genussregion» Wilchingen/Osterfingen/Trasadingen. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf dem Weinbau und der damit verbundenen Kultur: erlebbare Weinkeller, touristische und kulturelle Angebote, Übernachtungsmöglichkeiten und Verkauf von regionalen Produkten und Kunstgegenständen. Neben der Erweiterung der Bergtrotte, die seit Jahrzehnten nicht mehr der Weinproduktion dient, sondern wo Feste und auch Gottesdienste gefeiert werden, sollte in Wilchingen ein Bed and Breakfast Hotel «Weinwelt Wilchingen» errichtet werden. Drei Erlebniswege zur ehemaligen Raubritterburg Radegg, über den ehemaligen Römerpfad zur Weinwelt Wilchingen und zum Fasshotel in Trasadingen sowie der Genussweg über den Rosen- und Reptilienpfad zur Bergtrotte Osterfingen, in die Weinwelt Wilchingen oder zur Naturhöhle Winterlislöchli sollen den Tourismus in der Region ankurbeln. Die Bergtrotte Osterfingen ist seit Jahrzehnten ein beliebter Ort für das Feiern von privaten und öffentlichen Festen; das Schweizer Fernsehen drehte dort mehr als einmal Unterhaltungssendungen. Auch Gottesdienste finden dort statt, und näher an der ursprünglichen Bestimmung des Gebäudes wurden während 7 Tagen im Jahr ein Direktweinverkauf durchgeführt. Fester Bestandteil in der Belegung der Bergtrotte sind das Trotten- und Blütenfest, die Metzgete, die 1. Augustfeier, eine Chilbi und der Schuljahresabschluss.107 Das Wettbewerbsverfahren Die Bergtrotte ist nicht nur ein kommunales, sondern ein regionales bzw. kantonales Schutzobjekt und ist im Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler Bedeutung als Objekt höchster Klasse (A) verzeichnet. Im Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz ist das ganze Dorf aufgeführt, die Bergtrotte als Objekt der Klasse A, das den integralen Substanzerhalt bei dieser Einstufung bedeutet.108 Der Verein PREWO schrieb angesichts dieser besonderen Situation einen öffentlichen Wettbewerb aus und beauftragte die Ernst Basler + Partner AG mit der Organisation des Wettbewerbs sowie der technischen Vorprüfung der Präqualifikationsunterlagen. Der Projektwettbewerb wurde als selektives Vergabeverfahren gemäss Artikel 12 Absatz 1 Buchstabe b der interkantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen (VöB) durchgeführt. Die Rahmenbedingungen sowie die Wettbewerbsvorgaben wurden in einem Wettbewerbsprogramm vom 10. November 2010 festgehalten. Aus dem Präqualifikationsverfahren, an welchem 35 Bewerbende teilnahmen, wurden fünf Architekturbüros ausgewählt. Diese Büros mussten Gesamtplanungsteams mit den Kernkompetenzen Architektur, Landschaftsarchitektur, Bauingenieurwesen und Gebäudetechnik bilden. Im Preisgericht sassen neben dem GemeindepräsidenBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 75 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 ten von Wilchingen – Osterfingen und Wilchingen bilden eine gemeinsame politische Gemeinde – der Präsident des Vereins PREWO, zwei Architekten und eine Architektin aus Bern, Zürich und Schaffhausen. Als Expertin wurde unter anderen auch eine Ressortleiterin der kantonalen Denkmalpflege beigezogen.109 6.2 DAS SCHUTZOBJEKT Die Lage und die Baugeschichte Die Bergtrotte liegt inmitten der Rebberge an einem nach Süden ausgerichteten Hang etwas oberhalb des Dorfes Osterfingen, das in einer langgezogenen, wenig tiefen Mulde zwischen zwei sanften Hügelzügen liegt. Sie bildet zusammen mit der ursprünglichen Umgebung und den Weinbergen ein kulturlandschaftliches Ensemble, wie es in dieser Unversehrtheit kaum noch anzutreffen ist. Der Kanton Schaffhausen liess im Auftrag der Gemeinde im August 2009 eine Sicherstellungsdokumentation zum Gebäude verfassen.110 Das Trottengebäude wurde 1584 durch die Stadt Schaffhausen errichtet, welche einen baufälligen Vorgängerbau sowie die Osterfingen 1895 Staatsarchiv Schaffhausen umliegenden Rebberge, vermutlich von den Herren von Fulach, erwarb, diesen abriss und mit den noch brauchbaren Materialien einen Neubau erstellte. 1676 wurde dieser Bau nach Westen erweitert, um Platz für eine zusätzliche Presse zu schaffen. 1783 fand eine zweite Erweiterung statt, wiederum nach Westen, und gleichzeitig wurden schadhafte bestehende Bauteile ersetzt und repariert, so der Dachstuhl und Teile der Südwand.111 Da diese Erweiterungen im gleichen Stil erfolgten – gemauerter Sockel, darüber Fachwerk – und das steile Satteldach weiter gezogen wurde, wirkt das Gebäude einheitlich, obwohl das Fachwerk unterschiedlich ausgestaltet ist und die Trotte am Westende ein Walmdach, am Ostende einen Giebel aufweist. Das Gebäude beeindruckt durch seine stattliche Grösse und unterstreicht so die einstige Bedeutung als obrigkeitlicher Bau, denn die Rebbauern waren gezwungen, ihre Reben dort zu pressen – daher die Bezeichnung Zwingtrotte. Politische Umwälzungen führten dazu, dass 1801 die Bergtrotte in den Besitz von einheimischen Rebleuten überging. 1930 teilten sich sechs Besitzer die Trotte, 1934 waren nur noch Vater und Sohn Stoll Eigentümer, ab 1942 war Erwin Stoll Alleineigentümer. Unter ihm änderte sich die Nutzung; die Trotte wurde zur Remise. 1962 konnte das Gebäude von der Rebbaugenossenschaft erworben werden.112 1905 wurde ein frischer Verputz und ein grösseres Tor angebracht, grössere Arbeiten fanden 1964 - 1965 statt. Die nördliche Mauer wurde abgebrochen und auf einem Betonfundament mit gebrochenen Kalksteinen als Sichtsteinmauer wieder aufgebaut. Ausbesserungen am Dach und an der Südwand ergänzten diese erhaltende Massnahme. Ähnliche Instandsetzungsmassnahmen fanden 2003 statt, 1980 wurde der Boden erneuert, 1982 eine Kanalisation und 1984 eine Toilettenanlage gebaut, denn die Bergtrotte wurde nach dem Erwerb durch die Rebbaugenossenschaft als Festhütte benutzt. 1986 wurde die Baumtrotte von Siblingen als Leihgabe des Museums Allerheiligen Schaffhausen in der Trotte aufgestellt.113 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 76 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Südfassade vor der Renovation Foto Nick Brändli, Zürich Das Schutzobjekt Das durch die Erweiterungen sehr langgezogene Gebäude hat einen trotz der Krümmung der Wände klar rechteckigen Grundriss. Die Südwand weist eine unterschiedliche Ausbildung auf; das östliche, älteste Drittel zeigt rechtwinklige Gefache, die westlichen Zweidrittel eine klar gestaltete und regelmässige Anordnung von Ständern und Streben, die am Ständer gespiegelt werden. Zwei hochstehende Fenster, ein Rundbogenportal und ein grosses, wohl 1905 angebrachtes Tor im ältesten Teil sind heute die einzigen Öffnungen in der Fassade. An der Westwand zeichnet die Sockelmauer die Hangschräge nach, darüber ist dasselbe Fachwerk zu finden wie beim neueren Teil der Südfassade. Zwei Fenster wurden vermutlich 1965 ausgebrochen. An der Nordwand sind alle drei Bauphasen abzulesen und nur die Teile der Wand sind sichtbar, die aus Fachwerk sind. Die Sockelmauer wurde 1965 erneuert, da sie aufgrund des Hangdrucks ausgebuchtet und nicht mehr stabil war. Die östliche Giebelseite weist eine einfache, symmetrische Gestaltung auf mit rechtwinkligen Gefachen. Nur zwei schräge Streben unterbrechen dieses Gestaltungsprinzip. Sowohl hier wie auch an der Südwand gab es einst Lüftungsschlitze, die jedoch zugemauert wurden. Der Dachstuhl wurde 1965 bis auf das westliche Drittel abgebrochen und neu aufgebaut, dabei wurde die Konstruktion mit verstärkenden Massnahmen ergänzt. Zu allen Zeiten wurden die brauchbaren Eichenhölzer und auch die intakten Ziegel wiederverwendet. Zur Ergänzung wurden historische Ziegel und keine neuen eingesetzt. Bei der letzten Sanierung von 2003 wurde das ganze Dach vollständig mit Biberschwanzziegeln gedeckt. Aufgrund vorhandener Balken muss einst auch ein Dachboden vorhanden gewesen sein. Am Westende gibt es eine Galerie, unter ihr einen geschlossenen Raum. Platz beanspruchte seit 1986 auch die Baumtrotte von Siblingen, welche in vielen Stunden von den Genossenschaftern restauriert wurde. Der eigene Trottbaum von Osterfingen ist verschollen.114 Der Schutzumfang und mögliche Veränderungen Laut dem im Wettbewerbsprogramm enthaltenen denkmalpflegerischen Erhaltungskonzept sollte die Nutzung als Empfangs- und Festraum weiterhin möglich sein. Dabei wurde der Erhalt des gesamtheitlichen Raumeindrucks und des einheitlichen Äusseren mehr gewichtet als die verschiedenen Bauphasen. Integral zu erhalten waren folglich der Rohbau bestehend aus Sockelmauerwerk, Fachwerkfassaden und Sparrendach. Als prägend für das äussere Erscheinungsbild Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 77 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Ansicht von Südosten vor der Renovation Ansicht von Südwesten vor der Renovation und folglich schutzwürdig wurden das Sichtfachwerk mit den verputzten Ausfachungen, das zweiflüglige Rundbogentor von 1783 und das Giebeldach mit dem westlichen Walm und der Biberschwanzziegeldeckung eingeschätzt. Im Inneren musste die im Westen eingestellte Balkenlage auf der hölzernen Stütze und der gemauerte Raum erhalten bleiben, jedoch nicht die mit der Renovation von 1965 hinzugefügten Teile wie die hölzerne Treppe, der Podestboden und das Geländer. Der Siblinger Trottbaum sollte im Raum bleiben, die Möglichkeit einer Verschiebung wurde jedoch nicht ausgeschlossen. Angesichts der besonderen Lage und deren Wirkung sollten keine Abgrabungen sowie Terrainveränderungen in unmittelbarer Nähe der Fassaden gemacht werden. Veränderungen wurden in folgenden Bereichen als möglich betrachtet: • Die unverglasten Fensteröffnungen durften verglast werden, zusätzliche Öffnungen im Bereich der Fachwerkausfachungen hätten zurückhaltend angebracht werden können. Zur besseren Belichtung des Raums wäre der teilweise EinRundbogentor vor und nach der Renovation satz von Glasziegeln akzeptiert worden. Fotos der Bestandsaufnahmen Nick Brändli, Zürich • Ein Mauerdurchbruch zur Verbindung der Trotte mit einem Foto nach Renovation Peter Hebeisen, Zürich Annexbau war möglich, musste aber auf den Bereich der verstärkten Sockelmauer beschränkt sein. • Eine Innendämmung war ausgeschlossen, der Einbau von Binnenwänden aus Glas wäre hingegen zugelassen worden. • Der Boden innerhalb des Trottengebäudes durfte ausgeebnet werden. • Das Erstellen eines Annexbaus wurde ausdrücklich als Möglichkeit vorgesehen; dieser sollte aber in Form und Gestaltung sich dem historischen Bau unterordnen.115 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 78 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Bergseitige Ansicht Foto Peter Hebeisen 6.3 DAS SIEGERPROJEKT VON SPÜHLER PARTNER ARCHITEKTEN Die Bauten Das Projekt von Spühler Partner Architekten erhält die Trotte im bisherigen Erscheinungsbild und ergänzt sie mit einem im Berg liegenden Annexbau, der durch kaminartig ausgebildete, mit Uginoxblech verkleidete Oberlichter belichtet wird. Dieses Material verliert laut Aussage der Architekten über die Jahre den Glanz. Sie ragen leicht schräg aus dem Gelände hinter dem alten Trottengebäude und sind von der Hauptansichtseite – aus dem Süden vom Dorf her kommend – kaum sichtbar. An Süd- und Ostwand des alten Trottengebäudes wurden die in früheren Zeiten geschlossenen Lichtschlitze und ein Fenster wieder geöffnet. Die Türflügel der Tore wurden neu gestaltet; ihre Materialisierung liefert zusätzliches Licht. Anstelle der beim Rundtor waagrecht und beim grossen viereckigen Tor senkrecht zusammengefügten Holzbretter wurden Glastüren eingesetzt, die aussen mit Holzlammellen bedeckt sind. Im Inneren wurde der Boden geglättet, aber nicht alle Niveauunterschiede aufgehoben. Grosse, quadratische Betonplatten, diagonal zu den Wänden verlegt, und die nicht verputzten hellen Steinwände des Sockelgeschosses reflektieren das spärlich einfallende Tageslicht. Die Holzteile wurden nur so weit erneuert, wie es notwendig war. Im Gebälk angebrachte diskrete kleine Leuchten ergänzen die Beleuchtung des grossen Raums. Der Siblinger Trottbaum wurde aus dem Trottengebäude entfernt; für seine Unterbringung wurde östlich gegenüber dem alten Trottengebäude ein auf einer Seite offener kubischer Unterstand aus Sichtbeton gebaut. Das obere Drittel der offenen Seite wurde mit einer hölzernen Lamellenkonstruktion geschlossen, die dekorative Lichtspiele auf Trottbaum und Innenwänden ergibt. Der Unterstand bildet zusammen mit der Ostfassade des Trottengebäudes und der Südfassade des in den Berg gelegten Annexbaus einen hofartigen Eingangs- und äusseren Aufenthaltsbereich. Ausser diesem Unterstand und einer Einfahrt für Anlieferungen auf der westlichen Seite des Trottengebäudes ist von den neuen Bauten von Süden her nur die eingeschossige Eingangspartie zum unterirdischen Annexbau sichtbar. Diese Eingangspartie ist aus Sichtbeton und grosszügig verglast; die Rahmen für die Fenster sind aus dunkelbraun einbrennlackiertem Metall, Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 79 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Eingabepläne Wettbewerb aus: Hochparterre Wettbewerbe 3/2011 wie auch alle anderen Türrahmen im Inneren des Neubaus und im alten Trottengebäude. Diese Fensterfront liefert das Tageslicht für das unmittelbar dahinter liegende Trottenbeizli und den Verkaufsraum für Wein und regionale Produkte. Der daneben liegende Eventsaal wird ausschliesslich durch die Oberlichter mit Tageslicht versorgt. Die zwischen das Trottenbeizli und den Eventsaal geschobenen Toiletten – die so angebracht sind, dass eine Verbindung zwischen Beizli und Eventsaal entsteht – die Küche und andere Serviceräume liegen ebenfalls im Berg und werden künstlich belichtet oder über ein Oberlicht mit Tageslicht versorgt. Alle Neubauteile sind von einem langen Korridor aus zugänglich, der entlang der Nordwand des alten Trottengebäudes führt, dieses so vom Bergdruck befreit und die Fuge zwischen Alt und Neu bildet. Vom Eventsaal gelangt man durch eine grosse, dreiteilige Türe in den Korridor und von dort durch einen gleich gestalteten, genau gegenüberliegenden Durchgang in das alte Trottengebäude. Dass der Korridor die Nahtstelle zwischen Alt und Neu ist, wird auch durch seine Materialisierung unterstrichen. Der untere Teil der trottenseitigen Wand ist mit Spritzbeton verfestigt, darüber ist die Bruchsteinmauer sichtbar. Die Wand zum Annexbau und die Decke sind aus glattem grauem Sichtbeton. Der Fliessboden ist aus leicht eingefärbtem Hartbeton und ebenfalls in hellem Grau gehalten. Die übrigen Räume des Annexbaus weisen die gleiche Materialisierung und Farbgebung auf. Die Rückwand des Eventsaals und des Trottenbeizlis ist mit hellen, horizontal und vertikal verlegten Holzlammellen verkleidet, in der unteren Hälfte Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 80 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 ist ein breites Leuchtband angebracht, vor dem sich waagrecht platzierte Weinflaschen im Eventsaal und ein Bücherregal im Beizli als zusätzliche dekorative Elemente abheben. Die Beleuchtungskörper treten mit Ausnahme der beiden modernen Kristallleuchter über dem Buffet und zwei Leuchtern über dem Tisch im Verkaufsraum nirgends als Blickfang hervor. Sie sind in der Decke oder im Boden eingelassen oder als leuchtende, gleichsam zur Konstruktion gehörende Lichtbalken in regelmässigen Abständen an der Decke angebracht. Das neue Buffet im Trottenbeizli ist mit Kalkstein verblendet. Die Wettbewerbsvorgaben Im Wettbewerbsprogramm wurden drei Zielbereiche formuliert: Architektur, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit. Im architektonischen Bereich wurde gefordert, dass ein architektonisches Gesamtkonzept sichtbar wird, die Erweiterung sich harmonisch in die Landschaft einfügt und eine für den Ort spezifische Architektur mit charakteristischen und gut belichteten Innenräumen geschaffen wird. Das Projekt sollte gleichzeitig auch die Tradition, die Fortschrittlichkeit und den Innovationsgeist des Weinbaus in der Region präsentieren. An dritter Stelle wurde die Erfüllung der denkmalpflegerischen Anforderungen genannt. Die Trotte sollte weiterhin als Solitärbau in Erscheinung treten. Mit anderen Worten: Es sollte ein repräsentatives Weinbauensemble entstehen, das auf das Schutzobjekt und das Ortsbild Rücksicht nimmt. Bezüglich Funktionalität wurde nicht nur Benutzerfreundlichkeit und effiziente Organisation der Betriebsabläufe verlangt, sondern die Räume sollten flexibel nutzbar sein. Eine Änderung des Nutzungskonzepts sollte möglichst einfach möglich werden. Unter dem Titel Wirtschaftlichkeit wurden Vorgaben gemacht, die bei den anderen Projekten teilweise nicht in dieser Deutlichkeit ausformuliert waren und unter den Begriff der Nachhaltigkeit einzuordnen sind. Gefordert wurden hier explizit eine wartungsfreundliche Materialisierung, angemessene Energieeffizienz, eine solide Bauweise mit langlebigen Materialien. Bauteile mit unterschiedlicher Lebensdauer sollten einfach voneinander zu trennen und technische Systeme einfach nachrüstbar sein. Ein Beitrag zur Landschaftsgestaltung wie auch eine Überprüfung des vorgängig erstellten Verkehrs- und Parkierungskonzeptes, wurde erwartet.116 6.4. DIE WÜRDIGUNG DES SIEGERPROJEKTS Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt Aus den Unterlagen, die von Spühler Partner Architekten zur Verfügung gestellt wurden, wird die Haltung dieses Architekturbüros deutlich. Das aktuelle Erscheinungsbild sollte erhalten bleiben und Sanierungsmassnahmen nur dort erfolgen, wo diese aus technischen und statischen Gründen notwendig waren. Folgerichtig wurde der Zustand sorgfältig ermittelt, fotografisch dokumentiert und die notwendigen Massnahmen festgehalten. Das alte Trottengebäude wurde nicht nur vollständig erhalten, es wurde keinerlei schutzwürdige Substanz zerstört und Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 81 Eingabepläne Wettbewerb aus: Hochparterre Wettbewerbe 3/2011 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Eingabepläne Wettbewerb aus: Hochparterre Wettbewerbe 3/2011 Blick in den Innenraum nach der Renovation Foto Peter Hebeisen auf ein sichtbares Anbauen verzichtet. Auf das Einsetzen von zusätzlichen Fenstern – was grundsätzlich möglich gewesen wäre – wurde ebenfalls verzichtet. Nur bereits vorhandene, in der Vergangenheit zugemauerte Lichtschlitze und ein Fenster wurden wieder geöffnet und durch die Gestaltung der Tore zusätzlicher Lichteinfall gewonnen. Eine möglichst gute Belichtung ist hier auch gar nicht notwendig, denn der Raum wird als Festsaal benutzt, eine Nutzung, die keine optimale Belichtung verlangt. Bei schönem Wetter kann der Aussenraum zur Nutzung beigezogen werden, bei schlechter Witterung würden zusätzliche Fenster angesichts der Grösse und Tiefe des Raums kaum eine nennenswerte Verbesserung der Lichtverhältnisse bringen und künstliche Beleuchtung erfordern. Angesichts des Trends, überall mehr und grössere Fenster anzubringen, ein mutiges Vorgehen. Adäquates Reagieren auf den Bestand Mit wenigen Ausnahmen sind die neuen Bauten in den Berg verlegt und gar nicht sichtbar. Die Umgebung des alten Trottengebäudes bleibt so praktisch unverändert, da nur ein ganz kleiner Teil des Hangs abgegraben wurde zur Erstellung der Eingangspartie des Annexbaus. Einzig der Blick auf Unterstand Foto Peter Hebeisen Unterstand für den Siblinger Trottbaum sticht durch seine Formgebung ins Auge, hebt er sich doch mit der kubischen Grundform und dem folglich flachen Dach nicht nur vom alten Trottengebäude, sondern völlig von der ganzen Umgebung ab. Auch seine Ausrichtung ist eine völlig andere, indem er rechtwinklig zum Hang steht. Die Bergtrotte und die Häuser im Dorf sind jedoch parallel zum Hang ausgerichtet. Die Oberlichter mit ihrem technoiden, metallenen Erscheinungsbild heben sich ebenfalls scharf vom Altbau ab. Sie sollen gemäss den Architekten durch ihre Materialisierung zu technischen Elementen werden, die scheinbar zum Rebberg gehören. Sie fallen zusammen mit dem Un- Eingangspartie Foto Christoph Kretz Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 82 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 terstand als Fremdkörper auf, umso mehr, als die ganze Vegetation baubedingt gerodet wurde. Die Gestaltung bringt so unmissverständlich und ehrlich zum Ausdruck, dass hier etwas Neues steht. Eine Bepflanzung mit Wein rund um den Unterstand und über den Hof gezogen ist vorgesehen und dürfte so den scharfen Gegensatz mit der Zeit mildern. Vermutlich werden auch die Oberlichter in der einwachsenden Umgebung weniger auffallen. Eine Ausführung in Kupferblech hätte von der Farbgebung her und der mit der Zeit eintretenden Patina diese Bauteile mehr mit den Fraben der Umgebung verbunden. Diese Möglichkeit wurde von den Architekten aber bewusst verworfen, denn die Laternen sollen prägendes Element der Erweiterung sein und einen Wiedererkennungseffekt auslösen. Trotz der sich völlig vom Bestand absetzenden Formgebung und Materialisierung der sichtbaren Neubauteile kann man durchaus von einem adäquaten Reagieren auf den Bestand sprechen. Die sichtbaren wie auch unsichtbaren Neubauten übernehmen die Siblinger Trottbaum Foto SPPA Zürich Materialisierungsidee des Altbaus. Dieser war ein Zweckbau und wurde in den zur Entstehungszeit üblichen soliden Materialien ohne irgendwelche Schmuckelemente erstellt: Eichenholz, Bruchsteine aus der Umgebung, Verputz nur dort, wo er notwendig war als Schutz vor der Witterung und zum Zusammenhalt der verwendeten Steine in den Ausfachungen, kaum Fensteröffnungen. Das heute als Schmuck erlebte Fachwerk ist derart einfach gehalten, dass es zur Erstellungszeit aus rein funktionalen, statischen Überlegungen heraus gestaltet worden sein muss. Ebenso schnörkellos und solide wurden die Neubauteile in heute üblichen Materialien für Zweckbauten erstellt: ungefärbter glatter Sichtbeton, wenig Metall und Glas, etwas Holz. Gestaltungsqualität des Neuen und ein neues Ganzes Aus den Wettbewerbsunterlagen geht nicht direkt hervor, dass hohe Anforderungen an die gestalterische Qualität gestellt wurden. Es wurde nur von der Gestaltung und Einordnung in die Landschaft, einem architektonischen Gesamtkonzept, dem Umgang mit denkmalgeschützter und historischer Bausubstanz und der Qualität der Innenräume und Lichtführung gesprochen. Grobe Beurteilungskriterien, aus denen nicht hervorgeht, was genau darunter zu verstehen ist.117 Auch die Entstehung eines neuen Ganzen wurde nicht explizit gefordert. Entweder wurde daran nicht gedacht oder es wurde als Selbstverständlichkeit betrachtet. Eine dritte Möglichkeit könnte im Umstand liegen, dass hinter der Forderung nach Erhalt des bestehenden Baus als Solitär der Gedanke nach einer unterirdischen Erweiterung bereits vorhanden war und das Entstehen eines neuen Ganzen folglich wegen mangelnder Sichtbarkeit nicht derart wichtig erschien. Ein unsensibles Auseinanderfallen von Alt und Neu bei einem so einzigartigen Bauzeugen wäre jedoch sicher nicht im Sinne der Bauherrschaft gewesen. Wie steht es nun mit der gestalterischen Qualität des Neuen und seiner EinbinBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal Fotos auf der folgenden Seite von Peter Heibeisen, ausgenommen Korridor von SPPA, Trottenbeizli von Uwe Guntern 83 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 dung? Das Neue besticht durch seine Zurückhaltung und Schlichtheit, betont dadurch aber auch seine Eigenständigkeit. Diese kommt nicht in erster Linie durch die äussere Erscheinungsform zustande, sondern durch die Materialisierung und die Farbwahl. Die gerade Linienführung der Wände und Decken im Annexbau kontrastiert mit den gewundenen Wänden des Altbaus und dessen Dachkonstruktion. Besonders deutlich wird dies im die Fuge bildenden Korridor, wo die alte Wand vor- und zurückweicht und dies mit dem nur teilweisen Verputzen der Bruchsteine noch betont wird. Dass der Berg im Neubau nicht «drückt» und man keinen Augenblick daran erinnert wird, unterirdisch zu tafeln und zu feiern sowohl im Eventsaal wie im Trottenbeizli, dürfte darin begründet sein, dass diese Räume entgegen der Hanglinie nach hinten höher werden – die Decke ist zum Korridor hin geneigt und steigt in der Tiefe an – und das Tageslicht im hinteren Teil durch die Oberlichter einfällt. Die hier differenziert gestaltete Rückwand aus Holzlamellen fängt den Blick, die Leuchtflächen und das von ihr ausgestrahlte Licht lassen den Raum weniger tief wirken, als er ist. Das spontan erwartete Höhlengefühl bleibt aus. Zusammengehalten werden Neu und Alt einerseits durch die Robustheit der gewählten Materialien und deren schlichte Verarbeitung, aber auch durch die Farbwahl. Im Holzton der Rückwand finden sich teilweise die Farbtöne der Kalkbruchsteine wieder. Das mit Kalkbruchsteinen verkleidete Buffet im Trottenbeizli schafft hier ebenfalls als kleines, fein gewähltes Detail eine Verbindung zum Altbau. Alt- und Neubau werden so nicht nur optisch, sondern auch funktional zusammengeführt. Der auf den ersten Blick fremd wirkende Unterstand für die Baumtrotte bildet mit dem Altbau und der Südfassade des Annexbaus einen windgeschützten Hof, der als Aussenrestaurant genutzt wird. Der Siblinger Trottbaum ist nicht mehr wenig beachtetes und Platz raubendes ausrangiertes Utensil aus früheren Rebbauzeiten, sondern wird als wichtiges Erinnerungsstück prominent in Szene gesetzt. Im Gegenzug kann der Innenraum der alten Trotte in seiner ganzen unverstellten Grösse erlebt werden. Der in einem Neubau platzierte Trottbaum verbindet durch diese Platzierung selbst Neu und Alt; der einfach gehaltene schnörkellose Neubau bildet den zurückhaltenden Hintergrund für die schwere, formenreiche Konstruktion aus Eichenholz. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 84 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Mehrwert Dass ein Mehrwert entstanden ist, ergibt sich nur schon durch die Tatsache, dass hier nun ein ganzjähriger Restaurations- und Festbetrieb möglich wurde, ohne das bisherige Erscheinungsbild zu verändern. Der Solitär Bergtrotte in der unveränderten Umgebung als Identifikationsfaktor blieb vollständig erhalten. Das Siegerprojekt zeichnet sich jedoch nicht nur durch den Erhalt von Bestandesbau und Umgebung sowie gestalterische Qualitäten aus. Die Raumanordnung ermöglicht einen optimal organisierten Restaurationsbetrieb und eine differenzierte Nutzung der Teile des Ensembles. Altes Trottengebäude, Eventsaal und Trottenbeizli können sowohl getrennt wie auch nach Belieben zusammengeschaltet betrieben werden. Wem der ausgeschenkte Wein gemundet hat, kann eine oder auch mehrere Flaschen erstehen und mitnehmen. Gastrobetrieb und Ladenverkauf kommen sich durch die Anordnung der Räume in keiner Weise in die Quere, sondern ergänzen sich. Das Gastronomiekonzept und die Kochkünste des Restaurantbetreibers tun das ihre, um die erweiterte Bergtrotte zum Erfolgsmodell für PREWO werden zu lassen.118 Ob sich die Ansprüche an die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wie im Wettbewerbsprogramm gefordert erfüllen, wird die Zukunft zeigen. 6.5. DIE ROLLE DER BAUGESCHICHTE Spühler Partner Architekten sind in Fachkreisen bekannt für ihren sorgfältigen Umgang mit Schutzobjekten. Sie betreiben eigene, in die Tiefe gehende baugeschichtliche Recherchen und fertigen informative Dokumentationen an. Nach der Rolle und dem Einfluss der Baugeschichte auf den Entwurfsprozess in diesem Fall gefragt, kam deshalb die eher überraschende Antwort: Keine. Die Situation habe die Lösung diktiert. In der Tat konnte der Entschluss, das alte Trottengebäude als Solitär zu behandeln, nicht aus dem Studium der Baugeschichte kommen, sondern war im Wettbewerbsprogramm als deutlicher Wunsch, wenn nicht sogar als Vorgabe, formuliert. Die Architekten orientierten sich aber nach ihrer eigenen Aussage nicht an den Vorgaben des Wettbewerbprogramms, sondern sie empfanden nach eingehender Betrachtung des Objekts auch von der gegenüberliegenden Hangseite her den bestehenden Bau in seiner Grösse als derart ausgewogen, dass eine sichtbare Erweiterung durch Ansetzen nicht in Frage kam. An der Solitäreigenschaft hätte sich nichts geändert, wenn dem Gebäude – wie bereits in der Vergangenheit zweimal geschehen – ein neuer Bauteil am westlichen oder östlichen Ende angefügt worden wäre, wie z.B. bei der Löwenscheune in Wettingen (Bild siehe Seite 92). Dies wäre die logische Fortsetzung der historischen Konstanten, dass bei erweiterten Nutzungsbedürfnissen an der Stirnseite des bestehenden Gebäudes ein neuer Bauteil angefügt würde. Eine solche Massnahme hätte aber zu einem Gebäudekörper geführt, dessen Verhältnis von Länge und Höhe nicht mehr als wohlproportioniert bezeichnet werden könnte. Im Unterschied zur Löwenscheune in Wettingen, wo mit dem neuen Anbau eine Assemblage von deutlich verschiedenen Baukörpern aus verschiedenen Zeiten und Stilepochen entstand, wurde die Bergtrotte zweimal im gleichen Stil Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 85 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 ergänzt, und sie erscheint trotz der unterschiedlichen Ausbildung des Fachwerks als homogener Bau. Ein Anbau oder Zusatzbau würde – egal ob mimetisierend oder absetzend gestaltet – in jedem Fall als Fremdkörper erscheinen, denn auch bei einer mimetisierenden Ergänzung wäre sichtbar, dass der Bau aus der heutigen Zeit stammt. Heute wird mit Wasserwaage und Senklot gearbeitet, am alten Gebäude gibt es hingegen keine völlig senkrechten oder waagrechten Wände und die Verarbeitung der Materialien, von Hand ausgeführt, weisen die dafür typischen Unregelmässigkeiten auf. Die Verlegung der Neubauten in den Berg ist aus dieser Situation heraus naheliegend, wie auch die zweit- und drittplatzierten Projekte von Boltshauser Architekten und Aita Flury aus Zürich und Frei + Saarinen Architekten aus Zürich belegen. Beide sahen eine Erweiterung im Berg vor.119 Bleibt die Frage, ob nicht doch eine historische Konstante zu beobachten ist, die so von den Architekten nicht beachtet oder unbewusst wahrgenommen wurde. Diese liegt angesichts zwei sehr ähnlicher Lösungen beinahe auf der Hand. Es wurde wiederum angebaut, angesetzt, aber nicht an der Stirnseite, sondern an der bergseitigen Längsfassade. Diese Lösung dürfte durch das Raumprogramm und die betrieblichen Anforderungen beinahe vorgegeben sein. Denn nur so konnten die funktionalen Anforderungen an ein gleichzeitiges Bedienen von Trottenbeizli, Eventsaal und altem Trottengebäude von einer einzigen Küche aus erfüllt werden. Diese Betrachtungen zeigen, dass sich hier der entwerferische Impuls nicht aus der Baugeschichte, sondern vielmehr aus den ausdrücklich formulierten Forderungen nach Erhalt des Solitärcharakters und aus der Berücksichtigung der funktionalen Bedürfnisse ergab, aber auch aus der Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt, das ein ausgewogenes Breite-Länge-Höhe-Verhältnis aufweist. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 86 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 7. SCHLUSSBETRACHTUNGEN Ausgehend von der initialen Fragestellung, welche Eigenschaften ein Projekt aufweist, das auf überzeugende Weise ein Baudenkmal weiterentwickelt, lassen sich anhand der vier analysierten Beispiele unabhängig von der Entstehungszeit und mithin des Alters des Schutzobjekts, vom begangenen Weg der Projektentwicklung, der Grösse und der geplanten Eingriffstiefe in die Bestandesbauten einige Gemeinsamkeiten feststellen sowohl bezüglich Vorgehen wie auch Gestaltung. Es soll deshalb der Versuch gewagt werden, Qualitätsmerkmale für den Planungsprozess und die Gestaltung zu formulieren. Qualitätsmerkmale des Planungsprozesses Bezüglich Planungsprozess fällt auf, dass mit Ausnahme des Einkaufszentrums Witikon das auszuführende Projekt im Rahmen eines Wettbewerbs ermittelt wurde, allerdings beim Schlotterbeck-Areal nicht von Beginn an. Dies dürfte darin begründet liegen, dass zu Planungsbeginn beim Schlotterbeck Areal und beim Einkaufszentrum Witikon nicht fest stand, dass es sich um Schutzobjekte handelt und folglich deren Wert aus denkmalschützerischer Sicht nicht bekannt war. Erst die konkreten Erneuerungsabsichten lösten die Schutzabklärungen aus. Teile der Bauten der «Zurich» und die Bergtrotte Osterfingen waren inventarisiert. Hier lösten die konkreten Bauabsichten die detaillierte Erfassung und Beurteilung der Objekte aus, die dann zur Umschreibung und Festsetzung eines Schutzumfangs führten. In allen Fällen wurden die Baubewilligungsbehörden frühzeitig konsultiert und anschliessend eng in die Planung miteinbezogen, vor Einreichen des Baugesuchs. Behördenvertreter und -vertreterinnen wurden in die Jury als beratende oder auch mitentscheidende Fachexperten eingebunden. Dies hat den Vorteil, wie das Beispiel des Schlotterbeck-Areals zeigt, dass alle Stellen, welche in die Beurteilung eines Baugesuchs involviert sind, sich zumindest im Augenblick der Jurierung austauschen und einigen müssen. Das Wettbewerbsverfahren hat den weiteren Vorteil, dass ein schriftliches Wettbewerbsprogramm vorgelegt werden muss. Die Verschriftlichung ist ein wichtiger Klärungsprozess, der dazu führt, dass diffus vorhandene Forderungen so klar ausformuliert werden müssen, dass sie auch kommunizierbar werden und von jeder am Planungsund Bewilligungsprozess beteiligten Person nachgelesen werden können. Meist sind die Forderungen immer noch unpräzis genug, so dass sich Interpretationsund folglich Diskussionsspielraum auftut. Im Fall des Einkaufszentrums Witikon verlief dieser Prozess nur auf der formellen Ebene anders ab. Intensive interne Diskussionen im Architekturbüro und der Austausch mit der städtischen Denkmalpflege führten hier dazu, dass mehrere Anläufe genommen wurden, um ein konsensfähiges Projekt zu finden. Die Grösse des projektierenden Büros und dessen interne Austauschkultur brachten es mit sich, dass hier ein Abrücken von ursprünglich entwickelten Ideen möglich war. Oft ist zu beobachten – wie dies das Beispiel des nicht realisierten Projekts auf dem Schlotterbeck-Areal zeigt, dass am gleichen Initialprojekt weitergearbeitet wird, ohne dass dieses eine grundlegende Neuausrichtung erfährt. Die Ausführungen zu den Beispielen zeigen auch, dass die Lage eines Objekts von Bedeutung ist. Das Weiterbauen eines Objekts an exponierter Lage betrifft Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 87 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 immer auch das Ortsbild und verändert dieses oft empfindlich. Das weckt Widerstand nicht nur bei den Behörden oder dem Heimatschutz, sondern auch in der Bevölkerung. Einem Ausbauprojekt kann auch Opposition erwachsen, wenn das zu entwickelnde Objekt der Befriedigung wichtiger Bedürfnisse der Menschen aus der Umgebung dient wie das Einkaufszentrum Witikon oder die Bergtrotte Osterfingen. Die soziale Funktion und die Nutzung erhalten dann ein nicht zu unterschätzendes Gewicht wie die öffentlich ausgetragene Debatte zu den Veränderungsplänen der Swiss Life beim Warenhaus Manor an der Bahnhofstrasse in Zürich zeigt. Hier wagte der Zürcher Heimatschutz einen Pilotprozess zum Schutz der historischen Nutzung – der Ausgang des Verfahrens ist offen. Diese Bedürfnisse zu ermitteln, abzuholen und mit in die Planung einzubeziehen, ist leider keine Selbstverständlichkeit, wäre aber ein Gebot des gesunden Menschenverstands und immer im Interesse der Bauherrschaft. Denn über Nachbarn könnte das Projekt mit Einsprachen und Rekursen verhindert oder verzögert werden. Bestgehasster, aber hin und wieder auch hochwillkommener Akteur im Geschehen um das Weiterbauen an Baudenkmälern ist der als Verein organisierte Heimatschutz, der als Teil der Bevölkerung seinen ihm im Rahmen des Verbandsbeschwerderechts möglichen Einfluss geltend macht, wenn es um Schutzobjekte geht. Er ist sehr viel unabhängiger als die staatliche Denkmalpflege und die noch anderen politischen Interessen verpflichteten Exekutivstellen des Staates. Er ist meist der einzige Akteur, der eine rechtliche Handhabe hat, um Bauvorhaben zu stoppen oder zu verhindern, die rücksichtslos mit dem baukulturellen Erbe umgehen. Um nicht mit unliebsamen Rekursen konfrontiert zu sein, welche die Ausführung eines baureifen Projekts verzögern oder verhindern, kommt es immer häufiger vor, dass dem Zürcher Heimatschutz Projekte vor der Ausschreibung – so beim Projekt «Quai Zurich» – oder nachdem er den Bauentscheid bestellt hat wie beim Schlotterbeck-Areal und dem Einkaufszentrum Witikon – präsentiert und die Hintergründe der Planung erläutert werden. Allfällige Einwände können so rechtzeitig geltend gemacht und im Gespräch bereinigt werden. Denn oftmals sind wichtige Informationen nicht aus den aufgelegten Plänen ersichtlich, insbesondere diejenigen aus der Baugeschichte, welche für den Entwurfsprozess relevant und befruchtend waren. Es lassen sich aufgrund dieser Überlegungen folgende Qualitätsmerkmale für den Planungsprozess formulieren: • Kontaktnahme mit den Baubehörden vor Beginn der Planungsarbeiten • Schutzabklärungen vor oder parallel zu den ersten Planungsschritten • Ermittlung eines konkreten Projekts über einen Wettbewerb bei Bauvorhaben an exponierter Lage oder von Bedeutung für die Bevölkerung; in jedem Fall aber die Vergabe von Planungsaufträgen an im Umgang mit Schutzobjekten aus der gleichen Zeitepoche erfahrene Architekturbüros. • Rechtzeitige Information von Stakeholdern, Abholen von deren Einwänden und ernsthafte Bereitschaft zur Auseinandersetzung. • Genügend Zeit für die Planung. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 88 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Die Rolle der Baugeschichte Das eingangs zitierte Gedicht von Freiherr Joseph von Eichendorff spricht vom Anklingen eines Liedes, wenn man das Zauberwort findet. Die drei ersten Beispiele zeigen, dass in der Baugeschichte eine als historische Konstante in der Weiterentwicklung der Bauten zu bezeichnende Idee mitschwingt, die nicht an den Bestandesbauten selbst abzulesen ist. Allerdings hat es wenig mit Zauberei zu tun, dass sie entdeckt wird. Vielmehr ist akribische Recherche der Zauberstab. Eine Recherche, die sich nicht nur mit der Konsultation der Eckdaten der Entstehungs- und Eigentümergeschichte der Bauten begnügen darf, wie sie in Gutachten zur Schutzwürdigkeit enthalten sind. Interessante Hinweise sind in alten Karten und Bauplänen zu finden, in den Bauentscheiden wie auch in alten Architekturzeitschriften. Solche Recherchen sind zugegebenermassen aufwändig. Wie das nur knapp erwähnte Beispiel des Jazzcampus in Basel und das Schlotterbeck-Areal zeigen, konnten jedoch auf diese Weise historische Konstanten entdeckt werden, die direkt in die Entwurfsarbeit als Initialidee eingeflossen sind. Das eingehende Studium von im Archiv des ersten Eigentümers des Einkaufszentrums Witikon befindlichen Akten und vom Sohn des entwerfenden Architekten Florian Eidenbenz zur Verfügung gestellten Plan- und Bildmaterials führten bei diesem zweiten Beispiel zur Entdeckung eines streng eingehaltenen Konstruktionsrasters und zu Hinweisen, dass diese Vorgehensweise mit Blick auf eine Weiterentwicklung des Areals gewählt worden war. Auch der amerikanische Architekt Richard Meier fertigte Studien zu den Proportionen des Ulmer Münsters an und übertrug den so entdeckten Raster – in grösserem Massstab angewendet – auf die Grundkonzeption des Ulmer Stadthauses, wie eine Zeichnung in der Ausstellung zu Richard Meier im Ulmer Stadthaus im Herbst 2015 zeigte. Im Projekt «Quai Zurich» ist zwar durchaus eine historische Konstante zu entdecken, sie dürfte angesichts der Komplexität der Aufgabe jedoch nicht so viel Gewicht gehabt haben. Laut Aussagen des Projektverantwortlichen und der Archivabteilung der «Zurich» setzte sich Adolf Krischanitz als Einziger mit der Baugeschichte auseinander. Er äussert sich zum Thema mit folgenden Worten: «In der Regel ist es zielführend, die Baugeschichte am Anfang des Entwurfsprozesses zu analysieren. Es ist allerdings ratsam, während des gesamten Planungsund Bauprozesses so etwas wie ‘dynamische Aufmerksamkeit’ walten zu lassen, da sich viele ‘Wahrheiten’ und Authentizitäten erst im Laufe der weiteren Auseinandersetzung in der architektonischen Überarbeitung oder durch die praktische Tätigkeit selbst ergeben, die vorher kaum erkennbar sind.»120 Das Beispiel der Bergtrotte Osterfingen zeigt aber, dass andere Faktoren wichtiger sein können als eine allfällig zu entdeckende historische Konstante aus der Baugeschichte. Trotzdem ergibt sich aus dieser auf wenige Objekte beschränkten Analyse, dass der Aufwand einer gründlichen Recherche der Baugeschichte nicht einfach akademisches «nice to have» ist, sondern dass diese eine wichtige Inspirationsquelle für den Entwurf sein kann. Krischanitz äussert sich im gleichen Sinn, weist gleichzeitig aber auf die mit unbequemen Baudenkmälern verbundene Problematik hin: «Eine Leitidee, die sich aus der Baugeschichte ergibt, ist zumindest für mich immer ein wichtiger Entwurfsgenerator. Andererseits gibt es Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 89 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 auch Gebäude, die unter bestimmten politischen Umständen entstanden sind (z.B. Kunstuni Linz, Brückenkopfgebäude aus der Nazizeit), die vorerst schützenswert sind, aber so ohne weiteres nicht kommentarlos nach vorne gedacht werden können. Solche Aufgaben gehören mitunter zu den Interessantesten, aber auch Schwierigsten und erfordern neben einer präzisen baugeschichtlich analytischen Vorgangsweise ein außerordentliches Maß an baukünstlerischer Gelenkigkeit und vor allem auch praktischer Lösungskompetenz.»121 Und mit Sicherheit auch kommunikatives Geschick. Qualitätsmerkmale der Erweiterung Aus den theoretischen Erörterungen wie auch aus der Beschreibung und Diskussion der Beispiele lassen sich einige Qualitätsmerkmale definieren. Einmal werden sie als zu erreichende Ziele angegeben, immer aber als Beurteilungskriterien zur Beantwortung der Frage, ob ein Erweiterungsprojekt dem weiter zu bauenden Schutzobjekt gerecht wird oder nicht. Erstes und aus denkmalschützerischer Sicht wichtigstes Merkmal ist die möglichst umfassende Unversehrtheit der bestehenden geschützten Gebäude oder Gebäudeteile, mit anderen Worten die Rücksichtnahme auf das Schutzobjekt. Der Idealfall ist der integrale Erhalt des Objekts wie im Fall der Bergtrotte Osterfingen, wo sich die Eingriffe auf erhaltende und notwendige Massnahmen beschränkten und dem Grundsatz gehuldigt wurde: Nicht so viel wie möglich, sondern so viel wie nötig. Der Substanzerhalt ist grundsätzlich das oberste Ziel, da die Denkmalfähigkeit unmittelbar an das Vorhandensein originaler oder historischer Substanz geknüpft ist. Dabei sind auch später hinzugefügte Elemente durchaus schutzwürdig, sofern sie wesentlich für das Erscheinungsbild sind. Zu beobachten ist in jüngster Zeit, dass von der staatlichen Denkmalpflege im Namen der Ablesbarkeit der Erhalt aller später angebrachten Veränderungen gefordert wird, auch wenn dies untaugliche Reparaturmassnahmen waren, mit Dutzendware ausgeführt wurden oder schlichtweg aus einer Zeit stammen, wo sehr unpfleglich mit alten Bauten umgegangen und völlig fremde Materialien eingebaut wurden. Meist sind tiefer gehende Eingriffe nötig, um den Bestand für die Erfordernisse der heutigen Zeit oder einer notwendigen Nutzungsänderung oder -erweiterung tauglich zu machen, wie die anderen Beispiele zeigen. Der erfahrene Architekt und Entwerfer Krischanitz weist denn auf diese Anpassungsbedürftigkeit hin: «Das höchste Ziel kann also über die Zeit nicht nur die absolute Unveränderlichkeit eines Bauwerkes sein, vielmehr ist eine neue Lesbarkeit gefragt, die in eine zuwachsende Sinnfälligkeit mündet. Diese Sinnfälligkeit muss als architektonischer Gedanke immer einen Mehrwert gegenüber der reinen Erhaltung der Substanz ergeben.»122 Mit anderen Worten, Eingriffe in die historische Substanz und Zerstörungen müssen sinnvoll und in der Notwendigkeit der aktuellen Nutzung begründet sein; wie zum Beispiel beim Schlotterbeck-Areal der Einbau von Wohneinheiten und vor allem einer innen liegenden Wandkonstruktion in der Werkhalle, da die zu geringe Wandstärke der Aussenwand und der daraus resultierende Energieverlust ein Wohnen gar nicht ermöglichen würde. Wie das nicht Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 90 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 ausgeführte bewilligte Projekt beim Schlotterbeck-Areal zeigt, genügt allerdings ein blosser Erhalt der schützenswerten Teile nicht, wenn sie nicht mehr sichtbar sind. Der Erhalt des historischen «Nukleus» verkommt so zur reinen sinnentblössten Alibiübung zumindest in all den Fällen, wo das Objekt stadtbildprägend ist. Eine solche Haltung zeugt von fehlendem Verständnis für die Bestandesbauten. Krischanitz sagt treffend: «Die Entscheidung über die Richtigkeit der jeweils gewählten Maßnahme muss immer in Einklang mit einem tieferen Verständnis dem Gebäude und seiner Geschichte gegenüber getroffen werden und dies sowohl im Sinne der Kontinuität einer baulichen Fortschreibung als auch einer mehr oder weniger sichtbaren Differenz im Dienste der möglichen Lesbarkeit der einzelnen Zeitschichten.»123 Im Zitat wird die Wahlmöglichkeit bei den zu treffenden Massnahmen angesprochen. Wie bereits im theoretischen Teil ausgeführt, in einem weiteren Zitat von Krischanitz (Seite 69) angesprochen und durch die Beispiele belegt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf den Bestand zu reagieren. Dabei ist nicht einfach irgendein Reagieren, sondern ein adäquates, also auf die Situation passendes oder stimmiges gemeint. Es muss ein Bezug zum Bestand erkennbar sein. Das kann die Platzierung der neuen Baukörper betreffen und wie bei der Bergtrotte Osterfingen zum weitgehenden «Verstecken» der Neubauten führen, um den wertvollen Altbau nicht zu konkurrenzieren. So weit muss und kann im Normalfall nicht gegangen werden; die neuen Baukörper werden und sollen sichtbar sein. Immer spielt aber die Setzung dieser Neubauten eine wichtige Rolle; diese darf nicht beliebig sein. Zum Thema «Platzierung der neuen Baukörper» gehört auch die bei zwei Beispielen gewählte Aufstockung der Bestandesbauten. Diese Option – sofern die Statik es erlaubt – kann zu unterschiedlichen Resultaten führen. Im Fall des Schlotterbeck-Areals kommt es durch die massive Aufstockung des runden Altbaus zu einer spektakulären Ausformung des neuen Ganzen, wo der Neubau eine prägende Rolle übernimmt. Beim Einkaufszentrum Witikon ist die Aufstockung hingegen kaum bemerkbar. In diesen Fällen wird der Fussabdruck nicht verändert, was den Erhalt des Erscheinungsbildes bzw. der das Bild des Ensembles prägenden Grundstruktur fördert, wie auch das Beispiel des Jazzcampus in Kleinbasel zeigt. Eine wichtige Rolle scheint auch die Übernahme der Grundformen nicht nur im Grundriss, sondern in der räumlichen Dimension zu spielen, wie die Beispiele des «Quai Zurich» und des Schlotterbeck-Areals, aber auch des Einkaufszentrums Witikon zeigen. Die Grundform der vorhandenen Baukörper wird übernommen oder weitergeführt, auf Vor- und Rücksprünge wird verzichtet, da sie bei den Bestandesbauten auch nicht vorkommen. Zur Übernahme von Grundformen zu zählen ist auch die Ausgestaltung des Dachs. Die besprochenen Beispiele belegen diese Aussage nur in beschränktem Masse, da die Dächer nicht ins Auge fallen, sei es, dass sie aus der Strassenperspektive kaum sichtbar oder wie beim Schlotterbeck-Areal und Einkaufszentrum Witikon Flachdächer sind, die heute nur noch einen besonderen Wiedererkennungswert haben, wenn sie aus einer ausschliesslich von Satteldächern gebildeten Dachlandschaft herausstechen. Dies ist beim Beispiel der Bergtrotte Osterfingen durchaus der Fall. Dass hier ein modernes Flachdach für den Unterstand Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 91 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 gewählt wurde, ist der konsequenten Fortschreibung der moderner Bauweise verpflichteten Gestaltung der Neubauten zuzuschreiben. Der Unterstand setzt ein klares Zeichen, dass hier eine Veränderung stattgefunden hat. Er ist jedoch nicht besonders gross und konkurrenziert die alte, um ein Vielfaches grössere Trotte nicht. Das Flachdach ist begrünt und wird mit der Umgebung verwachsen. Dass die Übernahme von historischen, die Umgebung sehr prägenden Dachformen ein wichtiges Element einer guten Einbindung in die Umgebung und das Zusammenführen von Alt und Neu sein kann, zeigen die Jazzcampus Basel nicht näher beschriebenen Beispiele des Jazzcampus in Basel, der Löwenscheune in Wettingen, des Stadtmuseums Rapperswil vom gleichen Architekturbüro :mlzd aus Biel sowie der Casascura in Fläsch von atelier-f ag in Fläsch GR. Aus den Ausführungen zu den Beispielen geht auch hervor, dass ein weite- Foto Jazzcampus res wesentliches Anbindungselement die Fenster sind. Diese prägen neben der Grösse und Form eines Gebäudes sowie dessen Dachgestaltung massgeblich sein Aussehen und seine Wirkung. Die Position und die Grösse, das Zusammenfügen mehrerer Fenster in einem bestimmten Rhythmus, die Sprossung, die Rahmenfarbe – all diese Elemente können genutzt Casascura Fläsch Foto Jürg Zimmermann, Zürich werden, um Neubauten und Altbauten zu verbinden. Wie die Beispiele vor allem des Einkaufszentrums Witikon, aber auch des Schlotterbeck-Areals zeigen, ist die Übernahme der Materialisierung von Fassade und anderen Bauteilen wie der Fenster eine Massnahme, welche dazu beiträgt, Neu und Alt zu einem neuen Ganzen zusammenzufügen. Im übergeordneten Sinn kann es auch «nur» die im Altbau verbaute Idee sein, die auf heute gebräuchliche Werkstoffe und deren Verarbeitung übertragen wrid: die einem Zweckbau inhärenten soliden und einfachen, unbearbeiteten Materialien wie beim Löwenscheune Wettingen Foto :mlzd Architekten Schlotterbeck-Areal und der Bergtrotte, oder aber wie beim «Quai Zurich» den Repräsentationscharakter unterstreichende Werkstoffe und ihre dekorative Bearbeitung. All diese Massnahmen – einzeln, vorzugsweise aber mehrere zusammen angewendet – dürften auch dazu führen, dass ein neues Ganzes entsteht, sei es nun mimetisierend, absetzend oder irgendwo zwischen diesen Extremen angesiedelt. Genau hier dürfte aber die im Gedicht von Eichendorff angesprochene Zauberei einsetzen: In einem guten Entwurf, der ein neues Ganzes hervorbringt, dürfte ein «Coup de génie» stecken, der zufliegt, auch wenn dahinter seriöse Analyse und solides Entwurfskönnen stecken. Das kann sich auch darin zeigen, dass Stadtmuseum Wettbewerbsvorgaben nicht eingehalten werden wie beim Rapperswil Schlotterbeck-Areal, wo das Dach der Rotonde nicht erhalten Foto :mlzd Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 92 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 wurde, oder bei der Bergtrotte Osterfingen, wo der Siblinger Trottbaum nach aussen verlegt wurde. Die Qualitätsmerkmale Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Mehrwertgenerierung können aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. In den meisten Fällen dürfte unter «Wirtschaftlichkeit» der Gedanke stehen, dass die in die Erweiterung investierten Mittel langfristig wieder erwirtschaftet werden können; mit anderen Worten, die Wahl von Bauweise und eingesetzten Materialien muss «sich rechnen». Aus solchen Überlegungen kann Druck auf das Schutzobjekt entstehen, wenn ein Ausbau in der aus dieser Optik notwendigen Grösse nicht möglich ist. Und wie bereits erwähnt, können die meisten Objekte nicht unterirdisch ausgebaut werden, eine Lösung, die in gewissen Fällen ideal wäre. Unter das Thema «Wirtschaftlichkeit» fallen aber auch Überlegungen zu einer für verschiedene Nutzungen taugliche Konzeption der bestehenden und neu zu erstellenden Bauten; eine Forderung, die angesichts der sich immer schneller verändernden Umwelt mehr als gerechtfertigt ist. Können Gebäude und Räume leicht umgenutzt werden, erfüllt dieser Umstand auch die in allen Wettbewerben zu findende Forderung nach Nachhaltigkeit. Das Gebot der Nachhaltigkeit hat verschiedene Aspekte. Zum Einen müssen die Neubauten energieeffizient gebaut werden. Einer energetischen Ertüchtigung werden in der Regel auch die Bestandesbauten unterzogen. Hier sind jedoch Grenzen gesetzt durch ihre Schutzwürdigkeit. Der Aspekt «Mehrwertgenerierung» ist ebenso vielschichtig und kann sich auf einen finanziellen Mehrwert, aber auch auf einen ideellen beziehen. Diese Aspekte zu vertiefen wäre Thema für eine weitere Arbeit. Fazit Die Ausführungen belegen, dass in vielen Fällen eine Leitidee für den Entwurf im alten Bestand schläft, die sich nicht ohne weiteres durch die Betrachtung und Untersuchung der vorhandenen Gebäude erkennen lässt. Zum qualitätvollen Weiterbauen eines Baudenkmals – sei es ein Einzelgebäude oder ein Ensemble, gross oder klein – gehört deshalb eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Baugeschichte. Die Baugeschichte umfasst mehr als die Eckdaten zum Gebäude wie Besitzergeschichte, Erstellungszeit und nachträglich ausgeführte Veränderungen. Die Untersuchung des Gebauten anhand der vorhandenen Substanz sowie der Erstellungspläne gehören dazu. Aber auch das Nicht-Gebaute oder das Wieder-Abgerissene kann wichtige Impulse für die Entwurfsidee liefern, wie die Ausführungen zum Projekt «Quai Zurich» vor allem, aber auch das Beispiel Schlotterbeck-Areal zeigen. Wie dieser Impuls aus der Baugeschichte umgesetzt wird, ist nicht «rezeptfähig». Trotzdem gibt es einige grundlegende Merkmale, deren Berücksichtigung zu einer qualitätvollen Erweiterung von Schutzobjekten führt wie das möglichst weitgehende Unversehrtlassen des Schutzobjekts, Bezugnahme auf dieses durch die Übernahme von wesentlichen, das Schutzobjekt prägenden Merkmalen, ein „Zusammenbinden“ von Alt und Neu – meist über die Fenstergestaltung. Die Ausführungen zeigen aber auch, dass beim Weiterbauen am Baudenkmal eine grosse Bandbreite von Haltungen gegenüber der Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 93 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 anzuwendenden gestalterischen Methode möglich ist und zu guten Resultaten führt, sei die Ergänzung nun kaum vom Bestand zu unterscheiden oder setze sie sich davon sehr klar ab. Das Anwenden einer zum Credo erhobenen Methode der Ergänzung wie «unter keinen Umständen eine mimetisierende Ergänzung» oder im Gegenteil «grösstmögliches Absetzen der Neubauten» – eine unter Architekten und Denkmalpflegern öfters zu beobachtende Haltung – ist wenig zielführend. Vielmehr sollten die ergänzenden Massnahmen der Situation und den Umständen angepasst werden, also virtuoses Spielen auf der Klaviatur der vielen Möglichkeiten. Dogmatisches Denken schränkt ein, eine unvoreingenommene Sicht auf das Objekt, die intensive Auseinandersetzung mit ihm und seiner Baugeschichte sowie dem Ort lässt eine Beziehung zum Objekt entstehen, welche die Wahl der Gestaltung von innen heraus entstehen lässt – dies ganz im Sinn von Hugo Häring. Abschliessend muss jedoch festgehalten werden, dass die Anzahl untersuchter Beispiele zu gering ist, um die formulierte These wirklich zu erhärten. Trotzdem scheint hier ein Ansatz auf, der es wert ist, weiter verfolgt zu werden. Denn die Beispiele zeigen, dass die intensive Auseinandersetzung mit dem Objekt, seiner Baugeschichte und seiner Lage zu einem respektvolleren Umgang führen. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 94 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 8. Fussnoten 1 Caviezel,Nott, Weiterbauen – Weiterdenken, in: Werk, Bauen + Wohnen, Band 90, Heft 6, 2003, S. 4 – 9, S.7 2 Caviezel ebd. S.4 3 Caviezel ebd. S.4, 6 4 nicht verifizierte mündliche Information 5 Will, Thomas, Grenzübergänge: Weiterbauen am Denkmal, in: Werk, Bauen + Wohnen Band 90 (2003) Heft 6 S.50 – 57, S.50 6 Cramer, Johannes/ Breitling, Stefan, Architektur im Bestand, Planung Entwurf Ausführung, Birkhäuser Verlag AG, Basel Boston Berlin 2007, S. 10 7 Cramer, Johannes/ Breitling, Stefan, ebd., S. 11 8 Mörsch, Georg, Der Veränderer bleibt beweispflichtig, in: Schweizer Monatshefte Zeitschrift für Politik, Wirtschaft, Kultur, Bd. 74 (1994), Heft 1, S. 23,24 9 Spital-Frenking, Oskar, Architektur und Denkmal Der Umgang mit bestehender Bausubstanz: Entwicklungen Positionen Projekte, Verlagsanstalt Alexander Koch, Leinfelden-Echterdingen 2000, S. 163 10 Meier, Hans-Rudolf/Scheurmann, Ingrid, Theorie und Aktualität der Denkmalpflege an der Schwelle vom 20. zum 21. Jahrhundert. Eine Einführung, in: DENKmalWERTE, Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmalpflege, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2010, S. 15 – 23, S. 22 11 Furrer, Bernhard, Die Transformation des Baudenkmals in: DENKmalWERTE, Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmalpflege, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2010, S.217 – 226, S.219 12 Von Buttlar, Adrian, Acht Thesen zum Denkmalschutz der Nachkriegsmoder ne, in: DENKmalWERTE, Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmal pflege, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2010, S. 123 – 133, S. 130,131 13 Cramer/Breitling, ebd., S. 20 14 Cramer/ Breitling, ebd., S. 157 15 Fallrecht ist eine Rechtsordnung, die nicht in erster Linie auf generellen Gesetzen beruht, sondern auf Gerichtsurteilen, die zu Präzedenzfällen wurden. Fallrecht findet sich in Bereichen, in denen sehr offen formulierte Gesetzesnormen vorhanden sind, die einer richterlichen Präzisierung bedürfen. Die Gesetzesnormen sind so offen formuliert, damit sie einer möglichst grossen Zahl von Lebenssituationen gerecht werden können. 16 Meier, Hans-Rudolf, Harmonie und Differenz oder: Von der Anmut des Denkmals und den Zumutungen der Denkmalpflege in: DENKmalWERTE, Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmalpflege, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2010, S. 47 – 58, S.49,50 17 Meier, ebd., S.56 18 Furrer ebd. ,S.221 19 Furrer, ebd., S. 221,222 20 Cramer/Breitling, ebd., S, 95 21 Karg, Detlef, Gestaltwandel im Gebäudebestand im Spannungsverhältnis von Architektur und Denkmalpflege, in: Umnutzungen im Bestand, Neue Zwecke für alte Gebäude, Wüstenrot Stiftung Ludwigsburg, Karl Krämer Verlag, Stuttgart + Zürich, 2000, S. 132 22 Cramer/Breitling, ebd., S. 97 23 Mörsch, Georg, Erforschen, Erhalten und Gestalten: Wissenschaft und Frei heit in der Denkmalpflege, in: Zeitschrift für Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 57(2000) Heft 4, S. 342 24 Furrer, ebd. ,S. 222 25 Cramer/Breitling, ebd., S.98 26 Furrer, ebd., S.223 27 Cramer/ Breitling, ebd. ,S. 45 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 95 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 28 Arbeitersiedlung der ehemaligen Schöller Kammzugfärberei, Förrlibuckstr. 193-199, 201-215, Gartengestaltung von Vetschpartner Landschaftsarchitekten AG Zürich 29 Mörsch, Erforschen, Erhalten Gestalten, S. 342 30 Karg, ebd., S. 132 31 Zünd, Marco, Mail vom 2. Mai 2016 32 nicht aus einer zuverlässigen Quelle 33 Konkurrenzverfahren Schlotterbeckareal Zürich, Bericht des Beurteilungsgremiums aus der Jurierung vom 14.03.2012, ohne Seitenzahlen, insgesamt 13 Seiten 34 Bericht des Beurteilungsgremiums, Auszug aus dem Auftrag/ Programm 3. Seite 35 Verwaltungsrechtlicher Vertrag vom 2. Mai 2002, festgesetzt am 19. 3. 2003 36 Bericht des Beurteilungsgremiums 37 Denkmalpflege Stadt Zürich, Auszug, S. 6 38 Stadt Zürich (Hg.), Mehr als Wohnen, Gemeinnütziger Wohnungsbau in Zürich 1907–2007, gta Verlag Zürich 2007, S. 287 39 Denkmalpflege der Stadt Zürich, Auszug , S.2 40 Bauentscheid 1623/48 der Bausektion II des Stadtrates der Stadt Zürich vom 18. September 1948 41 Bauentscheid der Bausektion II des Stadtrates der Stadt Zürich vom 21.1.1949 42 Abänderungspläne wurden am 9.9.1949, 28.10.1949 und 22.6.1951 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 bewilligt. Am 23.8.1950 erfolgte die Rohbauabnahme, am 7.2.1952 die Bezugsabnahme. Am 18.8.1961 erfolgte die Rohbauabnahme, am 18.9.1962 die Bezugsabnahme. BE 1125/02 Erwägung A.c) BE 1125/02 Erwägung D.a) BE 1309/02 Erwägung e). nicht überprüft, mündliche Aussagen verschiedener Personen Keck, Herbert, Auto und Architektur, Zur Geschichte einer Faszination, Dissertation an der TU Wien, Wien 1991, S. 90 Sturm, Hermann, Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit, Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen 2007, S. 182 siehe auch das 1959 erstellte Gebäude im Escher Wyss Areal Hardturmstrasse 315 atelier giuliani.hönger Lorenzo Giuliani und Christian Hönger, Urban Constellation Concrete Architecture, SS 2014, S. 52, http://www.giulianihoenger.ch/lehre-lg.16.html 19.11.2015 giuliani.hönger, Webseite, http://www.giulianihoenger.ch/projekte/ projektauswahl.5.html?pid=12&ptype=info 19.11.2015 giuliani.hönger Webseite ebd. atelier giuliani.hönger Lorenzo Giuliani und Christian Hönger, Urban Constellation Concrete Architecture, SS 2015, S.4 SCHNITTWERK, Ausstellung giuliani.hönger, ETH Zürich D-ARCH Departemen Architektur, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur gta, http://www.gta.arch.ethz.ch/tagungen/giulianihoenger, 21.11.2015 Saô Paulo Brasilien Reinhart, Fabio/ Šik, Miroslav, «Analoge Architektur» – Venturi europäisiert? in: Werk, Bauen + Wohnen, Heft 5 Band 75 (1988), S.21, 22 Bericht des Beurteilungsgremiums aus der Jurierung vom 14.3.2012, 5. Seite von insgesamt 13 Seiten Aussage von Giuliani und Hönger anlässlich der Präsentation des Projekts für Vertreter (Markus Fischer, Barbara Truog) des Stadtzürcher Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 96 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Heimatschutzes im Januar 2013 60 Häring, Hugo, vom neuen bauen, Akademie der Künste, Anmerkungen zur Zeit, Heft 3, Verlag Gebrüder Mann, Berlin 1957 61 Bürgisser, Balz/ Rübel, Beatrice, Zentrum Witikon – die Anliegen der Quartierbevölkerung, in: Quartieranzeiger für Witikon und Umgebung Nr. 8 Dezember 2012, S. 10 62 Eitle, Erik, Zentrumsanierung bis 2016 geplant, in: Quartieranzeiger für Witikon und Umgebung Nr. 1 Januar 2013, S. 25 63 Bauentscheid 131/16 vom 26. Januar 2016 Lit. E. h 64 Stadt Zürich Statistik, Quartierspiegel 2011 Witikon, S.5 65 Meiner, Corinna, Gutachten zum Denkmalwert des Zentrums Witikon in Zürich, Seminararbeit am Institut für Denkmalpflege und Bauforschung ETHZ Herbstsemester 2011, S. 7 66 Historisches Lexikon der Schweiz, Hirslanden 67 Becker, F., Die topografisch-bauliche Entwicklung Zürichs, in: Schweizerische Bauzeitung Bd. 61/62 (1913) Heft 6, S. 71-75; Brunner, David/ Fehlmann, Deborah, Der Wettbewerb Gross-Zürich Ideen neuzeitlichen Städtebaus im Zürich der 1910er Jahre, Wahlfacharbeit am gta ETHZ Mai 2013, S. 9 68 Eitle, Erik, Der gute Mensch von Witikon, in: Quartieranzeiger für Witikon und Umgebung Nr. 3 April 2006, S.12 und 13 69 Die Verfasserin der Arbeit wuchs ab März 1964 selbst in Witikon auf, ihre Kinder ebenfalls und aktuell leben die Enkelkinder im Familienhaus in der Eierbrecht 70 Kirchenpflege der evangelisch reformierten Kirchgemeinde Zürich-Witikon, 50 Jahre «neue» reformierte Kirche Witikon, Festschrift Sommer 2007, S.2 71 ohne Autorenangabe, Einkaufs- und Dienstleistungszentrum in Zürich-Witi kon, in: Schweizerische Bauzeitung 90. Jahrgang 5.10.1972 Heft 40, S. 973 72 Eitle, Quartieranzeiger 2006, S.12 und 13 73 Bauentscheid 1396/66 vom 4.11.1966 74 Bauentscheid 883/67 vom 21.7.1967 75 Bauentscheid 131/16 vom 26.1.2016 76 Schweizerische Bauzeitung 1972, ebd., S. 978 77 Auszug aus dem Protokoll des Stadtrats von Zürich vom 10.2. 2016, S. 2 78 Protokoll, ebd., S.2 79 Protokoll, ebd., S.2 80 Bauentscheid 131/16 vom 26.1.2016 lit E.m 81 Michel, Regula/Gasal, Corinne/Kaiser, Franziska, Abklärung der Schutzwürdigkeit Zürich Versicherung Mythenquai Zürich-Enge, Gutachten zu Handen der städtischen und der kantonalen Denkmalpflegekommission vom 11.7.2011, Stadt Zürich, S.11 82 Gutachten, ebd., S.11 83 aus den Akten des Archivs des Amtes für Baubewilligungen und dem Gutachten 84 Gutachten, ebd., S.15 85 Kunkler,J., Neubau des Verwaltungsgebäudes für die Allgemeine Unfall- u. Haftpflicht-Versicherungs-Aktiengesellschaft «Zürich», Schweizerische Bauzeitung Bd. 33/34 (1899) Heft 1, S. 7 86 Gutachten, ebd., S. 46 87 anonym, Ueberbauungs-Pläne für das Areal der Unfallversicherung «Zürich» in Zürich, Schweizerische Bauzeitung Bd. 79/80 (1922) Heft 8, S. 91 88 Gutachten, ebd., S. 41 89 Gutachten, ebd., S. 47 90 Gutachten, ebd., S. 8 und Moll, Claudia, «Den Wellen des Sees entstiegen» – das Zürcher Arboretum als Ort der Erholung und Bildung, in: Neujahrsblatt des Stadtzürcher Heimatschutz SZH 2016, S.9 91 Gutachten, ebd., S. 13 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 97 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 92 Zurich Insurance Company Ltd, Corporate Center Redevelopment, Jurybericht Projektwettbewerb, 3.10.2012, S.13 93 Jurybericht, ebd., S. 24 94 Jurybericht, ebd., S. 12 95 Jurybericht, ebd., S. 20 96 ausführlicher Kriterienkatalog siehe Anhang 97 Jurybericht, ebd., S. 28 98 Kapfinger, Otto/Krischanitz, Adolf, Adolf Krischanitz, Hatje Cantz-Verlag, Ostfildern 2015, S. 204 99 Kapfinger/Krischanitz, ebd., S. 157 100 Krischanitz, Adolf, Antworten auf Fragenkatalog, Mail vom 25.1.2016 101 §238 PBG Kt. ZH und Urteil des Bundesgerichts 1C_39/2012 vom 2.5.2012 102 Gutachten, ebd., S. 31,35,39,43 103 Jurybericht, ebd., S. 42 104 Krischanitz, Mail vom 25.1.2016 105 anonym, Ueberbauungs-Pläne für das Areal der Unfallversicherung «Zürich» in Zürich, Schweizerische Bauzeitung Bd.79/80 (1922) Heft 8, S. 92 106 PREWO-Projekt stiefelt zur Umsetzung, Webseite von Wilchingen Osterfingen – Zwaa Dörfer aa Gmaand, News vom 24.9.2012, www.wilchingen.ch, 6.6.2016 107 Stoll, Walter, Gedanken zur Bergtrotte, Quelle unbekannt, Text von Spühler Partner Architekten Zürich (SPPA) zur Verfügung gestellt; PREWO Projekt zur regionalen Entwicklung von Wilchingen und Osterfingen, Bergtrotte Osterfingen, Wettbewerbsprogramm Phase Projektwettbewerb Entwurf 15. November 2010 von ERNST BASLER + PARTNER, S. 11 und 15; Das grosse Finale 2010 aus Osterfingen, SRF bi de Lüt, http://www.srf.ch/ sendungen/srf-bi-de-luet-landfrauenkueche/2010/das-grosse-finale-2010aus-osterfingen-sh, 9.6.2016 108 Bundesamt für Kultur, Inventar Schützenswerter Ortsbilder der Schweiz ISOS, Kanton Schaffhausen, Ortsbilder von nationaler Bedeutung, dav0.bgdi.admin.ch/isos/ISOS_3047.pdf0.0.13, http://www.bak.admin.ch/ isos/03198/index.html?lang=de; Bundesamt für Bevölkerungsschutz, Fach bereich Kulturgüterschutz, bern, Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler Bedeutung, dav0.bgdi.admin.ch/kogis_web/downloads/ kgs/matrizen/kgs_0462_gsk-d.pdf, http://www.bevoelkerungsschutz.ad min.ch/internet/bs/de/home/themen/kgs/kgs_inventar.html 9.6.2016 109 Wettbewerbsprogramm, S. 3 und 5 110 Fischer, Markus, Bergtrotte Osterfingen Kanton Schaffhausen, Sicherstellungsdokumentation im Auftrag der Gemeinde Wilchingen, August 2009 111 Fischer, Markus, ebd., S.3 112 Fischer, Markus, ebd., S. 8 113 Fischer, Markus, ebd., S. 3,5,6,8,9 und Geschichte, www.bergtrotte.ch/ bergtrotte, 13.6.2016 114 Fischer, Markus, ebd., S. 11 bis 18 115 Wettbewerbsprogramm S. 3; Denkmalpflege Schaffhausen, Denkmalpflegerisches Erhaltungskonzept, Anhang A1 zum Wettbewerbsprogramm, 9. Juli 2010, S. 3 und 4 116 Wettbewerbsprogramm, S.1 und 2, 11, 19, 21 117 Wettbewerbsprogramm, S.11 118 Bewertungen auf Tripadvisor und eigene Erfahrung aufgrund eines Besuchs Ende März 2016 119 Bergtrotte Osterfingen, Hochparterre, Wettbewerbe 3/2011, von Spühler Partner Architekten zur Verfügung gestellt; S. 70 bis 73; http://www.hochparterre.ch/publikationen/hochparterrewettbewerbe/ shop/artikel/detail/hpw-32011/ 21.6.2016 120-123 Krischanitz, Mail vom 25.1.2016 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 98 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 9. Quellen und Literatur Pläne • Baueingabepläne zu sämtlichen Projekten – historische und aktuelle – für das Schlotterbeck-Areal, das Zentrum Witikon und den Hauptsitz der «Zurich», Amt für Baubewilligungen, Planauflage der Stadt Zürich • Modell Projekt Schällibaum Partner AG und Projektpläne giuliani.hönger, Büro giuliani.hönger Zürich und Archiv des Amtes für Baubewilligungen, Planauflage der Stadt Zürich • Übersichtspläne der Stadt Zürich von 1937 und 1951, Skizzen zur Gebietsentwicklung Heiligfeld, Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich BAZ • Plan zur Quartierentwicklung Hirslanden 1932 Hirslanden, Hundert Jahre Gross-Zürich. 100 Jahre 1. Eingemeindung 1893, Stadtarchiv Zürich/Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, 1993 • Plan zur Quartierentwicklung Witikon 1932 Witikon, Hundert Jahre Gross-Zürich. 60 Jahre 2. Eingemeindung 1934, Stadtarchiv Zürich/Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, 1994 • Projektpläne zum Schlotterbeck-Areal, giuliani.hönger architekten zürich • Etagenpläne, Webseite der Schlotterbeck Areal AG • Projektpläne zum Zentrum Witikon, Stücheli Partner Architekten Zürich • Projektpläne zum Projekt «Quai Zurich»,Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG • Projektpläne zur Bergtrotte Osterfingen, Spühler Partner Architekten SPPA Zürich, teilweise auch aus Hochparterre Wettbewerbe 3/2011, von SPPA zur Verfügung gestellt • Historische Pläne zur Bergtrotte Osterfingen, Sicherstellungsdokumentation der Gemeinde Wilchingen August 2009 Bildmaterial Grundsätzlich sind die Quellenangaben zu den verwendeten Bildern und Illustrationen beim Bild zu finden. Nachfolgend sind die wichtigsten Bildquellen noch einmal aufgeführt oder es werden ausführlichere Angaben gemacht. • Casa alle Zattere, Quelle Giulio Carlo Argan, Ignazio Gardella (Milano: Comunita, 1959), pp. 167., http://unfoldingpavilion.com/post/144040455440/casaalle-zattere • Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich BAZ • PARK Architekten Zürich • Visualisierungen des Projekts Schällibaum und des Siegerprojekts, giuliani. hönger architekten Zürich • Webseite Schlotterbeck Areal AG • Visualisierungen des Zentrums Witikon, Stücheli Architekten Zürich • Sämtliches Bildmaterial zum Projekt «Quai Zurich» ist von der «Zurich» zur Verfügung gestellt worden; andere Quellen sind beim Bild selbst vermerkt. • Sämtliches Bildmaterial zur Bergtrotte Osterfingen wurde von Spühler Partner Architekten SPPA Zürich zur Verfügung gestellt. Uwe Grunder ist Redaktor beim B+L-Verlag AG; Christoph Kretz archiKomm ist freier Mitarbeit von SPPA. Die Fotos der Bergtrotte vor der Renovation sind aus der Sicherstellungsdokumentation der Gemeinde Wilchingen. • Das historische Bild von Osterfingen aus dem Jahr 1895 ist aus der Fotosammlung des Staatsarchivs Schaffhausen Neg. LR 12154; das Original und das Copyright sind bei Carl Koch, Schaffhausen. Akten • Bauakten zu den Baueingaben, Amt für Baubewilligungen, Planauflage der Stadt Zürich • 080 BAD Schlotterbeck Abgab Planstand Phase 01110513, Schlotterbeck Planer, PARK Achitekten Zürich, Ordner mit Plänen, Skizzen, Fotos, Visualisierungen und Protokollen ab 10.3.2011 – 13.5.2011, überlassen von Wilhelm Gasche Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 99 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 und ergänzt von PARK Architekten • Konkurrenzverfahren Schlotterbeckareal Zürich, Bericht des Beurteilungsgremiums aus der Jurierung vom 14.03.2012, ohne Seitenzahlen, insgesamt 13 Seiten, zur Verfügung gestellt von Urs Tschudi von Schlotterbeck Areal AG • Schutzvertrag vom 2. Mai 2002, Büro giuliani hönger architekten Zürich • Zurich Insurance Company Ltd, Corporate Center Redevelopment, Jurybericht Projektwettbewerb, 3.10.2012 • PREWO Projekt zur regionalen Entwicklung von Wilchingen und Osterfingen, Bergtrotte Osterfingen, Wettbewerbsprogramm Phase Projektwettbewerb Entwurf 15. November 2010 von ERNST BASLER + PARTNER, von Spühler Partner Architekten zur Verfügung gestellt • «Fröschegrueb» Dällikerstrasse 16 Regensdorf, Zürcher Heimatschutz ZVH und Fall Manor • Gesetz über die Raumplanung und das öffentliche Baurecht (Planungs- und Baugesetz) vom 7. September 1975, Stand 2015 Literatur • Adler, Leo, Das Wesen der Baukunst, Gebr. Mann Verlag, Berlin 2000 • anonym, Ueberbauungs-Pläne für das Areal der Unfallversicherung «Zürich» in Zürich, Schweizerische Bauzeitung Bd. 79/80 (1922) Heft 8, S. 90 - 93 • Albers, Martin/ Keller, Res, Die Stadt weiterbauen – ein Vergleich, in: Tec21 Band 132 (2006) Heft 6 S. 15,16 • atelier giuliani.hönger Lorenzo Giuliani und Christian Hönger, Urban Constellation und Powerful Spaces Concrete Architecture, Semesterbroschüren 20132015, http://www.giulianihoenger.ch/lehre-lg.16.html • Baur, Urs, Denkmalpflege und Archäologie, Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte von kommunaler Bedeutung nach § 203 PBG, Schutzabklärung Schlotterbeck Garage, Amt für Städtebau, undatiert, vermutlich 2001 • Becker, F., Die topografisch-bauliche Entwicklung Zürichs, in: Schweizerische Bauzeitung Bd. 61/62 (1913) Heft 6, S. 71-75 • Bergtrotte Osterfingen, Hochparterre, Wettbewerbe 3/2011, S. 70 bis 73 • Brandt, Sigrid, Schöpferische Denkmalpflege? Anmerkungen zu einem Schimpfwort, Vortrag anlässlich des Symposiums «Nachdenken über Denkmalpflege» (Teil 2): «Das Denkmal zwischen Originalsubstanz und immateriellen Werten. Auf der Suche nach einer anderen Denkmalpflege.» Hundisburg, 16. November 2002, kunsttexte.de 1/2003, S. 1 - 4 • Brunner, David/ Fehlmann, Deborah, Der Wettbewerb Gross-Zürich Ideen neuzeitlichen Städtebaus im Zürich der 1910er Jahre, Wahlfacharbeit am gta ETHZ Mai 2013 • Bürgisser, Balz/ Rübel, Beatrice, Zentrum Witikon – die Anliegen der Quartierbevölkerung, in: Quartieranzeiger für Witikon und Umgebung Nr. 8 Dezember 2012, S. 10 • Caviezel,Nott, Weiterbauen – Weiterdenken, in: Werk, Bauen + Wohnen, Band 90, Heft 6, 2003, S. 4 – 9 • Cerar, Alojz J., Gemische und Netze, Wechselwirkung zwischen Menschen und gebauter Umwelt, Dissertation ETHZ 1999 bei Georg Mörsch • Cisar, Hana, Vertigo: Weiterbauen als Übersetzungsarbeit, in: Werk, Bauen + Wohnen Band 90(2003) Heft 6 S. 32 – 37 • Conrads, Ulrich, Sieben Tugenden Einsichten zur Architekturkritik, in: Werk, Bauen + Wohnen Band 90 (2003)S. 44 – 49 • Cramer, Johannes/ Breitling, Stefan, Architektur im Bestand, Planung Entwurf Ausführung, Birkhäuser Verlag AG, Basel Boston Berlin 2007 • Diverse Autoren, Denkmal privat, Wohnen unter Schutzanspruch, Zeitschrift Werk, Bauen + Wohnen, 1/2 2016 • Eitle, Erik, Zentrumsanierung bis 2016 geplant, in: Quartieranzeiger für Witikon und Umgebung Nr. 1 Januar 2013, S. 25; Der gute Mensch von Witikon, in: Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 100 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Quartieranzeiger für Witikon und Umgebung Nr. 3 April 2006, S. 12 - 13 • Fischer, Markus, Bergtrotte Osterfingen Kanton Schaffhausen, Sicherstellungsdokumentation im Auftrag der Gemeinde Wilchingen, August 2009 • Fischli, Melchior, «Möglichst lautlos» oder doch ein bisschen hörbarer? Hundert Jahre Bauen am Bestand der Zürcher Altstadt, in: k+ a 3/2015, S. 44 - 53 • Furrer, Bernhard, Die Transformation des Baudenkmals in: DENKmalWERTE, Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmalpflege, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2010, S. 217 – 226 • Graf, Franz/ Marino, Giulia, Strategien zum Erhalt moderner Architektur, in: Zeitschrift Werk, Bauen + Wohnen, 10 - 2013, S. 21 - 24 • Häberli-Koller, Brigitte, Fünf Punkte zum «Wie» der Verdichtung, Lösungen vom Bestand aus entwickeln, Newsletter 1. März 2016 zum Gartenjahr 2016 von NIKE, http://www.gartenjahr2016.ch/debatte/fuenf-punkte-zum-wie-derverdichtung-brigitte-haeberli-koller-9/?print=1, 2.3.2016 • Häring, Hugo, vom neuen bauen, Akademie der Künste, Anmerkungen zur Zeit, Heft 3, Verlag Gebrüder Mann, Berlin 1957 • Hassler, Uta/ Kohler, Niklaus, Umbau – die Zukunft des Bestands, in: Umnutzungen im Bestand, Neue Zwecke für alte Gebäude, Wüstenrot Stiftung Ludwigsburg, Karl Krämer Verlag, Stuttgart + Zürich, 2000, S. 157 - 165 • Heiligfeld, https://www.stadt-zuerich.ch/ted/de/index/gsz/natur-_und_erlebnisraeume/park-_und_gruenanlagen/heiligfeld.html#beschreibung, 8.11.2015 • Hillmann, Roman, Rezension der Tagung «Zur Sprache bringen – Eine Kritik der Architekturkritik», Konferenz zu Ehren von Ulrich Conrads in Cottbus vom 31. Oktober bis 2. November 2002. Veranstaltet von «Wolkenkuckucksheim» und dem Lehrstuhl für Theorie der Architektur der TU Cottbus, 4/2002 • Historisches Lexikon der Schweiz, «Corboz André», http://www.hls-dhs-dss. ch/textes/d/D43079.php, 4.11.2015; «Studer Ernst», http://www.hls-dhs-dss. ch/textes/d/D45571.php, 4.11.2015; «Hirslanden», http://www.hls-dhs-dss.ch/ textes/d/D3137.php, 15.5.2016 • Hoffmann-Axthelm, Dieter, Wie kommt die Geschichte ins Entwerfen? Aufsätze zur Architektur und Stadt, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1987 • Karg, Detlef, Gestaltwandel im Gebäudebestand im Spannungsverhältnis von Architektur und Denkmalpflege, in: Umnutzungen im Bestand, Neue Zwecke für alte Gebäude, Wüstenrot Stiftung Ludwigsburg, Karl Krämer Verlag, Stuttgart + Zürich, 2000, S. 119 - 129 • Kapfinger, Otto/Krischanitz, Adolf, Adolf Krischanitz, Hatje Cantz-Verlag, Ostfildern 2015 • Keck, Herbert, Auto und Architektur, Zur Geschichte einer Faszination, Dissertation an der TU Wien, Wien 1991 • Kirchenpflege der evangelisch reformierten Kirchgemeinde Zürich-Witikon, 50 Jahre «neue» reformierte Kirche Witikon, Festschrift Sommer 2007, http:// www.ref-witikon.ch/www.zh.ref.ch/gemeinden/zh-witikon/content/e12624/ e12292/e12468/e2352/50_Jahre_Kirche_Festschrift.pdf, 16.5.2016 • Koch, Michael, «Weiterbauen» – eine Beilage zur «Schweizerischen Bauzeitung» vor 50 Jahren, in: Schweizer Ingenieur und Architekt Band 102 (1994) Heft 42, S. 826 – 828 • Kunkler,J., Neubau des Verwaltungsgebäudes für die Allgemeine Unfall- u. Haftpflicht-Versicherungs-Aktiengesellschaft «Zürich», Schweizerische Bauzeitung Bd. 33/34 (1899) Heft 1, S. 7 - 8 • Loderer, Benedikt, Radikalität oder weiterbauen? in: Hochparterre Band 13 (2000) Heft 6-7, S. 56,57 • Mandler, Artur, Umnutzung alter Bausubstanz als architektonische Aufgabe, in: Umnutzungen im Bestand, Neue Zwecke für alte Gebäude, Wüstenrot Stiftung Ludwigsburg, Karl Krämer Verlag, Stuttgart + Zürich, 2000, S. 130 - 135 • Meier, Hans-Rudolf/Scheurmann, Ingrid, Theorie und Aktualität der DenkmalBarbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 101 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 pflege an der Schwelle vom 20. zum 21. Jahrhundert. Eine Einführung, in: DENKmalWERTE, Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmalpflege, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2010, S. 15 -23 • Meier, Hans-Rudolf, Harmonie und Differenz oder: Von der Anmut des Denkmals und den Zumutungen der Denkmalpflege in: DENKmalWERTE, Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmalpflege, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2010, S. 47 – 58 • Meier, Richard, Euroregio Office Building, http://www.richardmeier. com/?projects=euregio-office-building-2, 8.11.2015 • Meiner, Corinna, Gutachten zum Denkmalwert des Zentrums Witikon in Zürich, Seminararbeit am Institut für Denkmalpflege und Bauforschung ETHZ Herbstsemester 2011 • Michel, Regula/Gasal, Corinne/Kaiser, Franziska, Abklärung der Schutzwürdigkeit Zürich Versicherung Mythenquai Zürich-Enge, Gutachten zu Handen der städtischen und der kantonalen Denkmalpflegekommission vom 11.7.2011, Stadt Zürich • Moll, Claudia, «Den Wellen des Sees entstiegen» – das Zürcher Arboretum als Ort der Erholung und Bildung, in: Neujahrsblatt des Stadtzürcher Heimatschutz SZH 2016, S.8 - 13 • Mörsch, Georg, Der Veränderer bleibt beweispflichtig, in: Schweizer Monatshefte Zeitschrift für Politik, Wirtschaft, Kultur, Bd. 74 (1994), Heft 1, S. 20 -24 • Mörsch, Georg, Erforschen, Erhalten und Gestalten: Wissenschaft und Freiheit in der Denkmalpflege, in: Zeitschrift für Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 57(2000) Heft 4, S. 341 - 344 • ohne Autorenangabe, Einkaufs- und Dienstleistungszentrum in Zürich-Witikon, in: Schweizerische Bauzeitung 90. Jahrgang 5.10.1972 Heft 40, S. 973 - 982 • Personenlexikon des Kantons Basel-Landschaft, https://personenlexikon. bl.ch/Hans_Rudolf_Suter, 28.9.2015 • Pehnt, Wolfgang Ein Ende der Wundpflege? Veränderter Umgang mit alter Bausubstanz, in: Zukunft der alten Stadt. In memoriam August Gebessler. Die alte Stadt 36, 2009/1, S. 25 – 44; in gekürzter Form bereits in der FAZ vom 19.11.2008, eine online Version unter http:/schlossdebatte.de/?p=301, 19.10.2015 • PREWO-Projekt stiefelt zur Umsetzung, Webseite von Wilchingen Osterfingen – Zwaa Dörfer aa Gmaand, News vom 24.9.2012, www.wilchingen.ch, 6.6.2016 • Reinhart, Fabio/ Šik, Miroslav, «Analoge Architektur» – Venturi europäisiert? in: Werk, Bauen + Wohnen, Heft 5 Band 75 (1988), S.21 und 22 • Schmidt, Leo, Einführung in die Denkmalpflege, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008 • SCHNITTWERK, Ausstellung giuliani.hönger, gta ETHZ und Aedes Am Pfefferberg Berlin, http://ausstellungen.gta.arch.ethz.ch/veranstaltungen/giulianihoenger 21.11.2015; SCHNITTWERK, Eine Ausstellung von giuliani.hönger Architekten (hg.) Architekturforum Aedes Berlin, 22. Januar bis 4. März 2010 • Šik, Miroslav, Altneu, Reihe «de aedibus» Band 2, Quart Verlag Luzern, 2000 • s.n., Grossgaragen: Capitol-Garage, Zürich; Architekt Ernst Zuppinger B.S.A; Garage C. Schlotterbeck, Basel: Architekten W.E. Baumgartner und H. Hindermann, in: (Das) Werk Band 15 (1928) Heft 7 S. 214 –216 • Solt, Judit, Weiterbauen lohnt sich, in: Tec21 Band 136 (2010) Heft Dossier Bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft S.23 – 30 • Spital-Frenking, Oskar, Architektur und Denkmal Der Umgang mit bestehender Bausubstanz: Entwicklungen Positionen Projekte, Verlagsanstalt Alexander Koch, Leinfelden-Echterdingen 2000 • Spühler Partner Architekten AG Zürch, Restaurierung und Erweiterung Bergtrotte Osterfingen im Klettgau, Broschüre Werkdokumentation im Eigenverlag, Zürich, undatiert, verschickt zu Jahresbeginn 2016 • Stadt Zürich (Hg.), Mehr als Wohnen, Gemeinnütziger Wohnungsbau in Zürich Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 102 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 1907–2007, gta Verlag Zürich 2007 • Stadt Zürich Statistik, Quartierspiegel 2011 Witikon • Sturm, Hermann, Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit, Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen 2007 • Veranstaltungsprogramm „Weiterbauen“ des BDA www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/denkmalpflege_vor_ort/de/weiterbauen/index.shtml, 19.10.2015 • Von Arx, Ursula, «Es geht immer nur um Schönheit», Der Zürcher Architekt Peter Märkli ist ein unbekannter Star, Das Magazin, Nr. 28/2004, S. 30 -37 • Von Buttlar, Adrian, Acht Thesen zum Denkmalschutz der Nachkriegsmoderne, in: DENKmalWERTE, Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmalpflege, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2010, S. 123 – 133 • Will, Thomas, Grenzübergänge: Weiterbauen am Denkmal, in: Werk, Bauen + Wohnen Band 90 (2003) Heft 6, S.50 – 57 • Zingaro, Samira, Einkaufszentrum ohne Lack, Tagesanzeiger vom 4.11.2010, http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Der-Pionierbau-in-Witikon-ist-zurHypothek-geworden-/story/16184012, 15.5.2016 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 103 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 10. Anhang Schlotterbeck-Areal • Archivbilder zur historischen Umgebung • Entwicklung anhand von Katasterauszügen und Plänen • Die anderen Wettbewerbseingaben im Modell • Projekt- und Etagenpläne Zentrum Witikon • Pläne zum Ideenwettbewerb aus den 1910er Jahren • Entwicklung anhand ausgewählter Katasterauszügen und historischer Pläne • Projektpläne • Ergänzendes Bildmaterial und Visualisierungen Projekt «Quai Zurich» • Entwicklung anhand ausgewählter Katasterauszüge • Historische Karten • Ergänzendes historisches Bild- und Planmaterial • Wettbewerb von 1922 • Ausgewählte Projektpläne Bergtrotte Osterfingen • Ergänzendes Bildmaterial • Bauphasenpläne • Planaufnahmen von 1936 • Zweit- und drittplatzierte Wettbewerbsprojekte Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 104 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 • SCHLOTTERBECK-AREAL ZÜRICH Die Umgebung Badenerstrasse 437 Geschäftshaus links, erbaut 1929 Badenerstrasse 441 Wohn- und Geschäftshaus rechts erbaut 1905 Rückseite des Mütter- und Säuglingsheims Pilgerbrunnen zur Badenerstrasse, erbaut 1947 im Hintergrund die Schlotterbeck-Garage Häuserzeile Badenerstrasse 387 – 391, 393, 395 – 399 Wohnsiedlung Heiligfeld II, erbaut 1949 Wohnsiedlung Heiligfeld III, erbaut 1954/55 Häuserzeile Badenerstrasse 367, erbaut 1942, Badenerstrasse 387 und 389, erbaut 1949 Schlittelhügel im Heiligfeldpark, erbaut 1955 Fotos BAZ Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 105 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Letzigraben 5 und 11 Teil der Heiligfeldsiedlung erbaut 1952 Suche nach einer städtebaulich befriedigenden Lösung für die Überbauung im Heiligfeld undatierte Planzeichungen aus dem BAZ Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 106 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Die Entwicklung anhand von Katasterauszügen und Plänen 18.9.1948 21.1.1949 9.9.1949 15.10.1959 12.2.1960 11.5.1962 5.6.1975 20.1.1976 17.1.1979 22.10.2002 18.12.2012 8.4.2013 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 107 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Pläne von 1948 – eingegebenes, aber nicht realisiertes Projekt «Vollausbau» Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 108 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Pläne vom 20.5.1949 für einen eingeschossigen Bau Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 109 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Pläne vom 21.6. 1949 für einen eingeschossigen Bau Pläne vom 22.6.1951 ausgeführte Variante Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 110 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Pläne vom 18.8.1959 nicht bewilligte Erweiterung Pläne vom 30.12.1959 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 111 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Pläne vom 13.3.1962 Archiv Planauflage der Stadt Zürich Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 112 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Pläne vom nicht ausgeführten Projekt Schällibaum + Partner AG Zürich 2002 Archiv Planauflage der Stadt Zürich Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 113 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Nicht ausgeführtes Projekt im Modell von Schällibaum + Partner AG Zürich 2002 Unterlagen von giuliani.hönger architekten Die anderen Wettbewerbsbeiträge – Modellfotos aus dem Beurteilungsbericht Siegerprojekt giuliani.hönger architekten Projekt PARK Architekten Projekt Spiro + Gantenbein Architekten Projekt Stücheli Architekten aus dem Jurybericht Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 114 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Ausführungspläne von giuliani.hönger architekten 2014 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 115 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Pläne von giuliani.hönger architekten Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 116 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Etagenpläne – Verkaufspläne von der Webseite der Schlotterbeck-Areal AG Etagenpläne Verkaufsläne von der Webseite der Schlotterbeck Areal AG Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 117 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 • ZENTRUM WITIKON ZÜRICH Ideenwettbewerb in den 1910er Jahren zur Stadtentwicklung für die Eierbrecht/ Hirslanden, heute Witikon Bebauungsplan Eierbrecht «Waser» von Arch. Pfleghard & Häfeli mit Ing. C. Jegher Bebauungsplan Eierbrecht «Waser» von Arch. Pfleghard & Häfeli mit Ing. C. Jegher Bebauungsplan für die Eierbrecht «Um oder über den Kapf zur Eierbrecht» von Gebr. Pfister Architekten Zürich aus: Schweiz. Bauzeitung Band 61/62 (1913) Heft 6 S. 71 -75 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 118 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Entwicklung des Einkaufszentrums – ausgewählte Katasterpläne Situationsplan vom Februar 1965 Katasterplan Baueingabe Juni 1966 Katasterplan Baueingabe Umbau Migros Juni 1983 Katasterplan Baueingabe Feb. 1967 Katasterplan Baueingabe Mai 1968 Katasterplan Baueingabe kleiner Umbau Migros März 2003 Archiv Planauflage der Stadt Zürich Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 119 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Ausgewählte Archivpläne Grundriss Geschoss 1 Ost mit Grundraster Baueingabepläne 25.4.1966 Schliessen der Arkaden bei Nr. 295 Grundriss und Querschnitt A-A Baueingabepläne 25.4.1980 Schnitte mit Grundraster Baueingabepläne 29.6.1966 Schliessen der Arkaden bei Nr. 295 Fassaden Baueingabepläne 25.4.1980 Nord + Süd Fassade Baueingabepläne 29.6.1966 Archiv Planauflage Stadt Zürich Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 120 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Original Zustand QA QC QD QE QB 9 QF - 95 / 001 A3 / 1:500 mbr, 04.03.2014 / hr Veränderter Zustand Planformat / Massstab 9 Zustandserfassung Erdgeschoss Plannummer / Index Originale Zustandserfassung und Projektpläne von Stücheli Architekten Zürich 12 11 LD LD 297 10 21 9 11 299 Zustandserfassung Erdgeschoss 5 LC 10 8 297 9 7 6 20 Revidiert, Datum / Kontr. Projektnummer 13 Gezeichnet, Datum / Kontr. 14 19 LC 23 12 8 297 24 295 22 15 7 14 293 LB LB 16 6 18 5 4 3 17 279 2 289 4 1 www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 [email protected] LA 2 Binzstrasse 18 LA Stücheli Architekten 3 gre Plannummer / Index Projektnummer 12 .6 5 % 6.30 % 11 - Genossenschaft Migros pwo, 04.03.2014 / hr P nze LD Revidiert, Datum / Kontr. 6.30 % 587.0 Gezeichnet, Datum / Kontr. QA QB QC QD QE QF inie ück Grundstückgrenze Zustandserfassung Fussgängerebene 4.3.2014 blau bauzeitlicher Zustand gelb spätere Veränderungen ndst 12 586.0 A3 / 1:500 Baueingabe Zentrum Witikon Original Zustand Gru Planformat / Massstab 13 Veränderter Zustand 9 Baul 587.1 96 / 001 N 9 Zustandserfassung 1.Untergeschoss 14 O L M J K QA I H F E D G QB QC B C QE Z A QF Y X V W T U S R QD 0 LD Zustandserfassung 1.Untergeschoss 10 9 LC LC 586 .0 8 5.0 58 7 LB LB 585 sse .0 rstra 6 one 585.0 inie Witik 5 584 .0 1 LA 583 .0 289 2 279 1 582 .0 www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 [email protected] 13 LA Stücheli Architekten 3 584.8 Binzstrasse 18 Baul 4 0 Schutzraum / Lager 33.8 m² Schutzraum / Lager 34.3 m² Schleuse 5.5 m² Warenannahme 81.7 m² Containerraum 50.6 m² 8-9 9 8-9 Lager 141.0 m² Technik 162.0 m² H Anlieferung MIGROS 24.5 m² Anlieferung MIGROS 24.6 m² H D Lager Denner 240.9 m² Korridor 125.0 m² Fahrbahn 1046.8 m² 8 8 Vorraum 19.4 m² Lager 8.8 m² Lager 6.5 m² Vorraum 19.5 m² BD Lager 6.1 m² 7 Lager 152.7 m² Garderobe 27.7 m² 7 Korridor 21.2 m² ca Garderobe H. 25.8 m² D im ird r h w eite reic cht w Lager r Be ni Lager Zoohandlung kt 29.2se m² 18.4 m² Die roje t. up Ba beite Korridor ar 27.4 m² be gA mun Däm Mieterparking 1548.0 m² D D Mieterausbau gemäss separater Baueingabe Sitzungsraum Vorplatz UBS 13.0 m² 14.6 m² G Technik 86.1 m² 3 Tresor 3.7 m² 27 STG 17.2/28 D im ird r h w eite reic cht w r Be kt ni se Die roje t. up Ba beite ar be gA WD 80x50 3 Post 933.2 m² 2 2 I I Lager 55.6 m² 1 1 0 Buchzelgstrasse Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal O N M L K J E I H G-H G F-G E D C B B A Z F Y- (X) Y X W V T-U T U 0 S hr hr deg, 08.05.2015 / rzu, 10.11.2015 / 4 Schalterhalle UBS 150.4 m² Hebebühne Post Barbara Truog Revidiert, Datum / Kontr. 2223_1 6 5 Flur UBS 12.5 m² KU.KA 5.5 m² Disk.R. 14.7 m² ca .12c m Lager 56.9 m² mun Rampenansatz -3.45m / -3.50m Rinne 6-7 H Lichthof 104.3 m² Vormauerung 39.0 m² Däm Rinne Teeküche Apotheke 47.4 m² D m .12c .12c m ca D gA mun Däm 5 H Lager 52.1 m² Lager 12.6 m² rasse Lager 15.7 m² nerst WD ??? x 50 Witiko Lager Migros 487.9 m² WD 340x50 Kassenraum 21.9 m² B 6-7 6 4 10 Anlieferung Denner + Apotheke 29.6 m² Schutzraum / Lager 51.1 m² Schleuse 5.5 m² www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 [email protected] Schutzraum / Lager 51.1 m² Schleuse 5.5 m² 11 Haustechnik 299, 285 297.3 m² Lager 15.6 m² G Pfingstweidstrasse 101, 8005 Zürich Schutzraum / Lager 50.6 m² Schutzraum / Lager 34.5 m² 9 L. Unterfahrt 23.6 m² Genossenschaft Migros Zürich Schleuse 4.6 m² RE./Vorpl. 25.6 m² Bauprojekt 1.Untergeschoss / P1 Schutzraum / Lager 34.8 m² C Binzstrasse 18 Schutzraum / Lager 51.8 m² Vorraum 21.6 m² Stücheli Architekten Schutzraum / Lager 35.0 m² Lager 15.5 m² Zentrum Witikon Trafostation EWZ 52.6 m² Lager 28.1 m² DD HLS + E AUL Steigzonen 15.6 m² Schutzraum / Lager 25.9 m² B BD Technik 18.7 m² 10 Schutzraum / Lager RE./Vorpl. 34.3 m² 10.2 m² Schutzraum / Lager 51.8 m² Schutzraum / Lager 51.3 m² A3 / 1:500 Genossenschaft Migros 12 Schutzraum / Lager RE./Vorpl. 34.2 m² 25.6 m² 11 C Projektnummer 13 12 Planformat / Massstab Plannummer / Index 14 13 Gezeichnet, Datum / Kontr. O N G-H Zustandserfassung untere Ebene 4.3.2014 blau bauzeitlicher Zustand gelb spätere Veränderungen 15 E L M H F G E D C F-G F Y- (X) T-U 14 B 15 B A Z Y X W V U T S I .0 StA_MZW_BP_1UG/P1_A3 _ 7242 _ 300 580 Baueingabe O N L K M K J I J H G F E D C 58 1.0 582.0 B A Z Y Zentrum Witikon QA QB QC QE QF X W 583.0 .0 584 V U T S R QD .0 7242 / 300 581 580.3 Buchzelgstrasse Grundriss 1. UG Untere Ebene Baueingabepläne November 2015 121 P. Zugang 12.8 m² Terlinden 118.6 m² Süssli 32.2 m² Beldona 66.4 m² Reisebüro 33.5 m² L.schacht 23.7 m² 10 Photocorner 49.5 m² hr hr rzu, 10.11.2015 / 2223_1 A3 / 1:500 7243 / 300 Baueingabepläne November 2015 11 P2: 586.30 +1.15m P. Zugang 58.7 m² Revidiert, Datum / Kontr. 12 Steigzone 23.5 m² 11 deg, 08.05.2015 / 13 12 Gezeichnet, Datum / Kontr. StA_MZW_BP_EG_A3 _ 7243 _ 300 14 13 Planformat / Massstab 15 14 Plannummer / Index 15 Projektnummer N O L M K J H F G E D B C Z A Y X V W T U S I ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 EG: 585.15 ±0.00m 10 NA Blumenladen 42.1 m² 9 Denner 492.5 m² 8 WC 17.9 m² Büro Filialleiter 18.7 m² Oxygene 44.2 m² Lager 64.9 m² 7 Pflanzentröge 7 Bauprojekt Erdgeschoss 9 Apotheke 521.4 m² Optiker 73.8 m² 8 Lichthof neu begrünt Laden 145.7 m² Laden 126.8 m² 6 6 Pflanzentröge Migros 1279.8 m² Marktstände Saal O N M L K J I H G E D C B A Z Y X W V T U 0 S 1 0 15 StA_MZW_BP_1OG_A3 _ 7244 _ 300 O N M L K J H G F E D B C A Z Y X V W U T I Buchzelgstrasse S Genossenschaft Migros Zürich Saal Pfingstweidstrasse 101, 8005 Zürich 2 Saal 1 15 12 12 Steigzonen 19.1 m² 11 10 Büro 23.8 m² Vorraum 19.4 m² Vorraum 18.5 m² 11 Büro Castelberg 36.4 m² 10 Pflanzentrog Büro Dünki 55.5 m² Activ Fitness 1053.5 m² Serverraum 11.9 m² 9 Büro 36.4 m² Empfang 8.0 m² Büro 29.3 m² 8 9 Büro 26.4 m² Aufenthaltsräume Migros 161.1 m² Mieterausbau gemäss separater Baueingabe Büro 8.5 m² 8 7 7 Technik 6.7 m² Technik 4.9 m² Warteraum 21.7 m² Administration Migros 161.2 m² WC 7.3 m² Mieterausbau gemäss separater Baueingabe Lager 45.9 m² 6 Grundriss EG Fussgängerebene Empfang 12.7 m² Empfang 8.1 m² Empfang 35.2 m² Spielzimmer 40.5 m² Küche 14.1 m² Bauprojekt 1.Obergeschoss Büro Rüegg&Weber 22.2 m² Lager Spitex 23.7 m² Lager Dünki 6.9 m² Projektnummer 13 Velo PP 15 Stk. Planformat / Massstab 14 13 Plannummer / Index 14 hr 3 Pflanzentrog rzu, 10.11.2015 / Ba Revidiert, Datum / Kontr. d im wir www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 [email protected] Saal ere rB se Die hr Service Gang ich NA 4 deg, 08.05.2015 / ite we Gezeichnet, Datum / Kontr. ht nic Binzstrasse 18 je pro u Kinderspielgarten 2 kt Küche Stücheli Architekten Service Gang NA Witiko ne eite arb be Elefant r Rest. Sanitär Kühlräume Schacht Zentrum Witikon KITA 50.8 m² 27 STG 17.2/28 t. Vorraum Lager Fluchttreppe 3 Kinderspielgarten UBS 95.3 m² 2223_1 Aussenfläche Elefant A3 / 1:500 Elefantino Vorraum 7244 / 300 Zoohandlung Neue Z-Schumi Abstl.R. rstras se Treppenhaus 4 5 Decke 5 Empfang 25.9 m² Empfang 9.7 m² 6 Behandlungsz. 2 18.6 m² Migros 1002.0 m² Behandlungsz. 3 29.9 m² 5 5 4 Witiko WC D. 19.6 m² 6 5 5 www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 [email protected] Genossenschaft Migros Zürich 2223_1 Pfingstweidstrasse 101, 8005 Zürich hr 7 6 rzu, 10.11.2015 / 8 7 Revidiert, Datum / Kontr. 9 8 hr 10 9 deg, 08.05.2015 / 11 10 Gezeichnet, Datum / Kontr. 12 11 A3 / 1:500 StA_MZW_BP_DA_A3 _ 7249 _ 300 13 12 Planformat / Massstab 14 13 Plannummer / Index 15 14 Grundriss 1. OG Ebene der Aufstockung nerst rasse 15 Projektnummer O N M L K J H G F E D B C A Z Y X V W U T S I Buchzelgstrasse 7249 / 300 O N M L K J I H G E D C B A Z Y X W V U T 0 S 1 0 Binzstrasse 18 2 1 Stücheli Architekten 3 Büro / Praxis 753.7 m² 2 Zentrum Witikon Lichthof 99.0 m² Oberlicht 3 Bauprojekt Dachgeschoss WC H. 15.2 m² nerst Büro Schlafzimmer 13.3 m² 20.9 m² Vorraum 16.7 m² 4 rasse Korridor 44.1 m² Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal Pfingstweidstrasse 101, 8005 Zürich www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 [email protected] Genossenschaft Migros Zürich Binzstrasse 18 Stücheli Architekten Buchzelgstrasse O N M L K J I H G E D C B A Z Y X W 0 V 1 0 U 2 1 T 3 2 S 3 Zentrum Witikon 4 Witiko 4 Grundriss Dach 122 4. Obergeschoss 3. Obergeschoss 2. Obergeschoss 1. Obergeschoss 5. Obergeschoss 4. Obergeschoss 3. Obergeschoss 2. Obergeschoss 1. Obergeschoss S Barbara Truog 1. Obergeschoss Binzstrasse 18 Nordfassade B-B Erdgeschoss 2. Untergeschoss 1. Untergeschoss J I H Ostfassade D-D N M L K J I H G F E D C B A Z Y X W V U T G F E C B A Z Y X W V U T D 1 0 1. Untergeschoss 2. Untergeschoss Südfassade F-F 0 1 3 4 4. Obergeschoss 3. Obergeschoss 2. Obergeschoss 1. Untergeschoss 2. Untergeschoss 3. Obergeschoss 2. Obergeschoss Westfassade G-G 1. Untergeschoss 2. Untergeschoss Erdgeschoss Westfassade H-H 2. Untergeschoss 1. Untergeschoss 5. Obergeschoss Erdgeschoss 1. Untergeschoss 2. Untergeschoss T U V W X Y Z A B C D E F G H I J K L M N S T U V W X Y Z A B C D E F G H I J K L M N Westfassade I-I S T U V W X Y Z A B C D E F G H I J K L M N Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 6 5. Obergeschoss A3 / 1:500 Pfingstweidstrasse 101, 8005 Zürich Genossenschaft Migros Zürich 5 rzu, 10.11.2015 / hr deg, 07.07.2015 / hr Erdgeschoss 2461 / 300 2. Untergeschoss Binzstrasse 18 6 Ostfassaden Revidiert, Datum / Kontr. 1. Untergeschoss Gezeichnet, Datum / Kontr. 1. Obergeschoss Erdgeschoss 5 Planformat / Massstab 2. Obergeschoss 1. Obergeschoss Plannummer / Index 3. Obergeschoss 2. Obergeschoss 4 www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 [email protected] 4. Obergeschoss 3. Obergeschoss 3 Pfingstweidstrasse 101, 8005 Zürich 5. Obergeschoss 4. Obergeschoss 1 Genossenschaft Migros Zürich 5. Obergeschoss 0 Bauprojekt Nordfassaden A-A / B-B 11 12 13 14 15 7 8 9 10 11 12 13 14 15 1. Obergeschoss Erdgeschoss Westfassaden 1. Obergeschoss Erdgeschoss 123 Pfingstweidstrasse 101, 8005 Zürich Bauprojekt Südfassaden E-E / F-F 10 www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 [email protected] 9 Stücheli Architekten 8 Genossenschaft Migros Zürich 7 Zentrum Witikon 2. Untergeschoss www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 [email protected] 1. Untergeschoss A3 / 1:500 Südfassade E-E Binzstrasse 18 Nordfassade A-A 2463 / 300 2. Obergeschoss K 2 0 rzu, 10.11.2015 / hr 3. Obergeschoss L 3 1 deg, 07.07.2015 / hr 4. Obergeschoss M 4 2 Revidiert, Datum / Kontr. Ostfassade C-C N 5 3 Gezeichnet, Datum / Kontr. 6 4 Planformat / Massstab 7 5 Plannummer / Index 8 6 A3 / 1:500 9 7 2464 / 300 10 8 rzu, 10.11.2015 / hr 11 9 deg, 07.07.2015 / hr 12 10 Planformat / Massstab www.stuecheli.ch Gezeichnet, +41 44 465 86 86 Datum / Kontr. +41 44 465 86 00 Revidiert, Datum / Kontr. [email protected] Binzstrasse 18 Plannummer / Index 13 11 Stücheli Architekten 2. Untergeschoss Zentrum Witikon 2223_1 rzu, 10.11.2015 / hr A3 / 1:500 Revidiert, Datum / Kontr. 2462 / 300 deg, 07.07.2015 / hr Gezeichnet, Datum / Kontr. Planformat / Massstab 2223_1 rzu, 10.11.2015 / hr deg, 07.07.2015 / hr A3 / 1:500 2460 / 300 Plannummer / Index Projektnummer Revidiert, Datum / Kontr. Gezeichnet, Datum / Kontr. Planformat / Massstab Plannummer / Index Projektnummer 1. Obergeschoss Pfingstweidstrasse 101, 8005 Zürich 2223_1 1. Untergeschoss Genossenschaft Migros Zürich 5. Obergeschoss Projektnummer Erdgeschoss Bauprojekt Ostfassaden C-C / D-D 2. Obergeschoss 1. Obergeschoss www.stuecheli.ch +41 44 465 86 86 +41 44 465 86 00 [email protected] Binzstrasse 18 5. Obergeschoss Stücheli Architekten 14 12 Zentrum Witikon 13 Südfassaden Pfingstweidstrasse 101, 8005 Zürich 2223_1 3. Obergeschoss 2. Obergeschoss Genossenschaft Migros Zürich 4. Obergeschoss Projektnummer 4. Obergeschoss 3. Obergeschoss Bauprojekt Westfassaden G-G / H-H 14 Achse: 7-8 2223_1 15 Projektnummer Stücheli Architekten 5. Obergeschoss 4. Obergeschoss Bauprojekt Zentrum Witikon Westfassade I-I 5. Obergeschoss Stücheli Architekten Nordfassaden Zentrum Witikon 15 Achse: 8-7 Achse: 6-5 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Erdgeschoss ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Entwicklung der Erweiterung – ergänzendes Bildmaterial Verworfene Variante 1 – Sicht von der Witikonerstrasse Verworfene Variante 2 – Sicht von der Witikonerstrasse Ausführungsprojekt – Sicht von der Witikonerstrasse Visualisierungen von Stücheli Architekten Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 124 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Modellfoto des Ausführungsprojekts aus der Präsentation für den Stadtzürcher Heimatschutz Verworfene Variante 1 – Sicht von der Buchzelgstrasse Verworfene Variante 2 – Sicht von der Buchzelgstrasse Ausführungsprojekt – Sicht von der Buchzelgstrasse Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 125 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 • PROJEKT «QUAI ZURICH» Die Entwicklung anhand von ausgewählten Katasterauszügen um 1900 1923 Mai 1923 1924/1925 1931 1937 1941 1948 1955 1968 1970 1981 Alle Katasterpläne aus dem Archiv der Planauflage Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 126 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Übersicht mit Adressen und Bauetappen aus dem Gutachten zur Schutzwürdigkeit Alfred Escher Platz mit Hotel Mythen und altem Bahnhof Enge Historische Karten Stadt Zürich Zürich um 1900 Züriplan Unbebauter Mythenquai und Hafen Enge 1896 Übersichtsplan der Stadt Zürich BAZ Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 127 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Zusätzliches Bildmaterial zu den Schutzobjekten Mythenquai 2 Nordfassade Originalplan von 1899 Mythenquai 2 Nordfassade Revisionsplan von 1977 Mythenquai 2 Nordfassade Bau Passerelle und Zerstörung des bauzeitlichen Dachs des Hotel Mythen Baueingabepläne 1.11.1968 Mythenquai 2 Ostfassade Aufnahme aus den 1930er Jahren Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 128 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Mythenquai 2 Fotos aus dem Gutachten links Figurengruppe über dem Haupteingang von Gustav Siber rechts Figuren von Arnold Hünerwadel Balkonkonsolen Nordfassade Balkonkonsolen Ostfassade Hauptbau Mythenquai 2 und heute im Hof, Breitingerstrasse 3 Sicht von Süden Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 129 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Blick von der Breitingerstrasse her durch die Hofeinfahrt auf den Haupteingang des Hofgebäudes Breitingerstrasse 3 undatierte Aufnahme Hofgebäude Nordfassade mit Haupteingang undatierte Aufnahme Hofgebäude Südfassade undatierte Aufnahme Hofgebäude Nordfassade Aufnahme 2000 Veränderte Fenstersprossung Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 130 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Historischer Entwurf für die Ostfassade des VITA Gebäudes Mythenquai 10 VITA Gebäude Ecke Marsstrasse/ Alfred Escher-Strasse 1947 VITA Gebäude Mythenquai 10 im unvollendeten Zustand, mit Durchblick zur Alfred Escher-Strasse am rechten Bildrand 1931 aus: next.swissre.com, Tradition und Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 131 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 unten links VITA Gebäude vom Mythenquai her links unten Hofansicht Ecke Mythenquai/ Marsstrasse Aufnahmen frühe 1950er Jahre Unten Wettbewerb von 1922 zur Überbauung des Areals Nicht ausgeführte Überbauungsvarianten von Otto Honegger Zürich, aus: Schweizerische Bauzeitung Band 79/89 1922 S. 90 bis 93 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 132 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Wettbewerb von 1922 zur Überbauung des Areals Überbauungsplan der Gebr. Bräm Zürich links Entwurfszeichnungen der Gebr. Bräm Zürich oben Wettbewerbsbeitrag von Pfister Zürich links Überbauungsplan, rechts Entwurfszeichnung Seefront Überbauungsplan Pfleghard & Häfeli Zürich links Variante Überbauung Pfleghard & Häfeli unten Entwurfszeichnung Hofsicht aus: Schweizerische Bauzeitung Band 79/89 1922 S. 90 bis 93 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 133 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Ausgewählte Pläne Garageneinbau im Südhof Plan vom 22.3.1948 Passerellenbau und andere Veränderungen, Hofansicht auf die Ostfassade der Bauten an der Alfred Escherstrasse und das Hotel Mythen Plan von 1.11.1968 Hofunterkellerung Breitingerstrasse 5,7,9 Revisionsplan von 1996 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 134 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Schnitte Erweiterung VITA Gebäude 1981/1983 Baueingabeplan von 1981? Schnitt Anschluss Neubau Sicht Hof Krischanitz aus Präsentation Heimatschutz 10.7.2013 Schnitt Neue Anschlüsse Hofgebäude Breitingerstrasse 3 Krischanitz aus Präsentation Heimatschutz 10.7.2013 Schnitt mit Sicht auf Hofseite des Hauptbaus, links Breitingerstrasse, rechts Marsstrasse Krischanitz aus Präsentation Heimatschutz 10.7.2013 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 135 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 BESTAND GRUNDRISS EG 3000 3021 38.60 m! 7039 155.63 m! 3022 25.29 m! 3026 16.68 m! 3025 26.91 m! 7031 53.41 m! EGD03 35.07 m! EGC40 52.62 m! EGD10 29.92 m! KOMMRAUM 7045 75.92 m! 7028 21.85 m! EGB11 - 2011 7050 44.41 m! 20.72 m! 2010 26.22 m! 2008 - 7052 20.21 m! 17.87 m! 2006 - 7053 Telelift 16.94 m! 4018 42.25 m! 7026 21.44 m! 7025 32.24 m! 4044 198.72 m! 19.18 m! EGG79 50.08 m! 2012 21.26 m! Auditorium 4000 7027 23.18 m! 4012 35.51 m! 4010 38.51 m! 3014 84.48 m! 3011 116.30 m! 2014 19.56 m! 2016 15.02 m! Höhe 3.15 i.L. 2018 14.47 m! 4032 Foyer 180.11 m! 4024 30.21 m! 23.78 m! 2005 21.47 m! 2000 7000 2004 20.91 m! 2003 - 7020 Büro 39.56 m! 18.22 m! 2002 24.75 m! 7018 Büro 24.58 m! Gard. SV. 4025 27.33 m! 2019 30.01 m! 2021 22.88 m! 2000 - 7017 Büro 25.72 m! 24.43 m! 2022 19.32 m! 7016 Büro 22.56 m! 7015 Büro 24.59 m! 7001 Büro 35.71 m! 7014 Büro 24.92 m! 7002 Büro 18.62 m! 7013 Büro 19.47 m! 7011 Büro 35.03 m! 7009 Büro 30.19 m! 7007 Büro 29.86 m! 7003 Büro 35.96 m! 1000 ARCHITEKT A. KRISCHANITZ CORPORATE CENTER REDEVELOPMENT ZURICH INSURANCE COMPANY LTD HEIMATSCHUTZ / 10.07.2013 04 Grundriss Bestand Krischanitz aus Präsentation Heimatschutz 10.7.2013 Grundriss neu Krischanitz aus Präsentation Heimatschutz 10.7.2013 Grundrisse und Schnitte Krischanitz aus Präsentation Heimatschutz 10.7.2013 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 136 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Beurteilungskriterien aus dem Wettbewerbsprogramm der «Zurich» Seite 13 A. Gesellschaft Architektur und Gestaltung • städtebauliche Qualität der Gesamtlösung • Qualität der architektonischen und gestalterischen Lösung • Qualität des denkmalpflegerischen Umgangs mit den Bestandsbauten • Umsetzung der Unternehmenskultur und des Werteverständnisses der Zurich Nutzungen • Erfüllung des Raum- und Betriebsprogramms • Gestaltung einer modernen Bürolandschaft mit hoher Flexibilität • Qualität des Nutzungskonzeptes (Nutzungssplit, -anordnung und Synergien) • Komfort für Innen- und Aussenräume (Tageslichtverhältnisse, Beleuchtung, Lärmschutz, sommerlicher Wärmeschutz, winterlicher Wärmeschutz, Wärmebrücken, Immissionen) Gemeinschaft und Erschliessung • soziale Kontakte (Belebung, Interaktion und Kommunikation, Sicherheit) • Zugänglichkeit (Barrierefreiheit, Abgrenzung öffentliche und private Bereiche) • Identitätsstiftung (Eigenständigkeit, lokale Verankerung, Symbolhaftigkeit) • ausreichend und hochwertige Kontemplationsflächen B. Wirtschaft Wirtschaftlichkeit • Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb (optimiertes Kosten-Nutzen-Verhältnis bezüglich Investitions- und Betriebskosten, nachhaltiger Werterhalt) Erstellung und Werterhaltung • Wert- und Qualitätsbeständigkeit über den ganzen Lebenszyklus • Flexibilität für sich verändernde Raum- und Nutzungsbedürfnisse • statisches Konzept und Funktionstüchtigkeit der Gebäudehülle C. Umwelt Ressourcen • Ressourcenaufwand in Erstellung (Graue Energie) und Betrieb • ökologische Nachhaltigkeit von Materialien und Konstruktionen Boden und Natur • identitätsstiftende Aussenraumgestaltung (inkl. Grünräume) • Wasserhaushalt (Beeinträchtigung von Grund- und Oberflächenwasser) Mobilität • Funktionalität der Erschliessungs- und Parkierungsanlagen sowie der Anlieferung • Anbindung bzw. Zugang zum öffentlichen Verkehr • Einbindung in das Langsamverkehrsnetz • Unterstützung nachhaltiger Verkehrssysteme Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 137 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 • BERGTROTTE OSTERFINGEN Zusätzliches Bildmaterial Bergtrotte von Südosten 1926 Fotosammlung Staatsarchiv Schaffhausen Neg LR 12196, Original und Urheberrecht bei Carl Koch, Schaffhausen Bergtrotte von Südwesten Postkarte von 1921 Wehrli Verlag Kilchberg Siblinger Trottbaum am ehemaligen Standort in der Trotte Foto Nick Brändli, Zürich Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 138 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Bauphasenpläne aus der Sicherstellungsdokumentation von 2009 Südfassade Nordfassade Längsschnitt Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 139 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Planaufnahmen von 1936 Südfassade Nordfassade Fassaden Stirnseiten Grundriss Pläne und Bilder sind aus der Sicherstellungsdokumentation. Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 140 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Zweitplatziertes Projekt von Boltshauser Architekten und Aita Flury, Zürich links neuer Eventsaal rechts Trottenbeiz mit Degustation aus: Hochparterre Wettbewerbe 3/2011, S. 71 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 141 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Drittplatziertes Projekt von Frei + Saarinen Architekten, Zürich links oben Blick von Osten auf Trotte und Annexbau links Blick auf Annexbau von Westen oben Trottenbeizli aus: Hochparterre Wettbewerbe 3/2011, S. 72 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 142 ETH Zürich I Institut gta I MAS Geschichte und Theorie der Architektur Masterthesis Juli 2016 Barbara Truog Qualitätvolles Weiterbauen am Baudenkmal 143