Fachspezifika - Latein Latein weist einige signifikante Unterschiede zu den modernen Fremdsprachen auf: 1. Aussprache: Anders als in den modernen Fremdsprachen werden die lateinischen Wörter weitgehend so ausgesprochen, wie sie geschrieben werden. Somit treten keine Probleme hinsichtlich der Rechtschreibung auf. 2. Umfang des Lernwortschatzes: Im Gegensatz zu den modernen Fremdsprachen müssen die Schüler in Latein deutlich weniger Wortschatz lernen, und zwar weniger als die Hälfte. Ab der 10. Jgst. haben sie zusätzlich den Vorteil, dass sie auch bei Prüfungen ein zweisprachiges Lexikon benutzen dürfen. 3. Arbeitsweise: Latein zielt nicht auf aktive Sprachbeherrschung ab, sondern die Schüler arbeiten überwiegend an gedruckten Texten. Die Übersetzungsarbeit vom Lateinischen ins Deutsche steht dabei im Vordergrund, dennoch werden Textauswertung und Sachkunde nicht vernachlässigt. 4. Form der Schulaufgaben: Die Prüfungen sind primär auf sprachliche und interpretatorische Fertigkeiten ausgerichtet; es werden aber in allen Schulaufgaben auch Fragen zu Kultur usw. gestellt, wodurch sprachliche Defizite teilweise ausgeglichen werden können. Daneben bringt die Beschäftigung mit der Lateinischen Sprache eine ganze Reihe entscheidender Vorteile für die Schüler mit sich: 1. Latein als Grundlage vieler anderer Sprachen: Latein ist die Muttersprache zahlreicher moderner europäischer Sprachen, wie z.B. Italienisch, Französisch, Spanisch u.a. Wer Latein gelernt hat, dem fällt es erheblich leichter, diese Sprachen später zu lernen. Auch viele englische Wörter lassen sich aus dem Lateinischen ableiten. 2. Ableitung von Fremdwörtern: Zahlreiche Fremdwörter lassen sich auf einen lateinischen Ursprung zurückführen und können so von den Schülern besser erklärt und verstanden werden. Dies bedeutet eine wesentliche Hilfe v.a. bei einem späteren Studium (z.B. Medizin oder Jura). 3. Erwerb des „Latinums“: Wer die 10. Jgst. mindestens mit der Note „ausreichend“ in Latein abschließt, erhält das „große Latinum“, wer die 9. Jgst. mindestens mit der Note „ausreichend“ in Latein abschließt, erhält das „kleine Latinum“. Dieses ist Voraussetzung für viele Studienrichtungen an der Universität, wie z.B. für alle romanischen Sprachen, Englisch, Germanistik, Geschichte u.a. Dieses „Latinum“ kann zwar auch noch an der Universität nachgemacht werden, der Student verliert dadurch aber unter Umständen ein bis zwei Semester. 4. Vermittlung von Allgemeinbildung und Werten: Im Lateinunterricht erhält jeder Schüler eine umfangreiche Allgemeinbildung, da unsere europäische Kultur auf der griechisch-römischen Antike basiert. So werden Kenntnisse in antiker Geschichte, Rechtswesen, Philosophie, Mythologie u.v.a. vermittelt oder vertieft. Zusätzlich werden Werte wie Fleiß, Pflichtgefühl, Einsatzbereitschaft für Mitmenschen usw. an bedeutenden römischen Persönlichkeiten vor Augen geführt. Durch attraktiv gestaltete Lehrbücher werden schon von der 6. bis zur 8. Jgst. fundierte Einblicke in die antike Lebenswelt vermittelt. 5. Einsicht in das System von Sprache: Die Sprache Latein ist ungeheuer klar und systematisch aufgebaut. Indem der Schüler die Grammatik dieser Sprache kennenlernt, erhält er einen grundlegenden Einblick, wie indoeuropäische Sprachen grundsätzlich aufgebaut sind. Daraus kann er einen deutlichen Nutzen ziehen sowohl für andere Fremdsprachen als auch für die Verbesserung der eigenen Muttersprache. 6. Förderung des logischen und analytischen Denkens: Ähnlich wie in Mathematik wird auch in Latein das logische Denken stark geschult. Bei den Übersetzungen lernt der Schüler äußerst genau, konzentriert und logisch zu arbeiten. Außerdem spielt im Lateinunterricht die intensive Analyse von Texten eine große Rolle, eine Fähigkeit, die im Studium unabdingbar ist. Zusammenfassung: Latein ist ein Fach, das die Bandbreite gymnasialer Bildung in sehr hohem Maße umfänglich und variantenreich vermittelt, sodass alle Schüler daraus großen Nutzen ziehen können. Gerade für Schüler, die mit Rechtschreibung Probleme haben oder die etwas zurückhaltender sind und sich nicht so gerne mündlich äußern, sondern es bevorzugen, ruhig für sich Probleme zu lösen, scheint Latein besonders geeignet zu sein. Im Übrigen kann Latein nur in der 6. Jahrgangsstufe gewählt werden, im Gegensatz zu Französisch, das auch noch in der 8. Jgst. gewählt werden kann. Außerdem muss sich ein Schüler durch die Wahl von Latein - im Gegensatz zu Französich - noch nicht auf eine bestimmte Ausbildungsrichtung festlegen, denn er kann sowohl den sprachlichen als auch den naturwissenschaftlich-technologischen Zweig in der 8. Jgst. wählen.