Marketing Informationen Die Marke Grundlagen Eine Marke kennzeichnet ein Produkt (sichtbar), bürgt für gleichbleibende Qualität, hat ein einheitliches Erscheinungsbild und ist überall verfügbar. Die Marke hat durch ständige Marketingmassnahmen einen hohen Wiedererkennungswert und ist durch ein ihr eigenes, unverwechselbares Image subjektiv emotional aufgeladen. Dem Käufer wird also neben dem rational fassbaren Produkt zusätzlich ein Erlebniswert offeriert, der sich an des Kunden Vorstellungen, Werten und Wünschen orientiert. Die Marke ist heutzutage längst nicht mehr nur lediglich "Herkunftszeichen" eines Produktes, wie sie es ursprünglich einmal war. Die Marke, so wie dieser Begriff heute verstanden wird, hat eine lange Geschichte: Bereits in der Antike wurde der Grundstein für dieses immer komplexer werdende Marketinginstrument gelegt. Mit der Industrialisierung und der anonymen Massenfertigung vieler Produkte in der Mitte des 19. Jahrhunderts bekam die Qualität entscheidende Bedeutung, denn es gab teilweise sehr grosse Unterschiede in bezug auf die Fertigkeiten der Hersteller eines Produktes. Die Herkunft der Ware fungierte somit schon bald als Qualitätssiegel. Ein einprägsamer Name bürgte fortan dafür, dass der Kunde sicher sein konnte, ein gutes Produkt gekauft zu haben. Mit dieser Erkenntnis stieg auch die Bedeutung der klassischen Werbung für die Marke, da ein hoher Bekanntheitsgrad eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Funktionieren eines Markenkonzeptes ist. Eine Marke ist "emotional aufladbar" und kann dem Käufer somit etwas geben, das mit ihm selbst, seinen Träumen und Ansichten verbunden ist. Eine der wichtigsten Erkenntnisse im Bereich des Marketings ist, dass Emotionen sich besser verkaufen als Argumente. Daraus ergibt sich, dass Mechanismen erdacht werden müssen, die das Verhalten der Kunden jenseits der Rationalität beeinflussen können. In den 50er/60er Jahren erlebten besonders amerikanische Marken einen deutlichen Aufschwung, weil diese neben dem eigentlichen Produkt auch häufig noch ein Lebensgefühl, ja ganze Ideologien transportierten. "Freiheit" war in diesen Zeiten wohl eines der wichtigsten Schlüsselwörter der amerikanischen Labels und ist es auch heute noch. Die USA, Siegermacht des zweiten Weltkrieges, demonstriert seitdem den Siegeszug der westlichen Kultur auf der ganzen Welt. Um eine erfolgreiche Marke zu etablieren, gehört natürlich nicht nur ein Schild an einem Produkt, auf dem ein Name steht. Marken werden gemacht, indem man sie in den Köpfen der Verbraucher verankert. Ein Name, ein Logo, Verpackung, Farbe....all das ist Handwerkszeug bei dem Versuch, eine Marke managerTool.ch auf dem Markt zu etablieren. Doch ohne Bekanntheit geht nichts. Marken müssen penetriert werden. Die nötige Kontinuität setzt einen langen Atem des Unternehmens hinter der Marke voraus. Die Ausstattung eines Markenartikels kann dabei helfen, das Produkt bekannt zu machen – z.B. die auffällige Form der Toblerone, die Streifen auf einem Sportschuh oder auch ein akkustisches Logo wie etwa bei Audi, dem OBI – Heimwerkermarkt, den meisten Biermarken oder dem Prozessorhersteller Intel. Der Kunde soll die Marke wiedererkennen. Dies funktioniert zum einen durch eine "Omnipräsenz" in den Medien mit zum Teil verschiedenenartigen Auftritten (Coca Cola) oder durch Schlüsselreize, die mit der Zeit eng mit dem Produkt verknüpft werden. Die Farbe Lila wird mit Milka assoziiert, bei "Also sprach Zarathustra" denkt niemand mehr an Johann Strauß, sondern an Warsteiner Bier und der Osterhase hat mit dem Kollegen aus dem Hause Duracell längst einen mächtigen Konkurrenten in Sachen Bekanntheit bekommen. Es gibt verschiedene Ansätze, Marken zu etablieren und ihren Erfolg zu stützen. Die Basisstrategien sind: (nach Meffert / Bruhn) • Einzelmarke • Mehrmarke • Markenfamilie • Dachmarke • Markentransfer Einzelmarke Für jedes Produkt in einem bestimmten Marktsegment wird eine Marke kreiert. Jede Marke ist somit auf die Bedürfnisse abgestimmt, die der Verbraucher in einem bestimmten Bereich entwickeln kann. Der Vorteil : Für jedes Bedürfnis des Konsumenten gibt es eine Lösung durch den Anbieter in Form eines Markenartikels. Jedem Bedürfnis kann also ein Markenname seitens des Verbrauchers zugeordnet werden, von dem er/sie sich keine Gedanken hinsichtlich der Qualität oder Verfügbarkeit machen muss. Problem: Kopfschmerzen. Lösung: Nicht etwa: Kopfschmerztablette sondern: Aspirin. Da die einzelnen Marken unabhängig voneinander sind, weil sie sich in verschiedenen Segmenten befinden, steht jede für sich. Umpositionierungen seitens des Marketings zum Beispiel sind einfach zu handhaben, weil sie nur den jeweiligen Artikel betreffen. Alle anderen Marken bleiben davon unberührt und es muss keine Koordination zwischen den Artikeln vorgenommen werden. 2 managerTool.ch Der Nachteil dieses Einzelmarkensystems sind die anfallenden Kosten. Jede Marke muss ihr eigenes Marketingkonzept bekommen. Es gibt also für jeden Markenartikel eine komplette Kampagne mit auf den Artikel abgestimmten Anzeigen, Spots usw. Außerdem kann es vorkommen, dass sich der Markenname so sehr beim Verbraucher einprägt, dass er die gesamte Produktgattung prägt. Ein Papiertaschentuch ist ein Tempo (oder in den USA ein Kleenex), egal, ob es wirklich ein Taschentuch der Marke Tempo ist oder ein anderes. Die angedachte Markenpersönlichkeit, die das Produkt von der Konkurrenz eigentlich abheben sollte, weitet sich auf das Segment selbst aus und kann ihren Sinn und Zweck somit konterkarieren. Mehrmarke Das Prinzip heißt: Mehrere Eisen im Feuer. In einem Produktbereich sollten nach diesem Ansatz zwei oder mehr Marken vorhanden sein. Das hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen kann man Kundschaft halten, die sich von einer Marke nicht angesprochen fühlen oder einfach andere Präferenzen haben. So verdient Coca Cola auch daran, wenn einem Konsumenten die Cola zu süß ist und er deshalb zur Fanta oder dem Mezzo-Mix greift, weil diese Marken auch aus dem Hause Coca Cola stammen. Zigaretten werden vom Käufer ganz besonders mit dem zur Marke aufgebauten Image verknüpft. Und da es unklug wäre, auf den globalen "Cowboy – Konformismus" zu hoffen, hat Phillip Morris neben der Marke Marlboro eben auch weitere etabliert, die völlig andere Bedürfnisse der (Verb)Raucher befriedigen. Markenwechsler können auf diese Weise im eigenen Hause gehalten werden. Nicht nur das Image sondern auch andere Entscheidungskriterien, wie etwa der Preis eines Produktes, kann durch eine zusätzliche Marke abgedeckt werden. Wem Image egal ist – Hauptsache der Preis stimmt – wird ebenfalls bedient. Die Marke WEST ist bei den Zigarettenmarken aus dem Hause Reemtsma diejenige für preisorientierte Raucher. Ein weiterer Vorteil ist die Verdrängung potentieller Konkurrenz aus den Regalen der Anbieter. Mehrere eigene , etablierte Marken sichern den Platz im Kaufhaus, bevor eine Konkurrenzmarke dies tut. Ein Nachteil dieser Strategie könnte sein, dass der Aufwand, eine neue Marke zu kreieren, nicht mehr in Relation zum Gewinn stehen könnte. Der Bedarf an Waschmittel etwa wird durch eine neue Marke nicht steigen – er wird sich bestenfalls umverteilen. Ein Unternehmen muss also abwägen zwischen bereits vorhandenem Marktanteil und der Gefahr, dass man mit einer neuen Marke eventuell nur die eigenen Kunden zu Markenwechslern macht, nicht aber zwingend neue Kunden gewinnt, die man von Konkurrenzprodukten abziehen könnte. 3 managerTool.ch Eine neu eingeführte Marke müsste sich also eher an der Konkurrenz orientieren und dort etwaige Schwächen ausnutzen. Eine schwierige Aufgabe, die wahrscheinlich nur selten die Konzeption und Einführung einer neuen Marke rechtfertigt. Die Gefahr der Schädigung der eigenen Marken bleibt immer bestehen. Markenfamilie Einzelmarken werden in diesem Konzept zu einer Familie zusammengefasst, ganz im Sinne der corporate identity. Ein einheitlicher Auftritt mit Anforderungen, die für alle Produkte der Markenfamilie gelten, bildet die Matrix für dieses Konzept. Zum Beispiel bietet ELLEN BETRIX diverse Produkte im Bereich Kosmetik an – von Cremes über Lippenstifte bis zum Maskara. Im Bereich Körperpflege ist NIVEA wohl das deutlichste Beispiel für eine funktionierende Markenfamilie. Dort gibt es von der Creme über den Rasierschaum, das Eau de Toilette bis zum Sonnenöl alles für diesen Produktbereich. Alle Produkte erfüllen zudem die Anforderung der Milde und Pflege. Ist die Loyalität zu der Marke beim Kunden erst einmal entstanden, hat man diesen gleich für eine ganze Serie von Produkten gewonnen. Allerdings liegt hier auch die größte Gefahr für die Markenfamilie. Wenn die klassische Niveacreme zum Beispiel in einigen Tests von verschiedenen Instituten als mangelhaft bewertet wird, kann sich dies sehr schnell schädigend auf alle anderen Produkte der Markenfamilie auswirken. Der Negativ – Imagetransfer funktioniert mindestens genauso gut wie der Imagetransfer im positiven Sinne. Eine Sicherung der Produktqualität und konsequente Imagewerbung sind im Bereich der Markenfamilie daher unerlässlich. Dabei ist die Abstimmung des Marketingmixes schwieriger als z.B. bei der Einzelmarke, weil sich Werbemaßnahmen immer gleich auf die gesamte Produktreihe auswirken und deshalb sorgfältig konzipiert werden müssen. Dachmarke Die Dachmarke vereint die zu vertreibenden Produkte ebenso unter einem Namen wie es bei der Markenfamilie der Fall ist. Die Produktpalette ist bei der Dachmarke jedoch noch wesentlich größer, da man hier nicht nur in einem bestimmten Marktsegment aktiv ist (wie im Falle von NIVEA), sondern auch völlig verschiedene Produkte unter einer Marke vereint. Ein weiterer Unterschied zur Markenfamilie ist, dass der Hersteller bei der Dachmarke nicht so sehr in den Hintergrund tritt wie bei der Markenfamilie. Der Hersteller und die Dachmarke sind oft sehr eng miteinander verbunden. So finden sich auch oft die Namen der Gründer von Unternehmen in der Marke wieder. 4 managerTool.ch Daimler, Opel, Jack Daniels oder Harley Davidson sind solche Unternehmen. Eine Dachmarke ist meistens ein Unternehmen, das bereits eine Geschichte hat – also ein gewachsenes Unternehmen mit einem starken Namen. Der Ruf eines solchen Unternehmens bildet die Grundlage für die Dachmarke. Heute ist der Pioniergeist und damit die Originalität ein sehr gewichtiges Kriterium für das Image eines solchen Unternehmens. Zum Beispiel ist es allgemein bekannt, dass japanische Motorräder stets auf dem neuesten Stand der Technik sind, ein gutes Preis/Leistungs – Verhältnis bieten und sehr zuverlässig sind. Die Marke Harley Davidson wiederum ist teuer, technisch veraltet und weniger zuverlässig – ist jedoch aufgrund ihrer Tradition und Originalität die um ein vielfaches stärkere Marke. Harley Davidson Motorräder gelten im allgemeinen als das Original schlechthin. Wie schon erwähnt, werden manchmal sehr verschiedene Produkte unter einer Dachmarke vertrieben. Die Gefahr darin besteht, dass der Verbraucher dem Unternehmen die Kompetenz für bestimmte Produktbereiche abspricht und diese dann nicht akzeptiert. Wie stark eine Dachmarke sein kann, zeigt das Beispiel Mercedes Benz im Falle der A – Klasse. Der zu befürchtende Imageverlust durch den nicht bestandenen "Elchtest" ist ganz und gar ausgeblieben, weil das Unternehmen konsequent und professionell darauf reagiert hat. Das Vertrauen der Verbraucher ist nicht geschwunden, die Autos der A – Klasse verkaufen sich gut und der Elch fährt in jedem Exemplar als Stoffmaskottchen mit. Markentransfer Wer eine starke Marke hat, hat starke Möglichkeiten. Markentransfer gibt es in vielen Varianten. Hollywoodstars oder Musikgruppen nutzen zum Beispiel dasselbe Prinzip wie Unternehmen, die mit einer bereits etablierten Marke neue Märkte erschließen. Im Falle der Medienstars heißt der Produktbereich dann "Merchandising". Poster, T-Shirts, Bettbezüge oder Kaffeetassen mit dem Konterfei von Stars sind mächtige Wirtschaftszweige geworden, und auch die Unternehmen nutzen die "Gesichter" ihrer Marken zunehmend für neue Geschäftszweige. So werden durch die Marke Camel längst nicht mehr nur Zigaretten verkauft, sondern auch Reisen und Bekleidung. Der einheitliche Anspruch liegt in den Attributen Qualität, Abenteuer, Freiheit, Natur und Individualität. Auch Lucky Strike vertreibt viele Produkte, die nichts mit der Zigarette zu tun haben – wohl aber mit dem, wofür die Marke steht: Es gibt einen Katalog mit Wohnaccessoires, Bekleidung und technischem Gerät im Retro–Look. Auch hier gelten 5 managerTool.ch einheitliche Attribute, die bereits im Image der Zigarettenmarke enthalten waren. Schnörkellos, schlicht, zeitlos klassisch, pfiffig und urban sind die Angebote dieser Marke. Die bereits erfolgreiche Marke übernimmt hier die Erfolgssicherung für die neuen Produkte, die unter gleichem Namen vertrieben werden. Der "Good Will" – Faktor, den der Kunde gegenüber einer Marke hat, springt im Idealfall auf die neuen Produkte mit gleichem Label über und überträgt das Vertrauen des Kunden auf die neuen Artikel. Wer einer Marke besonders loyal gegenüber steht, der wird das auch nach außen tragen – auf Jacke. . . wie Hose... Genau dieser Punkt kann der Hauptmarke allerdings auch zum Nachteil gereichen. Etwa wenn durch die Transfermarken, also durch die hinzugekommenen Artikel, die eigentliche Zielgruppe der Marke unterwandert wird. Wenn ein Accessoire einer exklusiven Marke zum Beispiel plötzlich für jeden erschwinglich und verfügbar ist (z.B. Bekleidung, Embleme, Sonnenbrillen von Ferrari / Porsche), könnte das exklusive und elitäre Image und damit die Identität der Marke heftigst darunter leiden. Es sollte daher dringend darauf geachtet werden, dass keine großen Unterschiede hinsichtlich des Images zwischen Haupt – und Transfermarke auftreten. Ein geeignetes Kontrollinstrument hierfür wäre die Distributionspolitik des Unternehmens der Hauptmarke. Die Transfermarken sollten auf zumindest ähnliche Zielgruppen abgestimmt sein und nur dort verkauft werden, wo diese Zielgruppen auch anzutreffen sind. Eine Ferrari-Jacke bei Hertie anzubieten wäre demnach ein nicht sehr kluger Schachzug. 6 managerTool.ch