Referenzrahmen „einszueins“-Seminare für das Handlungsfeld Ästhetische Kompetenz Die Seminarreihe „einszueins“ basiert auf einer allen Projekten der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft zugrunde liegenden sozialästhetischen Praxis, die ihren Antrieb aus der Formel „Veränderung durch Handeln“ bezieht. Ästhetik verstehen wir als sinnlich wahrzunehmende Qualität sowie deren Reflexion und Kommunikation durch kognitive Prozesse – Sozialästhetik als ihre Erweiterung in den sozialen Raum. Das Soziale ist die gemeinsame Fähigkeit, zu einem Beitrag begabt zu sein, der das Ganze unserer gemeinsamen Kultur inspiriert, erweitert und bereichert. Bestimmendes Merkmal sozialästhetischer Praxis ist eine Kombination aus Wahrnehmungs- und Verständigungsprozessen zwischen mindestens zwei Menschen, die auf Widersprüchliches und Unfertiges genauso verweisen wie auf Geformtes und Fertiges. Das Handlungsfeld „Ästhetische Kompetenz“ umfasst vier aufeinander Kompetenzen, die im Anschluss näher ausgeführt werden: • Wahrnehmungskompetenz • Ausdrucks- und Darstellungskompetenz • Lern- und Lehrkompetenz • Reflexionskompetenz bezogene Diese Kompetenzen stellen die möglichen Ziele unserer Seminarangebote für die Lernenden dar und formulieren gleichzeitig die Kompetenzen der Lehrenden. Die an die Definitionen anschließenden indikatorischen Fragen beziehen sich auf die Seminarinhalte und -strukturen und dienen zur (Selbst)reflexion von Lernenden und Lehrenden. Der Referenzrahmen trägt so zur qualitativen Transparenz der Lern- und Lehrinhalte bei. Wahrnehmungskompetenz Definition: Die Fähigkeit der bewussten Wahrnehmung eigener Sinnes- und/oder Körperempfindungen und der daraus resultierenden Gefühle und Bedürfnisse sowie die Fähigkeit und Bereitschaft, diese bei anderen einfühlend zu verstehen. Fragen: • Welche (Rahmen-)Bedingungen brauchen die Teilnehmenden, um sich ihrer Empfindungen bewusst zu werden? (Wie) förderst du die Fähigkeit der Teilnehmenden, aufmerksam für ihre (situativen) Sinnes- und Körperempfindungen und die daraus resultierenden Gefühle und Bedürfnisse zu sein? (Wie) kannst du den Teilnehmenden helfen, die Qualität ihrer Sinnes- und Körperempfindungen mit Worten zu beschreiben, einzuordnen und auf andere zu beziehen? • • Ausdrucks- und Darstellungskompetenz Definition: Die Fähigkeit, verbale, körpersprachliche und/oder gestalterische (bildnerische) Mittel eigener und anderer Intentionen entsprechend anwenden und einsetzen zu können, um die persönlichen und individuellen Ausdrucks- und Darstellungsmöglichkeiten authentisch erweitern zu können. Fragen: • • • (Wie) förderst du die Möglichkeiten der Teilnehmenden, verbale, körpersprachliche und/oder gestalterische (bildnerische) Mittel wirkungsvoll einsetzen zu können? Welche verbalen, körpersprachlichen und/oder gestalterischen Ausdrucksmöglichkeiten förderst du und wie? (Wie) förderst du die Fähigkeit der Teilnehmenden, ihre persönlichen Ausdrucksmittel zu erweitern? 2 Lern- und Lehrkompetenz Definition: Die Fähigkeit, praktische und theoretische Grundlagen fachlicher Art zu vermitteln und anzuwenden. Die Fähigkeit, Lernen durch Erfahrung als zentrale Lern- und Lehrstrategie zu verstehen und dafür anregende Lehr- und Lernsituationen zu schaffen. Fragen: • • • Welcher Lernbegriff bzw. welches Vermittlungsverständnis liegt deiner Arbeit zugrunde? (Wie) fördern deine Methoden das Erfahrungslernen der Teilnehmenden? Nach welchen Kriterien planst und strukturierst du den Lern- und Lehrprozess? Reflexionskompetenz Definition: Die Fähigkeit, Gefühle, Erfahrungen, Prozesse und Ergebnisse zu beschreiben, anhand vorab transparenter Kriterien zu beurteilen, zu kommunizieren und zu hinterfragen. Die Fähigkeit, sich mit unterschiedlichen Perspektiven und Sichtweisen auseinanderzusetzen und auf dieser Grundlage eigene Ansichten zu überdenken/zu überprüfen. Fragen: • • • Welche (Beurteilungs-)Kriterien werden angelegt? (Wo) besteht für die Teilnehmenden Raum zur Reflexion? (Ist diese integrativer Bestandteil des Seminars?) (Wie) förderst du die Fähigkeit der Teilnehmenden, ihre im Seminar gemachten Erfahrungen zu kommunizieren bzw. reflexiv zu verarbeiten? Quellen: Eckmann, Theo: Sozialästhetik – Lernen im Begegnungsfeld von Nähe und Freiheit. Bochum/Freiburg 2005/2008. Homberger, Ursula: Referenzrahmen für Gestaltung und Kunst. Pädagogische Hochschule Zürich 2007. Lincoln Center N.Y. (Hg.): Capacities for Imaginative Learning. http://imaginationnow.files.wordpress.com/2011/03/capacities.pdf. Protokoll des Dozentenwochenendes 2010; Protokoll der Konzeptionswerkstatt Irland 2012. In: 3