Die Deutsche Emissionshandelsstelle als virtuelle Organisation Den Emissionshandel mit einer modernen IT-Infrastruktur realisieren Impressum Herausgeber: Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt Bismarckplatz 1 14193 Berlin Telefon: +49 (0) 30 89 03-50 50 Telefax: +49 (0) 30 89 03-50 10 [email protected] Internet: www.dehst.de Die Deutsche Emissionshandelsstelle als virtuelle Organisation Den Emissionshandel mit einer modernen IT-Infrastruktur realisieren Inhalt Emissionshandel.......................................................................................5 Die DEHSt.................................................................................................6 Aufgaben...............................................................................................6 IT-Infrastruktur.........................................................................................8 Workflow.................................................................................................10 Die elektronischen Anwendungen der DEHSt.............................................12 Government-Site-Builder.................................................................. 12 Formular-Management-System......................................................... 13 Virtuelle Poststelle........................................................................... 14 Anlagendatenbank........................................................................... 15 Business Objects............................................................................. 16 Unionsregister................................................................................. 17 Ticketsystem für den Kundenservice................................................. 18 Zentrales Adressmanagment............................................................ 19 Elektronische Vorgangsbearbeitung DOMEA...................................... 20 ProMechG Datenbank....................................................................... 21 Stand und Ausblick..................................................................................23 Emissionshandel Der Ausgangspunkt für den Emissionshandel liegt im Kyoto-Protokoll von 1997 zur UN-Klimarahmenkonvention, mit dem sich die teilnehmenden Industriestaaten verpflichteten, unter ihnen die Europäische Union (EU), ihre Treibhausgasemissionen bis 2012 um durchschnittlich fünf Prozent gegenüber 1990 zu senken. Um diese Klimaziele zu er­reichen, hat die EU für En­ergie­anlagen und emissions­ intensive Industrieanlagen 2005 das Europäische Emissionshandelssystem auf Unternehmensebene eingeführt. An ihm nehmen in der dritten Handelsperiode 2013 bis 2020 circa 12.000 Industrie- und Energieanlagen in 31 europäischen Ländern (den 28 EU-Staaten sowie Liechtenstein, Island und Norwegen) teil, die zusammen rund 45 Prozent der europäischen Kohlendioxidemissionen (CO2-Emissionen) verursachen. Seit 2012 nimmt auch der internationale Luftverkehr teil (grundsätzlich alle Flüge, die in den EU-Staaten, Liechtenstein, Island und Norwegen starten oder landen). Für die CO2-Emissionen wird europaweit eine jährliche Obergrenze (Cap) festgelegt. Mehr CO2 darf von allen einbezogenen Anlagen und Luftfahrzeugen insgesamt nicht ausgestoßen werden. Die einzelnen Mitgliedstaaten geben Emissionsberechtigungen an die teilnehmenden Unternehmen aus – überwiegend kostenlos, teilweise werden sie versteigert. Jede Emissionsberechtigung erlaubt den Ausstoß einer Tonne CO2. Deshalb muss ein Unternehmen jährlich so viele Berechtigungen abgeben, wie es CO2 ausgestoßen hat. Reichen die Berechtigungen dafür nicht aus, muss es am Markt Emissionsberechtigungen zukaufen (z. B. an der Börse oder von anderen Unternehmen, die weniger benötigen). Die CO2-Emissionen haben damit einen Preis. Dieser Preis im Verhältnis zu den übrigen Produktions­ kosten signalisiert den Unternehmen, wann sich Investitionen in CO2-Minderung wirtschaftlich lohnen. So werden Emissionsminderungen dort realisiert, wo sie am günstigsten sind. Der Emissionshandel ist also ein Instrument zur Berücksichtigung der Folgekosten von CO2-Emissionen – und damit auch der Kosten des Klimawandels. 5 Die DEHSt Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt ist die zuständige nationale Behörde zur Umsetzung des EU-Emissionshandels in Deutschland und der flexiblen Klima­ schutz­instrumente des KyotoProtokolls: des zwischenstaatlichen Emissionshandels und der projektbasierten Mechanismen. Sie nimmt ein breites Auf­gabenspektrum wahr, das in der EU-Emissions­ handelsrichtlinie, in der EU Monitoring-Verordnung (MVO), im Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz (TEHG), in der Zuteilungsverordnung (ZuV 2020), der EU-RegisterVerordnung (RegVO), der EU-Auktionsverordnung sowie im Projekt-Mechanismen-Gesetz (ProMechG) und in der Strompreiskompensations-Richtlinie definiert wird. zeuge dem EU-Emissionshandel unterliegen, und unterstützt die Arbeit der Prüf­stellen, die die Angaben der beteiligten Unternehmen verifizieren. National und international wirkt sie an der Weiterentwicklung des Emissionshandels und der flexiblen Mechanismen, wie Joint Implementation (JI) und Clean Development Mechanism (CDM), mit. Die DEHSt arbeitet eng mit den Unternehmen zusammen, deren Anlagen oder Luftfahr- Aufgaben Die zentralen Aufgaben der DEHSt sind die Ausgabe der Emissionsberechtigungen an die teilnehmenden Anlagenund Luftfahrzeugbetreiber, die Steuerung der Versteigerung von Emissionsberechtigungen in Deutschland, die Überwachung der Emissionsberichterstattung und der jährlichen Abgabepflichten sowie der Kontoverwaltung des nationalen Bereichs im Unionsregister. Anders als in vielen EU-Mitgliedstaaten 6 liegt damit die administrative Verantwortung für den Emissionshandel weitgehend in einer Hand. Die DEHSt und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen sich als moderne und dienstleistungsorientierte Behörde. Sämtliche Verfahren werden vollständig softwaregestützt und elektronisch abgewickelt und fort­ geschrieben. Die Unternehmen werden durch einen eigenen Kundenservice zu allen Fragen rund um den Emissionshandel unterstützt. Die DEHSt hat auf der Basis einer Ermächtigung in § 23 TEHG einen vollständig elektronischen Workflow vom externen Anwender zur Behörde und zurück zum Anwender etabliert und nimmt insofern eine Vorreiterrolle im Europäischen Emissionshandel ein. E-Government und schlankere Verwaltung Moderne Informations- und Kommunikationstechniken sollen interne Verwaltungsprozesse neu gestalten und die externen Beziehungen der öffent­ lichen Verwaltung zu ihren Kundengruppen verbessern und so die Effizienz und den Service von Behörden erhöhen. Bei der Gründung der DEHSt 2004 entschloss sich der Gesetzgeber daher, von vornherein darauf zu achten, dass alle internen und externen Geschäftsprozesse elektronisch angelegt wurden. Dies machte die DEHSt zu einem Vorreiter bei der Umsetzung elektronischen Verwaltungshandelns (E-Government), und sie erfüllte bereits kurz nach ihrer Gründung wesentliche Forderungen des E-Government-Gesetzes von 2013. Für den vollständig elektronischen Ablauf ihrer Geschäftsprozesse erhielt die DEHSt den 6. eGovernment-Preis für Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltungen in der Kategorie „Beste virtuelle Organisation“. Im Emissionshandel waren Wirtschaftsunternehmen erstmalig verpflichtet, ihre Anträge ausschließlich auf elektronischem Weg einzureichen. Grundsätzlich nutzt die DEHSt mit ihren Partnern die Wege moderner Kommunikation. Die durchgängig elektronischen Verfahren zwischen der DEHSt und der Wirtschaft minimieren den Zeitbedarf, indem der Behörde ein immenser Aufwand für die manuelle Datenübernahme erspart bleibt sowie die Qualitätssicherung vereinfacht wird. Zusätzlich werden Übertragungsfehler vermieden, und der kapazitive Bearbeitungsaufwand sinkt ebenfalls beträchtlich. Die Aufgaben der DEHSt im Einzelnen sind: ▸▸ ▸▸ ▸▸ ▸▸ ▸▸ ▸▸ ▸▸ ▸▸ ▸▸ ▸▸ Zuteilung von Emissionsberechtigungen Steuerung der Versteigerung von Emissionsberechtigungen in Deutschland Überwachung der Emissionsberichterstattung und der jährlichen Abgabepflicht Genehmigung und Überwachung von JI- und CDM-Projekten Kontomanagement für alle Konten im deutschen Teil des EU-Emissionshandelsregisters (Unionsregister) Unterstützung und Überwachung der unabhängigen Prüfstellen bei der Verifizierung von Emissionsdaten Unterstützung des Bundesumweltministeriums und der EU-Kommission bei der Analyse und Weiterentwicklung des EU-Emissionshandels Erfüllung von nationalen und internationalen Berichtspflichten Internationale Zusammenarbeit mit anderen Institutionen zum Aufbau nationaler und regionaler Emissionshandelssysteme Zahlung von Beihilfe für stromintensive Unternehmen zur Kompensation indirekter CO2-Kosten (Strompreiskompensation) 7 Bei der Gründung der DEHSt machte die kurze Zeit zwischen Inkrafttreten der europäischen Emissionshandelsrichtlinie (Richtlinie 2003/87/EG) am 13.10.2003 und dem Start des Emissionshandels am 01.01.2005 einen besonders effektiven Einsatz aller Ressourcen erforderlich. So war es von Anfang an Ziel der DEHSt, modernste Informationstechnologien zu implementieren. Seit seinem Start wird das System des Emissionshandels von der Kommission und den Mitgliedstaaten stetig weiterentwickelt und erweitert. Diese dynamische europäische und nationale Rechtsetzung stellt hohe Anforderungen an Implementierungszeiten und die Flexibilität der IT-Infrastruktur. Im Jahr 2009 wurde der internationale Luftverkehr in den Emissionshandel einbezogen. Auch bei diesem neuen Anwendungsbereich hat die DEHSt die vollständige elektronische Kommunikation mit allen externen Anwendern – auch im außereuropäischen Ausland – umgesetzt. Das ermöglicht einheitliche Verwaltungsverfahren und spart somit Zeit und Kosten. IT -In fra st ru kt ur Unter Verwendung vieler Basiskomponenten der Initiative BundOnline 2005 hat die DEHSt eine Reihe von einzelnen Anwendungen entwickeln lassen, deren modularer Aufbau sich zu einer komplexen Struktur zusammenfügt. Die Betriebsführung der Datenbank- und Applikationsserver findet überwiegend aus serviceorientierten Gründen bei externen Anbietern statt. VPS sichere Datenübermittlung FMS Datenerfassungsformulare Anlagendatenbank Verkehrsdatenbank Strompreiskompensationsdatenbank Unionsregister EXTERNE NUTZER Öffentlichkeit INTERNET Internetseite Kontoinhaber Prüfstellen Kundensupport DOMEA Adressmanagement ProMechGDatenbank INTERNE PROZESSE Unternehmen Für eine effektive elektronische Bearbeitung aller Vorgänge in der Behörde werden die Daten von außerhalb bereits in elektronischer Form eingereicht. Zur strukturierten Erfassung aller vollzugsrelevanten Daten stellt die DEHSt auf ihren Internetseiten Online-Formular-Anwendungen auf Basis des Formular-Management-Systems (FMS) zur Verfügung. Bei Verfahren, bei denen eine Überprüfung der Sachverhalte durch externe Prüfstellen vorgesehen ist, können diese ihre Kommen­ tare und Prüftestate in denselben Webanwendungen erfassen. Die Prüfstellen speichern am Ende eines Verfahrens den gesamten Datensatz in einer ZIP-Datei, die die geprüften Daten in einer PDF- und in einer maschinenlesbaren XMLDatei enthält. Anschließend übermitteln sie diese ZIP-Datei im Anhang einer Nachricht per Virtueller Poststelle (VPS) zurück an die Betreiber. Dabei unterschreiben sie die Nachrichten mithilfe einer qualifizierten elektronischen Signatur (QES, elektronisches Schriftformäquivalent). Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt und wird automatisch dokumentiert. Zum Abschluss übermitteln die Betreiber die von der Prüfstelle signierte Originalnachricht mit dem Zusatz ihrer eigenen elektronischen Signatur per VPS an die DEHSt. Bei der DEHSt werden die Datensätze automatisiert in ein IT-Vorgangsbearbeitungssystem (DOMEA) importiert Workflow Betreiber VPS FMS Prüfstelle 10 und den Vorgängen zugeordnet. Damit wird eine weit­ gehend papierlose Bearbeitung sichergestellt. Entwicklung der Antragsdaten im Vergleich zu den Vorjahren oder verwandten Vorgängen. Die Sachbearbeitung findet in der jeweiligen Fachsoftware statt: der Anlagendatenbank für den Emissionshandel der stationären Anlagen, der Verkehrsdatenbank für den Emissionshandel im Luftverkehr und der Strompreiskompensationsdatenbank. Diese unterstützen die Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen mit automatisierten Prüfungen beim Bearbeiten der Vorgänge. Außerdem geben sie einen Überblick über die Aus den Entscheidungen und Anmerkungen der Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter generiert die Fachsoftware bei entsprechenden Verfahren einen Bescheid. So werden für den Abschluss des Verwaltungsverfahrens nachvollziehbare und transparente Bescheide in einer einheitlichen Form erzeugt. Zusammen mit standardisierten Prüfungen von Seiten der Fachsoftware wird der einheitliche Vollzug über alle beteiligten Facheinheiten der DEHSt sichergestellt. Bescheide, Genehmigungen und Nachforderungen werden als Teile des Verwaltungshandelns anschließend im IT-Vorgangsbearbeitungssystem veraktet und per Virtueller Poststelle an die Betreiber übermittelt. DEHSt VPS IT-Vorgangsbearbeitung 11 GSB Government-Site-Builder Architektur Java Fat Client und Webclient auf den Arbeitsplatz­ rechnern, Web-Applikation, Applikationsserver, Datenbankserver Basissoftware Anpassung von Coremedia CM Server-Betriebssystem Linux Server Voraussetzungen Apache Tomcat, Java Implementierungssprache Java Datenbank Oracle Client Betriebssystem MS Windows Client Voraussetzungen Standard-PC, Java JRE Hersteller der Software Coremedia/Materna Der Internetauftritt www.dehst.de als eigenständige Satelliten-Website des Umweltbundesamtes ist das zentrale Kommunikationsportal der DEHSt. Zur Erstellung der Internetseiten nutzt die DEHSt eine BundOnline 2005 Basiskomponente: den Government Site Builder (GSB), das Content-Management-System des Bundes. Mit dem GSB werden alle Inhalte, die die DEHSt publiziert, sowie Handlungsanleitungen, Softwareanwendungen und Dokumente zur Unterstützung der Geschäftsprozesse im Emissionshandel der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die elektronischen Anwendungen der DEHSt 12 FMS Formular-Management-System Architektur Web-Applikation, Applikationsserver, Datenbankserver Basissoftware Eigenentwicklung auf Basis von Lucom Interaction Platform/FFW Server-Betriebssystem SUSE Linux Enterprise Server Implementierungssprache Java Datenbank Oracle Client Betriebssystem Alle WWW-fähigen Betriebssysteme Client Voraussetzungen Standard-PC, ausgestattet für die Nutzung eines Web-Browsers Hersteller der Software Materna/Lucom Für alle wesentlichen Vollzugsverfahren, in denen die externen Kunden Daten an die DEHSt liefern, setzt die DEHSt eine weitere BundOnline 2005 Basiskomponente ein: das FormularManagement-System (FMS). Das FMS ist eine serverbasierte Webanwendung, auf die alle an der Erstellung eines Datensatzes beteiligten Partner gemeinsam über eine sichere Internetverbindung (HTTPS) zugreifen. Es bietet eine Reihe von modernen Features, wie z. B. voreingestellte Kataloge und die Prüfung logischer Abhängigkeiten. Sie erleichtern die Dateneingabe und stellen eine hohe Datenqualität sicher. Das FMS unterstützt Betreiber und Prüfstellen mit Ausfüllhinweisen und Eingabevalidierungen dabei, möglichst fehlerfreie und vollständige Datensätze einzureichen. Zur Bedienung stellt die DEHSt ausführliche Leitfäden und Handbücher zur Verfügung und bietet in vielen Fällen Schulungsveranstaltungen sowie telefonische Unterstützung durch den Kundenservice an. Die DEHSt stellt für alle Verfahren im Emissionshandel jeweils einzelne FMS-Anwendungen zur Verfügung; im Luftverkehr werden deutsche und englische Versionen der Software angeboten. Die Nutzung der FMS-Anwendungen hat die DEHSt auf Grundlage von § 23 des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes (TEHG) verbindlich vorgeschrieben. 13 VPS Virtuelle Poststelle Architektur Java Fat Client auf den Arbeitsplatzrechnern, Applikationsserver, Datenbankserver Basissoftware Governikus/Anpassung von Governikus Communicator Server-Betriebssystem Linux Implementierungssprache Java Datenbank Oracle Client Betriebssystem MS Windows Client Voraussetzungen Standard-PC mit Kartenlesegerät, ausgestattet für die Nutzung eines Web-Browsers, Java JRE Hersteller der Software Governikus Mit der Umsetzung des TEHG wurde erstmals ein ausschließlich und vollständig elektronisches Antragsverfahren realisiert. Grundlage für dieses Verfahren bildet § 23 des TEHG, der die zuständige Behörde ermächtigt, zur Kommunikation die Verwendung der elektronischen Form sowie eine bestimmte Verschlüsselung vorzuschreiben. Um die hohen Anforderungen an eine elektronisch sichere, nachvollziehbare, verbindliche und vertrauliche Kommunikation zwischen allen Beteiligten zu erfüllen, hat die DEHSt eine Virtuelle Poststelle (VPS) eingerichtet, das Postamt im elektronischen Netz. Die VPS ist Bestandteil der Basiskomponente „Datensicherheit“ im Projekt BundOnline 2005. Die VPS übernimmt die Überprüfung der Signaturen und liefert für jede Nachricht einen Zeitstempel und den Prüfstatus der Signatur, so dass die Rechtsverbindlichkeit und Fristwahrung der elektronischen Datenmitteilung dokumentiert werden. Im Gegensatz zu De-Mail bietet das VPS-System eine restriktive Ende-zu-Ende Verschlüsselung. So wird mit dem Einsatz moderner kryptografischer Verfahren zur Adressierung sichergestellt, dass die teilweise sehr sensiblen Daten nur vom jeweiligen Empfänger gelesen werden können. Der für die Nutzer der Virtuellen Poststelle notwendige Zugriffsclient VPSMail steht auf den Internetseiten der DEHSt zum Download bereit und muss abhängig von den Rollen im Emissionshandelskontext (Betreiber, Prüfstellen, Landesbehörden, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte) installiert werden. Seit der Einführung des neuen Personalausweises (nPA) im November 2011 können sich Anwender auf Basis der Identifikation mit dem nPA einen VPS-Account einrichten, der nicht erst durch die DEHSt freigeschaltet werden muss. 14 xEM Anlagendatenbank Architektur Web-Applikation, Applikationsserver, Datenbankserver Basissoftware Eigenentwicklung auf Basis von SAP Netweaver AS, xApp Emissions Management 1.0 Server-Betriebssystem MS Windows Server Implementierungssprache Java Datenbank Oracle Client Betriebssystem MS Windows Client Voraussetzungen Standard-PC, ausgestattet für die Nutzung des Microsoft Internet Explorers Hersteller der Software SAP Deutschland Die Datenmitteilung im XML-Format, z. B. ein Antrag, Emissionsbericht oder Überwachungsplan, wird für das interne Datenmanagement in die Anlagendatenbank (ADB) übergeben. Die ADB ist ein Expertensystem, das alle Dateneingänge verwaltet und die umfangreichen und komplexen Regelwerke der Gesetzesvorgaben anwendet. Mit Unterstützung der in der ADB implementierten Prüfungen und Berechnungsprozesse wird eine einheitliche und nachvollziehbare Bearbeitung gewährleistet. Dabei unterstützt die ADB die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Bewertung der Daten, Verwaltung von Nachforderungen, Erstellung von Bescheiden und Sanktionsschreiben sowie bei der Genehmigung von Überwachungsplänen für alle emissionshandelspflichtigen Anlagen. Für weitere Verfahren und Anwendungen wird die Anlagendatenbank je nach Bedarf erweitert und angepasst. Für die Vollzüge des Luftverkehrs und der Beihilfen für indirekte CO2-Kosten (Strompreiskompensation) wurden auf Basis der gleichen technologischen Grundlagen jeweils separate Fachanwendungen (Verkehrsdatenbank VDB und Strompreiskompensationsdatenbank SDB) entwickelt, die die jeweiligen gesetzlichen Regelwerke implementieren. 15 BO Business Objects Architektur Fat Client und Webclient auf den Arbeitsplatzrechnern, Web-Applikation, Applikationsserver, Datenbankserver Basissoftware SAP Business Objects Server-Betriebssystem MS Windows Server Implementierungssprache Java Datenbank Oracle Client Betriebssystem MS Windows Client Voraussetzungen Standard-PC, ausgestattet für die Nutzung eines Web-Browsers, Java JRE Hersteller der Software SAP Deutschland SAP Business Objects (BO) ist eine Business Intelligence-Lösung, mit deren Hilfe datenbank- und anwendungsübergreifende Auswertungen vorgenommen werden, etwa zum Bearbeitungsstand eines Verfahrens oder zur Schaffung eines Überblicks über die Daten aller emissionshandelspflichtigen Anlagen. BO wird darüber hinaus auch als Reporting-Werkzeug zur Bescheider­ stellung eingesetzt. 16 UR Unionsregister Architektur Web-Applikation, Applikationsserver, Datenbankserver Basissoftware Eigenentwicklung der Europäischen Kommission Server-Betriebssystem Windows 2000 Implementierungssprache Unbekannt Datenbank Unbekannt Client Betriebssystem Betriebssystem-unabhängig Client Voraussetzungen Standard-PC, ausgestattet für die Nutzung eines Web-Browsers Hersteller der Software Unbekannt Im Juni 2012 wurden die bis dahin national betriebenen Emissionshandelsregister in das von der Europäischen Kommission entwickelte und betriebene Unionsregister überführt – die administrativen und technischen Verfahren sind damit sehr weitgehend in der Hand der Kommission. Die Betreuung der Konten und der Nutzer erfolgt aber weiterhin in Verantwortung der Mitgliedstaaten. Das Unionsregister ist eine Datenbankanwendung, die am ehesten mit einem Online-Banking-System vergleichbar ist. Es wird verzeichnet, wer im Besitz welcher Emissionsberechtigungen ist, und alle Transaktionen (Buchungen) werden über das Register ausgeführt und dokumentiert. Das Unionsregister ist eine Internetanwendung, auf die mit einem gängigen Browser (beispielsweise dem Internet Explorer) über eine sichere Internetverbindung (HTTPS-Protokoll) zugegriffen werden kann. Wie beim Online-Banking können Kontobevollmächtigte Kontostände abrufen, Transaktionen veranlassen und Emissionsberechtigungen an das nationale Konto abgeben. Die Authentifizierung erfolgt mittels einer Zwei-Faktor-Authentifizierung mit Mobiltelefon (TAN-Verfahren). Weitere Sicherheitsmechanismen (Transaktionsdelay, Vertrauenskontenliste), strenge Kontrolle der Marktteilnehmer (Know-Your-Customer-Checks) und aktive Kontrolle der Transaktionen in Hinblick auf mögliche Straftaten (Transaktionsanalyse) sorgen für ein sicheres und rechtskonformes Abwickeln der Handelsgeschäfte mit Emissionsberechtigungen. Die Transaktionsanalyse ist eine von der DEHSt in Zusammenarbeit mit Großbritannien und Frankreich entwickelte Methode, Indizien von Straftaten (z. B. Umsatzsteuerbetrug, Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung) im Unionsregister zu erkennen. 17 CRM Ticketsystem für den Kundenservice Architektur Web-Applikation, Applikationsserver, Datenbankserver Basissoftware Anpassung von BMC Remedy Server-Betriebssystem MS Windows Server Implementierungssprache Java Datenbank Oracle Client Betriebssystem MS Windows Client Voraussetzungen Standard-PC Hersteller der Software BMC Beim Kundenservice eingehende E-Mail- und Telefonanfragen werden im Ticketsystem CRM erfasst, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Bearbeitung zugewiesen und anschließend aus diesem System heraus beantwortet. Das CRM bietet die Möglichkeit, Auswertungen über An­ fragen aus bestimmten Kategorien oder häufig gestellte Fragen vorzunehmen. Auf diese Weise können Informationsbedürfnisse bei den Betreibern, Prüfstellen oder der interessierten Öffentlichkeit frühzeitig erkannt und durch gezielte Mailings oder die Erstellung einer Liste von häufig gestellten Fragen auf den Internetseiten der DEHSt aufgefangen werden. 18 ZAM Zentrales Adressmanagment Architektur Fat Client und Webclient auf den Arbeitsplatzrechnern, Web-Applikation, Applikationsserver, Datenbankserver Basissoftware ZAM Server-Betriebssystem MS Windows Server Implementierungssprache C# Datenbank MS SQL Server Client Betriebssystem MS Windows Client Voraussetzungen Standard-PC Hersteller der Software Dr. Lauer und Karrenbauer Im Zentralen Adressmanagement (ZAM) werden die Adressen konsolidiert, die die DEHSt bei ihren Vollzugsaufgaben erreichen. ZAM bietet die Möglichkeit, Adressen, Institutionen und Personen einander zuzuordnen. Dadurch können Adressen redundanzfrei verwaltet werden. Die DEHSt hat eine Schnittstelle zwischen der IT-Vorgangsbearbeitung DOMEA und ZAM implementiert, um eine einfache Adressierung der in DOMEA erstellten Schreiben zu ermöglichen. Die ZAM-Adressdatenbank bildet die Grundlage für themenspezifische Informations-E-Mails (Mailings) und für Einladungen zu Informationsveranstaltungen. 19 VBS Elektronische Vorgangsbearbeitung DOMEA Architektur Fat Client auf den Arbeitsplatzrechnern, Applikationsserver, Datenbankserver Basissoftware Weiterentwicklung von OpenText DOMEA Server-Betriebssystem MS Windows Server Server- Voraussetzungen Java Implementierungssprache C++ Datenbank Oracle Client Betriebssystem MS Windows Client Voraussetzungen Standard-PC Hersteller der Software OpenText Die Bearbeitung der internen Geschäftsprozesse der DEHSt erfolgt durchgängig elektronisch. Sämtliche Vollzugsakten werden in der elektronischen Vorgangsbearbeitung (VBS) DOMEA (DOcument Management and Electronic Archiving in electronic business) vorgehalten und ausschließlich papierfrei bearbeitet. Mit Hilfe von DOMEA werden alle festgelegten und freien Abläufe in Form von vordefinierten und frei definierbaren Prozessen automatisch unterstützt und dokumentiert. So werden das schnelle Auffinden aller relevanten Informationen zu einem Sachverhalt, eine einheitliche Vorgehensweise im Verwaltungshandeln und eine revisionssichere Aktenführung sicher gestellt. Für Vorgänge, für die keine elektronische Form vorgeschrieben ist, werden alle Papiereingänge gescannt und in DOMEA überführt, wo sie elektronisch weiterbearbeitet werden. Mit der elektronischen Vorgangsbearbeitung werden Integrität, Nachverfolgbarkeit und Rechtsverbindlichkeit des Verwaltungshandelns der DEHSt garantiert. 20 JI/CDM-DB ProMechG Datenbank Architektur Fat Client und Webclient auf den Arbeitsplatzrechnern, Web-Applikation, Applikationsserver, Datenbankserver Basissoftware Eigenentwicklung auf Basis von Scopeland Server-Betriebssystem MS Windows Server Server Voraussetzungen IIS Implementierungssprache C++, C# / JAVA Datenbank MS SQL Server Client Betriebssystem MS Windows Client Voraussetzungen Standard-PC Hersteller der Software Scopeland Technology Für den Vollzug des Projekt-Mechanismen-Gesetzes (ProMechG) hat die DEHSt eine datenbankbasierte Fachanwendung, die JI/CDM-Datenbank (JI/CDM-DB), entwickeln lassen. Die JI/ CDM-DB unterstützt die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der DEHSt bei der Verwaltung, Dokumentation und der gesetzlich geforderten Veröffentlichung der Projektanträge der Projektmechanismen und liefert anforderungsspezifische Statistiken. Ein wesentlicher Vorteil des verwendeten Basissystems ist, dass viele einfache Änderungen, z. B. Änderungen von Daten­ katalogen oder Anpassungen der Nutzeroberfläche der Fachanwendung, direkt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DEHSt vorgenommen werden können. 21 Stand und Ausblick Die DEHSt wurde als Fachbereich im Umweltbundesamt (UBA) neu eingerichtet. Daher mussten intern nur die Systemvorgaben der IT-Infrastruktur und die Telekommunikationsstandards des UBA beachtet werden. Aufgrund des engen zeitlichen Rahmens und der Anforderungen an die Verfügbarkeit wurde entschieden, den Betrieb der Datenbanken und gegebenenfalls der Applikationsserver bei externen, für die jeweilige Anwendung besonders erfahrenen Anbietern zu hosten. Alle Anwendungen der DEHSt sind nach modernen, in der Informatik üblichen Architekturen konzipiert. Zusätzlich werden für die verwendeten Datenerfassungssysteme die gleichen Standards (XML) konsequent zugrunde gelegt. Die DEHSt achtet besonders darauf, dass alle ihre Fachanwendungen stets die aktuellen Anforderungen an die IT-Sicherheit und den Datenschutz erfüllen, um die Risiken für sich und externe Anwender so gering wie möglich zu halten. Die IT-Infrastruktur der DEHSt bietet aufgrund ihres modularen, heterogenen Aufbaus hervorragende Möglichkeiten, bestehende Module an neue Aufgaben und Herausforderungen anzupassen und weitere Anwendungen zu integrieren. Neue Anforderungen an die Fachanwendungen entstehen durch neue Verfahrensregeln laufend im europaweiten Emissions­handel. Das hat aber auch zur Folge, dass es nicht einfach ist, die gesamte IT-Infrastruktur über standardmäßige Update- und Migrationsprojekte hinaus neuen Standards in der IT anzupassen, ohne den Vollzug laufender Verfahren zu beeinflussen. Das hohe Innovationstempo und die sich stetig verschärfende Sicherheitslage im IT-Sektor erfordern jedoch, die Gesamtkonzeption der gewachsenen IT-Infrastruktur zu überarbei- ten. Dabei müssen bewährte Funktionalitäten beibehalten werden, gleichzeitig aber die Neuerungen in der Informationstechnologie sowie die Erfahrungen in der Konzeption von IT-Systemen zum Gesetzesvollzug in einem sehr dynamischen regulatorischen Umfeld berücksichtigt werden. Eine von mehreren zukunftsgerichteten und zuverlässigen Möglichkeiten ist die Entwicklung einer Portallösung, die für den Anwender eine unsichtbare Schnittstelle zwischen Formular-Management-System und Virtueller Poststelle schafft, sowie DEHSt-intern die Vorgangsbearbeitung und das ADB-System anbindet. Bildnachweis Titelbild: seewhatmitchsee/fotolia.com Seite 4-5: Julien Eichinger/fotolia.com Seite 8-9: Gooseman/fotolia.com Seite 22: Monkey Business 2/Shotshop.com Seite 23: Julien Eichinger/fotolia.com Druck: KOMAG mbH www.komag.de gedruckt auf Recyclingpapier aus 100% Altpapier Publikationen als pdf: www.dehst.de/Publikationen Stand: Mai 2015 www.dehst.de