Broschüre Forschungsbauten | deutsch

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Experiment
Vernetzung
Neugierde
Präzision
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EINFÜHRUNG
Forschungsbauten sind durch die Vielfalt der individuellen typologischen und funktionalen Anforderungen immer wieder hochkomplexe Prototypen.
Es geht um den Blick über den Tellerrand. Um Chaos und Ordnung. Um Angemessenheit der Dinge und
Authentizität in der Umsetzung der architektonischen
Aussage. Es geht aber auch um den Mehrwert von
Raum – gesellschaftlich und kulturell, architektonisch
und ideell, technisch und kommunikativ.
Die vorliegende Broschüre zeigt die Relevanz einer
angemessenen architektonischen Aussage als Mehrwert für ihre Nutzer sowie die Vernetzung von Disziplinen und Programmen.
Die Aufnahmen aus den Arbeitsbereichen zeigen
eine ganz andere Welt, die einer bestimmten Ästhetik
folgen und die Neugier wecken. So vielschichtig sich
hammeskrause architekten das Sprachrepertoire
fachfremder Disziplinen über Bilder und die Auseinandersetzung erarbeiten, so einfach zeigen die Szenerien die Komplexität der funktional, technisch und
ökonomisch gebundenen Aufgaben und zugleich die
Freiheiten durch die kontextuelle Annäherung. Hochprofessionell und trotzdem zurückhaltend, formal und
funktional den Erfordernissen angepasst, aber durch
eine andere Gewichtung der Anforderungen überraschend.
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 3
Welchen baulichen und strukturellen

Vom Labor zur 24/7-Wissenschaftslandschaft 
Architektur

Arbeitsweise
Herausforderungen muss sich die
zeitgemäße Forschungsarchitektur
in Zukunft stellen?
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 5
„Auf Spurensuche gehen, Prozesse aufdecken,
erkunden, wie man arbeitet, was wichtig ist...“
hammeskrause architekten
 Vom Labor zur
24/7-Wissenschaftslandschaft hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 7
EINFÜHRUNG VOM LABOR ZUR 24/7-WISSENSLANDSCHAFT
In der Regel gibt es einen Ort, ein Raumprogramm,
und es gibt einen Auftraggeber, der Vorstellungen hat.
Das hören wir uns ausführlich an, erörtern gemeinsam
die Erfordernisse und versuchen, den Kopf freizuhalten von allzu schnellen Schlüssen, um zu verstehen,
was wirklich gewünscht, was gebraucht wird.
Wie ändern sich die Anforderungen und Prozesse
und wie kann Architektur auf die geänderten Bedingungen reagieren?
Welchen Stellenwert hat Kommunikation – als
Forschungsinfrastruktur und zwischen den Planungsbeteiligten –
und wie flexibel muss die Planung für nutzerspezifische Änderungen sein?
Wenn das aus der Analyse entstandene Axiom, die
These, die Metapher gefunden scheint, versuchen wir
zu ihr ein physisches Äquivalent zu finden.
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 9
„Gute Architektur will den Wissenschaftlern beste Arbeitsmöglichkeiten und ein anregendes Umfeld schaffen. Sie verzichtet darauf, den Wissenschaftlern das aus eigener Architektentätigkeit
gewachsene Bild aufzudrängen.“ PROF. DR. JOCHEN R. SCHNEIDER
Die sichtbaren Veränderungen der letzten Jahre
sind die höheren Anforderungen und der höhere
Leistungsbedarf für Datentechnik und unterbrechungsfreie Stromversorgungen, die wiederum
einen erhöhten Raumbedarf für E-Technik zur
Folge haben.
HEIDEMARIE RIEF,
GESCHÄFTSFÜHRERIN GLP, INGENIEURGESELLSCHAFT MBH
FACHPLANUNG ELEKTRO CENTER FOR FREE-ELECTRON
LASER SCIENCE CFEL
„Wissenschaftler arbeiten unter großem Einsatz immer an
den Grenzen ihrer Möglichkeiten, an den Grenzen des heute
Bekannten und sind überrascht wie einfach alles ist, wenn
man es verstanden hat. Wissenschaft hat viele Facetten mit
unterschiedlichen Kulturen. Architekten sollten sich viel Zeit
nehmen das Umfeld und die Arbeitsweise des Kunden zu
verstehen bevor mit der Arbeit begonnen wird. Alte Entwürfe
sollten nicht den Blick für das Neue einengen.
Wichtig für den Wissenschaftler ist die Kommunikation
mit Kollegen/innen in einem freundlichen Umfeld, wo man
sich wohl fühlt. Es ist toll wenn man aus dem Büro rausgehen kann und ein entsprechendes Umfeld findet. Denn nicht
nur gute Arbeitsmöglichkeiten in exzellenten Labors sind
entscheidend für Erfolg und Wohlbefinden eines Experimentators. Ich empfinde es als angenehm wenn zwischen Büro
und Labor eine gewisse Entfernung ist, sodass man auch auf
dem Weg dorthin Gelegenheit hat andere Leute zu sehen und
gegebenenfalls spontan anzusprechen.“
PROF. DR. JOCHEN R. SCHNEIDER
DEUTSCHES ELEKTRONEN-SYNCHROTRON DESY
CENTER FOR FREE-ELECTRON LASER SCIENCE CFEL
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 11
„Spielt informelle Kommunikation
wirklich so eine große Rolle?
Ja. Sie ist unerlässlich.“
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
PROF. DR. ADAM ANTEBI
SEITE 13
Man denkt oft, dass Forscher ihre Ideen im Elfenbeinturm
für sich alleine ausbrüten, aber in Wirklichkeit ist es ein soziales Unterfangen, etwas, das entsteht, indem man gemeinsam
mit Ideen spielt, sowohl in formellen Debatten als auch bei
Zufallsbegegnungen. Es ist extrem wichtig, Kollegen treffen
zu können, auch um Neuigkeiten auszutauschen.
Architekten haben die Aufgabe, Räume zu schaffen, in
denen Wissenschaftler interagieren können. Doch Ideen, die
durch Interaktion oder Reflexion entstehen, brauchen auch
einen Rückzugsraum in dem sie fortentwickelt werden können. Unser Gebäude ermöglicht das durch ruhige Büroräume
im Erdgeschoss und auf den Laborgeschossen.
PROF. DR. ADAM ANTEBI
MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR DIE BIOLOGIE DES ALTERNS, KÖLN
GRÜNDUNGSDIREKTOR FORSCHUNGSGRUPPE WÜRMER
AUSZUG AUS COMPETITIONLINE, AUSGABE 6, 01-03/2014
PROF. ANDREA CAVALLERI
CENTER FOR FREE ELECTRON LASER SCIENCE CFEL
MAX PLANCK-INSTITUT FÜR STRUKTUR UND DYNAMIK DER MATERIE
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
Die Mitglieder meiner Gruppe und ich freuen uns über
die Möglichkeit, im CFEL-Kompetenzzentrum arbeiten zu
können. Dieses Gebäude bietet ein hervorragendes Forschungsumfeld. Besonders wichtig für uns sind die gut ausgestatteten Laboratorien, die perfekt an die Bedürfnisse von
Wissenschaftlern angepasst wurden. So führen beispielsweise die großen Türen direkt zur Außenseite des Gebäudes und
erleichtern dadurch die Installation neuer Geräte. Nachdem
wir in das CFEL-Gebäude eingezogen waren, mussten wir
nur noch einige besondere Geräte installieren und konnten
unsere Arbeit innerhalb kürzester Zeit aufnehmen.
Auch die vielen Möglichkeiten zu Besprechungen und
Diskussionen sind für uns von großer Bedeutung. Je nach
Situation nutzen die Wissenschaftler Seminar- oder Besprechungsräume für formellere Präsentationen und Diskussionen
– oder Kaffeeküchen und offene Bereiche für spontane Treffen. Das offene Raumkonzept des Gebäudes findet nicht bei
allen Anklang. Während einige Kollegen die offene Atmosphäre und die Tatsache genießen, dass sie in Büroräume hineinschauen können, ohne irgendjemanden zu stören, wünschen
sich andere Mitarbeiter mehr Privatsphäre, als die Glaswände
bieten können. Ein flexibleres System mit der Möglichkeit,
Jalousien zu öffnen und zu schließen, könnte im Rahmen
einer geschmackvollen Ausstattung besser funktionieren. Das
Gebäude ist sehr funktionell, fördert die wissenschaftliche
Arbeit und ist ansprechend.
SEITE 15
„Es ist Teil der Beziehungsarbeit mit dem
Bauherrn, gemeinsame Erkenntnisse zu
stiften. Und dass sich der Bauherr im
Konzept wiederfindet, ist schon ein wichtiger Punkt in der Zusammenarbeit, der
Vertrauensbildung, der uns interessiert.
Denn es interessiert uns nicht so sehr,
Entscheidungen zu geben, sondern mit
jemandem zu entwickeln.“
hammeskrause architekten
 Architektur
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 17
EINFÜHRUNG ARCHITEKTUR
Das funktionale Raumprogramm ist eine erste Ebene
im Entwerfen, die Analyse. Nun gibt es natürlich kontextuelle, spezifische Ebenen, die für die architektonische Konzeptfindung wichtig sind: der Kontext des
Ortes, der Topografie, der Geografie, der Bedeutung,
der Funktion, die zu untersuchen sind. Dann gibt es
die Ebene der strategischen und organisatorischen
Prozessoptimierung von Seiten des Bauherrn, ebenso
wie die finanzielle Ausstattung des Projekts, welches
die materiellen Ressourcen determiniert.
Was muss die Architektur für die Forschung leisten
beziehungsweise bieten können?
Was ist Architekturqualität aus Sicht der Wissenschaft?
Spielt die Qualität der Architektur eine Rolle im Werben um die besten Köpfe?
Während der Lösungssuche gibt es keine Hierarchien, hier zählen ausschließlich der Inhalt und die
Qualität der Erkenntnis. Der Prozess ist im Fluss und
die Ausarbeitung, die räumliche Darstellung und das
Gespräch beeinflussen einander wechselseitig. Es
sind viele verschiedene Ebenen, aus denen wir ein
Bild von funktionaler, architektonischer und materieller
Angemessenheit entwickeln.
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 19
„Die Spezialisierung innerhalb der wissenschaftlichen Disziplinen, die Komplexität
des Forschungsgeschehens verlangen
nach zunehmend mehr teamorientierter,
interdisziplinärer Kooperation im sich verfeinernden Netzwerk des Strebens nach
Erkenntniszugewinn.“
DIETER GRÖMLING
1 - Laborlandschaft
2 - Büros + Sonderlabore
3 - Besprechungsräume
4 - Infrastruktur
6 - Hörsaal
7 - Hygienelabore
7
7
4
4
1
2
6
1
3
3
2
2
2
4
LEGENDE
1 - Laborlandschaft
1 Laborlandschaf
2
2 - Büros und Sonderlabore
3 - Besprechungsräume
2 Büros + Sonder
3 Besprechungsrä
4 Infrastruktur
4
4 - Infrastruktur / Versorgung
1
5 - Gästeapartments
5 Gästeapartmen
6 - Hörsaal
7 - Hygienelabore
3
2
3
1
2
1
4
5
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
2
SEITE 21
„Architektur hat einen wesentlichen Einfluss
auf Denken und Handeln“
PROF. DR. ADAM ANTEBI
MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR BIOLOGIE DES ALTERNS, MPI AGE, KÖLN
BAUHERR: MAX-PLANCK GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG
DER WISSENSCHAFTEN E.V.
WETTBEWERB: 1. PREIS 2008
PLANUNGSBEGINN: 10/2008
BAUBEGINN: 02/2010
FERTIGSTELLUNG: 02/2013
NUTZFLÄCHE NF 1-6: 8.600 M²
BRUTTOGRUNDFLÄCHE BGF: 20.340 M²
BRUTTORAUMINHALT BRI: 87.600 M³
BNB SILBER-ZERTIFIKAT, BEWERTUNGSSYSTEM NACHHALTIGES BAUEN
FÜR BUNDESBAUTEN (BNB)
Für das MPI für Biologie des Alterns wurde 2013 am Campus des Universitätsklinikums Köln auf einem zentral gelegenen, aber sehr knapp bemessenen Grundstück ein kompakter Neubau errichtet. Über den drei Laborebenen befindet
sich ein Technikgeschoss, darüber eine Hochhygiene-Facility.
Als Bauherr haben wir uns intensiv beschäftigt mit Fragen
zu Technik, Typologie, Trassenführung, Schächten, Brandschutz, Begasung, Laborplanung, Leistungsstörungen bei
Elektro und Bodenbelägen. Im Bereich der Hygiene: Wege
für Personal, Tiere, Einstreu, Abfall, Vermeidung von Kreuzkontamination etc. Im Zentrum des hochinstallierten Forschungsbaus liegt nach innen orientiert ein lichtdurchfluteter,
Teamarbeit fördernder Eingangsraum, der den Besucher
einlädt, überrascht, fast überwältigt und an den man sich
erinnern wird. Ein Gastwissenschaftler hat es so formuliert:
„Dieses Gebäude wird Euch einen enormen und unschätzbaren Vorteil bei der Anwerbung der besten Wissenschaftler
bringen“. Der Bau ist kompakt, funktional optimiert, sehr gut
zoniert, gestapelt. Die technische Trassierung ist entflochten
und betrieblich gut entwickelbar, dicht und kommunikativ. Der
Kostenrahmen wurde eingehalten. Die Planungsdaten belegen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Er ist auch schön
geworden, schaut teurer aus, als er ist, fast ist man geneigt
sich zu entschuldigen. Eigentlich hat er nur ein technisch-typologisch optimales Gesamtkonzept, konzipiert von Fachleuten auf Bauherrn- und Planerseite, die Forschungsbau
ganzheitlich konzipieren.
Architektur kann eine Umgebung schaffen, die Ideen im
eigenen Kopf und zwischen Menschen fließen lässt.
Das neue Gebäude des MPI ist besonders. Durch das
Open-Lab-Konzept ist es offen, wir können einander sehen
und wissen, was die anderen so machen. Die Mitarbeiter
können überall auf kurzem Weg hingelangen. Das sorgt für
kontinuierliche Bewegung und im Herzen des Gebäudes treffen sie sich auf formelle oder informelle Weise. Die Arbeitsumgebung ist sehr ergonomisch und durch warme Farben
und Materialien sehr freundlich. Wichtig ist mir auch unsere
Cafeteria. Die Zusammenkunft beim Essen und Trinken ist
entscheidend, um Ideen auszutauschen und Kollaborationen
zu beschließen.
Wir haben das Ziel, ein weltweit führendes Zentrum der
Altersforschung zu werden - und die Architektur spielt dabei
eine Rolle!
PROF. DR. ADAM ANTEBI
MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR DIE BIOLOGIE DES ALTERNS, KÖLN
GRÜNDUNGSDIREKTOR FORSCHUNGSGRUPPE WÜRMER
AUSZUG AUS COMPETITIONLINE, AUSGABE 6, 01-03/2014
DIETER GRÖMLING
MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT
ZUR FÖRDERUNG DER WISSENSCHAFTEN E.V., MÜNCHEN
LEITER BAUABTEILUNG
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10
10
9
1
4
8
„Das attraktive Gebäude und das von ihm ausgestrahlte Ambiente ist ein großes Plus bei der Anwerbung von
neuen Mitarbeitern, insbesondere auch von Studenten.“
4
9
8
6
PROF. DR. JOCHEN R. SCHNEIDER
LEGENDE
1 - Foyer
10
12
2 - Cafeteria
4
4
3 - Seminarräume
4 - Gartenhöfe
11
10
Verknüpfungen
5 - Lasermesslabore
6 - Experimentierhalle
12
10
7 - Reinräume
8 - Chemisch-physikalische Labore
Lufträume
9 - Infrastruktur / Versorgung
10 - Zellenbüros
11 - Besprechungsräume
5
7
Kommunikationszonen und Teeküchen
4
3
9
8
12 - Open Space Workspace mit
5
4
5
8
Kommunikationszonen
6
2
1
5
Erschließung
Im CFEL Gebäude verbinden sich exzellente Laboreinrichtungen im Erdgeschoss in sehr schöner Weise mit dem
zylinderförmigen Büroteil. Der Innenraum strahlt in gleicher
Weise Leichtigkeit und Ruhe aus. Auf dem Weg ins Büro sieht
man verschiedene Raumperspektiven, je nach Wetter ist der
Eindruck unterschiedlich. Ich komme immer sehr gerne in das
Gebäude. Auf der geschwungenen Treppe trifft man Leute
an denen man nicht ohne ein freundliches „Guten Morgen“
vorbei kommt. Durch die Glaswände hat man immer einen
weiten Blick, das Gefühl von Großzügigkeit stellt sich ein. Obwohl die Büros klein sind, habe ich nie das Gefühl von Enge.
Inzwischen treffen sich auch mehr und mehr kleine Gruppen zu Gesprächen in den Freiräumen zwischen den Büros.
Die Kaffeetheken werden gut angenommen. An den quer
zum Sprecher gestreckten großen Seminarraum mit seinen
drei Projektionsflächen musste man sich erst gewöhnen. Die
Cafeteria mit der Möglichkeit zum Mittagessen ist ein großer
Erfolg.
PROF. DR. JOCHEN R. SCHNEIDER
DEUTSCHES ELEKTRONEN-SYNCHROTRON DESY
CENTER FOR FREE-ELECTRON LASER SCIENCE CFEL
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 25
CENTER FOR FREE-ELECTRON LASER SCIENCE CFEL, HAMBURG
BAUHERR: FREIE UND HANSESTADT HAMBURG
BEHÖRDE FÜR STADTENTWICKLUNG UND UMWELT BSU
NUTZER:
UNIVERSITÄT HAMBURG
MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT
DEUTSCHES ELEKTRONEN-SYNCHROTRON DESY
VERHANDLUNGSVERFAHREN: JUNI 2007
PLANUNGSBEGINN: 08/2007
Zum Thema Architektur und Qualität sind unter anderem
diese zwei Dinge für die Wissenschaft elementar:
- Funktionalität für die Experimente muss gegeben sein mit
optimalen baudynamischen Bedingungen
- Schon im Vorfeld bei den Planungen des CFEL war die
klare Forderung der Wissenschaftler an die Architektur, Bedingungen zu schaffen, die es den verschiedenen Forschergruppen und Institutionen ermöglicht, informell zusammen
kommen zu können - Ort sollten geschaffen werden, die den
interdisziplinären Austausch fördern.
Beides ist im CFEL in hervorragender Qualität gelungen.
Viele Wissenschaftsgebäude sind klassisch strukturiert:
Gänge, Büros rechts und links, keine Teeküchen, keine Orte,
an denen man sich spontan begegnen kann. Offene Strukturen und die vielfältigen räumlichen Voraussetzungen für
Kommunikation stehen für eine gelungene Wissenschaftsarchitektur. Zukünftig wird es wichtig sein, Dinge wie Netzwerke
und Medien, die unseren Alltag zunehmend bestimmen, in
das Wissenschaftsumfeld zu integrieren – besonders vor dem
Hintergrund, dass viele Forscher sehr jung sind und Netzwerke und Medien intensiv nutzen.
Dann wird auch der direkte Zusammenhang zwischen dem
vorhandenen Flächenangebot, der Aufenthaltsqualität und
der Arbeit der Forscher sichtbar. Denn gute Ergebnisse in
der Forschung stehen in direkten Zusammenhang mit guter
Wissenschaftsarchitektur.“
BAUBEGINN: 06/2009
FERTIGSTELLUNG: 12/2012
NUTZFLÄCHE NF: 8.400 M²
BRUTTOGRUNDFLÄCHE BGF: 16.340 M²
BRUTTORAUMINHALT BRI: 73.900 M³
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
PROF. DR. WILFRIED WURTH
BAUBEAUFTRAGTER DER UNIVERSITÄT HAMBURG
INSTITUT FÜR EXPERIMENTALPHYSIK IEXPPH
CENTER FOR FREE-ELECTRON LASER SCIENCE CFEL
SEITE 27
 Arbeitsweise
„Der Prozess ist im Fluss und die Ausarbeitung, die
räumliche Darstellung und das Gespräch beeinflus
sen einander wechselseitig.“
hammeskrause architekten
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 29
EINFÜHRUNG ARBEITSWEISE
„...Kaum eine Gebäudekategorie ist so teuer in Investition und Betrieb wie der Forschungsbau. Kaum
ein Bautypus muss so viele, teilweise sich widersprechende planungstheoretische sowie technisch und
funktional definierte Anforderungen in sich vereinen.
Bauten für Wissenschaft und Forschung stellen also
eine besonders hohe fachliche Herausforderung für
alle an Bedarfsfindung, Planung und Bau Beteiligten
dar.“
DIETER GRÖMLING
Fordert eine sich verändernde Arbeitsweise mit interdisziplinärer Vernetzung und virtuellem Austausch
neue bauliche Themen und Schwerpunkte?
Wo sind noch programmatische und räumliche Potentiale in Anlehnung an frühere Wertvorstellungen –
Piranesis Idealbild der Universität oder Rafaels Schule
von Athen?
Giovanni Battista Piranesi, Idealplan einer
Universität, ca. 1750
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
Wie geht es euch, was braucht ihr? – ist der Ausgangspunkt für eine Haltung. Dadurch entstehen Analyseblätter, Assoziationsfelder, Zettelkästen, die sich
schrittweise verdichten unvoreingenommen, ohne
konkrete Ziele, um möglichst viele Eindrücke wahrzunehmen. Auch das Budget wird mit einbezogen. Die
finanzielle Abgestimmtheit eines Entwurfs bedeutet,
dass die wichtigen Themen das bekommen, was sie
benötigen, um ihrer Bedeutung gerecht zu werden.
SEITE 31
„Die wissenschaftliche Attraktivität der
Max-Planck-Gesellschaft basiert auf ihrem
Forschungsverständnis: Max-Planck-Institute
entstehen nur um weltweit führende Spitzenforscher herum. Diese bestimmen ihre Themen selbst, sie erhalten möglichst optimierte
Arbeitsbedingungen und haben freie Hand bei
der Auswahl ihrer Mitarbeiter.“
DIETER GRÖMLING
Funktionalität, Individualität, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz in zahlreichen neuen Forschungsbauten, sowie bei Sanierung von Bauten der 1970er Jahre samt Verbesserung der
kommunikativen und technischen Strukturen, bestimmen seit
Anfang des 21. Jahrhunderts unsere Bauaufgaben. Trotz aller
Technisierung und Automatisierung auf dem „globalen Markt
der Wissenschaft“, der unabhängig von Zeit und Ort Arbeiten
ermöglicht, verliert der gebaute Lebensraum von Forschern
und Forscherteams nicht an Bedeutung.
Im Gegenteil: Bauen für die Forschung dient nach unserer
Erfahrung mehr denn je zwei menschlichen Grundbedürfnissen. Dem Streben nach Erkenntnis, sowie dem Schaffen von
Heimat, im Sinn von Arbeits- und Lebensort. Diesen beiden
Ansprüchen fühlt sich die Bauabteilung der MPG bei jedem
Projekt immer wieder neu verpflichtet.
Die Fakten sind rational fassbar, und mit anspruchsvoller
Fachkenntnis und Beurteilungskompetenz in Gebäude umzusetzen. Darüber hinaus geht es auch darum, ein „Bauwerk“
entstehen zu lassen, eine Motivation und Inspiration auslösende, den wesentlichen Zweck, nämlich dem langfristigen
und dauerhaften wissenschaftlichen Erfolg dienende, gebaute
Umwelt zu realisieren, die auf neudeutsch gesagt, „return
of investment“ sichert. Funktionierende, flexible, schnell
realisierbare Bauwerke mit Ausstrahlung, Atmosphäre und
Poesie sind es also, die zweckmäßig und wirtschaftlich für die
Wissenschaft sind.
Von der MPG wurde der eigene Baubestand in diesem
Sinn analysiert.
Ergebnis Bautypus: Lineare Systeme 30 %, Kamm-Systeme
25 % (Tendenz sinkend), Kern-Systeme 45 % (Tendenz steigend). Ergebnis Entwurfskonzepte: Kontext 15 %, Zonierung
60 %, Kommunikation 21 %, Form 4 %.
Der hohe Anteil des Konzeptes „Zonierung“ belegt unser
Ziel als Bauherr, durch Optimierung von Technik und Typologie, wirtschaftliche Gebäudekonzepte in Bau und Betrieb
zu erreichen. Kontext und Kommunikation sind wichtige
Entwurfskriterien. Form ohne Bezug zur Funktion hat keine
Bedeutung. Die steigende Tendenz zu Kern-Systemen belegt
die Bedeutung von Kompaktheit und Energieeffizienz. Hinter
diesen Zahlen steht unser Engagement, durch eine systematische typologisch-technische Durchdringung zu Beginn
einer Planung die wesentlichen Projektentscheidungen so zu
steuern, dass ein nachhaltiges und wirtschaftliches Baugefüge für Bau und Betrieb entsteht. Dies wiederum ermöglicht
im Rahmen der Kostenkennwerte gewisse Spielräume bei der
inneren Raumqualität. Manche so entstandenen Ergebnisse
bedürfen der Erklärung an Nichtfachleute, dass das meiste
Geld in Technikzentralen, planerisch klug entflochtenen Trassen, zonierten und gestapelten Laborbereichen steckt, und
das vordergründig „Schöne“ ganz sicherlich nicht teuer ist,
sondern nur Ergebnis einer gesamthaften Konzeption.
DIETER GRÖMLING
MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER WISSENSCHAFTEN
E.V., MÜNCHEN, LEITER BAUABTEILUNG
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 33
hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
SEITE 35
Kontakt
hammeskrause architekten bda
freie architekten
Krefelder Straße 32
D-70376 Stuttgart
Telefon +49 711 60 17 48 0
Fax +49 711 60 17 48 50
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hammeskrause architekten_FORSCHUNGSBAUTEN
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