Reich’n’Roll Die texanischen Gruft-Rocker SHADOW REICHENSTEIN lieferten mit WEREWOLF ORDER unlängst ihr zweites Album ab, das einmal mehr eine finstere Mischung verschiedener Musikstile offenbart. VIRUS traf Sänger SHADOW zum Interview und interessierte sich zunächst einmal dafür, wie der ungewöhnliche Bandname entstand... Virus: Für deutsche Ohren klingt der Name REICHENSTEIN sehr vertraut, tatsächlich gibt es unweit des VIRUS-Hauptquartiers ein Schloss, das diesen Namen trägt. Hat dieses Schloss gar etwas mit der Namensgebung deiner Band zu tun? Shadow:Meine Begeisterung für das Genre entwickelte sich bereits im Kindesalter, als ich im Fernsehen UNIVERSAL-Klassiker wie FRANKENSTEIN oder WOLFMAN anschaute. Die meisten, wenn auch nicht alle, meiner Lieblingsfilme, entstanden in den 30er, 40er und 70er Jahren. Noch heute zählen die UNIVERSAL-Klassiker zu meinen Lieblingsfilmen. Meine Begeisterung für BELA LUGOSI entwickelte sich allerdings erst, nachdem ich TIM BURTONs Film über ED WOOD, in dem MARTIN LUNDAU den Kult-Darsteller gespielt hat, gesehen hatte. Mein Lieblingsfilm von LUGOSI ist THE HUMAN MONSTER. Von den 70er-Filmen mag ich am liebsten EXORCIST, THE OMEN, TCM, HALLOWEEN SALEMS FUCKING LOT, PHANTASM und THE SHINING. Und sehr gut, meine deutschen Fiends, gefällt mir auch NEKROMANTIK! Shadow: Von dem Schloss habe ich tatsächlich schon gehört und hoffe natürlich, dass ich Gelegenheit haben werde, es zu besuchen, falls wir einmal nach Deutschland kommen sollten. Und falls wir mit unserer neuen Scheibe WEREWOLF ORDER einen neuen Verkaufsrekord aufstellen, werde ich den Erwerb des Schlosses ernsthaft in Erwägung ziehen. Tatsächlich aber entdeckte ich den Namen REICHENSTEIN auf einem Friedhof unweit meines Zuhauses. Es geschah, als ich gemeinsam mit BOOG NASTY, CURT SAXON und JAMES OGRE (allesamt Bandmitglieder von SHADOW REICHENSTEIN) den Leichnam eines KonföderiertenOffiziers auf dem Friedhof ausgraben wollte und wir dabei vom Wachpersonal überrascht wurden. Ehe wir es uns versahen, jagten uns zwei gigantische Rottweiler mit gefletschten Zähnen durch den dichten Friedhofs-Nebel. Drei von uns erreichten schließlich die rettende Mauer und kletterten nach oben, lediglich CURT schaffte es nicht und rettete sich auf einen gewaltigen Grabstein, um den Hunden zu entkommen. Als wir von der Mauer aus zurückschauten, sahen wir unseren Freund auf einem Schatten bedeckten Grabstein kauern, auf dem in großen Lettern der Name REICHENSTEIN prangte. In jener Nacht erhielt unsere Band ihren Namen. Virus: Die Musik von SHADOW REICHENSTEIN ist sehr eigenständig. Du kombinierst Musikstile wie Punk, Surf, Metal, Gothic und Rock und fügst sie zu einem neuen Sound zusammen. War diese musikalische Mischung beabsichtigt oder hat sie sich im Laufe der Zeit ergeben? Virus:Betrachtet man sich deine Texte, wird klar, dass du ein großer Fan des Horror-Genres bist. Wann begann deine Begeisterung für das Thema, was sind deine bevorzugten Filme, Schauspieler, Bücher etc.? Shadow: Als ich Mitte der Neunziger Jahre begann, Songs für SHADOW REICHENSTEIN zu schreiben, hatte ich ein Faible für Surf Music, diese Einflüsse machen sich auf unserem Debüt IT’S MONSTER ROCK teilweise 44 VIRUS Virus: Welchen Film hast du zuletzt im Kino gesehen? Shadow: Ich kann mich nicht erinnern, vermutlich aber einen ganz schrecklichen Film, in den ich auf Wunsch einer Frau mitgegangen bin, mit der ich zu dieser Zeit etwas am Laufen hatte... noch bemerkbar. Seither hat sich unser Sound stets weiterentwickelt, was ich ganz gut so finde. Virus: Gab es irgendeine Musik oder eine Band, mit der du aufgewachsen bist, die dich nachhaltig beeinflusst hat? Shadow: Ich bin mit Bands wie KISS, BLACK SABBATH, LED ZEPPELIN und AC/DC aufgewachsen. Mit diesem Background habe ich mich dann in finstere und härtere musikalische Gefilde begeben und mich dabei stets von Extremen angezogen gefühlt. Ich fing an mit Heavy Metal-Bands wie IRON MAIDEN, SAXON und ACCEPT, ging über zu Speed/Thrash-Bands wie VENOM, CELTIC FROST und VOIVOD und landete schließlich mit CARCASS im Grindcore-Bereich. Als ich das Album STREETCLEANER von GODFLESH hörte, schloss ich mit Metal ab und wandte mich IndustrialBands wie TG und SPK zu. Dies wiederum ließ mich deutsche Power Electronic-Bands entdecken. Mit Anfang 20 war dann meine musikalische Suche nach Extremen gestillt. Heutzutage höre ich allerlei Verschiedenes, von RAMONES und SOCIAL DISTORTION bis hin zu HANOI ROCKS und MOTORCYCLE BOY. Auf der neuen Scheibe WEREWOLF ORDER finden sich einige meiner frühen musikalischen Einflüsse wieder, das Erstlingswerk IT’S MONSTER ROCK hingegen ist davon relativ frei. Virus: Musik, Texte und Symbolik deiner Band deuten darauf hin, dass du ein äußerst kreativer Mensch bist. Hast du jemals daran gedacht, ein Script für einen Horrorfilm zu schreiben? Shadow: Der Gedanke kam mir tatsächlich bereits, allerdings nimmt die Arbeit mit der Band mich zurzeit zu sehr in Anspruch. Virus: Deine aktuelle Scheibe WEREWOLF ORDER erschien beim deutschen Horrorpunk-Label FIENDFORCE. Wie kam es zur Zusammenarbeit? Shadow: Ich hatte dem Label einige Songs geschickt, die dort sehr gut ankamen. Ursprünglich sollten lediglich meine bestehenden Scheiben und TShirts über den Fiendforce-Shop verkauft werden. Die haben sich dann aber wohl so gut verkauft, dass wir beschlossen, dass die nächste Scheibe auf dem Label erscheinen wird. Mittlerweile haben wir mehrere PlatinSchallplatten, neue Autos, eigenen Häuser und eine steigenden Zulauf an attraktiven Frauen. Virus: Wann können wir mit einer Europatour von SHADOW REICHENSTEIN rechnen? Shadow: Wenn alles klappt Anfang 2006! Virus: Wenn du die Chance hättest, mit einem legendären Musiker, Schauspieler oder Regisseur zusammenzuarbeiten, wer würde es sein? Shadow: Ich würde es gerne sehen, wenn TIM BURTON bei einem Video zu dem Song IT’S HALLOWEEN Regie führen würde. Shadow Reichenstein Offizielle Website: www.shadowreichenstein.com Deutsches Label: www.fiendforce.de VIRUS 45