1 Hauptgedanken der Predigt vom 04. März 2007 gehalten von Susanne Kuttruff im Christlichen Zentrum Buchegg ______________________________________________________________ Thema: Letzte Worte Jesu (1): Vater, vergib ihnen! Bibeltext: Ich möchte uns heute die Geschehnisse der damaligen Zeit, was mit Jesus geschehen ist, vor Augen führen, damit wir auch verstehen können, in welchem Zusammenhang Er diese Aussage gemacht hat. Am liebsten würde ich euch eine Sequenz vom Film „Die Passion Christi“ zeigen, weil dieser so authentisch zeigt, was damals wirklich geschehen ist. Aber es ist so schlimm, so grausam, was Jesus erleben musste, dass wir dies wahrscheinlich gar nicht ertragen könnten. Der Leidensweg Jesu begann im Garten Gethsemane. Es heisst von Ihm, dass Er tief verzweifelt und von schrecklicher Angst gequält war. Der Schweiss lief wie Blut von seiner Stirn auf die Erde. Er wurde von einem seiner engsten Freunde verraten, dann wie ein Verbrecher verhaftet und abgeführt. Alle seine Freunde verliessen Ihn und verleugneten Ihn sogar. Falsche Anklagen wurden gegen Ihn erhoben. Er wurde verspottet, angespuckt, verleugnet, ausgepeitscht und schlussendlich als Unschuldiger zum Tode am Kreuz verurteilt. Das alles hat Jesus auf sich genommen. Es herrschte damals eine höchst feindselige Stimmung, die Leute waren aufgebracht, und nicht irgendwelche Leute, sondern vor allem die obersten Priester. Das waren die äusseren Qualen, die Jesus für uns erlitten hat, aber noch viel schlimmer waren die inneren Qualen. Er weiss ganz genau, was es heisst, von ALLEN verlassen zu sein. Schlussendlich war Er am Kreuz, die Qualen waren so gross, dass Er kaum atmen konnte. Jeder Atemzug war sehr beschwerlich, sprechen noch viel mühseliger, und deshalb müssen wir den Worten, die Jesus am Kreuz gesagt hat, eine andere Bedeutung geben, denn Er hat nicht einfach nur geredet, sondern Er wollte noch eine Botschaft rüberbringen. Und was hat Jesus in dieser Situation gemacht? Er hat gebetet! Das ist eigentlich nicht erstaunlich, denn wenn wir das Leben Jesu betrachten, sehen wir, dass sich das Gebet wie ein roter Faden durch sein Leben hindurch zieht. Aber sind wir mal ehrlich: Wer würde in einer solchen Situation nicht beten? Sogar Menschen, die nicht an Gott glauben, fangen an zu beten, wenn sie in einer grossen Not sind. Aber schaut, was und wie Jesus gebetet hat: Er hat für seine Feinde gebetet. Stellt euch das einmal vor. Es ist eine Prophetie, die Jesus hier erfüllt, die 745 Jahre zuvor in Jesaja 53, 12 verkündet wurde: „Denn Er trug die Sünden von vielen und hat für die Übeltäter gebetet.“ Er hat für seine Feinde gebetet und dachte wahrscheinlich an Judas, der Ihn verraten hat, Er dachte vielleicht sogar an Pilatus, der sich die Hände gewaschen und gesagt hat: Er ist unschuldig, aber ich übergebe Ihn euch. Und Er hat dabei an UNS gedacht. Und hört einmal, wofür Er gebetet hat! Für Vergebung! Vergebung ist die grösste Not der Menschheit überhaupt. Ohne Vergebung haben wir keine Zukunft und keine Hoffnung. Wir sehen hier, dass Jesus nicht nur gelehrt hat, sondern Er hat auch gelebt, was Er lehrte. Das ist sehr wichtig, dass wir nicht nur wissen, sondern auch tun. Was hat Jesus gelehrt. Matthäus 5, 38: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch, ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen, sondern wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar. Und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Hemd nehmen will, dem lass auch den Mantel, und wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit zu gehen, so gehe mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet und wende dich nicht ab von dem, der von dir 2 borgen will. Ihr habt gehört, dass gesagt ist, du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen; ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen. Was Jesus hier lehrte, war nicht einfach: Wenn jemand gegen dich ist, dann lasse es einfach über dich ergehen; sondern Er forderte sie heraus. Dort, wo du gehasst wirst, dort komme mit Liebe, dort, wo du Widerstand erlebst, segne, dort, wo dir jemand Böses tun will, tue Gutes. Das sind nicht einfach nur schöne Worte. Die christliche Lehre wird oftmals etwas belächelt oder als veraltet dahingestellt, oder sie sei etwas für alte Leute und für solche, die eine Krücke benötigen. Wir aber müssen uns bewusst sein, dass Jesu Lehre radikal ist, dass sie eine mächtige Botschaft ist zur Veränderung, eine Botschaft, wie Probleme wirklich gelöst werden können, wie wir frei werden können von der Macht der Vergangenheit. Nur Jesu Botschaft hat die Kraft; Gottes Wort ist die Kraft, damit wir ein siegreiches Leben führen können. Wenn wir in diese Welt hinein schauen, dann sehen wir überall Probleme. Wir müssen aber gar nicht so weit schauen; schauen wir in unsere Welt hinein, in unsere Familien, in unsere Ehen, in unsere Beziehungen; Konflikte überall. Wir sagen zwar, dass wir nicht mehr Auge um Auge, Zahn um Zahn leben, aber die Gesinnung ist immer noch dieselbe: Wir sagen, wie du mir, so ich dir! Das ist die Ebene der Unversöhnlichkeit, und der Feind will, dass wir auf dieser Ebene leben, und dort sind immer Konflikte. Jesus aber lebt uns vor, was es heisst, auf der Ebene der Vergebung zu leben; Er hat am Kreuz gezeigt, was Vergebung heisst. Ich möchte uns einmal vor Augen führen, was geschehen ist, als Jesus am Kreuz hing, und wie die Leute mit Ihm umgegangen sind. Matthäus 27, 9: „Die Leute, die vorüber gingen, beschimpften und verhöhnten Ihn: Du kannst den Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen. Nun, wenn du der Sohn Gottes bist, dann rette dich doch selbst und steig vom Kreuz herab. Die obersten Priester, Schriftgelehrten und Ältesten verspotteten Jesus ebenfalls: Anderen hat Er geholfen, aber sich selbst kann Er nicht helfen. Wenn Er wirklich der König Israels ist, dann soll Er doch vom Kreuz herab steigen; DANN werden wir an Ihn glauben. Er hat Gott vertraut, nun soll Gott doch zeigen, dass Er zu Ihm steht, indem Er Ihn verschont.“ Wir sehen hier diese Menschenmenge, die Jesus verspottet. Im Angesicht dieser Feindschaft sehen wir, wie Jesus jetzt reagiert. Ich sehe in diesem Abschnitt vier Gebiete, wo der Feind versucht, uns auf die Ebene der Unversöhnlichkeit zu bringen, aber wir müssen lernen, auf der Ebene der Vergebung zu leben. 1. Sie sagten zu Ihm: WENN du Gottes Sohn bist, dann beweise es doch! Die Haltung, dieser Geist, etwas beweisen zu wollen, entspringt einer Wurzel der Unversöhnlichkeit. Es gibt Menschen, die leben davon, ständig etwas beweisen zu wollen: Warte nur, ich werde dir schon beweisen, dass ich Recht habe. Es gibt Menschen, die leben in dieser Haltung: Ich werde es meinem Vater schon noch zeigen, dass das, was er gesagt hat, nicht wahr ist, obwohl dieser Vater schon längst tot ist. Oder wir sagen: Meiner Frau, meinem Mann, werde ich es schon noch beweisen, dass ich Recht habe. Ständig will man etwas beweisen, und das ist die Ebene der Unversöhnlichkeit. Wenn etwas in uns ist, das beweisen will, dann pass auf, das ist die Ebene der Unversöhnlichkeit. Wenn du mit diesen Menschen sprichst, sagen sie immer: Ja, aber………., und dann geht es los: Es ist wegen dieser oder jener Person usw. Das ist die Wurzel der Unversöhnlichkeit, das Streben, etwas beweisen zu wollen. 2. Vers 40: Wenn du Gottes Sohn bist, und sie sagten auch zu Ihm: So steige vom Kreuz herab. Der Feind will uns auf seine Ebene bringen! Wenn du Gottes Sohn bist, dann steige vom Kreuz herab, dann beweise es, und dann werden wir dir glauben. Wenn Jesus auf der Ebene seiner Feinde gelebt 3 hätte, dann wäre Er vom Kreuz gestiegen, was Er sehr leicht hätte tun können. Er hätte Legionen von Engeln rufen können, um der ganzen Sache ein Ende zu machen, aber Er ist am Kreuz geblieben. So oft kommen wir unter Druck, uns auf die Ebene derjenigen zu begeben, die uns anklagen, die uns verletzt haben. Wenn wir vom Kreuz steigen und auf diese Ebene kommen, sind wir wiederum auf der Ebene der Unversöhnlichkeit. Schon oft sind Lügen über mich erzählt worden, und alles in mir wollte sich rechtfertigen, aber der Heilige Geist hat mich gemahnt: Bleib am Kreuz! Komme nicht auf diese Ebene des Streites. Auf der Ebene der Unversöhnlichkeit ist immer Streit. Jesus hat bewiesen, dass Er der Sohn Gottes ist; nicht, indem Er vom Kreuz stieg, sondern weil Er am Kreuz geblieben ist! Das dritte Gebiet, wo wir aufpassen müssen, dass wir der Unversöhnlichkeit keinen Raum geben, sehen wir im Vers 42. 3. Da höhnten sie und sagten: Anderen hat Er geholfen, aber sich selber kann Er nicht helfen. Sie forderten Jesus heraus, sich selber zu helfen. Da ist wiederum die Ebene der Unversöhnlichkeit. Es ist ein auffälliges Merkmal, dass Menschen, die in Unversöhnlichkeit gefangen sind, ständig immer nur sich selber sehen; alles dreht sich nur um sie. Wenn wir Jesus am Kreuz betrachten, dann war seine Ausrichtung nicht auf Ihn, sondern Er sah UNS. Welch eine Haltung hat Jesus uns hier gezeigt! Solange wir nur unsere Verletzungen sehen, werden wir nie zu einer Lösung kommen. Da ist mir eine Frau ein grosses Vorbild, Joyce Meyer, eine sehr bekannte Bibellehrerin. Sie hat sehr viele gute Bücher geschrieben, die auch bei uns im CZB erhältlich sind. Diese Frau hat sehr viel Negatives in ihrem Leben erlebt, und sie sagte, dass sie lange Jahre total unglücklich war, solange sie immer das sah, was man ihr angetan hatte. Sie sei erst zu einem erfüllten und siegreichen Leben durchgedrungen, als sie aufhörte, immer nur auf sich zu schauen, und stattdessen ihre Aufmerksamkeit auf andere richtete. Das ist ein Schlüssel zur Vergebung, dass wir nicht auf uns schauen und versuchen, uns selber zu helfen, sondern dass wir auf Jesus schauen. Der Feind möchte immer, dass wir auf uns schauen, und dann verfallen wir in Selbstmitleid und in alle diese Dinge, und wir sind in der Unversöhnlichkeit gefangen. Das vierte Gebiet sehe ich im Vers 43: 4. Da sagten sie zu Ihm: Er hat Gott vertraut, und nun soll doch Gott zeigen, dass Er zu Ihm steht. Das war ihre Anschuldigung: Er hat Gott vertraut. Das ist genau der Punkt: Unversöhnlichkeit versucht immer, die Dinge in die eigenen Hände zu nehmen. Unversöhnlichkeit kann nicht vertrauen, kann nicht loslassen, und was anderes ist Vergebung, als dass wir loslassen. Jesus hat gelehrt, wenn jemand dich auf die eine Backe schlägt, dann halte auch die andere hin. Wir fragen: Warum sollten wir das tun? Ich lasse mich doch nicht noch einmal verletzen. Das ist die Ebene der Unversöhnlichkeit: Warum soll ich die andere Backe hinhalten, wenn es doch ganz klar ist, dass ich im Recht bin? Was geschieht hier? Wir halten Dinge fest, wir vertrauen nicht, dass Gott für uns kämpfen wird. Unversöhnlichkeit kann nicht loslassen; Vergebung heisst, loslassen und auf Gott vertrauen, dass Er mir Recht zuspricht, ich lasse Gott wirken. Das ist ein grosser Unterschied. Wenn wir die andere Backe hinhalten, bedeutet das nichts anderes, als dass ich damit sage: Ich vertraue Gott. Das ist die Ebene der Vergebung. Wenn wir in Unversöhnlichkeit gefangen sind, dann werden wir nie zu einer Lösung kommen, wir werden ständig in Konflikten sein, und wir werden nach wie vor von der Vergangenheit bestimmt sein. 4 Man kann auch sagen, dass wir ohne Sicht und Biss leben. Ihr habt alle zwei Augen, und wenn wir nach dem Prinzip leben, wie du mir, so ich dir, Auge um Auge, dann wird es nicht lange dauern, und wir werden blind sein. Das ist genau das, was passiert: Wenn wir Unversöhnlichkeit in unseren Herzen haben, werden wir blind, wir sehen die Dinge nicht mehr, wie sie sind und verlieren die Perspektive. Wir werden auch bald ohne Biss sein; ohne Zähne haben wir keine Kraft mehr zum Beissen, keine Kraft mehr, in Situationen zu bestehen, haben wir keine Kraft mehr, nicht auf der Gefühlsebene zu leben; wir sind in Unversöhnlichkeit gefangen. Jemand sagte einmal: Unversöhnlichkeit ist der Krebs der Seele; er frisst dich langsam aber sicher auf. Unser Ziel ist es dann, weg von dieser Unversöhnlichkeit zu kommen und anzufangen, auf dieser Ebene der Vergebung zu leben. Jesus hat uns das vorgelebt. Es gibt keine einzige Person hier in diesem Gottesdienst, die noch nie verletzt worden wäre. Ich bin mir auch bewusst, dass einige Leute hier sind, die sich in unmöglichen Situationen befinden, so in einem Unrecht stehen, dass sie abgelehnt werden, Missbrauch und Verrat erleben, Lügen über sie erzählt werden. Sie tragen etwas in sich, das nach Rache schreit, nach Hilfe, und sie wissen, sie sollten vergeben. Aber wieso sollen wir denn vergeben? Um vergeben zu können, müssen wir wissen, weshalb. Ich möchte euch kurz drei Gründe erwähnen: 1. Weil Gott uns vergeben hat. Er hat Jesus in diese Welt gesandt, um am Kreuz für uns zu sterben, damit UNS vergeben werden kann. Und jetzt sagt die Bibel ganz klar in Kolosser 3, 13: „Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr.“ Weißt du, dass dir vergeben ist? Wenn du das nicht weißt, wirst du grosse Mühe haben, anderen zu vergeben. Wisst ihr, weshalb Menschen, die Gott nicht kennen, nicht wiedergeboren sind, nicht vergeben können? Weil sie selber keine Vergebung erlebt haben, und das ist oftmals in Situationen, wo ein Ehepartner gläubig ist und der andere nicht; dann erwarte von deinem Partner gar nicht, dass er dich um Vergebung bittet, denn er oder sie können es gar nicht. Die Person muss zuerst Vergebung erleben. Vielleicht sagst du: Ich will dieser Person gar nicht vergeben, denn sie hat es nicht verdient. Hatten es die Mörder von Jesus verdient, dass Er ihnen vergab? Sie baten Ihn nicht einmal darum! Vergeben tun wir nicht erst, wenn wir darum gebeten werden, und vergeben tun wir nicht, weil es jemand verdienen würde. Gott hat uns vergeben, und Er sagt uns, wir sollen so vergeben, wie Er uns vergeben hat. 2. Weil wir alle in der Zukunft noch Vergebung benötigen werden. Im Vaterunser gibt es eine Bitte, die an eine Bedingung geknüpft ist. Matthäus 6, 12: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Wenn wir dieses Gebet beten, sagen wir eigentlich: Gott, ich möchte, dass Du mir in demselben Masse vergibst, wie ich anderen, die mich verletzt haben, vergebe. Wenn du nicht vergibst, kann Gott dir auch nicht vergeben. Jemand sagte einmal zu John Wesley: Dieser Person könnte ich nie vergeben. Worauf dieser antwortete: Dann hoffe ich, dass du nie mehr sündigen wirst! Eine gute Antwort. Wenn wir diese Haltung haben, machen wir Folgendes: Wenn du jemandem nicht vergibst, dann sprengst du die Brücke in die Luft, über die du gehen musst, um in den Himmel zu kommen. Welch eine Dummheit! Der dritte Grund, weshalb wir vergeben sollen, ist: 5 3. Wir werden sonst ein Leben lang von Ärgernissen kontrolliert werden, und das Leid und der Schmerz der Verletzungen werden nie aufhören. Ärgernisse, Zorn, Bitterkeit und Groll halten uns immer in der Vergangenheit gefangen. Worüber wir uns ärgern, das hat uns im Griff. Wenn wir uns überlegen: Wem schaden wir eigentlich mit unserer Bitterkeit? Sicher nicht der Person, die uns verletzt hat, sondern uns selber. Wenn wir an einer Verletzung festhalten und diese immer und immer wieder in unseren Gedanken durchgehen, dann erlauben wir dieser Person, die uns verletzt hat, nicht nur, dass sie uns in der Vergangenheit verletzt hat, sondern dass sie es immer noch tun kann im Heute. An Ärgernissen festzuhalten ist auch sehr ungesund. Unser Körper ist nicht dafür gemacht worden, dass wir Groll, Zorn und Bitterkeit in uns über längere Zeit festhalten. Hast du auch schon einmal gesagt oder gedacht: Du gehst mir auf die Nerven! Das ist der Grund, weshalb viele Menschen nervenkrank sind. Der Magen registriert es, wenn du Groll hinunter schluckst. Forschungen haben ergeben, dass Ärger die ungesündeste Emotion des Menschen überhaupt ist. Er schadet dem Körper mehr als alles andere. Bitterkeit ist ein Gift, das uns, unsere Umgebung und unsere Zukunft zerstört. Wir sind aufgefordert zu vergeben, wie Jesus vergeben hat. Wie gehen wir hier ganz praktisch vor? Etwas vom Wichtigsten: Oftmals müssen wir zuerst zu Gott kommen und vor Ihm zusammenbrechen, selber Busse tun, selber Gott um Vergebung bitten für unsere falschen Reaktionen, für die Ärgernisse, die wir zugelassen haben. Erst dann bekommen wir auch die Kraft, anderen zu vergeben. Es ist fast unmöglich, in der eigenen Kraft zu vergeben. Es ist so interessant bei Hiob, nachdem er durch diese schwierige Zeit gegangen ist und er plötzlich erkannt hat, wer Gott eigentlich ist, und Gott gesagt hat: Du hast richtig von Mir gesprochen. Da sagte er: Darum spreche ich mich schuldig und tue Busse in Staub und Asche. Hiob hat Busse getan. Das ist so entscheidend wichtig, dass wir Kraft von Gott bekommen, um vergeben zu können. Ich möchte vier Schritte erwähnen, wie wir praktisch vergeben: 1. Indem wir die Person, die uns verletzt hat, von allen Vorwürfen freisprechen. Herr, du siehst, was diese Person mir angetan hat, du weißt, wie ich mich fühle, und ungeachtet dieser Gefühle, aufgrund, was Dein Wort sagt, entscheide ich mich jetzt, zu vergeben. Ich lasse diese Person los, ich gebe sie frei von allen meinen Vorwürfen. Ich beanspruche jetzt die Freiheit, auch von dieser emotionalen Verbindung, von der Verletzung, dass sie durch die Kraft des Blutes Jesu geheilt wird. Wir machen oft das Gegenteil von frei sprechen. Wir halten an der Verletzung fest und versuchen, irgendeinen Grund zu finden, weshalb dies geschehen ist. Jesus betete am Kreuz nicht nur, Vater vergib ihnen, sondern Er sagte auch noch: Denn sie wissen nicht, was sie tun. Heisst das, dass die Mörder von Jesus nicht wussten, was sie täten? Doch, aber sie hatten keine Ahnung, welche Tragweite ihre Schuld haben würde. Manchmal werden wir verletzt von einer Person, die keine Ahnung hat, was dies in uns alles auslöst. Es kann aber auch umgekehrt passieren, dass wir jemanden verletzen und nicht wissen, was wir dadurch bei der anderen Person auslösen. Deshalb freisprechen, loslassen. 2. Auf Rache verzichten. Es kann so heimtückisch angenehm sein, sich so richtig verletzt zu fühlen. Bitterkeit wird auch die ungestillte Rache genannt. Wenn es ums Vergeben geht, geht es nie darum, wer Recht und wer Unrecht hat. Gott sagt: Vergib! Wir sollen auf das Recht der Rache verzichten. Das bedeutet, man verzichtet auf jede Form der Rache. Römer 12, 19: „Rächt euch nicht selbst, sondern gebt Raum dem Sohn Gottes, denn es steht geschrieben: Die Rache ist mein, Ich will vergelten, spricht der Herr.“ Sprüche 20, 22: „Nimm dir nicht vor, erlittenes Unrecht selber zu vergelten. Vertrau auf den Herrn, Er wird dir Recht verschaffen“ 6 Sie hatten Jesus aufgefordert: Hilf dir doch selbst. Gott wird uns Recht verschaffen. Es ist soviel wichtiger, dass wir uns Gott unterwerfen, als dass wir beweisen können, dass wir Recht haben.“ 3. Auf Böses mit Gutem antworten. Jetzt wird es happig. Unsere Feinde sollen wir lieben. Jesus hat in Matthäus 5 gesagt: „Liebt eure Feinde, segnet sie.“ Das Beste ist, dass wir anfangen, für die Menschen, die uns verletzt haben, zu beten. Wenn wir segnen und beten, kann Gott eingreifen. Hiob betete für seine drei Freunde, die seine Feinde waren. Es heisst: Als er für sie betete, da wendete der Herr sein Geschick. Wenn wir anfangen, unsere Feinde zu lieben und für sie zu beten, ihnen Gutes zu tun, dann öffnen wir den Strom des Segens von Gott her über unseren Leben. Die Bibel spricht sehr viel davon. Römer 12, 21: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ 1. Petrus 3, 9: „Vergeltet nicht Böses mit Bösen, oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr.“ Segnen ist nicht nur ein Danke, sondern eine Tat, eine Handlung. Segnen heisst, dass ich bereit bin, in den Schmerz hinein zu segnen. Das ist eine grosse Bitte, aber Jesus sagt: Das ist die Kraft. Wenn wir das tun, können Konflikte gelöst werden. 4. Diese Schritte so lange tun, wie es nötig ist. Vergebung ist nicht etwas, das immer auf Anhieb gelingt. Jesus hat auch nie gesagt, dass es einfach ist. Wie können wir wissen, ob wir wirklich jemandem vergeben haben? Wenn wir es vergessen haben? Nein, denn vergessen können wir nicht, und das soll auch nicht das Ziel sein. Das Ziel ist, wenn immer wir uns an die Verletzung erinnern, uns erneut zu entscheiden, loszulassen, die Vergebung zu bestätigen. Wenn wir das tun, geben wir Jesus die Möglichkeit, dass Er uns immer mehr heilen wird. Wie lange wird es dauern? Ich kann es euch nicht sagen, aber egal, wie lange es dauert: Bleibe dran und lasse es nicht zu, dass du in dir einen verwundeten Geist entwickelst; vergib, wie Jesus vergeben hat! Das ist ein Lebensstil und nicht ein einmaliger Vorgang. Das setzt Gottes Kraft und Gottes Segen in uns frei. Was tun wir, wenn wir verletzt werden? Wir sollen den Blick auf Jesus richten. Hatte Er Grund, verärgert und verletzt zu sein, als Er dort am Kreuz sich hin gab? Mehr als wir alle, aber was hat Er getan? Er vergab! Wenn wir jetzt miteinander zum Tisch des Herrn kommen, stehen wir vor dem Kreuz, und wir sehen, was Jesus für uns getan hat. Wir sehen, dass Gott uns durch Jesus Christus Vergebung anbietet. Er steht vor uns und sagt: Ich will euch vergeben! Hast du diese Vergebung von Gott schon in Anspruch genommen? Weißt du, dass dir vergeben ist? Wenn du nicht sicher bist, darfst du heute zu Gott kommen und Ihm für die Vergebung danken, die Er dir anbietet, und dass du sie in Anspruch nimmst. Wir sollen sie nicht nur in Anspruch nehmen und dafür dankbar sein, sondern Er möchte auch, dass WIR vergeben, wie Er vergeben hat. Sind wir bereit dazu? Jesus hat alles für uns getan, Er hat all diese Schmach für uns auf sich genommen. Wenn wir nicht vergeben, dann haben wir vergessen, wie gross die Schuld war, die Er uns vergeben hat. Wir möchten diese letzten Momente des Gottesdienstes Jesu auch nutzen, dem Heiligen Geist Raum zu geben, dass Er auch Spuren von Unversöhnlichkeit in unseren Herzen aufdecken kann, und wir dürfen um Vergebung bitten, und Er will und wird uns vergeben. Amen. fb