Hintergrund | MARKETING - MARKENDREIKLANG Damit aus Hersteller Marken werden Mit 70 untersuchten Herstellern aus allen Sortimenten der Naturkostbranche war die 5. Auflage des Schrot&KornMarkendreiklangs zugleich die größte Kundenbefragung dieser Art. Mehr als 4.000 Leser des Kundenmagazins, also Heavy-User und Opinion-Leader in Sachen Bio, haben sich schriftlich zu ihrer Marken- und Produkt-Wahrnehmung in den Dimensionen Bekanntheit, Sympathie und Verwendung geäußert. //Jürgen Michalzik Marken-Index: Durchschnitt Sortiment 2010/Hersteller Hersteller Ø 2010 Produkt-Index 104 Markt-Index 92 Auffälligstes Ergebnis bei der Markendreiklang-Erhebung 2010 ist, dass die von den Befragten benannten Werte für Sympathie und Verwendung von Naturkostprodukten generell leicht sinken. 18 Die Indizes einer noch traditionell aus Produktsicht geführten Marke: der MarktIndex ist deutlich kleiner als der Produkt-Index Das große Teilnehmerfeld beim Schrot&Korn-Markendreiklang 2010 umfasste sowohl bereits etablierte Marken als auch junge, neu in den Markt drängende Anbieter von Naturkost- und Naturkosmetik-Produkten. Während die Hersteller etablierter Marken wissen wollten, wie sie ihre erreichte Position insbesondere gegenüber den neuen Bio-Marken aus dem konventionellen Handel absichern können, wollten die neuen Anbieter vorrangig erfahren, ob ihre werbliche Marktbearbeitung geeignet ist, in die Reihen großer Hersteller wie Rapunzel vorzustoßen. Allen Teilnehmern ist inzwischen bewusst, dass es nach Jahren des Bio-Booms bei zunehmendem internen und externen Bio-Wettbewerb darum gehen muss, möglichst schnell die hohe Kunst der erfolgreichen Marktbearbeitung zu erlernen. Dafür ist die Wahrnehmung und Meinung der adressierten Kunden natürlich von größter Bedeutung. Schließlich sind es die umworbenen Kunden, die über den Erfolg oder Misserfolg von Naturkost-Herstellern auf dem Weg zu Bio-Marken entscheiden. BioHandel 12|10 Markenindex misst Marktund Wettbewerbsbefähigung Dem Wandel vom Angebots- zum Nachfragemarkt entsprechend, ist das Auswertungsangebot für die Teilnehmer des diesjährigen Markendreiklangs um den Marken-Index erweitert worden. Jetzt kann ein Hersteller anhand nur zweier indizierter Kennziffern schnell erkennen, wie die Kunden seine Marke/sein Produkt wahrnehmen: -- Der Produkt-Index zeigt an, welche Eigenschaften und Werte die Kunden dem Produkt zurechnen, wie weit ein Produkt also gerüstet ist, um sich gegen andere Produkte im jeweiligen Segment durchzusetzen. -- Der Markt-Index gibt Aufschluss darüber, wie die Kunden die Stellung einer Marke im Wettbewerb mit anderen Marken des jeweiligen Segments, also die gewählte Positionierung und die Werbung, beurteilen. Dieser aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs im Bio-Markt bedeutsamere Markt-Index zeigt also an, wie eine Marke für den Wettbewerb „aufgestellt“ Markendreiklang | Hintergrund ist, wie sie es schafft, die Wünsche, Erwartungen und Orientierungen der Zielgruppe in ihrer werblichen Tonality, in Wort und Bild, zu treffen. Die Zusammenfassung von Produkt- und MarktIndex beschreibt dann mit einer indizierten Zahl – entweder über oder unter 100 liegend – als Marken-Index die generelle, segmentsbezogene Markt- und Wettbewerbsbefähigung eines Herstellers. Produktorientierte Marktbearbeitung noch immer im Vordergrund Angesichts des hohen Wettbewerbs ist überraschend, dass viele Hersteller noch immer ein eher aus den Zeiten des Angebotsmarktes stammendes „traditionelles“ Marktbearbeitungskonzept verfolgen. Sie entwickeln und führen ihre Produkte und Marken noch zu wenig aus Kundensicht bzw. am Kundennutzen orientiert. Jetzt können die Hersteller anhand von Produkt- und Markt-Index schnell erkennen, wie es um ihre Markt- und Kundenorientierung bestellt ist. Bei einer traditionellen, eher noch produktorientierten Marktbearbeitung ist der Produktindex höher als der Markt-Index – in heutigen Zeiten ein sicherer Hinweis für jeden Hersteller, sein Markt- und Kommunikationskonzept auf den Prüfstand stellen zu müssen. Zwei sehr profilierte Positionierungskonzepte, die jeweils unterschiedliche Zielgruppen im inzwischen stark ausdifferenzierten Bio-Nachfragemarkt ansprechen Sympathie- und Verwendungswerte sinken Auffälligstes Ergebnis bei der Markendreiklang-Erhebung 2010 ist, dass die von den Befragten benannten Werte für Sympathie und Verwendung von Naturkostprodukten generell leicht sinken. Diese momentan noch im unteren bis mittleren einstelligen Bereich liegende Tendenz ist zum einen sicherlich den vielen neuen, kleineren Bio-Anbietern und der zunehmenden Konkurrenz durch Bio-Produkte beim LEH und Discounter geschuldet. Aufmerksamkeit, Interesse und Kaufauswahl der Kunden beziehen sich auf immer mehr und neue Produkte und Marken. Da ist es unausweichlich, dass gerade die Hersteller, die in der Qualität, Kundenorientierung und Frequenz ihrer werblichen Marktbearbeitung bisher nur ungenügend auf die neue Konkurrenzsituation reagiert haben, in der Wahrnehmung öfter „hinten runterfallen“. professioneller aus. Aber leider wird Professionalität manchmal auch falsch verstanden, „naturköstliche“ Werbung muss eine eigenständige Identität und einen einzigartigen, markenspezifischen USP transportieren. Die hier stellvertretend gewählten Anzeigen von Erntesegen und Sonnentor zeigen idealtypisch, worin die zukünftige Herausforderung liegt: Ein vergleichbares Werbe-Motiv wie bei Erntesegen ließe sich auch im konventionellen Bereich bei Knorr oder Sonnen Bassermann finden. > Werbung bekommt eine immer größere Bedeutung Da immer mehr Naturkost-Produkte von immer mehr Anbietern um die Gunst der neuen und oft mit den Produkten und Marken noch nicht vertrauten Kunden buhlen, liegt es in der werblichen Marktbearbeitung nahe, die Beschäftigungsdauer und Akzeptanz mit dem eigenen Produkt (der eigenen Werbung) zu erhöhen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, demnächst im Einkaufswagen interessierter und neugieriger Kunden zu landen. Inzwischen sehen viele Anzeigen – was sich bereits 2008 bei der letzten Markendreiklang-Untersuchung abzeichnete – Professionell gemachte Anzeige – leider ohne „naturköstliche“ Werte 12|10 BioHandel 19 Hintergrund | werte – die werbliche Positionierung – scheinen die Zielgruppe in ihren ganz persönlichen Wünschen, Erwartungen und Sehnsüchten sehr gut zu treffen (siehe Kasten unten). Aus Marketingsicht nutzt Sonnentor dabei die gleichen inhaltlichen Stilmittel und Formate, wie es die äußerst erfolgreiche Zeitschrift Landlust mit inzwischen mehr als 700.000 verkauften Exemplaren tut. Auch Bio-Werbung spielt mit Fantasien und Sehnsüchten Entsprechend der Eingruppierung neuer Zielgruppen in verschiedene Milieus gibt es inzwischen eine große Vielzahl von bioaffinen Orientierungen und Werthaltungen. Um im Zeitschriftenvergleich zu bleiben: zwischen Landlust (z.B. Sonnentor-Werbekonzept) und Feinschmecker (z.B. Byodo-Werbekonzept) kann jeder Anbieter „seine“ passende Positionierung finden. Werbung für Bio-Produkte muss heute mehr als reine Produktvorstellungen/Produktabbildung bieten – sie muss emotionaler werden und akzeptieren, dass sie auch Sehnsüchte und Fantasien bedienen muss. Das mehr an Aufmerksamkeit, bis hin zur Polarisierung (z.B. Amanprana-Werbekonzept), zahlt sich letztendlich immer aus. Für den großen, unüberschaubaren Bio-Markt gilt inzwischen die gleiche Regel wie im konventionellen Handel: „Wer mit seiner Botschaft nicht im Mind-Set des Verbrauchers hängenbleibt, findet sich später auch nicht im Einkaufskorb des Verbrauchers wieder“. Mit dem Markendreiklang zum Erfolg im Bio-Markt Sehr überraschende Werbung von Amanprana – die klassische Erfolgsformel „Sex sells“ neuerdings auch in der Bio-Branche > Ganz anders die Werbung von Sonnentor: Nicht erst mit dem massenhaften Auftreten des (Marketing-)Phänomens Lohas wissen alle Hersteller, welche Werte, Haltungen und auch Fantasien den Bio-Boom zusätzlich unterstützen und begleiten. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Marke Sonnentor mit ihrem authentischen, in der Welt der österreichischen Bergbauern verankerten WerbeKonzept unter den etablierten Naturkostmarken die höchste jemals in einem Markendreiklang erzielte Zustimmung zur Werbung findet. Die in diesem Statement von Sonnentor vorgestellten Unternehmens- Der Schrot&Korn-Markendreiklang verfolgt im Auftrag der Hersteller seit 2003 die Entwicklung „naturköstlicher“ Marken in den Dimensionen Bekanntheit, Sympathie und Verwendung. Er liefert damit wichtige Grundlagen aus Kundensicht für die Beurteilung und Weiterentwicklung von Marketing-Konzepten. Das umfangreiche Auswertungsbooklet stellt neben fachlichen Beiträgen über den Bio-Markt und seine Käufer aus Sicht der aktuellen Sinus-Milieu-Forschung und der neueren LohasTypologie für jeden Teilnehmer eine umfassende herstellerspezifische Auswertung bereit. Besonderheit hierbei ist, dass jeder Teilnehmer „seine“ direkten Mitbewerber, die in die herstellerspezifische Auswertung einfließen sollen, namentlich festlegen darf. Abgerundet wird das Booklet jeweils durch die Ergebnisse der aktuellen Schrot&Korn-Leserbefragung: Entsprechend der von Forschern O-Ton aus der SonnentorPositionierung: „Handarbeit und Tradition tragen zur hervorragenden Qualität der Kaffee-, Gewürz- und Kräutermischungen von Sonnentor bei, und das soll auch so bleiben. Die Spezialisierung und Handarbeit sind die naheliegendsten und einfachsten Gegenmaßnahmen zu der nach unten führenden Produktions- und Preisspirale in der Landwirtschaft. Wir übernehmen als Unternehmen regionale Verantwortung für das Waldviertel und verzichten darauf, Arbeitsschritte zu automatisieren, um die Bauern und Bewohner an unserer Wertschöpfungskette teilhaben zu lassen. Für Sonnentor beginnt der faire Handel somit direkt im eigenen Haus“. 20 BioHandel 12|10 Das Herstellerspezifische Auswertungsbooklet zum Markendreiklang bietet auf 50 Seiten aktuelle Informationen zur Marktsituation und über Zielgruppen von Bio-Produkten. Markendreiklang | Hintergrund Veranstaltungshinweis „Warum aus Naturkost-Herstellern Bio-Marken werden müssen...“ Ergebnisse und Empfehlungen aus 10 Jahren Markt-Media Forschung des Bio Verlages. Neben der Präsentation ausgewählter Untersuchungsergebnisse aus dem Schrot&Korn-Marken3Klang wird der 2010 neu eingeführte Naturkost-Markenindex zusammen mit richtungsweisenden werblichen Marktbearbeitungskonzepten vorgestellt. Die Veranstaltung gibt Antworten aus Experten- und Kunden-Sicht auf die neuen Herausforderungen für Naturkost-Hersteller angesichts des Wandels vom Angebots- zum Nachfragemarkt. Referenten: Ellen Heil, Bio Verlag GmbH und Jürgen A. Michalzik, JAMconsult BioFach: Freitag, 18. Feb. 2011, 11 bis 12 Uhr, Raum Prag festgestellten deutlichen Ausdehnung der bioaffinen Zielgruppen besonders erwähnenswert: Schrot&Korn hat es nicht zuletzt durch den jüngsten großen Relaunch geschafft, sich mit den neuen Biokäufern weiterzuentwickeln. Die Leserschaft des Kundenmagazins ist in den jüngeren Zielgruppen gewachsen, das Heft wird inhaltlich und von der Gestaltung her als moderner und frischer wahrgenommen, die sehr hohe Leser-Blatt-Bindung und Wertschätzung ist dabei erhalten geblieben. Und am bedeutsamsten für die werbetreibenden Hersteller: Schrot&Korn wird als kritisches, nutzwertiges Magazin geschätzt, selbst Werbung in Schrot&Korn wird von den Lesern ausdrücklich als Informationsquelle angenommen. Weitere Trends und Details aus den MarkendreiklangErhebungen werden auf der BioFach vorgestellt. Thema: „Warum aus Naturkost-Herstellern Bio-Marken werden müssen – Ergebnisse und Empfehlungen aus 10 Jahren Markt-Media-Forschung des Bio Verlags“ (siehe Kasten). Aufgrund der großen Nachfrage können sich Hersteller ab sofort verbindlich für die nächste Ausgabe des Schrot&Korn-Markendreiklangs im Sommer 2012 anmelden. Im Interesse aussagekräftiger Ergebnisse wird die Teilnehmerzahl auf 80 Hersteller begrenzt. < Jürgen Michalzik, Autor und Co-Projektleitung der Markendreiklangsstudien des Bio Verlags, Unternehmens- und Kommunikationsberater, JAMconsult Frankfurt 12|10 BioHandel 21