HANDEL Bio-Marktreport Autor: Stefan Pirker schen Produkten im Jahr 2008 einen Umsatzanteil am Lebensmittelsortiment von 6,4 Prozent. Berücksichtigt man ausschließlich jene Warengruppen, in denen Ja! Natürlich und Echt Bio vertreten sind, beträgt der Umsatz von Bio rund zehn Prozent“, erklärt Mag. Corinna Tinkler, Pressesprecherin und Leiterin Unternehmenskommunikation bei Rewe International. Im laufendenden Jahr 2009 verzeichnet laut Tinkler „der Marktund Themenführer Ja! Natürlich teils beachtliche Zuwächse, daher erwarten wir auch heuer ein einstelliges Umsatzplus und somit einen weiteren Marktanteilsgewinn.“ Speziell die Bereiche Obst und Gemüse, Brot und Gebäck sowie Fleisch und Wurst konnten im heurigen 15. Bestandsjahr von Ja! Natürlich kontinuierlich wachsen. „natürlich für uns“ bereichert den Bio-Markt Die jugendlichen Wachstumsschübe sind weitgehend Vergangenheit. Der Bio-Markt ist aber nach wie vor sehr vital und entwickelt sich laufend weiter. ir sind der Meinung, Bio stagniert keinesfalls, auch wenn das immer herbeigeredet werden will“, meint Mag. Nicole Berkmann, Leiterin Konzernale PR und Information bei Spar. Bio-Produkte verzeichnen bei der Spar quer über alle Warengruppen „nach wie vor ein schönes Plus“, so Berkmann, wenngleich sie keine W 38 DEZEMBER 2009 CASH Zahlen, auch hinsichtlich des BioAnteils am Gesamtumsatz, nennt. Ja! Natürlich wächst auch im 15. Bestandsjahr Bei Rewe International ist man hier etwas konkreter. „Mit den beiden Eigenmarkten Ja! Natürlich und Echt Bio bei Penny erreicht Rewe International mit biologi- Ja! Natürlich rechnet heuer mit einem einstelligen Umsatzplus und weiteren Marktanteilsgewinnen. Fotos: Fotolia.com, Nielsen, Pfeiffer Das Pflänzchen wird erwachsen Für neuen Schwung auf dem Gebiet der Bio-Eigenmarken sorgt nun auch die Pfeiffer Gruppe. Im September des heurigen Jahres startete man unter der Marke „natürlich für uns“ eine eigene Bio-Range mit vorerst rund 260 Produkten aus verschiedenen Sortimentsbereichen (Obst und Gemüse, Molkereiprodukte, Fleisch- und Wurstwaren, Müslis, Essige und Öle etc.). Erhältlich sind die Bio-Waren bei ausgewählten Nah&Frisch-Kaufleuten, bei Unimarkt und beim Großhandel C+C Pfeiffer. „Die Pfeiffer Gruppe baut mit der Einführung von ‚natürlich für uns‘ ihre Bio-Kompetenz weiter aus. Gleichzeitig ist C+C Pfeiffer somit das erste Großhandelsunternehmen, das eine exklusive HANDEL Bio-Marke führt und damit der heimischen Gastronomie und Hotellerie die Chance gibt, den allgemeinen Bio-Trend weiter auszubauen“, betont Pfeiffer-Aufsichtsratvorsitzender Mag. Georg Pfeiffer. Biogast erwartet 25 Prozent Umsatzplus Von großem Interesse der Gastronomie an Bio-Produkten berichtet auch Horst Moser, geschäftsführender Gesellschafter von Biogast: „Sowohl Gastronomie als auch Fachhandel haben sich trotz der wirtschaftlichen Rahmensituation sehr gut entwickelt. Wir werden daher rund 25 Prozent Umsatzsteigerung in diesem Jahr erreichen können.“ Als Ursache dafür nennt Moser u. a. die nun österreichweite Logistik, die verstärkte Belieferung von Spitälern und Betriebsküche sowie die weitere Vertiefung des gesamten Sortiments, vor allem im Obst- und Gemüsebereich. Keine Stagnation bei Sonnentor Auf ein stattliches Sortiment von mehr als 600 Produkten kommt mittlerweile der Waldviertler Bio-Spezialist Sonnentor. „Wir bringen jährlich rund 20 Produktinnovationen auf den Markt. Diese kurbeln erfreulicherweise immer wieder unser gesamtes Produktsortiment an. So konnten wir im Tee- und Gewürzsortiment – unserer Kernkompetenz – auch 2009 weiter zulegen“, sagt Sonnentor Gründer, Eigentümer und Geschäftsführer Johannes Gutmann. Für dieses Jahr rechnet er mit einem Umsatzplus von rund zwölf Prozent auf insgesamt zirka 20 Millionen Euro. Weitere Umsatz- Unter der Marke Spar Natur*pur werden mittlerweile 550 biologische Lebensmittel angeboten. NIELSEN BIO-MARKT-KOMMENTAR Der Anteil biologischer Lebensmittel ist laut Nielsen BioExperten Mag. Florian Pümpel im auflaufenden Jahr 2009 insgesamt stabil geblieben. Dabei konnte der Umsatz mit Bio-Produkten im österreichischen Lebensmittel- und Drogeriefachhandel (exkl. Hofer/Lidl) im Vergleich zur Vorjahresperiode um über zwei Prozent zulegen. „Wesentliche Impulse kommen weiterhin aus dem DFH, wo biologische Lebensmittel deutlich stärker zulegen“, so Pümpel. Insgesamt macht Bio laut Nielsen über fünf Prozent des gesamten Food- und Frische-Umsatzes aus, wobei der Anteil innerhalb der einzelnen Warengruppen sehr unterschiedlich ist (siehe Grafik). „In den Frische-Warengruppen hat sich der Bio-Anteil bei niedrigem Anteil leicht erhöht. Trotz relativ niedriger Anteile erzielt der Handel in diesen Warengruppen mehr als die Hälfte des Bio-Umsatzes“, berichtet Pümpel. Florian Pümpel, Bio-Experte bei Nielsen Bei Molkereiprodukten ist der Anteil der biologischen Lebensmittel rückläufig. In Bereichen der Grundnahrung hingegen hat sich der Bio-Anteil weiter erhöht und liegt bei über sieben Prozent. Weiter wachsen konnte, wenn auch auf niedrigem Niveau, der BioAnteil bei Süßwaren, Tiefkühlkost und Convenience. Bio Anteile nach Kategorien LH + DFH exkl. Hofer & Lidl, auflfd. Jahr bis 38/09–41/09 Food Total 5,2 34,6 Baby Food 24,1 Reform OTC Grundnahrung 7,3 Frische (exkl. Mopro) 7,3 Molkereiprodukte 6,1 Convenience 4,3 Heißgetränke 4,2 Pikante Snacks 3,7 Tiefkühlkost 2,3 Alkoholfreie Getränke 1,3 Süßwaren 1,3 Alkoholische Getränke 0,5 Quelle: Nielsen; Grafik: CASH schübe sollen etwa die Sonnentor Franchise-Shops bringen, die im Jahr 2008 gestartet wurden. Mittlerweile bestehen vier derartige Läden in den Landeshauptstädten St. Pölten, Linz, Salzburg und Wien. Für 2010 plant Gutmann die Eröffnung von drei bis vier weiteren Franchise-Geschäften. „natürlich für uns“ heißt die neue Bio-Eigenmarke der Pfeiffer Gruppe mit vorerst 260 verschiedenen Produkten. DEZEMBER 2009 CASH 39 Bio-Marktreport Haubi’s mit bereits 50 Prozent Bio-Umsatz Der hochmoderne, im Jahr 2008 eröffnete Firmensitz von Vita+ Naturprodukte in Langkampfen (Tirol). Horst Moser, Biogast: „Die Belieferung von Spitälern und Betriebsküchen mit Bio-Lebensmitteln entwickelt sich sehr gut.“ Johannes Gutmann, Sonnentor: „2010 ist die Eröffnung von drei bis vier weiteren Franchise-Geschäften geplant.“ 40 DEZEMBER 2009 CASH Anders als bei Sonnentor macht die Bäckerei Anton Haubenberger nicht den gesamten Umsatz mit Bio-Produkten, obwohl sich deren Anteil ständig erhöht. „Unser BioSortiment hat sich mittlerweile zu einem ganz wichtigen Segment entwickelt. Konkret werden wir im heurigen Jahr mit unseren 56 BioArtikeln 51 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaften. Im Vergleich dazu: 2008 lag dieser Anteil noch bei 48 Prozent“, so Harald Affengruber, zuständig für PR & Communication Management bei Haubi’s. Besonders erfolgreich sind laut Affengruber das Bio-Dreizinnenbrot, das Bio-Roggenbrot und das Bio-Kürbiskernbaguette. Bei deren Herstellung sowie in der restlichen Produktion verwendet man zu 100 Prozent österreichisches Mehl. Erfolge für Steirerkraft im In- und Ausland Auf Bio-Produkte „Made in Austria“ setzt man auch bei Steirerkraft. Der Bio-Anteil am Gesamtumsatz beträgt aktuell rund 25 Prozent. „Der Geschäftsverlauf 2009 war sehr gut und wir konnten im BioBereich Steigerungen im zweistelligen Prozentbereich verzeichnen. Besonders stark war das Wachstum im Kürbiskernölbereich“, freut sich Verkaufsleiter Wolfgang Gladysz. Dass die Bio-Kürbiskernprodukte auch im Ausland besonders gut ankommen, beweist der 75-prozentige Exportanteil bei den Bio-Erzeugnissen. „Bio wird weiter wachsen, davon bin ich überzeugt. Nachhaltige Trends wie Herkunft, Health Food, Rückverfolgbarkeit und Transparenz liefern wichtige Impulse für die Unterstützung des Bio-Marktes“, ist sich Gladysz sicher. Verival Bio setzt auf Gesundheitsnutzen Eine große Zukunft für das BioGeschäft sieht man ebenfalls bei Vita+ Naturprodukte. Aus diesem Grund hat man kräftig investiert und im Mai 2008 in Langkampfen (Tirol) eines der nach eigenen Angaben modernsten Werke Europas für biologische Lebensmittel im Bereich des Trockensortiments eröffnet. Das 50 Mitarbeiter zählende Unternehmen mit rund elf Millionen Euro Jahresumsatz steht im Mehrheitsbesitz der Gernot Langes-Swarovski Gruppe und stellt sowohl Bio-Eigenmarken als auch Produkte unter der Marke Verival Bio her. „Im Private-Label-Bereich erzielten wir im ersten Halbjahr 2009 ein Umsatzplus von 14 Prozent. Bei der Marke Verival Bio brachte die internationale Ausrichtung zahlreiche Neulistungen, speziell in Deutschland, Italien und Osteuropa. Somit konnte die Distribution im ersten Halbjahr 2009 ebenfalls um 14 Prozent gesteigert werden“, erzählt Marketingleiter Mag. (FH) Daniel Haas. Für die Zukunft kündigt er zahlreiche Innovationen an, die zeigen, in welche Richtung sich Bio-Produkte großteils weiterentwickeln werden. „Die erste Phase der Bio-Lebensmittel war dadurch gekennzeichnet, dass konventionelle Produkte einfach durch biologische ersetzt wurden. Verival Bio geht jetzt eine Schritt weiter und entwickelt BioLebensmittel, die einen nachvollziehbaren Gesundheitsnutzen aufweisen. Demnächst wird es auch ein eigenes Verival Free From-Sortiment geben mit glutenfreien, laktosefreien, eifreien, hefefreien und zuckerfreien Bio-Produkten“, so Haas. Wie man sieht, läuft heute auch bei Bio-Lebensmitteln ohne Mehrwert und Zusatznutzen nicht mehr viel. Bio als alleiniges Verkaufsargument stößt an seine Grenzen. Zu der vergleichsweise jungen Produtkategorie Bio kann man daher sagen: Willkommen in der Welt der „erwachsenen“ Lebensmittel. W Fotos: Vita+ Naturprodukte, Biogast, Sonnentor HANDEL