Schottenfeldgasse 20, 1070 Wien Tel.: 01-37911-633 Fax: 01-31977-40 E-Mail: [email protected] Presse-Hintergrundgespräch: „Wie gesund ist Bio?“, 9. November 2006 in Wien Schadstoffe stören die frühkindliche Entwicklung Ärzte für schadstoff-freie Nahrung empfehlen Bio: gesündere Werte bei Pestiziden, Nitrat, Vitaminen und Mineralstoffen Schadstoffe haben bei Ungeborenen ebenso wie bei Säuglingen und Kleinkindern negative Auswirkungen auf die Entwicklung. Das bestätigen internationale Studien, die die Plattform „Ärzte für schadstoff-freie Nahrung“ am 9. November bei einem Pressegespräch in der Gesellschaft der Ärzte in Wien präsentierte. Eine chronische Belastung mit Schwermetallen, Pestiziden, Herbiziden, industriellen Weichmachern oder Lebensmittelzusätzen im frühen Entwicklungsstadium wirkt sich nachhaltig schädigend auf das Gehirn aus. Die Ärzte für schadstoff-freie Nahrung empfehlen Bio als gesunde Alternative. Denn wenn es um den Pestizidgehalt geht, können sich BioProdukte in wissenschaftlichen Studien eindeutig gegenüber Vergleichsproben aus konventionellem Anbau behaupten. Gute Ergebnisse erzielen Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft auch bei Nitrat, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffe. Schadstoffe stören die Entwicklung des gesamten Organismus. Gerade Ungeborene, Säuglinge und Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr sind durch eine chronische Schadstoffbelastung besonders gefährdet. Der gesamte Organismus befindet sich noch im Entwicklungsstadium, viele Organe wie die Leber und Regelsysteme wie das Immunsystem sind noch nicht ausgereift und daher anfällig für Schäden. Besonders das Gehirn ist den toxischen Substanzen wehrlos ausgesetzt. Die Blut-Hirnschranke, die Schadstoffe üblicherweise von dem sensiblen Organ fernhält, ist noch nicht voll ausgereift. Somit gelangen die Schadstoffe über das Blut ins Gehirn, wo sie je nach Substanz, Dosis und Belastungsdauer unterschiedliche Schäden anrichten können. Aufmerksamkeitsdefizite und schlechtere Gedächtnisleistung durch PCB und DDT So belegen Studien beispielsweise, dass Kinder, die durch die Ernährung der Mutter bereits im Mutterleib PCB (polychloriertem Biphenyl) ausgesetzt waren, später häufiger an Aufmerksamkeitsdefiziten litten und impulsiver waren. Sie fielen durch schlechtere Lernleistungen auf und zeigten Defizite in der Entwicklung des verbalen, bildlichen und auditiven Gedächtnisses. Auch ein Zusammenhang zwischen pränataler Exposition mit dem – mittlerweile in den meisten Industrieländern verbotenem – Insektizid DDT (Dichlordiphenyl-trichlorethan) und neuromotorischer Entwicklung bei Kindern wurde wissenschaftlich bestätigt. Schottenfeldgasse 20, 1070 Wien Tel.: 01-37911-633 Fax: 01-31977-40 E-Mail: [email protected] „Es ist wissenschaftlich evident, dass pränatale und postnatale Belastung mit Schadstoffen die frühkindliche Entwicklung nachteilig beeinflussen kann“, folgert Univ.-Prof. Prim. Dr. Karl Zwiauer, Vorsitzender der Ärzte für schadstoff-freie Nahrung. Die Plattform hat sich deshalb ambitionierte Ziele gesetzt: „Wir wollen Ernährungsweisen und Konsumgewohnheiten in Richtung gesünderer, schadstoffarmer Ernährung nachhaltig verändern. Besonders bei der Ernährung von Kindern und Babys empfehlen wir, auf die Herkunft der Lebensmittel zu achten.“ Bio: Weniger Pestizide und Nitrat, aber ähnlicher Schwermetall-Gehalt „Wir empfehlen Produkte aus biologischer Landwirtschaft. Frei von Schadstoffen sind aber auch diese Lebensmittel nicht“, gibt Zwiauer zu bedenken. Allerdings: Bio-Produkte seien die am stärksten kontrollierten Lebensmittel und damit – speziell für den sensiblen Organismen von Kindern – die beste Variante. Das bestätigt auch die Ernährungsexpertin Univ.-Doz. Dr. Ingrid Kiefer vom Institut für Sozialmedizin der medizinischen Universität Wien, die im Rahmen des Pressegesprächs die erste Übersichtsarbeit über alle relevanten Bio-Studien vorstellte. Mit dem Ergebnis: Bio schneidet in vielen Parametern besser ab als die konventionellen Vergleichsproben. „Ein gesundheitsfördernder Beitrag von Bio ist damit wissenschaftlich evident“, folgert Univ.-Doz. Dr. Ingrid Kiefer, schränkt aber ein: „Man kann nicht sagen: Bio ist generell besser, sondern eben nur in Teilbereichen. Die Ergebnisse der Studienlage ist sehr uneinheitlich.“ So schnitten beispielsweise bei allen Studien, die den Pestizidgehalt untersuchten, die BioProdukte besser ab als die konventionellen Vergleichsproben. Mehr als der Hälfte der untersuchten Studien zeigten, dass Bio-Produkte hinsichtlich ihres Nitratgehaltes unterhalb jenes der konventionellen Produkte lagen. Im Gehalt an Schwermetallen hingegen zeigten sich kaum Unterschiede zwischen Bio und Nicht-Bio. Bio enthält mehr schützende Substanzen „Bio bedeutet nicht nur ein ‚Weniger’ an schädlichen Stoffen, sondern gleichzeitig sehr oft auch ein ‚Mehr’ an gesunden und schützenden Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen“, führt Kiefer weiter aus. Und hier ist Bio wieder Top: der Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren liegt in allen Untersuchungen bei Bio-Milch über jenem von konventionellen Produkten. Der Gehalt an Mineralstoffen und Vitaminen ist in Bio-Lebensmitteln immer höher oder zumindest gleich hoch wie in der konventionellen Vergleichsprobe. Bei den sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, die mit antioxidativer Wirkungen in Zusammenhang gebracht werden, ist Bio eindeutig besser. „Eine Pflanze, die nicht durch ein Pflanzenschutzmittel geschützt wird, muss sich eben selbst schützen“, erklärt Kiefer den erhöhten Gehalt an diesen Stoffen in Nahrungsmitteln aus biologischer Landwirtschaft.