Das Religionspädagogische Studienzentrum Schönberg (RPZ) legt sein neues Veranstaltungsprogram vor. Das Besondere: Zum ersten Mal erscheint ein religionspädagogisches Fort- und Weiterbildungsprogramm, das vom Pädagogisch-Theologischen Institut Kassel (pti) der Ev. Kirche in Kurhessen/Waldeck und dem RPZ der Ev. Kirche in Hessen und Nassau gemeinsam entwickelt und veröffentlicht wird. Lehrkräfte und Pfarrer/innen können sich für alle Veranstaltungen, gleich welcher Anbieter anmelden. Damit ist jenseits der offiziellen Gespräche um und über Kooperation der beiden Landeskirchen und Fusion der religionspädagogischen Institute ein großer und bedeutsamer Schritt in Richtung auf ein gemeinsames Handeln zum Wohle der Unterrichtenden gemacht. Ein Schwerpunkt des Programmes ist das konkrete Einüben der Kompetenzorientierung. Ein anderer Schwerpunkt sind die speziellen angebote für Berufseinsteiger. Die erfolgreiche "Update" Reihe als Online-Lernangebot wird fortgesetzt. Klassiker wie "Abiturtraining", Fachsprechertagungen, die Stille Woche fehlen nicht. Ein neues Thema ist die Lehrergesundheit. Ein neuer Kurs ist "Godly Play". Weitere Themen (eine Auswahl: "Bibel kompetenzorientiert unterrichten", Mit Konfis auf Gottsuche gehen (FEA Angebot), Einübung in Meditation – Was Religionen voneinander lernen können, Studientag: Charles Darwin und die Evolutionstheorie als Thema im Religionsunterricht, Christ-sein und Kirche; Religionsunterricht im Kurs 13.2 / Q 4 (AfL Tagung), Jesusgeschichten mit kreativen Methoden unterrichten (FEA-Angebot), Miteinander unterwegs – Material für die Konfirmandenarbeit (FEA Angebot), Evangelisch und frei: Eine neue Sicht auf Calvin mit Anregungen zu einem kompetenzorientierten Religionsunterricht (AfL Tagung), Update – Online-Fortbildung für die religionspädagogische Praxis - Krankheit und Heilung im Neuen Testament, Passion und Ostern – wie Kinder über Jesus Christus theologisieren, und viele viele viele mehr.... Selbstverständliche werden die Weiterbildungskurse Primarstufe, Seh I und Schulseeslorge weitergeführt. Direktor Uwe Martini schreibt in seinem Vorwort zum neuen Jahresprogramm : „Die Einführung der Bildungsstandards verschärft die alte bedrängende Frage nach Bewertung und Religion und schafft damit eine verstärkte Drucksituation auf die Unterrichtenden im Fach Religion. Bildungsstandards fordern nicht nur eine Benotung, sie erwarten sogar Überprüfbarkeit und Messbarkeit der Ergebnisse, sprich der Fähigkeiten und Kenntnisse, die Schüler im Unterricht erwerben. Auf der anderen Seite geht es im Religionsunterricht eben nicht nur um Themen, die in neutraler Distanz verhandelbar sind, sondern es geht letztlich um Gott und zwar eben nicht als Gegenstand, sondern als ein Subjekt, als Gott, der Leben erhält, verwandelt, schafft, in Frage stellt, fordert und auch nimmt. Dann ist das Wissen, der Glaube und das Reden von diesem Gott immer riskant. Denn es ist nie abgeschlossen und fertig. Es durchdringt die ganze Person und verwandelt den Unterrichtenden in einen Zeugen. Ich kann Religion nur unterrichten, wenn ich als ganze Person dabei bin, mit allen Zweifeln und Anfechtungen, mit all meiner Not aber auch meinem Lob und meinem Dank. Deshalb ist auch der Religionsunterricht mit oder ohne Bildungsstandards immer offen für Unerwartetes: eine besondere persönliche Betroffenheit eines Schülers, eine unplanbare Fragestellung aus einem bestimmten Lebenskontext heraus, eine plötzliche Erkenntnis, ein unerwarteter Widerstand. Weil das menschliche Leben so vielfältig und unwägbar und riskant ist, ist ein Religionsunterricht, der lebensrelevant sein will – und nichts anderes ist der Erwerb von Kompetenzen, für die „Anforderungssituationen des Lebens“ von denen in der Bildungsstandardsdebatte die Rede ist – prinzipiell offen und öffnet eine Raum der Freiheit für persönliche Konfrontation mit dem Glaube an Gott. Wenn dies beherzigt bleibt, kann der Religionsunterricht sich ohne Mühe auf die Bildungsstandards einlassen und davon profitieren. Ein solcher „riskanter“ Religionsunterricht ist dabei immer notwendigerweise konfessionell ausgerichtet. Das Scheitern der Berliner „Pro Reli“ Initiative hat an vielen Orten die alte Diskussion um die Konfessionalität des Religionsunterricht wieder aufleben lassen und gar manche Fachkonfernez und gar manche/n Relilehrer/in in Argumentationsnöte gebracht. Das Adjektiv „konfessionell“ hat dabei nichts zu tun mit institutionellen Machtansprüchen, mit Doktrinen oder kirchlichen Kontrollsystemen. „Konfessionell“ bedeutet hier Verankerung. Die Frage nach Gott, die im Mittelpunkt des Religionsunterrichtes steht, ist verankert im Glauben der jeweiligen Lehrkraft – und das auf höchst unterschiedliche Weise. Und diese Unterschiedlichkeit wird nicht bemessen, sondern führt zu einem großen konfessionellen Reichtum. Von Fulbert Steffensky stammt das Mott: „Lehren heißt zeigen, was man liebt“. Dieser Satz ist für mich die kräftigste und eindeutigste Begründung konfessionellen Religionsunterrichtes. Was liebe ich an den Menschen, am Leben, an mir, an Gott? Diese Frage muss sich ein/e Religionslehrer/in stellen. Bei meiner Ordination zum Pfarrer gab mir einer der Assistenten während der Ordinationshandlung mir folgenden Spruch mit in meine Existenz als Pfarrer hinein: „Wenn du Menschen dazu bringen willst, ein Schiff zu bauen, lehre sie das Meer zu lieben“. Das vorliegende Schönberger Programm will dazu einen Beitrag leisten: Stärkung des konfessionellen Religionsunterrichtes, Stärkung der Unterrichtenden als Zeugen des Glaubens, Stärkung des Religionsunterrichtes als ordentliches Lehrfach im System der Bildungsstandards. Wir möchten Sie darin unterstützen und Sie ermutigen, Ihre Schülerinnen und Schüler zu lehren, „das Meer zu lieben“.