Oekumenischer Kreuzweg an Karfreitag 2017 (14. 4. 2017, 12.00 Uhr) GEH-DENKEN Historische Bildstöcke in Geyen Eröffnung in St. Cornelius: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Paulus schreibt im 1. Korintherbrief (1,18): Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft. Gebet: Unser Gott, wir denken heute an den Weg Jesu zum Kreuz – an sein Leiden und Sterben. Wir begegnen dem Leiden und Sterben auf Schritt und Tritt: In unserer Familie, unserer Straße, unserer Gemeinde – an so vielen Stellen in unserer Welt. Manche von uns haben schon selbst Kreuzwege gehen müssen in ihrem Leben, haben Bitteres erlebt und Hartes erfahren, sind lebendig schon Tode gestorben. Jesus hat sich ans Kreuz nageln lassen. Viele Menschen damals haben es nicht verstanden Und viele verstehen es auch heute nicht. Hilf uns, dem Anblick des Kreuzes standzuhalten, dass wir vor dem Leiden nicht fliehen in Ablenkung und Zerstreuung, nicht ausweichen in einfache Lösungen oder schnelle Schuldzuweisungen. Sende uns, um zu geh-denken; Segne uns, wenn wir nachdenken; schütze unseren Weg. Lied: Mit Jesus wollen wir gehen den Weg hinaus aus der Stadt. Mit Jesus wollen wir gehen den Weg, der Schmerzen macht. Auszug aus der Kirche 1. Station: Fränkisches Kreuz – Taufauftrag (Friedhofsmauer gegenüber dem Ausgang der Kirche) Vorstellung des historischen Kreuzes Eröffnungsvers: V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst. Bibelauszug: Der auferstandene Christus sprach zu seinen Jüngern: Mir ist gegeben alle Gewalt (Vollmacht) im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie zu halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Mt 28,18-20) Meditation: Die Mönche, die sich bis hierher nach Geyen auf den Weg gemacht haben, haben den Taufbefehl Jesu wörtlich und sehr ernst genommen. Sie lebten den Auftrag, zu taufen – sie fühlten sich berufen, den zu taufen, der dem Wort und Geist Jesu folgen möchte und Teil der christlichen Gemeinschaft werden will. Was mögen die heidnischen Germanen im Geyen des 6. Jahrhunderts nach der Taufe empfunden haben? Fühlten sie sich frei, obwohl sie einem Lehnsherren verpflichtet waren? Fühlten sie sich frei, weil sie mit der Taufe das Versprechen der Vergebung der Sünden empfangen haben? Konnten sie ihren Glauben frei leben oder wurden sie wegen des Glaubens, den sie angenommen haben, verfolgt und aus der Gemeinschaft ausgegrenzt. Jeder Getaufte ist durch die Taufe im Geist eins geworden mit Juden oder Christen, Sklaven oder Freien. Alle sind meine Geschwister in der weltweiten Familie aller Menschen. So hat es Paulus im 1. Korinther-Brief (Kapitel 12, Vers 13) geschrieben. Mit der Taufe ist jeder aufgerufen, seinen Lebensweg an Christus auszurichten. Das ist mehr als nur eine Kirchen-Mitgliedschaft. Es bedeutet in allen Gedanken, Worten und Werken sich auszurichten an der frohen Botschaft und dem Gebot der Nächstenliebe. Es kann nicht bedeuten, dass ich meinem Nächsten im Sinne eines fundamentalistischen Glaubensverständnisses vorschreibe, was er zu denken hat und wie er sich zu verhalten hat. Leider berichten aber die Kreuzzüge, die Judenverfolgungen, die Entführungen des Boko Haram oder der jüngste Anschlag in London über gerade diese Taten, die den Anderen nicht respektieren. Das können wir nicht unwidersprochen weiter wirken lassen. Gebet: Allmächtiger Gott, lass mich jeden Tag aufwachen in dem Bewusstsein, dass ich durch die Taufe rein gewaschen und gerettet wurde. Du hast mich berufen, diesen Glauben zu bezeugen. Gütiger Vater, hilf mir in jedem Menschen ein Geschöpf von dir und von deinem Ebenbild zu sehen. Du hast uns aufgefordert, deine Schöpfung zu bewahren. So lass uns diese Aufgabe ernst nehmen. Liebender Gott, ich vertraue, dass es den Menschen möglich ist, in Frieden miteinander zu leben, und so gib mir den Mut, als Kämpfer für den Frieden durch mein Leben zu gehen. Amen Schlussvers: V: Gott, deine Wege sind nicht unsere Wege, und deine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. (nach Jesaja 55) A: Erbarme dich über uns und die ganze Welt. Lied: Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so steinig und schwer. Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so trostlos und leer. 2. Station: Domkreuz – Geh-Denken (Ecke Mittelstraße/Am Domkreuz) Vorstellung des Bildstocks Eröffnungsvers: V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst. Bibelauszug: Der Evangelist Lukas berichtet über das erste Auftreten Jesu im damaligen Dom, dem Tempel in Jerusalem: Und es begab sich nach drei Tagen, da fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich über seinen Verstand und seine Antworten. Und als sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: „Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“ Und er sprach zu ihnen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte. (Lukas 2, 46-50) Meditation: Jesus war - im Alter von ca. zwölf Jahren - mit seinen Eltern und vielen aus ihrer Dorfgemeinschaft zum Passahfest nach Jerusalem gepilgert. Anlässlich dieser Pilgerreise ging Jesus anscheinend verloren und wurde im Tempel wiedergefunden, dem Ort, der seines Vaters ist, wie der Bibelvers von Lukas belegt. Bei dem Passahfest in Jerusalem begehen die Juden jedes Jahr die rituelle Erneuerung des Auszuges des Volkes Israel aus Ägypten. Sie wandern in größeren Gemeinschaften nach Jerusalem, zu Fuß natürlich. Sie tun dies im GEDENKEN an die historische von Gott geleitete Geschichte Ihres Volkes. Heute nennen wir das PILGERN, und das hat, wie wir aus der Bibel schon im Alten Testament lernen, bereits eine jahrtausendalte Tradition. Das Pilgern verbindet das GEHEN mit dem DENKEN, also unser Motto GEH-DENKEN. Die Psalme 121 bis 134 sind allesamt Gebete, die für die historische Pilgerreise nach Jerusalem entstanden sind, damals vermutlich sogar gesungen wurden, und in vielen ihrer Aussagen auch heute noch gelten. Pilgern verbindet körperliche Anstrengung und Entbehrungen mit Abkehr vom Alltäglichen, mit frei gewählter Einsamkeit, mit Einkehr ins eigene Selbst, mit Denken, Nachdenken, Meditation und Tagträumen, und mindestens bei gläubigen Menschen mit dem Ziel, Gott zu erkennen und Gott zu finden. Das Ziel des Pilgerweges zu erreichen, gibt dem Pilgernden das Glück und die Gewissheit, der Erkenntnis Gottes deutlich näher gekommen zu sein. Auch unser heutiger Kreuzweg ist im Grunde eine Pilgerreise, wenn auch eine sehr kleine und überschaubare. Sie hat aber alle Merkmale einer Pilgerreise: wir gehen, wir gedenken der Leidensgeschichte Jesu, wir denken über uns und Gott nach, wir wollen uns Gott nähern. Wir GEHEN und DENKEN. Schlussvers: V: Gott, deine Wege sind nicht unsere Wege, und deine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. (nach Jesaja 55) A: Erbarme dich über uns und die ganze Welt. Lied: Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so steinig und schwer. Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so trostlos und leer. __________________________________________________________________________________ 3. Station: Neukirchenkreuz – Geschwisterliebe (Ecke Frechener Straße/Buschbeller Straße) Vorstellung des Bildstocks Eröffnungsvers: V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst. Bibelauszug: Worte aus Psalm 133: Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! Es ist wie das feine Salböl auf dem Haupte Aarons, das herabfließt in seinen Bart, das herabfließt zum Saum seines Kleides, wie der Tau, der vom Hermon herabfällt auf die Berge Zions! Denn dort verheißt der HERR Segen und Leben bis in Ewigkeit. Meditation: Anders als die Geschichte der Neukirchen-Brüder konfrontiert uns die Bibel, besonders das Alte Testament, mit anderen Bruder-Geschichten: Da ist Kain, der seinen Bruder Abel erschlägt, weil er meint, Gott habe diesen bzw. dessen Opfergabe bevorzugt. Als Gott ihn fragt, wo sein Bruder sei, antwortet Kain: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein? Da ist Jakob, der seinem älteren Bruder Esau gegen ein Linsengericht das Erstgeborenenrecht abluchst und sich später betrügerisch den Segen des Vaters erschleicht, der eigentlich dem Erstgeborenen zusteht. Da ist Josef, der von seinen Brüdern in eine Grube geworfen und dann an eine vorüberziehende Karawane verkauft wird. Immer scheint es darum zu gehen, dass Brüder um die Gunst des Vaters kämpfen und annehmen, sie könnten sich in Vorteil bringen, wenn sie den verhassten Nebenbuhler vernichten. Und dann gibt es für diesen Kain, den verschlagenen Jakob, die Brüder des Josef keine Bestrafung. Im Gegenteil: diese Geschichten enden immer mit der Erkenntnis, dass die Liebe des Vaters, Gottes Liebe offenbar nicht nur denjenigen zuteil wird, die sich gerecht verhalten. Hier stehen wir an einem Wegekreuz, das ein Bruder in Erinnerung an seinen verstorbenen Bruder errichten ließ, an einem Zeugnis der Zuneigung und des Versuchs, die Erinnerung an den Bruder lebendig zu halten. Das Denkmal ist nach Köln ausgerichtet, verweist also auf die gemeinsamen Wurzeln der Brüder. Lasst uns in ökumenischer Geschwisterlichkeit wie die Brüder Neukirchen auf unsere gemeinsamen Wurzeln blicken: unseren gemeinsamen Glauben an einen Gott und die Erlösung durch den Kreuzestod seines Sohnes. In Respekt und Fürsorge füreinander kann sich erfüllen, was in Psalm 133 steht: Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! Schlussvers: V: Gott, deine Wege sind nicht unsere Wege, und deine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. (nach Jesaja 55) A: Erbarme dich über uns und die ganze Welt. Lied: Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so steinig und schwer. Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so trostlos und leer. 4. Station: Bildstock – Licht für die Welt (Ecke Manstedtener Straße/von-Graß-Straße) Vorstellung des Bildstocks Eröffnungsvers: V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst. Bibelauszug: Bei der Darstellung Jesu im Tempel, acht Tage nach seiner Geburt, spricht Simeon: »Herr, nun kann ich in Frieden sterben! Wie du es mir versprochen hast, habe ich den Retter gesehen, den du allen Menschen geschenkt hast. Er ist ein Licht, das den Völkern Gott offenbaren wird, und er ist die Herrlichkeit deines Volkes Israel!« (Lk 2, 2932) Meditation: Geht uns ein Licht auf? Hier an diesem Bildstock? In dieser Darstellung der Weihnachtsgeschichte? Musste Jesus nicht geboren werden, um uns Menschen das Heil zu bringen? Musste Jesus nicht leiden und sterben, um uns Menschen das Heil zu bringen? Und ist Jesus nicht auferstanden, weil er uns das Heil gebracht hat? Schlussvers: V: Gott, deine Wege sind nicht unsere Wege, und deine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. (nach Jesaja 55) A: Erbarme dich über uns und die ganze Welt. Lied: Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so steinig und schwer. Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so trostlos und leer. __________________________________________________________________________________ 5. Station: Friedrichskreuz – Königswürde (Friedhof Pfarrer-Schlick-Straße) Vorstellung des Bildstocks Eröffnungsvers: V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst. Bibelauszug: Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den er von den Toten auferweckt hatte. Dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Martha bediente und Lazarus war unter denen, die mit Jesus bei Tisch waren. Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt. (Joh. 12,1-3) Meditation: Maria, voll Dankbarkeit für Jesus, der ihren Bruder Lazarus auferweckt hat, erweist Jesus ihre zärtliche Liebe, in dem sie sich ihm ganz persönlich zuwendet und ihn mit kostbarem Öl berührt und salbt. Wohl mehr intuitiv ahnt sie, dass ein schwerer Weg vor ihm liegt und will ihn durch ihre liebevolle, verschwenderische Geste ermutigen und stärken. Das ganze Haus ist erfüllt vom Duft dieser Liebe. Und - ohne es zu wissen, nimmt sie damit die Salbung vorweg, die Frauen am Ostermorgen zum Grab Jesu führt, und die überrascht feststellen: das Grab ist leer, der Herr ist auferstanden! Aber - Welch eine Verschwendung! – Verschwendung? Jesus nimmt die Frau sofort in Schutz: Sie hat mir gut getan! Und - Ihr habt mich nicht immer bei euch! Im Angesicht der Todesbedrohung ist in diesem Augenblick keiner der Jünger Jesus so nahe wie diese Frau. Kann man Liebe wirklich verschwenden? Auch heute noch ist die Heilwirkung von Salben bekannt. Damals war die Salbung auch eine Ehrerbietung, da gute aromatische Salben oft teuer waren. Sie drückt Würde aus. Könige, Priester und Propheten wurden durch Salbung in ihr Amt eingesetzt. Der erwartete Retter, Jesus, wird als Gesalbter des Herrn, als Messias, als Christus bezeichnet. Die Salbung mit Chrisam, die wir bei der Taufe erfahren, ist ein Zeichen für die Gabe des Heiligen Geistes. Wir sind Gottes Ebenbild, seine geliebten Söhne und Töchter und erhalten so Anteil an dieser Königswürde. Gebet: Gütiger Gott, indem immer mehr Liebe in der Welt freigesetzt wird, findet eine wunderbare Heilung statt. Sie ist wie Balsam, den man in Wunden gießt, der heilt und ganz macht an Leib und Seele. Barmherziger Gott, öffne unsere Herzen für deine Liebe und mache jeden Einzelnen von uns zu Zeugen dieser Liebe in der Welt, dort, wo du uns hingestellt hast. Schlussvers: V: Gott, deine Wege sind nicht unsere Wege, und deine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. (nach Jesaja 55) A: Erbarme dich über uns und die ganze Welt. Lied: Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so steinig und schwer. Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so trostlos und leer. __________________________________________________________________________________ 6. Station: Bildstock Domkapitelweg – Wenn der Hahn kräht (Wendehammer Domkapitelweg) Vorstellung des Bildstocks Eröffnungsvers: V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst. Bibelauszug: „Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir. Denn es steht geschrieben: ‚Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.‘ […] Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sich auch alle an dir ärgerten, so will ich doch mich nimmermehr ärgern. Jesus sprach zu ihm: Wahrlich ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Petrus sprach zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste, so will ich dich nicht verleugnen. Desgleichen sagten auch alle Jünger.“ (Mt 26, 31-35) Meditation Der Hahn kräht. In unterschiedlichen Auffassungen, die Menschen von der Bedeutung des Hahns haben, tut er dies aus vielerlei Motiven: Symbolisiert der schwarze Hahn Tod und Teufel, so warnt der rote Hahn vor Feuersbrunst. Der Hahn ist Orakeltier schlechthin, das vor allem mit seinem Krähen vorauskündet. Es kündigt den Tag an und verscheucht die Dämonen der Nacht. In frühchristlicher Deutung gilt der Hahn, der Künder des Tages, als Auferstehungssymbol und als Symbol für die Wiederkunft Christi am Jüngsten Tag. Der häufig auf Kirchturmspitzen angebrachte, wegen seiner hohen Position als erster von den Sonnenstrahlen berührte, meist goldene Wetterhahn symbolisiert den Sieg des Lichtes über die Macht der Finsternis. Der Hahn ist Grenzwächter; dies ist räumlich zu verstehen, aber auch im übertragenen Sinne; er wacht über die Grenze zwischen Dunkelheit und Helle, ist Wächter zwischen dem Unbewussten und Bewussten. Der Hahn warnt vor Glaubensverrat und mahnt zu Umkehr: „… ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“, sagt Jesus zu Petrus. Jesus selbst mag durch den Hahn symbolisiert sein als Künder und Mahner vor (Selbst-)Verleugnung, mangelnder Zivilcourage, unsicherem Bekennermut und fehlender Wachsamkeit. Noch auf dem Weg vom Abendmahl zum Garten Gethsemane hatte Petrus das Maul sehr voll genommen und sich - ohne konkretes Wissen um die bevorstehende Bedrohung - leidenschaftlich zu Jesus bekannt. Im Hof des Kaiphas verleugnet er Jesus aus Sorge um sein eigenes Leben dreimal. Dann kräht der Hahn. Er warnt ihn nicht, bevor es dazu kommt, sondern gemahnt ihn, nachdem er schuldig geworden ist. Petrus begreift seine Treu- und Mutlosigkeit nicht nur Jesus gegenüber, sondern auch hinsichtlich der Verleugnung seiner Selbstachtung. Sein Schuldigwerden leugnet er nicht: „Er ging hinaus und weinte bitterlich.“ Schlussvers: V: Gott, deine Wege sind nicht unsere Wege, und deine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. (nach Jesaja 55) A: Erbarme dich über uns und die ganze Welt. Lied: Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so steinig und schwer. Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so trostlos und leer. ___________________________________________________________________________ 7. Station: Schutzengelkapelle – Der Zöllner Zachäus (Manstedtener Straße, Ortsausgang Geyen in Richtung Pulheim) Vorstellung des Bildstocks Eröffnungsvers: V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst. Bibelbezug Im Lukasevangelium (Lk 19) ist sie beschrieben, die Begegnung des reichen Oberzöllners Zachäus mit Jesus; Jesus‘ Besuch in seinem Haus, begleitet vom Murren der Bevölkerung, und die wundersame Läuterung, die schließlich mit dem Zöllner geschah. Meditation Das Gleichnis vom Zöllner Zachäus ist eine Geschichte vom Offensein und vom Berührt werden. Es ist eine Geschichte von der Kraft der bedingungslosen Liebe Gottes, die alles und jeden im rechten Licht zu sehen und dadurch alles zu wandeln vermag. Auf seinem letzten Wegstück von Jericho nach Jerusalem sieht Jesus Zachäus auf einem Maulbeerfeigenbaum sitzen. Jesus sieht Zachäus. Er sieht ihn, wie er alle Menschen sieht: Durch die Augen der allumfassenden Liebe Gottes. So sieht der Sohn Gottes durch die Verfehlungen des Zöllners hindurch, in jenen reinen, göttlichen Teil, der in jedem Menschen leuchtet, ungeachtet dessen, auf wie viel Dunkelheit er sich eingelassen hat. So spürt Jesus auch, dass die Zeit der Wandlung für den Zöllner gekommen ist, und kündigt seinen Besuch in dessen Haus an. Zachäus seinerseits war nicht nur bereit für die Begegnung mit Jesus, er zeigte es auch: Um Jesus wirklich sehen zu können, kletterte der kleine Mann auf einen Maulbeerfeigenbaum. So sah er und wurde gesehen. „Und danach nahm Zachäus Jesus auf mit Freuden“, heißt es - in sein Haus gleichermaßen wie in sein Herz. Dort konnte die Liebe Gottes wirken und Zachäus zu dem machen, was er ist: Ein Sohn Gottes, der in Liebe handelt, wo vormals Egoismus und Habgier regierten. Als Söhne und Töchter Gottes, als Schwestern und Brüder Jesu Christi können wir einander Gleiches tun und unsere Welt zum Besseren wenden: Lasst uns durch die Verfehlungen unserer Nächsten hindurch sehen in ihr Herz – so wie Jesus es uns vormachte. Und lasst uns offen sein für die, die in unser Herz schauen, auf dass wir einander berühren und heilen können. Denn so sprach Jesus: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater. (Johannes 14,12) Amen Schlussvers: V: Gott, deine Wege sind nicht unsere Wege, und deine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. (nach Jesaja 55) A: Erbarme dich über uns und die ganze Welt. Lied: Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so steinig und schwer. Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so trostlos und leer. ___________________________________________________________________________ 8. Station: St. Cornelius – Abendmahl Eröffnungsvers: V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. A: Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst. Bibelauszug: Als die Stunde gekommen war, begab er sich mit den Aposteln zu Tisch. Und er sagte zu ihnen: Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen. Denn ich sage euch: Ich werde es nicht mehr essen, bis das Mahl seine Erfüllung findet im Reich Gottes. Und er nahm den Kelch, sprach das Dankgebet und sagte: Nehmt den Wein und verteilt ihn untereinander! Denn ich sage euch: Von nun an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes kommt. Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird. (Lk 22, 14-20) Meditation: Ein bitterer Kelch, den Jesus da trinken wird und doch ein Kelch des Heils… Auf der einen Seite sich sorgende Gesichter, sie denken an Abschied und Schmerz, auf der anderen Seite Vertrautheit und die Freude des Beisammen-Seins. Das Abendmahlmotiv ist ein Bild für den Glauben: Verfolgt und geflüchtet verstecken sich die Jünger. Ängstlich und unsicher blicken sie in die Zukunft. Jesus erzählt von Verrat und Tod. Nun bleibt ihnen das gemeinsame Mahl. Das wollen sie noch genießen. Jesus macht Hoffnung: Wir bleiben in Verbindung über die Erinnerung und die Liebe. Damals wie heute. Nach der Trauer ist Freude. Gott macht das möglich. Darauf vertrauen ist Glauben. Ist Karfreitag noch die Erfahrung von Verlust, Angst und Tod, so ist Ostern das Wiedersehen mit der lebendigen Liebe Gottes, ist die Hoffnung auf ein Wiedersehen nach dem Tod. Wir halten die furchtbaren Momente aus, in der Hoffnung letztendlich gehalten zu sein… so ist Ostern der Lichtblick: Glück ist möglich – in diesem Leben und darüber hinaus. Gebet: Barmherziger Gott, lass uns eine persönliche Antwort auf Deinen Ruf geben. Lenke unseren Blick weg von unserem Mangel auf deine Fülle. Lass uns fantasievoll glauben, begeistert hoffen, trotz aller Dunkelheit entschieden das Gute tun. Gib, dass wir uns berufen fühlen, die neue Welt Gottes entstehen zu lassen aus unserer Verwandlung, die du uns schenkst. Schlussvers: V: Gott, deine Wege sind nicht unsere Wege, und deine Gedanken sind nicht unsere Gedanken. (nach Jesaja 55) A: Erbarme dich über uns und die ganze Welt. Lied: Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so steinig und schwer. Mit Jesus wollen wir gehen den Weg so trostlos und leer. ___________________________________________________________________________ Gebet: Das Kreuz Jesu Christi durchkreuzt, was ist und macht alles neu. Was keiner wagt, das könnt ihr wagen! Was keiner sagt, das sagt heraus! Was keiner denkt, das wagt zu denken! Was keiner anfängt, das führt aus! Wenn keiner JA sagt, sollt ihr’s sagen! Wenn keiner NEIN sagt, sagt doch Nein! Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben! Wenn alle mittun, steht allein! Des Kreuz Jesu Christi durchkreuzt, was ist und macht alles neu. (nach Lothar Zenetti) Gemeinsames Gebet Vater unser … Segen Der gekreuzigte Gott begleite euch auf allen euren Wegen. Er erfülle euer Leben mit seiner Kraft. Dann könnt ihr kämpfen, ohne hart zu werden; Dann könnt ihr Niederlagen hinnehmen, ohne euch selbst aufzugeben; dann werdet ihr nicht zerbrechen, wenn ihr leiden müsst; dann müsst ihr euch nicht selbst verachten, wenn ihr schuldig werdet. So segne euch der Gott des Lebens Vater, Sohn und Heiliger Geist. Lied: //: Laudate omnes gentes laudate dominum :// Anmerkung: Das Textheft, das Sie in Händen halten, versammelt nur die Texte und Liedstrophen, die Sie für Ihre Orientierung und Ihr Mitmachen benötigen. Bei den anderen Texten (Bibelzitate, Meditation und Gebete) verzichten wir auf einen Abdruck und setzen auf Ihre Zuhörbereitschaft. Sie können aber alle gehörten Texte nachlesen. Sie finden Sie auf den Internetseiten der beiden Kirchengemeinden: http://gemeinden.erzbistum-koeln.de/seelsorgebereich-brauweiler-geyensinthern/Pfarreien oder www.ev-gemeindehaus.de oder www.kirchenladen-sinthern.de Sollten Sie keine Möglichkeit haben, diese Seiten im Internet aufzusuchen, so stellen Ihnen die Mitglieder des Vorbereitungsteams gerne ihre Texte zur Verfügung.