Kein Aufschwung in der Eurozone in Sicht: Hat die Geldpolitik der

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2. OKTOBER 2014
60
55
2%
50
0%
45
-2%
40
BIP-Wachstum (y/y)
PMI Dienstl. (r.S.)
Jan 15
Jan 13
Jan 11
Jan 09
Jan 07
Jan 05
30
Jan 03
-6%
Jan 01
35
Jan 99
-4%
PMI verarb. Gewerbe (r.S.)
Wir glauben, dass diese Argumentation zu kurz greift.
Natürlich sind auch wir von den schwachen Konjunkturdaten überrascht, dennoch sollte man sich immer vor Augen
halten, dass die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes
oder einer Region nicht allein von der Geldpolitik beeinflusst wird. Auch die Fiskalpolitik und die Standortpolitik
(Stichwort: Wettbewerbsfähigkeit und Reformen) spielen
eine wichtige Rolle und sind für die Wachstumsperspektiven einer Volkswirtschaft ebenso entscheidend.
Bevor der Euro im Jahr 1999 in elf Ländern als Buchgeld
und dann im Jahr 2002 in zwölf europäischen Staaten
(Griechenland trat 2001 der Eurozone bei) als Bargeld
eingeführt wurde, verständigten sich die europäischen Politiker vor allem auf Drängen Deutschlands dazu, feste Regeln für die Geld- und Fiskalpolitik einzuführen. So ist
beispielsweise in Artikel 127 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEU-Vertrag) geregelt, welche Aufgaben die EZB zu verfolgen hat: „Das
vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (im Folgenden ,ESZB‘) ist es, die Preisstabilität zu
gewährleisten.“ Weiter heißt es dort: „Soweit dies ohne
Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist,
unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in
der Union, um zur Verwirklichung der in Artikel 3 des
Vertrags über die Europäische Union festgelegten Ziele der
Schuldenquoten (in % des BIP) im internationalen Vergleich
300
244
250
200
175
135
150
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50
75
99
51
43
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30
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96
57
23
17
0
1980
1990
2000
2012
Spanien
4%
Italien
65
Griechenland
6%
Die einzuhaltenden „Spielregeln“ für die Fiskalpolitik wurden schon 1992 in den Maastrichter Verträgen unter dem
Stichwort „Konvergenzkriterien“ geregelt. Mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt von 1997 wurden die Vereinbarungen für die finanzpolitische Stabilität um Sanktions- und
Ausnahmeregeln ergänzt. Den Kern dieser Regeln machen
die Obergrenzen für das jährliche Haushaltsdefizit von 3%
und für die gesamten öffentlichen Schulden von 60% in
Relation zur Wirtschaftsleistung (gemessen am nominalen
Bruttoinlandsprodukt) eines Landes aus. Vielen Politikern,
aber auch manchen Ökonomen ist nicht klar, dass diese
Kriterien auf die heutigen wirtschaftliche Realitäten so
nicht mehr anzuwenden sind. Dies wird deutlich, wenn man
sich mit der Schuldenarithmetik beschäftigt, die notwendig
ist, um die geforderten Kriterien gleichzeitig einzuhalten.
Japan
Eurozone: Einkaufsmanagerindex und BIP-Wachstum
Union beizutragen.“ Die Europäische Union hat in diesem
Artikel verschiedene Ziele festgelegt, unter anderem die
nachhaltige Entwicklung Europas auf der Grundlage eines
ausgewogenen Wirtschaftswachstums und von Preisstabilität sowie eine in hohem Maße wettbewerbsfähige soziale
Marktwirtschaft, die auf Vollbeschäftigung und sozialen
Fortschritt abzielt. Preisstabilität ist somit nicht nur das
vorrangige Ziel der Geldpolitik der EZB, sondern auch ein
Ziel der Europäischen Union als Ganzes. Der Vertrag über
die Arbeitsweise der Europäischen Union und der Vertrag
über die Europäische Union stellen also eine klare Rangfolge der Ziele für das Eurosystem auf, wobei aus ihnen
deutlich hervorgeht, dass Preisstabilität der wichtigste Beitrag ist, den die Geldpolitik zu einem günstigen wirtschaftlichen Umfeld und einem hohen Beschäftigungsniveau
leisten kann. Wirtschaftswachstum selbst ist aber dem Vertragswortlaut nach kein unmittelbares Ziel der Geldpolitik.
USA
Die Erwartung, dass sich die wirtschaftliche Lage in der
Eurozone in diesem Jahr verbessert, hat sich bislang nicht
erfüllt. Wirft man einen Blick auf die jüngsten Frühindikatoren, entsteht zudem der Eindruck, dass die konjunkturelle
Dynamik in den meisten Ländern schon wieder dabei ist,
sich abzuschwächen. Es gibt nicht wenige Marktteilnehmer, die vor dem Hintergrund dieser Entwicklung der Meinung sind, dass die Europäische Zentralbank mit ihrer
Geldpolitik gescheitert ist. Denn wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trotz einer anhaltenden Niedrigzinspolitik (die zuletzt sogar zu einer Nullzinspolitik mutiert ist) und des Einsatzes immer neuer geldpolitischer
Maßnahmen nicht verbessern, kann das Urteil über die
Geldpolitik doch nur negativ ausfallen. Oder?
STRATEGIE
Eurozone
Kein Aufschwung in der Eurozone in Sicht: Hat
die Geldpolitik der EZB versagt?
UND
Deutschland
KONJUNKTUR
2014e
Die gewählte Schuldenobergrenze von 60% wurde in gewisser Weise willkürlich gewählt, weil sie dem durchschnittlichen Schuldenstand in der EU Anfang der 90er
Jahre entsprach. Damit diese Obergrenze beibehalten werden konnte, mussten dann noch die „richtigen“ Größenordnungen für die bestimmenden Variablen Haushaltsdefizit
und Wirtschaftswachstum gefunden werden. Dies ist vergleichsweise einfache Mathematik, denn die Schuldenquote
(also die Schulden in Relation zur Wirtschaftsleistung) wird
bestimmt durch das Verhältnis des Haushaltsdefizites zum
M.M.WARBURG & CO MAKRO-RESEARCH
1
KONJUNKTUR UND STRATEGIE
nominalen Wirtschaftswachstum. Auch für das Wachstum
orientierte sich die Politik an den damaligen Erfahrungswerten: Das reale Wirtschaftswachstum lag in vielen Ländern in den 1980er Jahren bei rund 3%, die Inflationsrate,
die eingehalten werden sollte, bei 2%; daraus resultierte die
Annahme eines nominalen Wachstums von 5%. Unter
dieser Voraussetzung durfte das Haushaltsdefizit maximal
3% betragen, dann würde sich die Schuldenquote im
Gleichgewicht bei 60% einpendeln (3%/5%=0,6).
Doch im Vergleich zu den 1980er oder 1990er Jahren sind
die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen heute ganz andere. So dürfte das Potenzialwachstum, also das langfristige
reale Wirtschaftswachstum in der Eurozone, nur noch bei
rund 1% liegen, was vor allem auf das geringe (bzw. negative) Bevölkerungs- und Produktivitätswachstum zurückführen ist. Bei einer Inflationsrate von 2% würde sich also
nur noch ein nominales Wirtschaftswachstum von 3% errechnen, so dass die gleichgewichtige Schuldenquote bei
einem Haushaltsdefizit von 3% auf 100% ansteigt
(3%/3%=1). Um die Schuldenquote wieder auf 60% zu
bringen, müsste das Haushaltsdefizit in diesem Fall auf
1,8% sinken (1,8%/3%=0,6). Zudem liegt die Inflationsrate
in der Eurozone heute weit unter der Marke von 2%. Würde
sie im Mittel bei 1% liegen, ergäbe sich bei einem realen
Wachstum von 1% ein nominaler Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 2%. Damit aber würde bei einem Haushaltsdefizit von unverändert 3% die Schuldenquote im Gleichgewicht auf 150% ansteigen (3%/2%=1,5)! Um die Vorgabe
des Stabilitäts- und Wachstumspaktes einhalten zu können,
müsste das Haushaltsdefizit dann sogar auf 1,2% reduziert
werden. Genau hieran zeigt sich die Schwäche der vertraglichen Fixierung von fiskalischen Kriterien: In einer Phase
ohnehin schwachen Wachstums muss der Staat zusätzlich
sparen, so dass es zu einem Teufelskreis aus immer weniger Wachstum und damit auch immer weniger Preisdruck
kommt. Eine antizyklische Fiskalpolitik ist nicht mehr
möglich, das starre Festhalten an diesen Kriterien führt in
die Krise.
Nun könnte man einwenden, dass die Politik durchaus noch
andere Möglichkeiten außerhalb der Fiskalpolitik hätte, um
etwas für das wirtschaftliche Wachstum zu tun. Hierbei
stehen vor allem Reformen im Fokus. Allerdings sollte
jedem klar sein, dass das gleichzeitige Reformieren und
Konsolidieren kaum zu bewerkstelligen sind. Diese Erfahrungen hat auch Deutschland unter seinem damaligen
Kanzler Gerhard Schröder und unter Finanzminister Hans
Eichel machen müssen. Denn als die „Agenda 2010“ auf
den Weg gebracht wurde, geschah dies zu einer Zeit, in der
sich die deutsche Wirtschaft in einer anhaltenden Krise
befand. 2002 stagnierte das deutsche BIP; 2003, das Jahr,
in dem die Agenda 2010 von der damaligen rot-grünen
Bundesregierung beschlossen wurde, ging die reale Wirtschaftsleistung sogar um 0,7% zurück; 2004 und 2005 gab
es jeweils nur geringe Steigerungsraten von 0,7% bzw.
0,9%. In dieser Zeit haftete Deutschland – vor allem in der
angelsächsischen Welt – das Etikett „kranker Mann Europas“ an.
Dass Deutschland in keinem dieser Jahre das 3%Defizitziel einhalten konnte, kann kaum überraschen. Al2
lerdings hatte Deutschland in dieser Zeit einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zu den Ländern, denen heute
ein Reformstau attestiert wird. So war die konjunkturelle
Verfassung der europäischen Nachbarn als auch der gesamten Weltwirtschaft wesentlich robuster als es heute der Fall
ist. Oder um im Bild zu bleiben: Die heutigen „kranken
Männer Europas“ (Frankreich, Italien, Griechenland, …)
haben einen Marathonlauf begonnen, um ihre Staatshaushalte und ihre Volkswirtschaften zu sanieren. Es fehlt jedoch der konjunkturelle Rückenwind einer wachsenden
Weltwirtschaft. Und da die fiskalischen Kriterien, die es
einzuhalten gilt, Nominalgrößen sind, mach ihnen zusätzlich die geringe Inflation bzw. die in einigen Ländern anzutreffende Deflation Probleme. Deutschlands Sanierungsmarathon Anfang des neuen Jahrtausends fand mit Rückenwind statt und führte bergab. Der Marathon, den die Länder
der Peripherie heute zurücklegen müssen, findet hingegen
bei Gegenwind statt und führt auch noch bergauf. Ob die
Läufer jemals ins Ziel kommen werden und diesen Lauf
überleben?
Da das Korsett der europäischen Verträge für die gegenwärtige Wirtschaftslage unseres Erachtens zu eng gestrickt
ist, halten wir das Vorgehen der Europäischen Zentralbank
für gerechtfertigt, mit allen zur Verfügung stehenden geldpolitischen Maßnahmen die Voraussetzungen für mehr
Wachstum und weniger Deflation zu schaffen. Zugegebenermaßen hat die Notenbank hierfür bereits tief in die geldpolitische Trickkiste gegriffen und dabei auch die Grenzen
ihres Mandats weit gedehnt. Die Anfang September erfolgte Zinssenkung von 0,15% auf 0,05% wurde zwar von
vielen als ökonomisch unsinnig abgetan, sie war aber notwendig, um im Vorfeld der TLTROs die noch vorhandenen
Zinsänderungserwartungen aus dem Markt zu nehmen.
Auch das weitere Absenken des Einlagezinses auf -0,20%
hat viel Kritik nach sich gezogen. Allerdings hätte eine
weitere Verengung des Abstands zwischen Hauptrefinanzierungssatz und Einlagezins die Anreize der Geschäftsbanken für ein Engagement am Interbankenmarkt deutlich
reduziert.
Auch die Aufkaufprogramme für ABS-Papiere und das
Covered-Bonds-Programm machen unseres Erachtens Sinn,
weil dadurch die Bankbilanzen direkt entlastet werden
können und somit das Hauptziel der EZB, die Kreditvergabe durch die Banken zu erhöhen, besser erreicht werden
kann. Denn bei den TLTROs ist davon auszugehen, dass
zumindest ein Teil dieser Gelder für den Ankauf von
Staatsanleihen aus der Peripherie verwendet werden wird.
Auch davon profitieren die Bilanzen der Geschäftsbanken,
allerdings in erster Linie die von Banken aus der europäischen Peripherie, während deutsche Finanzinstitute hiervon
wohl nichts haben, aber für die Kreditvergabe ist dieses
Instrument fast wirkungslos. Insgesamt muss man konstatieren, dass Deutschland nicht originärer Adressat der EZBMaßnahmen ist, sondern diese Maßnahmen vor allem den
Ländern helfen soll, die wir als „Marathonläufer“ bezeichnet haben.
Bleibt zum Schluss die Frage zu klären, ob die Geldpolitik
der EZB überhaupt positive Effekte nach sich gezogen hat
oder nicht. Wenn nicht, hätte die Geldpolitik der Europäi-
M.M.WARBURG & CO MAKRO-RESEARCH
KONJUNKTUR UND STRATEGIE
schen Zentralbank komplett versagt. Gerade in Deutschland
gibt es eben nicht wenige Anhänger dieser These. Problematisch für die Beurteilung des Erfolges oder Misserfolges
ist aber, dass man das Alternativszenario nicht kennt. Wie
sähe es wirtschaftlich und bei der Inflationsentwicklung
aus, wenn die EZB nicht so gehandelt hätte, wie sie es
getan hat?
Im Unterschied zum Sommer 2012, als der Euro bzw. die
Währungsunion kurz vor dem Zusammenbruch standen,
wird die gemeinsame Währung heute nicht mehr in Frage
gestellt – zumindest nicht von den Teilnehmern am Kapitalmarkt. Von daher hat Mario Draghi‘s „Whatever-ittakes“-Rede durchaus eine nachhaltige Wirkung gehabt.
Dies ist auch daran ersichtlich, dass seit dem Sommer 2012
die Kurse für Aktien, aber auch für (Staats)Anleihen stark
angestiegen sind. Dies hat direkte und positive Auswirkungen sowohl für die Finanzierbarkeit der Staatshaushalte, als
auch für die Finanzierungsbedingungen vieler Unternehmen, denn nie war es günstiger, am Kapitalmarkt Fremdkapital aufzunehmen. Allerdings ist es fraglich, ob das niedrige Zinsniveau überhaupt noch Auswirkungen auf das Investitionsverhalten der Firmen hat. Positiv festzuhalten
bleibt immerhin, dass sich zum einen die negativen Veränderungsraten bei der Kreditvergabe beginnen abzuschwächen und sich auch das Geldmengenwachstum zuletzt etwas verbessert hat. So ist die Geldmenge M3 zuletzt mit
einer Jahresrate von 2% gewachsen; der Tiefpunkt wurde
im Frühjahr mit einer Wachstumsrate von nur 0,8% erreicht. Auch die Geldmenge M1, die einen recht guten
Vorlauf vor der Industrieproduktion aufweist, wächst seit
einigen Monaten wieder etwas stärker. Somit bleibt die
Hoffnung, dass sich die Geldpolitik der EZB in den nächsten Monaten doch noch etwas stärker auf das Wirtschaftswachstum auswirkt als es bislang der Fall gewesen ist.
E-18: Geldmengenwachstum und Industrieproduktion (y/y in %)
den sich aufgrund der daraus entstehenden Verbesserung
der Wettbewerbssituation die Wachstumsperspektiven in
den Ländern der Eurozone verbessern und zugleich würden
sich die höheren Importpreise auch auf die allgemeine
Preissteigerungsrate auswirken, die derzeit zu niedrig ist.
Nimmt man die Wechselkurse der genannten Länder als
Maßstab, müsste der Euro zwischen 20% und 30% abwerten, wenn die EZB eine ähnlich „erfolgreiche“ Geldpolitik
betreiben würde.
Jedoch weist die EZB-Geldpolitik einen wichtigen Schönheitsfehler auf: Alle bisher beschlossenen Maßnahmen
einer unkonventionellen Lockerung sind quasi als ein
„freiwilliges geldpolitisches QE-Programm“ zu interpretieren. Denn ob und in welcher Höhe Banken in der Eurozone
an den TLTROs oder am ABS-Programm teilnehmen, ist
völlig offen und wird von jedem Finanzinstitut selbst entschieden. Dagegen waren die Anleiheaufkaufprogramme
der Notenbanken in den USA, Großbritannien, der Schweiz
und Japan quasi verbindlich, da die Notenbanken selbst am
Sekundärmarkt aktiv geworden sind und dort Anleihen
direkt gekauft haben. Dieser Unterschied wird besonders
deutlich, wenn man sich einmal die Größe der Zentralbankbilanzen anschaut: Verglichen mit dem Jahr 2008 hat sich
die Bilanzsumme der Federal Reserve verfünffacht. Die
Bilanzsummen der Bank of England und der Schweizer
Nationalbank haben sich seitdem immerhin vervierfacht.
Zentralbankbilanzen (Januar 2008 = 100)
600
500
400
300
200
100
16
20%
14
15%
12
10%
10
5%
M1 (y/y in%)
Jan 14
Jan 12
Jan 10
Jan 08
Jan 06
Jan 04
-20%
Jan 02
-15%
0
Jan 00
2
Jan 98
-10%
Jan 96
-5%
4
Jan 94
0%
6
Jan 92
8
Industrieproduktion Nachlauf 12 Monate (y/y; r.S.)
Dennoch dürfte sich der Fokus der Geldpolitik der EZB
mittlerweile verschoben haben. Während die Wirkung über
den Zinskanal ausgeschöpft zu sein scheint, gerät nun die
Wechselkursentwicklung stärker ins Blickfeld. Wie die
amerikanische Federal Reserve, die Bank of England oder
die Schweizer Nationalbank seit dem Jahr 2009 bzw. die
Bank of Japan seit dem vergangenen Jahr dürfte die EZB
mit weiteren quantitativen Lockerungsmaßnahmen in erster
Linie auf eine Schwächung der heimischen Währung, also
des Euro, abzielen. Denn damit könnten gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Zum einen wür-
EZB
Federal Reserve
Bank of Japan
Swiss National Bank
Jan. 15
Jul. 14
Jan. 14
Jul. 13
Jan. 13
Jul. 12
Jan. 12
Jul. 11
Jul. 10
Jan. 11
Jan. 10
Jul. 09
Jan. 09
Jul. 08
Jan. 08
0
Bank of England
Und was ist in der Eurozone passiert? Nachdem die EZB
Ende 2011 und Anfang 2012 zwei sogenannte longer-term
refinancing operations (LTROs, „Dicke Bertha“) begeben
hatte und den Banken über diesen Weg rund 1.000 Milliarden Euro zur Verfügung stellte, hatte sich die Bilanzsumme
der EZB mit dieser Maßnahme fast verdoppelt. Doch mittlerweile haben viele Banken diese Mittel wieder an die
EZB zurückgegeben, so dass die Bilanzsumme derzeit fast
wieder der des Jahres 2008 entspricht. Um tatsächlich einen
nennenswerten geldpolitischen Effekt zu erzielen, müsste
die EZB also ihre Bilanzsumme massiv ausweiten. Unseres
Erachtens wird dies nur mit einem Aufkaufprogramm für
Staatsanleihen gelingen. Dieses dürfte Anfang 2015 beschlossen werden.
M.M.WARBURG & CO MAKRO-RESEARCH
3
KONJUNKTUR UND STRATEGIE
.
Wochenausblick für die Zeit vom 6. bis 10. Oktober 2014
Apr
3,2%
6,6%
0,3%
2,4%
17,2
D: Auftragseingang, m/m
D: Auftragseingang, y/y
D: Industrieproduktion, m/m
D: Industrieproduktion, y/y
D: Handelsbilanzsaldo, in Mrd €, sa.
Mai
-1,7%
5,8%
-1,7%
1,9%
18,8
Jun
-2,7%
-1,9%
0,2%
0,3%
16,3
Jul
4,6%
4,9%
2,6%
4,2%
22,3
Aug
-1,3%
3,9%
-0,5%
0,5%
22,3
Sep
Veröffentlichung
6. Oktober
6. Oktober
7. Oktober
7. Oktober
9. Oktober
MMWB-Schätzungen in rot
Chart der Woche: Aufwertung des Greenback strafft US-Geldpolitik
USA: Monetäre Bedingungen
(niedrige Werte signalisieren ein expansives Umfeld)
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
Viele Marktteilnehmer treibt die Frage um, wann die USNotenbank erstmals den Leitzins anheben könnte. Als weitgehend sicher gilt, dass die Fed das Anleiheaufkaufprogramm
Ende Oktober 2014 auslaufen lassen wird. Darüber hinaus
wirkt die US-Geldpolitik bereits heute weniger expansiv als in
der Vergangenheit. Dafür ist in erster Linie verantwortlich,
dass der US-Dollar gegenüber fast allen anderen Währungen
kräftig aufgewertet hat: Seit Mai verlor der Euro 9,0%, das
britische Pfund 4,2% und der japanische Yen 6,0% gegenüber
dem US-Dollar. Für die US-Unternehmen kommt dieser Effekt einer geldpolitischen Straffung gleich. Die kurzfristigen
Realzinsen sind ebenfalls leicht angestiegen. Gemessen an
US-Treasuries mit 2-jähriger Restlaufzeit liegt der Realzins
derzeit bei -1,2%, im August lag er noch bei -1,3%. Unser
4
Okt. 14
Okt. 13
Okt. 12
Okt. 11
Okt. 10
Okt. 09
Okt. 08
Okt. 07
Okt. 06
Okt. 05
Okt. 04
Okt. 03
Okt. 02
Okt. 01
Okt. 00
Okt. 99
Okt. 98
Okt. 97
Okt. 96
Okt. 95
Okt. 94
Okt. 93
Okt. 92
Okt. 91
Okt. 90
-2,0
Chart der Woche zeigt, dass das geldpolitische Umfeld –
gemessen am Realzins, der Zinsstruktur und dem US-DollarWechselkurs – in den USA derzeit so expansiv ist wie 2008,
aber bei weiten nicht mehr so stützend, wie dies noch 20102011 der Fall war. Am Markt wird ein erster vorsichtiger
Zinsschritt der Fed für den Sommer 2015 eingepreist. Diese
Erwartung halten wir nach wie vor für angemessen. Sollte
sich die Aufwertung des US-Dollar gegenüber anderen Währungen jedoch ungebremst fortsetzen, dann wird die Geldpolitik bereits ohne einen Zinsschritt (bzw. dessen Ankündigung)
nochmals straffer. Letztlich könnte sich die Fed dann sogar
gezwungen sehen, den Leitzins doch erst später anzuheben als
es der Markt derzeit erwartet.
M.M.WARBURG & CO MAKRO-RESEARCH
KONJUNKTUR UND STRATEGIE
Finanzmärkte im Überblick
Stand
Veränderung zum
02.10.2014
17:37
00.01.1900
-1 Woche
00.01.1900
-1 Monat
00.01.1900
-3 Monate
00.01.1900
YTD
16706
1936
4512
9196
15567
1214
3114
2979
8660
15662
52777
1095
26568
2364
1679
997
-2,7%
-2,9%
-0,3%
-5,7%
-4,0%
-2,9%
-4,4%
-3,8%
-1,8%
-3,4%
-7,1%
-4,9%
-2,3%
3,2%
-1,2%
-2,7%
-2,3%
-3,2%
-1,3%
-4,1%
-4,3%
-2,7%
-2,6%
-2,3%
-0,2%
0,9%
-11,8%
-13,0%
0,5%
7,1%
0,1%
-4,4%
-0,8%
-1,1%
3,0%
-6,2%
-6,8%
-7,0%
-3,7%
-1,3%
1,4%
2,3%
-1,4%
-20,5%
6,0%
16,0%
4,0%
2,4%
0,8%
4,7%
8,0%
-3,7%
-6,1%
4,1%
0,2%
2,0%
5,6%
-3,9%
2,5%
-24,1%
25,5%
11,7%
10,2%
8,4%
Bund-Future
Bobl-Future
Schatz-Future
3 Monats Euribor
3M Euribor Future, Dez 2014
3 Monats $ Libor
Fed Funds Future, Dez 2014
150,18
127,96
111,00
0,08
0,08
0,23
0,09
142
34
3
0
0
0
0
-64
-112
22
-9
-6
-1
-2
305
-21
33
-13
-8
0
-5
1101
353
70
-21
0
-1
0
10-jährige US Treasuries
10-jährige Bunds
10-jährige JGB
US Treas 10Y Performance
Bund 10Y Performance
REX Performance Index
Hypothekenzinsen USA
IBOXX AA, €
IBOXX BBB, €
ML US High Yield
JPM EMBI+, Index
Wandelanleihen Exane 25
2,41
0,91
0,53
537,34
554,76
464,98
4,20
1,05
1,86
6,68
705
6214
-16
-6
-1
0,3%
0,5%
0,3%
-3
-3
1
33
0,2%
-0,5%
2
-3
3
-1,0%
0,3%
0,1%
10
-7
-4
75
-1,5%
-1,5%
-12
-33
-4
0,6%
3,2%
1,4%
6
-31
-16
97
-1,4%
-2,2%
-60
-103
-21
6,7%
12,0%
5,5%
-28
-101
-96
29
8,2%
1,4%
489,43
326,25
91,14
1215,05
17,52
1913,50
6766,50
80,50
1055
0,3%
-1,2%
-6,8%
0,1%
-1,5%
-1,5%
-0,1%
-1,8%
-2,0%
-4,4%
-5,3%
-10,9%
-5,3%
-10,0%
-7,6%
-4,4%
-12,0%
-1,4%
-11,1%
-1,4%
-19,9%
-7,5%
-16,8%
2,8%
-3,1%
-14,4%
28,0%
-3,7%
-0,9%
-18,3%
0,6%
-10,1%
9,0%
-8,3%
-41,2%
-53,7%
1,2650
0,7842
137,09
1,2068
109,29
-1,5%
-0,1%
-2,1%
0,0%
0,4%
-4,1%
-1,5%
0,0%
-0,1%
5,0%
-7,0%
-1,9%
-1,0%
-0,8%
7,4%
-8,3%
-5,7%
-5,3%
-1,7%
3,8%
Aktienmärkte
Dow Jones
S&P 500
Nasdaq
DAX
MDAX
TecDAX
EuroStoxx 50
Stoxx 50
SMI (Swiss Market Index)
Nikkei 225
Brasilien BOVESPA
Russland RTS
Indien BSE 30
China Shanghai Composite
MSCI Welt (in €)
MSCI Emerging Markets (in €)
Zinsen und Rentenmärkte
Rohstoffmärkte
CRB Index
MG Base Metal Index
Rohöl Brent
Gold
Silber
Aluminium
Kupfer
Eisenerz
Frachtraten Baltic Dry Index
Devisenmärkte
EUR/ USD
EUR/ GBP
EUR/ JPY
EUR/ CHF
USD/ JPY
Carsten Klude
Dr. Christian Jasperneite
Matthias Thiel
Martin Hasse
+49 40 3282-2572
+49 40 3282-2439
+49 40 3282-2401
+49 40 3282-2411
[email protected]
[email protected]
[email protected]
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