Projektstudie Architektur 2013

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UMBAU SIGRISTENHAUS
Das historische Boswiler Sigristenhaus, bestehend aus Wohnhaus, Tenne und Scheune,
geht auf die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück und beeindruckt als imposantes,
bedeutendes Freiämter Bauernhaus. Den neuen Nutzungsabsichten des Künstlerhauses
entsprechend wird es umfassend saniert, thermisch isoliert und umgebaut.
WOHNHAUS
Im EG des Wohnhauses sind die Büroräumlichkeiten, im 1., 2. und 3. OG Gästezimmer
untergebracht; sämtliche Nasszellen sind in einem Sanitärturm übereinander gestapelt. Die
Erschliessung des Wohnbereichs erfolgt geschossweise über das Treppenhaus in der Tenne
mit je einem Durchgang durch die neu zu erstellende Brandmauer. Der Charakter der
bestehenden histori- schen Räume wird möglichst belassen. Die neuen Bauteile werden sich
sowohl strukturell wie auch optisch klar vom Bestand unterscheiden.
TENNE
Durch das grosse Tenntor und einen Nebeneingang sind der Saal, die Musikstudios und
sämtliche Gästezimmer über das zentrale Treppenhaus erreichbar. Das Treppenhaus
durchdringt vom Keller bis zum 3. OG den haushohen Luftraum. Das Zentrum des Gebäudes
wird optisch freigespielt, und die Struktur des ursprünglichen Strohhauses wird sicht- und er
leb bar gemacht. Ein Steinboden prägt die ehemalige Tenne infahrt, die Brandschutzmauer
zwischen Tenne und Wohnhaus ist gemauert und verputzt, das Treppenhaus aus Sichtbeton oder Stahl stützenfrei konstruiert.
SCHEUNE
Der multifunktionale Saal ist über einer neuen Beton- decke in Holz erstellt, ebenso die
darüber liegenden Musikstudios. Der über zwei Geschosse reichende stützenfreie Saal ist in
seiner Grösse variabel: Durch das Öffnen eines zweiflügligen Tores kann die Saalfläche
beinahe verdoppelt werden. In geschlossenem Zustand ist der Saal zirka 60 Quadratmeter
gross und zirka 4,80 Meter hoch. Auf der Nordseite erweitert sich der Luftraum bis unter den
Giebel des Hauses, von wo auch das natürliche Licht den Raum erhellt. Der Saal ist flexibel
bespielbar: Eine Bühnensituation kann je nach Bedürfnis nördlich, mittig oder südlich
eingerichtet werden. In den seitlich angebrachten grossen Kastenräumen können ein Klavier,
eine FahrBAR und die Bestuhlung verstaut werden, so dass der Saal vollständig geleert und
«neutralisiert» werden kann.
ÄUSSERE VERÄNDERUNGEN
Das unter Denkmalschutz stehende Haus erfährt an seiner Aussenhaut nur geringfügige
Änderungen. Lediglich die Nordfassade wird komplett neu gestaltet und wieder näher an die
wohl ursprünglich geschlossene Holzfassade herangeführt. Das kleine giebelständige
Vordach wird als typologisch an Scheunen fremdes Element entfernt. Die Verglasungen
liegen mit Ausnahme der mittigen Balkontüre hinter senkrecht zur Fassade stehenden
Holzlamellen. Die neue Fassade macht auf moderate Weise die innere Struktur nach aussen
sichtbar. Die Verglasungen hinter Holzlamellen bringen ein Maximum an «gefiltertem» Licht
in die Innenräume. Die Dachhaut wird (vor allem im Tennbereich) punktuell mit Glasziegeln
versehen.
UNTER EINEM DACH VEREINT
Zukünftig wird das Sekretariat im Wohnteil des Sigristenhauses untergebracht, und
MusikerInnen werden in den darüber liegenden Räumen wohnen und arbeiten. Der in der
heutigen Scheune neu entstehende Saal wird in der Alltagssituation als Probelokal genutzt.
Tenne und Scheune erhalten jedoch durch die Option, den Saal in seiner gesamten Breite zu
öffnen, eine erhöhte Nutzungsflexibilität. Der multifunktionale Raum soll nicht nur als
Übungs- und Unterrichtsraum dienen, sondern kann ebenso als Seminarraum oder kleiner
Konzertraum genutzt werden. Somit entsteht eine erhebliche Freiheit bezüglich der Nutzung
und des Zusammenwirkens der gesamten Infrastruktur. Die weitere Planung wird zusätzlich
den Bedarf an Raum für Magazin /Archiv klären. Durch den betrieblichen Einbezug des
Sigristenhauses in das Gebäudeensemble Boswil entstehen somit neue Flexibilitäten, die
Parallelnutzungen erlauben bis hin zu Fremdvermietungen von Teilen des Ensembles. Die
nach aussen kaum wahrnehmbare Sanierung des Sigristenhauses spielt sich hauptsächlich
im Innern ab und gibt dem Gebäude, der heutigen Zeit und den vielfältigen Nutzungen
entsprechend, die Möglichkeit neuen Lebens zurück.
RÖSCH / FURRER SAS-ARCHITEKTEN
PORTRÄT ROLF FURRER / CHRISTOF RÖSCH
Rolf Furrer, * 1955 in Basel, ist seit 1984 selbständiger Architekt. Neben zeitgenössischen
Neubauten sind es oft Umbauten, die er realisiert. Seine Auseinandersetzung mit Kunst hat
ihren Ursprung in der Arbeit im öffentlichen Raum Basels, wo er ein modulares System für
Tramstationen entwickelt hat. Christof Rösch, * 1958 in Zürich, ist über die Mitarbeit an
Beleuchtungsprojekten seines Vaters und die künstlerisch-handwerkliche Ausbildung an der
Hochschule der Künste in Basel zuerst Künstler geworden. 1999 wird die erste skulpturale
Idee auch Architektur. Heute ist Rösch als Künstler, Architekt und Vermittler tätig. Furrer und
Rösch arbeiten seit 1999 an gemeinsamen Projekten: Das «Haus Schigliana» (ein Haus im
Haus) in Sent wurde mit «Gute Bauten GR» ausgezeichnet. Es folgte unter anderem das
Hotel Piz Tschütta, Vnà / GR. Heute arbeiten sie vorwiegend in transdisziplinären und
integrativen Planungsprozessen, namentlich dort, wo gesellschaftliche, historische,
künstlerische und architektonische Fragestellungen zusammenwirken.
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