Lic. Gerhard Häfele MSc. Krankenhausseelsorge LKH - Hohenems Palliativstation Heimseelsorge Der Fährmann und die Schleusenwärter • Flussübergänge können gefährlich sein. • Ja lebensgefährlich – sie können uns das Leben kosten • Auch der letzte Übergang, Sterben und Tod stellen das Überleben auf das existentiellste in Frage… Der Fährmann und die Schleusenwärter Es ist wichtig hier einen Helfer zu haben der uns sicher an ein neues Ufer des Lebens bringt Wichtig: Wir können nicht der Fährmann sein, denn wir sind von dieser Welt … Es muss jemand sein der sich in beiden Welten bewegen kann … (Angebot der Religion(en) Verbundenheit durch Riten) Der Fährmann und die Schleusenwärter • Judentum – Mose und der Durchzug durch das Meer • Christentum - Sturm auf dem See; Christopherus, Engel… Heilige … • Altbabylonischen Gilgamesch Epos; • ägyptische Mythologie mit dem Fährmann Mahaf • Griechische Fährmann Charon der gegen Bezahlung (Obolus) sicher in das Totenreich des Hades führt … Der Fährmann und die Schleusenwärter • In vielen Religionen ist der Fährmann derjenige, der dem Verstorbenen hilft den Fluss oder das Wasser des Todes zu durchqueren und dafür sorgt, dass wir trotzt des Sterbens und dem Durchqueren der Wasser des Todes, am Leben bleiben. Der Fährmann und die Schleusenwärter • Die Helfer sind die Schleusenwärter, welche die Betroffenen begleiten und helfen, dass das Boot mit dem Fährmann und dem Fahrgast gut ablegen kann. • Dass die Angehörigen am Hafen ihren Platz haben und sich verabschieden können. • Es braucht uns auch als Zeugen und Begleiter die Würdigen und Anerkennen Ritual/Ritus ist Begehen – Begehbarmachen des Unmachbaren Folgende Seiten sind inspiriert von: E.Weiher, Die Sterbestunde im Krankenhaus Was können die Professionellen im Umkreis des Todes tun? Johannes Gutenberg-Universität Mainz , Interdisziplinärer Arbeitskreis Thanatologie, Heft 28, 2004 8 Ritual/Ritus ist Begehen – Begehbarmachen • Wesentliche und existentielle Erfahrungen unseres Lebens kann man nicht machen – sie geschehen einfach: z.B. Geburt, Erwachsenwerden, 50er, etc. • Fluß des Lebens • Auch das Sterben geschieht – man kann es nicht machen • Man kann es nur begehen • Symbol z.B.: Fluß/Meer des Todes Gewohnheit - Ritual • Im Unterschied zu Gewohnheiten tragen Rituale einen damit verbundenen, persönlichen Sinn. (Weiher) • Sie verbinden (Sicherheit ich gehöre dazu) uns mit der Ordnung des Lebens • Aufsteh-, Frühstücks-, zuBett-geh- Rituale, • * Begrüßungs-, Abschieds-, Wochenend-, Urlaubsrituale, • * der Gang ans Grab, Anzünden einer Kerze am Todestag, Hochzeitstag, Geburtstag des • Verabschiedung Verstorbener etc.. . Schon unsere Rolle ist Ritual und hat Schleusenfunktion • Medizinisch/Pflegerische Rituale verbinden mit: – – – – Ordnung des Lebens Ordnung der Gesellschaft Todesengel Verhindern Chaos Schon unsere Rolle ist Ritual und hat Schleusenfunktion • Handschlag Begrüßung / Verabschiedung • Berührung – nicht nur behandeln • Blick / Geste • Ermutigung/Hoffnung • Sprechen mit Komatösen • Kondolenz • Haben Schleusenfunktion und sind Rituale die Verbinden: – Wahrnehmen/ Bezeugen/Würdigung und Anerkennung Rituale hingegen symbolisieren das eingeordnet sein in die: Horizontale Ordnung des Lebens Riten/Ritus • Der Ritus hingegen verbindet uns mit der Ordnung des für uns „Heiligen“… mit der Ordnung und dem letzten (göttlichen) Geheimnis des Lebens … du bist auch mit deinem Sterben und Tod dort eingeordnet und bleibst mit dem Geheimnis, der Quelle des Lebens verbunden Religiöse Riten • Verbundenheit mit dem letzten HEILIGEN – • Und seiner Boten … z.B. der Fährmann -> Obolus • Riten der Religionen Riten und Rituale symbolisieren die Verbundenheit – und das „Eingeordnet“ sein Wobei Riten: die Vertikale Ordnung (das Heilige) symbolisieren Markante Etappen Sterbezeit Todesstunde Am Totenbett Verabschiedungsraum / Pathologie Beim Bestatter / Leichenhalle Beerdigung Durchs Jahr Die Sterbezeit Der schlechte Patient Sterbeprozess • Rituale und Riten sind „Modelldurchgänge“ • Schutzmantel für die gefährliche Strecke und Überfahrt • Würdigung und Anerkennung, dass wir weiter in der Ordnung des Lebens und des Heiligen eingebettet sind … • Trauer: Bestätigen und würdigen ist Segnen (Bene- dicere) • Gutes zusagen • Trauerarbeit würdigen ist Ansehen geben Gute Bilder am Anfang • Aufgabe der Helfer ist es, dass gute Bilder am Anfang der Trauerzeit entstehen können… (E.Weiher). • Das Gute im Schlimmen bestärken Zeit und Raum • Nicht die Trauernden trösten, und versuchen die Trauer weg zu bringen … • denn Trauer gehört zum Trost • Aber sie braucht Raum, Zeit und Anerkennung … • Das Gute im Schlimmen bestärken Schleusenwärter als Zeugen für gutes Sterben • Was ist gutes Sterben? • Was ist schlimmes Sterben? • Betroffene darüber reden lassen • Nicht gleich unsere Deutungen bringen • Gute Bilder verstärken • Z.B: Notarzt/Pflege – nicht nur Tod feststellen, sondern Ansehen und Würdigung geben, eventuell liebevoll die Augen schließen Sterbeprozess/ kurz vor dem Tod • • • • • • • • Rituale: Ein letztes Tun Ein letzte Fürsorge Ein letztes gutes Wort Ein Versöhnen Alles Gute sagen Es ist gut getan/gut so Relig. Riten: (SeelsorgerInnen, Salbung, Rezitieren des Koran, etc… • Raum (Einzelzimmer) • und Zeit (Besucher über die Nacht) geben • Als Helfer im Hintergrund bleiben • Aber ermöglichen dass diese Rituale des Abschieds gut stattfinden können • Bild des Hafens: kurz vor dem Auslaufen Todesstunde Schiff verlässt den Hafen • Viele wollen dabei sein • Ritual des beim letzten Abschied dabei sein zu können • Früh genug verständigen • Wann soll man anrufen Am Totenbett Nach Eintritt des Todes • Der Verstorbene ist noch warm • Abschied am Sterbebett ermöglichen (nie wiederholbar, vgl. Fr. Klien) • Bild des Hafens: Schiff fährt ab • Früh genug Verständigen!!!/Abklären • Zeit und Raum geben • Todesstreifen begehbar machen und Todesgeschichte eröffnen (Weiher) • Würdigung Am Sterbebett Am Totenbett/ Hinzubegleiten • Was ist im Raum (nicht die Leiche sondern der Mann, Opa, Vater, Mutter, Frau, Oma etc.) • Z.B. Ehefrau noch nicht Witwe – erst nach der Beerdigung • Wer ist alles anwesend, wer hat welchen Bezug zum Verstorbenen • Sagen lassen, wer, was ist – Identität finden • Identität für den Verstorbenen (er ist/war Opa, Ehemann etc.) • Seine/unsere Geschichte erzählen lassen • Wer ist nicht da – sollen/können wir warten? mit einbeziehen (virtuel dabei sein lassen) • Kinder und Jugendliche mit einbinden • Soll Seelsorger kommen? Symbolische Handlungen • • • • • • • • • • • • • • • • - Eine Kerze anzuzünden, das muss man nicht erklären und doch hat es eine Bedeutung. - Die Photos auf dem Nachttisch ansprechen mit den Kindern oder Enkeln, das Bild vom Fensterbrett an das Totenbett holen, "damit die auch dabei sind, wenn wir jetzt den Abschied begehen". - Beim stark entstellten Patienten schon vor dem Tod oder beim Verstorbenen ein Photo aus guten Tagen übers Bett hängen: "Das ist er auch". - Handauflegen und Kreuzzeichen auf die Stirn, das können alle Helfer, nicht nur Seelsorger, oder z.B. die Augen nach dem Versterben schließen, das Bett herrichten (nicht sofort nach Eintritt des Todes, sondern wenn eine ‚Pause‘ eingetreten ist) - also ein gutes Bild gestalten, nicht als Verklärung, sondern damit gute Bilder in die Trauerzeit mitgehen können. - Eine Mutter z.B. gibt ihrem hirntoten Sohn den Rosenkranz mit zur Organentnahme, "damit du nicht so nackt bist". - Der Seelsorger/Helfer kann den Eltern eines gerade verstorbenen Kindes ein schönes Herbstblatt geben oder im Frühling ein erstes Gänseblümchen. - "Ich denke an Sie" - wenn das der Professionelle sagt, bestärkt er das Gute im Schlimmen über den Augenblick hinaus. – Das kann auch als Gebet verstanden werden. Hindurchbegleiten mit einem Ritual Ritus • Ohne Seelsorge • Kerze anzünden, Blumen, etc.. • Einbeziehen von Symbolen die für den Verst. Bezeichnend sind (Fotos, Bilder, Figuren, „Nachtkästcheninventar“ etc. • Waschen • Mit wohlduftenden Salben/Öl einreiben • Schöne Kleidung anziehen • Dank, gute Wünsche, was ist offen geblieben – Verzeihen mitgeben, was ich ihm noch sagen wollte • Vgl. Anhang • • • Seelsorger der entsprechenden Religion/Konfession Krankensalbung Sterbegebete Vater Unser, Kreuz, Weihmwasser, je nach Religion - Koranverse, etc… Totenruhe… Hinausbegleiten/“Trittsteine“ für die Trauerarbeit • • • • Kerze ausblasen Verstorbene zudecken Ein letztes Zeichen Letzte versöhnende Wahrnehmung • „Last Minute Bilder“ mit denen man gut in die Trauerzeit gehen kann • Fragen ob man noch was tun kann • Wie geht es weiter • Für Fragen zur Verfügung stehen (Kaffee etc…) … • (Kerze, Karte mitgeben…) In der Patologie/Verabschiedungsraum • Verabschiedungsraum, der Verstorbene ist schon Kalt … • Schön herrichten (eventuell Flüssigkeiten abwaschen, wie liegt er auf der Bare, Blumen Kerzen, Musik, • Eventuell ein Lied, ein Text etc… In der Pathologie oder im Verabschiedungsraum Abschied am Sarg/in der Leichenhalle • Aufbahrung zuhause? • Blumen, Bilder, Lieder Musik etc… • Sargdeckel offen? • Vorbeiziehen der Trauergäste • Raum und Zeit • Würdigung und Anerkennung • War geschätztes Mitglied der Gesellschaft/Lebensordnung • Angehörige sind Geschätzte Mitglieder der Gesellschaft/Ordnung des Lebens Beerdigung • Todesgeschichte des Betroffenen wird abgeschlossen • Trauergeschichte der Hinterbliebenen kommt in neue Phase • Weg zurück ins Alltags – Leben ohne den Verstorbenen Durch das Jahr • Jahrestag • Jahreskreis (religiöse (z.B.: Allerseelen/Allerheilige n, Weihnachten etc…) • und weltliche Feste: z.b. Geburtstag, Hochzeitstag etc…