RUHR SEID UMSCHLUNGEN TRIENNALE Festival der Künste 14. August – 26. September 2015 ruhr3.com 3 Die Ruhrtriennale ist das Festival der Künste in der Metropole Ruhr. In ehemaligen Kraftzentralen, Kokereien, Gebläsehallen, Maschinen­ häusern und Kohlenmischanlagen, auf Halden und Brachen von Bergbau und Stahlindustrie zeigt das Festival jeden Sommer Musiktheater, Schau­ spiel, Tanz, Installationen und Konzerte. Über sechs Wochen wird die Einzigartigkeit dieser nachindustriellen Orte mit aktuellen Entwick­lungen der internationalen Kulturszene verbunden. Der Intendant der Ruhrtriennale von 2015 – 2017 ist der niederländische Theater- und Opernregisseur Johan Simons. Seiner Ruhrtriennale steht das Motiv „Seid umschlungen“ voran, zwei Worte aus Schillers Ode „An die Freude“, die später von Beethoven in seiner 9. Sinfonie vertont worden ist. Die Ruhrtriennale macht mit „Seid umschlungen“ eine Geste der künstlerischen, gesellschaftlichen und geogra­fischen Umarmung. Nutzen Sie unsere Online-Landkarte unter www.ruhr3.com/map, und planen Sie Ihren Besuch bei der Ruhrtriennale mit Tipps zu Restaurants, Übernachtungen, Sehenswürdigkeiten und Routenplanung. Switch to the map ruhr3.com 4 Pier Paolo Pasolini: Accattone 5 Musiktheater / Uraufführung 14. 15. 19. 20. 22. 23. 08. — 20:00 Kohlenmischhalle Zeche Lohberg, Dinslaken Tickets — 20,– / 35,– / 50,– / 65,– / 80,– € / Ermäßigt ab 10,– € Er lügt und stiehlt, zwingt Frauen in die Prostitu­ tion und predigt Zwietracht. Arbeit gilt dem AntiMessias Accattone (dt. Bettler) als Laster, er und seine Gefährten definieren sich nicht durch Besitz, Status oder gesellschaftliche Funktion. Verdrängt an die wüstenartigen Randgebiete der kapitalisti­ schen Welt, die einer Dante’schen Hölle gleichen, kämpfen Pasolinis Helden des ‚Subproletariats‘ ums Überleben. Statt bürgerlichen Wert- und Mo­ ralvorstellungen zu gehorchen, folgen sie ihrem In­ stinkt und huldigen der Intensität des Augenblicks. ­Pasolini erblickte deshalb in diesem Subproletariat das Potenzial für eine gesellschaftliche und politi­ sche Neuordnung. Johan Simons’ Inszenierung nimmt diese Perspekti­ ve als Ausgangspunkt für ein Musiktheaterprojekt, bei dem Pasolinis Text und die Musik Johann Sebas­ tian Bachs in ein neues Verhältnis gesetzt werden. Philippe Herreweghe und Collegium Vocale Gent erschaffen mit Bachs Kantaten ein Spannungsfeld zwischen himmlischem Erlösungsversprechen und irdischer Realität, das in der zum ersten Mal be­ spielten Kohlenmischhalle der Zeche Lohberg in Dinslaken auch visuell gewaltigen Ausdruck findet. Darsteller — Benny Claessens, Elsie de Brauw, Anna Drexler, Steven Scharf, Steven van Watermeulen, Mandela Wee Wee, Lien Wildemeersch, Jeff Willbusch / Sopran — Dorothee Mields / Countertenor — Damien Guillon Tenor — Thomas Hobbs / Bass — Peter Kooij / Collegium Vocale Gent Nach — Johann Sebastian Bach, Pier Paolo Pasolini Musikalische Leitung — Philippe Herreweghe / Regie — Johan Simons Bühne — Muriel Gerstner / Kostüm — Anja Rabes / Licht — Wolfgang Göbbel Sounddesign — Will-Jan Pielage / Soundscapes — Steven Prengels Dramaturgie — Koen Tachelet, Tobias Staab Musikdramaturgie — Jan Vandenhouwe Eine Produktion der Ruhrtriennale und des NT Gent. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Mit freundlicher Unterstützung der RAG-Stiftung und der RAG Montan Immobilien. ruhr3.com/A 6 Luigi Nono: Prometeo Musiktheater / Neuinszenierung 08. 11. 12. 09. — 19:30, 13. 09. — 16:00 Kraftzentrale Landschaftspark Duisburg-Nord Tickets — 30,– / 40,– € / Ermäßigt ab 15,– € Luigi Nono hat Prometeo als eine „Tragedia dell’a­ scolto“ bezeichnet. Die „Tragödie des Hörens“ spielt sich nicht auf dem Podium, sondern im Ohr des Zu­ hörers ab. Der avantgardistische italienische Kom­ ponist bezog sich in seiner dritten und letzten Oper auf den griechischen Mythos von Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl, um es den Menschen zu geben, und dafür von Zeus bestraft wurde, in­ dem er jahrhundertelang an einen Felsen angeket­ tet wurde. Die Figur des Prometheus ist Symbol für Fortschritt, Erneuerung und Revolution. Für Nono war Prometheus aber vor allem ein rastloser Su­ chender, ein „Wanderer“, der sich aufmacht, ohne zu wissen, wohin. Nono ließ sich von einem Satz inspirieren, den er in Toledo auf der Wand eines Klosters las: „Wanderer, es gibt keine Wege, nur das Gehen.“ Vokalsolisten sowie einen Chor auf. Der von den Musikern erzeugte Klang wird live elektronisch manipuliert. Prometeo kommt in einem herkömm­ lichen Opernhaus nicht zur Geltung. In der Kraft­ zentrale entsteht eine beeindruckende Installati­ on, bei der der Besucher sich vollständig auf das Hören konzentrieren kann – ganz im Sinne Luigi Nonos, der gegen Ende seines Lebens „gutes Hö­ ren“ als eigene politische Handlung betrachtete. Der Wahrnehmungsraum verweist zugleich auf die Geschichte der früheren Industriehalle und auf die Menschen, die dort gearbeitet haben. In der Kraftzentrale kann sich Prometeo zu einem offenen Labyrinth entwickeln, in dem der Zuhörer sich su­ chend einen Weg bahnt. Für Nono konnte die Kraft der Musik ebenso groß wie die einer revolutionären Tat sein. Nono macht aus der Tragödie des Prometheus ein akustisches Labyrinth, in dem der Klang aus jeder Richtung kommen kann. Er stellt um das Publi­ kum herum vier Orchester, die Instrumental- und Sopran — Susanna Andersson / Sopran — Els Janssens-Vanmunster Sopran — Christina Daletska / Alt — Noa Frenkel / Tenor — Markus Francke Sprecher — Caroline Chaniolleau, Mathias Jung Experimentalstudio des SWR, Ensemble Modern Orchestra, SCHOLA HEIDELBERG Komposition — Luigi Nono Musikalische Leitung — Ingo Metzmacher, Matilda Hofman Raumklangkonzept, Künstlerische Koordination — André Richard Raum — Eva Veronica Born / Licht — Rainer Casper Mitarbeit Regie — Florian Fischer / Musikdramaturgie — Jan Vandenhouwe Einstudierung Chor — Walter Nussbaum Eine Produktion der Ruhrtriennale. Sängercasting in Kooperation mit Holland Festival, Zürich Tonhalle und Festival d’Automne à Paris. Mit freundlicher Unterstützung der Rudolf Augstein Stiftung. ruhr3.com/P Richard Wagner: Das Rheingold 7 Musiktheater / Uraufführung 12. 16. 18. 22. 24. 09. — 18:30, 20. 26. 09. — 15:00 Jahrhunderthalle Bochum Tickets — 20,– / 35,– / 50,– / 65,– / 80,– € / Ermäßigt ab 10,– € In Das Rheingold scheint Richard Wagner die Ge­ schichte des Ruhrgebiets zu erzählen: Eine Ge­ schichte über Industrialisierung, Arbeit unter Tage, Kapitalismus und seine ökologischen, sozialen und psychologischen Folgen. Der Zwerg Alberich raubt das Gold der Rheintöchter und schmiedet daraus in den Minen von Nibelheim einen Ring. Als er der Liebe abschwört, schenkt ihm der Ring grenzenlo­ se Macht über die Welt. Mit einer List eignet sich Wotan den Ring an, um die Riesen bezahlen zu kön­ nen, die für ihn und die anderen Götter die Burg Walhall gebaut haben. Aber Alberich verflucht den Ring … Das Rheingold spiegelt die links-revolutionären Auffassungen, denen der junge Wagner um 1848 anhing. Er glaubte, dass die Kunst die Menschen durch die Schaffung von Mythen zusammenbringen kann. Über die Verschmelzung verschiedener Kunst­ formen wollte Wagner ein „mythisches Erleben“ auslösen, eine innere Umformung des Menschen. Wie können wir die revolutionäre Kraft von Wa­ gners vielleicht radikalster und theatralischster Partitur wieder spürbar machen? Was können wir heute mit seiner antikapitalistischen Botschaft und mit seiner Idee des „mythischen Erlebens“ anfan­ gen? Diese Fragen stellen sich der Regisseur Johan Simons und Teodor Currentzis, einer der eigenwil­ ligsten Dirigenten unserer Zeit, in ihrer Version von Das Rheingold – einer „Kreation“ an der Grenze zwischen Oper, Theater, Installation und Ritual. Zu­ sammen mit Mika Vainio, einst die eine Hälfte des experimentellen finnischen Techno-Duos Pan So­ nic, schaffen sie in der Jahrhunderthalle Bochum (die gleichzeitig Walhall und Nibelheim sein kann) einen musikalischen Reflexionsraum, in dem Wag­ ners Partitur aufgebrochen wird. Currentzis bringt für sein Wagner-Debüt sein dynamisches Orchester aus Perm mit und dirigiert eine neue Sängerriege, die von dem jungen, imposanten finnischen Bass Mika Kares als Wotan angeführt wird. Bass — Mika Kares / Bariton — Leigh Melrose / Mezzosopran — Maria Riccarda Wesseling / Sopran — Agneta Eichenholz Alt — Jane Henschel Sopran — Anna Patalong / Mezzosopran — Dorottya Láng / MusicAeterna Komposition — Richard Wagner Musikalische Leitung — Teodor Currentzis / Regie — Johan Simons Elektronische Musik — Mika Vainio Bühne — Bettina Pommer / Kostüm — Teresa Vergho Licht — Wolfgang Göbbel / Sounddesign — Will Jan Pielage Dramaturgie — Tobias Staab / Musikdramaturgie — Jan Vandenhouwe Eine Produktion der Ruhrtriennale. Gefördert von der Kunststiftung NRW. ruhr3.com/R 8 Orfeo nach Claudio Monteverdi Musiktheater / Uraufführung 20. 21. 22. 23. 27. 28. 29. 30. 08. und 3. 4. 5. 6. 09. Do, Fr: 17:00–21:00 / Sa, So: 13:00–21:00 / Einlass alle 10 Minuten Mischanlage, Welterbe Zollverein, Essen Tickets — 25,– € / Ermäßigt 12,50 € Orpheus und Eurydike: das erste Künstlerpaar – er der Überlebende, sie das Opfer. Er verwandelt Schmerz in Kunst. Sie schweigt und stirbt. Orpheus steigt zu Eurydike in die Unterwelt hinab, um sie in das Leben, in sein Leben, zurückzuholen – Eurydike ist fassungslos ... Bislang ist es immer um Orpheus gegangen. Keiner hat Eurydike ernsthaft gefragt, ob sie eigentlich zurück will mit ihm, zu ihm. Orfeo in der Regie von Susanne Kennedy, Suzan Boogaerdt und Bianca van der Schoot ist als indivi­ duell begehbarer Parcours konzipiert. Die Zuschau­ er werden in Gruppen von maximal acht Personen durch unterschiedliche Räume geführt: Stationen in Orfeos Abstieg und seinem Versuch, die Geliebte für sich zurück zu gewinnen. Der visuellen Wucht der labyrinthischen Mischanlage der Kokerei Zoll­ verein in Essen mit ihren abfallenden Wänden ent­ gegnen die Künstlerinnen eine Ästhetik des virtu­ ellen Verlangens: Eine Welt, die an das Computer­ spiel Sim City erinnert. Die Vorhölle nimmt die Form eines banalen Alltags an. Musikalisch wird diese Kreation von Monteverdis „L’Orfeo“ abweichen. Versatzstücke der Original­ partitur erklingen übereinander oder in minimalen zeitlichen Verschiebungen. Das musikalische Ma­ terial wird mit Techniken der Collage, mit Looping und Sampling durch das Solistenensemble Kalei­ doskop bearbeitet und aufgeführt. In diesem Parcours wird der Zuschauer Zeuge der Reise Orfeos durch das Reich der Geister, der Halbtoten. Eurydike wird nicht von einer, sondern von mehreren Schauspielerinnen gespielt. Sie hat keine fassbare Gestalt, sie tritt in unterschiedlichen Formen auf. Die Figuren sind in einer Hülle gefan­ gen, in einer künstlichen, aufgezwungenen, nie­ mals komfortablen Identität. Ihre Seelen sind tief verborgen. Musik und Performance — Solistenensemble Kaleidoskop Bariton — Hubert Wild (Orfeo) / Mit — Suzan Boogaerdt, Indra Cauwels, Marie roothof, Anna Maria Sturm, Bianca van der Schoot, Floor van Leeuwen Nach — Claudio Monteverdi Musikalische Konzeption und Umsetzung — Michael Rauter, Tilman Kanitz / Regie — Susanne Kennedy, Bianca van der Schoot, Suzan Boogaerdt / Bühne — Katrin Bombe / Kostüm — Lotte Goos / Licht — Jurgen Kolb / Video — Rodrik Biersteker / Elektronische Klanggestaltung — Ole Brolin / Dramaturgie — Marit Grimstad Eggen, Jeroen Versteele Eine Produktion der Ruhrtriennale und des Solistenensemble Kaleidoskop. Koproduziert von Berliner Festspiele und Toneelgroep Oostpool. Die Produktion wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. ruhr3.com/O Liebe. Trilogie meiner Familie 1 nach Émile Zola 9 Schauspiel / Uraufführung 09. 10. 11. 12. 13. 09. — 19:00 Gießhalle, Landschaftspark Duisburg-Nord Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 50,– € / Ermäßigt ab 10,– € Unter dem Eindruck der industriellen Revolution und der sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften beschrieb Émile Zola, 1840 in Paris geboren, in sei­ nem 20-bändigen Romanyklus „Die Rougon-Mac­ quart“ das Schicksal einer fiktiven Familie – teils Bastarde, teils Legitime. Zola lässt seine Figuren zu Mördern und Ehebrechern, zu Großunternehmern und Revolutionären werden. Gibt es nur ein „survi­ val of the fittest“? Kann der Mensch jemals „besser“ werden? Sind alle Versuche, sein Leben aufzuwer­ ten, von vorn herein zum Scheitern verurteilt? Zolas Großprojekt fasziniert den Regisseur Luk Perceval: Eine Familie als Mikrokosmos, der alle Probleme und Phänomene der modernen Gesell­ schaft in sich trägt. Der Romanzyklus liefert den Stoff für eine Theatertrilogie über drei Jahre, deren autonome Teile jeweils bei der Ruhrtriennale Pre­ miere feiern. In Liebe, dem ersten Teil der Trilogie, ist der Arzt Pascal die zentrale Figur. Basierend auf dem Stammbaum seiner Familie, den er studiert und dokumentiert, entwickelt er eine Theorie über den Fortschritt des Menschen. Er forscht nach einem Medikament, das allen Krankheiten vorbeugen und die Jugend zurückgeben kann. Pascal erzählt die Geschichte der hinkenden Gervaise, ein Bastard der Familie, die sich mit ihren Söhnen Jacques und Etienne, mit ihrer hübschen Tochter Nana und mit ihren Männern und Liebhabern als Wäscherin aus den übelsten Umständen zu retten versucht. Mit dem Ensemble des Thalia Theater Hamburg Nach — Émile Zola Bearbeitung und Regie — Luk Perceval / Bühne — Annette Kurz / Kostüm — Ilse Vandenbussche / Licht — Mark van Dennesse / Musik — Lothar Müller / Dramaturgie — Susanne Meister, Jeroen Versteele Eine Produktion der Ruhrtriennale und des Thalia Theater Hamburg. ruhr3.com/L 10 „Die Franzosen“ nach Marcel Proust Schauspiel / Uraufführung 21. 22. 23. 28. 29. 30. 08. — 18:00 Maschinenhalle Zweckel, Gladbeck Tickets — 20,– / 30,– / 40,– € / Ermäßigt ab 10,– € „Die Franzosen“ ist die neueste Expedition des gefeierten polnischen Regisseurs Krzysztof War­ likowski auf seiner Suche nach den Wurzeln der heutigen europäischen Gesinnung und Wesensart. Ausgangspunkt ist Marcel Prousts monumentaler Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Er beschreibt eine Gesellschaft im Umbruch zwischen 19. und 20. Jahrhundert, aufgerüttelt durch den Zu­ sammenbruch der alten Hierarchien, durch den um sich greifenden Antisemitismus und vor allem durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Frei nach der Idee, dass „die einzigen Toten, die wiederkehren, jene sind, die man zu schnell und zu tief begraben hat“ (Gilles Deleuze), beschwört Warlikowski Proust herauf. Er reflektiert mit dessen Werk den Zustand des heutigen Europas, beispielhaft vertreten durch die Franzosen von vor einhundert Jahren. Proust hatte die Vision von der parallelen Existenz verschiedener Zeiten und bemühte sich unablässig, die Komplexität von Zeit zu beschreiben. Um die­ sem Prinzip gerecht zu werden, ist es erforderlich, parallele Situationen zu schaffen. „Die Franzosen“ will keine klassische Bearbeitung des Romans auf die Bühne bringen, sondern eine parallele Welt fin­ den, eine Struktur, durch die wir unsere Zeit mit den kritischen Proust’schen Augen betrachten und die dessen Weitblick und brillantem Geist entspricht. Im Theater können wir in nicht-linearer Zeit versin­ ken und Prousts radikales Bild mit all seiner sozia­ len und auch spirituellen Energie neu entstehen las­ sen. – Ein großes europäisches Theaterprojekt mit Schauspiel, Video, Tanz und Livemusik. Mit — Claude Bardouil, Stanisława Celińska, Andrzej Chyra, Magdalena Cielecka, Ewa Dałkowska, Bartosz Gelner, Małgorzata Hajewska, Wojciech Kalarus, Marek Kalita, Zygmunt Malanowicz, Maja Ostaszewska, Piotr Polak, Jacek Poniedziałek, Magdalena Popławska Nach — Marcel Proust / Regie — Krzysztof Warlikowski / Bühne, Kostüme — Małgorzata Szczęśniak / Licht — Felice Ross / Video — Kamil Polak / Komposition — Paweł Mykietyn / Choreografie — Claude Bardouil / Grafikanimation — Kamil Polak / Dramaturgie — Piotr Gruszczyński / Originalmusik — Jan Duszyński / Adaption — Krzysztof Warlikowski, Piotr Gruszczyński / Mitarbeit Adaption — Szczepana Orłowski Eine Koproduktion der Ruhrtriennale und des Nowy Teatr. Mit freundlicher Unterstützung des Polnischen Instituts Düsseldorf. ruhr3.com/F Studio ORKA: Sturzflug 11 Schauspiel / Deutschlandpremiere 15. 21. 08. — 19:00 16. 08. — 14:00, 19:00 18. 19. 08. — 11:00, 19:00 20. 08. — 11:00 Am Rhein, Duisburg Tickets — 15,– € / Ermäßigt 7,50 € Am Ufer des Rhein lebt ein Mann, Daniel, abge­ schieden von der Welt. Mit einer selbstgebauten Maschine saugt er Müll aus dem Wasser. Er sam­ melt und sortiert die Gegenstände, die die Mensch­ heit nicht mehr braucht. Bei ihm bekommen alle Dinge eine zweite Chance. Daniel verbringt seine Tage alleine. Er trauert um seinen Bruder Bob, der in die weite Welt zog und nur ab und zu eine Postkar­ te schickt. Der Postman Niko und der wandernde Schäfer Mandus leisten Daniel manchmal Gesell­ schaft. Am liebsten bastelt Daniel in seinem Atelier an seinem neuesten, geheimen Projekt rum. Aber alles ändert sich, als Vera dazukommt. Sturzflug erinnert an Abenteuerromane und zeigt eine Welt voller Naturgewalt und Technik, eine Welt die von der modernen digitalen Unterhaltung weit entfernt ist. Es ist ein Loblied auf Maschinen aus dem 19. Jahrhundert, spektakulär und zirkus­ artig. Hinter der Sprach- und Körpergewalt der Schauspieler und dem fabulösen Bühnenbild glüht eine wunderbare Geschichte über die Freundschaft zwischen vier verlorenen Seelen. Studio Orka ist ein belgisches Theaterkollektiv, das Familientheater vor Ort macht. Das Bühnenbild und die Umgebung spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Geschichte, die in Zusammen­ arbeit mit einer ständig wechselnden Gruppe von Schauspielern entsteht. Von und mit Studio ORKA, Dominique Van Malder, Joris Hessels, Ruth Beekmans. Titus De Voogdt. Thomas Devos, Johan Heldenbergh, Mieke Versyp, Kwint Manshoven, Kristof Oosterlynck, Kris Van Oudenhoven, Marieke Demunck, Maarten Naessens Mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der Ruhrtriennale e. V. Eine Produktion von Studio ORKA in Koproduktion mit Theater Antigone und Zomer Van Antwerpen. ruhr3.com/ST 12 Sturzflug Werkstätten Junge Kooperationen 14. 08.–30. 09. Das Geheimnis verschwindet aus unserem Leben, je älter wir werden und je weiter die Digitalisierung unserer Welt voranschreitet. Der Wert der Dinge bemisst sich nach ihrem Nutzen und lässt sich nur noch auf dem Preisschild ablesen. Sturzflug handelt von dem verborgenen Wert der Dinge und von den Geheimnissen und Lügen, die Teil unseres Lebens sind. In den Sturzflug-Werkstätten geben Teilnehmer und Künstler Dingen und Menschen eine 2. Chance. Sie schreiben Geschichten, verraten Geheimnisse, erzählen Lügen und lassen aus weggeworfenen Ge­ genständen wertvolle Kunststücke entstehen. Ein großer Künstler sieht die Dinge niemals so, wie sie sind. Sähe er sie so, wäre er kein Künstler mehr. Oscar Wilde, Der Verfall der Lüge. Die Werkstätten richten sich an junge Menschen zwischen 11 – 14 Jahren und finden zwischen dem 14. August und 30. September statt. Information und Anmeldung, Daten und Dauer über Junge Kol­ laborationen [email protected]. Die Werk­ stätten sind kostenlos. Die Interessenten müssen über Räumlichkeiten für die Werkstätten verfügen, und sie müssen die Zeit dafür einplanen. Mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der Ruhrtriennale e.V. ruhr3.com Die stille Kraft nach Louis Couperus: 13 Schauspiel / Neuinszenierung 18. 19. 20. 23. 24. 09. — 19:30 Salzlager, Welterbe Zollverein — Essen Tickets — 20,– / 30,– / 40,– € / Ermäßigt ab 10,– € Louis Couperus gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Niederlande. Sein 1900 erschiene­ ner Roman Die stille Kraft spielt zur Kolonialzeit auf Java. Der pflichtbewusste Resident Otto van Oudi­ jck verwaltet seinen Bezirk mit harter, aber wie er findet: gerechter Hand. Unbeirrbar glaubt er an das Gute seiner Arbeit und ist dabei blind für die eigent­ lichen Bedürfnisse der indonesischen Bevölkerung sowie für den unmoralischen Lebenswandel seiner Frau. Als er schließlich einen javanischen Adligen aus dem Amt entlässt, gerät sein geordnetes Leben aus den Fugen. Die „stille Kraft“, die dämonische Magie des Orients, wendet sich gegen ihn und die Kolonialisten. Das Paradies wird zur Hölle. Visionär treffen hier westliche und östliche Kultur unversöhnbar aufeinander. Man denke an interna­ tionale Brandherde heute, wo exportierte westliche Wertvorstellungen, von denen fremde Länder quasi „umschlungen“ werden sollten, trotz bester Absich­ ten in blutigen Konflikt mit dortigen Lebensmodel­ len geraten. Auch die aktuellen Ereignisse in Euro­ pa haben der Debatte um die vermeintlichen Werte des „Abendlandes“ weiteren Zündstoff gegeben. So wird die Schauspieladaption nicht nur zu einer Reise in die Vergangenheit kolonialer Weltordnung, wie sie auch die Deutschen einst zu installieren ver­ suchten. Regisseur Ivo van Hove: „Couperus’ The­ men gehen die ganze Welt an, gerade jetzt. Sein Werk trifft den Nerv unseres 21. Jahrhunderts.“ Darsteller — Gijs Scholten van Aschat (Otto van Oudijck), Halina Reijn (Leonie van Oudijck), Jip van den Dool (Theo van Oudijck), Gaite Jansen (Doddy van Oudijck), Maria Kraakman (Eva Eldersma), Aus Greidanus jr. (Frans van Helderen), Marieke Heebink (Raden-Ajoe Pangeran), Vanja Rukavina (Si Oudijck) Nach — Louis Couperus Regie — Ivo van Hove Bühne, Licht — Jan Versweyveld Kostüm — An D’Huys / Dramaturgie — Peter van Kraaij Adaption — Eric de Vroedt Eine Produktion der Ruhrtriennale und der Toneelgroep Amsterdam. Mit Unterstützung von Ammodo. Privater Produzent Joost and Marcelle Kuiper ruhr3.com/SK 14 Mit Ohne Alles und Mammalian Diving Reflex: Millionen! Millionen! Millionen! Schauspiel / Uraufführung 12. 13. 09. — 14:30 PACT Zollverein, Essen Tickets — 10,– € / Ermäßigt 5,– € „Seid umschlungen“ ist das Leitmotiv der Ruhrtrien­ nale. „Seid umschlungen, Millionen“ lautet die voll­ ständige Zeile in Schillers Ode „An die Freude“. Millionen Fragen sind der Ausgangspunkt einer kreativen Kollision von Jugendlichen, deren Fa­ milien zu unterschiedlichen Zeiten ins Ruhrgebiet eingewandert sind und gleichaltrigen Asylsuchen­ den auf der Flucht vor dem gewaltigen Chaos die­ ser Welt. Basierend auf einer Idee der Gruppe Mit Ohne Alles, die von ehemaligen Teilnehmern der Festivaljury 2012 – 2014 gegründet wurde, treffen sich die Jugendlichen in diesem Sommer an unter­ schiedlichen Orten im Revier. Ein großangelegtes Blind-Date mit offenem Ende, immer auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wer Schillers Mil­ lionen eigentlich sind und wie wir eine liebevolle Umarmung sicherstellen können. Mit Ohne Alles präsentiert ihre Befunde auf der Bühne von PACT Zollverein. Mit und von — Mit Ohne Alles, Mammalian Diving Reflex Regie — Chozin Tenzin, Darren O’Donnell, Jana Eiting, Jenna Winter, Konstantin Bock Eine Produktion der Ruhrtriennale. Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Mercator. ruhr3.com/M Anne Teresa De Keersmaeker: Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke 15 Tanz / Uraufführung 24. 25. 26. 09. — 20:00 Gebläsehalle, Landschaftspark Duisburg-Nord Tickets — 20,– / 25,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– € „Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die Nacht, durch den Tag. Reiten, reiten, reiten.“ Mit peitschenden Worten beginnt Rainer Maria Rilke seine Erzählung, die seine berühmteste und er­ folgreichste wurde (und zu Zeiten der Weltkriege zu Propagandazwecken diente). Beinahe atemlos drängt es einen jungen Soldaten an die Front des Türkenkriegs im 17. Jahrhunderts, kurz schließt er unterwegs Freundschaft, befreit im Vorbeieilen eine Vergewaltigte und gibt sich im Rausch der lei­ denschaftlichen Nacht mit einer unbekannten Grä­ fin hin, ehe ihn auf dem Schlachtfeld der Heldentod ereilt mit der Fahne in der Hand. Ein literarischer Fiebertraum ist diese „Weise“, in der alle Sphären verwischen: jugendlicher Lebens­ hunger und tragischer Todesmut; Männergestalten und Frauenbilder; Sprache und Rhythmus. Für die belgische Choreografin und Tänzerin Anne Teresa De Keersmaeker ist die Beschäftigung mit Rilkes „Cornet“ ein lang gehegter Wunsch. Wie ent­ steht Bewegung aus Atmen, aus Geräusch, Rede, Gesang? „Ich möchte die Grenzbereiche in Rilkes Text erkunden, die Nuancen, die er aufzeigt zwi­ schen Frau und Mann, Lyrik und Prosa.“ – Ein Zu­ sammenspiel aus Tanz, Schauspiel und Musik. Mit — Anne Teresa De Keersmaeker, Michael Pomero Livemusik — Chryssi Dimitriou Choreografie — Anne Teresa De Keersmaeker / Sound — Alban Moraud Dramaturgie — Vasco Boenisch Eine Produktion von Rosas in Koproduktion mit der Ruhrtriennale und De Munt / La Monnaie (Brüssel), Concertgebouw Brügge, Théâtre de la Ville mit dem Festival d’Automne à Paris, New York Live Arts, 14-18 NOW, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg. Besonderer Dank an Floor Keersmaeker. ruhr3.com/W 16 Richard Siegal: Model Tanz / Uraufführung 15. 16. 21. 22. 08. — 20:00 Salzlager, Kokerei Zollverein, Essen Tickets — 20,– / 30,– / 40,– € / Ermäßigt ab 10,– € In Model untersucht US-Choreograf Richard Siegal den menschlichen Körper aus unterschiedlichen Perspektiven. Als Referenzgröße für Identität, als fetischisiertes Objekt ökonomischer Strategien, als Schnittstelle vitaler Energien und als Projektionsflä­ che für das christliche Konzept der Sünde. Richard Siegals Arbeit „Metric Dozen“, die er 2014 für das Ballet National de Marseille entwickelte, markiert das Vorspiel für Model: Auf lediglich 20 Minuten verdichten sich abstrakte elektronische Klänge und radikale Bewegung zu einer intensiven Tour de Force: Ihrer Individualität beraubt, erschei­ nen die Tänzerkörper wie Reproduktionen einer übersättigten Bilderkultur, wie Klone einer künfti­ gen Spezies, die das Menschliche längst überwun­ den hat. Oder rotieren hier sündige Seelen durch das ewige Feuer? Die Choreografie von Model erarbeitet Siegal mit zeitgenössischen Tänzern sowie klassisch ausgebil­ deten Tänzern des Bayerischen Staatsballetts. Be­ reits bei seinen Arbeiten „unitxt“ und „Noise Signal Silence“, die beide für das Bayerische Staatsballett entwickelt wurden, gelang es Siegal, klassische Strukturen zu dekonstruieren und in neue Formen zu übersetzen. Für Model arbeitet Siegal erneut mit dem elektro-akustischen Komponisten Lorenzo Bianchi Hoesch zusammen, dessen radikale Klang­ welt bereits „Metric Dozen“ zu einem eindrückli­ chen physischen Erlebnis machten. Mit — Katharine Christl, Diego Tortelli, Corey Scott Gilbert, Kevin Quinaou und Tänzerinnen und Tänzern des Bayerischen Staatsballett Choreografie, Konzept, Bühne — Richard Siegal / Kostüm — Alexandra Bertraut Licht — Gille Gentner / Video — Jean-Philippe Lambert Komposition — Lorenzo Bianchi Hoesch / Dramaturgie — Tobias Staab Ballettmeisterin — Caroline Geiger Eine Produktion der Ruhrtriennale in Koproduktion mit the Bakery, dem Bayerischen Staatsballett und dem Festspielhaus St. Pölten, in Zusammenarbeit mit der Muffathalle München. ruhr3.com/MO Jan Decorte / bloet vzw: Much Dance 17 Tanz 28. 29. 30. 08. — 20:00 PACT Zollverein, Essen Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– € Much Dance des belgischen Regisseurs und Auto­ rs Jan Decorte dreht sich um zwei außergewöhn­ liche Liebesgeschichten. Es gibt Musik, Text, Bild und Tanz. Und vier außergewöhnliche Bühnenper­ sönlichkeiten, die sich auf die Suche machen nach schlichten Bildern für große Phänomene wie Liebe, Sehnsucht und Tod. Dabei gibt es keine Virtuosität, keine trainierten Körper, keine strenge Tanzgram­ matik – aber es gibt die Anarchie der Bewegung, die stockende Schönheit des Scheiterns. Much Dance wird eine nächste Station sein auf Jan Decortes Su­ che nach Abstraktion und Klarheit. Er wird für diese Produktion sein typisches ´kindliches` Sprachidiom mit der Lyrik des Körpers konfrontieren. „Die bewusst schlichten choreografischen Anord­ nungen wirken wie eine Katharsis nach all dem übervirtuosen Rumgeturne im zeitgenössischen Tanz. Aber man lasse sich von Decortes „kindli­ chem“ Stil nicht täuschen. Das Stück ist äußerst fein durchkomponiert, hat einen entspannten Rhythmus zwischen Stille und Soundkulisse, Licht und Schat­ ten, Ruhe und Aktion.“ (Münchner Merkur) Mit — Benny Claessens, Jan Decorte, Risto Kübar, Sigrid Vinks Regie — Jan Decorte Bühne — Johan Daenen / Kostüm — Sofie D´Hoore / Licht — Luc Schaltin ruhr3.com/MU 18 Meg Stuart / Damaged Goods & MK: New Work 2015 Tanz 17. 18. 19. 20. 09. — 20:00 PACT Zollverein, Essen Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– € „Mehr als meine Bilder habe ich nichts geliebt in meinem Leben. Der Abschied von ihnen war der schmerzvollste – schlimmer als der Tod meines Va­ ters, meiner Mutter, meiner Schwester.“ Das sag­ te Cornelius Gurlitt im November 2013, nachdem mehr als tausend zur Zeit des Nationalsozialismus verschollene Bilder in seiner Münchner Wohnung entdeckt und beschlagnahmt wurden. In ihrer neuen Choreografie lässt Meg Stuart sich von Gurlitt und anderen besonderen Menschen in­ spirieren und fokussiert sie auf nonkonformistische Formen von Liebe und Intimität. Fremde tauchen auf, sie befinden sich an einem gemeinschaftlichen Ort, als wären sie von einer göttlichen Kraft zusam­ mengebracht. Eine Produktion über die Attraktivität der friedlichen Isolation und über die Wirklichkeit, die unwiderruflich einsickert. Meg Stuart: „Liebe nimmt so viele Formen an. War­ um konnte er den Genuss nicht mit anderen Men­ schen teilen? Es bleibt unmöglich zu verstehen, warum er seine Bilder verborgen hielt. Warum war er so geizig? Wie könnte man seine tiefe Trauer, die auf die Entdeckung folgte, erklären? Für diese Pro­ duktion denke ich nicht “groß„, eher “klein„, sogar mikroskopisch klein. Die flüchtigsten Empfindun­ gen bekommen eine enorme Bedeutung. Ich glau­ be, dass die Offenheit auf der Bühne sehr wichtig wird, die Transparenz, eine bestimmte Einfachheit. Alles fängt mit der Berührung an.“ Kreiert mit und performed von — Neil Callaghan, Jared Gradinger, Leyla Postalcioglu, Maria F. Scaroni, Claire Vivianne Sobottke, Kristof van Boven, Paul Lemp, Marc Lohr, Stephan Rusconi Choreografie — Meg Stuart, Damaged Goods / Bühne — Doris Dziersk Kostüm — Nadine Grellinger / Licht — Jurgen Kolb / Musik — Paul Lemp Dramaturgie — Jeroen Versteele Eine Produktion von Damaged Goods und den Münchner Kammerspielen in Koproduktion mit der Ruhrtriennale und PACT Zollverein (Essen). ruhr3.com/NW Nomanslanding 19 Installation 15. 08. – 13. 09. — tägl. 14:00–23:00 Ehemaliger Eisenbahnhafen Ruhrort, Duisburg Eintritt frei „Nomanslanding erzählt Geschichten vom Leben am und auf dem Wasser und führt die Besucher an den Punkt der Ungewissheit zwischen dem Eigenen und dem Fremden.“ Die begehbare Installation ist eine sinnliche Er­ fahrung des Übergangs; ein Versuch, die uns vom Fremden trennende Kluft zu überbrücken und eine Begegnung auf gemeinsamem Terrain zu ermögli­ chen. Es entsteht ein Raum mit einzigartiger Atmo­ sphäre, in dem miteinander über Geschichte, Erin­ nerungen und Erfahrungen reflektiert werden kann. Nomanslanding ist über zwei auf dem Wasser schwimmende Stege von einander gegenüber­ liegenden Ufern aus zugänglich. Sie umfasst zwei große, bewegliche Plattformen, die sich auf der Wasserfläche allmählich zu einem Dom in Form einer Halbkugel vereinigen. Im so entstehenden Innenraum haben die Besucher teil an einem ein­ maligen Ereignis: Im allmählich sich verdunkelnden Raum ist eine Sound-Collage zu hören, die nach dem kompletten Zusammenschluss der beiden Teile im live gesungenen Part eines Performers kulminiert. Die Gemeinschaftsproduktion Nomanslanding der fünf international renommierten Künstler Robyn Backen (AUS), Andre Dekker (NL), Graham Eatough (UK), Nigel Helyer und Jennifer Turpin (beide AUS) wird nach den Stationen Sydney (April 2015) und Glasgow (Juli 2015) im Rahmen der Ruhrtriennale ab 14. August 2015 in Duisburg-Ruhrort gezeigt. Nomanslanding entsteht in enger Zusammenarbeit zwischen der Sydney Harbour Foreshore Authority, Glasgow Arts / Merchant City Festival und Urbane Künste Ruhr. Künstler — Robyn Backen, Andre Dekker, Graham Eatough, Nigel Helyer, Jennifer Turpin Kuratoren — Katja Aßmann, Michael Cohen, Lorenzo Mele Eine Koproduktion zwischen Urbane Künste Ruhr / Ruhrtriennale und Glasgow Arts / Merchant City Festival, Sydney Harbour Foreshore Authority. ruhr3.com/N 20 Atelier Van Lieshout: The Good, the Bad and the Ugly Installation / Neue Arbeit 15. 08.–26. 09. — täglich 13:00–21:00 Jahrhunderthalle Bochum Eintritt frei Im Sommer 2015 wird vor der Jahrhunderthalle Bochum ein Dorf entstehen. An einem Ort, an dem über 130 Jahre Tausende von Arbeitern Stahl ge­ kocht, gewalzt, geschmiedet und gehämmert ha­ ben, wird eine außergewöhnliche Siedlung, eine Installation errichtet: The Good, the Bad and the Ugly. Das Atelier Van Lieshout schafft einen lebendi­ gen und aufregend-chaotischen Ort für Besucher, Künstler, Festivalmacher, Studierende und alle Neu­ gierigen. Im Zentrum steht eine große Gebäudes­ kulptur, das „Refectorium“, Spielort der Ruhrtrien­ nale, wo u.a. die Werkstattgespräche stattfinden. Umgeben ist das „Refectorium“ von neuen und iko­ nografischen Arbeiten aus dem Atelier Van Lieshout wie „Domesticator“, „BarRectum“, „BikiniBar“ oder „Workshop for Weapons and Bombs“. Zahlreiche, unterschiedliche datschaähnliche Behausungen siedeln labyrinthartig auf dem Ge­ lände der Jahrhunderthalle. In diesen Datschen kann übernachtet werden; auch Künstlerinnen und Künstler werden sich hier niederlassen. Das Atelier Van Lieshout ist ein interdisziplinär ar­ beitendes Studio, das von Rotterdam aus interna­ tional agiert. Die oft provokativen Werke bewegen sich auf der Grenze von Kunst, Architektur und Design. Wiederkehrende Motive und Themen sind Selbstbestimmung und Macht, Autarkie und Anar­ chie, Politik und Sex. Dieses Dorf ist ein Treffpunkt – The Good, the Bad and the Ugly ist das Festivalzentrum der Ruhrtrien­ nale 2015. Installation — Atelier Van Lieshout Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com/G Ausstellungsstück: Schaufensterkunst in Bochum, Dinslaken und Duisburg-Ruhrort 21 Installation / Neue Arbeiten 15. 08.–26. 09. — täglich 7:00–1:00 Fußgängerzonen in Bochum, Dinslaken und Duisburg Eintritt frei In diesen Läden und Schaufenstern liegen schon lange keine Waren mehr aus. Hier wird nicht ver­ kauft, hier wird höchstens noch der Mangel verwal­ tet. Doch damit ist jetzt Schluss. Die Ruhrtriennale macht leer stehende Schaufenster zu neuen Kunst­ räumen. Verwaiste Ladenlokale werden zu Galerien auf Zeit. Jedes Werk ein Ausstellungsstück. Unver­ käuflich, unbezahlbar, aber 24 Stunden am Tag zu besichtigen, für die gesamte Dauer des Festivals. Verteilt über drei Städte des Ruhrgebiets zeigen junge Künstler im Rahmen der Campustriennale Rauminstallationen und Werke, die eigens für die leeren Schaufenster entstanden sind. Man kann sie ablaufen wie einen Parcours. Vor einer Vorstellung, nach einer Aufführung oder einfach zwischendurch. Morgens, mittags, nachts. Zu entdecken ist eine neue Künstlergeneration und ein neuer Blick auf das Stadtbild von Bochum, Dinslaken und Duisburg. Das gibt es nicht mal im Ein-Euro-Shop: Kunst for free. Und für alle. Come and find out! Kurator — Vasco Boenisch Eine Produktion der Ruhrtriennale. Dank an Bochum Marketing GmbH, GFW Duisburg, Kreativkreis Ruhrort und Wirtschaftsförderung Dinslaken. Besonderer Dank an Raimund Bauer, Katharina Fritsch, Heiner Goebbels, Mischa Kuball, Olaf Nicolai, Marcel Odenbach, Karl-Heinz Petzinka, Markus Selg, Joep van Lieshout ruhr3.com/AU 22 Julian Rosefeldt: The Creation (working title) Installation / Neue Arbeit 28. 08.–26. 09. Pumpenhalle, Landschaftspark Duisburg-Nord Eintritt frei Die Film-Installation entsteht auf der Grundlage der Filmbilder, die Julian Rosefeldt für das Konzert von Joseph Haydns „Die Schöpfung“ eingefangen hat. Rosefeldt sucht dafür dezidiert Szenerien, in denen das sogenannte Anthropozän Ausdruck findet: Das Zeitalter also, in dem die Erde als eine von Menschen gemachte erscheint. In meditativen Kamerafahrten folgt der Berliner Filmkünstler den Fluchtlinien einer globalisierten Welt und dekonst­ ruiert das Verhältnis von Mensch und Umwelt, von Kultur und Natur. Die Film-Installation tritt in direk­ ten Dialog zur industriellen Umgebung des Land­ schaftparks Duisburg-Nord. Film und Konzept — Julian Rosefeldt Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com/C Mozart Requiem / Sieben Klangräume 23 Musik 04. 05. 09. — 20:00 Maschinenhalle Zweckel, Gladbeck Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 55,– € / Ermäßigt ab 10,– € So sehr Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem in unserem Bewusstsein als einzigartiges Ausnahme­ werk verankert ist, so sehr müssen wir doch auch mit der unumstößlichen Tatsache leben, dass Mo­ zarts eigene Arbeit an dieser Totenmesse Fragment geblieben ist. Die Ergänzungen und selbständigen Komponierarbeiten, die Mozarts Schüler Franz Xa­ ver Süßmayr an dem hinterlassenen Torso vorge­ nommen hat, sind zudem von fragwürdiger Quali­ tät. Deshalb sind bis in die jüngere Vergangenheit einige Versuche unternommen worden, das Re­ quiem besser als Süßmayr fertig zu komponieren. Einen ganz anderen Weg ging der zeitgenössische Komponist Georg Friedrich Haas 2005 im Auf­ trag der „Internationalen Stiftung Mozarteum“: Er komponierte sieben „Klangräume“ für dieselbe Instrumentalbesetzung, die auf das Requiem for­ dert; in die bewegten Klangflächen hinein dekla­ miert der Chor hin und wieder Auszüge aus einem Brief der Stadt Wien, der Mozart kurz vor seinem Tod in gezwirbeltem Amtsdeutsch als Anwärter auf das Domkapellmeisteramt an St. Stephan bestätigt. Haas legte fest, dass seine Klangräume im Wechsel mit den von Mozart fragmentarisch hinterlassenen Sätzen des Requiems gespielt werden sollen; alle von Süßmayr komponierten Stimmen und Sätze ha­ ben dafür zu entfallen. Eine radikale, aber höchst aufregende Lösung, die – in diesem Programm sinn­ voll eingebettet in Musik von Bach und Ligety – das Requiem in ein völlig neues Licht stellt. ChorWerk Ruhr / Bochumer Symphoniker Sopran — Sibylla Rubens / Alt — Ingeborg Danz / Tenor — Dominik Wortig Bass — Tareq Nazmi / Violone — Günter Holzhausen / Orgel — Christoph Anselm Noll / Musikalische — Leitung Florian Helgath Eine Produktion von ChorWerk Ruhr für die Ruhrtriennale. ruhr3.com/M 24 Collegium Vocale Gent: Ich elender Mensch Musik 16. 08. — 19:00 Jahrhunderthalle Bochum Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 55,– € / Ermäßigt ab 10,– € Philippe Herreweghe, einer der wichtigsten Bach-Interpreten unserer Zeit, lässt sich nur selten dazu überreden, eine Oper oder ein Musiktheater zu dirigieren. Seine musikalischen Interpretationen zielen direkt auf die Essenz von Bachs Partituren. Im Lauf der Jahre sind sie immer introvertierter geworden und konzentrieren sich immer mehr aufs Wesentliche. Der Dirigent zögerte dennoch nicht zuzusagen, als Johan Simons ihn bat, mit seinem weltberühmten „Collegium Vocale Gent“ Musik von Johann Sebastian Bach in seiner Inszenierung von „Accattone“ zu interpretieren. Sie stellten für die Eröffnungsproduktion der Ruhrtriennale eine völlig neue Passion aus Arien, Chören und Chorä­ len verschiedener Kantaten Bachs zusammen: eine Art „Accattone-Passion“. Das Collegium Vocale Gent unter Herreweghe interpretiert die Kantaten, aus denen diese Fragmente stammen, in zwei Kon­ zerten. Die Jahrhunderthalle Bochum bildet den idealen Rahmen für Bachs Vokalmusik, in der die Spannung zwischen Materie und Geist im Mittel­ punkt steht – zwischen dem irdischen Jammertal und dem himmlischen Paradies. Collegium Vocale Gent Sopran — Dorothee Mields / Countertenor — Damien Guillon Tenor — Thomas Hobbs / Bass — Peter Kooij / Musikalische Leitung — Philippe Herreweghe Komposition — Johann Sebastian Bach Eine Produktion der Ruhrtriennale Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. ruhr3.com/I Collegium Vocale Gent: Ich hatte viel Bekümmernis 25 Musik 21. 08. — 19:00 Jahrhunderthalle Bochum Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 55,– € / Ermäßigt ab 10,– € Philippe Herreweghe, einer der wichtigsten Bach-Interpreten unserer Zeit, lässt sich nur selten dazu überreden, eine Oper oder ein Musiktheater zu dirigieren. Seine musikalischen Interpretationen zielen direkt auf die Essenz von Bachs Partituren. Im Lauf der Jahre sind sie immer introvertierter geworden und konzentrieren sich immer mehr aufs Wesentliche. Der Dirigent zögerte dennoch nicht zuzusagen, als Johan Simons ihn bat, mit seinem weltberühmten „Collegium Vocale Gent“ Musik von Johann Sebastian Bach in seiner Inszenierung von „Accattone“ zu interpretieren. Sie stellten für die Eröffnungsproduktion der Ruhrtriennale eine völlig neue Passion aus Arien, Chören und Chorä­ len verschiedener Kantaten Bachs zusammen: eine Art „Accattone-Passion“. Das Collegium Vocale Gent unter Herreweghe interpretiert die Kantaten, aus denen diese Fragmente stammen, in zwei Kon­ zerten. Die Jahrhunderthalle Bochum bildet den idealen Rahmen für Bachs Vokalmusik, in der die Spannung zwischen Materie und Geist im Mittel­ punkt steht – zwischen dem irdischen Jammertal und dem himmlischen Paradies. Collegium Vocale Gent Sopran — Dorothee Mields / Countertenor — Damien Guillon / Tenor — Thomas Hobbs / Bass — Peter Kooij Musikalische Leitung — Philippe Herreweghe Komposition — Johann Sebastian Bach Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Eine Produktion der Ruhrtriennale ruhr3.com/I 26 Hommage an Gerard Mortier Musik 16. 08. — 15:00 Kraftzentrale, Landschaftspark Duisburg-Nord Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 55,– € / Ermäßigt ab 10,– € Im März 2014 ist Gerard Mortier gestorben. Er war nicht nur der visionärste Operndirektor der ver­ gangenen Jahrzehnte, sondern auch der Gründer und erste Intendant der Ruhrtriennale – eines Fes­ tivals, das heute ohne ihn nicht das wäre, was es ist. Von 2002 bis 2004 zeichnete er die Konturen für einen erneuernden Umgang mit den darstellen­ den Künsten, in Räumen, die er selbst gern als „die Kathedralen der Industriekultur“ umschrieb. Für Jo­ han Simons, der auf Mortiers Bitte unter anderem die Ruhr-Oper „Sentimenti“ inszenierte, war er ein Mentor und Freund. Mortiers Tod hinterlässt eine große Lücke. Die Ruhrtriennale erweist ihm am Eröffnungswoche­ nende der Saison 2015 auf besondere Weise die Ehre. Mit Sylvain Cambreling, Teodor Currentzis und Emilio Pomàrico stehen drei Dirigenten auf dem Podium, die regelmäßig mit Mortier zusammenge­ arbeitet haben und wie er davon überzeugt sind, dass die Oper auch heute eine lebendige Theater­ form ist. Unter ihrer Leitung spielt das Klangforum Wien, das während Mortiers Ruhrtriennale in der Vorstellung „WOLF!“ zu hören war, Musik von Alban Berg, Anton Webern, Olivier Messiaen und Giacin­ to Scelsi, Komponisten, die Mortier besonders am Herzen lagen. Sopran — Sarah Wegener, Natalia Pschenitschnikova Klangforum Wien Musikalische Leitung — Sylvain Cambreling, Teodor Currentzis, Emilio Pomàrico Eine Produktion der Ruhrtriennale und des Klangforum Wien. ruhr3.com/H Joseph Haydn: Die Schöpfung 27 Musik / Neue Arbeit 27 08. — 20:00 Kraftzentrale, Landschaftspark Duisburg-Nord Tickets — 20,– / 30,– / 40,– / 55,– € / Ermäßigt ab 10,– € Das Oratorium – Haydn betrachtete es als eines seiner besten Werke – bezieht sich nicht nur auf die jüdisch-christliche Tradition des Ursprungs, es ist auch ein geistiges Produkt der Aufklärung: Eine Hymne auf Gott, den Schöpfer, auf die Natur und auf den Menschen. Basierend auf John Miltons Versepos Paradise Lost sowie der biblischen Genesis und den Psalmen, entwirft der Text einen Gott, der die Natur als har­ monischen Kosmos schafft. Der Mensch geht dabei nahezu gottgleich aus der Schöpfung hervor. Adam und Eva erscheinen weder demütig noch bußfertig. Sie sind schön und würdevoll, mit Mut, Freiheit und Stärke gesegnet. Unter der musikalischen Leitung des belgischen Dirigenten René Jacobs unterziehen Collegium Vocale Gent und B’Rock Orchestra Haydns Partitur einer expressiven, geradezu vitalistischen Inter­ pretation. Jacobs erntete für seine 2009 entstan­ dene Aufnahme von Die Schöpfung großen Beifall von Publikum und Kritik. Für die Aufführung in der Kraftzentrale in Duisburg entwickelt der Berliner Filmkünstler Julian Rosefeldt ein bewegtes Szenen­ bild: Sein Film, der simultan zum Konzert abläuft, reflektiert die idealisierte Schöpfungsidee Haydns aus der Perspektive einer globalisierten Gegenwart. Inmitten einer postkapitalistischen Welt, die sich der Mensch längst Untertan gemacht hat, begibt sich Julian Rosefeldt gemeinsam mit René Jacobs auf die Suche nach den Überbleibseln einer ur­ sprünglichen Harmonie. B’Rock Orchestra / Collegium Vocale Gent Sopran — Sophie Karthäuser / Tenor — Maximilian Schmitt Bass — Johannes Weisser Komposition — Joseph Hayd Musikalische Leitung — René Jacobs / Film — Julian Rosefeldt Eine Produktion der Ruhrtriennale. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der Ruhrtriennale e.V. ruhr3.com/S 28 Ritournelle Musik 15. 08. — Einlass 18:00, Konzerte ab 20:00 Jahrhunderthalle Bochum Tickets — 40,– € / Ermäßigt 20,– € Zur Eröffnung des Festivals ein Fest: Auf dem ge­ samten Gelände der Bochumer Jahrhunderthalle – Open Air und Indoor – präsentiert sich am Er­ öffnungswochenende der Ruhrtriennale ein Quer­ schnitt avancierter – im weitesten Sinne: elektro­ nischer – Musik. Eine ganze Nacht voller Konzerte und DJ-Sets, bei denen der Hörer immer auch Teil­ nehmer, bei denen Klang vor allem energetisches Potenzial ist: Zuhören macht Sinn, es darf auch ge­ tanzt werden. Im Fokus steht dabei das Berliner Plattenlabel City Slang, das im 25. Jahr seines Bestehens zu den wichtigsten Indie-Plattformen der Gegenwart gehört und eine große Vielfalt unterschiedlicher Stile und Genres unter einem Dach vereint. An­ gefangen bei Caribou, die wie keine andere Band die Covers der Musikmagazine des letzten Jahres zierte und mit einem Sound zwischen psychedeli­ scher Entrücktheit, spiritistischer Melancholie und clubbigem Drive das Lebensgefühl einer Generati­ on beschreibt. Oder etwa The Notwist, deren 2014 erschienenes Album Close To The Glass den Spagat zwischen fragiler Singer-Songwriter-Tradition und avantgardistischer Synthesizer-Ästhetik meisterte und bereits jetzt als Meilenstein zeitgenössischer Popmusik gilt. Gemeinsam mit dem Essener Club Goethebunker wird ein Floor programmiert. Das Programm kon­ zentriert sich einerseits auf die Aushängeschilder einer internationalen Clubkultur, andererseits auf Vertreter der lokalen Musik- und Clubszene des Ruhrgebiets. Schließlich wird es auch zwei besondere Arbeiten Karlheinz Stockhausens zu sehen bzw. „hören“ ge­ ben: „Gesang der Jünglinge“ markiert eines seiner ersten, das Surround-Erlebnis „Cosmic Pulses“ sein letztes Meisterwerk der elektronischen Musik. Mit — Caribou, The Notwist, Goethebunker DJs, Roman Flügel, Barnt, Rødhåd Klanginstallation mit der Musik von Karlheinz Stockhausen Eine Produktion der Ruhrtriennale in Zusammenarbeit mit City Slang und Goethebunker Essen. ruhr3.com/RI Owen Pallett: Solo 29 Musik 05. und 06. 09. — 20:00 PACT Zollverein, Essen Tickets — 30,– € / Ermäßigt 15,– € Der kanadische Singer-Songwriter und Komponist Owen Pallett gilt als einer der spannendsten Künst­ ler des Grenzgebiets zwischen Popkultur und klas­ sischer Tradition. Als Solokünstler kreiert er emo­ tional unmittelbar wirksame Indie-Pop-Stücke mit komplexen Arrangements und Texten, die sich im Spannungsfeld von queerer Gegenwartslyrik und postmoderner Theoriebildung bewegen. Der Kom­ ponist Nico Muhly beschreibt sein eklektisches Songwriting als „kuratorische Geste“, die sich bei Laurie Anderson genauso wie bei Wagner’schen Streichersätzen und westafrikanischen Rhythmus­ mustern bedient. Für seinen Soundtrack zu Spike Jonzes Film Her wurde Owen Pallett 2014 für den Oscar nominiert. Darüber hinaus ist der studierte Komponist als Or­ chester-Arrangeur regelmäßig für Popgrößen wie Arcade Fire, Pet Shop Boys oder sogar Robbie Wil­ liams tätig. Für die Ruhrtriennale arbeitet Owen Pallett an ei­ ner Solo-Show, bei der er unter anderem einige unveröffentliche Stücke seines 2016 erscheinen­ den Albums präsentieren wird. Seine Solo-Auftritte zeichnen sich dadurch aus, dass Pallett neben sei­ nem Gesang auch mit Violine, Piano und Keyboard auf der Bühne arbeitet, dabei einzelne Sequenzen live in Loops verwandelt und moduliert. Mit — Owen Pallett Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com/SO 30 80 Jahre Terry Riley Musik 29. 08. — 19:30 Jahrhunderthalle Bochum Tickets — 20,– / 30,– / 40,– € / Ermäßigt ab 10,– € Als einer der Urväter der Minimal Music brach­ te Terry Riley westliche klassische Musiktraditio­ nen zusammen mit unterschiedlichen ethnischen Soundkulturen, etwa der afrikanischen, der indi­ schen oder der indonesischen Musik. Sein Beitrag für die Musik des Abendlandes ist die Wiederein­ führung der Wiederholung – nicht als begleitende rhythmische Struktur, sondern als primäres Stilmit­ tel. Riley beeinflusste in den 1960er und 70er Jah­ ren nicht nur klassische Komponisten auf der gan­ zen Welt, sondern auch die Musik von The Velvet Underground oder Krautrockbands wie Faust und Can. Sein Wirken bleibt bis heute spürbar, vor al­ lem für den loop-basierten Bereich der elektroni­ schen Musik: Auf Techno etwa – eine Musikform, die durch lang andauernde repetitive Strukturen auf psychophysische Reaktionen wie Trance- und Ekstase-Zustände abzielt – üben die mantrahaften Wiederholungsstrukturen von Riley einen besonde­ ren Reiz aus. Für die Terry Riley Nacht interpretieren zeitgenössi­ sche Musiker einige Stücke von Terry Riley neu: So interpretieren Ex-Battles-Frontmann Tyondai Bra­ xton und Mouse on Mars sein wohl bekanntestes Stück „In C“ neu. Mit eigens entwickelten Instru­ menten und neuen Soundquellen beschwören die Musiker hier einen nie gehörten Klangkosmos. Mit Mouse on Mars, Sonic Robots, Tyondai Braxton musikalische Leitung — André de Ridder Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com/8 Konzerte im Maschinenhaus: Inferno 31 Musik 21. 09. — 20:00 Maschinenhaus, Essen Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– € Teodor Currentzis hat in der russischen Stadt Perm, im Ural, sein eigenes Musiklaboratorium: das Or­ chester MusicAeterna. Der griechisch-russische Dirigent, der international als visionärer Vertreter einer neuen Künstlergeneration gefeiert wird, will nicht nur das traditionelle Repertoire radikal neu interpretieren, sondern auch grundlegend die Ar­ beitsweise eines Symphonieorchesters zur Diskus­ sion stellen. Musiker sollen laut Currentzis die ur­ sprüngliche Motivation zurückfinden, die sie einst dazu gebracht hat, ihr Leben der Musik zu widmen. „Ich will eine neue Art Orchester ins Leben rufen, eine Art musikalisches Kloster oder musikalische Kommune“, sagt der Dirigent, der jeden Tag der Woche rund um die Uhr mit seinem Orchester ar­ beitet. In Perm lesen sie zusammen Poesie, disku­ tieren über Theater, trinken Wein und improvisieren – manchmal machen sie Kammermusik bis vier Uhr morgens. Bei der Ruhrtriennale spielen Musiker des Orchesters ein Kammermusikprogramm. Mit — Solisten MusicAeterna Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com/K 32 Konzerte im Maschinenhaus: Hephaistus Musik 14. 09. — 20:00 Maschinenhaus, Essen Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– € In der griechischen Mythologie war Hephaistos der Gott der Schmiedekunst und der Handwerker, der Metalle und der Verhüttung, des Feuers und der Vulkane, unter denen seine Werkstatt lag. Es war dieser göttliche Schmied, der Prometheus an einen Felsen im Kaukasus kettete. Im Konzert „Hephaes­ tus“ nehmen der experimentelle finnische Elektro­ nikmusiker Mika Vainio und der belgische Cellist Arne Deforce das Publikum mit auf eine faszinie­ rende Tour entlang der fünf Flüsse der griechischen Unterwelt. ‚Hephaestus‘ verbindet die reiche Akus­ tik der Cellotechniken von Deforce mit der rauen Expressivität von Vainios elektronischer Musik. Die Musik reflektiert die antiken Symbole der griechi­ schen Mythologie und leitet den Zuhörer durch verschiedene physische, emotionale und psycholo­ gische Zustände. Arne Deforce ist für seine begeisterten, leiden­ schaftlichen Interpretationen zeitgenössischer und experimenteller Musik bekannt. Er konzentriert sich vor allem auf das Solo- und Kammermusikrepertoire von Komponisten wie Xenakis, Cage, Feldman und Stockhausen. Mika Vainio war die eine Hälfte von „Pan Sonic“, einem elektronisch-minimalistischen Duo aus Finnland. Sein Solowerk erstreckt sich von abstrakten Drones bis zu Minimal-Techno-Kompo­ sitionen und zeichnet sich aus durch gleichzeitige Wärme und Rauheit aus. Für die neue Produktion von „Das Rheingold“ bei der Ruhrtriennale schreibt Vainio auf Bitte des Dirigenten Teodor Currentzis zusätzliche elektronische Kompositionen. Es ist da­ rum auch kein Wunder, dass Vainio in „Hephaestus“ ebenfalls die Ambosse verwenden will, auf denen Wagner den Ring des Nibelungen schmieden lässt. Elektronische Musik — Mika Vainio Cello — Arne Deforce Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com/K Konzerte im Maschinenhaus: Hauschka 33 Musik 17. 08. — 20:00 Maschinenhaus, Essen Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– € Klassische Tradition und Pop-Musik haben im 21. Jahrhundert in einer Weise zusammengefunden, die alte Differenzierungsbemühungen zwischen E und U endgültig als anachronistisch erscheinen lässt. Der Pianist Volker Bertelmann, der unter dem Pseudonym Hauschka seine Kompositionen veröffentlicht, hat maßgeblich zur Hybridisierung dieser Welten beigetragen. Seine Veröffentlichun­ gen lassen avantgardistische Referenzen, wie Ca­ ges ‚präpariertes Piano‘ mit Einflüssen elektroni­ scher Popularmusik reagieren. In den letzten Jah­ ren konzentrierte Bertelmann sich verstärkt auf interdisziplinäre Kunstprojekte, schrieb Musik für Installationen und arbeitet als Theater- und Film­ komponist. Anfang 2015 entwickelte Hauschka ge­ meinsam mit den Münchner Philharmonikern eine Reihe von Stücken und er eröffnete mit dem MDRSinfonie-Orchester das Leipziger Jazzfestival. Für die Konzertreihe ‚Höllenfahrten‘ bei der Ruhrtrien­ nale präsentiert Hauschka eigene Kompositionen, die unter dem Titel Abandoned Cities auf dem La­ bel City Slang veröffentlicht wurden. Als Inspiration dienten Bertelmann verlassene Geisterstädte. Piano — Hauschka Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com/K 34 Konzerte im Maschinenhaus: … wie die Orotschen sagen … Musik 07. 09. — 20:00 Maschinenhaus, Essen Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– € Der Kontrabassist und Künstler Peter Jacquemyn gehört zur Spitze der internationalen Improvisati­ onsszene. Mit ungezügelter Energie ringt er in sei­ nen Performances liebevoll mit seinem Kontrabass. In diesem Kampf sind alle Mittel erlaubt: der Einsatz mehrerer Bögen, eingedellter Getränkedosen, von Plastiktüten, zerknülltem Papier, von Dämpfern, Blechbläsern, neu bespannten Saiten usw. Bei der Ruhrtriennale tritt er mit der Geigerin Gunda Gott­ schalk aus Wuppertal und dem Tubisten Carl Ludwig Hübsch auf. Gemeinsam suchen sie ein Klangbild, das eine Brücke zwischen der Komplexität der heu­ tigen Kunstmusik und dem erzählerischen Reich­ tum traditioneller Musik schlägt – und zwar durch die Abenteuerlust, Energie und Expressivität freier Improvisation. In der Performance „Wie die Orot­ schen sagen“ lässt das Trio sich von Schöpfungs­ mythen aus der Mongolei und Sibirien inspirieren. „Flüssige Erde vor der Schöpfung, drei Sonnen, al­ les brodelt. Was ist zu tun, wenn die Erde siedet? Wenn Wasser, Wind und fester Boden eine insta­ bile Einheit bilden? Wenn die Erde ein Urbrei ist? Drei Geschwister-Sonnen versengen gnadenlos die Oberfläche. Dort ist Leben unmöglich. Alles Or­ ganische entzündet sich unmittelbar und die Erze, Metalle und Mineralien kleben aneinander. Wir öff­ nen die Tore zur Hölle und singen für Sie unseren tiefsten Ton.“ (Peter Jacquemyn) Kontrabass, Posaune, Gesang — Peter Jacquemyn Violine, Viola, Gesang — Gunda Gottschalk Basstuba, Gesang — Carl — Ludwig Hübsch Projektion — Sigrid Tanghe Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com/K Konzerte im Maschinenhaus: Via Crucis 35 Musik 24. 08. — 20:00 Maschinenhaus, Essen Tickets — 20,– / 30,– € / Ermäßigt ab 10,– € Franz Liszt wurde zeitlebens als romantischer Zau­ berer verehrt, dessen virtuoses Klavierspiel das Herz vieler Frauen höher schlagen ließ. Darüber wird oft vergessen, dass Liszt auch einer der gro­ ßen Erneuerer der Musikgeschichte war, der nach eigener Aussage den Ehrgeiz hatte, seinen „Speer in die unendlichen Räume der Zukunft zu schleu­ dern“. Vor allem in seinen späten Kompositionen weist die zunehmende Dissonanz auf die Atonalität Arnold Schönbergs voraus. Ein Werk wie „La lugu­ bre gondola“ (Die Trauergondel) blieb bis weit ins 20. Jahrhundert hinein unverstanden. Die Version für Klaviersolo von Via Crucis, Liszts ehrgeizigem Werk über Kreuzweg und Grablegung Christi, mus­ ste bis 1980 auf seine Veröffentlichung warten. Reinbert de Leeuw, der vor allem als Pianist und Dirigent zeitgenössischer Musik bekannt ist, hat in den Niederlanden schon früh eine Lanze für Liszts Spätwerk gebrochen. Zusammen mit der Geigerin Vera Beths sorgte er für die Welturaufführung von „La Notte“ in der Version für Klavier und Violine. Via Crucis gehört zu den Lieblingswerken von de Leeuw. In einem Interview bezeichnete er ein D an der vierten Station des Kreuzwegs „als die schönste Note aus der Musikgeschichte“. Piano — Reinbert de Leeuw Violine — Vera Beths Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com/K 36 Campustriennale Hier treffen sich Talente und Künstler von morgen. Im College erleben Studierende aus aller Welt die Ruhrtriennale hautnah: bei Vorstellungs­be­ suchen, Künstlergesprächen, mehrtägigen Seminaren und Diskus­sio­nen. Die Masterclass ermöglicht jungen Künstlerkollektiven, ihre eigenen krea­ tiven Visionen während des Festivals zu realisieren. Sie entwickeln Aufführungen inspiriert vom Themenkreis der Spielzeit „Unter Welten“ und werden unterstützt von international renommierten Künstlerinnen und Künstlern. Präsentation an zwei langen Theaterabenden am 12. und 13.09.2015. Im Rahmen der Exhibition werden leer stehende Schaufenster zu Kunsträumen. Die Reihe „Ausstellungsstück“ zeigt Installationen von jungen Künstlerinnen und Künstlern in verschiedenen Städten des Ruhr­ gebiets. Es entsteht ein Kunstparcours, der die gesamte Dauer des Festi­ vals besichtigt werden kann. – Die Campustriennale fördert und entdeckt eine neue Theater- und Künstlergeneration. Seien Sie dabei: als Publikum. Oder macht mit: als Teilnehmer. In Zusammenarbeit mit der Allianz Kulturstiftung. ruhr3.com Campustriennale College 37 27.–31. 08. und 10.–14. 09. Das Festival wird zum Begegnungsort für Studie­ rende von Universitäten, Theaterinstituten und Kunsthochschulen aus Deutschland und Europa. Sie nehmen an Seminaren und Workshops teil, besu­ chen die Produktionen der Ruhrtriennale und tref­ fen Künstler und Verantwortliche zu Hintergrundge­ sprächen. Sie diskutieren, sie feiern, sie entdecken das Ruhrgebiet, und sie tauschen sich aus über ihre ganz eigenen Vorstellungen von Theater, Kunst und Musik. Im Zentrum steht der Dialog zu ästhetischen und kulturpolitischen Fragen. Verschiedene Fach­ richtungen treffen aufeinander, unterschiedliche Generationen, Nationalitäten, Kulturen und Ideen. Die Ruhrtriennale möchte mit diesem Programm den interdisziplinären Austausch zwischen ange­ henden Künstlern, Wissenschaftlern und Theater­ machern fördern und zum Entstehen eines interna­ tionalen Nachwuchs-Netzwerkes beitragen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Interessierte Hochschulen können sich an das Team der Campustriennale wenden. Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com 38 Unter Welten Campustriennale 12. und 13. 09. — 17:00, 19:00, 21:00 Start der Tour: Schauspiel Essen, Theater Oberhausen, Ringlokschuppen Mülheim an der Ruhr In dieser Saison ergründet die Ruhrtriennale Schöp­ fungsmythen, unternimmt Tiefenbohrungen in die Geschichte, spürt der Kraft der Erinnerung nach und steigt herab zu Ursprüngen, Urängsten und legt einen Fokus auf diejenigen, die am Grund der Gesellschaft leben. Unter Welten umfasst all das: die Verachteten und Verstoßenen, das Vergangene, das Verborgene und Verschüttete. – Drei junge The­ aterkollektive sind aufgerufen, in ihren eigenen Ar­ beiten diesen Themen nachzuspüren. Was bedeutet es, Schichten freizulegen? Oder im Umkehrschluss Dinge und Menschen zu verbergen, auszublenden, auszuschließen? – Die Campustriennale ermöglicht Nachwuchskünstlerinnen und Nachwuchskünst­ lern, ihre kreativen Visionen während des Festivals zu realisieren. Drei Gruppen entwickeln Aufführun­ gen im Rahmen einer Masterclass, unterstützt von international renommierten Künstlern und Drama­ turgen, die die Proben konstruktiv begleiten. Die Projekte werden abschließend präsentiert an einem langen Theaterabend, der drei verschiedene Städ­ te und Orte miteinander verbindet. Ein Trip Unter Welten mit der Theatergeneration von morgen. Dramaturgie — Vasco Boenisch, Matthias Frense, Tamina Theiß, Jana Zipse Eine Produktion der Ruhrtriennale in Kooperation mit Ringlokschuppen Ruhr, Schauspiel Essen, Theater Oberhausen. ruhr3.com/U Forum & Dialog 39 Wir möchten die Ruhrtriennale zu einem lebendigen Festival machen, bei dem Künstlerinnen und Künstler mit Zuschauerinnen und Zuschauern in Kontakt kommen, bei dem wir ein Forum schaffen für Debatten und Meinungsaustausch genauso wie gemeinsame Feste. Seien Sie unsere Gäste nicht nur bei den vielen Aufführungen, sondern auch davor und danach. Nehmen Sie Platz in unseren umgestalteten Foyers und feiern Sie mit uns bei unseren immer öffentlichen Premieren­ feiern. Nehmen Sie teil an Einführungsveranstaltungen und Nach­ gesprächen. Und kommen Sie zu unseren verschiedenen Informations­ veranstaltungen, bei denen Sie die Künstler und Verantwortliche des Festivals treffen können (Werkstattgespräche und Johans Saloon), und zu unseren Diskussionsveranstaltungen zu aktuellen gesellschafts­ politischen Themen wie der Debatte zur Eröffnung und dem ZEIT Forum Kultur. ruhr3.com 40 Debatte zur Eröffnung: Die Zukunft den Arbeitslosen! – Sieg oder Niederlage einer Gesellschaft ohne Arbeit Forum 14. 08. — 17:00 Zeche Lohberg, Dinslaken Eintritt frei Für die einen ist es das Modell der Zukunft, für die anderen das Schlimmste, was ihnen passieren kann: ein Leben ohne Arbeit. Fakt ist, es verändert sich etwas. Globalisierung und De-Industrialisie­ rung verwandeln unsere Gesellschaft. Nicht nur im Ruhrgebiet, aber hier besonders deutlich zu bemer­ ken. Opel-Schließung, Nokia-Abwanderung, Berg­ bau-Ende. Zurück bleiben Menschen, die einst der Arbeiterstolz des Landes waren und heute aussor­ tiert werden. Wie geht unsere Gesellschaft um mit jenen, die scheinbar zu nichts mehr gebraucht wer­ den? Andererseits: Der Wohlstand unseres Landes kann heute dank Produktivitätssteigerung durch ein Minimum an menschlicher Arbeit gesichert werden. „Genau betrachtet“, befand der zu Jahresbeginn verstorbene Soziologe Ulrich Beck, „ist Arbeitslo­ sigkeit ja keine Niederlage, sondern ein Sieg.“ Das würde bedeuten, dass wir heute in der Lage wären, das Lebensmodell von Pasolinis Antiheld Accattone zu verwirklichen: Ich arbeite NICHT, also bin ich. Erwerbsarbeit als einziger Sinnstifter unserer Exis­ tenz wird abgelehnt und abgelegt. Endlich. Oder zwangsläufig. Doch was kommt dann? Moderation — Bettina Böttinger Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com ZEIT Forum Kultur: Was interessiert mich dein Geschwätz von gestern?! – Neue Konflikte, neue Feinde: Hält die Geschichte noch Lösungen bereit? 41 Forum 06. 09. — 11:00 Jahrhunderthalle Bochum Tickets — 15,– € / Ermäßigt 7,50 € „Wehret den Anfängen“, „Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen“ – diese Grundsätze entstanden 1945 aus den Erfahrungen von Krieg und Gewaltherrschaft. Geschichte wurde nicht als et­ was Vergangenes und Abgeschlossenes begriffen, sondern als Mahnung und Grundlage für Zukunft­ sentscheidungen. Doch es leben immer weniger Menschen, die die Schrecken des Krieges noch aus eigener Erfahrung kennen. Damit geraten Gewis­ sheiten ins Wanken. Gleichzeitig wird die Welt un­ übersichtlicher. Politische Fronten verändern sich, neue Konflikte entstehen. Von Deutschland wird erwartet, dass es mehr Verantwortung übernimmt. Kommen wir dem Terror des IS noch mit Prinzipien bei, die auf 70 Jahre alten Erfahrungen fußen? Wie reagieren wir auf die Ukrainekrise? Oder allgemein gefragt: Müssen wir unsere tradierten Koordinaten so schnell anpassen, wie sich politische Ausgangs­ lagen ändern? Muss unser Geschichtsbewusstsein so flexibel werden wie unsere restliche Lebens­ welt? Lässt sich Zukunft noch aus Geschichte her­ aus gestalten? Moderation — Joseph Joffe Eine Produktion der Ruhrtriennale in Kooperation mit der Wochenzeitung DIE ZEIT. ruhr3.com 42 Werkstattgespräche Dialog 16. 23. 30. 08. und 13. 20. 09. — 11.00 Hallenvorplatz, Jahrhunderthalle Bochum Tickets — 5,– € Lernen Sie die Künstlerinnen und Künstler der Ruhrtriennale kennen. Sie geben Einblicke in ihre Arbeitsweisen und berichten von der Entstehung ihrer Produktionen. Im Gespräch erörtern sie ak­ tuelle Projekte, erzählen von prägenden künstleri­ schen Erlebnissen und was sie inspiriert oder auch furchtbar aufregt. Was sind ihre Vorstellungen der Kunst von heute und morgen? Und Sie sind herzlich eingeladen mitzudiskutieren. Stellen Sie Ihre Fra­ gen, sagen Sie Ihre Meinung und begegnen Sie eini­ gen der prägenden Künstler der aktuellen Spielzeit. Termine: 16.08. Richard Siegal, Johan Simons 23.08. Susanne Kennedy, Krzysztof Warlikowski 30.08. Julian Rosefeldt, Joep van Lieshout 13.09. Teodor Currentzis, Ingo Metzmacher, André Richard 20.09. Jan Decorte, Meg Stuart Moderation — Vasco Boenisch, Bettina Böttinger, Anke Engelke, Nicolas Tribes Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com Johans Saloon 43 Dialog 22. 08., 05. und 19. 09. — 22:30 / 11. 09. — 23:00 Dinslaken / Essen / Duisburg Tickets — 10,– € Gepflegte Gespräche, gediegene Hausmusik – seit dem 18. Jahrhundert empfingen Adel und Bourgeoi­ sie ihre Freunde und Gäste zu eigenen Salons in ih­ ren repräsentativen Wohnzimmern. Zur selben Zeit, in den wilden Weiten Westamerikas, eröffneten Motels und Kneipen, die schnell zu Pilgerstätten wurden für Drinks, Spaß und den neusten Tratsch – und dem edlen französischen Namen einen neu­ en Platz in der Kulturgeschichte einräumten: als Saloon. Hier trafen sich gut bürgerliche Herren genauso wie Tagelöhner und Cowboys, die zusam­ men den Abend durchzechten. Wer wissen wollte, was los und wer in der Stadt war, kam in den Saloon (und selten nüchtern und unversehrt wieder raus). Bei der Ruhrtriennale öffnet Intendant Johan Si­ mons die Schwingtür zu Johans Saloon – für Künst­ lerinnen und Künstler des Festivals zu Gesprächen, Schnaps und Unwägbarkeiten. Und für Sie. Seien Sie schussbereit. Mit — Johan Simons und den Künstlerinnen und Künstlern der Ruhrtriennale Eine Produktion der Ruhrtriennale. ruhr3.com/R 44 Junge Kollaborationen Junge Kollaborationen ist ein Projekt für eine offene Form der kulturellen Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen der Ruhrtriennale, jungen Menschen aus dem Ruhrgebiet, Künstlerinnen und Künstlern, Schulen und anderen Institutionen. Das Ruhrgebiet hat eine mehr als 150-jährige und vielfältige Einwande­ rungsgeschichte, es hat eine der höchsten Armutsquoten des Landes und die meisten Flüchtlinge in Deutschland. Die Ruhrtriennale lädt alle Men­ schen ein, an einem der spannendsten europäischen Kunstfestivals teilzu­ haben. „Junge Kollaborationen“ stellt die Frage, wie diese Teilhabe mit jungen Menschen gelingen kann. Voraussetzung ist die Gleichwertigkeit aller Kollaborateure in Kommunikation, Planung und Durchführung von Projek­ ten. Jeder Kollaborateur – ob Ruhrtriennale, Künstler oder Jugendlicher – bringt seine Geschichte, sein Wissen, sein Expertentum ein, ohne dass eine Wertung oder Hierarchisierung stattfindet. Ziel ist es, diese Bezie­ hungen untereinander sichtbar zu machen: von der Verhandlung der In­ halte bis hin zur Präsentation der Prozesse und ihrer Ergebnisse in Auffüh­ rungen und Veröffentlichungen. Die Projekte, Werkstätten und Aufführungen von „Junge Kollaborationen“ sind eine Einladung an das Publikum, ebenfalls zu Kollaborateuren zu wer­ den. Mit Ohne Alles 45 Junge Kooperationen Sie haben mehr Kunst gesehen als die meisten Mit­ glieder im Verein der Freunde der Ruhrtriennale, sie haben mit Künstlerinnen und Künstlern und Publi­ kum gesprochen, sich eine Meinung gebildet und der Ruhrtriennale mitgeteilt – die Jurorinnen und Juroren der Festivaljury waren ein sichtbarer und wichtiger Teil der Ruhrtriennale 2012 bis 2014. Ein Teil von ihnen hat als Gruppe Mit Ohne Alles ein eigenes künstlerisches Produktionsbüro gegründet und antwortet so auf die Frage, wie sie eine aktive Teilhabe am Festival gestalten möchten. Mit Ohne Alles arbeitet im Herzen der Ruhrtriennale, in der Schaltzentrale der Festivalmacher. Die Gruppe lernt die Institution von innen kennen, ihre Mechanismen und Machtstrukturen und die Berufe und Positio­ nen, die nötig sind, um Kunst zu ermöglichen. Von hier aus entwickelt sie eigene künstlerische Ideen, die sie gemeinsam mit den Festivalmachern plant und realisiert. Die Gruppe erarbeitet mit den Mitarbeitern von Presse, Marketing und Dramaturgie an der Öf­ fentlichkeitsarbeit und informieren interessierte Jugendliche über Facebook, Twitter und Co. über Fortschritte und Rückschläge, Termine, Praktika usw. „Mit Ohne Alles“ wird gefördert durch die NRW Bank ruhr3.com/R Sponsoren / Förderer / Partner Unser besonderer Dank gilt den öffentlichen Förderern der Ruhrtriennale. Ihre kontinuierliche Unterstützung ermöglicht der Ruhrtriennale, als herausragendes Festival der europäischen Kulturlandschaft, Ort für außergewöhnliche künstlerische Erfahrungen zu sein. Ohne die finanzielle Unterstützung weiterer Partner ließe sich das ambitionierte Programm der Ruhrtriennale nicht realisieren. Ein herzliches Dankeschön gilt Sponsoren, Förderern und Partnern des Festivals sowie dem Verein der Freunde und Förderer. Vielen Dank für Ihr Interesse, Ihre Treue und Ihr Engagement! Gesellschafter & öffentliche Förderer Regionalverband Ruhr Projektförderer Weitere Projektförderer Kemnader Kreis e.V. – Polnisches Institut Düsseldorf Medienpartner Kooperationspartner Kulturloge Ruhr — Buchhandlung Proust — Ruhr Tourismus GmbH — Stiftung Zollverein Tickets / Informationen Detaillierte Infos zu allen Produktionen wie Besetzung, eine vollständige Liste aller Koproduzenten und Credits finden Sie unter www.ruhrtriennale.de auf der jeweiligen Veranstaltungsseite oder unter den auf der Vorderseite angegebenen Shortlinks. Sichern Sie sich Ihre Tickets: Telefonisch — +49 (0) 221 / 28 02 10 Mo. – Fr. 8.00 – 20.00 Uhr, Sa. 9.00 – 18.00 Uhr, So. 10.00 – 16.00 Uhr Online — www.ruhrtriennale.de Persönlich — Vorverkaufsstellen finden Sie unter www.ruhr3.com/vvk 15 % Frühbucherrabatt — Bis einschließlich Sonntag 3. Mai 2015, ausgeschlossen sind: Werkstattgespräche und Johans Saloon 50 % Ermäßigung — Für Kinder, Schüler, Studierende (bis einschl. 27 Jahre), Bundes­ frei­willigendienstleistende, Auszubildende und Erwerbslose gegen Vorlage eines entsprechenden Nachweises. Nicht mit dem Frühbucherrabatt kombinierbar. Impressum Kultur Ruhr GmbH — Ruhrtriennale, Leithestraße 35, 45886 Gelsenkirchen Telefon: +49 (0) 209 / 60 50 71 00 / E-Mail: [email protected] Intendant: Johan Simons / Geschäftsführer: Lukas Crepaz Redaktionsschluss: 24. Februar 2015, Änderungen vorbehalten. Grafik: Jenny Schwarze, Moritz Kappen / Design: Base Design Brüssel 47 Projektförderer Accattone — Kulturstiftung des Bundes, RAG-Stiftung, RAG Montan Immobilien Das Rheingold — Kunststiftung NRW Orfeo — Kulturstiftung des Bundes Die Schöpfung — Kulturstiftung des Bundes Prometeo — Rudolf Augstein Stiftung Campustriennale — Allianz Kulturstiftung Millionen! Millionen! Millionen! — Stiftung Mercator Mit Ohne Alles — NRW.BANK Gesellschafter & Öffentliche Förderer