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Das Jahr 2016
Tätigkeitsbericht
tätigkeitsbericht 2016
Neues Theater: starke Gegenwartsgeschichten, Klassiker
und große Ensemblestücke ____________________________________ 3
Reithalle: zeitgenössische und politische Erzählungen______________ 4
Nachtboulevard und »Stadt der Zukunft«_ _______________________ 4
Potsdamer Winteroper 2016___________________________________ 5
Theater für junge Zuschauer___________________________________ 5
Kulturelle Bildung__________________________________________ 6
Engagement in der und für die Region___________________________ 8
Kooperation und Vernetzung _________________________________ 9
Neu im Ensemble___________________________________________ 12
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tätigkeitsbericht 2016
Das Hans Otto Theater ist das Theater der Landeshauptstadt Potsdam. In seinem 2006 neu eröffneten
Haus, dem Neuen Theater, setzt es auf ein strahlkräftiges Ensemble und starke Geschichten. Unter der
künstlerischen Leitung von Tobias Wellemeyer (seit 2009) verfolgt es einen konsequent gesellschaftspolitisch orientierten Ansatz. Auf dem Spielplan stehen Stücke, Texte und Projekte von Gegenwart bis Klassik,
von Drama bis Komödie, von Musical bis Experiment, in interessanten inszenatorischen Auffassungen
und spannungsvollen ästhetischen Gegensätzen. Gastspiele, Matineen, Lesungen und Diskussionen ergänzen das Programm. Das Stammensemble zählt 25 Schauspielerinnen und Schauspieler. Themeninteressierte und haltungsstarke Regisseure, wie Alexander Nerlich, Elias Perrig, Stefan Otteni, Isabel Osthues, Niklas
Ritter, Andreas Rehschuh, Annette Pullen, Wojtek Klemm, Fabian Gerhardt und Tobias Wellemeyer
inszenieren regelmäßig in Potsdam.
»10 Jahre Neues Theater sind 10 Jahre hochkarätige Theaterkunst. (…) Stadttheater befragen die
Gegenwart und ihre Widersprüche, sie sind unerlässliche Begegnungs- und Reflexionsorte der Bürgergesellschaft. Das Hans Otto Theater ist immer wieder ein solcher Ort der Reflexion und der Sinnsuche. Das Programm diesen Jubiläumsjahres weist es einmal mehr als einen solchen aus. Die Blicke sind weit, die Perspektiven sind vielfältig, die Themen von hier und heute. So muss man
es sich wünschen in einer weltoffenen, neugierigen und kulturinteressierten Landeshauptstadt.«
Aus der Festrede von Oberbürgermeister Jann Jakobs zum Jubiläum
2016 sind am Hans Otto Theater 21 Neuproduktionen entstanden, darunter 6 Premieren für junge
Zuschauer. Hinzu kamen 19 Repertoirestücke im regelmäßigen Spielplan für das Neue Theater und die
Reithalle sowie 8 Repertoireproduktionen für junge Zuschauer. Das Potsdamer Stadttheater machte 2016
ein Gesamtangebot von 625 Veranstaltungen (umfasst alle Bühnenvorstellungen, Veranstaltungen im
nachtboulevard und im Forum, Gastspiele, Koproduktionen, Kooperationen, Fremdgastspiele und Theaterführungen). Dazu zählen auch 44 Gastspiele im Rahmen des Theaterverbundes des Landes Brandenburg nach Frankfurt/Oder und Brandenburg an der Havel.
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Peer Gynt
Drei Schwestern
tätigkeitsbericht 2016
Neues Theater: starke Gegenwartsgeschichten,
Klassiker und große Ensemblestücke
Insgesamt neun Inszenierungen kamen 2016 im Abendspielplan des Neuen Theaters zur Premiere
(inklusive einer Open-Air-Inszenierung im Gasometer am Neuen Theater). Zu Jahresbeginn brachte der
Regisseur Elias Perrig »Kruso« heraus, die im Wendejahr 1989 auf der Insel Hiddensee spielende Aussteigergeschichte von Lutz Seiler. Im Februar hob sich der Vorhang für »Der Besuch der alten Dame« von
Friedrich Dürrenmatt. Niklas Ritter inszenierte diese komödiantische Gesellschaftsparabel mit der Ensembleprotagonistin Rita Feldmeier in der Titelrolle. Anton Tschechow schrieb 1900, an der Wende zum
20. Jahrhundert, mit seinen »Drei Schwestern« eine sublime Komödie über aufrichtig um ein sinnvolles
Leben ringende Menschen an der Jahrhundertwende, die den historischen Augenblick spüren und ihn
ergreifen möchten. Tobias Wellemeyer brachte das große Ensemblestück neu auf die Bühne – mit Melanie
Straub, Marianna Linden und Nina Gummich als Olga, Mascha und Irina.
Nach ihren auch überregional viel beachteten Potsdamer Arbeiten wie »Urfaust« und »Hamlet« erarbeiteten der Regisseur Alexander Nerlich und sein Bühnen- und Kostümbildner Wolfgang Menardi auch
2016 wieder zwei große Bühnenaufführungen am Hans Otto Theater. Im April widmete er sich Henrik
Ibsens »Peer Gynt« und zeichnet das Porträt eines rastlosen, leeren, von unstillbarem Verlangen nach
Besitz und Befriedigung getriebenen Menschen. Die Inszenierung mit Alexander Finkenwirth und Bernd
Geiling in der Hauptrolle wurde für den Friedrich-Luft-Preis 2017 nominiert. Nur zwei Monate später, im Juni, inszenierte er Aldous Huxleys visionären Klassiker »Schöne neue Welt« über eine fiktive
Zukunftsgesellschaft, die sich zum Ziel setzt, alle menschlichen Widersprüche mit technologischen und
ideologischen Mitteln wegzuoptimieren.
Ein Höhepunkt im Potsdamer Kultursommer war im Juni und Juli die große Sommer-OpenAir-Produktion »Ein Sommernachtstraum« von William Shakespeare auf der Freilichtbühne im Gasometer am
Neuen Theater. Den Komödienklassiker und amourösen Verwicklungsspaß inszenierte Kerstin Kusch.
Nach 11 erfolgreichen Vorstellungen (ca. 2.600 Zuschauer, Auslastung: 99 %) wurde die Inszenierung im
September in den regulären Abendspielplan des Neuen Theaters übernommen.
Für die Eröffnung der Theatersaison 2016/17 im September holte das Hans Otto Theater das mit dem
renommierten Pulitzerpreis ausgezeichnete Stück »Geächtet« von Ayad Akhtar nach Potsdam.
Bissig und pointiert bringt der amerikanische Autor darin ein großes Thema unserer Zeit auf die Bühne:
Religion und Identität. Seine Hauptfigur Amir verleugnet beides – bis es sich auf überraschende Weise in
seinem Leben Geltung verschafft. Es inszenierte Elias Perrig (»Zorn«, »Kruso«).
Unter dem überraschenden Titel »Die Wiedervereinigung der beiden Koreas« entwirft Joël Pommerat,
der wichtigste französische Gegenwartsdramatiker neben Yasmina Reza, Geschichten von der Liebe und
Short Stories über die Vertreibung aus dem Paradies. Dieses luftige und wendungsreiche Vergnügen erarbeitete für Potsdam der Regisseur Stefan Otteni (»Wie im Himmel«). Zum Jahresausklang brachte Tobias
Wellemeyer die Komödie »Familiengeschäfte« von Alan Ayckbourn zur Premiere, eine bissige Satire voller Slapstick und Wortwitz über das süße, wenn auch kriminelle Leben einer charmanten Unternehmerfamilie.
»Kruso« von Lutz Seiler
»Der Besuch der alten Dame« von Friedrich Dürrenmatt
»Drei Schwestern« von Anton Tschechow
»Peer Gynt« von Henrik Ibsen
»Schöne neue Welt« von Aldous Huxley
»Ein Sommernachtstraum« von William Shakespeare
»Geächtet« von Ayad Akhtar
»Die Wiedervereinigung der beiden Koreas« von Joël Pommerat
»Familiengeschäfte« von Alan Ayckbourn
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Terror
Illegale Helfer
tätigkeitsbericht 2016
Reithalle: zeitgenössische und politische Erzählungen
Mit einer Kapazität von 162 Plätzen ist die Reithalle die zweite, kleinere Spielstätte des Hans Otto Theaters.
Hier entstanden für den Abendspielplan auch 2016 wieder vier Neuproduktionen, darunter gleich zwei
Erstaufführungen.
»Tschick«-Autor Wolfgang Herrndorf erzählt in seinem letzten Roman »Bilder deiner großen Liebe«
die Geschichte des Mädchens Isa weiter. Tobias Wellemeyer brachte diese geheimnisvolle Parabel auf die
unbändige Kraft des Lebendigseins im Januar zur Premiere. Die Fachzeitschrift »Theater der Zeit« schrieb
zur Aufführung: »Als lebensverliebte, vom Leben und sich selbst gehetzte Isa verwischt Nina Gummich
Trennlinien zwischen Normal und Wahnsinnig, zwischen Innen- und Außenwelt – ein ungemeiner Publikumserfolg.«
Die Berliner Autorin Maxi Obexer setzt sich in ihren Texten seit langem mit Migrations- und Fluchtgeschichten auseinander. Ihr inzwischen preisgekröntes Recherchestück »Illegale Helfer«, in dem sie den
Konflikt zwischen Recht und Gewissen zuspitzt, konnten wir im Juni als Deutsche Erstaufführung zeigen.
Es inszenierte die Potsdamer Regisseurin Yvonne Groneberg. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb
dazu: »(Maxi Obexer gelingt es,) den Blick wieder auf die Individuen, von der Menschheit auf den Menschen zu lenken. Das Stück ist ein Diskurs über den Widerstand der Anständigen.«
»Terror« von Ferdinand von Schirach, das derzeit meistgespielte deutsche Gegenwartsstück, steht seit Oktober 2016 auch in Potsdam auf dem Spielplan. Regie führte Andreas Rehschuh. In dem Stück muss sich
Lars Koch, Pilot der Bundeswehr, vor Gericht verantworten: Er hat eine Passagiermaschine abgeschossen,
um einen Terroranschlag zu verhindern. Das Publikum entscheidet über Verurteilung oder Freispruch des
Angeklagten. Dieser leidenschaftlich diskutierte Stoff, der die Grundwerte der Demokratie in pointierter
Weise befragt, entwickelte sich rasch zum Publikumsliebling: 11 Vorstellungen wurden bis zum Jahresende
angesetzt, 8 davon waren ausverkauft.
Zum Jahresausklang im Dezember kam in der traditionellen Koproduktionsreihe mit der Filmuniversität Babelsberg »Konrad Wolf« die brisante Gesellschaftsparabel »People Respect Me Now« der vielfach
preisgekrönten Autorin Paula Stenström Öhman zur Premiere. Die Neuentdeckung aus Schweden zeigten
wir als Deutschsprachige Erstaufführung mit den Schauspielstudenten des 3. Studienjahres. Regie führte
Annette Pullen.
»Bilder deiner großen Liebe« von Wolfgang Herrndorf
»Illegale Helfer« von Maxi Obexer Deutsche Erstaufführung
»Terror« von Ferdinand von Schirach
»People Respect Me Now« von Paula Stentröm Öhman Deutschsprachige Erstaufführung / Koproduktion mit der Filmuniversität Babelsberg
Nachtboulevard und »Stadt der Zukunft«
Die Reihe »nachtboulevard« ergänzte das Programm der Reithalle mit Schauspielerprogrammen,
Themenabenden, Konzerten, Literatur, Film und Party. Seit 2009 waren es mehr als 300 Einzelveranstaltungen, die die beliebte Reihe zu einem Fixpunkt im Potsdamer Veranstaltungskalender machten.
Durchschnittlich 2-4 Veranstaltungen pro Monat finden unter der Überschrift »nachtboulevard« statt.
Dazu gehörten 2016 u. a. der neue »Refugees‘ Club«, die Diskussionsreihe zur Offenen Gesellschaft
»Welches Land wollen wir sein?«, das Format »chambre privée«, der »Dead or Alive Poetry Slam Potsdam« in Kooperation mit der Potsdamer PotShow, der »literarische salon« mit Gretel Schulz vom Kabarett
Obelisk, Carsten Wist vom Literaturladen Wist und Oliver Geldener, Konzerte mit jungen und interessanten Künstlern aus dem In- und Ausland (z. B. Miss Kenichi, A Boy Named River, Ritter, Desiree Klaeukens), Lesungen, Schauspielerabende und vieles mehr.
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Israel in Egypt
Stadt der zukunft
tätigkeitsbericht 2016
Mit einem frischen Konzept, einem gemeinsamen Fokus und neuen Ideen rief das künstlerische Team um
Intendant Tobias Wellemeyer zum Beginn der Spielzeit 2016/17 die neue Programmreihe »Stadt der Zukunft« ins Leben und verabschiedete sich nach acht erfolgreichen Jahren vom »nachtboulevard«. Auch der
Bühnenraum erhielt eine neue Gestalt und auch einen neuen Namen: »Reithalle Forum«. Die »Stadt der
Zukunft« ist ein Raum für gemeinsame Fragen und Antworten; ein Ort der Begegnungen, der Ideen und
der gegenseitigen Inspiration. Die Reihe versucht eine Bestandsaufnahme der Stadtgesellschaft in unserer
Gegenwart und fragt zugleich nach möglichen Perspektiven der Gestaltung: Wie könnte sie aussehen: die
Stadt der Zukunft?
Potsdamer Winteroper 2016
Seit 2005 bringt das Hans Otto Theater alljährlich in Koproduktion mit der Kammerakademie Potsdam
die »Potsdamer Winteroper« heraus. Während der aktuellen Rekonstruktionsarbeiten am Neuen Palais
ist, mit freundlicher Unterstützung der Evangelischen Friedenskirchengemeinde und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die Friedenskirche Sanssouci Spielstätte der Potsdamer Winteroper. Geboten
werden szenische Aufführungen biblischer Oratorien. 2016 kam das szenische Oratorium »Israel in Egypt«
von Georg Friedrich Händel zur Aufführung. Für die musikalische Leitung konnte der Experte für Alte
Musik Konrad Junghänel gewonnen werden. Es inszenierte die junge und bereits vielbeachtete Musiktheaterregisseurin Verena Stoiber. Exzellente Kritiken belegen die besondere künstlerische Qualität der
Aufführung.
»Israel in Egypt« von Georg Friedrich Händel
Potsdamer Winteroper / Koproduktion mit der Kammerakademie Potsdam
Theater für junge Zuschauer
Theater ist eine Schule des Sehens, Fühlens und Denkens, ein Ort der gemeinsamen Auseinandersetzung
mit der eigenen Lebenswirklichkeit. Ein Theaterbesuch öffnet den Zugang zu Geschichten, zu Biografien,
Erfahrungen und Ereignissen – der eigenen Zeit und Wirklichkeit, aber auch anderer Zeiten und anderer
Lebenssituationen. Am Theater lernen junge Menschen, die Welt mit künstlerischen Mitteln zu begreifen
und zu diskutieren. So stellt Theater ein Handwerkszeug zur Weltaneignung und Weltgestaltung bereit.
Das Hans Otto Theater ist das produktivste Kinder- und Jugendtheater im Land Brandenburg. Circa
ein Drittel aller 2016 insgesamt gespielten eigenen Vorstellungen, nämlich 225 (darunter 24 Gastspiele in
Frankfurt/Oder und Brandenburg an der Havel), richtete sich an Kinder und Jugendliche. Die Abozahlen
des Theaters im Kinder- und Jugendbereich liegen kontinuierlich hoch. 2016 nutzten über 8.880 Abonnenten die Angebote an junge Zuschauer (2015: 8.600). Jeder von ihnen kam drei bzw. vier Mal im Jahr ins
Theater. Das heißt, allein in den Abonnements besuchten 2016 fast 28.400 junge Theatergäste das Hans
Otto Theater.
Sechs Premieren wurden auch 2016 wieder für die junge Generation produziert, darunter eine Uraufführung. Den Auftakt machte die schwedische Coming-of-Age-Geschichte »Fucking Åmål« (13+) von Lukas
Moodysson in der Inszenierung von Andreas Rehschuh. Darin brechen die beiden Mädchen Elin und
Agnes gemeinsam auf, per Anhalter nach Stockholm und in eine Achterbahnfahrt neuer Gefühle … Dass
nur derjenige über sich selbst hinauswachsen kann, der das allzu Bequeme und Bekannte hinter sich lässt,
davon erzählte im Februar das Kinderstück »Die faulste Katze der Welt« (6+) von Gertrud Pigor. Regie
führte Marita Erxleben.
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Auf Eis
Der gestiefelte Kater
tätigkeitsbericht 2016
Wie kostbar uns das Selbstverständliche sein sollte, zeigt das Jugendstück »Asip und Jenny« (13+) der
österreichischen Autorin Angela Schneider. Darin trifft ein vor Krieg und Terror geflüchteter Junge auf ein
Mädchen, das bei allem Wohlstand den Boden unter den Füßen verliert. Die Uraufführung brachte der
junge Regisseur Robert Neumann auf die Bühne. Nach dem Sommer erarbeitete Robert Neumann gleich
eine zweite Arbeit für Potsdam: das Kinderstück »Das Hemd des Glücklichen« (6+) von James Krüss,
eine märchenhafte Parabel über die Suche nach Glück und Freiheit. Zu Weihnachten konnten sich Kinder
und Familien auf den Märchenklassiker »Der gestiefelte Kater« (6+) nach den Gebrüdern Grimm freuen.
Mit dem Weihnachtsmärchen 2015, »Das Märchen vom Kalif Storch« von Wilhelm Hauff, reiste das Hans
Otto Theater 11 Mal im Dezember nach Frankfurt/Oder und Brandenburg. Beide Produktionen fanden
großen Zuspruch bei Groß und Klein: Insgesamt sahen 16.290 Zuschauer eines der beiden Stücke. (»Gestiefelte Kater«: 30 Vorstellungen und 12.096 Zuschauer; »Kalif Storch«: 11 Gastspiele und 4.194 Zuschauer). Zum Jahresausklang im Dezember brachte die Regisseurin Aurelina Bücher (»Netboy«) mit »Auf Eis«
(13+) ein neues Jugendstück von Petra Wüllenweber auf die Bühne: Svenja, Lea und Tom sind lebenshungrig und suchen den Kick. Doch als »Ice«, die Droge Crystal Meth, ins Spiel kommt, ändert sich ihr Leben
radikal, und ihre Freundschaft droht zu zerbrechen.
»Fucking Åmål« (13+) von Lukas Moodysson
»Die faulste Katze der Welt« (5+) von Gertud Pigor
»Asip und Jenny« (13+) von Angela Schneider Uraufführung
»Das Hemd des Glücklichen« (6+) von James Krüss
»Der gestiefelte Kater« (6+) von Thomas Freyer nach den Gebrüder Grimm
Weihnachtsmärchen
»Kalif Storch« (6+) nach Wilhelm Hauff Weihnachtsmärchen
(Wiederaufnahme für den Landesverbund Brandenburg)
»Auf Eis« (13+) von Petra Wüllenweber
Kulturelle Bildung
Komplettiert wird der Spielplan des Theaters für junge Zuschauer wie in jeder Spielzeit von den Produktionen des aktiven Theaterjugendclubs. Der »Jugendclub HOT« bietet jungen Menschen zwischen 12 und
26 Jahren Gelegenheit, sich selbst im Theatermachen auszuprobieren. Mit professioneller theaterpädagogischer und dramaturgischer Unterstützung erarbeiten erfahrene jugendliche Spielleiter ihre eigenen Inszenierungskonzepte. Es entstanden als Produktionen des Theaterjugendclubs die Stücke: »der könig vom
berg« in Koproduktion mit dem Nikolaisaal (März 2016) / »covering 13« (April 2016) / »flucht nach vorn«
in Kooperation mit den Willkommensklassen des Oberstufenzentrums I Technik Potsdam (Mai 2016, eingeladen als Leuchtturmprojekt zur 30. Bundestagung Theaterpädagogik 2016 zum Thema »Theaterarbeit
mit Geflüchteten«) / »schattenlauf« in Kooperation mit der Universität der Künste Berlin (Juni 2016).
Darüber hinaus lädt das Hans Otto Theater freie Projekte der kulturellen Bildung ein und kooperiert bei
den Produktionen. So kam u. a. im Juli 2016 mit »Lenja und der Salzkristall« die traditionelle Koproduktion mit der Ballettschule Marita Erxleben und dem »Spaß am Tanz« e. V. heraus. Über 8.000 kleine und
große Besucher sahen die 18 Vorstellungen im Neuen Theater.
Auch 2016 machte das Hans Otto Theater wieder ein reiches theaterpädagogisches Angebot, das Kindern
und Jugendlichen Einblick in künstlerische Prozesse bot. Die Theaterbesuche der jungen Zuschauer werden vor- und nachbereitend betreut. Vermittlungsinstrumente sind beispielsweise theaterpädagogische
Begleitmappen, die Beratung von Spielleitern schulischer Theater-AGs, Lehrerbriefe und Newsletter, Einführungen und Publikumsgespräche, Theaterführungen, das Theater-ABC, der Theaterkoffer, Theater
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Übersetzung in Gebärdensprache
tätigkeitsbericht 2016
workshops und Projekttage für Schulen. Mehr als 45 Extra-Programme führten die beiden Theaterpädagoginnen Kerstin Kusch und Manuela Gerlach 2016 durch; erreicht wurden damit um die 1.100 Schülerinnen und Schüler aus Potsdam und der Region.
Vielfältige Partnerschaften und intensive Kooperationen mit Bildungsinstitutionen und Schulen stehen
im Zentrum der Vermittlungsarbeit am Hans Otto Theater. Zum Auftakt der neuen Spielzeit im September
2016 veranstaltete das Theater zum vierten Mal einen inhaltlich-künstlerisch gestalteten Lehrertag, bei
dem sich interessierte Lehrer und Referendare über den Spielplan, das theaterpädagogische Programm
und spezielle Angebote für Schulen informieren konnten.
Fortgeführt und ausgebaut wurde 2016 die theaterpädagogische Initiative »TheaterScouts«. Theaterbegeisterte Studierende von Potsdamer und Berliner Hochschulen informieren ihre Kommilitonen über
aktuelle Inszenierungen und organisieren spezielle Angebote für Studierende – für dieses kulturelle Engagement wurden die beiden Studierenden Lisa Spitzer und Tillman Triest stellvertretend für die Kerngruppe der »TheaterScouts« mit dem »Ehrenamtspreis 2016 der Landeshauptstadt Potsdam« ausgezeichnet.
Neben gemeinsamen Vorstellungs- und Probenbesuchen standen auch 2016 Gespräche mit Regisseuren,
Dramaturgen und Schauspielern auf dem Programm. Dabei profitierten die Studierenden wieder ganz
praktisch vom Know-how der Theatermacher, u. a. im Workshop »Inszenieren für Kinder und Jugendliche«, der im Dezember 2016 in Kooperation mit dem Studiengang »Kulturarbeit« der Fachhochschule
Potsdam veranstaltet wurde.
Seit 20 Jahren bietet das Potsdamer Theater regelmäßig Aufführungen mit Übersetzung in Gebärdensprache an, um auch tauben und hörbehinderten Menschen ein Tor zur Theaterkunst zu öffnen. In
seiner Kontinuität und innovativen Form ist das Projekt deutschlandweit einzigartig. Mehrmals in der
Spielzeit stehen zwei Dolmetscher gemeinsam mit den Schauspielern auf der Bühne und übertragen das
Bühnen¬geschehen simultan – ein inklusives Kulturerlebnis, das auch Besucher ohne Hörbeeinträchtigung als eine besondere Bereicherung empfinden. Zum 20-jährigen Jubiläum dieses Spezialangebots
wurde im April 2016 der Musical-Klassiker »La Cage aux Folles« live gedolmetscht. »Musiktheater,
Chansonabende, Opern und Musicals sind Genres, die Gehörlosen aufgrund ihres Nicht-Hörens in der
Regel nicht zugänglich sind – darin besteht u. a. der besondere Reiz. Eine Interpretation für gehörloses
Publikum erfordert mehr als die reine Übersetzung der Liedtexte. Die Dolmetscher visualisieren auch
Melodie, Rhythmus und Instrumente und machen dabei die Stimmung der Musik und die individuelle
Interpretation der Künstler sichtbar«, so Manuela Gerlach, Projektleiterin und Theaterpädagogin am Hans
Otto Theater zur Besonderheit der Jubiläumsvorstellung. Darüber hinaus wurden 2016 das Jugendstück
»Asip und Jenny« und das Weihnachtsmärchen »Der gestiefelte Kater« live gebärdet.
Im Sinne der kulturellen Bildung liegt dem Hans Otto Theater auch die Vermittlung der Theaterstoffe
und der inszenatorischen Ansätze am Herzen. Dazu dienen u. a. Publikumsgespräche und regelmäßige
Stück-Einführungen vor den Abendvorstellungen im Neuen Theater und in der Reithalle. Insgesamt 41
dramaturgische Einführungen und 18 Publikumsgespräche waren es 2016 in Potsdam und am Verbundgastspielort Frankfurt/Oder. Darüber hinaus bietet das Theater seinen besonders neugierigen Theaterfreunden eine Matineen-Reihe zu den Premieren: Am »Sonntag um 11« stellen die Künstler des Hauses in
Inszenierungsgesprächen und Szenenausschnitten die neuesten Aufführungen vor. Dazu gibt es interessante Hintergrundinformationen und die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder über die eigenen Seherfahrungen zu berichten. Einen schönen Zuspruch erfahren auch die öffentlichen monatlichen Theaterführungen durch das Neue Theater und die künstlerischen Werkstätten.
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Refugees’ Club
tätigkeitsbericht 2016
Engagement in der und für die Region
Gerade heute, wo sich unsere Gesellschaft durch die weltweiten Migrationsbewegungen und andere
Prozesse der Globalisierung nachhaltig verändert, sind Kulturorte als öffentliche Räume des gemeinsamen
Nachdenkens, der gemeinschaftlichen Selbstvergewisserung wichtiger denn je. Mit einem vielfältigen
künstlerischen und diskursiven Programm lädt das Hans Otto Theater seine Zuschauer zu Austausch und
Begegnung ein und setzt ein Zeichen für eine demokratische, offene Gesellschaft, für Toleranz, Solidarität
und Freiheit. Es unterstützt aktiv die Willkommenskultur und Integration von Geflüchteten.
Sinnlich und differenziert wird die Auseinandersetzung in aktuellen Inszenierungen und Lesungen geführt, wie in »Geächtet« von Ayad Akhtar, »Zorn« von Joanna Murray-Smith, »Illegale Helfer« von Maxi
Obexer, »Das schwarze Wasser« von Roland Schimmelpfennig, »Auferstehung« von Leo Tolstoi, »Asip und
Jenny« von Angela Schneider, »Mensch Karnickel« von Rudolf Herfurtner, »Marias Testament« von Colm
Toíbin, »Fluchtpunkt« von Peter Weiss oder auch in dem interkulturellen Jugendclub-Projekt »flucht nach
vorn«, das im Sommer 2016 für den »MIXED UP Preis – Ankommen« des Bundesjugendministeriums
und der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung nominiert wurde.
Das gemeinsame Diskutieren steht im Zentrum der regelmäßigen Kooperation mit der bundesweiten
Initiative »Die offene Gesellschaft«, deren viel beachtete Auftaktveranstaltung im November 2015 am
Hans Otto Theater stattfand. Mit Gesprächspartnern wie der Migrationsforscherin Naika Foroutan, dem
Sozialwissenschaftler Harald Welzer, der Künstlerin Marina Naprushkina, dem Historiker Julius H.
Schoeps, der Migrationsexpertin Esra Küçük, dem Politiker Wolfgang Thierse und der Publizistin Sineb
El Masrar u. a. wurde über Fragen wie »Welche Chancen bietet die Migrationsgesellschaft?«, »Was verstehen wir unter Heimat?«, »Passt der Islam zur offenen Gesellschaft?« oder »Macht Einwanderung Angst?«
diskutiert. Auch 2017 wird die beim Publikum beliebte Kooperation fortgesetzt.
Ein offener Treffpunkt für Potsdamer und Geflüchtete ist der im Januar 2016 neu ins Leben gerufene
monatliche »Refugees’ Club«. Das Herzstück ist eine Open-Stage für Kurz-Konzerte und Spontan-Auftritte: Hier treffen Babelsberger Breakdancer auf syrische Oud-Musiker, Erzählungen aus Damaskus auf
Brandenburgische Geschichten oder iranische Cajon-Musiker auf Potsdamer Schauspieler. Ebenfalls neu
startete im Januar ein wöchentlicher Theaterworkshop für geflüchtete Menschen, den die Schauspieler
Nina Gummich und Axel Sichrovsky gemeinsam mit der Choreografin Anja Kożik und den drei syrischen
Theatermachern Alaa al Haidar, Kamal Bader und Jalal Mando leiteten. Sich verwandeln und in andere
Rollen schlüpfen, eigene und fremde Geschichten erzählen, mit Bewegungen, Stimme, Mimik und Gestik
arbeiten – ohne Vorkenntnisse und in einem geschützten Raum konnten hier künstlerische Ausdrucksmittel ausprobiert werden.
Darüber hinaus sammelte das Theater auch 2016 wieder Spenden, u. a. gemeinsam mit UNICEF für
Flüchtlingskinder in Syrien und im Irak. Auch in der Vorweihnachtszeit rief das Hans Otto Theater wieder
gemeinsam mit dem Brandenburgischen Sozialministerium zu einer weiteren großen Spendenaktion
unter dem Stichwort »Weihnachtsgeschenke – Kinder spenden für Kinder« auf. Mehr als 600 Geschenke
konnten so kurz vor dem Fest an Kinder in brandenburgischen Gemeinschaftsunterkünften und an Familien mit geringem Einkommen übergeben werden.
Ausgewählten Themen und Ereignissen aus der Geschichte und Gegenwart mit regionalem Bezug widmete das Hans Otto Theater auch 2016 wieder eine Reihe von Veranstaltungen. Vor genau 100 Jahren, am
8. November 1916, wurde der Maler, Schriftsteller, Filmemacher und Dramatiker Peter Weiss in Potsdam
geboren. Mit »Peter Weiss 100 – Potsdamer Positionen«, einem umfangreichen Programm aus Ausstellungen, Lesungen, Filmvorführungen und einer Tagung, würdigten Potsdamer Institutionen den künstlerischen Grenzgänger und Freigeist. Neben dem Potsdam Museum, dem Filmmuseum Potsdam und der
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Wildwuchs
tätigkeitsbericht 2016
Universität Potsdam war natürlich auch das Hans Otto Theater an der beispielhaften Veranstaltungskooperation beteiligt. In einer Schauspielerlesung stellte das Theater den Roman »Fluchtpunkt« (1962) neu vor.
Darin erinnert sich Peter Weiss an seine Ankunft 1940 im Exilland Schweden und an seine Erfahrung des
Fremdseins – als Flüchtling aus einer Nation, die er kaum je als Heimat empfand.
Mit einem umfangreichen Projekt unter dem Titel »Tatort: Schlachtfeld« erinnerte das Haus der Kulturen der Welt an den Ersten Weltkrieg 1914-1918, der mit seiner beispiellosen Zerstörungskraft Gewissheiten zerbrach, Weltanschauungen radikalisierte und die politischen Systeme in Europa veränderte. Die
deutsche Kriegserklärung ging am 31. Juli 1914 von Potsdam aus. Im Januar 2016 lud das Hans Otto Theater
in Kooperation mit dem HKW zu einer gleichnamigen Lesung mit Maria Simon und Jörg Schüttauf aus
Tagebüchern, Briefen und Romanen der Zeit ein.
Bereits im Oktober 2015, anlässlich des 25. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung, präsentierte das
Theater mit »Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin« einen Abend über den Schriftsteller, Filmemacher
und Dramatiker Thomas Brasch, der sich in den 1980er und 1990er Jahren an beiden deutschen Staaten
gleichermaßen gerieben hatte. Im Januar 2016 zeigten die Journalistin Marion Brasch und der Ensembleschauspieler Florian Schmidtke eine Neuauflage des Abends für Studierende in der Filmuniversität
Babelsberg.
2016 jährte sich der Todestag von Hans Otto zum 83. Mal. Aus diesem Anlass lud die Landeshauptstadt
Potsdam gemeinsam mit dem Hans Otto Theater am 24. November zu einer Feierstunde ins Glasfoyer des
Neuen Theaters ein. Der Schauspieler Hans Otto, dessen Namen das Potsdamer Theater seit 1952 trägt,
zählte zu den hoffnungsvollsten jungen Talenten des deutschsprachigen Theaters der 1920er und 1930er
Jahre. Zuletzt in Berlin engagiert, wurde er als Gewerkschafter und Kommunist im Februar 1933 entlassen. Angebote aus Zürich, Prag und Wien schlug er aus, um in Deutschland zu bleiben. Am 13. November
1933 wurde er von der SA verhaftet und nach Tagen der Folter aus einem Fenster gestürzt. Elf Tage später
erlag er seinen Verletzungen. Mit einer Schauspielerlesung aus historischen und zeitgenössischen Texten
erinnerte das Hans Otto Theater an seinen Todestag.
Eine zuverlässige Fortsetzung erlebte 2016 auch die Reihe »Märkische Leselust«, in der bekannte und zu
Unrecht vergessene Autoren aus der Mark Brandenburg und den historischen Dichterkreisen von Preußen
und Berlin vorgestellt werden. Schauspielerinnen und Schauspieler des Hans Otto Theaters lasen unter der
Leitung des langjährigen Ensemblemitglieds Hans-Jochen Röhrig u. a. Texte von Clemens Bretano und
Achim von Arnim über Fürst von Pückler bis hin zu Thomas Mann, Hans Fallada, Saša Stanišić und Timur Vermes. 2016 fanden 15 Veranstaltungen in der Reihe statt (auch als Gastspiele im Theaterverbund).
Im Rahmen des Theaterverbundes des Landes Brandenburg gastierte das Hans Otto Theater 2016 mit
44 Veranstaltungen in Frankfurt/Oder und Brandenburg/Havel.
Kooperation und Vernetzung
Das Potsdamer Theater ist ein kreatives Mitglied und Initiator in bewährten und neu entstehenden Netzwerken. Austausch und Vernetzung sind dem künstlerischen Team um Intendant Tobias Wellemeyer
wichtig. Die Theatermacher geben in Kooperationen mit regionalen Partnern ihre Impulse und Erfahrungen weiter, gewinnen aber auch Anregungen für die eigene Arbeit. Zugleich interessiert sich das Hans
Otto Theater für die Entwicklungen der zeitgenössischen Theaterkunst und hält Kontakt zu Dramatikern
und Theatermachern der deutschsprachigen, europäischen sowie internationalen Szene.
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Großes Theaterfest
tätigkeitsbericht 2016
Für die Schiffbauergasse
Neue Texte für die zeitgenössische Darstellende Kunst standen auch 2016 im Fokus gleich zweier Festivalprojekte des Hans Otto Theaters. Die vierte Auflage erlebte das Festival »Wildwuchs. Junge Texte fürs
Theater« in Kooperation mit der Universität der Künste. In professionellen Werkstatt-Inszenierungen
wurden erneut Texte von Studierenden des UdK-Studiengangs Szenisches Schreiben erkundet. Vorgestellt
wurden u. a. die junge Autorin Franziska vom Heede, die im Januar 2017 mit dem »Kleist-Förderpreis
für junge Dramatiker 2017« ausgezeichnet wurde, und der junge Dramatiker Philipp Gärtner, dessen
»Wildwuchs«-Stück im Juni zum »Kaltstart-Festival« nach Hamburg eingeladen wurde. Unter der Regie
von Kerstin Kusch, Jessica Steinke und Kieran Joel standen Schauspielstudierende der UdK und Schauspieler des Potsdamer Ensembles auf der Bühne. Im Juni 2016 öffneten sich zum zweiten Mal die Türen für
»Scenic Reading. Junge Texte für Film und TV« in Kooperation mit der Filmuniversität Babelsberg.
In einer langen Nacht stellten junge Autoren des Studiengangs Drehbuch/Dramaturgie ihre aktuellen
Arbeiten vor und gewährten einen Blick in ihre Werkstatt. Unterstützt wurden sie von Studierenden des
Studiengangs Schauspiel der Filmuniversität und von Schauspielern des Hans Otto Theaters. Beide Formate werden auch 2017 fortgesetzt.
Mit dem Klangkunstprojekt »Soundfragmente – Klänge der Mark« lud das Hans Otto Theater von
Mai bis Juli zu einer begehbaren Sound- und Videoinstallation in das Waveboard Boardinghouse der
Schiffbauergasse ein. In dem Kunstprojekt ging Marc Eisenschink, Musiker, Komponist und Leiter der
Tontechnik am Hans Otto Theater, der Frage nach: »Wie klingt Brandenburg?« Eingefangen in ihren ganz
spezifischen Klängen und Tönen wurden Orte von der Lausitz bis Potsdam, von Fürstenberg bis nach Hohenlychen. Das Projekt wurde mit dem »Kunst-Förderpreis« des Landes Brandenburg im Bereich Musik/
Komposition ausgezeichnet.
Einen Akzent in den beiden Sommermonaten Juni und Juli setzte das Hans Otto Theater auch 2016 mit
seiner großen Sommer-Open-Air-Produktion. Der Komödienklassiker »Ein Sommernachtstraum« von
William Shakespeare stand in diesem Jahr auf dem Programm im denkmalgeschützten Gasometer. Nach
zehn regulären und einer Zusatzvorstellung (Auslastung: 99 %) unter dem Sternenhimmel wurde die
Inszenierung im September in den Abendspielplan des Neuen Theaters übernommen.
Bereits zum siebten Mal fand 2016 das große Schiffbauergasse-Festival »Stadt für eine Nacht« statt, eine
Veranstaltung der Landeshauptstadt Potsdam in Kooperation mit dem Hans Otto Theater und den Anliegern der Schiffbauergasse. Dieses Mal drehte sich alles um die Frage »Wie wollen wir leben?« Mit hohem
Einsatz und in Schlüsselstellung war das Theater wieder an der Vorbereitung und Durchführung beteiligt.
2016 erzielte das 24-Stunden-Fest einen Besucherstrom von 30.000 Gästen. Das Herzstück des Festivals war auch 2016 wieder ein Kreuz und Quer aus Pavillons, Hütten und kleinen Bühnen, die von den
Kreativen und Aktiven Potsdams und der Region, von Künstlern, Forschern, Galeristen, Vereinen und
Engagierten jeder Art und Profession besiedelt wurden. In diesem Zusammenhang agierte das Theater u.
a. mit folgenden Kooperationspartnern: AG Gegenwartskunst Potsdam, Potsdam Museum – Forum für
Kunst und Geschichte, Arbeitskreis der Nachbarschafts- und Begegnungshäuser Potsdam, Biosphäre Potsdam, Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Filmverband Brandenburg
e. V., Kulturlobby, Kulturcamper, FreiLand Potsdam, Kultür Potsdam, Kunsthaus sans titre, Kunstschule
Potsdam e. V., Hospiz- und Palliativberatungsdienst Potsdam, Naturkundemuseum Potsdam, Werkhaus
Potsdam, URANIA-Planetarium Potsdam und Filmpark Babelsberg. Über die Organisation und die
Vorbereitungen hinaus machte das Hans Otto Theater in den 24 Stunden der »Stadt für eine Nacht« ein
Angebot von 22 eigenen Veranstaltungen im Neuen Theater, in der Reithalle und auf den Theaterterrassen – mit einem reichen Programm von Inszenierungen, Lesungen, Konzerten und vielem mehr.
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Stadt der Zukunft
tätigkeitsbericht 2016
Nach dem sehr herzlichen und umfangreichen Publikumszuspruch in den vergangenen Jahren lud das
Hans Otto Theater im September wieder zum »Großen Theaterfest« ein, um gemeinsam mit dem Publikum die Eröffnung der neuen Spielzeit 2016/17 zu feiern. Das Ensemble, die Werkstätten und die künstlerischen Gewerke präsentierten ihre Arbeit in offenen Proben, einer »Kleinen Theaterweltreise« hinter
die Kulissen, in Lesungen, Inszenierungen und Vorführungen für Groß und Klein. Dazu gab es eine große
Kostümversteigerung, Musikalisches, Theaterworkshops und eine große Technikshow im Neuen Theater.
Kinder konnten basteln, in Kostüme schlüpfen und sich fachmännisch schminken lassen.
Unter dem Titel »Jazzoffensive. Jazz und mehr in der Schiffbauergasse« präsentierten die künstlerischen Macher der Schiffbauergasse im Oktober bereits zum zweiten Mal nach dem schönen Auftakt 2015
gemeinsam unterschiedlichste Spielformen des Genres: Von Standards über Swing und Modern bis hin
zu Latin, Free und Nu Jazz. Mit Konzerten in allen Häusern wurde die gesamte Schiffbauergasse zu einer
großen Bühne. Das Hans Otto Theater hatte in diesem Jahr die Künstlerin Ginea Adi Wolf eingeladen.
Wichtige Sonderveranstaltungen 2016
… waren die Abschlussveranstaltung der Ökofilmtour 2016 (April), die Eröffnungsgala des Jüdischen
Filmfestivals Berlin & Brandenburg (Juni), die Gastspiele »Tosca« und »Die Gräfin Mariza« des Staatstheaters Cottbus (Februar und Mai), die Eröffnung der Potsdamer Tanztage 2016 (Mai), das Einbürgerungsfest
des Landes Brandenburg (Mai), die Kooperation »Pygmalion« mit den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci, der Brandenburgische Sommerabend (Juni), das Literaturfestival »lit:potsdam« (Juli), die Verleihung
des Integrationspreises der Stadt Potsdam (September), die Beteiligung an der Semesterauftaktveranstaltung »WarmUp!« der Universität Potsdam und der Erstsemesterbegrüßung der Fachhochschule Potsdam
(Oktober), das Gastspiel »Les Limbes« im Rahmen von Unidram 2016 (November), die Adventslesungen
für Groß und Klein (Dezember), das Weihnachtskonzert mit der A-Cappella-Band »Die Bogarts« sowie
die Silvester- und Neujahrsvorstellungen des Musicalklassikers »My Fair Lady«.
Vernetzung in die Stadt hinein
Als Stadttheater der Landeshauptstadt Potsdam setzt das Hans Otto Theater auf eine vielfältige Zusammenarbeit mit den verschiedensten Institutionen und Partnern in der Stadt. So beteiligte sich das Theater
gemeinsam mit anderen Kultureinrichtungen, Bildungsträgern, Glaubensgemeinschaften und Sozialverbänden am Programm »Anders als du glaubst …«, das unter der Federführung des »Neuen Potsdamer
Toleranzedikts e. V.« im Herbst 2016 mehr als 50 Veranstaltungen über den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen auf die Beine stellte. Weitere Beispiele der produktiven und partnerschaftlichen
Zusammenarbeit waren 2016 u. a. die aktive Erstbegegnung mit dem künstlerischen Team des Museum
Barberini anlässlich der Besuchertage im Januar 2016, die fortführende Zusammenarbeit mit dem
Potsdam Museum anlässlich der Ausstellung »Peter Weiss – inmitten meiner Bilder« oder das »Lunchpaket« im Bildungsforum (Veranstaltung der Stadt- und Landesbibliothek, der Volkshochschule und der
Wissenschaftsetage), an dem sich das Theater regelmäßig mit Schauspielerlesungen beteiligt. Ebenfalls mit
Lesungen war das Hans Otto Theater wieder beim Bundesweiten Vorlesetag im Treffpunkt Freizeit und
in der Stadt- und Landesbibliothek dabei. Darüber hinaus wurde 2016 die erfolgreiche Zusammenarbeit
mit der Universität Potsdam fortgeführt. Mit dem Institut für Betriebswirtschaftslehre wurde erneut ein
Projekt zum Thema »Kulturmanagement in der Praxis« durchgeführt.
Über die vielfältigen Kooperationen hinaus unterstützten die Künstler des Hans Otto Theaters auch 2016
wieder andere künstlerische Projekte und Vorhaben in Potsdam. So waren Schauspieler u. a. bei Lesungen
in der Stadt- und Landesbibliothek präsent. Auch die beiden Repetitoren Rita Herzog und Christian
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Moritz von Treuenfels
Jonas Götzinger
Frédéric Brossier
tätigkeitsbericht 2016
Deichstetter gehören mit ihrem Wissen und Können fest zur vielfarbigen musikalischen Landschaft Potsdams (u. a. Theaterschiff Potsdam, Salonorchester Potsdam, Kammerakademie Potsdam).
Überregional und international
Das Team um Intendant Tobias Wellemeyer interessiert sich aktiv für die Entwicklungen der zeitgenössischen Theaterkunst und hält Kontakt zu Dramatikern und Theaterleuten der deutschsprachigen, europäischen und internationalen Szene.
2016 konnte sich das Hans Otto Theater über mehrere Gastspiel-Einladungen freuen. So wurde das Theater im März mit seiner Aufführung »Das Richtfest« von Lutz Hübner nach Friedrichshafen am Bodensee
eingeladen. Darüber hinaus stellte sich die »Wildwuchs«-Produktion »Fallobst im Westen« im März bei
der »Werkstatt Neue Stücke« am Deutschen Theater Berlin und im Juni beim »Kaltstart-Festival« im
Thalia Theater Hamburg vor. Unter dem Motto »mit leichtem gepäck« fanden im September die X. Theatertage der Länder Sachsen-Anhalt und Brandenburg statt, zu denen das Hans Otto Theater mit dem
Gegenwartstück »Das schwarze Wasser« von Roland Schimmelpfennig reiste.
Seit 2009 ist Intendant Tobias Wellemeyer Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste
Bensheim, Vorstandsmitglied der Intendantengruppe und, seit November 2015, Vorsitzender des Landesverbandes Ost im Deutschen Bühnenverein.
Einen Austausch mit Pariser Bühnen pflegt das Hans Otto Theater bereits seit 2012 im Rahmen eines europäischen Programms für Auszubildende der Ton- und Lichttechnik in Kooperation mit dem Förderverein für Theater- und Veranstaltungstechnik Berlin e. V. An dem Austausch nehmen regelmäßig bis zu
40 Auszubildende an deutschen und französischen Theatern teil, darunter auch Bühnen in Berlin, Paris,
Montpellier und Lille. Im Sinne des europäischen Gedankens steht die fachliche, technisch-künstlerische
Qualifizierung über die Länder- und Sprachgrenzen hinweg im Zentrum des Projektes. Höhepunkte der
einzelnen Projektphasen sind rund vierwöchige Hospitanzen bei einem der Partnertheater und ein Gegenbesuch in Potsdam.
Neu im Ensemble
Als neue Ensemblemitglieder kamen 2016 Frédéric Brossier, Jonas Götzinger und Moritz von Treuenfels
nach Potsdam. Frédéric Brossier, geboren 1992 in Frankfurt/Main, studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. In der Inszenierung »Ein Sommernachtstraum« (Regie:
Kerstin Kusch) stellte er sich in der Rolle des Demetrius im Juni 2016 erstmalig dem Potsdamer Publikum
vor. Jonas Götzinger, geboren 1991 in Uster (Schweiz), studierte bis 2016 Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste und war während seines Studiums u. a. bereits am Theater Neumarkt in Zürich und am
Luzerner Theater zu sehen. Sein Potsdam-Debut gab er im Oktober 2016 in der Rolle des Lars Koch in
»Terror« von Ferdinand von Schirach. Moritz von Treuenfels, 1988 in Eutin geboren, studierte bis 2014
Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Bereits während seiner Ausbildung spielte er an
den Münchner Kammerspielen. Er wurde 2015 als festes Ensemblemitglied ans Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert und wurde dort mit dem Publikumspreis »Gustaf« in der Kategorie »Bester Schauspieler«
ausgezeichnet. Dem Potsdamer Publikum stellte er sich im September 2016 in der großen Eröffnungspremiere »Geächtet« von Ayad Akhtar vor.
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tätigkeitsbericht 2016
Hans Otto Theater GmbH
Schiffbauergasse 11
14467 Potsdam
Intendant
Tobias Wellemeyer
Geschäftsführender Direktor
Volkmar Raback
kuratoriumsvorsitzende
Dr. Iris Jana Magdowski
Amtsgericht Potsdam
HRB 7741
Ein Unternehmen der Landeshauptstadt Potsdam, gefördert mit Mitteln
der Landeshauptstadt Potsdam und
des Ministeriums für Wissenschaft,
Forschung und Kultur des Landes
Brandenburg.
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