Operations Research (OR) II Fortgeschrittene Methoden der Wirtschaftsinformatik II 2. Mai 2007 Michael H. Breitner 02.05.2007 # 1 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Zeitplan OR II SS 2005 • Zusätzlich vorlesungsrelevant: G. Görz et al. (2003, 4. Aufl.), Handbuch der KI, Vorwort & Einführung und Breitner, M. H. (2003), Nichtlineare, multivariate Approximation mit Perzeptrons und anderen Funktionen auf verschiedenen Hochleistungsrechnern, Berlin (werden beide ausgeteilt …). 02.05.2007 # 2 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 1 Literatur zur Künstlichen Intelligenz (KI) • Gutes Buch, um einen Überblick über KI zu erhalten (ca. 1050 Seiten) • Übersichtsartikel zu verschiedensten Themen • Wichtige Teile der KI werden leider nur am Rande behandelt • Details fehlen i. d. R. • Preis: 80 € (teuer!) 02.05.2007 # 3 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Literatur zur Künstlichen Intelligenz 02.05.2007 # 4 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 2 Primäre Literatur zur Vorlesung (KNN) • Umfassende Darstellung des überwachten Lernens mit Künstlichen Neuronalen Netzen (KNN) überwiegend aus mathematischer Sicht • Einführung in Neurosimulator FAUN (= Fast approximation with universal neural networks), vgl. Vorführung in der Vorlesung • Darstellung der FAUN-Hochleistungsrechnerversionen 02.05.2007 # 5 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Primäre Literatur zur Vorlesung (KNN) 02.05.2007 # 6 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 3 Ideen zur Gegenwart und Zukunft der KI • Ray Kurzweil (Futurologe, Homo S@piens, Econ Taschenbuch 1999, 10 €, 1998): „Im Jahr 2029 besitzt ein Computer um 1000 US-$ die Rechenleistung von annähernd 1000 menschlichen Gehirnen.“ • Ray Kurzweil (Zeit Interview, 2002): „Dabei verkennen sie [andere Wissenschaftler], daß sich die Geschwindigkeit des Fortschritts alle 10 Jahre verdoppelt. Manchmal geht es sogar noch schneller. … Die nächsten 100 Jahre werden Hunderte Mal mehr Fortschritt bringen als die letzten 100 Jahre. Und die waren schon ziemlich revolutionär“ 02.05.2007 # 7 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Ideen zur Gegenwart und Zukunft der KI • Ray Kurzweil (Zeit Interview, 2002): „Dazu werden wir aber – mittels Gehirn-Scanning oder anderer Methoden – auch Software entwickeln, die die menschliche Intelligenz in all ihren Facetten im Computer abbildet, inklusive der Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge und Emotionen zu verstehen und zu fühlen. … Etwa im Jahr 2019 dürfte ein PC damit dieselbe Leistungskraft haben wie ein menschliches Gehirn. … In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts wird es keinen klaren Unterschied zwischen menschlicher und maschineller Intelligenz mehr geben. Wir werden uns gegenseitig befruchten, unseren menschlichen Geist durch die intime Verbindung zwischen biologischer und nichtbiologischer Intelligenz erweitern.“ 02.05.2007 # 8 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 4 Zukunftsprognosen sind schwierig! • Ken Olson (Gründer Digital Equipment Corporation (DEC), 1977): „Es gibt keinen Grund, warum Leute zu Hause einen Computer haben sollten.“ • Bill Gates (Gründer von Microsoft, 1981): „640000 Bytes Speicher-kapazität (= 0.64 MB RAM) sollten jedem genügen.“ • Hermann Maurer (Futurologe, 1985): „Es wird im Jahr 2000 Touristen geben, die im Ausland einen elektronischen Übersetzer mit Sprachein- und -ausgabe benutzen.“ • Neil A. Gershenfeld et al. (Futurologe, 1990): „Der Computer als gesondertes Einzelobjekt verschwindet. „Things that think“ werden ihn ersetzen.“ 02.05.2007 # Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 9 Prinzipieller Aufbau eines ISs Rechnersystem(e) (Intelligente) Maschine(n) Hardware: Technische CPU, Speicher, Einrichtung(en), Datenwege, primär Netzwerke Schnittstellen … (LAN, WLAN, GPRS, UMTS, Bluetooth, ad-hoc …) Software (SW): System-SW + Systemnahe SW + Anwendungs-SW + Unternehmen Organisation(en) Mensch(en) Nutzer Administrator (Weiter-) Entwickler Informationsmanager (CIO) Sicherheitsmanager (CISO) … 02.05.2007 # 10 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 5 Integration betrieblicher ISe Produktentwicklung Angebotsprozeß Auftragsabwicklung Kundenservice vertikale Integration funktionsbereichsübergreifende und unternehmensplanende Modelle Führungsinformation, vgl. FIS (Führungsinformationssysteme) Planungs- und Kontrollsysteme (PuK) Querschnittsfunktionen Finanzen, Rechnungswesen, Personal, Gebäudemanagement, Groupware usw. Fo rs Grundch funktionen P sow un r un od ie g en d P uk tw ro tVertrieb & Beschaffung ick zeß Marketing & Bestellung lu ng Lagerhaltung Produktion von Waren und Dienstleistungen Versand Kundendienst & CRM Wertschöpfungskette (Auftragsdurchlauf) horizontale Integration 02.05.2007 # 11 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover WI, OR & KI Psychologie z. B. • Softwareergonomie • Einführung von Anwendungssystemen • Akzeptanz BWL (mit allen Teildisziplinen) z. B. • Anwendungssysteme in betrieblichen Funktionsbereichen und Prozessen • Entscheidungslehre • Virtuelle Unternehmen Recht z. B. • Datenschutz • Arbeitsrecht • Urheberrecht Wirtschaftsinformatik Statistik z. B. • Qualitätskontrolle • Marktforschung • Prognoserechnung • Data Mining • Stochastische Analyse 02.05.2007 # 12 Operations Research Mathematik Informatik z. B. • Datenbanken • Systementwicklung • Softwareengineering • Grafische Datenverarbeitung • Computer in Produkten • Künstliche Intelligenz Medienwissenschaft z. B. • Medien für computergestützte Weiterbildung (CBT, WBT) • Elektronische Produktkataloge • Gestaltung von WWW-Seiten Nachrichtentechnik z. B. z. B. z. B. • Übertragungsverfahren für • Modellierung • Simulation Multimedia • Simulation • Kryptologie • Sicherheit beim elektronischen • Produktionsplanung • Künstliche Intelligenz Zahlungsverkehr • Logistikoptimierung • Optimierung • Standortplanung • Hochleistungsrechnen Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 6 Baum der Künstlichen Intelligenz Künstliche Neuronale Netze Spracherkennung & -synthese Zeitreihenanalyse & -prognose Automatische Programmierung Genetische Algorithmen Fallbasiertes Schließ Schließen (Software(Software-)Agenten Fuzzy Logik Philosophie Psychologie Ingenieurwissenschaften (Computer-)Linguistik Wirtschaftswissenschaften Informatik 02.05.2007 Bildverarbeitung Expertensysteme Verteilte und HPCHPC-KI Robotik # 13 (Neuro-)Biologie Mathematik Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Turing-Test (Alan Turing, 1950) • Die Frage der Intelligenz einer Maschine soll durch einen klarer definierten empirischen Test beantwortet werden. • Der Turing-Test vergleicht die Leistung einer (angeblich) intelligenten Maschine mit der eines menschlichen Wesens, vielleicht der beste und einzige Standard für intelligentes Verhalten. Bei dem Test, den Turing das „Imitationsspiel“ nannte, werden Maschine und menschlicher Gegenspieler in Räumen untergebracht, die jeweils getrennt von einem zweiten Menschen sind, der Befrager ist. Der Befrager kann weder Maschine noch Menschen sehen oder direkt ansprechen. Er weiß nicht, wer Maschine und wer Mensch ist, und darf mit beiden nur über ein Texteingabegerät, beispielsweise ein Terminal, kommunizieren. 02.05.2007 # 14 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 7 Turing-Test (Alan Turing, 1950) • Der Befrager kann beliebige Fragen stellen, auch wenn diese hinterhältig oder indirekt sind, um die Identität der Maschine aufzudecken. Der Befrager kann z. B. beide Subjekte bitten, eine komplizierte arithmetische Berechnung auszuführen, wobei er unterstellt, daß die Maschine die korrekte Antwort wahrscheinlich eher findet als der Mensch. Die Maschine muß wissen, wann sie die korrekte Antwort auf solche Probleme verweigern muß, um menschlich zu erscheinen. • Um die Identität des Menschen auf Grund seiner Emotionalität herauszufinden, kann der Befrager beide Subjekte bitten, auf ein Gedicht oder ein Kunstwerk zu reagieren. Die Maschine muß dann Wissen über die emotionale Konstitution von menschlichen Wesen besitzen. 02.05.2007 # 15 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Turing-Test (Alan Turing, 1950) • • • Gibt uns eine objektive Vorstellung von Intelligenz, d. h. das Verhalten eines bekanntermaßen intelligenten Wesens zu einer bestimmten Menge von Fragen. Damit ist ein Standard für die Bestimmung von Intelligenz gegeben, mit dem die unvermeidlichen Debatten über deren "wahre" Natur umgangen werden. Verhindert die Ablenkung durch verwirrende und gegenwärtig nicht zu beantwortende Fragen, wie z. B. ob Computer die geeigneten internen Prozesse verwenden oder ob Maschinen sich tatsächlich ihrer Handlungen bewußt ist. Beseitigt Voreingenommenheit zu Gunsten lebender Organismen, da der Befrager gezwungen wird, sich nur auf den Inhalt der Antworten zu Fragen zu konzentrieren. 02.05.2007 # 16 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 8 www.gi-ev.de 02.05.2007 # 17 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover www.dfki.de/web 02.05.2007 # 18 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 9 http://www.cogsci.uni-osnabrueck.de/ 02.05.2007 # 19 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover http://konferenz.kuenstliche-intelligenz.de/ 02.05.2007 # 20 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 10 Was ist (natürliche) Intelligenz? • Definition ist vielfältig möglich, sehr kompliziert und sehr umstritten, vgl. auch „intelligentes Leben“! • Setzt man Intelligenzmaße und Maße für Schulleistungen miteinander in Beziehung, so erhält man regelmäßig positive Korrelationskoeffizienten von zumeist mittlerer Größe. Bislang kann mit keinem anderen Merkmal schulischer Lernerfolg derart gut vorausgesagt werden wie mithilfe der „Testintelligenz“; Intelligenz ist daher auch schon als schulische Lernfähigkeit definiert worden (z. B. A. Binet). • W. Stern definierte Intelligenz als allgemeine geistige Anpassungsfähigkeit an neue Aufgaben, Probleme und Bedingungen des Lebens. 02.05.2007 # 21 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Was ist (natürliche) Intelligenz? • D. Wechsler versteht unter Intelligenz die globale Befähigung eines Individuums, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich erfolgreich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen. • P. R. Hofstätter definiert Intelligenz als Fähigkeit zum Auffinden von Ordnungen und Regelhaftigkeiten im überzufälligen Neben- und Nacheinander von Ereignissen. • Intelligenz ist eine Begabung (oder eine Gruppe von Begabungen), die Lebewesen in unterschiedlichem Maße besitzen können. • Intelligenz ist die Fähigkeit zur Lösung konkreter und abstrakter Probleme sowie zur Bewältigung neuartiger Situationen. 02.05.2007 # 22 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 11 Was ist (natürliche) Intelligenz? • Intelligenz erübrigt oft das Lernen durch Versuch und Irrtum; • Intelligenz ist die Fähigkeit zur Erfassung, Analyse, Deutung und Herstellung von Sinnzusammenhängen. • Oft feststellbare Korrelationen zwischen bestimmten Untertests eines Intelligenztests führen zu IntelligenzStruktur-Modellen. Aus empirischen Untersuchungen abgeleitete Faktormodelle spielen eine zentrale Rolle (Faktorenanalyse), z. B. nach C. Spearman (Zweifaktorentheorie) beruhen alle intellektuellen Leistungen auf den Faktoren • gemeinsamer allgemeiner Intelligenzfaktor (General factor, g-Faktor) • und für die jeweilige intellektuelle Leistung spezifischer Intelligenzfaktor (Specific factor, s-Faktor). 02.05.2007 # 23 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Was ist (natürliche) Intelligenz? • S. Thurstone isoliert sieben Primärfähigkeiten (Primary mental abilities): • Sprachverständnis und Wortflüssigkeit; • Rechengewandtheit und räumliches Denken; • Merkfähigkeit; • Auffassungsgeschwindigkeit und schlußfolgerndes Denken. Statt eines globalen Intelligenzmaßes (z. B. IQ) sollen mehrere nahezu unabhängige Messwerte angestrebt werden, die sich je nur auf eine Intelligenzdimension beziehen und zu einem Intelligenzprofil verknüpft werden können (heute bis zu 120 Primärfähigkeiten, z. B. bei J. P. Guilford). 02.05.2007 # 24 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 12 Was ist (natürliche) Intelligenz? Die strukturellen Theoretiker vermuten eine aus der Faktorenanalyse hergeleitete Dimensionierung der individuellen Intelligenz und unterscheiden zwischen • Denkoperationen (Erkenntnisse, Gedächtnis, Vergleichsfindung, Bewertung sowie divergente und konvergente Produktion); • Denkprodukten (Urteilsklassen, Systemeinheiten, Transformationen und Implikationen) und • Denkinhalten (bildliche, symbolische und semantische Inhalte sowie Verhaltensinhalte). Das Strukturmodell mit 120 Intelligenzleistungen hat dann eine Höhen- (Denkprodukte), Breiten- (Denkinhalte) und Tiefendimension (Denkoperationen). 02.05.2007 # 25 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Was ist (natürliche) Intelligenz? • D. Krech und R. Crutchfield sehen Intelligenz grundsätzlich als die Fähigkeit zum Fähigkeitserwerb (= Lernen). Es gibt also nicht nur die eine Intelligenz, über die Individuen im unterschiedlichen Ausmaß verfügen, sondern es existieren mehrere Intelligenzarten von unterschiedlicher Fähigkeitszusammensetzung. Hauptfragen der Intelligenzforschung sind: • Welche Fähigkeiten sind das? • Wie stehen sie zueinander? • Woran sollen sie gemessen werden? 02.05.2007 # 26 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 13 Was ist (natürliche) Intelligenz? • Mentalstörungen (= Intelligenzdefizite) werden von der klinischen Psychologie in 3 Gruppen eingeteilt: • Geistige Behinderungen sind angeborene, traumatische oder altersbedingte Hirnstörungen, die eine volle Ausübung normaler Geistestätigkeit verhindern; • Geistige Leistungsstörungen sind partielle Funktionsstörungen, die nicht die Gesamtintelligenz, sondern nur das Denken bestimmter Bereiche hemmen; • Geistige Verirrung ist ein weites Feld an Mentalstörungen mit z. B. Wahnvorstellungen, vorurteilsbehaftetem Denken, vielfältigen Formen des Aberglaubens, Leichtgläubigkeit, paranormalem, also rational nicht verständlichem Denken (z. B. Wahrsagen oder Kartenlegen) und irrationalen Gruppenbildungen (z. B. manche Sekten). 02.05.2007 # 27 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Was ist (natürliche) Intelligenz? • Ermittlung eines Intelligenzquotienten (= IQ) mit Hilfe von Intelligenztests: • Ursprünglich Quotient aus Intelligenzalter und Lebensalter; • Heute ein an Mittelwert und Streuung der Bezugsgruppe standardisierter Wert, wobei der Mittelwert gewöhnlich 100 und die Standardabweichung 15 (z. B. Wechsler, d. h. 68,26% in [85,115], 95,44% in [70,130]) oder 10 (z. B. Amthauer, analog) ist. Entsprechend der Leistungen in Untertests lassen sich Intelligenzprofile darstellen, aus denen z. B. grobe Schlüsse für schulische bzw. berufliche Eignungen gezogen werden können. 02.05.2007 # 28 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 14 Was ist (natürliche) Intelligenz? • Implizite oder explizite Annahmen der hier getroffene Operationalisierung der Intelligenz: • Die ausgewählten bzw. konstruierten Testfragen und -probleme repräsentieren das Universum aller möglichen Leistungsarten und -anforderungen in einer Kultur oder in allen Kulturen; • Das repräsentierte Universum von Aufgaben kann durch ein allgemeines stabiles Persönlichkeitsmerkmal – die Intelligenz – bewältigt werden. • Der Intelligenztest erfolgt also durch Schätzung eines Merkmals durch Reduktion des Aufgabenuniversums auf eine sinnvolle Stichprobe und durch Reduktion dieser Stichprobenwerte auf verschiedenen Abstraktionsebenen. 02.05.2007 # 29 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Was ist (natürliche) Intelligenz? • Faktoren der Kreativität (unterscheide von Intelligenz!): • Geläufigkeit (Kenntnis verschiedener, ähnlicher Sachverhalte), • Flexibilität (Denken in verschiedenen Kategorien) und • Originalität (Seltenheit oder Entferntheit zum „Normalen“). • Kreativitätstests repräsentieren per definitionem nicht das Universum möglicher Leistungen (kreative Lösungen sind nicht absehbar!) und nur begrenzt ein allgemeines Merkmal Kreativität (Individuum kann selten auf Kommando kreativ sein und nicht universell kreativ sein). • (Hoch-)Schulen fördern i. d. R. nur einige Bereiche der Intelligenz, nicht aber die Kreativität (-> sehr schade!). 02.05.2007 # 30 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 15 Was ist (natürliche) Intelligenz? • Intelligenz ist ein adaptiver Mechanismus aus niedrigeren biologischen Gleichgewichtsprozessen, der die wechselseitige Anpassung des Individuums an die Umwelt (Adaption, Akkommodation) und die aktive Angleichung der Umwelt an das Individuum (Assimilation) steuert. • Der Aufbau der Intelligenz erweist sich dabei als fortschreitende Konstruktion von Operationssystemen mit kognitiven Elementen und Verhaltensanteilen. • Intelligenz [lat. „intellegentia“ = Erkenntnisvermögen, Verstand] ist eine komplexe Fähigkeit zu Leistungen, die durch spontanes Erfassen von Zusammenhängen in neuen Situationen erzielt werden. 02.05.2007 # 31 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Was ist (natürliche) Intelligenz? • Intelligenzrichtungen sind z. B. • praktische Intelligenz, • theoretische Intelligenz, • ästhetische Intelligenz und • künstlerische Intelligenz. • Intelligenztypen sind z. B. • synthetische Intelligenz, • analytische Intelligenz, • produktive Intelligenz und • reproduktive Intelligenz. 02.05.2007 # 32 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 16 Was ist (natürliche) Intelligenz? • Einzelfähigkeiten der Intelligenz sind z. B. • Abstraktionsfähigkeit, • Kombinationsfähigkeit, • intellektuelle Beweglichkeit, • schlußfolgerndes Denken, • Auffassungsgeschwindigkeit und -genauigkeit, • Gedächtnis, • Sprachbeherrschung, • Raumvorstellung, • rechnerisches Denken und • Phantasie (vgl. auch Kreativität!). 02.05.2007 # 33 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Menschliches Gehirn A. Zell, Simulation neuronaler Netze, 3. Auflage, 2000 02.05.2007 # 34 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 17 Sinnesorgane auf der Großhirnrinde A. Zell, Simulation neuronaler Netze, 3. Auflage, 2000 02.05.2007 # 35 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Nervenzelle, Nervenfasern und Synapsen A. Zell, Simulation neuronaler Netze, 3. Auflage, 2000 Inputs Aktivierung Erregung Output 02.05.2007 # 36 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 18 Was ist Künstliche Intelligenz? • KI ist eine wissenschaftliche Disziplin, die das Ziel verfolgt, menschliche Wahrnehmungs- und Verstandesleistungen zu operationalisieren und durch Artefakte (lat., = Kunstprodukte), d. h. kunstvoll gestaltete technische – insbesondere informationsverarbeitende – Systeme, verfügbar zu machen, vgl. G. Görz, u. a., 2003. Diese Aufgabenteilung impliziert die Interdisziplinarität der KI: Obwohl durch ihre Genese in der Informatik verankert (ingenieurwissenschaftliche Komponente!) ist KI-Forschung nur in enger Zusammenarbeit mit Philosophie, Psychologie, Linguistik und Neurowissenschaften möglich (kognitionswissenschaftliche Komponente!). 02.05.2007 # 37 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Was ist Künstliche Intelligenz? • KI ist die Untersuchung von Berechnungsverfahren, die es ermöglichen, wahrzunehmen, schlußzufolgern und zu handeln (P. H. Winston, 1992). • Englisch: artificial intelligence (= AI) • Erstes Zwischenfazit: Künstliche Intelligenz ist am einfachsten durch Tätigkeiten von Maschinen bzw. zugehörige Softwareapplikationen beschreibbar! 02.05.2007 # 38 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 19 E. Stickel u. a., Gabler Wirtschaftsinformatik Lexikon, 1997 Was ist Künstliche Intelligenz? 02.05.2007 # 39 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Künstliche Neuronale Netze • Der wichtigste Teilbereich der KI ist Künstliche Neuronale Netze (= KNN, engl. artificial neural networks = ANN). Betrachtet werden Verarbeitungsmodelle, die sich durch Lernfähigkeit, Darstellung und Verarbeitung von Unschärfe, hochgradig parallele Aktionen und Fehlertoleranz auszeichnen. Das Wissen ist in der Topologie und in den Gewichten der Kanten des Netzes gespeichert. • Veraltet ist heute die Ansicht, daß KNN zur Simulation gehirnähnlicher Strukturen verwendet werden können. In der Zukunft scheint dies jedoch realistisch („Gehirn Scanner“). 02.05.2007 # 40 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 20 Künstliche Neuronale Netze • KNN sind oft in Schichten organisiert (Perzeptrons). Zweilagige Perzeptrons haben nur Input- und Outputschicht. Drei- und mehrlagige Perzeptrons haben zusätzliche Zwischenschichten. In diesen Schichten sind miteinander verknüpfte Neuronen angebracht. Ein Neuron kann mehrere In- und Outputs haben, die an den Synapsen anliegen. Es summiert seine Inputs, ermittelt abhängig von innerem Zustand und Aktivierungsfunktion einen Output und leitet diesen weiter. Für die Berechnung des Outputs ordnet man den Knoten und Verbindungen Werte zu, d. h. das Aktivierungspotential des Neurons und die Gewichte der Verbindungen werden einkalkuliert. 02.05.2007 # 41 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Künstliche Neuronale Netze/OCR Ausgabe Zeichen aus Zeichensatz (Klassifikation) Eingabe 5x7 PixelPixel-Feld Zwischenschicht 02.05.2007 # 42 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 21 Nervenzelle, Nervenfasern und Synapsen A. Zell, Simulation neuronaler Netze, 3. Auflage, 2000 Inputs Aktivierung Erregung Output 02.05.2007 # 43 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Künstliche Neuronale Netze • In der Lernphase eines KNN ändert eine Lernregel die Gewichte und ggf. Neuronenparameter und Topologie, so daß das Netz zu bestimmten Inputs gut passende Outputs liefert. Die Lernregel vergleicht entweder die an den Outputs anliegenden Soll-Outputs (überwachtes Lernen, Lernen mit Lehrer) oder arbeitet ohne von außen beigesteuerte SollOutputs (unüberwachtes Lernen, Selbstorganisation). • Lernregeln können biologisch (z. B. Darwinismus) oder mathematisch begründet sein (Abweichungsminimierung = Optimierung einer Zielfunktion). • In der KNN-Arbeitsphase werden Inputs angelegt – die in der Lernphase eingestellten Gewichte und Parameter bleiben konstant – und an den Outputs wird das Ergebnis angezeigt. 02.05.2007 # 44 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 22 Künstliche Neuronale Netze/OCR Ausgabe Zeichen aus Zeichensatz (Klassifikation) Eingabe 5x7 PixelPixel-Feld Zwischenschicht 02.05.2007 # 45 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Künstliche Neuronale Netze • Die Ursprünge der KNN liegen in den 40er Jahren (Warren McCulloch, Walter Pitts, Donald Hebb, u. a.) und 50er Jahren (Frank Rosenblatt – 1957 entsteht Perceptron, der erste Neurocomputer – u. a.). • Nach einer „Eiszeit“ gewinnen KNN erst in den 80er Jahren wirklich an Bedeutung. • Erst spezielle Neurocomputer ermöglichen die effiziente Arbeit mit KNN (Parallel-, Bio-, Photonencomputer usw.). • Praxisrelevant ist z. B. Mustererkennung (engl. pattern recognition), die sich mit der Automatisierung der aufgabenspezifischen symbolischen Beschreibung von Sensordaten beschäftigt, d. h. automatische Klassifikation und Analyse von Mustern, z. B. Bild- und Sprachverarbeitung. 02.05.2007 # 46 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 23 Frank Rosenblatt & Perceptron 1957/58 02.05.2007 # 47 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Frank Rosenblatt & Perceptron 1957/58 02.05.2007 # 48 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 24 Frank Rosenblatt & Perceptron 1957/58 02.05.2007 # 49 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Frank Rosenblatt & Perceptron 1957/58 02.05.2007 # 50 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 25 Künstliche Neuronale Netze • Muster sind z. B. Signale (Bilder, Bildfolgen, Sprache, usw.) oder abstrakte Kennzahlen (Zeitreihen von Aktienkursen, Daten von Personen, genetische Daten, usw.). • Bei der Klassifikation wird ein Muster in eine von mehreren Klassen eingeordnet, z. B. Erkennung von Schriftzeichen (engl. OCR, = optical character recognition) oder für Belegleser bzw. Erkennung gesprochener Wörter oder Erkennung dreidimensionaler Objekte. Eine KNNKlassifikation kann auch Empfehlungen für den Kauf/Verkauf von Aktien, eine Einschätzung der Kreditwürdigkeit oder Hinweise für einen Arzt nach der Auswertung medizinischer Daten liefern. 02.05.2007 # 51 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover Künstliche Neuronale Netze • Typische Phasen der Klassifikation sind die Vorverarbeitung zur Verbesserung der Signalqualität, die Beseitigung unerwünschter Redundanz, die Extraktion von Merkmalen zur Datenreduktion, das überwachte oder/und unüberwachte Training (Lernen) eines Klassifikators sowie danach die eigentliche Klassifikation, z. B. mit KNN. • Die statistische Entscheidungstheorie (= Lerntheorie, siehe V. N. Vapnik) liefert theoretisch den optimalen Klassifikator, in komplexeren Problemen u. U. auch mit Suchalgorithmen gekoppelt. Klassen werden durch stochastische oder strukturelle Modelle repräsentiert. • Typische Phasen der Analyse sind Vorverarbeitung, Segmentierung, Erkennung von Wörtern oder Objekten, Verstehen des Inhaltes und ggf. Weiterverarbeitung. 02.05.2007 # 52 Prof. Dr. Michael H. Breitner ([email protected]) © 2007 Institut für Wirtschaftsinformatik / Leibniz Universität Hannover 26