Mode wird teurer - Missernten und Ausfuhrstopps bei Baumwolle

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Mode wird teurer - Missernten und Ausfuhrstopps bei Baumwolle | Umwelt und Verbraucher | Deutschlandfunk
18.03.11 16:16
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UMWELT UND VERBRAUCHER
11.03.2011
Die weltweite Baumwoll- ernte der Erntesaison 2010/2011 ist schon fast ausverkauft (Bild: AP)
Mode wird teurer
Missernten und Ausfuhrstopps bei Baumwolle
Von Casper Dohmen
Ein T-Shirt reist heute um die halbe Welt, ehe es im Laden hängt. Je nachdem, ob aus
konventioneller oder nachhaltiger Fertigung, sind die Preise sehr unterschiedlich. Insgesamt
dürften Textilpreise jetzt steigen, denn Baumwolle wird knapp.
Eine kleine Halle vor den Toren von Managua, der Hauptstadt des mittelamerikanischen Nicaragua: In
der Fabrik Masilí arbeiten die Frauen Hand in Hand: Eine schneidet mit Schablonen T-Shirthälften aus
einer blauen Baumwollbahn aus, eine andere näht mit einer Maschine die Vorder- und Rückseite
zusammen, die Dritte säumt die Nähte. Zuletzt kontrolliert eine weitere Kollegin die Qualität der
Ware.
Kilometerlang reihen sich in der Freihandelszone von Managua Textilfabriken nebeneinander auf. Viele
internationale Firmen vergeben Aufträge hierhin. Doch in der Regel gewähren die Fabriken Fremden
keinen Einblick. Das Unternehmen Masilí hingegen gehört einer Genossenschaft, und deren Mitglieder
fertigen nicht für große Konzerne, sondern für kleine, auf den fairen Handel spezialisierte Firmen.
Wichtigster Abnehmer dieser Kooperative ist der Freiburger Online-Versender "Zündstoff". Aus dem
Beschaffungspreis macht Firmengründer Matthias Rau kein Geheimnis:
"Gut, das ist unterschiedlich, wir zahlen unterschiedliche Preise für verschiedene Größen und Farben
an die Kooperative und der Durchschnittspreis, den wir pro T-Shirt an die Kooperative zahlen, ist
circa 4,90 Euro - netto."
Der Endkunde zahlt für das einfache weiße, fair gehandelte Öko-Shirt dann 14 Euro. Wie sich der
Verkaufspreis genau zusammensetzt, schlüsselt Ingmar Vogelsang auf. Er betreibt in Hannover den
Online-Versandhändler "Bekleidungssyndikat" und verkauft ebenfalls die Bekleidung aus der
Kooperative.
"Etwa die üblichen 19 Prozent Mehrwertsteuer, oder Umsatzsteuer, wie es eigentlich richtig heißt, sind
drin. Die Gewinnspanne von uns beim Einzelverkauf, etwa 40 Prozent, sind auch da mit drin, mit
denen wir uns hier selber finanzieren und den Laden offen halten. Und dann sind noch relativ gering
solche Kosten wie die Spedition, würde ich jetzt sagen, so um die fünf Prozent vielleicht, und so etwa
30 Prozent ist das, was wir direkt bei der Kooperative als Preis bezahlen."
Wer bei dem schwedischen Modekonzern H&M nach der Kalkulation des Preises für ein T-Shirt
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nachfragt, hört viel von einer langen Erfahrung des Konzerns, einer schnellen und effizienten Logistik
und hoher Stückzahl. Mehr über seine Kalkulation verrät der mit mehr als 700 Herstellern
zusammenarbeitende Konzern jedoch grundsätzlich nicht. Eine Sprecherin antwortet auf die Frage
nach den Produktionskosten eines T-Shirts schriftlich:
"Aus Wettbewerbsgründen kommentieren wir diese Aussage nicht."
Hört man sich in der Textilbranche um, erscheint folgende Kalkulation plausibel: Die Baumwolle für
ein konventionelles T-Shirt kostete bislang etwa 40 bis 50 Cent, hinzukommen die Kosten für die
Fertigung. In Asien kalkulieren die Firmen besonders scharf: In Bangladesh lässt sich ein
Baumwollshirt bereits für knapp einen Euro nähen. Wenn das T-Shirt fertig genäht ist, dann muss es
nur noch in eine der weltweit 2000 H&M-Filialen gebracht werden. Je Hemd sprechen
Logistikexperten von einigen Cent Transportkosten.
Unter dem Strich könnte H&M für ein T-Shirt also bislang etwa 1,80 Dollar zahlen. Dies ist weniger
als die Hälfte des Nettopreises von 4,90 Dollar, den Zündstoff und das Bekleidungssyndikat der
Kooperative in Nicaragua für ein Shirt überweisen. Allerdings verändert sich derzeit die Kalkulation
aller Textilhändler, weil Baumwolle teurer wird. Über die Entwicklung sagt Jana Kern, Beraterin für
nachhaltige Mode:
"Die Preise haben sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht und notieren auf einem 30Jahreshoch."
Das niedrigere Angebot trifft auf eine höhere Nachfrage. Heute kostet die für ein T-Shirt aus
konventioneller Baumwolle benötigte Menge etwa einen Euro, wenn es überhaupt noch welche zu
kaufen gibt. Schließlich ist die weltweite Baumwollernte der Erntesaison 2010/2011 schon fast
ausverkauft. Jana Kern:
"Modeunternehmen überlegen im Moment, wie sie darauf reagieren können. Und ein Weg ist, die
Baumwolle durch andere Fasern zu ersetzen. So oder so wird es aber dazu kommen, dass Mode
teurer wird und für den Biobereich ist das aus meiner Sicht eine gute Chance, denn durch den
Einsatz von Bio oder fairer Wolle kann ein Mehrwert geboten werden."
Bislang ist die Biobaumwolle ein Nischenprodukt. Welche Kriterien dem Verbraucher beim Einkauf
wichtig sind, weiß Sandra Dusch Silva, sie arbeitet für die Kampagne Clean Cloth, die zuletzt eine
repräsentative Befragung hat durchführen lassen:
"Auf jeden Fall war der Preis als entscheidendes Kaufkriterium nicht so hoch angesehen wie faire
Arbeitsbedingungen und auch nicht so wichtig wie der Modetrend. Modetrend war noch höher
angesiedelt als der Preis, und die Marke war natürlich das zentrale Kriterium um ein Produkt
letztendlich zu kaufen."
© 2011 Deutschlandradio
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