ZWISCHEN HISTORIE UND MODERNE Das hochwertige Interieur der einzelnen Stockwerke ist dabei auf die jeweilige Funktion und seine Besucher abgestimmt – unter Hervor­ hebung der historischen Details, die in den Räumen noch immer all­ gegenwärtig sind. Ausgestattet ist die Begegnungsstätte in Berlin-Mitte mit modernsten Technologien, Smartphones, Tablets, Projektionsflächen – Lösungen, deren Einsatzmöglichkeiten vor über einhundert Jahren so utopisch geklungen hätten wie eine Reise zum Mond. UNTER DEN LINDEN 17 Im November 2013 bezog Microsoft das Gebäudeensemble Unter den Linden 17 in Berlin mit seiner wechselvollen Geschichte und nutzt es seitdem als einen multifunktionalen Treffpunkt für Gäste aus Wirt­ schaft, Politik und Gesellschaft. UNTER DEN LINDEN 17 ZWISCHEN HISTORIE UND MODERNE UNTER DEN LINDEN 17 ZWISCHEN HISTORIE UND MODERNE MIT DIESEM BILDBAND GEHEN SIE AUF EINE ZEITREISE BIS ZURÜCK INS 19. JAHRHUNDERT. AM ENDE WERDEN SIE FESTSTELLEN, DASS UNTER DEN LINDEN 17 DAS IST, WAS ES IMMER SCHON WAR: EIN ORT FÜR BEGEGNUNGEN ZWISCHEN HISTORIE UND MODERNE. 009 – 013 015 – 111 113 – 127 130 – 151 152 – 156 VORWORT KERMIT BERG 009 MICROSOFT UNTER DEN LINDEN 17 015 HISTORIE 113 The Digital Eatery 027 Berlin blüht auf Atrium 045 Im Zeitraffer: vom Hotel zur Hauptstadtrepräsentanz 126 Briefing Center 067 Ventures Accelerator 103 118 130 Der Foto-Poet 134 Im Überblick 152 Kommentar Stadtmuseum Berlin 140 Quellen 154 Interview 145 Impressum 156 VORWORT 010 Wenn alte Mauern sprechen könnten, hätte das denkmalgeschützte Gebäude Unter den Linden 17 im Herzen von Berlin viele spannende Begebenheiten zu erzählen. Zu Kaiserzeiten von den renommierten Berliner Architekten Carl Gause und Robert Leibnitz als Hotelanlage erbaut, galt das Carlton bis in die zwanziger Jahre als Luxusunterkunft ersten Ranges. Danach diente das Eckhaus an der Charlottenstraße als Niederlassung der Disconto-Gesellschaft, bis 1929 eine der größ­ ten Bankgesellschaften Deutschlands. Anfang der vierziger Jahre ging das Gebäude, das bis zur neuen Num­ merierung im Jahr 1937 die Hausnummer 32 trug, an den Reichsfiskus über und fungierte als Reichs- und Preußisches Arbeitsministerium. Während der Seitenflügel in der Charlottenstraße im Krieg zerstört und später erneuert wurde, überstand der Bereich Unter den Linden fast unbeschädigt den Zweiten Weltkrieg und die anschließende Tei­ lung der Stadt. Im November 2013 bezog Microsoft das Gebäudeensemble mit sei­ ner wechselvollen Geschichte und nutzt es seitdem als einen multi­ funktionalen Treffpunkt für Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesell­ schaft. Das hochwertige Interieur der einzelnen Stockwerke ist dabei auf die jeweilige Funktion und seine Besucher abgestimmt – unter Hervor­ hebung der historischen Details, die in den Räumen noch immer all­ gegenwärtig sind. Ausgestattet ist die Begegnungsstätte in Berlin-Mitte mit modernsten Technologien, Smartphones, Tablets, Projektionsflächen – Lösungen, deren Einsatzmöglichkeiten vor über einhundert Jahren so utopisch geklungen hätten wie eine Reise zum Mond. Im 3-D-Showroom mit 360-Grad-Projektionsfläche fühlt sich der Besucher, als befände er sich mitten in einer Präsentationswelt 013 Im Erdgeschoss des Vorderhauses, dort, wo um 1905 das mondäne Hotel-Restaurant Astoria lag, befindet sich heute ein für die Öffent­ lichkeit zugängliches Café mit Showroom für Soft- und Hardware. Ein Stockwerk höher verbargen sich vor über hundert Jahren weiträu­ mige Festsäle hinter hohen Fenstern mit Segmentbögen. Diese ein­ drucksvollen Fenster existieren noch immer. Nur geben sie jetzt den Blick frei in das elegante Briefing Center mit Konferenzbereichen und außergewöhnlichem 360-Grad-Projektionsraum. Über den Büros der Microsoft-Mitarbeiter mit den zierlichen Fenster­ bögen im spätgotischen Stil liegt das fünfte Stockwerk. Dieses wird Dezent nimmt sich das schlicht-moderne Logo des Unternehmens vor den vergoldeten Mosaiken und der reich verzierten Fassade zurück für den Microsoft Ventures Accelerator genutzt, einen Inkubator für Gründer. Auch das Design dieser Etage ist perfekt mit seinen Gästen in Einklang gebracht. »Kreativ, flexibel und teamfördernd« lautet hier das Credo der Einrichtung. Eine Brücke zwischen den verschiedenen Epochen und Lebensweisen, die das Gebäude mit seiner historischen Fassade und dem modernen Inneren unter seinem Dach vereint, bilden die zwölf Werke, die Foto­ künstler Kermit Berg exklusiv für Microsofts Hauptstadt­repräsentanz geschaffen hat. Der Bilderzyklus, der in den Räumen der Beletage zu bewundern ist, stellt eine Verbeugung an Berlins Architekturgeschich­ te dar. Die Bilder machen deutlich, wie die neue und die alte Welt auf wunderbare Weise miteinander verschmelzen und eine Anziehungs­ kraft entwickeln, der sich kein Betrachter entziehen kann. Menschen anzuziehen ist seit seiner Entstehung die Bestimmung die­ ses soliden Gebäudes. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Mit diesem Bildband gehen Sie auf eine Zeitreise bis zurück ins 19. Jahr­ hundert. Am Ende werden Sie feststellen, dass Unter den Linden 17 das ist, was es immer schon war: ein Ort für Begegnungen. MICROSOFT UNTER DEN LINDEN 17 NICHTS AUFFÄLLIGES DEUTET DARAUF HIN, DASS SICH IN DIESEM SANDSTEINFARBENEN BAUDENKMAL MIT ECKTÜRMEN UND ERKERN DIE REPRÄSENTANZ EINES DER FÜHRENDEN IT-KONZERNE DER WELT BEFINDET. 021 022 Historischer Charme trifft moderne Kreativität Berlin-Mitte: Auf der dekorativen Fassade des Jugendstilgebäudes Unter den Linden 17 wirken der schwarze Schriftzug und das Logo des Unternehmens sehr dezent. Nichts Auffälliges deutet darauf hin, dass sich in diesem sandsteinfarbenen Baudenkmal mit Ecktürmen und Erkern die Repräsentanz eines der führenden IT-Konzerne der Welt befindet. Nach einer umfangreichen Innen­ sanierung zog Microsoft im November 2013 in den historischen Gebäudekomplex und eröffnete dort einen modernen Mix aus Büround Veranstaltungsräumen sowie ein Café mit Showroom und den Microsoft Ventures Accelerator Berlin, einen Hotspot mit spezi­ ellem Förderprogramm für IT-Gründer. Über ein Jahr lang suchte Microsoft Deutschland nach einem neuen, geeigneten Stand­ ort für seine Niederlassung in der Spreemet­ ropole. Dabei spielte bei der Entscheidungs­ findung nicht nur die zentrale Lage eine maßgebliche Rolle. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Technologiemarktes, den Microsoft seit Jahrzehnten entscheidend vorantreibt, än­ dert sich auch die Ausrichtung des Konzerns. Ein signifikanter Faktor ist dabei das anstei­ gende Zusammenwachsen von privaten und beruflich genutzten IT-Lösungen. Durch die­ sen Trend rückt Microsoft automatisch näher an die Endverbraucher heran. Microsoft hat nicht mehr allein den Geschäftskunden im Fokus. Das IT-Unternehmen taucht mehr und mehr in die Welt des Konsumenten ein. Um den Dialog mit den Verbrauchern zu stärken und deren Bedürfnisse mit der Politik zu diskutieren, entwickelte der Konzern für Microsoft Berlin ein ganz besonderes Kon­ zept. Herausgekommen ist ein multifunktio­ naler Treffpunkt im Zentrum der Stadt. Das Ambiente des ersten Stocks wird bestimmt durch unterschiedliche Loungebereiche THE DIGITAL EATERY 028 Café mit hohem technischem Komfort Ob Studenten, Touristen, Berufstätige oder Stadtbummler, über den Boulevard Unter den Linden flanieren täglich viele Menschen. Sie alle sind herzlich willkommen in der Digital Eatery, einem lichtdurchfluteten Café, dessen Einrichtung durch klare Linien und helle Farben besticht. Gemütliche Sitzbe­ reiche sorgen für eine lockere Atmosphäre. Hier können sich die Besucher von der Hek­ tik der Stadt für einen Moment zurückziehen, »Genießen und ausprobieren«, das ist das Motto der Digital Eatery. Hier können Besucher mit der Xbox spielen oder einen Cappuccino trinken an ihren Computern arbeiten und dabei auf das kostenlose WLAN zugreifen, einen Snack genießen oder sich auf einen Kaffee verab­ reden. Sie können sich aber auch mit tech­ nischen Fragen an einen Microsoft-Experten wenden und sich die neue Soft- und Hard­ ware des Unternehmens erklären lassen. Ein kompetenter Ansprechpartner ist ständig in dem Showroom anwesend. 037 Gemütliche Sitzecken laden in der Eatery zum Relaxen ein Im Showbereich des Cafés stehen die neuesten Technologien zum Testen zur Verfügung 039 Überall in der Digital Eatery können Gäste kostenlos auf WLAN zugreifen Blick von der 180 Quadratmeter großen Eatery ins Atrium, den Veranstaltungsbereich des Erdgeschosses 042 ATRIUM 047 Das Atrium Vom Eingang Charlottenstraße aus gelangen Besucher in den Veranstaltungsbereich des Ge­ bäudes mit modernster Technikausstattung, das Atrium. Auf der 190 Quadratmeter großen Fläche finden Veranstaltungen unterschiedlichster Couleur statt, von Podiumsdiskussionen, Pressekonferenzen bis hin zu Lesungen. Besonderes Highlight des Raums ist die knapp fünf Meter breite Mediawand. Trennwände und flexible Bestuhlungsmöglichkeiten sorgen für unterschiedliche Szenarien und Nutzungsflächen. Großzügig und flexibel ist der 150 Quadratmeter große Lichthof mit Videowand und veränderbarer Bühne Von einer Regiebrücke aus wird die Technik im Lichthof bedient 048 055 048.049 Stehempfänge, Podiums- diskussionen, Dinner – das Atrium ist so konzipiert, dass verschiedene Event-Szenarien für bis zu 199 Personen stattfinden können 050.051 Bis zu 160 eisgraue Vitra-Konferenzstühle finden Platz im Lichthof 052 Moderne Wegweiser helfen den Gästen, sich in den Räumen zurechtzufinden 053 Im Foyer und einem weiteren Meetingraum ist Platz für 70 Personen. Sie werden vielfach auch zu Cateringbereichen umfunktioniert Am fahrbaren Rig können Scheinwerfer für Pressekonferenzen genau wie Kristalllüster für Galadiners angebracht werden 056 058 064 Durch das angrenzende historische Treppenhaus, das mit einem Mar­ moraufgang und schmiedeeisernem Geländer aus Pflanzenranken und Blütenköpfen ein Prachtexemplar der Baukunst darstellt, geht es ein Stockwerk höher ins Briefing Center. Auch dort findet sich eine Melange aus Jugendstilelementen und modernem Design wieder. Ein optischer Anziehungspunkt im Foyer sind die ehemaligen großen Festsaalfenster aus der Jahrhundertwende mit Blick auf die sechzig Meter breite Straße Unter den Linden. Seitlich davon regiert ein lang geschwungener Besuchercounter den Raum. Hinter verglasten Wän­ den befinden sich moderne Konferenz- und Besprechungs­räume so­ wie Sitzecken und eine Bar. Das Herzstück des Briefing Centers bildet jedoch ein 360-Grad-Projektionsraum. Das technische Novum er­ möglicht eine ganz neue Form von Bild-, Illustrations- und Filmprä­ sentationen. Herausragende Kunstschmiedearbeiten und eine Marmortreppe bilden die optischen Highlights im historischen Treppenhaus BRIEFING CENTER 069 071 Für das leibliche Wohl der Gäste wird gesorgt – entweder an einer Bar oder einem langen Esstisch 072 Im Briefing Center können Gäste verschiedene Tablets ausprobieren. Störende Kabel verschwinden in den maßgefertigten Möbeln Bildunterschrift Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Aenean commodo ligula eget dolor 074 Nachtaufnahme – das Briefing Center bei Lichtschein Hochwertige Materialien und Möbel sorgen im Briefing Center für einen besonderen Rahmen 085 086 Blickfang im Anmelde­ bereich: der moderne weiße Counter mit Zacken und Ecken 092 091–095 Unterschiedlich große Konferenzräume hinter gläsernen Scheiben laden zu Gesprächen ein 094 096 Wo die Katze mit den Mäusen spielt Zum marmornen Treppenhaus führt auch heute noch eine schmiedeeiserne Tür mit fein ver­ zierten Gittern aus der Bauzeit von 1902 bis 1903. Gleich daneben befindet sich das Katzen­ portal – der ursprüngliche Wirtschaftseingang des Gebäudes. Tatsächlich thront eine Katze aus Sandstein über dem kleinen Eingang. Unter ihr sind links und rechts auf dem Türsturz Reliefs mit tanzenden Mäusen eingelassen. Kurios: Über der Türklinke in Mäusegestalt lauert ein schmiedeeiserner Katzenkopf. Die Tür führt heute ins Nichts. Die damalige Treppe dahinter existiert nicht mehr. Kontrastreich: Während das Innere des Gebäudes durch moderne Schlichtheit besticht, stellt die Fassade eine Spiel­ fläche für Katzen und Mäuse aus Sandstein dar 098 1 Auffallend viele Tierdarstellungen zieren die Außenwände des Gebäudes 2 Der Jugendstil stellt sich in goldener Pracht dar 3 In den Relieffeldern der Fassade tummeln sich wilde Tiere 4 Seit 1890 arbeiteten die Architekten Gause und Leibnitz immer wieder zusammen. Später wurden sie Teilhaber 1 2 3 4 100 Berlin war um 1900 weltweit bekannt für seine Kunstschmiedearbeiten 101 103 VENTURES ACCELERATOR 104 Kreativ, innovativ, visionär Eine Sonderstellung in der Gesamtkomposition des Gebäudes nimmt das fünfte Stockwerk ein. Zwar werden auch hier Gäste zum Dialog und zum Austausch gebeten. Aber diese Besucher bleiben länger – die meisten von ihnen im Schnitt vier Monate. Das Dachgeschoss mit Erkern und Terrassen gilt als eine Schnittstelle für die Entwicklung neuer IT-Lösungen. Im Microsoft Ventures Accelerator arbeiten rund zehn bis zwölf ausgewählte Start-ups jeweils 16 Wochen lang an ihren technologischen Ideen. In ihrer Frühphase werden sie hier intensiv von Experten betreut und gefördert. Auch Partnern des Accelerators wie dem High-Tech-Gründerfonds (HTGF) oder Mentoren stehen im Dachgeschoss des Gebäudes Arbeitsplätze zur Verfügung. 106 107 Damit den zukünftigen Jungunternehmern die Weichenstellungen für ihre Geschäftsideen leichter fallen, ist ihre Umgebung besonders krea­tiv gestaltet. Verantwortlich dafür zeichnet eine Gruppe von Ber­ liner Designern und Möbelherstellern. So verkörpert die Innenein­ richtung das, was die Hauptstadt ausmacht: Sie stellt ein Sammel­ becken von Gegensätzen dar. Die handgefertigten Tische, an denen die jungen IT-Entwickler arbeiten, bestehen aus alten Berliner Holz­ dielen. Auf diese Weise erzählen die Möbelstücke ein Stück Berliner Geschichte, während Start-ups an ihnen ihre Zukunft vorantreiben. Auch der Leitsatz »Make it happen now«, der in großen Lettern von der Wand leuchtet, basiert auf einem Kontrast und ist Motivation und Aufforderung zugleich. Hell, fröhlich und bunt ist das Dachgeschoss gestaltet, in dem sich der Gründer-Inkubator befindet Mitverantwortlich für die Gestaltung des Accelerators zeichnen der Berliner Künstler Finn Martin und seine Agentur dreaminc 108 Von Berliner Künstlern entworfene Möbel geben den Räumen einen individuellen Touch 110 Das Material vieler Schreibtische stammt aus alten Berliner Wohnungen. Damit verbindet sich auch in der Gründeretage Altes mit Neuem Eine besondere Art von Graffiti: Tape-Art. Die Wände verschönern den Erkerplatz mit seinen Bänken zum Chillen 111 112 HISTORIE 115 SO VERSPRÜHT DAS GEBÄUDE AUCH WEITERHIN SEINEN MAGNETISCHEN CHARME AUF BERLINS ZENTRALER PRACHTSTRASSE UND LEGT EIN UNWIDERRUFLICHES ZEUGNIS AB FÜR DIE BAUKUNST DER JAHRHUNDERTWENDE. 118 119 Berlin blüht auf Berühmte Gäste Treffpunkt vieler Reisender Unter den Linden entwickelt sich Ende des 18. Jahrhunderts zu einer Prachtallee der Hauptstadt Preußens. Dabei bilden das Zeug- und das Kommandantenhaus den östlichen Abschluss der Straße. Zur Verschönerung des westlichen Teils der Promenade veranlasst Fried­ rich der Große zwischen 1770 und 1785 die palastähnliche Gestaltung der Bürgerhäuser. In diesem Zeitraum wird auch der Vorgängerbau des Hotel Carlton errichtet. In der Lindenrolle, dem berühmten Pa­ norama der Straße, wurde der Bau mit einer sieben Fenster breiten Fassade abgebildet. Otto von Bismarck, der spätere Kanzler des deutschen Reichs und Mitglied des Vereinigten Landtags, soll viele Male im Meinhardt abgestiegen sein und während der Märzrevolution 1848 einen Brief an König Friedrich Wilhelm IV. verfasst haben, den dieser als ein erstes Zeichen von Sympathie lange aufbewahrt haben soll. Seit der Reichsgründung nimmt Berlin eine besondere Stellung gegenüber den anderen deutschen Städten ein. Es ist nicht nur politisches und administratives Zentrum, sondern avanciert zur größten Industriemetropole des Landes. Neben seiner wirtschaftlichen und politischen Funktion wird Berlin zum Treffpunkt vieler Reisender. So leben um die Jahrhundertwende ca. zwei Millionen Menschen an der Spree. Der Fremdenverkehr Berlins registriert 806 000 Übernachtun­ gen allein im Jahr 1902. Um 1802 erwirbt Anton Sala, ein italienischer Kaufmann, Tarone ge­ nannt, das Anwesen, das mit drei Anschriften im Adressbuch ver­ zeichnet ist: Unter den Linden 32, Charlottenstraße 29 und Rosmarin­ straße 1. Der Hoflieferant eröffnet hier ein Dorado für Feinschmecker und bietet seinen Gästen Spezialitäten aus seiner Heimat an. Literarisch hält das Restaurant Einzug in E. T. A. Hoffmanns Novellen »Die Fermate« und »Die Brautwahl«. Der Schriftsteller soll seinerzeit selbst ein Stammgast des Lokals gewesen sein, das von der herr­ schaftlichen Gesellschaft Berlins besucht wird. Auch Heinrich Heine und Karl Gutzkow erwähnen »Austern-Sale-Tarone« in ihren Werken, und Theodor Fontane lässt hier das dritte Kapitel seines historischen Romans »Schach von Wuthenow« spielen. Im Lauf der kommenden Jahrzehnte wechselt das Gebäude Unter den Linden 32 mehrfach innerhalb der italienischen Familie seinen Besitzer. Um 1830 wird es erstmals als Gasthof Meinhardt in den Archiven geführt. Im Dezember 1852 logiert Theodor Fontane in dem Hotel und trifft hier auf seinen Freund Theodor Storm aus Husum. Beide Dichter schwärmen von den Linden und der vornehmen Welt, die hier ver­ kehrt. Zu gern flaniert Fontane mit seinem Freund Theodor Storm die Prachtmeile entlang. Dabei hüllt sich Fontane stets in elegante Pale­ tots. Storm dagegen trägt gelbe Leinenhosen und einen sehr langen Schal um den Hals gewickelt, dessen Strippen in Puscheln endend hin- und herpendeln. Bis an die berühmte Ecke Friedrichstraße treibt es sie. Dorthin, wo die Gardeleutnants auf der kleinen Terrasse des Café Kranzler eng zusammenrücken und den ganzen Nachmittag nur ein einziges Eis essen – die »Eisesser an der Kranzlerecke«, wie der Journalist Walther Kiaulehn sie in seinem Buch »Berlin. Schicksal einer Weltstadt« bezeichnet. Über 65 Jahre bleibt der Gebäudekomplex Eigentum der Familie Sala. Um 1867 übernimmt Gasthofbesitzer August Magdolf die noble Herberge für 230 000 Reichstaler. Die Aktiengesellschaft Aktien-Bau­ verein Passage zahlt fünf Jahre später sogar fast das Dreifache, näm­ lich 640 000 Reichstaler. Um die Jahrhundertwende wird das Haus in Hotel du Nord umbenannt. Es gehört inzwischen Hotelbesitzer Bern­ hard Seifert. Der stetige Anstieg an Touristen löst noch bis 1914 einen Hotelbau­ boom in Berlin aus. Zu dem Zeitpunkt zählen Unter den Linden, Friedrichstraße und Kurfürstendamm mit ihren Geschäften, zwei­ stöckigen Caféhäusern, Gasthöfen und Restaurants bereits zu den berühmtesten Straßen Berlins. Dabei repräsentieren die Linden den alten preußischen Stil, während Friedrichstraße und Ku’damm die Gründerzeit verkörpern. Architektonisch gilt für Unter den Linden ein spezielles Lindensta­ tut, welches das Herrscherhaus 1880 verabschiedet. Es legt fest, dass die Höhe der Bauwerke auf 22 Meter begrenzt ist, die Straßenbreite 60 Meter beträgt und die Mindestzahl der Lindenbäume bei 297 liegt. Das Hotel du Nord wird von Bernhard Seifert geführt. Seine Witwe lässt auf dem Grundstück Anfang des 20. Jahrhunderts ein neues Gebäude errichten, das Carlton Hotel 121 Hotelentwurf von bedeutenden Baumeistern 1902 verkauft Amalie Seifert, Witwe des Hotelbesitzers, den Gebäude­ komplex an die Gesellschaft Carlton Hotel und Restaurant Astoria GmbH. Franz Fritsch, der Geschäftsführer und Hotelier, lässt auf dem Grundstück einen Hotelneubau errichten. beim Bau der Deutschen Botschaft in Konstantinopel beschäftigt. 1880 tritt er aus dem Staatsdienst aus, um mit seinem Vater Gustav Gause in der gemeinsamen Firma zu arbeiten. Sein Vater, ein Rats­ maurermeister, hat bis dahin ein großes Vermögen angehäuft. Dafür beauftragt er die Architekten Carl Gause und Robert Leibnitz. Seit 1890 arbeiten die beiden ehemaligen Regierungsbaumeister an verschiedenen Projekten zusammen. Zu ihren bekanntesten Bau­ ten gehören die Delicatessen- und Weinhandlung Borchardt in der Französischen Straße, dessen historisches Flair noch heute durch das Szenerestaurant weht, und das Hotel Bristol, das als eines der ele­ gantesten Etablissements der Stadt gilt, nicht zu vergessen das welt­ berühmte Hotel Adlon. Gause und Leibnitz zählen zu den bedeuten­ den Baumeistern des neuen Berlin. Der jüngere der beiden Architekten, Robert Leibnitz, wird am 22. Juni 1863 im Schlossbezirk Dobrilugk im Kreis Luckau geboren. Nach sei­ nem Studium an der Technischen Hochschule in Berlin absolviert er seine praktische Ausbildung in der Firma G. und C. Gause. Zwei Jah­ re nach dem Tod seines Vaters macht Carl Gause Leibnitz zu seinem Teilhaber. In den folgenden Jahren bauen sie Sanatorien, Kirchen, Geschäftshäuser sowie diverse Hotelbauten. Noch vor der Eröffnung des Hotel Adlon stirbt Gause am 29. August 1907. Ihre berufliche Biografie Der am 14. Mai 1851 in Berlin geborene Carl Gause ist nach seiner Ernennung zum Regierungsbauführer im Jahr 1874 unter anderem Die feine Berliner Gesellschaft flaniert über die Linden. Zu den Anziehungspunkten zählt das Carlton Hotel mit dem Restaurant Astoria, fotografiert 1903 von G. Busse Neun Tage später veröffentlicht das Zentralblatt der Bauverwaltung: »Am Sonntag, den 1. September wurde der Königliche Baurat Carl Gause auf dem alten Georgenkirchhof am Königstor zur letzten Ruhe bestattet. Hunderte von Freunden und Verehrern, zahlreiche Vertre­ ter von Behörden und Vereinen folgten seiner Bahre und umstanden tief erschüttert sein Grab, um für immer Abschied zu nehmen von diesem teuren Entschlafenen. Infolge eines Schlaganfalles war er in drei Tagen heimgegangen, abgerufen aus einem Leben reich an Ar­ beit und Erfolgen, erst 56 Jahre alt … Mit Gause ist aus den Kreisen der Berliner Architekten einer von den besten geschieden. Er besaß herr­ liche Gaben des Geistes und des Gemüts und war ein Mann von ra­ schem Entschluss, von außerordentlich praktischem Blick, großer ge­ schäftlicher Umsicht, von eisernem Fleiß und treuer Pflichterfüllung.« Nach dem Tod seines Partners beendet Robert Leibnitz den Bau des Hotel Adlon und übernimmt die Leitung der Firma. Leibnitz wird mit mehreren Orden aus dem In- und Ausland geehrt. Er stirbt am 1. April 1921. 123 Ein Mix aus Gotik, Renaissance und Jugendstil Mit großem Geschick kombinieren die Architekten bei der Planung des Hotel Carlton Elemente der Gotik, der deutschen Renaissance und des Jugendstils. Sie entwerfen eine reich verzierte, sandsteinver­ kleidete Fassade, deren Pracht die einladende Wirkung eines Hotels erster Klasse unterstreicht. Seine dekorativen Reliefs wie die Tier­ darstellungen und filigranen Ornamente von Bäumen und Zweigen fallen in dem Straßenbild auf und heben sich von den umliegenden strengen Renaissancepalästen der Banken und Geschäftshäuser ab. griechischen Mythologie wird er Hermes gleichgesetzt und ist ein Sohn des Zeus. Seine Erkennungsmerkmale sind Flügelschuhe, Kap­ pe und Heroldstab. Am Hotel Carlton trägt der Gott der Händler und Beschützer der Reisenden nur die Flügelschuhe. Den Stab könnte der Götterbote in einer der Hände gehalten haben, die heute fehlen. Der Sage nach rührt er mit dem Stab Götter und Menschen an, um über ihren Schlaf zu wachen – für das Hotel Carlton das perfekte Symbol, um seinen Gästen das Gefühl von Schutz zu vermitteln. Besonders ins Auge sticht auch die Sandsteinstatue eines Merkur, der in einer Nische an der Gebäudeecke auf einer Weltkugel steht. In der In dem Luxushotel stehen 100 elegant eingerichtete Zimmer für Rei­ sende zur Verfügung. Zwischen 3,50 und 20 Mark kostet eine Über­ Hölzerne Rundbögen und eine kunstvoll bemalte Decke schmücken das Astoria, das zu den feinen Restaurants der Stadt gehört Die Zimmer des Carlton-Hotels sind prunkvoll eingerichtet. Hier pflegen die reichen und vornehmen Fremden sowie viele Abgeordnete abzusteigen nachtung. Frühstück gibt es für 1 Mark. Mit den Zimmerpreisen liegt das Hotel im oberen Preissegment. Im Vergleich: Um die Jahrhun­ dertwende kostet ein Liter Milch 16 Pfennig, ein Ei 5,5 Pfennig und ein Pfund Kalbfleisch 68 Pfennig. Doch nicht nur das Carlton ist ein Anziehungspunkt für vornehme Fremde, höhere Militärs und Abgeordnete, auch das dazu gehörende Restaurant Astoria mit seiner exquisiten Küche nimmt bei der feinen Gesellschaft eine bedeutende Position ein. »Hast du schon mal im Astoria gegessen? Nein, aber ich habe schon mal gemöcht«, heißt es unter den Feinschmeckern. 124 Nach dem Ersten Weltkrieg verändert sich die Nutzung des Gebäudes. Zunächst wird das Hotelunternehmen liquidiert. Das Eck­ haus wird zur Niederlassung der DiscontoGesellschaft und der Deutschen Bank. Mitte der dreißiger Jahre erwirbt der Reichsfis­ kus die Immobilie und nutzt sie als Reichs­ arbeitsministerium. 1937 ändern sich die Hausnummern der Straße Unter den Linden. Aus der Nummer 32 wird die Nummer 17. Dann beginnt der Zweite Weltkrieg. Die meisten Gebäude der Prachtallee werden zerstört. Nur das Eckhaus Unter den Lin­ den 17 übersteht die Zeit fast unbeschadet. Zwar hat sich die historische Fassade durch Kriegsschäden etwas verändert, dennoch bleiben dem Gebäude sein schmiedeeiser­ ner Schmuck sowie die Reliefs und Orna­ mente des Jugendstils erhalten. Kranzler zieht in die Räumlichkeiten – für eine Monatsmiete von rund 1000 DM. Doch das schnelle Aus für die Gaststätte kommt im Sommer 1950. 1952 folgt eine erste umfassende Renovie­ rung. Nachdem das Haus zu DDR-Zeiten jahrzehntelang als Buchhandlung dient, wird es Anfang der Neunziger wieder Zweigstelle eines Bankhauses. Die Dresdner Bank lässt für ihre Filiale das Innere in allen Etagen um­ bauen und neu gestalten. Dank weiterer Rekonstruktionen kann die historische Gestalt des Eckhauses weitge­ hend erhalten bleiben. So versprüht es auch weiterhin seinen magnetischen Charme auf Berlins zentraler Prachtstraße und legt ein unwiderrufliches Zeugnis von der Baukunst der Jahrhundertwende ab. Noch einmal kehrt das Gebäude 1949 zu seinen Wurzeln zurück: Das Café-Restaurant Wenig beschädigt übersteht das Eckgebäude den Zweiten Weltkrieg Bis kurz nach der Wiedervereinigung ist im Erdgeschoss des Jugendstilgebäudes eine Buchhandlung untergebracht 127 Das bebaute Grundstück erstreckt sich von Unter den Linden 32 über Charlottenstraße 29 bis zur Rosmarinstraße. Das Bürgerhaus gehört dem italienischen Kaufmann Anton Sala (Tarone genannt). Im vorderen Bereich des Gebäudes betreibt er ein Delikatessengeschäft mit Restaurant. Auch mehrere Wohnungen sowie Remisen und Stallgebäude gehören zur Anlage. Das Grundstück wechselt innerhalb der italienischen Kaufmannsfamilie dreimal seinen Besitzer. Der vordere Teil des Gebäudes mit vier Geschossen wird ab ca. 1848 als Gasthof mit dem Namen Meinhardt geführt. Verschiedene Mieter, darunter Kaufleute, Fabrik­anten und Beamte, sind in den Wohnungen der dreigeschossigen Seitengebäude gemeldet. Gasthofbesitzer August Magdolf kauft das Gebäude für 230 000 Reichstaler und verkauft es 1872 an die Aktiengesellschaft Aktien-Bauverein Passage für 640 000 Reichstaler – inklusive Hotel- und Restauranteinrichtung. Dazu gehören auch Küchengerätschaften und Wäsche. 1889 kauft Hotelbesitzer Bernhard Seifert das Anwesen und nennt es Hotel du Nord. Zum Hotel gehört eine Weingroßhandlung. Nach Seiferts Tod geht der Besitz an seine Frau Amalie Seifert geb. Schmidt über. Die neuen Eigentümer erhöhen den Gebäudekomplex an der Charlottenund Rosmarinstraße um ein Geschoss und nehmen weitere Umbauten vor. Neu ist auch ein eingeschossiges Saalgebäude im Hof, das für die Hotel- und Restaurantnutzung dient. 1902 wird das Gebäude abgerissen. Anschließend errichten die Architekten Carl Gause und Robert Leibnitz ein neues Hotel- und Restaurantgebäude auf dem Grundstück. Am 21. März 1905 wird der Kaufvertrag zwischen Amalie Seifert und Franz Fritsch erstellt. Fritsch ist Geschäftsführer der Carlton Hotel und Restaurant Astoria Gesellschaft. Aus dem Grundbuch geht hervor, dass auch Gause Anteile am Gebäude im Wert von 225 000 Mark erwirbt. 1906 wird die Carlton Hotel Restaurant Victoria GmbH Eigentümerin des Grundstücks. Das Gebäude wird komplett vom Hotel genutzt. Im Haus befindet sich auch ein Zigarrenladen. Nach Ende des Ersten Weltkriegs (1919) wird das Hotelunternehmen liquidiert. Die Disconto-Gesellschaft erwirbt das Gebäude für einen Kaufpreis von 3 250 000 Mark. Das ehemalige Hotel dient nun als Bürogebäude für Anwälte, diverse Bergbaufirmen und Immobilienfirmen. Im Erdgeschoss des Gebäudekomplexes befinden sich ein Blumengeschäft, ein Friseur, ein Zigarrenladen und zeitweise eine Filiale von Peek & Cloppenburg. 1922 beziehen das Amtliche Reisebüro für Norwegen und die Auskunftstelle der Norwegischen Staatseisenbahn Räume im Erdgeschoss. Im Seitenflügel sind unter anderem die Interessengemeinschaft Schwanenwerder, ein Architekt und eine Wettannahme gemeldet. 1929 ändert sich der Name des Grundstückseigentümers und wird zur Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft. 1802–1812 1812–1867 1867–1873 1876–1889 1889–1902 1902–1905 1906–1918 1919–1922 1922–1929 1932 –1935 1940–1945 1949–1950 1952–1953 1953–1990 1993 1999–2002 2002–2010 2011–2013 Das Königlich Rumänische Generalkonsulat und die Deutsch-Rumänische Handelskammer ziehen in den Seitenflügel. Ab 1932 wird das Grundstück unter den Adressen Unter den Linden 32, Charlottenstraße 46 und Rosmarinstraße 1 geführt. 1935 erwirbt der Reichsminister für Finanzen den Grundbesitz für 1 900 000 Reichsmark und richtet eine Außenstelle des Reichsarbeitsministeriums ein. Während des Kriegs wird der Bauteil Unter den Linden im Dachbereich und vierten Obergeschoss beschädigt. Die Gebäudeabschnitte in der Charlottenund Rosmarinstraße werden völlig zerstört. Am 6. 1. 1942 wird ein Fliegerschaden über 39 296,05 Reichsmark eingereicht. Das Cafe-Restaurant Kranzler zieht ins Erdgeschoss des Vorderhauses. Der Betrieb wird im Juli 1950 aufgelöst und das Gebäude der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes zur Nutzung übergeben. Die Inventarien des Restaurants werden veräußert. Zum Bestand gehören unter anderem 28 Marmortische, 66 Holzstühle, 4 Sofas und 1 Sessel. Das Dach wird erneuert. Die Turmbekrönungen der Gebäudeecken und des Erkers werden nicht wiederhergestellt. Zugemauerte Schaufenster werden geöffnet und neu verglast. Der südliche Bauteil wird um ein drittes Obergeschoss aufgestockt und das neu errichtete Dach mit Dachhäuschen ausgebaut. Bauherr ist der Magistrat von Groß-Berlin. Das renovierte Haus erhält im Innern Büroräume mit einfacher Ausstattung. Der ehemalige Restaurantsaal, der vom Vorderhaus bis über den Hof reicht, wird als Garage ausgebaut. Das Haus dient als Bürogebäude. Im Erdgeschoss befindet sich bis 1990 die Buchhandlung »Das sowjetische Buch«. Bauherr Dresdner Bank lässt Umbauten im Innenbereich vornehmen. Die Wendeltreppe im Lichthof wird vollständig abgebrochen und eine neue Treppenverbindung vom Keller zum ersten Obergeschoss von den Haupträumen Unter den Linden eingebaut. Die Räume werden modernisiert. Unter der Leitung der Architekten Braun & Schlockermann nimmt der neue Eigentümer des Gebäudes, die Preussag, eine aufwendige Sanierung vor. Dafür wird das Gebäude in Kooperation mit Denkmalpflegern des Bezirks Mitte entkernt. Die Fassade mit den bedeut­ samen Schmuckelementen bleibt ebenso erhalten wie das Originalstahlskelett. Ende 2001 zieht die »World of TUI« in das Gebäude. Das Reisebüro der Zukunft mit angrenzendem Café ist die neue Berlin-Repräsentanz des Reisekonzerns, der ab Mitte 2002 unter dem Namen TUI firmiert. Im Januar 2010 wird die Immobilie an einen Hamburger Investor verkauft. Im Erdgeschoss des Gebäudes eröffnet das »Holyfields«, ein Restaurant auf 1000 Quadratmeter Fläche. Gäste wählen und bestellen über Touchscreens ihre Gerichte. Die anderen Stockwerke dienen als Büros verschiedener Mieter. Das »Holyfields« schließt Ende 2011 wieder. Anfang 2013 übernimmt Microsoft vier Etagen des Gebäudes und lässt diese aufwendig renovieren. KERMIT BERG DIESE ARCHITEKTONISCHEN WUNDER WILL ICH VERMITTELN. AUF DER ANDEREN SEITE IST ES MIR WICHTIG, DASS DIE FOTOS EINE PRIVATE EBENE HABEN. DIESE MUSS DER BETRACHTER NICHT KENNEN. VON DAHER BERGEN ALLE MEINE BILDER EIN GEHEIMNIS. 134 135 Der Foto-Poet Kermit Bergs Bilder für das Berliner Microsoft Center Ein goldglänzendes Stück Fassade, das fast jeder erkennt. Es gehört zur Berliner Philharmonie oder vielleicht auch zum benachbarten Kammermusiksaal. Der Fotokünstler Kermit Berg kann sich auf solche Reflexe verlassen, denn er weiß mit seinen Bildcollagen den Mythos Berlin souverän zu bedienen. Man muss schon Berliner Urgestein sein, um sich genau zu erinnern: Als im Oktober 1963 die Philharmo­ nie von Hans Scharoun eingeweiht wurde, fehlte die goldglänzende Außenhülle. Aus Geldnot wurde der zeltartig geformte Betonbau einfach ockergelb gestrichen. Erst zwanzig Jahre später kamen die eloxierten Aluminiumplatten an die Fassaden der Philharmonie, des Kammermusiksaals und der Staatsbibliothek. Zwölf großformatige Werke hängen nun im neuen Berliner Flagg­ schiff von Microsoft. Fünf Bilder hat Kermit Berg zu einem Pano­rama zusammengefügt. Hier sieht man das Gold der Philharmonie und stark vergrößerte Schmuckelemente aus dem Treppenhaus des neu­ en Microsoft Centers mit Fragmenten einer Hausfassade verschmel­ zen. Im Bayerischen Viertel waren Kermit Berg Stuckelemente aufge­ fallen, die sich nun in dem Panorama wiederfinden. Die abstrahierten Formen erinnern entfernt an Klassizismus und Jugendstil. Erst später stellte sich durch Zufall heraus, dass die Fassadenreliefs von dem Ber­ liner Künstler Joachim Schmettau stammen, der auch den Weltkugel­ brunnen zwischen Gedächtniskirche und Europacenter schuf. Die anderen Bilder sind über die Etage verteilt. Sie hängen mal ein­ zeln, zu zweit oder in Gruppen und führen im Raumgefüge der Etage zu einem spannungsreichen Dialog. Sie zeigen Berlin-Architektur. Die Collagen erspüren die Atmosphäre der Stadt. Kermit Berg ist begeis­ tert von den Siedlungsbauten der zwanziger und fünfziger Jahre. Er fotografiert die Weiße Stadt in Reinickendorf, die Hufeisensiedlung in Britz und die Nachkriegsbauten der Internationalen Bauausstellung im Berliner Hansaviertel. Und er geht mit der Kamera in das Haus, das nun Microsoft bezogen hat, einen Gründerzeitbau mit einer mar­ kanten Steinfassade, mit Stuck und eisernem Zierrat, den es bis heute bewahren konnte. In seinen Anfangsjahren hat das Haus Unter den Linden, Ecke Charlot­ tenstraße als Hotel gedient, Treffpunkt für ein gehobenes Publikum in der nobelsten Straße der Stadt. Später wurde es zu einem Büro- und Geschäftsgebäude umgebaut, und so könnte das Haus jede Menge Geschichten erzählen. Sie lassen sich recherchieren, was an anderer Stelle in diesem Buch auch geschieht, aber jeder halbwegs wache Fla­ neur spürt auch so, dass das Haus Berliner Geschichte repräsentiert. Auch Kermit Berg ist ein Geschichtenerzähler. Und wie ein Flaneur geht auch er nicht in die Tiefe, sondern in die Fläche. Seine Bilder zei­ gen, was er auf den Streifzügen durch Berlin mit seinem Kameraauge entdecken konnte. Im Studio setzt er später seine Bilder am Compu­ ter neu zusammen. So entstehen sorgfältig komponierte Collagen, atmosphärisch dichte Bilder, die manchmal an Gemälde erinnern. Aus der vertrauten Stadtlandschaft wird eine emotional aufgeladene See­ lenlandschaft, in der die realen Grenzen unscharf werden – zuguns­ ten einer neu geschaffenen Wirklichkeit. Es sind Bilder einer Stadt, der es nur selten gelingt, so schön zu sein. Kermit Berg verteilt freundliche Komplimente an eine ansonsten eher raue Stadt. Sorgfältig durchgestylte Räume sind auch eine Gefahr für die Kunst, zumal für großflächige Bilder, die sich gern auf den »White Cube« verlassen, auf neutrale Räume mit sorgsam gespachtelten Wänden und perfektem Licht. Solche Räume können die Kunstwerke dann konkurrenzlos bespielen. Doch auch hier sind Kermit Bergs Bilder eine Überraschung. Sie behaupten sich souverän in perfekt gestalte­ ten Räumen, die der kommerziellen Nutzung dienen und nicht dem interesselosen Wohlgefallen einer Künstlerwelt. Seine Bilder laufen zu großer Form auf. Sie entwickeln eine sonderbare Kraft, sind robust und stark, ohne die Räume zu dominieren. Kermit Bergs Bilder kom­ mentieren nicht nur Berlin, sondern werden zum Teil der lebendigen Stadt. Was kann man Schöneres über Kunst und über Mäzene sagen? Adolf Stock, Kulturjournalist und Medienberater, Berlin 130.131 Stilmix: Ausschnitt der fünf Meter langen Collage, die Details der Berliner Philharmonie von Hans Scharoun, des Kammermusiksaals von Edgar Wisniewski und des Treppenhauses Unter den Linden 17 von Carl Gause und Robert Leibnitz zeigt 136 138 »Fremde Landschaften IV«: die vierte Interpretation eines Berliner Regierungsgebäudes aus der Wiedervereinigungszeit. Detail aus der zentralen Halle des Paul-Löbe-Hauses von Stephan Braunfels 140 141 Mit der Kamera Themen erforschen 1996 kam Kermit Berg zum ersten Mal ins Stadtmuseum Berlin zu einem jener Besuche, in denen der Fotokünstler große Mappen bei sich trägt und daraus seine »fine art prints« aus­ breitet, sodass sie ohne trennende Glasscheibe vor den Kuratoren liegen und denen die Au­ gen davon übergehen. Berg war Anfang der 1990er Jahre nach Berlin gekommen und schnell hineingerissen und fas­ ziniert von den rasanten Veränderungen in der ehemaligen Mauer-Stadt. Das Museum selbst war Ergebnis dieses Zusammenwachsens, denn es entstand durch eine west-östliche Muse­ umsfusion, eine Art institutionelle Collage. Berlin war seit dem Mauerfall »größer« geworden – nicht bloß die Summe seiner lange getrennten Hälften, sondern Anziehungspunkt für Men­ schen aus aller Welt. Da lag es nahe, Kermit Bergs »Berlin-Edition – Vorübergehende Zeit« kurz nach ihrer Entstehung 1997 hier zu präsentieren – die erste Erwerbung von Digitalkunst im Stadtmuseum. Sie thematisierte die unterirdische Infrastruktur der wieder zur Metropole werdenden Stadt und die gravierende Wahrnehmung von Geschwindigkeit. Diese Serie digital ineinander verschränkter Bilder erinnerte noch sehr direkt an die innovative Verwendung der Collagetechnik in den 1920er Jahren. In seine Personalschau »Metropolis: Umsteigen bitte! Fotokunst zur Dynamik der Stadt« fan­ den im Museum zehn Jahre später auch Bilder Eingang, die in ihrer Ausschnitthaftigkeit bis zur Abstraktion führen, so aus den Zyklen »Glas« (2002–2004) und »Weiß« (2006). Kermit Berg arbeitet fast ausschließlich in Serien. Darin »erforscht« er systematisch und konzentriert sein jeweiliges Thema: Farben, Strukturen, Architekturen, aber auch Wahrnehmungsweisen, Zeit­ strömungen – wie es mit anderen Mitteln auch ein Museum tut. In dem Zyklus »Erscheinun­ gen« ging er 2006 der vermeintlich flüchtigen Existenz von Menschen in der Großstadt nach, die in seinen Bildern – am Rechner sinnbildhaft verstärkt – zu anonymen Schemen, einsamen Geistern wurden. Berg schuf für die Ausstellung 2007 ein Endlos-Panorama von zwanzig Me­ tern, eine komplexe Multifotografie, in der er seine globalen Erfahrungen von Urbanität künst­ lerisch zusammenfasste. In seinen Architekturfotografien interessiert Kermit Berg nicht die Totale, sondern das Detail, die Sinnlichkeit von Strukturen und Oberflächen, die uns im Alltag umgeben. Er lässt in jüngs­ ten Arbeiten wie »Fremde Landschaft« die Kamera irritierende Standpunkte einnehmen und das Auge des Betrachters mit real abgebildeten Spiegelungen und angefügten Bildelemen­ ten durch die fast grafische Komposition hin- und herwandern. Seine menschenleeren Architekturbilder erschöpfen sich nicht in kühler Darstellung toten Materials, vielmehr atmen sie durch eine Reminiszenz an die Architekten, die Menschen, die diese Stadt mit erdacht und gebaut haben. In seinem Fotoessay »Nuclear Family / Wohlstandstraum« (Ausstellung im Märkischen Mu­ seum des Stadtmuseums Berlin im Oktober 2014) nahm Berg Arbeitsweisen aus frühen Schaffensperioden auf und betrat gleichzeitig Neuland, indem er sich dem Thema Erin­ nerung und Zeitgeschichte zuwendete. Nach seinem Übergang von der Collage analo­ ger Fotografien beziehungsweise Fotodrucken zur rechnergestützten Bearbeitung eigener Digitalfotografien Anfang der 1990er Jahre hatte er mit »Verrat« (1993) und »Möbliertes Zimmer« (1995/96) Installationen geschaffen, in denen er sein Thema mehrfach medial brach. Er verband darin reale Gegenstände, eigene Texte und digital bearbeitete, collagier­ te Fotografien dieser Gegenstände zu der von ihm beabsichtigten Komposition. In »Nuclear Family / Wohlstandstraum« ließ er, angeregt von Briefen aus den 1950er Jahren zwischen sei­ ner und einer Familie aus West-Berlin, unterschiedlichste Einzelbilder zueinander in Beziehung treten. Dazu gehörten sowohl grafisch gestaltete, lakonische Texte, Bilder von Artefakten der Familien­geschichte, Fotografien von ihm selbst arrangierten Interieurs und fulminante Detail­ aufnahmen von Designgegenständen der Nachkriegsmoderne. Die aufgerufenen Assoziatio­ nen führen den konkreten historischen Vorfall weit über sich hinaus und lassen den Betrach­ ter angesichts einer aktuell als zuweilen gestört bezeichneten transatlantischen Beziehung über persönliche und gesellschaftliche Werte, deren Bedrohung und deutsch-amerikanische Freundschaft nachdenken. Wir dürfen gespannt sein, wenn sich Kermit Berg wieder mit seinen Mappen in das Stadtmu­ seum Berlin begeben wird – vielleicht mit den ersten Drucken einer neuen Arbeit, in der Men­ schen im Mittelpunkt stehen. Bis dahin freuen wir uns, dass es im Haus Unter den Linden 17 einen Ort in Berlin gibt, an dem seine Originale dauerhaft einer Öffentlichkeit zugänglich sind. Ines Hahn, Kuratorin für Fotografie im Stadtmuseum Berlin »Siedlungen II«: Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung von 1957 entstand im Hansaviertel eine Mustersiedlung der Nachkriegsmoderne, darunter auch das Haus von Oscar Niemeyer 145 Von Berliner U-Bahnen und New Yorker Parkplätzen Interview mit Kermit Berg Während seines Grafikstudiums belegte Ker­ mit Berg drei Semester Fotografie. Großes Interesse daran hatte er aber nicht. Wie der in Bremen, Indiana, USA, aufgewachsene Künstler schließlich sein Faible für digitale Bilder entdeckte und was sein Apartment in Berlin mit einem Parkplatz in New York zu tun hat, erzählte der Amerikaner bei einer Tasse Tee in seiner Schöneberger Wohnung. Lichtspiel: Der neue beleuchtete Empfangs­ tresen in der ehemaligen Allianz-Zentrale in der Joachimstaler Straße, Ecke Kurfürstendamm aus den fünfziger Jahren Sie sprechen sehr gut Deutsch. Hat Ihre Familie deutsche Wurzeln? Meine beiden Großmütter stammen aus Schwaben. Die eine ging als Siebzehnjährige nach USA. Dort lernte sie meinen Großvater kennen, der ebenfalls deutschsprachig war und Heuberger hieß. Der andere Familien­ zweig hieß Berger. Aus beiden Namen wurde dann Berg. Ich bin in Bremen, einem kleinen Ort bei Chicago, aufgewachsen. In der neu­ en Heimat wollte meine Familie aber nicht an Deutschland erinnert werden – sie gaben sich modern und sehr amerikanisch. Trotz­ dem haben meine Eltern nach dem Krieg Carepakete nach Deutschland geschickt. Ich habe das dokumentiert mit dem Zyklus »Nuclear Family / Wohlstandstraum«. Nach Ihrem Kunststudium an der University of Indianapolis studierten Sie Digitalkunst am Art Institute of Chicago und entwarfen Stoffe. Ab wann widmeten Sie sich ganz der Fotografie? Meine Firma für handbemalte Stoffe habe ich nach acht Jahren verkauft. Danach fertigte ich Collagen an. Anfang der neunziger Jahre habe ich dann begonnen, Digital­drucke her­ zustellen. Die Motive stammten von meinem vierjährigen Aufenthalt in Berlin. Meine erste Fotomappe habe ich dann 1997 veröffent­ licht. Damals lebte ich in Chicago, wo meine Bilder auch erstmals ausgestellt wurden. In Berlin legten Sie also den Grundstein für Ihre Fotokunst? Genau. Mein damaliger Freund und jetziger Ehemann stammt aus Heidelberg. Er ist Arzt und trat von 1991 bis 1994 eine Stelle in Ber­ lin an. Ich ging mit ihm und lernte vormittags am Goethe-Institut Deutsch. Nach dem Un­ terricht bin ich durch die Stadt gelaufen und habe angefangen zu fotografieren. Speziell U-Bahnhöfe zogen mich an. Natürlich kann­ te ich U-Bahnen aus den USA. Aber in Berlin waren sie so sauber, so pünktlich, so leise und so unterschiedlich von ihrer Architektur her. Wenn man allein die U-Bahn vom Hei­ delberger Platz aus der Gründerzeit mit dem U-Bahnhof Güntzelstraße aus den Siebzi­ gern vergleicht – ich war begeistert. beide Städte sehr besonders. Auch wenn ich mich wegen der Sprachbarrieren zuerst einsam fühlte, wurde Berlin schnell zu einer Heimat für mich. Haben auch andere Städte Sie künstlerisch beeinflusst? Vorletztes Jahr habe ich eine Fotoreihe in Tokio produziert. Das Außergewöhnliche an den Bildern ist, dass ich auf ihnen auch ge­ zeichnet habe. Inzwischen bin ich aber wie­ der dazu übergegangen, die Bilder digital zu verändern. Was hat Sie an der Spreemetropole noch fasziniert? Ich bin in der Nähe von Chicago groß gewor­ den. Als ich nach Berlin kam, stellte ich fest, dass beide Städte sehr viel Ähnlichkeit besit­ zen. Ihre großen Straßen, das viele Wasser. Außerdem sind beide Städte entlang ihres S-Bahn-Systems, also ihrer Verkehrswege, gebaut worden. Dadurch gibt es kein rich­ tiges Zentrum, eher mehrere. Das macht Warum manipulieren Sie Ihre Bilder? Mithilfe verschiedener Computerprogram­ me bearbeite ich meine Bilder und verfrem­ de sie von Ebene zu Ebene. Das gibt mir ein besonderes Gefühl der Freiheit. Besonders gerne mag ich Multifotos, also mehrere Fo­ tos, die zu einem Bild verschmelzen und so eine ganz besondere Atmosphäre ver­ körpern. Mir ist es nicht wichtig, etwas zu »Fremde Landschaften II«: Der Tunnel verbindet das Paul-Löbe-Haus mit dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus von Stephan Braunfels im Regierungsviertel dokumentieren, vielmehr will ich eine neue Stimmung schaffen. Bei der digitalen Bear­ beitung verändere ich manche Bilder solan­ ge, dass der Betrachter am Ende gar nicht weiß, was er eigentlich vor sich hat. Mit die­ sen Inszenierungen lasse ich meine spieleri­ schen Träume in die Fotos einfließen. Dann sind moderne Technologien aus Ihrer Arbeitswelt nicht wegzudenken? IT ist für mich ein wichtiges Werkzeug. Es er­ laubt mir, vieles auszudrücken, was ich sonst nicht zeigen könnte. Obgleich ich inzwischen versuche, die Bilder so malerisch zu gestal­ ten als möglich. Aber auch das gelingt mir mithilfe digitaler Technologien. Was symbolisieren die Bilder für Sie? Für mich sind sie wie ein Tagebuch. Ich habe das Treppenhaus eines Freundes fotogra­ fiert, der an Aids gestorben ist. Sehe ich die­ ses Bild, muss ich an ihn denken. Das Motiv ist sehr schön und spendet mir Trost bei dem Gedanken an seinen furchtbaren Tod. Auf diese Weise schütze ich mich mit meiner Kunst und vielleicht auch vorübergehend die Betrachter vor den Schrecken der Welt. Ich fotografiere, weil Bilder für mich eine Er­ innerung an eine Person oder eine Situation darstellen. Mich haben zum Beispiel meine vielen Umzüge sehr geprägt. Wir sind von Chicago, Berlin, New York City nach San Francisco gezogen. Überall musste ich von vorne beginnen. Das hat meine Kunst immer tiefer geprägt. Wenn ich heute durch mein Archiv blättere, spüre ich Heimweh nach den verschiedenen Städten. Wurzeln zu kappen ist hart, aber auch produktiv. Das Einzige, was wirklich beständig ist, ist meine Woh­ nung in Berlin. Dann ist Berlin also die feste Konstante in Ihrem Leben? Ja, seit den frühen neunziger Jahren. Es gibt eine sehr schöne Anekdote: Damals, als wir in New York lebten, hatten wir keinen Park­ platz. Es gab aber die Möglichkeit, einen zu kaufen. Der Preis war so hoch wie der, den wir für die Berliner Wohnung bezahlt haben. Wir mussten uns entscheiden, entweder den Parkplatz oder die Wohnung. Berlin hat ge­ wonnen. Zu guter Letzt noch einmal zurück zur Kunst. Was wollen Sie mit Ihren Bildern im Betrachter wecken? Rhythmus und Form und ein Gefühl von etwas Geballtem. Ich bin verliebt in die Baukunst. Für mich ist es wie ein Mysteri­ um, wenn Hochhäuser entstehen oder dass Städte miteinander verbunden sind mit Schienen. Diese architektonischen Wunder will ich vermitteln. Auf der anderen Seite ist es mir wichtig, dass die Fotos eine priva­ te Ebene haben. Diese muss der Betrachter nicht kennen. Von daher bergen alle meine Bilder ein Geheimnis. 147 »Fremde Landschaften III«: Bildcollage aus dem Kellergeschoss des Paul-Löbe-Hauses »Fremde Landschaften I«: Details aus einem Regierungsgebäude im Spreebogen 153 BAUHERR GESAMTKONZEPTION INNENEINRICHTUNG MEDIENTECHNIK Die Microsoft Deutschland GmbH ist die 1983 gegründete Tochtergesellschaft der Microsoft Corporation/Redmond, U.S.A., des weltweit führenden Herstellers von Standardsoftware, Services und Lösungen. Seit den 1990er Jahren unterhält der Technologiekonzern eine Geschäftsstelle in Berlin mit rund 120 Mitarbeitern. Die neue Hauptstadtrepräsentanz Unter den Linden 17 wurde im November 2013 offiziell eröffnet. FTWild Kommunikation war als Lead Agentur verantwortlich für Gesamtkonzeption, Architektur und Design. FTWild beriet den Bauherrn in allen Projektphasen und für alle Bereiche – ob Gesamtpositionierung des Hauses, Digital Eatery, Microsoft Atrium, Microsoft Briefing Center oder Microsoft Ventures Accelerator. Die Berliner Agentur entwickelte das visuelle Erscheinungsbild der Digital Eatery, des Briefing Centers und des Microsoft Atriums sowie ein Vermarktungskonzept. Coordination war für die Gestaltung der Innenräume verantwortlich. Dies umfasst das architektonische Konzept und die Gestaltung des Interior Design, die Auswahl der Möbel und der Raumausstattung sowie den konzeptionellen Entwurf der Digital Eatery, Microsoft Briefing Center und Betreuung der gesamten Planungsphase und des Bauprozesses in diesen Bereichen. ART+COM verantwortete die medientechnische Konzeption und Planung. Bereits im Vorfeld hat ART+COM am medialen Konzept des Policy-Showrooms mitgewirkt. Projektleitung: Henrik Tesch Projektleitung: Sylvia Manz Innenarchitektin: Rebecca Hellbach Projektleitung: Michael Jungnickel Projektkoordination: Christoph Seitz, John Lenz Kreativdirektor: Matthias Kaminsky Leitender Architekt: Jochen Gringmuth Medientechnische Planung: Isa Satria www.microsoft.de www.ftwild.de www.coordination-berlin.com www.artcom.de ACCELERATOR Die Berliner Designagentur dreaminc gestaltete die Räumlichkeiten des Microsoft Ventures Accelerator. Dafür ließ dreaminc maßgefertigtes, flexibles Mobiliar aus recycelten Materialien in der Manufaktur Kerti Design anfertigen und stellte ein Team aus jungen Berliner Künstlern zusammen, mit deren Malerei, Dekoration, Tape-Art und Möbeldesign das Thema Start-up auf kreative und nachhaltige Weise aufgegriffen wurde. Sämtliche Stoffe der Polstermöbel entstanden aus recyceltem Plastik aus den Ozeanen. Konzept und Design: Finn Martin PROJEKTSTEUERUNG GENERALUNTERNEHMER Turner & Townsend übernahm die Projektsteuerung und sorgte für die Einhaltung von Budget und Fertigstellungsterminen. Darüber hinaus koordinierte T & T sämtliche internen und externen Projektbeteiligten. ISG wurde als Generalunternehmer verpflichtet und setzte die Ideen der Planer baulich und termingerecht um. ISG begleitete das Projekt insgesamt knapp ein Jahr lang. Projektmanager: Silke Flaßnöcker und Klaus Hüpping Bauleitung: Mariola Geistert Budgetmanagement: Jan-Henrik Bosselmann www.dreaminc.de www.turnerandtownsend.de www.isgplc.com 154 Quellen Dipl.-Phil. Christiane Oehmig und Dipl.-Ing. Volker Hübner, Denkmal­ pflegerisches Gutachten im Auftrag der Preussag-Immobilien Olaf Kappelt, »Spaziergang mit Friedrich dem Großen« E. T. A. Hoffmann, »Die Fermate«, »Die Brautwahl« Landesarchiv Berlin Heinrich Heine, »Briefe aus Berlin« Renate Petras, »Das Cafe Bauer in Berlin« Theodor Fontane, »Schach von Wuthenow« Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, »Berlin und seine Bauten VII 8, Gastgewerbe« Karl Baedeker, »Berlin und Umgebungen«, 1904, 1908, 1912 Karl Gutzkow, »Berlin – Panorama einer Weltstadt« Arwed Messmer, »Soweit kein Auge reicht – Berliner Panorama-Foto­ grafien aus den Jahren 1949 –1952« Uwe Kieling, »Berlin – Bauten und Baumeister« Walther Kiaulehn, »Berlin. Schicksal einer Weltstadt« Zentralblatt der Bauverwaltung vom 7. 9. 1907 156 Impressum Herausgeber Fotografie Microsoft Deutschland GmbH Ulf Büschleb Geschäftsstelle Berlin Unter den Linden 17 10117 Berlin Tel: +49 30 3 90 97 0 www.microsoft-berlin.de Bildnachweis Landesarchiv Berlin: S. 119, S. 124, S. 125 (Fotograf Barbara Esch-Marowski), S. 126 (unten 2. v. l.), S. 127 (oben 1. v. l.); S. 127 (unten 1. v. l., Fotograf Günter Schneider), S. 127 (oben 4. v. l., Fotgraf Waldemar Titzenthaler) Berlin-Mitte-Archiv: S. 114 –115, S. 120 , S. 122, S. 123, S. 126 (unten 1. v. l.), S. 127 (oben 2. v. l. und 3. v. l.) Druck und Produktion Grafisches Konzept und Gestaltung DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH, Berlin FTWild Kommunikations GmbH, Berlin Gesamtkonzeption Matthias Kaminsky Grafikdesign Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzungen, Microverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Diana Gvazdauskaite ISBN (hier kommt noch die Nummer) Textarbeit und Bildrecherche Catrin Krawinkel Lektorat Detlef Wittkuhn Printed in Germany