Erscheinung des Herrn, Hochfest 1. Lesung Jes 60, 1-6 2. Lesung Eph 3, 2-3a. 5-6 Evangelium Mt 2, 1-12 Erste Lesung Auf, werde Licht, Jerusalem, denn es, kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht leuchtend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir. Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz. Blick auf und schau umher: Sie alle versammeln sich und kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, deine Töchter trägt man auf den Armen herbei. Du wirst sehen, und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit. Denn der Reichtum des Meeres strömt dir zu, die Schätze der Völker kommen zu dir. Zahllose Kamele bedecken dein Land, Dromedare aus Midian und Efa. Sie alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn. Zur Ersten Lesung Die 1. Lesung ist eine Prophetie des Festes, das wir heute feiern. Die Theologie schreibt diesen Text, dem Tritojesaja zu. Man nimmt an, daß dieses Buch vom mehreren Propheten geschrieben, und dann zu einer Einheit kompiliert wurde. Denn Finsternis bedeckt die Erde… Legen wir die „Finsternis“ als Nichterkennen des wahren Gottes aus. Erst als dieses „Licht aufleuchtete, als Gott selbst begann sich zu offenbaren, wanderten zu „diesem Licht“ der Offenbarung selbst Könige. In Psalm 72 heißt es ja: Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben…Das alles kündet eine „religiöse Umwälzung“ an, die, wie immer im Alten Testament, verhüllt ist, und erst in der Deutung des Neuen Testaments sich offenbart. Das Nichterkennen des wahren Gottes wird als Exil gedeutet. So wie JAHWE sein verbanntes Volk aus Babylon heimholte in seine „irdisches Heimat, so erlöst Gotte durch Christus sein Volk für die himmlische Heimat. Zweite Lesung Brüder! Ihr habt gehört, welches Amt die Gnade Gottes mir für euch verliehen hat. Durch eine Offenbarung wurde mir das Geheimnis Christi mitgeteilt. Den Menschen früherer Generationen war es nicht bekannt; jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist offenbart worden: daß nämlich die Heiden Miterben sind, zu demselben Leib gehören und an derselben Verheißung in Christus teilhaben durch das Evangelium. Zur Zweiten Lesung Im Brief an die Epheser klärt Paulus die Prophetie des Jesajas auf: Wenn es in Jesaja heißt: Die Völker wandern zu deinem Licht…so meint diese Stelle, daß das „auserwählte Volk“ sich jetzt auf alle Völker bezieht, ausgedrückt in dem Satz, daß nämlich die Heiden Miterben sind. Durch die Annahme des Evangeliums gehören sie zu jenem „Leib“ dessen Haupt Christus ist. So werden aus „Gottfernen“ Teilhaber an der Wirklichkeit Gottes, und jeder ist zur Gemeinschaft mit Christus eingeladen. Evangelium Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er, und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei den Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt seines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land. Zum Evangelium Mit diesem Evangelium ist es wie mit den meisten anderen Weihnachtsevangelien: Wie erklären wir dieses Evangelium einem Menschen, der in einem Milieu das von Gott nichts gehört hat, oder nichts wissen will, der weiters durchaus philosophisch gebildet, anderen Ansichten gegenüber offen ist und mit beiden Füßen in der Welt steht? Ich käme mit der Antwort in Verlegenheit, denn aus nicht-biblischen Schriften gibt es tatsächlich so gut wie keine Parallelberichte. Und auch im Evangelium berichtet nur Matthäus darüber. Eine weitere Schwierigkeit ist, daß sich gerade um diese Erzählung eine Unzahl Legenden gebildet haben, die bereits auf den ersten Blick keinen Anspruch auf Historizität erheben können: Ein Stern soll drei Könige, oder Magier, oder Weise zu einer Krippe nach Bethlehem geleitet haben und gerade über den Stall, wo sich „der neue König“ befand, stehengeblieben sein; - sonderbar. Versuchen wir, mit diesem Menschen, der von all diesen Dingen noch nichts gehört hat ins Gespräch zu kommen und beginnen etwa so. Unsere heiligen Schriften haben nicht die Absicht Geschichte zu berichten, sondern Heilsgeschichte. Und diese Heilsgeschichte will sagen, daß Gott nicht in irgendwelchen Sphären wohnt und die Welt von dort fernsteuert, sondern daß er wirklich in unserer Welt angekommen ist. Der Evangelist will aufzeigen, daß Heiden, die Gott ehrlich suchen ihn auch finden und ihm kostbare Geschenke bringen, Juden erkennen ihn nicht, obwohl sie aus ihren Schriften von ihm wußten und auch daran glaubten. Richtig ist allerdings, daß Gott von sich in den Schriften kein Bild gibt. Er sagt ja sogar, daß man sich von ihm kein Bild machen soll. Es ist gefährlich sich von ihm ein Bild zu machen, weil Gott mit nichts und durch nichts erfaßt werden kann. Es geht Gott nicht um das Wissen um ihn, sondern um den Glauben. Das Wissen nützt für das Heil der Menschen nichts. Wissen ist in der Welt verankert, ist auch beweisbar. Glaube zielt auf anderes, auf Gott, oder eine Idee, oder eine Ideologie, Nun ist es so, daß in allen Völkern irgendwie Glaube verankert ist. Ohne Glauben kann der Mensch nicht leben. Ohne Glauben macht das Leben des Menschen keinen Sinn. Ohne Glauben hat der Mensch auch kein Ziel. Selbst Atheisten glauben an irgendetwas, sei es an eine Idee, oder eine Ideologie oder sei es nur an sich selbst. Nun haben die Juden durchaus an Gott geglaubt, aber weil er kein Bild von sich gegeben hat, haben sie sich eines über ihn gemacht. Nicht bildlich, denn das war ihnen verboten, aber dafür theologisch. Sie haben sich von dem verheißenen Messias so deutlichen Vorstellungen als Retter einer irdischen Welt gemacht, daß sie ihn, als er endlich erschienen ist, nicht erkennen konnten. Sie haben sich in ihren Vorstellungen selbst blockiert. Matthäus berichtet von Sterndeutern aus dem Osten. Sterndeuter sind Heiden. Und im Osten, in Babylon und in Persien hatte die Sternenkunde ein hohes Niveau. Ein wichtiges Element des Berichtes ist, daß sie Gott „suchen gehen“. Das heißt sie unterziehen sich Mühen, das heißt, sie sind in Bewegung. Ohne diese Anstrengungen konnten sie Gott nicht finden. Schon der Prophet Jermia läßt Gott verkünden: Sucht ihr mich, so findet ihr mich, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt lasse ich mich von euch finden. Die Stelle verweist also auf die Tatsache, daß Gott aktiv gesucht werden muß. Wer nur jammert, daß Gott die Welt hätte besser erschaffen sollen, wird nur die Erfahrung des Schweigen Gottes machen. Die Sterndeuter kommen auch nicht mit leeren Händen, sondern bringen Geschenke mit. Weihrauch und Gold. Aber was soll Gott mit Weihrauch und Gold machen? Weihrauch und Gold gehörten zu den wertvollsten Geschenken der damaligen Welt. Die Geschenke sind bildlich zu verstehen. Die wertvollen Geschenke, welche die Sterndeuter brachten sind ihr Glaube an ihn und Erfüllung seiner Forderungen an den Menschen: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe zu üben und den anderen ebenso als sein geliebtes Geschöpf zu betrachten wie sich selbst. Zuerst suchten die Sterndeuter den König Herodes auf. Es war nichts Außergewöhnliches, daß eine vornehme Gesandtschaft dem Landesherrn ihre Aufwartung machte. Als sie aber nach dem neugeborenen König fragten wurde Herodes hellhörig. Im Orient durfte kein König neben sich einen Thronanwärter dulden Aus Angst um seinen Thron hatte Herodes bereits seine Frau, seinen Schwager, seine Schwiegermutter und drei seiner Söhne ermorden lassen. Der Kindermord in Bethlehem ist geschichtlich zwar nicht bezeugt, doch entspräche es seinem Charakter. So hieß er die Sterndeuter sorgfältig nach dem König suchen um ihm später darüber zu berichten. Bezeichnend ist, daß der Evangelist darauf verweist, daß „ganz Jerusalem“ über die Geburt des Messias erschrocken ist. Damit sind nicht alle Einwohner dieser Stadt gemeint, wohl aber Herodes und Spitzen der jüdischen Kirche. Sie verweisen zwar Herodes auf die Schriftstellen von Micha und Samuel, aus den Büchern, wo von dem Geburtsort des neuen Königs die Rede ist, denken nicht daran, selbst hinzugehen. Was den Stern, dem die Sterneuter folgten betrifft, ist Klarheit schwierig. Keilschrifttexte aus Mesopotamien berichten, daß man in Babylonien die Geburt eines Retterkönigs erwartete. Tatsache ist, daß es im Jahr 7 vor Christus, was etwa seiner Geburtszeit entspräche, eine seltene dreimalige Konjugation zwischen Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische gegeben hatte. Das Sternbild der Fische bedeutete „Land im Westen“, also Israel. Jupiter ist der Königs und Glücksplanet und der Saturn ist das Symbol des Königs, des Glücks und des Westlandes. Der Halleysche Komet leuchtete 12/11 v. Christus. Nach antiker Vorstellung kündigten Sternerscheinungen die Geburt bedeutender Männer an. Dieses Ereignis fand am Abend des 15. Septembers 7 v. Chr. statt. Aus dem Tontafelarchiv Babylons fand man Aufzeichnungen von Gestirnsberechnungen zwischen dem 1. April 7 v. Chr. bis zum 19. April 6 vor Chr. Darin wird von einem Zodiakallicht am 12. November 7 v. Chr. berichtet. Es waren zahllose feine Staubpartikel, die das Sonnenlicht reflektierten. Die Achse des Lichtkegels wies auf Bethlehem, auf einen kleinen Teil des Ortes hin, oder vielleicht auf ein Haus? Matthäus legt auf Astronomie keinen Wert. Für ihn ist nur wichtig: Die „Fremden“ unterwerfen sich Christus und damit ist für ihn die Astronomie zu Ende. Was Matthäus aber sagen will ist, daß die Konjugation des Jupiters und Saturns im Sternbild der Fische etwa 2 Jahre vor der Geburt Christi gewesen sein mag, und daß die Magier diese Zeit zu einer sorgfältigen Vorbereitung für die lange Reise und Nachforschung der Bedeutung dieser angekündigten Erscheinung nutzten. Sie ließen sich dann vom „Stern“ bis zum Haus des Neugeborenen führen. Bis zu dem Haus der Geburt wies den Heiden der Stern den Weg. Ab diesem Zeitpunkt aber weist nicht mehr der Stern, sondern die Heilige Schrift den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sahen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war. Dort blieb er stehen. War es die dritte Konjugation von Jupiter und Saturn? Für die Magier wurde dieses Ereignis zur Gewißheit, denn als sie den Stern sahen, wurden sie von überaus großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria – Josef wird nicht erwähnt – fielen nieder und huldigten ihm. Die Huldigung der Proskynesis ist Niederknien, sich auf den Boden werfen und mit der Stirn den Boden berühren. Ein Zeremoniell gegenüber Großkönigen, Kaisern und Gottheiten. Und sie holten ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar, die wertvollsten Schätze. Die Aussage des Evangelisten: Die Heiden kommen, Israel, das Volk, das sich Gott zuerst erwählt hat, bleibt fern. Der Text aller Weihnachtsevangelien wirft Fragen auf, die in der Welt nicht gelöst werden können, sondern sie sind eine Botschaft. Vieles darin bleibt dunkel und verhüllt, und es ist fraglich, ob wir unseren Gesprächspartner von der Geburt Gottes überzeugen können, denn alle Erklärungsversuche über den Stern, der die „Weisen“ zu Gott führte, sind letztlich Hypothesen. Glaube ist eben eine Gnade, die wir nicht „machen“ können, sondern in der alleinigen Verfügung Gottes stehen. Was wir tun können, ist nur, von unserem Glauben Zeugnis geben. Der Rest ist Sache Gottes.