Der Herrscher der Anfänglichen

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Ralf Küßner
Der Herrscher der Anfänglichen
Der Anfang und die Anfänglichen
In Off. 21, 6 finden wir eine interessante Selbstaussage Gottes (nach der Übersetzung im
Kurzkommentar von EINERT):
„Und er sagte zu mir: Ich bin geworden. Ich, ich bin das Alpha und das Omega, der Ursprung
und die Vollendigung...“
Gott ist der Ursprung. Er ist der Urheber und der Urgrund. Gott ist der Anfang. Und in Ihm ist
jeder Anfang.
An dieser Stelle dürfen wir etwas zum Begriff „Ursprung“ oder „Anfang“ lernen. Mir geht es
um die Begrifflichkeit „Anfang“. Verstehen wir einen Begriff, haben wir uns etwas vom Inhalt
erschlossen. Etwas zu begreifen, gibt Halt. So braucht ein Bergsteiger „Griff“ mit seinen
Händen oder seinen Schuhen, damit er nicht abrutscht. Er greift zu, um sich zu stabilisieren.
Im Geistlichen brauchen wir ebenfalls „Griff“, damit wir nicht abrutschen. Ein mit einem Begriff verbundener Inhalt gibt uns Halt und Stabilität. Der Inhalt bleibt hängen, weil es gegriffen
hat. Griff für den festen Halt und Begreifen fürs Verstehen – das hängt an einem Begriff. Haben wir den Begriff, dann haben wir festen Halt und Stehvermögen gegenüber störenden
Einwirkungen.
Es geht mir um den Begriff „Anfang“, der sich hier in Off. 21, 6 findet. Gott ist der Anfang. Im
griechischen Text ist der Begriff für „Anfang“: archä. Gott ist „archä“ und mit bestimmtem
Artikel „der Anfang“: hä archä. An der Aussage Gottes, dass er hä archä ist, sehen wir Zweierlei: Archä ist eine Person (Gott) und dieser ist der Erstauslöser (Ursprung) aller Geschöpfe
und allen Lebens. Alle heilsgeschichtlichen Prozesse und Abläufe haben ihren Ausgangspunkt in Gott.
Über die personale und alles Andere auslösende (initiierende) Bedeutung „Ursprung“ und
„Anfang“ hinaus hat archä noch eine weitere Bedeutungsebene.
⇒ Mit archä wird auch der Gedanke der Herrschaft / der Macht / der Autorität verbunden.
So wird das aktive Verb „archoo“ mit „herrschen“ übersetzt. Im Medium bedeutet archomai:
„beginnen“. Herrschen und beginnen: Zwei nahe Begriffe.
Zusammengefasst: Hä archä hat drei Bedeutungen. Anfang und Ursprung im Sinne: Initiator
und Alles Auslösender (personal und zeitlich) sowie Herrschaft oder Herrschaftsbereich.
An Gott können wir sehen, wie er all drei Bedeutungsebenen in sich erfüllt. Gott war zunächst alles in sich selbst. Gott hatte Gedanken und Ideen. Er fasste in sich einen Entschluss. Ein Entschluss war, den Sohn seiner Liebe werden zu lassen. Damit begannen die
Werdensprozesse Gottes. Gott ist der „Ursprung“ oder der „Urheber“ (hä archä). Auch für
den Sohn. Ein weiterer Entschluss war, eine Schöpfung hervor treten zu lassen. Oder: Menschen zu erschaffen. Gott hat das alles gewollt und fein säuberlich geplant: Denn Gott wirkt
alles nach dem Ratschluss Seines Willens (Jes. 25, 1; Eph. 1, 11).
Jesus Christus ist der Erstgewordene – aus dem Vater heraus. Aus Ihm wiederum wurden
Geschöpfe: Engel und Menschen. Deswegen ist Er der Ursprung (hä archä) der gesamten
Schöpfung (EH 3, 14). Zugleich herrscht Gott über alles – auch wenn Tod und Satan eigene,
begrenzte Herrschaftsbereiche haben.
Nach dem einen Anfang gibt es nach biblischem Zeugnis noch die „Anfänglichen“. Von ihnen
spricht beispielsweise Heb 1, 10 (Kurzkommentar): „Und: "Du, Herr, hast gemäß Anfänglichen die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände;“
Die Anfänglichen sind im griechischen Text der Bibel „hai archai“. Das Wort ist die Mehrzahlform von hä archä. Wir haben den einen „archä“ (Gott) und die vielen „archai“ (Anfänglichen).
Diese Anfänglichen erwähnt der Apostel Paulus auch in seinem Brief an die Christen Roms
(Rö. 8, 38+39): „Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch
Gewalten [archai], weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch
Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die
in Christus Jesus ist, unserem HerrnL“
Wir wollen uns fragen: Woher kommen die Anfänglichen und welche Macht haben sie?
Lesen wir nochmals aus dem Hebräerbrief (1, 10): „Und: "Du, Herr, hast gemäß Anfänglichen die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände;“
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Der Schreiber des Hebräerbriefes zitiert einen Text aus Psalm 102. Bemerkenswert ist, dass
(so schreibt es EINERT im Kurzkommentar zum Hebräerbrief) im Hebräischen in Ps. 102
steht, dass der angesprochene Herr „in Angesichtern“ die Erde gründete. Hier kommt der
Gedanke zum Tragen, dass es Zeugen der Gründung der Erde gab. Die Anfänglichen waren
bereits da, als Gott die Erde gründete. Sie existierten vor der Fleischwerdung der Menschen.
Woher kommen die Anfänglichen? Die Anfänglichen sind Erschaffene. Deswegen heißt es in
Römer 8, dass uns weder die Anfänglichen noch ein anderes Geschöpf von der Liebe Gottes
trennen können. Die Anfänglichen sind Geschöpfe Gottes. Es handelt sich um Engelsmächte. Sie wurden vor der Gründung des jetzigen Erdlandes geschaffen und damit vor der
Fleischwerdung der Menschen.
Kommen wir zur zweiten Frage. Welche Macht haben die Anfänglichen? Anfängliche besitzen Autorität. Anfängliche sind aus dem Anfang (Gott). Sie haben von Ihm Macht und Befugnisse erhalten – wir sehen es daran, dass sie uns gegenüber höher gestellt sind. Sie haben
mehr Macht – aber Kinder Gottes sind sie nicht!
Das Ausmaß ihrer Macht wird uns anhand eines Geschehens aus dem Propheten Daniel
deutlich. Hierbei kommt die Autorität von Anfänglichen klar zum Ausdruck.
Dan. 10, 1-6 (revElb): „Im dritten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, wurde dem Daniel, der Beltschazar genannt wurde, ein Wort offenbart. Und das Wort ist Wahrheit und <betrifft> eine große Mühsal. Und er verstand das Wort, und Verständnis wurde ihm in der Erscheinung <zuteil>.
In jenen Tagen trauerte ich, Daniel, drei volle Wochen. Köstliche Speise aß ich nicht, und
weder Fleisch noch Wein kamen in meinen Mund; und ich salbte mich nicht, bis drei volle
Wochen um waren. Und am 24. Tag des ersten Monats, da war ich am Ufer des großen
Stromes, das ist der Hiddekel. Und ich erhob meine Augen und sah: Und siehe, da war ein
Mann, in Leinen gekleidet, und seine Hüften waren umgürtet mit Gold von Ufas. Und sein
Leib war wie ein Türkis und sein Gesicht wie das Aussehen eines Blitzes. Und seine Augen
waren wie Feuerfackeln und seine Arme und seine Füße wie der Anblick von glatter Bronze.
Und der Klang seiner Worte war wie der Klang einer <Volks>menge.“
Dieser Mann mit Augen wie Feuerfackeln spricht zu Daniel (Dan. 10, 12+13 (rev Elb)): „Und
um deiner Worte willen bin ich gekommen. Aber der Fürst [stratägos] des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir
zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien.“
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Wörtlich heißt es nach der Septuaginta: Michael, einer der Herrschenden (toon archontoon;
των αρχοντων) der Vornehmsten/der Ersten (toon prootoon; των πρωτων) kam zu helfen
mirL
Zu Daniel kam jemand, dessen Augen wie Feuerfackeln waren. Wer das war, sagt uns der
Prophet Daniel nicht. Denken wir an Off. 2, 18, wo es heißt: „Und dem Engel der Gemeinde
in Thyatira schreibe: Dies sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und
Füße gleich glänzendem Erz:@“
Im Propheten Daniel wird diese Person nicht namentlich genannt. Aber beschrieben wird sie:
Sein Gesicht war wie das Aussehen eines Blitzes. Er wollte zu Daniel schon früher kommen
– aber der stratägos (Feldherr, Fürst) von Persien stand ihm entgegen. Dieser Feldherr und
militärische Führer war offensichtlich eine Geistesmacht, ein Anfänglicher. Was hatte der
Fürst oder Feldherr von Persien für eine Macht! Stellen wir uns das einmal vor:
Dem, dessen Augen wie Feuerfackeln waren, musste geholfen werden! Deswegen sprang
ihm der Anfängliche Michael hilfreich zur Seite. Erst mit dieser geballten Macht konnten Beide den stratägos von Persien besiegen. Was ereignen sich da im Unsichtbaren für gewaltige
Dinge, liebe Geschwister!? Welche Dimensionen sind unseren Augen verborgen? Wir können diese Dimensionen nur im Geist erahnen. Anfängliche haben Macht – sowohl die, die
gegen Gott stehen als auch die, die für Gott streiten.
Bestätigt wird dies durch den Römerbrief (8, 38+39): „Denn ich bin überzeugt, dass weder
Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten [archai], weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird
scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem HerrnL“
Paulus spricht: Weder Engel noch Anfängliche vermögen uns von der Liebe Gottes zu trennen. Das ist tröstlich! Implizit bestätigt dies, dass einige Anfängliche versuchen, uns von Gott
zu trennen. Sie haben Macht – nur vermögen sie nicht, diese Macht uns gegenüber wirkungsvoll einzusetzen. Im Ergebnis ist unmöglich, dass uns die Anfänglichen von Gott trennen.
Wissen wir, was das bedeutet? Der Anfängliche, der den mit den Augen-Fackeln hinderte,
früher zu Daniel zu kommen, kann uns nicht von Gott trennen. Er mag uns hart zusetzen –
und das erleben wir körperlich oder seelisch – aber von Gott trennen: Das schafft er nicht.
Denn wir haben durch und in unserem Herrn Christus Jesus Macht und Autorität. Ihm sei
Dank dafür!
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Die hohe Stellung und Macht der Anfänglichen ist derart groß, dass die Bibel sie als „Götter“
bezeichnet. So spricht Psalm 89, 6-9 von Göttern, die Gott umgeben.
„Der Himmel wird deine Wunder preisen, HERR, ja, deine Treue in der Versammlung der
Heiligen. Denn wer in den Wolken ist mit dem HERRN zu vergleichen? Wer ist dem HERRN
gleich unter den Göttersöhnen? Gott ist gefürchtet im Kreis der Heiligen, groß ist er und
furchtbar über alle, die rings um ihn her sind. HERR, Gott der Heerscharen! Wer ist stark wie
du, Jah? Deine Treue ist rings um dich her.“
Selbstverständlich - wir haben nur einen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. In anderem
Zusammenhang schreibt die Bibel jedoch auch von Göttern. Lesen wir 1. Kor. 8, 5+6: „Denn
wenn es auch sogenannte Götter [griechisch: theoi] gibt im Himmel oder auf Erden — wie es
ja viele Götter und viele Herren gibt —, so ist doch für uns ein Gott, der Vater, von dem alle
Dinge sind und wir auf ihn hin, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und
wir durch ihn.“
Wir hören, dass es sogenannte Götter gibt. Für uns jedoch ist nur ein Gott: Das ist der Vater,
von dem alle Dinge sind. Und wir, sagt Paulus, sind auf diesen Gott hin. Das ist unser Ziel!
Dieser eine Gott steht gegen die sogenannten Götter, die ihm gegenüber ungehorsam und
illoyal sind. Götter mag es im Himmel geben oder auf Erden. Wir aber sind Kinder des einen
unwandelbaren Gottes. Er allein hat wesensmäßiges Leben. Er kann in das wesensmäßige
und unauflösliche Leben zeugen. Das können die Götter nicht! Sie sind Geschöpfe – und
zeugen kein unvergängliches Leben.
Gott hat den Anfänglichen durchaus Macht gegeben. Deswegen sind sie Regenten und
deswegen sind sie Götter. Ein Teil dieser Mächte bzw. Götter war Gott ungehorsam. Im kleinen Büchlein Judas steht über sie (V. 6):
„.. Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter Finsternis verwahrt.“
Engel haben einen Herrschaftsbereich [archä] zugeordnet bekommen – gleich mit ihrer Erschaffung. Ihren Herrschaftsbereich haben sie nicht bewahrt. Sie haben entgegen der Anweisung Gottes gehandelt. Sie haben sich gegen Gott aufgelehnt und sind ihrem Auftrag
nicht nachgekommen.
Die Anfänglichen sind eine Gruppe – Götter, Geister, Engel. Mächtige Geschöpfe. Gott verwahrt bereits einen Teil dieser Anfänglichen bis zum Gericht in Ketten (Judas 6).
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Wir wollen unseren Blick nun von den Anfänglichen abwenden. Wir wenden uns wieder dem
hä archä selbst zu: Dem Anfang, dem Urheber, dem Ursprung. Und wir wenden uns dem
Herrscher der Anfänglichen zu.
Der Herrscher der Anfänglichen
Machen wir uns bewusst: Lediglich ein Teil der Anfänglichen ist gefallen. Zudem wird ein Teil
dieses Teils bereits mit eisernen Ketten in Finsternis verwahrt. Ein Weiteres kommt hinzu:
Den gefallenen Anfänglichen stehen loyale Anfängliche gegenüber. Denken wir hierbei an
einen der Anfänglichen: Den vornehmen Michael. Er ist einer der obersten Anfänglichen, die
Gott gegenüber treu und loyal geblieben sind (siehe auch 1. Thess. 4, 16; Judas 9). Dies ist
beruhigend.
Halten wir fest: Den gefallenen Anfänglichen stehen Gottes loyale Anfängliche entgegen.
Zwei Gruppen – und Einer ist höher als alle Anfängliche. Er ist der Herrscher aller Anfänglichen. Denn: Einer hat in allem den Vorrang. Der Vorrangige ist Jesus Christus, der
archägos, der Herrscher der Anfänglichen.
Nach Off. 1, 5 haben alle Anfänglichen (die loyalen und die widerspenstigen) einen gemeinsamen Urheber. Er ist der Anfängliche aller Anfänglichen, der König aller Könige. Es heißt in
Off. 1, 5: LJesus Christus, der der Zeuge ist, der Treue, der Erstgeborene der Gestorbenen
und der Anfängliche der Regenten der ErdeL“
Jesus Christus ist der Urheber (archä) der Regenten. Damit ist er zugleich der Herrscher der
Anfänglichen, die mit über die Erde regieren. Denn die Erde ist noch mit erfasst von der
Herrschaft der Anfänglichen.
Wir dürfen wissen, dass es unsichtbare Regenten gibt. Sie herrschen in die sichtbare Welt
hinein. Mit ihnen stehen wir mitunter in einem geistlichen Kampf. Aber der Anfängliche der
Regenten ist Jesus Christus.
Ja, es gibt Anfängliche. Das sind Engel mit ihren jeweiligen Herrschaftsbereichen. Sie heißen „archai“. Noch größer ist jedoch Einer: Der anfängliche Führer. Der archägos. Er kämpft
für uns. Er schenkt uns eine geistliche Waffenrüstung. Er ist der Erhabene – über alles, was
da ist (Eph. 1, 21; revElb):
„<hoch> über jede Gewalt und Macht und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der nicht
nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen genannt werden wird.“ Unser Herr
Jesus Christus hat einen vorzüglicheren und vorrangigeren Namen als jeder Engel (Heb 1,
4).
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Für mich ist dies ein wertvoller und tröstender Gedanke. Unser Herr Jesus Christus ist der
archägos. Der archägos ist der anfängliche Führer. Er tut in allem den ersten Schritt und ist
einen Schritt voraus. Denn der Begriff archägos setzt sich zusammen aus den beiden Teilen:
archä: Ursprung / Anfang und agoo: führen. Christus ist der anfängliche Führer aller Anfänglichen. Er ist höher als sie, die seine Geschöpfe sind.
In welchem Verhältnis archägos und archai zueinander stehen sehen wir an einem Beispiel.
Als Beispiel dienen uns die Soldaten und ihr Heerführer. Ein Heerführer ist ein Feldherr oder
griechisch: Ein stratägos. Der stratägos zog seinen Soldaten voran und schritt an der Spitze
des Heeres in den Kampf. Die Soldaten folgten und gehorchten ihm. Wer ist nun bedeutender, mächtiger, wichtiger, wirkungs- und kraftvoller: Der Soldat oder der Heerführer?
Klar: Der stratägos ist mächtiger als der Soldat.
Wer ist nun im geistlichen Bereich mächtiger? Die vielen archai oder der eine archägos?
Natürlich der archägos. Der archägos ist der Christus. Nur er trägt in der Bibel diese Bezeichnung. Kein Anfänglicher, keine Macht wird archägos genannt. Das ist dem vorbehalten,
der in allem den ersten Schritt tut, vorangeht und führt. Die anderen, niedrigeren Ränge folgen und gehorchen dem archägos! Selbst die ungehorsamen Anfänglichen dienen nichtwissend und unfreiwillig dem archägos. Muss doch Gott alles dienen – selbst jeder Ungehorsam und jede Untreue.
Der archägos ist der Führer der Anfänglichen, der stratägos der Führer der Soldaten. Wir
wollen also die Anfänglichen nicht überbewerten. Sie unterstehen allezeit dem einen
archägos!
An vier Stellen spricht die Bibel von dem einzigartigen archägos. Alle vier Textausschnitte
reden von dem Sohn Gottes, der über jede Macht, über jeden Anfänglichen gestellt ist, weil
er sich unter jede Macht erniedrigte. Christus ist über jede Macht und Gewalt erhaben bezeugt uns der Epheserbrief (1, 20+21): „Die hat er in Christus wirksam werden lassen, indem
er ihn aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in der Himmelswelt gesetzt hat,
<hoch> über jede Gewalt und Macht und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der nicht
nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen genannt werden wird.“
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Nun also die vier exklusiv für den Sohn verwendeten Bibelstellen mit dem Wort „archägos“:
Apg. 3, 15: Christus ist der archägos des Lebens
Apg. 5, 31: Christus ist der archägos und Retter sowie nach
Heb. 2, 10: der archägos der Rettung
Heb. 12, 2: Christus ist der archägos und Vollender des Glaubens.
Was macht dieser Urheber, der Schöpfergott, der Logos? Was vollbringt der archägos? Er
geht voran und ist Urheber des Lebens. Er ist der, der den ersten Glaubensschritt uns gegenüber tut. Wir tun den zweiten, dritten, vierten SchrittL hinter dem archägos her. Er geht
voran, wir folgen Ihm. Und er vollendet diesen Glaubensweg, da er nicht nur der archägos
unseres Glaubens, sondern auch der Vollender des Glaubens ist.
Was haben wir für einen Herrn, liebe Geschwister!
Was ich deutlich machen möchte: Die archai, die Anfänglichen, haben einen archägos über
sich: Er führt die Anfänglichen und steht ihnen vor. Jederzeit! Überall!
Noch ein Ausblick. Gott wird die Anfänglichen (diese gewaltigen antigöttlichen Engelsmächte
und Götter) von oben herab unwirksam machen. Denn etwas Triumphales hat sich ereignet:
Nach Kol. 2, 15 hat Gott-Vater die Anfänglichen in einem Triumphzug öffentlich vorgeführt:
„L [Gott-Vater] hat die [Anfänglichen] und die Mächte völlig entwaffnet und sie öffentlich zur
Schau gestellt. In ihm [dem Christus und seinem Sterben am Kreuz] hat er den Triumph über
sie gehalten...“
Diese Herrschaften, die viele Menschen in Angst und Schrecken hielten, sind entwaffnet. Sie
wurden zur Schau gestellt. Gott hat in Christus über sie triumphiert.
Das ist eine herrliche heilsgeschichtliche Wendung. Denn welch unvorstellbare Angst hatten
Menschen vor diesen Mächten!? Die Angst ging so weit, dass man den Anfänglichen Kinder
opferte. Unschuldige Kinder wurden den Göttern „zuliebe“ abgeschlachtet. So opferten sie
dem Moloch! Und wer baute dem Moloch auch noch eine Höhe (=Platz zur Verehrung)? Salomo (1. Kö. 11, 7)! Was für eine Sünde.
Nun sind die Götter entwaffnet. Der Triumphzug erklärt auch, dass die gottfeindlichen Anfänglichen ihren Herrschaftsbereich im Himmel verlieren. Denn die gottfeindlichen Anfänglichen werden mitsamt der anfänglichen [archaios!] Schlange (dem Drachen, der auch Teufel
oder Satan genannt wird; Off. 12, 9; 20, 2) aus dem Himmel geworfen.
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Mehr noch. Es heißt im 1 Kor. 15, 24 ff. (revElb): „L dann das Ende, wenn er das Reich dem
Gott und Vater übergibt; wenn er alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht weggetan hat.
Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Als letzter Feind
wird der Tod weggetan [wörtl. unwirksam gemacht].“
Jesus Christus hat und wird alle Mächte unwirksam machen – darunter auch die Anfänglichen, die sich gegen Gott stellten. Mehr noch: Er wird auch sie in die Vollendungsziele mit
hinein nehmen.
Schlussgedanken
Was bedeutet das alles für uns?
1. Es gibt keinen Menschen, der seinen Ursprung nicht in der Liebe Gottes gehabt hätte. Gott ist der Impulsgeber, der alles andere initiiert. Bis in unser Leben hinein, bis in
die Geschichte der Menschen hinein – Gott ist aus Seiner Liebe heraus der Ursprung. Aus Seiner Liebe heraus zeugte er den Sohn. Aus dem Vater ist der Sohn,
aus dem Sohn ist das All. Und woher sind wir? Aus dem Christus. Wodurch sind wir,
was wir sind: Durch den Christus (1 Kor 8, 6). Und wohin gehen wir? In den Christus,
zu dessen Vervollständigung.
2. Christus hat in allem den Vorrang. Kol 1, 18: „Und er ist das Haupt des Leibes, der
Gemeinde. Er ist der Anfang [archä], der Erstgeborene aus den Toten, damit er in
allem den Vorrang habe;“
Das zeigt deutlich, wem wir gehören. Dem, der in allem den Vorrang hat. Wer ist unser Herr – ist er machtvoll? Er hat in allem den ersten Rang – unserem Herrn läuft
keine Macht den Rang ab!
3. Ich möchte ergänzend auf 1. Kor. 4, 9 hinweisen. Wir sind dem Kosmos, den Engeln
(den Anfänglichen) und den Menschen gegenüber Darsteller der Liebe Gottes und
seiner Gnade. Diese Darsteller-Aufgabe ist die einzige, die uns gegenüber den Engeln und dem Kosmos zukommt. Ich denke nicht, dass wir auch nur ein My (µ) zur
Rechtfertigung der Anfänglichen beitragen. Wir sind ein Brief des Christus, der gelesen werden kann (2 Kor 3, 3). Wir sind ein Schauspiel (theatron). Ich denke, dass die
Übertragung von 1. Kor 4, 9 auf uns zulässig ist, obwohl Paulus nur von den Aposteln
spricht: „Ldenn wir sind der Welt [Kosmos] ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln
[angelois] als <auch> Menschen [anthro´opois].“ Als Begnadete stellen wir das Erbarmen und die geschenkweise Rettung dar. Als Geliebte stellen wir die Agape des
Höchsten dar. Und das den Engeln gegenüber! Auch dem Vornehmsten aller Engel
9
gegenüber.
4. Wir sehen die Macht und die Majestät, die Würde und die Wirkkraft der Engel. Wir
reichen mit unseren menschlichen Kräften bei Weitem nicht an diese heran. Wer von
uns könnte sich mit Michael messen, der mit dem Teufel stritt? Niemand. Oder doch?
Der Hebräerbrief versichert uns: Gott hat sich in seinem Sohn Jesus Christus nicht
der Engel angenommen – sondern der Nachkommenschaft des Abraham (Heb. 2,
16). Christus hat sich meiner angenommen! Er wohnt in mir. Ich trage den Christus.
In ihm bin ich bereits jetzt geistlicherweise hineinversetzt in das Reich des Sohnes
(Kol. 1, 13)! Sind wir mehr als Engel? Ja, gewiss!
Wir haben einen herrlichen und machtvollen Herrn. Er ist Urheber und Vollender des Alls. Ihn
beten wir an.
Amen.
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