Abschlussbericht Wenn Daniel Düsentrieb Musik macht! Das Moving Solar Orchestra Medienwerkstatt Jens Carstensen Immanuel-Kant-Schule Flensburger Str. 10 27570 Bremerhaven Hauptschule / Offener Ganztag Kooperationspartner: Unerhört – Verein für Neue Musik e.V. Morgensternstr. 6 27580 Bremerhaven http://unerhoert.net Künstler: Ralf Schreiber, Hannes Hoelz , Video: Cengiz Kibaroglu, Martin Kemner Beteiligte Schüler: 1. Phase Dezember 2007 Klasse 8a Immanuel-Kant-Schule (19) Koop 8 Anne-Frank-Schule (5) Beteiligte Schüler: 2. Phase Oktober 2008 Klasse 8b Immanuel-Kant-Schule (26) Beteiligte Lehrkräfte: Frau Ahlgrim – Klassenlehererin, Arbeitslehre Frau Kedenburg – Klassenlehrerin der KOOP Herr Musal – Klassenlehrer Herr Carstensen – Fachlehrer Musik Ausgangsüberlegung Deutschland braucht Ingenieure und technisch versierte Facharbeiter. Im Leben und auch in der Schule ist Technik versteckt in „Black Boxes“. Allenfalls im Physikunterricht werden technische Verfahren angerissen. Technisches Spielen in Schulen als Motivation für spätere Begeisterung und Beschäftigung fürs Leben fristet – zumindest in der ImmanuelKant-Schule – weniger als ein Randdasein. Das Projekt „Wenn Daniel Düsentrieb Musik macht“ möchte exemplarisch ein Projekt für eine 8. und 9 Klasse der Schule starten, bei der einfache technische „Black Boxes“ geknackt werden und für ein musikalisches/künstlerisches Verfahren erkundschaftet werden. Singende Postkarten werden dann mit einfachem Fingerdruck zu musikalischen Synthesizern, Alte CD-Player können plötzlich mit der Hand bedient werden und verlocken zu musikalischen Spielen. Einfache elektronische Grundschaltungen entwickeln ein handhabbares Eigenleben. In der Schule werden neben 2 Projektphasen vorallem die Fächer Musik, Kunst, Physik und Arbeitslehre zusammenarbeiten. Außerdem werden wir zusätzlich im Rahmen unseres Ganztagschulangebotes einen Kurs „technisches Arbeiten“ anbieten. Wir werden uns mit Unterstützung von Technikern und Künstlern eine kleine Werkstatt für den „Mißbrauch von Alltags- und Unterhaltungselektronik“ einrichten. Begriffe wie Motoren, Schaltkreise, Transistoren, Kondensatoren, Widerstände werden nicht nur theoretisch behandelt, sondern anhand von Rekonstruktionen und Manipulation elektronischer Geräte nachvollzogen. Entsprechend werden wir an künstlerisch/musikalischen Verfahren der sogenannten „open circuits“ und „Crackle Boxes“ arbeiten, bei denen der Spieler direkt in die elektronischen Schaltkreise eingreift und durch minimae Stromleitung ueber seine Hautoberflaeche sozusagen Teil des Kreislaufs wird. In einem zweiten Schritt wollen wir die Stromversorgung unserer Objekte auf regenerative Energien (Wind,Sonne) umstellen. Die entstehenden künstlerischen Objekte und Instrumente werden zu einem Netzwerk verknüpft und in einem geeigneten Rahmen zum Abschluss vorgestellt (u.a. Schulkulturtage 2008). Wie bei unseren Projekten inzwischen üblich, haben wir selbstverständlich unsere Arbeit dokumentiert und unsere Erfahrungen und Ergebnisse auf unserer Schülerhomepage http://iks-medien.de/?page_id=1019 veröffentlicht. Aus dem Projekt-Tagebuch: „Deutschland braucht Ingenieure und technisch versierte Facharbeiter.“ Der Titel einer Radiosendung lieferte die Initialzündung. Neben meinem Beruf als Lehrer arbeite ich als Musiker mit elektronischer Musik. Zudem arbeite ich im Verein für Neue Musik-Unerhört mit. Dort haben wir die Idee des Projektes „Wenn Daniel Düsentrieb Musik macht“ aus der Taufe gehoben und weitere Künstler (Ralf Schreiber und Hannes Hölzl) angesprochen. Als Verein sind wir sehr daran interessiert, mit jungen Menschen „Neue Musik“ zu machen, Fragen nachzugehen zur Komposition und zur Distribution von Musik, Auftritte mit „Neuer Musik“ und jungen Künstlern zu organisieren und eben „Neue Musik“ als lebendige Praxis in Workshops in die Schule zu tragen. Dabei begleiten mich Fragestellungen, die ich in meiner mehrjährigen Zusammenarbeit als Komponist u.a. auch im Response-Projekt der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen entwickelt habe. (von Jens Carstensen) Die Werkstatt für den „Missbrauch von Alltags- und Unterhaltungselektronik“ an der Immanuel-Kant-Schule öffnet am Freitag, 7.12.2007 ab 10 Uhr ihre Türen. In dem von der swb-Bildungsinitiative geförderten Projekt „Wenn Daniel Düsentrieb Musik macht“ werden im Rahmen einer Projektwoche von Schülern der Klasse 8a kleine elektrische Klangmodule konstruiert, die mit Hilfe von Lichternergie zu einem Eigenleben erwachen. (aus der Pressemitteilung Dez. 2007) 1.Tag: Bereits nach weniger als 60 Minuten hören wir die ersten Module, die angetrieben von einem Tageslichtprojektor sich zu einem kleinen musikalischen Percussion-Ensemble verdichten. 2.Tag: Wir haben eine Schaltung hergestellt einen sogenannten “LED Suneater”. Er besteht aus einer Energiequelle – einer Solarzelleeinen Schaltkreis und einem Energieverbraucher dem Motor. Den Schaltkreis haben wir auf eine Platine gelötet, zwei Transistoren, zwei Widerstände, ein Kondensator und eine LED-Leuchte gehören dazu. Beim Löten hat sich Jennifer nur einmal am Lötkolben verbrannt. Bei 180°C – das tut weh! MERKE: Ein Lötkolben ist hinten kalt und vorne sehr heiß! „Dieser Gesang“ ist nicht der Klang den wir herstellen wollten. 3. und 4. Tag: Verfahren der Präsentation werden erarbeitet, Klänge installiert, Videos gedreht und Fotos und Texte für unsere Internetseite http://iks-medien.de aufbereitet. Am Computer werden alle Informationen aus Bild und Ton bearbeitet. Tageslichschreiber werden Bühnen für unsere Installationen aus Klang und Bild. Unsere Instrument fange an zu leben und ihren eigenen Klangkosmos zu entfalten. Klingeltöne für unser Handykonzert entwickelt und bearbeitet. Anschließen haben wir die Daten per Bluetooth auf die Mobiltelefone übertragen und unsere ersten Musikkonzepte realisiert. (aus dem Projekttagebuch) 5. Tag Präsentation „Es surrt, zirpt und piepst. Die ungewöhnlichen Geräusche kommen aus dem Musikraum der ImmanuelKant-Schule (IKS). Dort geben kleine Draht-Gebilde, die wie Insekten aussehen, exotische Laute von sich. Ihre Schöpfer: Schüler der IKS.“ (aus:„Schüler bauen singende Robo-Insekten“; Nordseezeitung Bremerhaven 08. Dez 2007) Besonderheiten: Musik selbst gelötet, da wird die Frage nach der Besonderheit eines Klanges gleich zweimal neu beleuchtet. 1. Die Bauteile elektronischer Schwingkreise werden entdeckt und hörbar gemacht. Und nur wenn man die richtige Verbindung zwischen diesen Bauteilen herstellt. Schwingkreis - Grundlage der elektronischen Musik praktisch gebaut. Und was passiert wenn sich die Lichtverhältnisse ändern und die Solarzelle den Schwingkreis moduliert? Fragen, Vermutungen, Versuche. 2. Und dann: 100 Töne und Geräusche und was wir uns dabei vorstellen: Man hört eine Trillerpfeife. Dann hört es sich an wie ein Triangel. Irgengwo singt ein Vogel. Das Geräusch hat Ähnlichkeit mit einer Meise oder mit einer Grille? Zusammen klingt es, als liefe man durch einen Wald. Es hört sich an wie Frühlingsquicken. Dann klingt es wie ein kaputter Motor, dann wie ein ganzes Schlagzeug-Orchester. Ein Wecker klingelt, eine Sirene ertönt. Es hört sich an, als ob jemand pfiffe. Manche hören Trommelgeräusche. Es zischt etwas, es piepst, es knallt. Eins klingt wie Herzklopfen. Das andere hört sich an wie Jazzmusik. Hat einer einen Klatschaffen aufgezogen? Irgendwo tickt eine Uhr. Das Mobiltelefon-Instrument mit Millionen von Schwingkreisen- und akustischem Signalgeber wird in der Präsentation tatsächlich zum Musikinstrument. Wir können unseren Klang mobil im Schulraum verteilen. (aus dem Projekttagebuch) Fotodokumentation: http://iks-medien.de/plogger/?level=collection&id=29 Anekdotisches: Mobiltelefone: In unserer Schule sind empfangsbereite Mobiltelefone nicht erlaubt. Da wir in unserem Projekt aber die coolsten und neusten Handyklingeltöne selbst programmiert und auf unsere Telefone überspielt haben, konnten wir für unsere Präsentation auf dem gesamten Schulgelände ein Telefonkonzert organisieren, bei dem wir uns nach einem Plan gegenseitig angerufen haben. Unsere Anrufpartner haben natürlich das Gespräch nicht angenommen. So haben wir einfach, schnell und kostenfrei unsere Musik auf dem Schulgelände verteilt. Am nächsten Tag kamen 12 Klassen zu unserer Präsentation.(von Moin) Wettlöten: Nachdem wir am ersten Tag gelernt haben zu löten hat unser Künstlerteam Ralf Schreiber und Hannes Hölzl am nächsten Morgen unsere Lehrerinnen Frau Ahlgrim und Frau Kedenburg sowie Herr Carstensen einmal wettlöten lassen. Dabei wurde jeder von einer Gruppe unterstütz. Frau Kedenburg hätte mit unserer Unterstützung gewonnen. Nur leider wurden da zwei Kabel vertauscht und es war nichts zu hören; (von Rebecca) Intermezzo: Zusammen mit dem Videokünstler Cengiz Kibaroglu haben wir im April 2008 mehrere kleine Filme für den Wettbewerb „Kinder zum Olymp!“ produziert. Unser Beitrag musste sich erst in der Endrunde knapp geschlagen geben. 2. Phase Projektwoche Oktober 2008 Die Klasse 8b mit dem Klassenlehrer Ulf Musal widmet sich zusammen mit Ralf Schreiber dem Bau von Elektroniken, die neben der Sonne/Licht auch vom Wind und sogar von Gemüse moduliert werden können. Am Ende der Woche baten wir dann zu einer Präsentation auf dem Schulhof der Immanuel-Kant-Schule. Unere Fragestellung: Wie klingt eine Kartoffel? Und wie unterscheidet sich der Sound der Äpfel von Birnen? Welchen Rhythmus hat eine Banane? Und wozu braucht eine Gemüseorchester Lichternergie? (Pressemitteilung) Die örtliche Presse hat sehr positiv über unser „Moving Solar Orchestra“ berichtet. Bei der Preisverleihung der „Energiesparer“ an unserer Schule haben wir vor zahlreichen Bremerhavener Schulleitern und Lehrern unser Projekt erklärt und präsentiert. Anschließend hatte alle Lehrer Gelegenheit, mit unseren Instrumenten zu spielen. Ebenfalls haben wir mit unseren Instrumenten und dem Künstler Ralf Schreiber einen Videofilm zum Auftakt unseres neuen Projektes „Wege in meine Stadt“ gedreht. Auf der Weserfähre nach Bremerhaven kann man unsere Instrumente im Wind hören und sehen. http://iks-medien.de/?page_id=1312 Wir haben uns mit unserem Projekt ebenfalls beim Hobbykunst Wettbewerb der swb in Bremerhaven beworben und dort einen 3. Platz für unseren Beitrag „Moving Solar Orchestra“ gewonnen. Wir haben die Gelegenheit genutzt, unsere Installation im Rahmen der Bremerhavener Schulkulturwoche „COOLTOUR 08“ im Kundencenter der swb in der Bürgermeister-Smidt-Straße vorzustellen. Jetzt arbeiten wir intensiv an einem Konzept, mit dem wir im März 2009 zusammen mit Musikern der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen im Rahmen von Response im Bremer Schlachthof auftreten werden.