Österreichisch-Iranische Gespräche - Institut für Religion und Frieden

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Österreichisch-Iranische Gespräche
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Montag, 31. Oktober 2016
Ein Bericht von Birgit FLECK, Studienpraktikantin am Institut für Religion und Frieden
Vom 19. bis 22. September 2016 veranstaltete das Institut für Religion und Frieden in Zusammenarbeit mit der JohannesMessner-Gesellschaft eine interreligiöse Konferenz zwischen katholischen Christen, orthodoxen Christen und schiitischen
Muslimen. Die Teilnehmer kamen aus dem Iran (Prof. Scheich Dr. Taher Amini Golestani, Prof. Mohammad Ali Savadi,
Dr. Mohsen Malekafzali und Dr. Seyyed Vahid Kashani), Rumänien (Dr. Ioan Moga), Deutschland (Prof. Armin Wildfeuer,
Prof. Harald Bergbauer und Prof. Theisen) und Österreich (Prof. Spindelböck, Prof. Michael Wladika und Pater Edmund).
Die Konferenz fand im Militärseelsorgehaus in der Stranzenberggasse 9b, im 13. Wiener Bezirk, statt.
Am ersten Tag der Konferenz (19. September) ging es um Anthropologie und Religionsgeschichte. Die Referenten
waren Prof. Spindelböck aus Österreich, Prof. Mohammad Ali Savadi aus dem Iran und Pater Edmund aus Österreich. Der
Vortrag von Prof. Spindelböck handelte über moralische Imperative bezüglich der Würde des Menschen. Er erklärte, dass der
Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde und dass die Menschen die Freiheit haben, nach der wahren
Religion zu suchen. Es gibt ein subjektives Recht, auf der Suche nach der Wahrheit zu sein. Prof. Spindelböck betonte,
dass die moralische Freiheit unserer Nachbarn respektiert werden sollte.
Prof. Mohammad Ali Savadi sprach über die Interpretation des Menschen im Islam. Er erklärte, dass Gott das
vollkommene Wesen ist; der Mensch hingegen ist nicht perfekt und braucht Offenbarung. Es gibt eine Beziehung
zwischen Intellekt und Offenbarung, das sind die beiden wichtigen Komponenten. Der Verstand ist klar und fähig zu
verstehen. Um mehr und mehr vollkommen zu sein (um mehr wie Gott zu sein) braucht der Mensch die göttlichen
Attribute. Nichts ist höher als Offenbarung. Prof. Savadi erklärte, dass es keine Art von Konflikt zwischen Intellekt und
Offenbarung gibt - wenn wir wissen, wie man sie verwendet, können wir Harmonie aus ihnen machen.
Pater Edmund hielt eine Präsentation über die Idee der Freiheit in der christlichen Tradition. Er sprach über die Befreiung
der Sklaven und den Unterschied zwischen der äußeren Freiheit und der inneren Freiheit. Anschließend erklärte er die
Unterscheidung zwischen natürlicher Freiheit und moralischer Freiheit in der christlichen Philosophie. Natürliche Freiheit ist
die Fähigkeit, Entscheidungen frei zu treffen. Moralische Freiheit kann durch unsere moralischen Entscheidungen erreicht
werden. Wenn wir Gott gehorchen, werden wir freier. Gott weiß, was gut und böse für seine Geschöpfe ist. Pater Edmund
erklärte, dass es in der modernen Kultur ein anderes Verständnis von Freiheit gibt: Die Menschen entscheiden, was gut
und was böse ist; jeder Mensch hat das Recht, für sich selbst zu entscheiden, was ihn glücklich macht. Pater Edmund
betonte, dass jede Abkehr von Gott mit einer falschen Vorstellung von Freiheit zu tun hat.
Am zweiten Tag der Konferenz (20. September) ging es um Philosophische Traditionen. Die Referenten waren Prof.
Michael Wladika aus Österreich, Dr. Mohsen Malekafzali aus dem Iran und Prof. Armin Wildfeuer aus Deutschland. Das
Thema der Präsentation von Prof. Michael Wladika war das Verhältnis von Naturrecht und positivem Recht. Er sprach über
das naturrechtliche Denken in der Geschichte der Philosophie und präsentierte antike Ideen, darunter Ansichten von Plato
und Aristoteles. Die Idee des Naturrechts machte die Diskussion über Menschenrechte möglich.
Dr. Mohsen Malekafzali sprach über die Quellen der Rechtsordnung im Iran. Es gibt drei Rechtsquellen, die wichtigste ist
der Heilige Koran. Der Heilige Koran spielt die Rolle der Verfassung. Die zweite Quelle sind die Lehren der Heiligen
Propheten und die dritte Quelle ist die Vernunft. Dr. Malekafzali erklärte, dass die Religion alle Bedürfnisse der Menschen
abdeckt. Daher sollte alles auf Offenbarung und Vernunft basieren.
Prof. Armin Wildfeuer referierte über die Spannung zwischen Theonomie und Autonomie. Es gab immer eine Spannung
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zwischen menschlicher Freiheit und Ordnung. Prof. Wildfeuer erklärte, welche philosophischen Entwicklungen zum
Aufstieg und Niedergang des naturrechtlichen Denkens in der westlichen Welt führten. Er sprach über die Veränderung des
Verständnisses von Vernunft und Ordnung in der westlichen Philosophie als metaphysischer Hintergrund des Aufstiegs
und Niedergangs des naturrechtsdenkenden Denkens. Prof. Wildfeuer stellte den Unterschied zwischen antiken,
mittelalterlichen und modernen Zeiten dar.
Die Referenten am dritten Tag der Konferenz (21. September) waren Dr. Seyyed Vahid Kashani und Prof. Mohammad
Ali Savadi aus dem Iran und Prof. Harald Bergbauer aus Deutschland. Dr. Seyyed Vahid Kashani hielt einen Vortrag über
die Gott-orientierte Theorie in der Sinnhaftigkeit des Lebens. Er erklärte verschiedene Theorien und Ansichten über die
Sinnhaftigkeit des Lebens, einschließlich der naturalistischen Theorie, der übernatürlichen Theorie und der Gott-orientierten
Theorie. Nach der Gott-orientierten Theorie neigt die menschliche Natur zur Vollkommenheit und zum Glück.
Sinnhaftigkeit kann durch die Kommunikation mit Gott gewonnen werden.
Prof. Mohammad Ali Savadi sprach über das Verhältnis von Staat und Religion im Islam. Prof. Savadi erklärte, dass es im
Islam eine Einheit von Staat und Religion gibt; sie können nicht getrennt werden. Religion ist universell und deckt alle
Bedürfnisse der Menschheit. Er argumentierte, dass wir den Ursprung des Konflikts - den Missbrauch von Religion und
Unwissenheit - kennen und Missetäter beseitigen sollten. Es gibt nur Konflikte, wenn die wahre Religion fehlt. Wenn die
verschiedenen Religionen zusammenarbeiten, wäre die Menschheit gerettet. Wenn alle Menschen der Religion folgen,
würden wir in Harmonie leben. Prof. Savadi betonte, dass die heiligen Propheten und die göttlichen Bücher gemacht
wurden, um uns zu vereinigen.
Prof. Harald Bergbauer referierte über das Verhältnis von Staat und Religion in Europa. Seine Präsentation war in drei Teile
gegliedert. Zuerst sprach er über zentrale Ereignisse in der Geschichte, darunter die Ideen Martin Luthers, den Frieden
von Westfalen, den Frieden von Augsburg, die Aufklärung und die Französische Revolution. Er erklärte, wie Religion mehr
und mehr eine private Angelegenheit wurde und wie der säkulare Staat entstand. Anschließend referierte Prof. Bergbauer
über das aktuelle Verhältnis von Staat und Religion. Er erklärte das Prinzip der Religionsfreiheit in Europa - dass Menschen
das Recht haben, Religion zu praktizieren, Religion zu wechseln und keine Religion zu haben. Der letzte Punkt seiner
Präsentation war das Verhältnis von Staat und Religion in Deutschland. Er erklärte einige Teile der deutschen Verfassung
und des Grundgesetzes.
Am letzten Tag der Konferenz (22. September) referierten Dr. Ioan Moga aus Rumänien, Prof. Scheich Dr. Taher Amini
Golestani aus dem Iran und Prof. Theisen aus Deutschland. Dr. Ioan Moga von der rumänisch-orthodoxen Kirche hielt
einen Vortrag über den Dialog und die Zusammenarbeit mit dem Islam. Er sprach über den Dialog zwischen orthodoxen
und muslimischen Gelehrten in der Geschichte und die Bedeutung des interreligiösen Dialogs. Der Dialog sei der einzige
Weg, um Probleme zu lösen und deshalb sollten wir den interreligiösen Dialog unterstützen. Dr. Moga erklärte drei orthodoxe
Ansätze zum interreligiösen Dialog. Er argumentierte, dass interreligiöser Dialog mehr über Spiritualität sprechen sollte und
dass wir einander im Zeichen der spirituellen Erfahrung begegnen sollten.
Prof. Scheich Dr. Taher Amini Golestani sprach über den Dialog mit Christen im Modell des Propheten Muhammad. Er
erklärte den islamischen Begriff "da'wa", der eine religiöse Einladung zum Dialog darstellt. Es ist ein anderes Wort für
friedliche Kommunikation. Er betonte, dass die Muslime in Frieden und Harmonie leben sollen. Als historisches Beispiel
zitierte er die Verfassung von Medina, die vom Propheten Muhammad entworfen wurde. Dr. Golestani stellte einige
wichtige Verse des Heiligen Korans vor, die den Wert der Christen für die Muslime betonen. Am Ende seiner Präsentation
sprach er über seine Erfahrungen im interreligiösen Dialog mit Christen und über die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden
Religionen.
Prof. Theisen hielt die letzte Präsentation der Konferenz über die Koexistenz von Zivilisationen. Die These von Prof.
Theisen ist, dass wir einen Kampf der Zivilisationen haben. Er sagt, dass wir eine neue Weltordnung brauchen, eine
multipolare Weltordnung. Die verschiedenen Kulturen, Religionen und politischen Systeme müssen respektiert werden.
Wir müssen Pluralismus akzeptieren, verschiedene Zivilisationen müssen koexistieren. Das Hauptargument von Prof.
Theisen ist, dass wir Koexistenz zwischen Staaten und politischen Systemen, Kooperation zwischen funktionalen
Systemen (Kunst, Bildung, Wirtschaft, ...) und Austausch zwischen Individuen brauchen. Die Zusammenarbeit sollte nur
zwischen funktionalen Systemen und Einzelpersonen erfolgen. Für eine Politik der Koexistenz müssen wir die Unterschiede
respektieren.
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