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Ströme lebendigen Wassers
Predigt zu Johannes 7, 38b von Pfarrer H.-J. Kopkow am 29. Oktober 2006
Jeder weiß, wie es ist, wenn man Durst hat. Es kommt selten
vor. Aber wir kennen es:
Da möchte man nichts anderes als Wasser - und davon ganz
viel. Wasser zum Trinken. Wasser zum Erfrischen. Wasser zum
Waschen. In solchen Momenten spüren wir, wie sehr wir das
Wasser zum Leben brauchen.
Was können wir froh und dankbar sein, dass es bei uns
ausreichend regnet. In Israel ist das anders. Dort regnet es in den
Sommermonaten überhaupt nicht. Viele Quellen versiegen.
Wasser wird zur kostbaren Mangelware.
Zur Zeit Jesu feierte man so etwas wie ein Wasserfest. Man
betete um Regen. Man dankte Gott für das Wasser und für alles,
was durch das Wasser wurde.
Am letzten Tag solch eines Festes stellte sich Jesus vor die
Menge und rief: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von
dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Auf ihren Durst angesprochen, hörten sie ihm zu. Die einen
dachten nur an richtiges Wasser und fragten sich, wie Jesus das
wohl machen wollte. Schließlich war er kein Wasserverkäufer.
Und er hatte ja auch gar kein Wasser dabei.
Was konnte mit diesen Strömen lebendigen Wassers gemeint
sein?
Meine Gedanken dazu gehen in drei Richtungen:
Erstens: Was Jesus da sagte, ist im übertragenen Sinn zu
verstehen. Es geht um den Durst nach Leben, wie ihn wohl jeder
Mensch kennt.
Die ihm zuhörten, wussten durchaus etwas anzufangen mit den
Psalmen, wo es heißt: "Meine Seele dürstet nach Gott. Wie der
Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so schreit meine Seele,
Gott, zu dir."
Auch uns heutige Menschen quält oft genug so ein Durst nach
mehr. Sicher: Viele würden von sich nicht sagen, nicht sagen
können, es dürste sie nach Gott.
Und doch – und darum geht es hier - ist der Durst nach Leben,
nach Kraft, nach Sinn, nach Tiefe, nach Energie nichts anders als
der Durst nach Gott.
An dieser Stelle bringt sich Jesus ins Gespräch: Wer ihm
vertraut, der wird seinen Durst nach Leben, seinen Durst nach
Gott stillen können.
Und mehr als das: Dem Durstenden wird nicht nur versprochen,
den eigenen Durst stillen zu können.
Nein. Er wird bildlich gesprochen überfließen. Er wird Wasser,
also Leben die Fülle haben. Ein eben noch ein Verdurstender
wird selbst zum übersprudelnden Brunnen.
Und so strömt es durch ihn hindurch weiter – zu denen, mit
denen er es zu tun hat.
„Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib
werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Zweitens: Ich habe an anderer Stelle schon einmal darüber
gesprochen, dass ich bei der Formulierung „Ströme lebendigen
Wassers“ an Tränen denken muss.
Es ist doch so: Wenn mich das, was ich höre oder sehe oder zu
spüren bekommen, wirklich tief drinnen berührt, dann werden
meine Augen wie von allein feucht.
Dann spüre ich, wie sich Tränen einen Weg bahnen, die davon
zeugen, wie intensiv ich gerade lebe und die Freude oder den
Schmerz erlebe.
Wir sagen von uns, dass wir an Jesus glauben. Aber glauben
wir so an ihn, dass immer wieder passiert, was Jesus uns hier in
Aussicht stellt?
„Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib
werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Berühren uns Glaube, Liebe, Hoffnung so tief hier drinnen, dass
wir feuchte Augen bekommen?
Wenn nicht, könnte es damit zusammenhängen, dass wir uns
das mit Jesus und dem Glauben, der Liebe und der Hoffnung in
seinem Sinne doch irgendwie auf Abstand halten,
gewissermaßen auf Sicherheitsabstand.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Es geht mir nicht um die Frage,
ob wir einen richtigen oder falschen Glauben haben.
Es geht mir um die Frage, ob uns das mit dem Glauben so
berührt, dass schon mal Tränen fließen?
Neulich habe ich das bei einem Menschen tatsächlich einmal
gesehen. Ich fand das sehr bewegend.
Drittens: Jesus geht es um das Wasser. Er benutzt es als Bild,
wenn er sagt: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von
dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Aber wie das so ist: Manchmal ist man zu schnell bei dem
Vergleich, also bei dem, worum es eigentlich zu gehen scheint.
Und dann bemerkt man nicht, welch ein Licht auf das Gemeinte
durch die Verwendung gerade dieses Bildes fällt. Es geht wie
gesagt um „Ströme lebendigen Wassers“
Bei einer Taufe bin ich auf den Japaner Masaru Emoto
aufmerksam gemacht worden. Der hat entdeckt, das Wasser
sozusagen lebt, dass es Gefühle hat und Botschaften vermitteln
kann. Das klingt – ich weiß – wenn man das das erste Mal hört,
unglaublich.
Und doch: Dieser Masaru Emoto und viele andere
Wissenschaftler mit ihm haben in unzähligen Versuchen und mit
Fotos geradezu bewiesen, dass es stimmt: Wasser lebt, fühlt,
denkt. Wasser ist lebendig, lebendiges Wasser, eben Ströme
lebendigen Wassers.
Um das ein wenig anschaulich zu machen: die Wissenschaftler
rund um Masaro Emoto haben ihre Erkenntnisse dadurch
dokumentiert, dass sie verschiedenste Wässerchen so gefrieren
ließen,
dass
es
möglich
wurde,
die
entstandenen
Wassereiskristalle zu fotografieren.
Wie das aussieht, haben Sie vor Augen, wenn sie an
Schneeflocken denken. Sie sehen wunderbar aus – und jede
sieht anders aus.
Die Wissenschaftler haben nun festgestellt, dass das Wasser
von sich aus immer schöne Eiskristalle ausbildet. Es sei denn –
und da wurde es spannend – man nimmt Einfluss auf das
Wasser.
So konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Eiskristalle von
verschmutztem Wasser wirklich krank bzw. zerstört aussehen.
Das leuchtet unmittelbar ein.
Geradezu unglaublich ist allerdings, dass die Eiskristalle eines
Wassers, das man böse beschimpft, ihre Schönheit auch verloren
haben und so hässlich aussahen, wie die Worte, die man dem
Wasser gesagt hatte.
Man stellte fest, dass sich die Gefühle, mit denen man dem
Wasser begegnet oder sich ihm näherte, im Wasser bzw. in den
fotografierten Eiskristallen widerspiegeln.
Das Wasser zeigt, welchen Worten, Gefühlen, Gedanken oder
Tönen es ausgesetzt war. Sie sollten mal in dies Buch schauen,
wie ein Wasserkristall aussieht, das Mozart gehört hat, und wie
eins aussieht, dass heavy metall gehört hat.
Nur soweit. Wenn es Sie interessiert: Schauen Sie sich das
Buch doch nachher ruhig mal an.
So betrachtet fällt vom Wasser selbst ein neues Licht auf die
Worte Jesu: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von
dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Wenn Jesu Worte, die wir lesen oder hören, denen wir uns
aussetzen, eine ähnliche Wirkung haben sollten, dann werden
Sie uns wie das Wasser verändern.
Und was immer wir sind, was immer wir von uns halten und
über uns denken: Seine Worte, er selbst wird dafür sorgen, dass
das Wasser in uns, dass wir selbst in unvorstellbarer Weise
lebendig werden, so lebendig, dass nicht nur unser eigener Durst
nach Leben und Gott gestillt wird.
Nein: Er wird uns so lebendig machen, dass wir geradezu
überfließen und zum Brunnen für andere werden. Was er uns
schenkt, wird durch uns hindurch zu denen strömen, denen wir
begegnen.
„Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib
werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Was für eine Verheißung. So möge es sein. Mögen Ströme
lebendigen Wassers fließen. Amen.
In der Wüste der Angst,
in der Dürre der Einsamkeit,
umgeben von Steinen der Verzweiflung,
rissig geworden,
ausgetrocknet,
tot,
ohne Hoffnung auf Leben,
abgeschnitten von der Quelle,
dürstend nach Wasser,
schreie ich zu Gott:
Lass Tau vom Himmel fallen,
schick einen Regen,
sende Wasser,
nur ein schmales Rinnsal,
lass mich nicht verdursten.
Und er verspricht:
Schau nicht auf die Wüste,
sieh nicht auf die Dürre.
Nicht nur Tau und Regen,
nicht nur Tropfen und Rinnsal warten auf dich.
Fülle will ich schenken,
Quellen sollen hervorbrechen,
Ströme sollen fließen,
Ströme des Lebens.
Und Neues beginnt,
wächst aus verkrusteter Erde.
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