Solarthermische Kraftwerke werden für die Energiewende keinen Beitrag leisten Klaus Hassmann, Cluster Energietechnik Kraftwerke, in denen die Sonneneinstrahlung zur Stromerzeugung genutzt wird, gibt es seit Jahrzehnten. Der Autor gehörte in den 1980er Jahren einer Arbeitsgruppe an, die im Auftrag des Forschungsministeriums beurteilen sollte, ob die Bundesrepublik ihr Engagement an den Entwicklungsarbeiten im Solarthermie-Testfeld im südspanischen Almeria verlängern soll – das „ja“ fiel einstimmig aus. Es war bereichernd, sich ausgehend vom den damaligen Erkenntnissen auf den neuesten Stand zu „googeln“. Es war immer schon klar, in Deutschland macht mangels auskömmlicher SonnenEinstrahlung die solarthermische Stromerzeugung keinen Sinn – dazu muss man in den Sonnengürtel der Erde ausweichen. Für Deutschland war wegen der Geographie Nordafrika mit seinen solaren Bedingungen ein bevorzugtes Ziel. Dort die Kraftwerke zu bauen und den Strom mit Hochspannungs-Gleichstrom-Technik nach Deutschland zu transportieren erschien erfolgversprechend. In Studien wurde dieses Konzept als technisch und wirtschaftlich attraktiv beurteilt. Das alles geschah in einer Zeit, als es in den nordafrikanischen Ländern noch keine politisch/religiösen Turbulenzen gab. Die Lage in diesen Regionen hat sich in der Zwischenzeit dramatisch zugespitzt. Trotzdem lohnt es sich, die Technik zu beleuchten – die Situation kann sich wieder beruhigen und Investoren könnten solche bilateralen Vorhaben wieder ins Auge fassen. Prinzipiell unterscheidet man 2 Typen von Solarkraftwerken, die Farm und den Turm. Bei der Farm konzentrieren parallel geschaltete Parabolrinnenkollektoren die Sonneneinstrahlung auf ein in der Brennlinie geführtes Absorberrohr; dabei handelt es sich um rinnenförmig gewölbte Spiegel, die eine Länge von bis zu 150 Meter erreichen können. Das Rohr enthält ein Wärmeträgermedium, in der Regel ein Thermoöl. Auch Wasserdampf kann verwendet werden; dem Autor sind noch Laborergebnisse aus den 80ern in Erinnerung, nach denen es bei plötzlichen Ausfall der Einstrahlung zu Kondensationsvorgängen gekommen ist, die den Wärmekreislauf massiv gestört haben. Dieses Problem wird man in der Zwischenzeit gelöst haben. Der direkte Wasser-Dampfkreislauf hat wirtschaftlich, aber auch thermodynamisch Vorteile, da damit mit maximal 500 °C um ca 100 °C höhere Prozesstemperaturen erreicht werden. Der Wärmeträger wird im Kreislauf geführt; in den Rinnenkollektoren wird er aufgeheizt; er gibt seine Wärme in einem Wärmetauscher (bei Dampf als Wärmeträger entfällt diese Komponente) an einen Wasser-Dampfkreislauf ab und wird danach wieder dem Spiegelsystem zugeführt. Mit dem erzeugten Dampf wird über die Komponenten Dampfturbine/Generator Strom erzeugt. die Abwärme wird in einem Kondensator abgegeben und das Speisewasser wieder dem Wärmetauscher zugeführt. Für so ein „Wüstenkraftwerk“ muss Infrastruktur, ähnlich wie bei einem fossilen Kraftwerk vorhanden sein; vor allem die Kondensator-Kühlung ist essenziell – Wasser ist nötig; die Alternative bei Wassermangel ist die Trockenkühlung. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch der Wasserbedarf für die Reinigung der Spiegel – Sand, luftgetragen ist in solchen Regionen häufig eine Plage. Zur besseren Solarernte sind die Spiegel einachsig drehbar konstruiert und folgen dem Sonnengang. Der Solarturm ist ebenfalls ein Dampfkraftwerk; jedoch wird bei diesem Typ die Solarstrahlung über zahlreiche am Boden montierte, der Sonne nachgeführte Einzelspiegel (im Fachjargon Heliostate) auf einen auf der Turmspitze montierten zentralen Absorber (Receiver) konzentriert. Dort entstehen aufgrund der Bündelung der Sonneneinstrahlung hohe Temperaturen, die aus Materialgründen für eine technisch sinnvolle Nutzung auf ein Niveau von um die 1300 °C begrenzt werden müssen. Als Wärmeträgermedien kommen flüssiges Nitratsalz, Wasserdampf oder Heißluft infrage. Der elektrische Wirkungsgrad liegt wegen der hohen oberen Prozesstemperatur über dem der Solarfarm. Mit dem Turm kann, wie schon bei der Farm beschrieben, Strom entweder über die klassischen Kraftwerks-Komponenten Dampfturbine/Generator, bei Luft als Speichermedium aber auch mit einer Gasturbine erzeugt werden. Bei letzterer ist die Brennkammer der am Turm installierte Absorber; die heiße, im Gasturbinenverdichter aufgeladene Luft wird in den Receiver geführt, dort solar aufgeheizt und in der Gasturbine entspannt. Die bei der Rinne beschriebene Wasserproblematik am kalten Prozessende sowie das Reinigungsthema gelten auch beim Turm. Mit der Turmtechnologie kann auch Prozesswärme auf einem sehr hohen Temperaturniveau gewonnen werden. Der Wikipedia-Eintrag zum Thema Solarthermie enthält eine Liste der in Betrieb befindlichen Kraftwerke. Sie konzentriert sich auf Spanien und die USA. Vereinzelt gibt es Anlagen auch in anderen Ländern; in Deutschland steht eine Versuchsanlage. In Spanien ist die Technologie vom Typ her breit gestreut. Zum Einsatz kommen 19 Anlagen an 14 Standorten; die Farm ist mit 16 Anlagen und ca 900 MW Leistung deutlich in der Überzahl; deren Inbetriebnahme erfolgte zwischen 2009 und 2012; alle „Farmen“ werden mit Thermoöl betrieben. Es wurden ab 2007 auch 3 Turmanlagen gebaut, die in Summe mit einer Leistung von 50 MW mit Salz, Dampf und Gas als Wärmeträger betrieben werden. Damit weist die Anwendung in Südspanien eine beträchtliche technische Varianz auf, die einen guten Vergleich der Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Typen ermöglicht. Aus dem Betrieb dieser kommerziellen Kraftwerke in Spanien und diverser Versuchsanlagen, wie der in Deutschland, sind technische und wirtschaftliche Verbesserungen zu erwarten; die solarthermische Stromerzeugung könnte dadurch an Attraktivität gewinnen. In USA ist es ausschließlich der Typ Solarfarm mit insgesamt 500 MW Leistung. In einer anderen, aktuelleren, weniger detaillierten Projektliste wird im Bereich größer/ gleich 50 MW weltweit eine installierte Leistung von 2723 MW angegeben; auf Spanien entfallen 1550, auf die USA 1023 MW. Interessant auch, dass unter „geplant“ weltweit 630 MW ausgewiesen werden, davon jedoch keine Anlage mehr in USA und Europa. Das Datenmaterial lässt keinen belastbaren Rückschluss auf die Jahresbenutzungsstunden zu. Schätzwerte für die Jahres-Stromproduktion sind ausgewiesen; daraus lassen sich im Mittel über den Kraftwerkspark in Spanien etwas über 2000 VolllastStunden rückrechnen. Für USA ergeben sich nach derselben Methode etwas niedrigere Werte. Einige Anlagen werden alternativ mit Erdgas betrieben; dieser Anteil ist nicht bekannt; ein Rückschluss auf die solare Ernte ist daher nicht möglich. Es gibt neben den oben beschriebenen Haupttypen noch eine große Zahl von Varianten der solarthermischen Stromgewinnung sowohl in der Anlagengestaltung als auch in der Anwendung mit und ohne integrierte Wärme-Speicherung zum Ausgleich bei Sonnenausfällen. Sie alle zu beschreiben würde das Anliegen der Artikelserie deutlich übersteigen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass solarthermische Kraftwerke eine erprobte Technologie darstellen, die im Sonnengürtel der Erde das Potential hätte, Strom in sehr großem Umfang zu wirtschaftlich attraktiven Kosten zu erzeugen. In erster Linie Entwicklungsländer liegen in dieser Region. Dass die Umsetzung dort nicht gelingt, liegt vor allem daran, dass die erforderliche Infrastruktur aufgebaut werden müsste; dafür fehlt das Geld genauso wie die politische Stabilität und der Wille, den für eine Steigerung der Lebensqualität der Bevölkerung wichtigen Schritt zu tun.