Ideologische Grundlagen des NS 1. „Was der Mann an Opfern bringt im Ringen seines Volkes, bringt die Frau an Opfern im Ringen um die Erhaltung dieses Volkes in den einzelnen Fällen. Was der Mann einsetzt an Heldenmut auf dem Schlachtfeld, setzt die Frau ein in ewig geduldiger Hingabe, in ewig geduldigem Leid und Ertragen. Jedes Kind, das sie zur Welt bringt, ist eine Schlacht, die sie besteht für das Sein oder Nichtsein ihres Volkes.*…+ Denn gerade dadurch haben wir die neue nationalsozialistische Volksgemeinschaft gefestigt, daß wir in Millionen von Frauen treueste fanatische Mitkämpferinnen erhielten. Kämpferinnen für das gemeinsame Leben im Dienste der gemeinsamen Lebenserhaltung.“ In dieser Rede von 1934 formuliert Hitler das NS-Frauenbild. Erklären Sie die Stellung der Frau in der NS-Gesellschaft . 2. Sehen Sie sich die beiden Wahlzettel zu Reichstagswahl 1933 an. Was ist zwischen März und November passiert? 1 3. Beschreiben Sie antisemitische Stereotype anhand des Kinderbuches, das Sie in der Sektion „Rassenpolitik“, Judenverfolgung und Völkermord finden. Wie schätzen Sie die Wirkung solcher Darstellungen auf Kinder ein? Welche Ziele könnte das nationalsozialistische Regime mit Büchern wie diesem verfolgt haben? 4. Aus den Erinnerungen Marta Appels, der Frau eines Dortmunder Rabbiners, 1940/41: „*…+Mit jedem Tag der Naziherrschaft wurde die Kluft zwischen uns und unseren Mitbürgern weiter. Freunde, mit denen wir lange Jahre hindurch freundschaftlich verbunden waren, kannten uns nicht mehr. Plötzlich stellten sie fest, dass wir eben doch anders waren als sie. Natürlich waren wir anders, denn wir trugen das Stigma des Nazihasses, wir wurden verfolgt 2 und gejagt wie Wild. Durch die prominente Stellung meines Mannes waren wir ständig gefährdet. Oft ließ man uns Warnungen zukommen, dass wir nicht nach Hause gehen sollten. Aber wohing wir auch gingen, es gab für uns keine Sicherheit mehr. *…+Schon lange bevor es uns von den Nazis verboten worden war, hatte ich darauf verzichte, ein Theater oder ein Kino zu besuchen, weil ich es einfach nicht ertragen konnte, zwischen Menschen zu sitzen, die uns haßten.*…+“ Was bedeute diese Ausgrenzung aus der „Volksgemeinschaft“ für die Menschen in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft. Wie erfolgte die Ausgrenzung? Informieren Sie sich dazu auf den Tafeln in der Sektion Rassenpolitik. 5. Gehen Sie in die Sektion 2.Weltkrieg: Dort finden Sie auf der linken Seite 6 Karten zum Kriegsverlauf 1939-1945. Sehen Sie sich die Karte von 1941 mit den tatsächlichen Grenzen des Deutschen Reichens an. Auf der rechten Seite finden Sie eine Karte, die die Vorstellung vom „Großgermanischen Reich deutscher Nation“ zeigt. Dieser Plan wurde 1941/42 von Heinrich Himmler entwickelt. Welche Auswirkungen hätte die Verwirklichung des Plans gehabt? 3 Arbeitsaufgaben Wehrmacht und Nationalsozialismus 1. Eid der Bundeswehr: „Ich schwöre (Wehrpflichtige: Ich gelobe), der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“ Wehrmachtseid: „Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, dass ich dem Führer des deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht, unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“ Vergleichen Sie den Eid der Bundeswehr mit dem Wehrmachtseid. Was fällt Ihnen daran auf? 2. a.) Lesen Sie die folgenden Feldpostbriefe und unterstreichen Sie rassistische Ausdrücke und Vorurteile der Soldaten. 7. Juli 1941: Jetzt bin ich schon zwei Tage hier auf russischem Boden und morgen geht es wahrscheinlich wieder weiter ostwärts. Die Spuren des Krieges sind zum Teil sehr starke. In den Städten besteht die Bevölkerung meist zu 50 bis 80 Prozent aus Juden. Da bekommt man einen Begriff von den Angehörigen des auserwählten Volkes. Die Juden sind es auch, die beim Begehen von Scheußlichkeiten an Ukrainern führend waren. Und mancher deutsche Soldat fiel der Hinterhältigkeit dieser Schmutzfinken zum Opfer. Wir Deutsche haben deshalb keinen Grund, mit diesen Kreaturen schonend umzugehen. Sie gelten deshalb augenblicklich nicht mehr soviel wie bei uns ein Hund. Für uns Soldaten ist das verständlich. 4 Sammlung Sterz, Württembergische Landesbibliothek / BfZ, zit. nach Humburg, M.: Das Gesicht des Krieges. Feldpostbriefe von Wehrmachtssoldaten aus der Sowjetunion, Opladen 1998, S. 198. 7. August 1941: Im ganzen kämpft der Russe also recht zäh. Wir haben das selbst an der Stalinlinie erlebt. Man kann seiner Artillerie nur ein gutes Zeugnis ausstellen. Die Rohheit allerdings, die der Russe immer wieder zeigt, lässt sich nur aus der Verhetzung erklären. Es ist ein Volk, das langer und guter Schulung bedarf, um Mensch zu werden. […]. Zit. nach: Buchbender.O. / Sterz, R. (Hrsg.): Das andere Gesicht des Krieges, München 1983, S. 76 3./4. August 1941: […] Dieser Krieg gegen diese Untermenschen ist fast vorbei. Es ist fast eine Beleidigung, wenn man bedenkt, dass uns russische Trunkenbolde auf den Hals gehetzt werden […] Sie sind Halunken, der Abschaum der Erde. Natürlich sind sie uns deutschen Soldaten in keiner Weise gewachsen. Nicht einmal die größten Panzer können sie schützen […] Diese erbärmlichen Horden auf der anderen Seite sind nichts anderes als Verbrecher, die nur der Alkohol und eine drohend an den Kopf gehaltene Pistole antreibt. […] Jeder hier, selbst ein Zweifler, weiß heute, dass der Kampf gegen diese Untermenschen, die von den Juden bis zu Raserei aufgehetzt wurden, nicht nur nötig war, sondern auch gerade zum rechten Zeitpunkt kam. Unser Führer hat Europa vor dem sicheren Untergang bewahrt. Zit. nach: Fuchs Richardson, H. / Showalter, D. (Hrsg.): Sieg Heil! War letters of tank gunner Karl Fuchs 1937-1941, Hamden/Conn. 1987, S. 232, 238. Dezember 1941: Armes, unglückliches russisches Volk! Wer kann sich des Mitleids erwehren? […] Unsagbar ist seine Not und herzbewegend sein Elend. Kann denn kein Komitee im ‚hochkultivierten‘ Europa, das doch mit so großer Überheblichkeit auf den Russen herabsieht, hier aus reiner Menschlichkeit Hilfe bringen, das Gewissen der Welt aufrütteln, dass der Mensch als Mensch behandelt wird? […] Welch ein unseliger Krieg ist dieses Menschenmorden im Osten Europas! Ein Frevel an der Menschheit! Zit. nach: Latzel, K.: Deutsche Soldaten – nationalsozialistischer Krieg? Kriegserlebnis – Kriegserfahrung 19391945, Paderborn 1998, S. 147. 29. Oktober 1941: […] Der Krieg hier in Russland ist ein ganz anderer als sonst in einem Staat. Das sind keine Menschen mehr, sondern wilde Horden und Bestien, die durch den Bolschewismus in den letzten 20 Jahren so gezüchtet wurden. Ein Mitleid in diesen Menschen darf man nicht aufkommen lassen, denn sie sind alle sehr feige und hinterlistig […]. Zit. nach: Buchbender, O. / Sterz, R. (Hrsg.): Das andere Gesicht des Krieges, München 1983, S. 85. 5 b.) Erörtern Sie, ob auch die Bezeichnung „der Russe / die Russen“ abwertend ist. Vergleichen Sie diesen Ausdruck mit anderen Kollektivbezeichnungen. 3. Gehen Sie in die Sektion „Rassenpolitik“. Judenverfolgung und Völkermord. Warum wird der Krieg gegen die Sowjetunion als Vernichtungskrieg bezeichnet? 6 4. Generaloberst Halder am 30.März 1941: „Wir müssen von dem Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken. Der Kommunist ist vorher kein Kamerad und nachher kein Kamerad.“ Diskutieren Sie diese Aussage und zeigen Sie mithilfe der Ausstellung Beispiele der Ausführung auf: 5. Warum entsprach der Krieg gegen die Sowjetunion nicht den Genfer Konventionen? Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen vom 27.6.1929 Artikel 2 Die Kriegsgefangenen unterstehen der Gewalt der feindlichen Macht, aber nicht der Gewalt der Personen oder Truppenteile, die sie gefangen genommen haben. Sie müssen jederzeit mit Menschlichkeit behandelt und insbesondere gegen Gewalttätigkeiten, Beleidigungen und öffentliche Neugierde geschützt werden. Vergeltungsmaßnahmen an ihnen auszuüben ist verboten. Artikel 3 Die Kriegsgefangenen haben Anspruch auf Achtung ihrer Person und ihrer Ehre. (…) Artikel 4 7 Der Staat, in dessen Gewalt sich die Kriegsgefangenen befinden (Gewahrsamsstaat), ist verpflichtet, für ihren Unterhalt zu sorgen. (…) Artikel 11 Die Verpflegung der Kriegsgefangenen hat in Menge und Güte derjenigen der Ersatztruppen gleichwertig zu sein. Die Gefangenen erhalten außerdem die Hilfsmittel, um sich die zu ihrer Verfügung stehenden Zusatznahrungsmittel selbst zuzubereiten. Trinkwasser ist ihnen in genügender Menge zu liefern. Der Tabakgenuß ist erlaubt. (…) 8 Arbeitsaufgaben Gefolgschaft und Widerstand 1. Gehen Sie in die Sektion Widerstand. Was geschah am 20. Juli 1944? 2. Lesen Sie die vorgesehene Regierungserklärung Stauffenbergs und fassen Sie die wesentlichen Ziele der geplanten neuen Regierung zusammen. 1. Erste Aufgabe ist die Wiederherstellung der vollkommenen Majestät des Rechts. Die Regierung selbst muss darauf bedacht sein, jede Willkür zu vermeiden, sie muss sich daher einer geordneten Kontrolle durch das Volk unterstellen. (...) Die Sicherheit der Person und des Eigentums werden wieder gegen Willkür geschützt sein. Nur der Richter darf nach dem Gesetz in diese persönlichen Rechte des Einzelnen, die für den Bestand des Staates und für das Glück der Menschen unerlässlich sind, eingreifen. Die Konzentrationslager werden aufgelöst, die Unschuldigen entlassen, Schuldige dem ordentlichen gerichtlichen Verfahren zugeführt werden. (...) 2. Wir wollen die Moral wiederherstellen, und zwar auf allen Gebieten des privaten wie öffentlichen Lebens. Die Korruption ist in unserem früher so reinen Volk von hohen und höchsten Würdenträgern in einem bisher in der Welt nicht dagewesenen Umfang großgezogen (...) Zur Sicherung des Rechts und des Anstandes gehört die anständige Behandlung aller Menschen. Die Judenverfolgung, die sich in den unmenschlichsten und unbarmherzigsten, tief beschämenden und gar nicht wieder gut zu machenden Formen vollzogen hat, ist sofort eingestellt. (...) Wir empfinden es als eine tiefe Entehrung des 9 deutschen Namens, dass in den besetzten Gebieten hinter dem Rücken der kämpfenden Truppe und ihren Schutz missbrauchend, Verbrechen aller Art begangen sind. Die Ehre unserer Gefallenen ist damit besudelt. (...) 4. Die zerbrochene Freiheit des Geistes, des Gewissens, des Glaubens und der Meinung wird wiederhergestellt. (...) 12. Wir haben vor diesem Kriege gewarnt, der so viel Leid über die ganze Menschheit gebracht hat, und können daher in Freimut sprechen. (...) Wir waren und sind der Ansicht, dass es andere Möglichkeiten gab, unsere Lebensinteressen sicherzustellen. Verlangt die nationale Würde von uns zurzeit den Verzicht auf bittere Anklage, so werden wir doch dafür sorgen, dass auch hier die Verantwortlichen, soweit es Deutsche sind, zur Rechenschaft gezogen werden. So notwendig dies ist, wichtiger ist, dass wir dem Frieden zustreben. (...)" 3. Zu Ehren der Opfer des 20. Juli findet jedes Jahr ein feierliches Gelöbnis der Bundeswehr statt. Die Bundeswehr beruft sich also in ihrem Traditionsbild auf den Geist des 20. Juli. Warum? 10 4. Diskutieren Sie das Verhältnis zwischen dem Umgang der Bundeswehr mit dem 20. Juli und dem Wehrstrafgesetz und Art. 20 GG. Wehrstrafgesetz § 20 Gehorsamsverweigerung (1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren wird bestraft, 1. Wer die Befolgung eines Befehls dadurch verweigert, dass er sich mit Wort oder Tat gegen ihn auflehnt, oder 2. Wer darauf beharrt, einen Befehl nicht zu befolgen, nachdem dieser wiederholt worden ist. (2) Verweigert der Täter in den Fällen des Absatzes 1, Nr. 1 den Gehorsam gegenüber einem Befehl, der nicht sofort auszuführen ist, befolgt er ihn aber rechtzeitig und freiwillig, so kann das Gericht von Strafe absehen. § 22 Verbindlichkeit des Befehls; Irrtum (1) In den Fällen der §§ 19 bis 21 handelt der Untergebene nicht rechtswidrig, wenn der Befehl nicht verbindlich ist, insbesondere wenn er nicht zu dienstlichen Zwecken erteilt ist oder die Menschenwürde verletzt oder wenn durch das Befolgen eine Straftat begangen würde. Dies gilt auch, wenn der Untergebene irrig annimmt, der Befehl sei verbindlich. (…) Artikel 20 des Grundgesetzes (1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. (2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus (…) (3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden. (4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. 11 12